Flucht ins große Glück
Von Celeste Hamilton
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Über dieses E-Book
Olivia will sich selbst beweisen, dass sie unabhängig von ihrem reichen Vater leben und arbeiten kann! Und seit sie auf Noah Raybournes Farm in Tennesse ist, fühlt sie sich zum ersten Mall richtig gut, selbstständig und von allen anerkannt. Das heißt - von fast allen! Denn ausgerechnet Noah, den sie in seiner maskulinen Art einfach toll findet, gibt ihr immer wieder zu verstehen, dass er an ihr und ihrer Liebe zu ihm zweifelt. Und das tut weh …
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Buchvorschau
Flucht ins große Glück - Celeste Hamilton
IMPRESSUM
Flucht ins große Glück erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2000 by Jan Hamilton Powell
Originaltitel: „Her Wildest Wedding Dreams"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1280 - 2001 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Juni Meyer
Umschlagsmotive: GettyImages_jozzeppe
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733757045
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Olivia Franklin wusste genau, dass eine Braut sich keinen schöneren Polterabend wünschen konnte. Es war ein milder Abend Ende Mai. Ein sanfter Windhauch strich durch die Luft. Die Sonne war bereits hinter dem Horizont versunken und tauchte den abendlichen Himmel über Texas in ein Farbenmeer aus Pink und Lavendel. Stiefmütterchen und Petunien blühten üppig am Rande der marmorgefliesten Terrasse. Ein Streichquartett begleitete das fröhliche Lachen der Gäste sowie das Klirren der Eiswürfel, wenn sie in die edlen Kristallgläser fielen.
In kleinen Grüppchen spazierten die Gäste durch das stuckverzierte Herrenhaus und wanderten über die Terrasse zum Büfett, das in einem Zelt auf dem Rasen aufgebaut worden war. Die feine Gesellschaft von Austin hatte sich in Schale geworfen, um auf die Hochzeit von Roger Franklins Tochter anzustoßen.
Etwas anderes war sie nicht. Roger Franklins Tochter.
Und bald Marshall Cranes Ehefrau.
Olivia stellte ihren Champagnerkelch auf den Tisch. Niemand nahm Notiz von ihr, als sie langsam die Menge umkreiste. Am anderen Ende der Veranda umringten die Gäste ihren Vater. Marshall stand neben ihm und lächelte zufrieden, als Roger ihm anerkennend auf die Schulter klopfte und ihn als zukünftigen Schwiegersohn willkommen hieß. Morgen, wenn Marshall sein Jawort gegeben haben würde, wäre er mehr als nur der Protegé ihres Vaters. Er würde zur Familie gehören. Roger hätte erreicht, was er unbedingt erreichen wollte. Genau wie Marshall.
Und was war mit ihr?
Olivia atmete schwer.
Sie ging ins Haus und stieg die Treppe hinauf. Entschuldigend nickte sie den wenigen Gästen zu, die sie aufhalten wollten. Im Grunde war es grotesk, denn eigentlich war sie der strahlende Mittelpunkt des Abends. Die glückliche Braut. Und trotzdem konnte sie nahezu unbemerkt verschwinden.
Ein aufgeregtes Bellen klang ihr entgegen, als sie die Schlafzimmertür hinter sich schloss. Ein winziges Fellknäuel sprang vom Bett, flitzte auf sie zu und tanzte um ihre Füße herum. Olivia kniete sich hin und nahm den Yorkshireterrier auf den Arm. „Hallo, Puddin’, Süße. Mein süßes Mädchen."
Hinter ihrem Rücken räusperte sich jemand. Erschrocken richtete Olivia sich auf. Das Hündchen behielt sie jedoch im Arm. In der Tür zu ihrem Ankleidezimmer stand eine üppige Frau mit einem Berg Wäsche im Arm. Es war Mary Gunter, seit über zwanzig Jahren Kinderfrau, Ersatzmutter und Dienstmädchen von Olivia. Die Missbilligung, die in ihrem breiten Gesicht geschrieben stand, war nicht zu übersehen. „Was machst du hier oben?", fragte sie. In ihrer Stimme lag die gewohnte Vertrautheit.
„Es interessiert niemanden, ob ich mich auf der Party blicken lasse oder nicht." Das bronzefarbene Seidenkleid raschelte, als Olivia das Zimmer durchquerte. Puddin’ leckte ihr tröstend mit der Zunge über die Wange.
Sorgfältig verstaute Mary die Kleidung in einem der Koffer, die geöffnet auf dem Bett lagen. „Mein armes Kind, erwiderte sie mit einem singenden Tonfall. Sie benahm sich, als ob Olivia erst zehn Jahre alt wäre. „Ganz allein und so bedauernswert.
Olivia fand im Moment nicht die Kraft, ihr zu erklären, was sie empfand. Sie blieb am Fenster neben ihrem Bett stehen und sah hinaus. Ihr Zimmer befand sich dicht neben der Scheune und den Stallungen, weit entfernt vom Garten und der Party. Aber dennoch konnte sie die Musik und das Gelächter der Gäste hören. „All die Leute sind nur gekommen, um Vater zu sehen. Sie kümmern sich überhaupt nicht um mich."
