Im Palast der heimlichen Wünsche
Von Jessica Gilmore
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Über dieses E-Book
Er erkennt sie nicht! Amber dagegen weiß sofort, wer der attraktive Mann auf der Hochzeitsparty ist: Kronprinz Tristano von Elsornia. Als Teenager wurde sie ihm versprochen. Aber für die scheue Amber war ein Leben im Scheinwerferlicht an seiner Seite undenkbar, und sie floh. Jetzt lodert das Verlangen auf den ersten Blick heiß zwischen ihnen! Eine Nacht in der Palastsuite erlaubt Amber sich mit dem Prinzen ihres Herzens - mit süßen Folgen, die sie fast verzweifeln lassen! Denn sie kann nicht ohne ihn sein. Aber auch niemals seine Königin werden …
Jessica Gilmore
Jessica Gilmore hat in ihrem Leben schon die verschiedensten Jobs ausgeübt. Sie war zum Beispiel als Au Pair, Bücherverkäuferin und Marketing Managerin tätig und arbeitet inzwischen in einer Umweltorganisation in York, England. Hier lebt sie mit ihrem Ehemann, ihrer gemeinsamen Tochter und dem kuschligen Hund – Letzteren können die beiden Katzen, die auch noch zur Familie gehören, jedoch nicht ausstehen. Obwohl Jessica immer sehr eingespannt ist, schreibt sie so viel sie kann. Sie verkriecht sich auch gerne selbst hinter einem Buch, um zu entspannen. Wenn sie gerade mal nicht arbeitet, liest, schreibt oder vergeblich versucht, das Haar ihrer Tochter zu zähmen und zu einem perfekten Ballerina-Dutt hochzustecken, plant sie am liebsten Urlaube, die sie eines Tages machen möchte. Bis sie ihre Traumreiseziele selbst entdecken kann, nutzt sie diese Orte für ihre Romane. Ihre beliebten Sommerromanzen versprühen nicht nur Sonne im Herzen, sondern regen zu tiefen Emotionen und so manchem Lacher an.
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Buchvorschau
Im Palast der heimlichen Wünsche - Jessica Gilmore
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2020 by Jessica Gilmore
Originaltitel: „Bound by the Prince’s Baby"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 022021 - 2021 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Rita Koppers
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733718510
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
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PROLOG
Mit leisem Summen blieb der Wagen stehen. Der Chauffeur stieg aus, ging steif wie bei einer Parade zur hinteren Tür und öffnete sie. Amber Kireyev zog ihren verhassten Schottenrock über die Knie, ehe sie nach ihrem Rucksack griff und unter dem wachsamen Blick des Chauffeurs aus dem Wagen glitt.
„Danke, Boris", sagte sie lächelnd. Doch wie üblich erwiderte er ihr Lächeln nicht, sondern nickte nur knapp.
„Prinzessin Vasilisa."
„Amber, verbesserte sie, wie immer. „Nennen Sie mich Amber.
Doch Boris, der hoch aufgerichtet neben dem Wagen stand, ignorierte ihre Bemerkung und blieb stehen, während sie die Auffahrt entlangging. Er würde sich nicht rühren, bis sie das Gebäude betreten und die Tür sich sicher hinter ihr geschlossen hatte.
Amber unterdrückte ein Seufzen. Sie wusste, dass die meisten Menschen ihre Seele verkauft hätten, um eine Wohnung in diesem wundervollen Art-déco-Gebäude mit Blick auf den Central Park ihr Eigen nennen zu können. Besonders ein Penthouse in einem der beiden Türme. Doch für sie war das Penthouse mehr ein Gefängnis als ein Zuhause. Sie hängte sich den Rucksack über die Schulter, hob das Kinn und drückte auf die Taste, die ihr Eingang gewähren würde. Geräuschlos schwangen die Türen auf, und sie trat ein. Das opulente Foyer aus Marmor und Stein mit der hohen Decke war ihr so vertraut, dass sie die Pracht nicht wahrnahm. Dafür aber den Mann hinter der Rezeption, der in seiner blauen Uniform mit den Goldtressen sehr elegant aussah. Er lächelte ihr entgegen.
„Miss Amber, alles Gute zum Geburtstag."
