Kalter Verrat, heiße Verführung
Von Kali Anthony
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Über dieses E-Book
Seit die schöne Eve seine Liebe verriet, sinnt Milliardär Gage Caron nach Rache. Jetzt ist der Moment gekommen: Er wird Eves Familie nur die nötige Hilfe gewähren, wenn Eve öffentlich als seine Braut auftritt. Ein eiskalter Business-Deal! Aber warum knistert es dann so heiß zwischen ihnen? Als Eve sich ihm für eine Nacht der Lust hingibt, beginnt Gage beim Blick in ihre Augen zu zweifeln. Ist sie gar nicht so berechnend, wie er gedacht hat? Oder ist er gerade dabei, sein Herz erneut an eine besonders raffinierte Betrügerin zu verlieren?
Kali Anthony
Als Kali Anthony mit vierzehn ihren ersten Roman las, wurde ihr einiges klar: Es kann nie zu viele Happy Ends geben, und eines Tages würde sie diese selbst schreiben.Wie in einer perfekten Liebesromanze heiratete sie ihren eigenen großen, dunklen und gutaussehenden Helden, dann wagte sie den Sprung ins kalte Wasser und machte sich an ihren ersten Roman, der auch direkt veröffentlicht wurde. Seitdem ist das Schreiben ihre große Leidenschaft. Wenn sie nicht gerade mit ihrer Katze um die Computertastatur kämpft, kann man Kali dabei antreffen, wie sie sich mit Vintage-Kleidung herausputzt, im Garten arbeitet oder sich mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in den Regenwäldern von South East Queensland durchs Dickicht schlägt.
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Buchvorschau
Kalter Verrat, heiße Verführung - Kali Anthony
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2020 by Kali Anthony
Originaltitel: „Bound as His Business-Deal Bride"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 2495 06/2021
Übersetzung: Natasha Klug
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733718770
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
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PROLOG
Damals
„Bist du verletzt?"
Ein Zittern durchlief Eve, als Gage seinen Mantel um sie schlang. Ihre Kleidung war tropfnass und klebte an ihrem Körper. Eisiges Regenwasser rann über ihr Haar und ihren Rücken hinunter. Sie hob eine Hand an die Schläfe und befühlte die Stelle, hinter der es schmerzhaft pochte. „Nur eine kleine Beule, aber es ist wirklich nicht so schlimm."
„Wo?", fragte Gage eindringlich. Er knipste seine Taschenlampe an, und sie blinzelte, als plötzlich ein grelles Licht die Dunkelheit durchschnitt.
„Hier." Sie berührte erneut die schmerzende Stelle, und er schob sanft ihre Finger beiseite, um dort zu fühlen, wo es am meisten wehtat. Erneut zitterte sie – doch dieses Mal war es nicht vor Kälte. Seine Berührung ließ Wärme in ihr aufsteigen, vermischt mit einem wohligen Gefühl.
„Tut mir leid, sagte er und küsste sie sanft auf die Stirn. Dann bückte er sich und stellte die Lampe auf dem Boden ab, sodass ein kleiner Kreis ringsum in Licht getaucht wurde. „Tut es sonst noch irgendwo weh?
Sie schüttelte den Kopf. „Und was ist mit dir?"
Er hatte hinter dem Steuer gesessen, als sie mitten in dem sintflutartigen Regen von der Straße abgekommen waren. Sie hatten es eilig gehabt, wegzukommen. Eves Schwester Veronique hatte sicher beobachtet, wie sie sich aus dem Haus geschlichen hatte, um mit Gage durchzubrennen.
„Mir geht es gut, versicherte er. „Mach dir um mich bitte keine Sorgen.
Sie musterte ihn eindringlich. Sein Gesicht lag im Schatten, denn das verlassene Gebäude, in das sie sich nach dem Unfall mit ihren Sachen geflüchtet hatten, war – abgesehen vom schwachen Licht der Taschenlampe – stockfinster.
Er sah tatsächlich okay aus, aber sie wusste auch, dass er nie etwas sagen würde, auch wenn es anders wäre. Gage versuchte immer, sie vor allem zu beschützen. Sie wünschte sich, er würde zumindest ab und an zulassen, dass sie dasselbe für ihn tat.
„War es wirklich nötig, den Wagen zu verlassen?"
„Leider ja. Mit dem Schaden können wir nicht weiterfahren, und das Wrack wird Aufmerksamkeit erregen. Wenigstens ist es von der Straße runter, sodass es keine Gefahr für andere darstellt."
Gage schlang die Arme um sie und zog sie an sich. Sie schmiegte sich an ihn und lauschte dem Prasseln des Regens auf dem Dach.
„Alles wird gut, ma chère, sagte er. „Wir haben Geld.
