Verbotene Sehnsucht nach dem Herzog
Von Jessica Gilmore
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Als illegitime Tochter des Königs von Asturia muss Clemence ein Leben fern des Hofes führen. Bis ihre Halbschwester Prinzessin Arrosa jäh eine Auszeit braucht. Spontan beschließen die beiden, für ein paar Tage zu tauschen. Niemand wird es merken, schließlich sehen sie sich täuschend ähnlich! Doch dann taucht der umwerfend attraktive Herzog Akil unangekündigt im Palast auf. Vom ersten Augenblick an verzehrt Clemence sich nach seinen Küssen. Aber Akil ist tabu! Er ist längst ihrer Schwester versprochen …
Jessica Gilmore
Jessica Gilmore hat in ihrem Leben schon die verschiedensten Jobs ausgeübt. Sie war zum Beispiel als Au Pair, Bücherverkäuferin und Marketing Managerin tätig und arbeitet inzwischen in einer Umweltorganisation in York, England. Hier lebt sie mit ihrem Ehemann, ihrer gemeinsamen Tochter und dem kuschligen Hund – Letzteren können die beiden Katzen, die auch noch zur Familie gehören, jedoch nicht ausstehen. Obwohl Jessica immer sehr eingespannt ist, schreibt sie so viel sie kann. Sie verkriecht sich auch gerne selbst hinter einem Buch, um zu entspannen. Wenn sie gerade mal nicht arbeitet, liest, schreibt oder vergeblich versucht, das Haar ihrer Tochter zu zähmen und zu einem perfekten Ballerina-Dutt hochzustecken, plant sie am liebsten Urlaube, die sie eines Tages machen möchte. Bis sie ihre Traumreiseziele selbst entdecken kann, nutzt sie diese Orte für ihre Romane. Ihre beliebten Sommerromanzen versprühen nicht nur Sonne im Herzen, sondern regen zu tiefen Emotionen und so manchem Lacher an.
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Buchvorschau
Verbotene Sehnsucht nach dem Herzog - Jessica Gilmore
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2022 by Jessica Gilmore
Originaltitel: „Cinderella and the Vicomte"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 032023 02/2023
Übersetzung: Pia Pfänder
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 02/2023 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751518338
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
„Denn niemals gab es ein so herbes Los als Julias und ihres Romeos."
Für einen Moment blieb das Publikum ganz still, dann brach tosender Applaus über sie herein wie die Wellen, die hinter ihr ans Ufer schlugen. Eine Sekunde lang blieb Clemence Beaumont regungslos liegen. Immer noch durchströmten sie die täuschend echt wirkenden Gefühle.
Als sie langsam in die Wirklichkeit zurückkehrte, hob sie den Kopf und nahm die ausgestreckte Hand ihres Schauspielpartners Ed. Er zog sie auf die Füße, und zusammen mit den anderen Schauspielern gingen sie zum Rand der halbrunden Bühne und verbeugten sich vor der jubelnden Menge.
Lächelnd richtete sie sich wieder auf. Zum ersten Mal, seit sie die Bühne betreten hatte, nahm Clem die Zuschauer wahr.
Für eine Amateuraufführung, die nur von Spenden finanziert wurde, war das Freilufttheater ungewöhnlich voll besetzt. Als neue Jubelschreie erklangen, verbeugte Clem sich wieder.
Jetzt erkannte sie in der Menge einzelne Personen: ihre beste Freundin Sally, die also doch einen Babysitter gefunden hatte. Mrs. Atkins, ihre Lieblingsgrundschullehrerin, die sie anstrahlte. Weiter hinten nickte ihr Mr. Reynolds anerkennend zu. Ihr ehemaliger Englischlehrer verehrte Shakespeare und versuchte, diese Leidenschaft an seine Schüler weiterzugeben. Dort saß ihre Nachbarin Trinny, wie immer tadellos gekleidet. Weiter rechts ihre Schwester …
Moment. Ihr Blick glitt zurück. Ihre Schwester? Arrosa war hier in Cornwall? Wie hatte sie es geschafft, zu entkommen? Nicht nur das, anscheinend war sie sogar alleine …
Obwohl Clem wusste, dass Henri nicht weit weg sein konnte, entdeckte sie den Leibwächter ihrer Schwester nirgendwo. Seit zehn Jahren war Arrosa nicht mehr ohne seinen Schutz aus dem Haus gegangen.
