Land der tausend Abenteuer
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Über dieses E-Book
Wer ist der geheimnisvolle Flynn, dem Danielle ständig bei ihren Recherchen zu einer brisanten Story begegnet? Als sie im Regenwald der Spur einer mysteriösen Kommune folgt, wird sie von bedrohlich aussehenden Männern umstellt. Mitten unter ihnen - Flynn...
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Buchvorschau
Land der tausend Abenteuer - Elizabeth Oldfield
IMPRESSUM
Land der tausend Abenteuer erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1995 by Elizabeth Oldfield
Originaltitel: „Imperfect Stranger"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe
Band 1097 - 1996 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Sabine Buchheim
Umschlagsmotive: Ikunl / GettyImages
Veröffentlicht im ePub Format in 08/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733779658
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, BIANCA, JULIA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
„Es gibt zwei Jahreszeiten im Regenwald: die nasse Periode und die noch nassere Periode, erklärte der Reiseleiter, als die Fähre ablegte, um gemächlich das in der Sonne glitzernde braune Wasser des Daintree River zu überqueren. Er kicherte über seinen eigenen Scherz, bevor er fortfuhr: „Jetzt im November beginnt die nassere Jahreshälfte – oder zumindest sollte sie das.
Der junge Australier schob seinen breitkrempigen Hut in den Nacken und betrachtete den wolkenlosen blauen Himmel. „Der letzte länger anhaltende Regen liegt nun schon zwei Jahre zurück und …"
Während er sich ausführlich über die Gefahren der andauernden Trockenheit ausließ, wanderte Danielles Blick müßig über die kleine Fähre, auf der sich ungefähr zehn Fahrzeuge befanden. Die meisten Passagiere hatten ihre Autos verlassen und genossen den Sonnenschein. Ein Mann am Bug weckte Danielles Neugier. Er war um die dreißig und trug eine Sonnenbrille. Die Arme über der Brust verschränkt, lehnte er an einem verbeulten, staubbedeckten Jeep. Der blauschwarze Schimmer auf seinen Wangen bewies, dass er sich seit mindestens zwei Tagen nicht rasiert hatte. Glänzendes schwarzes Haar ringelte sich über den Kragen seines marineblauen Polohemdes. In der ausgeblichenen Jeans und den abgetragenen Stiefeln wirkte der Mann durchtrainiert und stark.
Unwillkürlich beschleunigte sich Danielles Pulsschlag. Fasziniert setzte sie ihre Musterung fort. Mit den hohen Wangenknochen, der breiten Stirn, dem wohlgeformten Mund und der markanten Nase war er ein ausgesprochen attraktiver Mann. Leider waren seine Augen hinter der Sonnenbrille verborgen.
Er schien zu spüren, dass er beobachtet wurde, denn nach ein oder zwei Minuten drehte er den Kopf und sah unverwandt in Danielles Richtung.
Sie schluckte. Heiße Röte stieg ihr in die Wangen. Obwohl die Augen des Mannes nicht zu erkennen waren, verriet seine Körpersprache, dass er ihren Blick kühl und herausfordernd erwiderte. Er wusste also, dass sie ihn angestarrt hatte. Energisch rief sie sich zur Ordnung. Nach nur einem Tag in der brütenden Hitze von Nord-Queensland war sie auf dem besten Weg, den Verstand zu verlieren. Dabei entsprach es überhaupt nicht ihrer Art, fremde Männer zu beäugen. Normalerweise war es genau umgekehrt. Außerdem waren derart ungeschliffene Diamanten nicht ihr Typ. Danielle bevorzugte kultivierte, wohlerzogene Männer.
Sie beschloss, dass ein höfliches Lächeln die beste Möglichkeit sei, sich vor weiteren Peinlichkeiten zu bewahren. Er würde es erwidern, und sie konnte sich scheinbar gelangweilt abwenden. Sie hob leicht die Mundwinkel, doch der Mann verzog keine Miene. Ihr Lächeln verflog. Wenn sie sonst Angehörige des anderen Geschlechts anlächelte, erntete sie stets die gleiche – entzückte – Reaktion. Die abweisende Haltung dieses Fremden ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er immun war gegen ihren Charme.
Unwillkürlich straffte Danielle die Schultern. Sie war eine unabhängige, weltgewandte, intelligente junge Frau und würde sich nicht von diesem arroganten Hinterwäldler beleidigen lassen. Auch wenn die Versuchung noch so groß war, sie würde ihre eigene Sonnenbrille, die in ihren blonden Locken steckte, nicht aufsetzen. Und sie würde sich nicht umdrehen. Sie hatte ihn angeschaut – na und? Das war schließlich nicht verboten. Abgesehen davon war es durchaus denkbar, dass er sie lediglich an jemanden erinnert hatte.
