Dr. Laurin 64 – Arztroman: Dr. Laurins kranke Nichte
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»So trübsinnig, Leon?«, fragte Dr. Petersen, als der Chefarzt Dr. Laurin aus dem Untersuchungsraum kam. »Manchmal haut es mich einfach um, Lars«, erwiderte der erfahrene Arzt kopfschüttelnd. »Einwandfrei Bauchhöhlenschwangerschaft, und weißt du, was die Patientin mir sagte, als ich es ihr so behutsam wie möglich beibringen wollte? Sie hätte das Kind sowieso nicht gewollt, hat sie gesagt. Nun hätte sie ihrem Mann wenigstens den guten Willen bewiesen.« »Ist sie sich denn nicht klar, dass sie in Lebensgefahr schwebt?«, fragte Lars Petersen entsetzt. »Nicht die Spur.« Die Patientin hieß Hildegard Bruhn, und ihr Mann war Monteur in den Kayser-Werken. Dr. Petersen musste ihm dann sehr deutlich sagen, dass seine Frau in Lebensgefahr schwebte. In einem solchen Fall gab es nichts zu beschönigen. »Gott im Himmel, hätte sie dann doch lieber noch die Pille genommen«, stammelte er. »Das habe ich doch nicht ahnen können. Sie wollte ja nicht so schnell ein Kind.
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Dr. Norden
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Buchvorschau
Dr. Laurin 64 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 64 –
Dr. Laurins kranke Nichte
Patricia Vandenberg
»So trübsinnig, Leon?«, fragte Dr. Petersen, als der Chefarzt Dr. Laurin aus dem Untersuchungsraum kam.
»Manchmal haut es mich einfach um, Lars«, erwiderte der erfahrene Arzt kopfschüttelnd. »Einwandfrei Bauchhöhlenschwangerschaft, und weißt du, was die Patientin mir sagte, als ich es ihr so behutsam wie möglich beibringen wollte? Sie hätte das Kind sowieso nicht gewollt, hat sie gesagt. Nun hätte sie ihrem Mann wenigstens den guten Willen bewiesen.«
»Ist sie sich denn nicht klar, dass sie in Lebensgefahr schwebt?«, fragte Lars Petersen entsetzt.
»Nicht die Spur.«
Die Patientin hieß Hildegard Bruhn, und ihr Mann war Monteur in den Kayser-Werken. Dr. Petersen musste ihm dann sehr deutlich sagen, dass seine Frau in Lebensgefahr schwebte. In einem solchen Fall gab es nichts zu beschönigen.
»Gott im Himmel, hätte sie dann doch lieber noch die Pille genommen«, stammelte er. »Das habe ich doch nicht ahnen können. Sie wollte ja nicht so schnell ein Kind. Später mal, hat sie immer gesagt. Du wolltest ein Kind, nun kriegst du ein Kind, hat sie gesagt, und ich denke gar nicht daran, mit der Arbeit aufzuhören. Wir wollten uns noch soviel anschaffen. Und sie war doch immer so gesund.«
Er redete wie ein Wasserfall. Aber Dr. Petersen konnte ihm nicht länger zuhören, denn er wurde im Operationssaal gebraucht.
Sie taten alles, was noch in ihrer Macht stand. Sie konnten nur mit Entsetzen feststellen, wie schlimm es da drinnen in der Bauchhöhle aussah und staunen, wie die Frau die Schmerzen ertragen hatte, die sie unweigerlich gehabt haben musste, aber ihr Leben war nicht mehr zu retten. Sie war einfach viel zu spät in die Klinik gekommen. Zurück blieb ein ratloser Mann, der sich noch selbst Schuld gab, weil er so gern ein Kind haben wollte.
Dr. Laurin grübelte noch lange darüber nach, wie sie da vorhin hereinspaziert kam, schon mit starken Blutungen und doch noch mit einem triumphierenden Lächeln, weil sie wohl nun sicher sein konnte, das ungewollte Kind zu verlieren. Ganz gewiss hatte sie nicht geahnt, dass sie dabei auch ihr Leben verlieren würde.
»Ein furchtbarer Fall«, sagte Dr. Lars Petersen betroffen.
»Ja, so was ist mir auch noch nicht passiert«, sagte Leon. Wie es nun auch sein mochte, auf Seiten des Mannes die hilflose Verzweiflung, auf Seiten der Schwangeren die Verachtung, ihm war wieder mal bewusst geworden, dass ihm Grenzen gesetzt waren.
Nach solchen Erlebnissen fand er nur in seinem harmonischen Familienleben einen Ausgleich, bei seiner Frau Antonia, seinen vier Kindern, die doch nur ein Teil dieser ganzen großen Familie, die so eng zusammenhielt, waren.
Er fuhr heim, ahnungslos, dass auch dieses harmonische Familienleben bald durch ein unerwartetes Ereignis erschüttert werden würde.
*
»Herrgott, können wir froh sein, dass wir kein schwarzes Schaf in der Familie haben.«
Das hatte Leon Laurin an jenem Abend zu Antonia gesagt, und schon zwei Tage später versetzte Teresa Kayser ihre Familie in helle Aufregung.