Obwohl Arrosas Gesicht regelmäßig die Titelblätter und Klatschseiten der Zeitschriften zierte, schienen ihre Sitznachbarn sie nicht zu erkennen. Wahrscheinlich dank des breitkrempigen Huts und der riesigen Sonnenbrille. Doch Clem hätte ihre Schwester in jeder Verkleidung erkannt, denn jeden Morgen sah ihr aus dem Spiegel ein täuschend ähnliches Gesicht entgegen. Die Schwestern hatten vieles gemeinsam: die charakteristische Nase, die hohen Wangenknochen, die kleinen Grübchen und die haselnussbraunen Augen unter den langen Wimpern.
Aber während Arrosa eine Prinzessin war und die legitime Tochter des Königs Zorien von Asturia, war Clem das Ergebnis einer Affäre. In seinem Auslandsjahr hatte ihr Vater mit ihrer Mutter eine Affäre gehabt, aus der ein Kind hervorgegangen war – Clem.
Die asturische Hälfte ihrer Familie wusste nichts von ihrer Existenz, ebenso wenig wie der Rest des Landes, das ihr Vater regierte. Ein Land, das Clem noch nie betreten hatte.
Erneut verbeugte sie sich, aber das Lächeln auf ihrem Gesicht fühlte sich eingefroren an, und ihre Gedanken waren nicht mehr bei der Aufführung. Was, um alles in der Welt, machte ihre Schwester hier?
Natürlich hatte Clem ihr eine Einladung geschickt, aber sie hätte nicht damit gerechnet, dass Arrosa wirklich kommen würde. Sie hatte noch nie eine von Clems Aufführungen besucht. Für sie war es schwer, dem Palast zu entkommen.
Nach einer Weile ebbte der Applaus ab, und die Schauspieler verließen die Bühne.
„Alle hierher, rief Ed. Er legte seiner besseren Hälfte Tom einen Arm um die Schulter. „Clem? Bereit zu feiern?
„Nicht, dass ich keine Lust hätte …", begann sie.
Eds Miene wurde weich. „Du warst heute Abend sensationell, Clem, und das solltest du feiern. Ich weiß, es ist nicht dasselbe, aber deine Mutter würde es sich wünschen."
Simone Beaumont war für viele der Aufführungen im Dorf verantwortlich gewesen. Sie hatte das Team angeleitet, das das heruntergekommene Freilufttheater wieder in eine wunderschöne Bühne verwandelt hatte, und auch eigenhändig bei der Renovierung mitgearbeitet.
Wäre ihre Mutter noch am Leben gewesen, hätte sie immer noch gegen den Investoren gekämpft, der das geliebte Dorftheater in eine Touristenattraktion verwandeln wollte. Simone Beaumont hatte sich immer für die Schwächeren und Unterdrückten eingesetzt. Früher hatte es Clem wütend gemacht, dass ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse immer wieder hinter dem neuesten Projekt ihrer Mutter zurückstehen mussten, doch jetzt hätte sie alles dafür gegeben, noch einmal in die Küche zu kommen und zu sehen, wie ihre Mutter eins ihrer Plakate anfertigte. „Rettet die Robben!", „Rettet die Vögel!", „Reinigt das Abwasser!", „Rettet unser Postamt!".
Simone Beaumont, Retterin der Unterdrückten.
„Wir haben noch einen Platz im Auto frei", fügte Tom hinzu.
Clem schüttelte den Kopf. „Ich glaube, ich habe meine Cousine im Publikum gesehen."
„Bring sie mit."
„Mal schauen. Wir sehen uns nicht oft, vielleicht möchte sie lieber einen ruhigen Abend zu Hause verbringen. Genießt die Party. Ihr wart heute Abend großartig. Danke." Clem drückte den beiden einen Kuss auf die Wange und ging zur Umkleide.