Er klopfte auf die Tasche des Mantels, den sie jetzt trug. Ein paar Tausend Dollar war nicht viel, aber es würde sie eine Weile über Wasser halten. Gage hatte es versprochen, und er hielt stets sein Wort. „Für heute Nacht haben wir hier ein Dach über dem Kopf, und gleich morgen früh nehmen wir den ersten Bus nach Montgomery. Es sind nur ein paar Stunden bis dorthin. Dann können wir heiraten, und niemand kann uns davon abhalten. Nicht deine Familie, nicht Mom und Dad …"
Traurigkeit schwang in seiner Stimme mit. Gage liebte seine Eltern, aber die Familien Caron und Chevalier hassten einander mit solcher Inbrunst, dass es einfach keine Alternative gab. Seine Mutter und sein Vater hatten ohne jeden Zweifel klargemacht, dass sie die Beziehung niemals akzeptieren würden. Er hatte versucht, sie davon zu überzeugen, dass Eve und er sich liebten, auch wenn sie erst zwanzig und dreiundzwanzig Jahre alt waren, und dass das alles war, was zählte. Doch es hatte ihre Haltung nicht geändert.
Was die Mitglieder ihrer eigenen Familie betraf … Eves Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Sie wollte nicht einmal daran denken, was geschehen wäre, hätten sie die Wahrheit erfahren.
Eve schmiegte sich enger an Gage. „Bist du dir wirklich sicher, dass du das hier willst?", fragte sie. Sie mochten sich lieben, aber er gab eine Menge auf, um mit ihr zusammen zu sein: die Unterstützung seiner Familie, die ihm viel bedeutete.
Gage lehnte sich zurück und sah sie an. Der schwache Schein der Taschenlampe nahm seinen Augen etwas von dem unglaublich intensiven Blau, das sie so sehr liebte. „Ich liebe dich. Und wir brauchen keine Einwilligung von irgendjemandem, wenn wir in Alabama heiraten – nicht wie zu Hause."
Wenn sie nur schon einundzwanzig gewesen wäre! Dann hätten sie nicht davonzulaufen brauchen. Aber sie konnten nicht mehr länger warten. Ihr Vater hatte ihr einen Heiratskandidaten nach dem anderen präsentiert, aber es war ihr gelungen, alle Verkupplungsversuche abzuwehren. Doch als er sie auf einem französischen Mädchenpensionat angemeldet hatte, war sie gezwungen gewesen, der Wahrheit ins Auge zu blicken. Sie konnte entweder davonlaufen oder musste akzeptieren, Gage für ein Jahr oder länger nicht mehr wiederzusehen.
Kein Kontakt. Allein der Gedanke war ihr unerträglich.
Es hatte ihr die Entscheidung erleichtert. Für Gage war es schwieriger gewesen, auch wenn er es nicht zugab.
Er fuhr sich mit der Hand durch sein nasses Haar, dessen Blond durch den Regen dunkler wirkte. Sie sah die Anspannung in seinen Zügen.
„Du kriegst keine kalten Füße, oder?"
„Niemals."
Er lächelte, und bei dem Anblick ging ihr das Herz auf. Wärme breitete sich in ihr aus und vertrieb die Kälte von innen heraus. Sein Lächeln machte jeden Tag besser. Selbst die, an denen sie die Musik so laut aufdrehen konnte, wie sie wollte, und dennoch ihre Eltern miteinander streiten hörte. Die Tage, an denen ihre Mutter sich auf ihr Zimmer zurückzog und Trost in ihren Pillen und mit Gin verschnittenem Eistee suchte.
Gage umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und küsste sie. Er war so sanft und liebevoll, dass sie regelrecht dahinschmolz. Doch sie wollte mehr als das. Mehr als Küsse in einem schäbigen, heruntergekommenen Gebäude. Wenn sie erst einmal verheiratet wären, könnten sie sich ein Hotel suchen und sich in einem richtigen Bett lieben, so wie sie es vor ein paar Wochen getan hatten: im Gästehaus auf dem Grundstück seiner Eltern.
Verlangen erwachte in ihr, als sie daran zurückdachte, wie Gage ihren Körper und ihre Seele ausgefüllt hatte. Es war perfekt gewesen, unglaublich. Er hatte sie gehalten – und für eine Weile war all das, was mit ihrem Leben nicht in Ordnung war, vergessen gewesen.
Als ihre Zungen aufeinandertrafen, vergrub sie die Hände in seinem Haar und vertiefte den Kuss. Sie wollte ihm so nah sein wie irgend möglich. Sie brauchte ihn. Er war ihr Ein und Alles, der einzige Mann, den sie je begehrt hatte. Und bald würde niemand sie mehr aufhalten können. Bei dem Gedanken, dass sie schon in ein paar Tagen Mrs. Gage Caron sein würde, bebte ihr Körper.
Und dann machte er sich plötzlich los von ihr, und alles wurde in Dunkelheit getaucht, als er die Taschenlampe ausschaltete.
„Was …?"
Gage legte ihr einen Finger auf die Lippen. Hinter ihm sah sie für einen kurzen Moment Helligkeit aufflackern, irgendwo in einem anderen Teil des Gebäudes.
Sie erstarrte, und das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Gages Atem streifte ihr Ohr. „Da ist jemand."
