Das Rätsel deiner Vergangenheit: Gaslicht 55
Von Vanessa Lane
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Jessica lehnte sich zurück, schloss die Augen, versuchte, sich ihre Mutter vorzustellen. Ihre Gedanken glitten immer wieder ab. Sie versuchte, alles aus ihrem Kopf zu bekommen, sie wollte nur noch spüren. Es war schwer, doch irgendwann versank sie in einen Zustand zwischen Tag und Traum. Sie geriet auf eine Gefühlsebene, in der der Verstand ausgeschlossen war. Und da war es plötzlich da, dieses unglaubliche Gefühl von Nähe und Wärme, das sie atemlos genoss, und dann durchzuckte sie ein tiefer Schmerz. Jessica wusste, dass sie mit ihrer Mutter verbunden war auf einer Ebene, die nur Seelen miteinander erreichen konnten. Seelen, die auf einer anderen Ebene ganz tief miteinander verbunden waren, es gab eine Seele, die in der Realität verwurzelt war, eine andere, die in der Zwischenwelt schwebte und verzweifelt darauf wartete, erlöst zu werden. Sie hatte davon gehört, es nicht für möglich gehalten, aber jetzt wusste Jessica, dass es so etwas wirklich gab. Ihre Mutter brauchte sie, doch sie hatte keine Ahnung, wie sie sie erreichen sollte. Jessica war zutiefst berührt, sie konnte kaum atmen, und dann zerriss sie dieser stechende Schmerz. Eine solche Verbindung gab es nicht unter Lebenden, nicht in dieser Intensität. Aber ihre Mutter war tot. Der weiße Schnee machte die kalte Nacht hell. Jessica saß am Fenster, in eine warme weiche Decke eingehüllt. Sie starrte hinaus in die kalte weiße Zauberwelt, auf die bizarr geformten nackten Äste der Bäume und auf die Schatten, die die Konturen verwischten. Jessica verspürte eine bleierne Müdigkeit und wusste doch, dass sie nicht einschlafen würde. Also machte es auch überhaupt keinen Sinn, sich ins Bett zu legen. Jessica wurde von der Vergangenheit eingeholt. Es war eine Vergangenheit, zu der sie überhaupt keinen Zugang hatte, die sie nicht voller Staunen betrachten konnte, sondern die begann, ihr Angst zu machen, weil es so viele Ungereimtheiten gab, aus denen sie sich kein Bild machen konnte.
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Das Rätsel deiner Vergangenheit - Vanessa Lane
Gaslicht
– 55 –
Das Rätsel deiner Vergangenheit
Unveröffentlichter Roman
Vanessa Lane
Jessica lehnte sich zurück, schloss die Augen, versuchte, sich ihre Mutter vorzustellen. Ihre Gedanken glitten immer wieder ab. Sie versuchte, alles aus ihrem Kopf zu bekommen, sie wollte nur noch spüren. Es war schwer, doch irgendwann versank sie in einen Zustand zwischen Tag und Traum. Sie geriet auf eine Gefühlsebene, in der der Verstand ausgeschlossen war. Und da war es plötzlich da, dieses unglaubliche Gefühl von Nähe und Wärme, das sie atemlos genoss, und dann durchzuckte sie ein tiefer Schmerz. Jessica wusste, dass sie mit ihrer Mutter verbunden war auf einer Ebene, die nur Seelen miteinander erreichen konnten. Seelen, die auf einer anderen Ebene ganz tief miteinander verbunden waren, es gab eine Seele, die in der Realität verwurzelt war, eine andere, die in der Zwischenwelt schwebte und verzweifelt darauf wartete, erlöst zu werden. Sie hatte davon gehört, es nicht für möglich gehalten, aber jetzt wusste Jessica, dass es so etwas wirklich gab. Ihre Mutter brauchte sie, doch sie hatte keine Ahnung, wie sie sie erreichen sollte. Jessica war zutiefst berührt, sie konnte kaum atmen, und dann zerriss sie dieser stechende Schmerz. Eine solche Verbindung gab es nicht unter Lebenden, nicht in dieser Intensität. Aber ihre Mutter war tot.