Sie hatte einen Brief erhalten, der in holprigem Deutsch geschrieben war, aus Südafrika kam und ihre ganze heile Welt so ins Wanken brachte, dass sie die gesamte Familie zusammentrommelte, obgleich ihr Mann, Professor Joachim Kayser, begütigend gemeint hatte, dass man sich doch darüber nicht so aufzuregen brauchte.
Aber Teresa regte sich auf, und die Familie versammelte sich am Abend in der Villa Kayser.
Diesmal nur die engste Familie, die mit dem Namen Laurin verbunden war.
»Teresa, was ist denn nun eigentlich los?«, fragte Leon, als Teresa wirres Zeug durcheinander redete, aus dem niemand einen Sinn entnehmen konnte. »Du bist ja völlig aus dem Häuschen.«
»Ich weiß auch nicht, warum sie sich wegen dieses Briefes so aufregt«, sagte Joachim gemächlich.
»Die Vergangenheit wird lebendig, meine lieben Kinder«, sagte Teresa leicht theatralisch.
»Lieber Leon, liebe Sandra, ihr wart kleine Kinder, als eure Eltern in Afrika tödlich verunglückten. Es waren damals schwere Zeiten. Unser ältester Bruder Rudolf war bereits nach Amerika ausgewandert. Von ihm hatten wir nichts mehr gehört. Die letzte Nachricht über ihn bekam ich dann allerdings doch von eurem Vater. Herrgott, jetzt muss ich doch tatsächlich all die alten Papiere herauskramen«, stöhnte sie.
»Welche Nachricht bekamst du, Teresa?«, fragte Leon.
»Leon, er hieß genau wie du, schrieb, dass er Rudolf in Kapstadt getroffen hätte, dass sie womöglich gemeinsam etwas unternehmen würden. Er wolle das alles mit mir persönlich besprechen, denn selbstverständlich solle ich nicht allein in Deutschland zurückbleiben. Eure Mutter war von den Plänen eures Vaters anscheinend gar nicht begeistert. Sprechen konnten wir nicht mehr miteinander. Eure Eltern kamen bei dem Flugzeugunglück um, und …«, sie schluchzte leise auf, »ich war dann mit euch allein.«
»Es ist lange her, Teresa«, sagte Sandra tröstend. »Du hast wunderbar für uns gesorgt, und wir haben an diese Zeit schon gar keine Erinnerung mehr.«
»Rudolf ist erst vor ein paar Jahren gestorben. Er hat drei Kinder hinterlassen. Er hat sich nie darum gekümmert, was aus euch geworden ist.«
»Das soll auch bei anderen Verwandten der Fall sein. Sie drücken sich gern vor der Verantwortung. Du hast dich nicht gedrückt, Teresa, und wir sind doch eine sehr glückliche Familie allesamt.«
»Aber jetzt machen sich diese Ableger von Rudolf plötzlich bemerkbar«, warf Joachim Kayser ein. »Sie bringen sich in Erinnerung. Darum geht es doch in diesem Brief.«
»Vielleicht beschäftigen sie sich als Hobby mit Familienforschung«, sagte Andreas Brink spöttisch.
»Ich kann darüber nicht lachen«, sagte Teresa mit bebender Stimme. »Ich hatte zwei Brüder. Zu Rudolf hatte ich nie ein besonderes Verhältnis, weil er kaum daheim war. Außerdem war er fünfzehn Jahre älter als ich. An Leon hing ich sehr, und auch Melanie mochte ich gern, und ihr wart doch mein Ein und Alles.«
Leon und seine Schwester Sandra umarmten sie gleichzeitig.
»Und für uns warst du auch unser Ein und Alles«, sagten sie wie aus einem Mund. »Was sollen wir uns über ferne Verwandte aufregen, die uns innerlich ganz fremd sind!«
»Ja, dann werde ich euch mal den Brief vorlesen«, seufzte Teresa auf, nachdem sie ihre Fassung zurückgewonnen hatte:
»Sehr verehrte Tante Teresa,
es ist sehr wunderlich für Euch, zu hören von Verwandten aus fernem Südafrika. Es war schwer für uns, in Erfahrung zu bringen, wo Dads Schwester lebt, doch vernommen haben wir mit Freuden, dass sie ist gut verheiratet mit einem Professor. Unser Dad, Rudolf Laurin, ist verstorben vor vier Jahren. Er sprach viel von Bruder Leon und Schwester Teresa, und wir fanden nun in alten Kisten manche interessanten Papiere. Unser Dad heiratete spät. Ich, mein Name Gerald, bin fünfunddreißig Jahre, Catherine zweiunddreißig und Sharon achtundzwanzig. Wegen Sharon liegt mir viel am Herzen, denn sie leidet an perniziöser Anämie. Wir sind nicht sehr vermögend, aber wir werden alles Geld aufbringen, um Sharon nach Germany zu schicken, und setzen unsere Hoffnung auf Tante Teresas Mann, der Arzt ist, wie wir haben erfahren. Es war ja so, dass unser Dad hat seinem Bruder Leon gegeben Geld, zu kaufen das Land, wo er sich niederlassen wollte. Bekommen hat er es nie zurück.