Mit stolz erhobenem Kinn begegnete Danielle dem unsichtbaren Blick hinter den dunklen Sonnengläsern. Der Mann war plötzlich zu einem Gegner geworden, und sie beabsichtigte, diesen stummen Zweikampf zu gewinnen. Sie würde nicht nachgeben. Nach einer kleinen Ewigkeit, wie es ihr schien, machten sich die ersten Zweifel in ihr breit. Warum, um alles in der Welt, hatte sie sich auf ein derart kindisches Spiel eingelassen? Was wollte sie damit beweisen? Sie überlegte fieberhaft, wie sie sich möglichst würdevoll aus der Situation retten könnte, als der Mann sich aufrichtete. Mit einem Gesicht, als wäre er eines ungezogenen Kindes überdrüssig, öffnete er die Tür des Jeep und schwang sich auf den Fahrersitz. Die Tür schlug mit einem lauten Knall zu. Danielle ballte die Hände zu Fäusten. Obwohl er sich zurückgezogen hatte, war sie es, die verloren hatte.
„Auch wenn Sie sich natürlich keinen Regen während Ihres Aufenthaltes wünschen, so benötigt doch die ganze Region dringend Niederschläge." Die Stimme des Reiseführers riss Danielle aus ihren Betrachtungen.
„O ja … natürlich", sagte sie lächelnd.
Sie hatte ihren Wagen hinter einem Minibus mit japanischen Touristen geparkt, die einen Tagesausflug unternahmen. Als sie aus dem Landrover geklettert war, um sich die Beine zu vertreten, hatte der Busfahrer die Gelegenheit genutzt, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Phil, so hatte er sich vorgestellt, war sichtlich angetan, mit seinem Wissen zu glänzen. Danielle schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Dieser junge Mann war gewiss nicht so unhöflich oder arrogant, sich einfach von ihr abzuwenden – ganz im Gegensatz zu einem gewissen anderen Gentleman, dachte sie verärgert.
„Welches Hotel haben Sie gebucht?", fragte Phil.
„Das Fan Palms Lodge", antwortete sie.
„Die Einrichtung ist ein bisschen schlicht, aber das Personal ist dafür sehr freundlich. Es wird Ihnen dort gefallen", erklärte er.
„Ich hoffe es."
Eine Sekretärin der Zeitung, für die sie arbeitete, hatte die Reservierung vorgenommen. Danielle wusste nur, dass die Ferienanlage aus Holzbungalows unter Palmen bestand und mehrere Meilen von der Küste entfernt war. Was meinte Phil mit „ein bisschen schlicht"? Nun, vermutlich war es klüger, sich nicht näher danach zu erkundigen.
„Sie haben noch ein paar Stunden Fahrt durch den Regenwald vor sich, fügte Phil hinzu. „Glücklicherweise ist die Straße zur Lodge kürzlich erst asphaltiert worden.
Danielle warf einen skeptischen Blick auf den von ihr gemieteten Landrover. „Fein. Was für Menschen leben eigentlich im Regenwald?" Es war eine gute Gelegenheit, mit dem Sammeln von Informationen zu beginnen.
Phil schob grinsend seinen Hut in den Nacken. Manchmal langweilten ihn die ständigen Fragen der Touristen beinahe zu Tode. Diesem Mädchen hier hätte er stundenlang über die Gegend erzählen können. Sie war eine echte Schönheit. Schulterlanges weizenblondes Haar, große blaue Augen und zwei bezaubernde Grübchen, wenn sie lächelte. Und was ihre Figur betraf, die von dem weißen Minirock und dem gelb-weiß gestreiften Top betont wurde … von ihren langen Beinen ganz zu schweigen.
„Nun, zunächst einmal Leute wie ich, die vom Tourismus leben. Widerstrebend riss er sich von Danielles Anblick los. „Außerdem ein verschrobener Schriftsteller, ein Naturforscher, ein Filmemacher und ein oder zwei Maler.
Obwohl Danielle sich fest vorgenommen hatte, den Jeep und dessen Besitzer von nun an zu ignorieren, wanderte ihr Blick unwillkürlich in diese Richtung. Auf der Fahrerseite war das Fenster heruntergekurbelt, sodass sie die Schulter und den Arm des Mannes erkennen konnte. Der Arm war muskulös und mit dunklen Härchen übersät, die in der Sonne glitzerten. Arme wie dieser hatten in früheren Zeiten Entermesser geschwungen oder die Zügel eines temperamentvollen Pferdegespannes gehalten.
„Maler?, wiederholte sie. „Wie interessant.
„Es gibt dort draußen auch ein paar recht wilde Typen", fuhr Phil fort.
Der Mann bewegte seine Hand und lenkte so ihre Aufmerksamkeit auf seine Finger. Es waren starke Finger, die zweifellos in allem, was sie taten, geschickt waren, ob sie nun Holz bearbeiteten, einen Angelhaken aus einem Fisch entfernten – oder eine Frau streichelten. Hastig konzentrierte Danielle sich wieder auf ihren Begleiter. Was war nur los mit ihr? Ein Blick auf einen nackten Männerarm, und sie erging sich in den absurdesten Fantasien!