Der weiße Schnee machte die kalte Nacht hell.
Jessica saß am Fenster, in eine warme weiche Decke eingehüllt. Sie starrte hinaus in die kalte weiße Zauberwelt, auf die bizarr geformten nackten Äste der Bäume und auf die Schatten, die die Konturen verwischten.
Jessica verspürte eine bleierne Müdigkeit und wusste doch, dass sie nicht einschlafen würde. Also machte es auch überhaupt keinen Sinn, sich ins Bett zu legen.
Es gab viele unbeantwortete Fragen …
Jessica wurde von der Vergangenheit eingeholt. Es war eine Vergangenheit, zu der sie überhaupt keinen Zugang hatte, die sie nicht voller Staunen betrachten konnte, sondern die begann, ihr Angst zu machen, weil es so viele Ungereimtheiten gab, aus denen sie sich kein Bild machen konnte.
Jessica war erst seit einigen Tagen hier in dem weißen Haus, das im Winter mit der Landschaft ringsum zu verschmelzen schien und über das der mächtige Rock Blaines seine schützende Hand zu halten schien.
Das anfängliche Entzücken war vorbei. Und wie der Schnee auf allem lastete, lastete auf ihr, was allmählich ans Tageslicht kam.
Jessica kam sich vor wie eine Nichtschwimmerin, die man in einen reißenden Fluss geworfen hatte und die nun, ganz auf sich allein gestellt, sehen musste, wie sie ans sichere Ufer kam.
Von einem Tag auf den anderen war ihr ganzes Leben aus der Spur gelaufen. Und das war erst der Anfang, der Anfang von etwas, was ihr Angst machte und von dem sie spürte, dass es alles verändern würde.
Hätte sie sich doch bloß nicht auf alles eingelassen!
Die Idee war ihr ganz spontan gekommen, und dann war sie wie besessen von ihr gewesen. Sie hatte, obwohl sie kein richtiges Konzept hatte, einen lukrativen Auftrag sausen lassen, der ihr einen ordentlichen Batzen Geld eingebracht hätte. Und darauf war man als freie Fotografin angewiesen. Normalerweise gebrauchte Jessica auch ihren Verstand. Der hatte sie im Stich gelassen. Statt diesen sicheren Job anzunehmen, hatte sie mit ihrer Recherche begonnen, über alte Herrenhäuser, die eine besondere Geschichte zu erzählen hatten. Sie hatte viele Anzeigen aufgegeben. Sie hatte nicht für möglich gehalten, dass es so schwer sein würde, Menschen zu finden, die ihre Häuser öffneten, damit sie fotografieren konnte.
Entmutigt begann Jessica an ihrer Idee zu zweifeln. Doch dann trudelten doch noch ein paar Antworten ein. Immerhin gab es fünf Möglichkeiten. Und eine davon erschien ihr ganz besonders vielversprechend. Nicht nur das, das alte weiße Haus am Rock Blaines schien sie zu rufen. Oder lag es daran, weil seriöse Anwälte ihr geschrieben hatten und sie sich sagte, dass dann alles vermutlich ohne Komplikationen ablaufen würde? Ein wenig verwundert war sie schon, dass man sich so eingehend nach ihrem Geburtstag, dem Geburtsort, ja, sogar ihrer Geburtsstunde erkundigt hatte. Aber so etwas gehörte vermutlich zu diesem Beruf dazu. Es sollte alles gründlicher als gründlich sein.
Die anderen vier Häuser schienen sogar vielversprechender zu sein. Jessica wusste nicht, warum sie zuerst in dieses Haus wollte. Es zog sie wie magisch dorthin.
Und sie konnte sich ganz genau erinnern, dass sie zu Tränen gerührt war, als sie das Haus No. One von Middlestone zum ersten Mal gesehen und es betreten hatte.