Dann war seine Wärme plötzlich verschwunden. Sie wusste nicht, wo er war, aber er würde sie hier nicht allein zurücklassen. Nein, niemals. Als es ganz in der Nähe raschelte, schrak sie zusammen. Zum Glück gewöhnten sich ihre Augen langsam an die veränderten Lichtverhältnisse, und sie konnte ihn in der Nähe erkennen, wo er Sachen in seinen Rucksack stopfte.
„Versteck dich", flüsterte er so leise, dass er fast vom Prasseln des Regens übertönt wurde.
„Vielleicht ist es gar nicht mein Vater."
„Ich will lieber kein Risiko eingehen."
„Und was ist mit dir?"
Er schüttelte den Kopf. „Nimm du das Geld, und sieh zu, dass du nach Montgomery kommst. Ich treffe dich dort. Ruf mich an, wenn du da bist. Und jetzt hoch mit dir."
Das Gebälk über ihr war in Dunkelheit gehüllt und sah alles andere als vertrauenserweckend aus.
Sie zögerte.
„Hast du Angst?", fragte Gage.
Obwohl sie außer sich war vor Furcht, entfachten seine Worte ein Feuer in ihr. Als Kinder hatten sie einander zum ersten Mal gesehen – durch ein mit Efeu überwuchertes Loch in der Mauer, die das Grundstück der Chevaliers von dem der Carons trennte. Seitdem stellte er ihr genau diese Frage, wenn sie wegen irgendetwas zögerte, und sie war nicht ein einziges Mal vor der Herausforderung zurückgescheut, ganz gleich wie angsteinflößend sie auch gewesen sein mochte.
„Das ist auch nicht anders, als auf die alte Magnolie zu klettern. Erinnerst du dich?"
Es war zu dunkel, als dass sie Gages Gesicht hätte sehen können, doch sie hörte, wie seine Stimme brach, und wusste, dass er ebenfalls Angst hatte. Sie nickte und blickte wieder nach oben.
„Ich erinnere mich."
Wie sollte sie es je vergessen? Sie hatte in den knorrigen Ästen gesessen, auf die Welt hinabgeblickt und sich gefühlt, als könnte sie alles erreichen. Ihre Mutter wäre durchgedreht, wenn sie gewusst hätte, dass ihre kleine Prinzessin auf Bäume kletterte – noch dazu mit einem Caron! –, doch mit Gage war ihr nichts unmöglich erschienen. Dort oben, in ihrer Fantasiewelt, hatten sie die Realität hinter sich lassen können. Dort hatte sich aus einer kindlichen Verliebtheit echte Liebe entwickelt.
Gage stopfte einige seiner Habseligkeiten in seinen Rucksack. Ihre versteckte er in einem Freiraum hinter einem Loch in der Wand, sodass sie nicht auf den ersten Blick zu sehen waren.
„Du solltest jetzt wirklich besser losklettern, ma chère", flüsterte er dann. Die Geräusche kamen näher, die gedämpften Stimmen mehrerer Männer und leises Lachen …
„Kommt raus, kommt raus, wo immer ihr euch auch verstecken mögt."
Es war wie in einem kranken Spiel. Sie waren auf der Jagd, und Eve war die Beute des Tages. Sie schluckte die Übelkeit hinunter, die bei dem Gedanken in ihr aufstieg.
Gage trat auf sie zu, zog sie an sich und küsste sie. Dieses Mal war der Kuss nicht zärtlich, sondern hart und energisch, und er holte sie abrupt wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Sie wollte ihn nicht gehen lassen. Nicht jetzt und überhaupt niemals.
„Ich locke sie von hier fort, und dann läufst du so schnell, wie du kannst."
Er ließ sie los, beugte sich zu ihr und machte mit den Händen eine Räuberleiter. Sie setzte den Fuß darauf, so wie früher, als er ihr auf den Baum geholfen hatte. Gage hob sie hinauf, und sie umklammerte den Holzbalken über ihr mit den Fingern. Obwohl sich Splitter in ihr Fleisch bohrten, hielt sie sich fest und zog sich weiter hoch, bis sie im Gebälk hocken konnte. Dort machte sie sich so klein wie möglich. Sie war gut darin, sich klein zu machen.
Von der Straße sickerte Licht durch die schmutzigen zerbrochenen Fenster. Gage warf ihr einen letzten Blick zu. Das Licht kam näher.
„Bald", flüsterte er, zog seinen Rucksack über und schlich davon, bis er fast außer Sichtweite war. Er war die Ablenkung. Die Entenmutter, die die Jäger von ihren Jungen weglockte.
Eve hatte das Geld in ihrer Tasche. Und wenn Gage und die Männer ihres Vaters fort wären, würde sie hinunterklettern und sich auf den Weg nach Montgomery machen.
Sie würden sich wiederfinden. Sie würden heiraten, genau wie geplant. Alles würde gut werden.
Schreie zerrissen die Stille der Nacht.
„Dort! Da ist er!"
Schritte, ein Gerangel – ein Durcheinander von Geräuschen, das sie nicht entwirren konnte.
„Ich hab ihn!"
„Lass mich los!"
Das war Gages Stimme, doch so hatte sie ihn noch nie gehört. Er klang genauso entsetzt und