„Aber, aber …"
„Es ist wahr." Gedankenverloren beobachtete sie, wie ein großes Wohnmobil mit einem angehängten Pferdetransporter von der Hauptstraße abbog und auf die Scheune zufuhr.
„Es ist albern von dir, so zu denken."
Das Wohnmobil mit dem Anhänger hielt vor den Ställen. Olivia wandte sich seufzend an Mary. „Ich bin nichts weiter als die Tochter eines großen Mannes. Keine Schönheit wie meine Mutter. Kein Genie wie der Vater. Wirklich nichts Besonderes. Ein Objekt, auf das man einen oder zwei neugierige Blicke wirft, weil mein Vater mich fast mein ganzes Leben lang unter Verschluss gehalten hat."
„Dein Vater hat versucht, dich zu beschützen. Und du weißt, warum", entgegnete Mary tadelnd.
Olivia biss sich auf die Lippe, um eine scharfe Antwort zu unterdrücken. Natürlich kannte sie die Gründe ihres Vaters. Roger Franklin war ein Computergenie. Seine Karriere begann, als er Mitte zwanzig war. Mit fünfunddreißig war er Millionär und heiratete die begehrteste junge Frau aus ganz Austin. Vor fünfzehn Jahren – Olivia war gerade acht Jahre alt geworden – wurde ihre Mutter entführt. Roger hatte das Lösegeld bezahlt, aber die schöne Leila Franklin wurde trotzdem ermordet. Seitdem plagte Roger sich mit schweren Vorwürfen. Für die Sicherheit seines einzigen Kindes tat er seitdem alles.
Lange Zeit konnte Olivia ihrem Vater die übertriebene Sorge um sie verzeihen. Obwohl sie sich oft wie eine Gefangene fühlte, verhielt sie sich, wie ihr Vater es von ihr verlangte. Sie hatte zugestimmt, dass Leibwächter jeden ihrer Schritte begleiteten: in die Schule, zum Einkaufen oder zu den seltenen Ausflügen, die sie mit ihren Schulfreunden unternehmen durfte. Während ihres Studiums lebte sie dann im Stadthaus der Familie in Austin. Sie verzichtete darauf, an ihrer künstlerischen Begabung zu arbeiten, und ihr Vater hatte es sogar abgelehnt, ihr einen Job in seiner eigenen Firma verschaffen.
Manche Leute glaubten, dass sie ein idyllisches Leben führte. Ohne Geldsorgen. In einem schönen Heim. Mit wundervollen Kleidern. Und preisgekrönten Pferden. Einem Pool und einem Tennisplatz. Umgeben von Angestellten, die sich um alles zu kümmern hatten. Und mit Reisen in exotische Länder, wann immer es ihrem Vater passend erschien.
Olivia hatte sich alle Mühe gegeben, sich glücklich zu fühlen.
Zuerst war sie überrascht, als ihr Vater sie drängte, mit Marshall auszugehen. Und dann dankbar. Mit Marshall, dachte sie, kann ich aus dem goldenen Käfig entfliehen. Mit einem Mann, dem ihr Vater vertraute, würde sie endlich ihr eigenes Leben führen können.
Es war leicht, Marshall gern zu haben. Er sah gut aus, hatte eine ausgezeichnete Erziehung genossen und war ein angenehmer Gesellschafter. Olivias Wunsch nach Selbstständigkeit war ihm sympathisch. Natürlich machte sie sich niemals vor, dass sie diesen Mann liebte, aber er war überaus freundlich und aufmerksam ihr gegenüber. Sie interessierten sich beide für Pferde, Musik und Bücher. Die Flitterwochen wollten sie einen Monat lang in Europa verbringen. Olivia hatte sich darauf gefreut, danach zu ihm zu ziehen und mit ihm ein angenehmes, normales Leben zu führen. Als verheiratete Frau würde es ihr ganz sicher gelingen, den Schatten der Angst zu entkommen, in denen ihr Vater sie gefangen hielt.
Vor zwei Stunden hatte Marshall ihr jedoch mitgeteilt, dass sie auf der Ranch ihres Vaters leben würden. Mit den Überwachungskameras draußen. Mit Leibwächtern, die jeden ihrer Schritte beobachteten. Als sie protestiert hatte, hatte Marshall erklärt, dass er nur auf der Ranch für ihre Sicherheit garantieren könne.
Für ihre Sicherheit? Wohl eher für ihre Gefangenschaft.
An diesem Nachmittag hatte Olivia festgestellt, dass sie Marshall nur als Fluchtweg aus ihrem luxuriösen Leben betrachtet hatte, das ihr zur Falle geworden war. Jetzt erkannte sie, dass er dazu dienen sollte, ihrem Vater als zweiter Gefängniswärter zur Seite zu stehen. Und dieses Leben konnte sie nicht mehr ertragen.