Mrs Cleary, die Haushälterin, hatte sie freundlich empfangen, und auch die beiden anderen Angestellten waren freundlich und zuvorkommend. John, der für die handwerklichen Arbeiten und das Grobe zuständig war. Und dann gab es noch Lillibeth, das ein wenig törichte Mädchen, das immer nur zu lachen schien.
Vielleicht waren John und Lillibeth sogar miteinander verbandelt, doch das ging sie nichts an.
Jessica hatte ein schönes großes Zimmer, das gemütlich eingerichtet war und aus dessen Fenstern man einen atemberaubenden Blick hatte auf die hügelige Landschaft und den mächtigen Rock Blaines. Und es herrschte eine himmlische Ruhe, die sie nicht kannte …
In den ersten Tagen hatte sie sich kaum getraut, etwas lauter zu sprechen, um diese himmlische Ruhe nicht zu zerstören. Und sie hatte geschlafen wie ein Murmeltier.
Jessica begann zu zittern, kuschelte sich tiefer in die Decke ein.
Bis …
Sie schloss die Augen.
Sie war in dem Örtchen Middlestone gewesen, das nur zweimal im Jahr Saison hatte. Im Winter, wenn die Skifahrer kamen, und dann, wenn die Wanderer den kleinen Ort bevölkerten, doch das war eher im Herbst, weil man dann auch den Indian Summer erleben wollte und wusste, dass das Klima ausgeglichen war und die Temperatur richtig, um weite Wege zu laufen.
Middlestone war nett, aber Jessica war sich sicher, dass sie nicht hergekommen wäre, gäbe es nicht das Haus No. One.
Es hieß nicht von ungefähr so, denn es war das erste Haus, das man hier erbaut hatte, und da Platz hinreichend vorhanden gewesen war, hatte man mehr als großzügig gebaut. Beinahe so, wie man es von den Herrenhäusern kannte, die man im Süden gebaut hatte, als die Baumwolle noch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor gewesen war. Sie war gespannt auf die Geschichte von No. One, einer der Anwälte hatte ihr versprochen, ihr die Unterlagen zu bringen, beziehungsweise ihr zu sagen, wo sie die finden würde.
Sie hatte keine Eile, und da hatte sie sich dem Leben hier offensichtlich schon sehr angepasst. Hier schien man die Zeit anhalten zu können. Das war für jemanden, der aus einer hektischen Großstadt kam, eine ganz neue Erfahrung.
Als sie zum Haus kam, sah sie den großen Tourenwagen sofort, der wie ein Fremdkörper wirkte. Auf sie beinahe bedrohlich, doch es war natürlich töricht, so zu denken.
Dennoch fühlte sie sich unbehaglich, als sie das Haus betrat.
Mrs Cleary schien sie erwartet zu haben, denn sie kam sofort in die Eingangshalle gelaufen, um ihr zu sagen, dass sie Besuch habe, im Salon.
Ehe sie wieder verschwand, erkundigte sie sich, ob sie ebenfalls einen Kaffee trinken wolle.
Sie wollte.
Danach war sie weg. Jessica ging mit einem Gefühl des Unbehagens in den Salon, der mit seinen alten dunklen Möbeln ein wenig düster wirkte. Mit einem hellen Anstrich der Wände, mit freundlicheren Vorhängen, könnte man eine ganze Menge erreichen.
Doch darum musste sie sich keine Gedanken machen, deswegen war Jessica nicht hier.
*
Als sie den Raum betrat, erhob sich aus einem der dunkelbraunen Ledersessel ein beinahe zerbrechlich wirkender alter Herr.
Das täuschte, denn der Blick, mit dem er Jessica sofort fixierte, war scharf und klar.
»Miss Cromwell, schön Sie zu sehen«, sagte er verbindlich mit einer Freundlichkeit, die seine Augen jedoch nicht zu erreichen schien. »Ich bin Stanley Abercron, der Seniorpartner der Kanzlei.«
Auf dem Briefbogen standen mehrere Namen, er obenan, und Jessica wunderte sich ein wenig, dass der Senior sich die Mühe machte, sie