Auch wenn sie sich auf die Feier nach der Show gefreut hatte, würde daraus nichts werden. Arrosa wagte es schon seit langer Zeit nicht mehr, sich gemeinsam mit ihr in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Ihre Halbschwester mochte einen Adelstitel besitzen, einen luxuriösen Lebensstil führen und über mehr Geld verfügen, als Clem sich vorstellen konnte. Doch Clem genoss eine Freiheit, von der Arrosa nur träumen konnte.
Schnell zog sie sich um und entfernte ihr Bühnen-Make-up. Eine Viertelstunde später verließ sie das Theater und ging die kurze Strecke nach Hause.
Hier in dem hübschen Küstenort in Cornwall war sie geboren und aufgewachsen. Ihre Mutter war während der Schwangerschaft hergezogen – direkt, nachdem sie herausgefunden hatte, dass ihr Geliebter kein einfacher Studienkollege an der Sorbonne war, sondern ein Prinz, dessen arrangierte Hochzeit direkt bevorstand. Drei Monate nach dem Umzug hatte Simone Beaumont allein in einer fremden Stadt ihr Kind zur Welt gebracht … und sechs Monate später war in Asturia die Geburt einer neuen Prinzessin gefeiert worden.
Clem konnte sich nicht vorstellen, wie ihre Mutter sich gefühlt haben musste. Eine Waise ohne Familie, alleinerziehende Mutter und betrogene Geliebte. Aber Simone hatte das kleine Hafenstädtchen geliebt, den langen Strand und die hübschen Fischerhäuser, die sich an die Klippe drängten. Und Clem ging es genauso. Sie hätte ihr Zuhause gegen keinen Palast der Welt eingetauscht. Das traf sich gut, denn wegen der langen schweren Krankheit ihrer Mutter war sie aus London zurückgekehrt.
In den sechs Monaten seit der Beerdigung hatte Clem oft mit dem Gedanken gespielt, wieder nach London zu ziehen und an ihrer Schauspielkarriere zu arbeiten, aber die Trauer lähmte sie noch genauso wie vor einem halben Jahr. Jetzt, wo sie niemanden mehr hatte, brachte sie es nicht über sich, auch noch die Vertrautheit ihres Zuhauses aufzugeben.
Clem bog auf den schmalen Pfad ein, der zu dem Cottage führte, dass Zorien ihnen vor all den Jahren gekauft hatte. Arrosa besaß einen eigenen Schlüssel, und als Clem das Wohnzimmer betrat, lag ihre Schwester zusammengerollt auf dem Sofa. Sie hatte den Hut abgesetzt, sodass ihr die langen dunklen Locken weich über die Schultern fielen. Ihre Miene wirkte nachdenklich und wehmütig, während sie in den leeren Kamin starrte.
Als Clem die Tür öffnete, sprang Arrosa auf und umarmte sie.
„Ich freue mich ja sehr, dich zu sehen, Rosy, sagte Clem. „Aber was, zum Teufel, machst du hier?
Arrosa löste sich von ihr. „Du meinst, abgesehen davon, dass ich meine Schwester als Julia sehen wollte? Clem, du warst brillant."
Dank eines britischen Kindermädchens und fünf Jahren in einem britischen Internat sprach Arrosa ein perfektes akzentfreies Englisch. Was schade war. Clem liebte den Klang des asturischen Dialekts. Er erinnerte sie an das Land, das sie nie kennengelernt hatte.
Sie nahm ein Glas von dem köstlichen Wein entgegen, den Arrosa mitgebracht hatte. Auf dem Couchtisch hatte ihre Schwester einen Geschenkkorb voller teurer Leckereien ausgebreitet. Clem nahm ein Stück Käse und ließ sich in die Sofakissen sinken.
„Du bist noch nie zu einer meiner Aufführungen gekommen."
„Ich wünschte, ich hätte es schon eher getan. Clem, es tut mir so leid, dass ich nicht zu Simones Beerdigung gekommen bin. Ich habe sie sehr geliebt, aber …"
„Schon gut, sie hätte es verstanden. Und du hast so schöne Blumen geschickt. Ich weiß, wie schwer es für dich ist, aus dem Palast herauszukommen."
Dennoch hatte Clem sie an jenem langen traurigen Tag schmerzlich vermisst. Auch wenn sie ihre Schwester verstand, war sie es manchmal leid, von der Familie versteckt zu werden wie eine Leiche im Keller.