„Danke, Hector."
„Wollen Sie heute irgendwo schön feiern?"
Amber versuchte, kein frustriertes Gesicht zu ziehen. Ihre Mitschülerinnen in der exklusiven Mädchenschule hatten an ihrem achtzehnten Geburtstag extravagante Partys gegeben, einen Ballsaal in einem Hotel gemietet, oder sie waren für das Wochenende zu ihrem Zuhause nach Hampton Beach gefahren. Selbst wenn sie Amber eingeladen hätten, wäre es ihr nicht erlaubt gewesen, an der Party teilzunehmen. Doch sie hatten ohnehin schon vor Jahren aufgehört, sie zu fragen. „Grandmama hat gesagt, dass wir abends vielleicht zum Essen gehen. Nach meinem Unterricht, natürlich." Nicht einmal an ihrem achtzehnten Geburtstag konnte Amber ihre Tanz-, Benimm- oder Etikette-Stunden ausfallen lassen.
„Ich habe etwas für Sie", flüsterte Hector in verschwörerischem Ton. Nachdem er sich umgesehen hatte, zog er einen großen braunen Umschlag unter dem Tisch hervor und hielt ihn ihr hin.
Ambers Herz schlug schneller, als sie den bekannten Poststempel bemerkte. „Danke, dass er an Ihre Adresse geschickt werden durfte." Der Umschlag enthielt ihre Zukunft. Eine Zukunft weit weg von hier, weit weg von ihrer Großmutter.
„London?", fragte Hector, und sie nickte.
„Das Lehrprogramm der Universität. In London haben meine Eltern sich kennengelernt und dort gearbeitet. Wir haben allerdings außerhalb in einer kleinen Stadt gewohnt. Ich habe mir immer geschworen zurückzugehen, sobald ich alt genug bin. Mich an der Uni anzumelden, ist der erste Schritt. Sie steckte den Umschlag in ihren Rucksack. „Danke noch mal.
„Ich habe noch etwas für Sie. Mit einer schwungvollen Bewegung präsentierte er ein kleines Törtchen mit Glasur in Silber und Weiß. „Eine Kerze gibt es nicht, wegen dem Feueralarm. Aber Maya hat mir gesagt, dass Sie sich trotzdem etwas wünschen sollen.
„Ach, Hector. Amber hasste es zu weinen, spürte aber, wie heiße Tränen sich in ihren Augen sammelten. „Das ist sehr nett von Ihnen und Maya. Sagen Sie ihr liebe Grüße von mir.
„Besuchen Sie uns bald mal wieder. Sie hat ein neues Rezept, das sie Ihnen beibringen möchte. Besorgt sah Hector auf die große Uhr im Vorraum. „Ihre Großmutter wird bald nach Ihnen verlangen. Sie sollten jetzt besser gehen. Und Amber? Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.
Der Lift wartete schon. Amber gab den Code ein, der sie zum Penthouse bringen würde. Sie kostete etwas von dem Kuchen, während sie hochfuhr.
Die Türen öffneten sich direkt zur Eingangshalle des Penthouses. Normalerweise konnte Amber kaum einen Fuß auf den Parkettboden setzen, ohne schon die gereizte Stimme ihrer Großmutter zu hören, die sie zu sich zitierte, um sie über ihren Tag auszufragen und sie wegen ihres Aussehens oder ihrer Haltung zu kritisieren – oder wegen ihrer Undankbarkeit. Auch jetzt wappnete sie sich für das Verhör. Der braune Umschlag war sicher verwahrt in ihrem Rucksack, geschützt gegen jede giftige Bemerkung. Doch an diesem Tag wurde sie nicht herbeizitiert. Ohne behelligt zu werden, schaffte es Amber, mit dem halb aufgegessenen Törtchen in der Hand, bis zu ihrem Schlafzimmer. Sie stellte den Rucksack auf den Boden, nahm den Umschlag heraus und versteckte ihn ungeöffnet hinten in ihrem Schrank. Sie würde ihn sich später ansehen, wenn ihre Großmutter schlief.
Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass der Umschlag gut versteckt war, stand sie auf, und ihre Füße versanken in dem weichen rosa Teppich. Ihr gesamtes Zimmer war in knalligen Pinktönen und Creme gestaltet, Farben, die sich mit ihren kastanienbraunen Haaren bissen und ihre helle Haut noch blasser erscheinen ließen. Doch bei der Einrichtung hatte sie genauso wenig zu sagen gehabt wie bei ihrer Schulausbildung, ihrer Garderobe und ihrer Freizeit.
Sie zog den verhassten Blazer und den Schottenrock aus, schlüpfte in ein schlichtes blaues Kleid, bürstete ihre Zöpfe aus und steckte sie zu einem lockeren Knoten. Dann machte sie sich auf den Weg, um ihre Großmutter zu suchen. Die ungewohnte Stille machte sie ein wenig besorgt. Einen Moment überlegte sie, ob ihre Großmutter vielleicht eine Geburtstagsüberraschung vorbereitet hatte, ehe sie den lächerlichen Gedanken verwarf. Ihre Großmutter hatte weder mit Geburtstagen noch mit Überraschungen etwas am Hut.
Sie trottete durch den Flur und warf einen Blick in das kleine Wohnzimmer, in dem ihre Großmutter sich am liebsten aufhielt. Ihre Neugier wuchs, als tiefe Stimmen aus dem größeren Wohnzimmer drangen, in dem ihre Großmutter immer Gäste empfing. Dank der deckenhohen Fenster war der Raum sehr hell und bot eine atemberaubende Aussicht auf den Central Park. Doch er war so vollgestellt mit Möbeln, die man während der Revolution in Belravia hatte retten können, dass es kaum einen Fleck ohne einen verschnörkelten Stuhl oder ein Tischchen gab, während die Wände gepflastert waren mit Porträts von finster aussehenden Vorfahren.
Unschlüssig blieb Amber stehen. Man hatte noch nicht nach ihr gerufen, aber ihre Großmutter erwartete sicher, dass sie kommen und die Gäste begrüßen würde, wer auch immer das sein mochte.
Nur noch ein paar Monate, sagte sie sich. Dann war sie mit der Schule fertig, und im Herbst würde sie in London sein. Zuerst müsste sie sich bei der Universität anmelden und herausfinden, wie sie die Gebühren bezahlen würde. Sie hatte von ihrem Taschengeld ein paar Tausend Dollar gespart, aber damit könnte sie nicht viel mehr als das Flugticket bezahlen.
Aber darüber wollte sie sich später den Kopf zerbrechen. Jetzt sollte sie hineingehen, Hallo sagen und sich so lange, wie es nötig war, wie eine Prinzessin benehmen. Da sie wusste, dass sie bald fort sein würde, fiel es ihr fiel leichter. Jetzt, da sie wirklich erwachsen war, würde ihre Großmutter endlich keine Kontrolle mehr über sie haben.
Amber atmete durch, trat einen Schritt vor, blieb dann aber stehen, als ihr Blick durch die halb geöffnete Tür auf ein männliches Profil fiel. Ein Profil, das sie nur zu gut kannte: dunkle Haare, aus der Stirn gekämmt, eine ausgeprägte römische Nase, scharfe Wangenknochen, ein festes Kinn und ein ernster Mund. Amber schluckte. Zu oft hatte sie nachts von diesem Mund geträumt. Ihr Herz hämmerte schmerzhaft, und ihre Hände wurden feucht vor Verlegenheit. Was machte Tristano Ragrazzi hier, ausgerechnet an ihrem Geburtstag?
Tristano – oder allgemein bekannt als Seine Königliche Hoheit Kronprinz Tristano von Elsornia – war Ambers erster Schwarm gewesen. Wenn sie ehrlich war, ihr einziger Schwarm, trotz des Altersunterschieds von vier Jahren und der nicht unbedeutenden Tatsache, dass er ihr bei den wenigen Zusammentreffen kaum Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Dieses kleine Detail hatte die jüngere Amber aber nicht davon abgehalten, sich ein Märchen auszuspinnen, wie er sich eines Tages in sie verlieben und sie aus ihrem goldenen Käfig retten würde. Ein Märchen, von dem sie an dem Tag abließ, als sie über einen der vielen bestickten Fußschemel ihrer Großmutter stolperte und ein Tablett mit Getränken und Oliven über ihn schüttete. Über Tristano, mit seinen perfekt sitzenden Haaren, dem teuren Anzug, dem attraktiven Gesicht. Seinen entsetzten, vernichtenden Blick hatte sie nie vergessen. Seitdem hatte sie ihn nicht mehr gesehen, und darüber war sie mehr als froh.