Seitdem gingen ihr die verschiedensten Fluchtfantasien durch den Kopf. Sie stellte sich vor, wie sie die Tische mit den Hochzeitsgeschenken umwerfen, die Treppe hinunterstürzen und zur Tür hinausrennen würde. Oder wie sie die Uniform eines Mitarbeiters vom Partyservice stehlen und inkognito zur Küchentür hinausschlüpfen würde. Vielleicht könnte sie sich sogar unter die Gäste mischen, unbemerkt in einen Wagen einsteigen und davonfahren.
Aber dann fielen ihr wieder all ihre missglückten Fluchtversuche ein. Sie hatte einmal versucht, einen Nachmittag allein mit einer Schulfreundin im Kino zu verbringen. Oder ein Wochenende mit ihrem früheren Freund, dem einzigen, den sie vor Marshall gehabt hatte. Oder letztes Jahr in Paris, als sie auf einem der berühmten Boulevards spazieren gehen wollte, ganz allein, nur für sich. Die Männer ihres Vaters hatten sie gefunden. Sie hatten sie immer gefunden.
Ihr Vater betrachtete Olivias Willen zur Unabhängigkeit als Zeichen ihrer Unreife. Er gab ihr das Gefühl, unvorsichtig und dumm zu sein. Aber gleichzeitig erklärte er ihr, dass er sie liebte und sie nur beschützen wollte.
Vielleicht konnte Olivia ihm deshalb nicht böse sein. Er glaubte tatsächlich, dass er sie retten müsste, weil er ihre Mutter nicht hatte retten können. Leilas Entführer hatten als Angestellte auf der Ranch gearbeitet. Nach einer Weile hatte Roger ihnen vertrauensvoll den Zugang zum Familienleben gestattet. Sie hatten ihn betrogen. Seitdem hatte seine Wachsamkeit niemals nachgelassen. Und sie würde niemals nachlassen.
Wieder einmal hatte Olivia das Gefühl, dass sie gleich ersticken würde.
„Ist alles in Ordnung?", fragte Mary besorgt.
Olivia riss sich zusammen und atmete tief aus. „Ich bin nur … aufgeregt."
„Natürlich bist du das. Lächelnd deutete Mary auf das schimmernde Satinkleid mit Tüll, das vor einem dreiteiligen Spiegel hing. „Morgen wirst du das Kleid deiner Mutter anziehen, in der Kirche vor den Altar treten und danach auf dem Hochzeitsempfang im Country Club tanzen. Du wirst die schönste Braut sein, die Austin je zu sehen bekam. Mr. und Mrs. Marshall werden sehr stolz sein. Und die Leute werden dich niemals vergessen.
Ja, man würde sich an sie erinnern. An Roger Franklin’s Tochter. An Marshall Crane’s Braut. Aber niemand durfte sie wirklich kennenlernen. Sie war sich noch nicht einmal sicher, ob sie sich selbst wirklich kannte.
Puddin’ jaulte erschrocken auf, als die Tür plötzlich aufgestoßen wurde. Roger Franklin stürzte ins Zimmer. Der Hund sprang zu Boden, um ihn zu begrüßen.
Olivias Vater war mittelgroß und untersetzt. Die roten Haare, die Olivia von ihm geerbt hatte, wurden inzwischen an den Schläfen leicht grau. Seine Gesichtszüge waren wenig markant. Genau wie Olivia hatte er allerdings auffallend braune Augen. Roger Franklin war nicht besonders gut aussehend, aber sein unscheinbares Äußeres machte er mit seinem Auftreten wieder wett. Er strahlte Macht, Vertrauenswürdigkeit und Stärke aus.
Olivia unterdrückte den Impuls, ihm zackig zu salutieren. „Hallo, Vater."
„Du solltest unten sein."
„Ich weiß."
„Warum bist du es dann nicht?"
„Ich musste für ein paar Minuten verschwinden."
„Marshall möchte dich an seiner Seite sehen."
„Wirklich?" Olivia versuchte vergeblich, den sarkastischen Tonfall zu unterdrücken.
Ihr Vater zog eine Augenbraue hoch. „Stimmt etwas nicht, Olivia?"
Gar nichts stimmt, hätte sie am liebsten geantwortet. Aber was würde das nützen? Stattdessen schüttelte sie den Kopf.
Puddin’ sprang jaulend um Rogers Füße herum und bettelte um Aufmerksamkeit. Olivia wusste, dass ihr Vater es genoss, das Hündchen nach Strich und Faden zu verwöhnen. Aber jetzt wurde er ungeduldig. „Pfeif sie sofort zurück, Olivia!", verlangte er.
Sie nahm den Hund wieder auf den Arm, aber Puddin’ winselte weiter und blickte Roger aus treuen schwarzen Augen an.
Müde seufzte er auf. „Olivia, du solltest auf die Party zurückkehren, denn ich muss einen Moment fort. Der Züchter, der Royal Pleasure kaufen will, ist