„In unserer Kindheit war es viel einfacher. Vor allem, als ich noch in England zur Schule gegangen bin und meine Wochenenden hier verbringen konnte."
Als ihr Vater vorgeschlagen hatte, dass Arrosa inkognito Zeit mit Clem verbringen könne, hatte Simone keine Sekunde gezögert. Sie hatte Arrosa mit offenen Armen aufgenommen, damit die beiden Schwestern sich kennenlernen konnten.
„Ein Palast ist kein Ort für ein Kind, hatte sie gesagt. „Kinder müssen sich austoben.
Und das hatten sie getan, an schier endlos langen Strandtagen. Glückliche Tage, die zu Ende gegangen waren, als Arrosa die ersten Staatspflichten übernehmen musste. Inzwischen gab es kaum noch Gelegenheiten, sich zu sehen. Ihr einziger Kontakt waren lange wöchentliche Telefonate. Doch bei ihrem letzten Gespräch vor einigen Tagen hatte ihre Schwester diesen Besuch mit keinem Wort erwähnt.
„Sag, Rosy, warum bist du wirklich hier? Außer um mich als Julia zu sehen. Ist alles in Ordnung?"
Arrosa trank einen Schluck Wein. „Ich glaube, ich habe gerade jemanden gebeten, mich zu heiraten."
„Glaubst du oder hast du? Clem versuchte, nicht so überrascht zu klingen, wie sie war. Ihre Schwester hatte mit keinem Wort erwähnt, dass sie jemanden kennengelernt hatte. „Wer ist der Glückliche?
„Akil. Er ist der Herzog von Ortiz, ein aufstrebendes Regierungsmitglied. Sein Vater war einer von Dads schärfsten Kritikern. Unsere Familien sind seit Generationen verfeindet. Du weißt, wie altmodisch Asturier sein können. Aber Akil und ich sind fast schon Freunde. Wir haben viel gemeinsam. Familienehre und Erwartungen und solche Dinge."
„Freunde? Du bist nicht einmal mit ihm zusammen? Rosy, die Ehe ist ein großer Schritt. Warum startest du nicht erst einmal mit einem Film und einem gemeinsamen Abendessen? Außerdem, Clem füllte ihre Weingläser auf, „was meinst du damit, dass du ihn gebeten hast, dich zu heiraten?
Eine zarte Röte legte sich auf Arrosas Wangen. „Akil war eine treibende Kraft bei der Gesetzesänderung, die es ermöglicht, dass ich als Frau den Thron erben darf. Er hat dafür gesorgt, dass die Oppositionsparteien zustimmen. Du weißt, wie konservativ Asturia ist. Bei einer so weitreichenden Gesetzesänderung ist es wichtig, dass alle Politiker sich einig sind."
Sobald das Gesetz in einigen Wochen offiziell beschlossen würde, wäre Arrosa die offizielle Thronfolgerin. Früher hatte Arrosa oft gesagt, dass sie hoffte, niemals auf dem Thron sitzen zu müssen. Doch wie auch immer sie heute darüber denken mochte, sie ließ es sich nicht anmerken.
„Ach, ich verstehe. Als Dank für seine Hilfe bekommt er das halbe Königreich und die Hand der Prinzessin. Was für ein Geschäft!"
Aber Arrosa erwiderte Clems Lächeln nicht und trank einen weiteren Schluck Wein. Nachdenklich sah sie in den Kamin.
„Clem … alle – meine Eltern, meine Berater, die Zeitungen – drängen mich, zu heiraten. Einen Erben zu produzieren. Ich mag Akil, und er versteht meine Welt. Wir haben ähnliche Pläne für Asturia. Als wir darüber gesprochen haben, was ich als Thronfolgerin erreichen möchte, wurde uns klar, wie sehr unsere Ziele übereinstimmen. Plötzlich dachte ich: Na ja, ich könnte es schlechter treffen."
„Also hast du sofort um seine Hand angehalten." Die Situation war nicht zum Lachen, aber Humor war alles, was ihr im Moment blieb. Mitleid half niemandem, am allerwenigsten ihrer Schwester.
„Nicht ganz. Ich habe nur gesagt,