Langsam ging Amber auf Zehenspitzen rückwärts, denn es war weit besser, sich dem Zorn ihrer Großmutter stellen zu müssen als Seiner Hoheit. Doch als Tristano sprach und sie ihren Namen hörte, erstarrte sie.
„Prinzessin Vasilisa ist noch sehr jung."
„Ja, stimmte ihre Großmutter in ihrem üblichen schneidenden, eiskalten Ton zu. „Was Ihnen zugutekommt. Ich habe dafür gesorgt, dass sie streng im Auge behalten wird. Sie kann noch geformt werden. Und natürlich hatte sie keine Gelegenheit, Männer zu treffen. Also eine jungfräuliche Prinzessin, an deren Name kein Skandal klebt. Sie hat eine ausgezeichnete Ausbildung, ist in Staatskunst und Diplomatie unterrichtet worden, ganz zu schweigen von ihrer Mitgift. Sie ist einzigartig, und das wissen Sie, Tristano. Also keine Spielchen.
Amber hätte beinahe nach Luft geschnappt. Dass ihre Großmutter mit irgendjemandem über ihre Jungfräulichkeit sprach, war schon demütigend genug. Aber ausgerechnet mit Seiner Königlichen Hoheit? Ihre Wangen fühlten sich an, als würden sie in Flammen stehen, und nicht nur vor Verlegenheit, sondern auch vor Empörung.
„Natürlich, das Vermögen von Belravia, warf eine männliche Stimme ein, die Amber nicht kannte. Sie hatte einen ähnlichen Akzent wie die von Tristano, einen leicht italienischen und deutschen Beiklang. „Ist es wirklich noch so groß wie damals, als das Land unterging?
„Größer noch, dank einiger kluger Investitionen, während wir darauf gewartet haben, dass wieder ein Kireyev auf dem Thron sitzt. Aber inzwischen ist klar, dass es unser Reich nicht mehr gibt, und damit keinen Thron. Deshalb sind wir auf der Suche nach einem anderen Thron, einem anderen Land, in das wir unser Geld und unser Blut investieren können. Ihr Thron, Ihr Land, Tristano."
Schweigen folgte. War Tristano in Versuchung, angeekelt oder empört, dass um sie gefeilscht wurde, als wäre sie Teil des Vermögens und nicht ein Mensch aus Fleisch und Blut? Sie hoffte auf das Letztere, um dann enttäuscht zu werden, als er endlich sprach.
„Dass die Prinzessin noch sehr jung ist, ist allerdings nicht von der Hand zu weisen."
„Wir sollten nichts übereilen, sagte der unbekannte Mann. „Die Prinzessin mag zu jung sein, um zu heiraten, aber es spricht doch nichts gegen eine offizielle Verlobung. Und deshalb sind wir hier, um darüber zu sprechen. Die Unterlagen haben wir dabei.
Die … was? Sie musste träumen, ganz sicher. Amber atmete kaum, als sie weiter zuhörte.
„Ich bin ihr rechtmäßiger Vormund, erklärte ihre Großmutter. „Ich kann sie gleich unterschreiben, mit dem Herzog als meinem Zeugen. Sie müssen nichts weiter tun als ebenfalls unterzeichnen, Tristano. Dann würde ich vorschlagen, dass Sie Vasilisa mit sich nach Elsornia nehmen. Sie kann dort die nächsten drei Jahre ihre Ausbildung entsprechend Ihren Vorstellungen beenden. Wenn sie dann einundzwanzig ist, wird sie die perfekte Braut für Sie sein. Die perfekte Königin.
Die perfekte Braut.
Wäre Amber nicht so entsetzt gewesen, hätte sie laut gelacht. Sie hatte noch nicht einmal einen Mann geküsst. Und sie würde auf keinen Fall einen