„Wild?"
„Nun, Hippies, arme Schlucker, Versager, berichtete Phil. „Wir nennen sie die Wilden.
„Warum?" Danielles Neugier war geweckt.
„Weil sie von der Fürsorge leben und manchmal unberechenbar sind. Nördlich vom Daintree River ist die ideale Gegend, um unterzutauchen. Manche Leute kommen hierher, weil sie die Vergangenheit hinter sich lassen möchten oder vor irgendetwas davonlaufen. Er deutete auf die Anlegestelle am Ufer. „Wir sind da. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt. Wer weiß, vielleicht sehen wir uns mal wieder
, fügte er hoffnungsvoll hinzu.
„Vielleicht, meinte Danielle betont vage, denn an einer flüchtigen Affäre hatte sie kein Interesse. Sie kletterte in den Landrover. „Machen Sie’s gut.
Als Erster verließ der staubbedeckte Jeep die Fähre. Er fuhr die Straße hinauf und verschwand zwischen den dichten Bäumen. Danielle runzelte die Stirn. Der Dreitagebart des Mannes und sein ramponiertes Fahrzeug ließen vermuten, dass der Fremde kein Urlauber war. Handelte es sich etwa um eine der gescheiterten Existenzen, die Phil erwähnt hatte? Allerdings hatte er einen energiegeladenen, autoritären Eindruck vermittelt, und seine Sonnenbrille war ein exklusives Ray-Ban-Modell gewesen.
Ungeduldig klopfte Danielle auf das Lenkrad. Vergiss die Sache, befahl sie sich insgeheim. Und vergiss vor allem Mr. Macho. Mochte er auch das attraktivste männliche Wesen sein, das ihr je begegnet war, sie würde den Teufel tun und sich nicht weiter um ihn kümmern.
Ein Wagen nach dem anderen fuhr an Land. Phil drückte zum Abschied auf die Hupe, und Danielle antwortete. Plötzlich erstarb der Motor des Landrovers. Als sie ihn endlich wieder gestartet hatte, war sie allein.
Die schmale Straße lag im Schatten gewaltiger Baumkronen. An ihrem Rand wuchsen Riesenfarne, Schlingpflanzen und Palmen. Zunächst konzentrierte Danielle sich ganz auf die kurvenreiche Strecke, doch als sie merkte, dass sie mit keinem nennenswerten Gegenverkehr rechnen musste, entspannte sie sich zunehmend. Sie hatte Zeit, über die Sinnlosigkeit ihrer Reise nachzudenken.
Daheim in London hatte sie begeistert die Chance ergriffen, als ihr angeboten wurde, drei Monate lang für „The Hour, die australische Ausgabe ihres Zeitungsverlages zu arbeiten. Wie hatte sie auch ahnen sollen, dass sie sich vierzehn Tage später in der tropischen Wildnis von Queensland wiederfinden würde. Wütend umklammerte sie das Lenkrad. Das war einfach nicht fair. Sie war eine erfahrene Journalistin – und zwar eine verdammt gute. Es wäre ihre Aufgabe gewesen, den politischen Kolumnen der „Hour
ein bisschen mehr internationales Flair zu verleihen, aber hatte Clive Bredhauer ihre Fähigkeiten gewürdigt und genutzt? Nein. Stattdessen hatte er Danielle einen Tag, bevor sie ihr erstes Interview mit einem australischen Regierungsmitglied führen sollte, in sein Büro gerufen. Angeblich gab es Gerüchte über eine geheime Marihuanaplantage im Norden, denen sie nachgehen sollte. Sofort. Keine Widerrede, Püppchen. Also hatte sie das Interview notgedrungen einem männlichen Kollegen überlassen müssen, der zudem eine Schwäche für anzügliche Witze hatte, und war fünfzehnhundert Meilen an die sogenannte „Wilde" Küste geflogen. Danielle verzog angewidert die Lippen. Sie war absolut nicht begeistert, in die Einöde geschickt zu werden, sie wollte in Melbourne sein, wo etwas los war. Dort gehörte sie hin. Das hatte sie sich verdient.
„Die letzte Beschlagnahmung von Marihuana liegt über zwei Jahre zurück, hatte ihr der diensthabende Beamte erklärt, als sie am Morgen pflichtschuldigst die örtliche Polizeistation aufgesucht hatte. „Seither kursieren immer wieder einmal Gerüchte darüber, aber wir haben keinen einzigen Beweis dafür gefunden.
Danielles dunkelblaue Augen funkelten. Die logische Schlussfolgerung aus diesen Informationen war, dass in dieser Gegend seit einiger Zeit keine Drogen mehr angebaut wurden. Und falls sich wider Erwarten dennoch eine Story daraus ergab, so hatte diese mit Sicherheit keinen politischen Hintergrund. Die Wahrheit war, dass