Die Bewährungsprobe: Toni der Hüttenwirt 386 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Die beiden Männer schüttelten sich die Hände zum Abschied. »Schön, daß du mich mal wieder besucht hast, Albert. Ist immer schön, etwas aus der alten Heimat zu hören. Sag bitte dem Alois von mir schöne Grüße. Ich freu' mich, daß der Toni jetzt die Hütte übernimmt. Den kannte ich schon, als er noch ein Bub war und sich immer beim Alois auf der Berghütte rumgedrückt hat. Einen Sommer hab ich dem Alois damals geholfen. Das war der Anfang einer steilen Karriere. Na, ich bin mir sicher, daß es der Toni genauso gut macht. Auf die Anna, da bin ich ja gespannt. Die muß ein ganz liebes Madl sein! Da kann der Toni von Glück sagen, daß er so eine Frau bekommt, die mit ihm an einem Strang zieht.« »Ja, so ist es! Ich hoffe, daß die Anna bald mal wieder für längere Zeit kommt. Der Toni tut mir leid. Man merkt's ihm auch an, daß er einsam ist. Ich seh' ihn ja öfter, wenn er zu mir ins Sägewerk kommt. Die Renovierung der Berghütte ist eine größere Sache. Da muß viel Holz erneuert werden.« »Ich find's gut, daß die Berghütte dann wieder bewirtschaftet wird.
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Buchvorschau
Die Bewährungsprobe - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 386 –
Die Bewährungsprobe
Friederike von Buchner
Die beiden Männer schüttelten sich die Hände zum Abschied.
»Schön, daß du mich mal wieder besucht hast, Albert. Ist immer schön, etwas aus der alten Heimat zu hören. Sag bitte dem Alois von mir schöne Grüße. Ich freu’ mich, daß der Toni jetzt die Hütte übernimmt. Den kannte ich schon, als er noch ein Bub war und sich immer beim Alois auf der Berghütte rumgedrückt hat. Einen Sommer hab ich dem Alois damals geholfen. Das war der Anfang einer steilen Karriere. Na, ich bin mir sicher, daß es der Toni genauso gut macht. Auf die Anna, da bin ich ja gespannt. Die muß ein ganz liebes Madl sein! Da kann der Toni von Glück sagen, daß er so eine Frau bekommt, die mit ihm an einem Strang zieht.«
»Ja, so ist es! Ich hoffe, daß die Anna bald mal wieder für längere Zeit kommt. Der Toni tut mir leid. Man merkt’s ihm auch an, daß er einsam ist. Ich seh’ ihn ja öfter, wenn er zu mir ins Sägewerk kommt. Die Renovierung der Berghütte ist eine größere Sache. Da muß viel Holz erneuert werden.«
»Ich find’s gut, daß die Berghütte dann wieder bewirtschaftet wird. Ich hab richtig Lust, mal wieder hinzufahren.«
»Dann mach’s. Deine Frau kommt doch aus den Dolomit#en, der wird’s dort bestimmt auch gefallen. Und der Alois, der wird sich freuen, dich zu sehen.«
»Sag bitte dem Alois Grüße von mir und dem Toni auch. Sag dem Toni, daß ich ihm für die Zukunft seiner Berghütte und auch der Zukunft mit der Anna alles, alles Gute wünsche. Weißt, der Toni erinnert mich mit seinen Plänen an mich selbst, als ich jung war. Ja, ich werde ihn mal besuchen.
Isebert Koppermann schaute Albert Weißgerber nach, wie er mit seinem Lastwagen davonfuhr in Richtung Waldkogel.
*
Katja Mehring ging über die Terrasse des Tennisclubs. In ihrem knappen weißen Tennisdreß zog sie die Blicke der Männer auf sich. Weiter hinten hatte sich um mehrere zusammengeschobene Tische eine fröhliche Gruppe junger Leute versammelt. Mittelpunkt, wie meistens, war Gino Koppermann. Er rief Katja heran. Die junge Frau zögerte. Langsam schlenderte sie hinüber. Dabei löste sie ihre Sonnenbrille, die sie auf dem Kopf zwischen die rotblonden lockigen Haare gesteckt hatte. Ganz unbewußt hatte sie das getan. Sie suchte Schutz vor Ginos direkten Blicken.
»Dich sieht man immer seltener, Katja! Deine Freunde vermissen dich. Wie kommt’s?«
Katja stellte ihre Sporttasche ab und setzte sich. Der Kellner brachte ihr ein großes Glas Mineralwasser, das sie zügig austrank.
»Ich bereite mich auf mein Examen vor. Das wißt ihr doch.«
»Katja, du siehst im Leben alles so verkrampft. Nimm es locker! Take ist easy, Baby! Entspanne dich!« bemerkte jemand am Tisch.
»Dazu muß man auch die Grundlagen haben. Entspannt habe ich gerade. Es war ein gutes Match mit Cliff.«
Katja stand auf und legte einige Münzen neben ihr Glas.
»Laß das, Katja! Du weißt doch, das geht alles auf Kosten des Hauses. Bist von mir persönlich eingeladen.«
Es war gut, daß Gino nicht sehen konnte, wie sich Katjas Augen hinter der Sonnenbrille verengten.
»Danke! Nicht nötig! I#ch habe meine Getränke hier immer bezahlt und werde das auch weiterhin tun.«
Ein abfälliges Brummen ertönte.
»Bist wieder ganz schön bissig, Katja! Nun hab dich nicht so! Steck dein Geld wieder ein!«
»Gino, es hat keinen Zweck! Ich habe meine Gründe. Feiert wegen mir noch schön, was es immer auch zu feiern gibt. Einen Grund habt ihr ja immer – und wenn nicht, erfindet ihr einen.«
Katja drehte sich um und ging davon.
»Bei der bist du erneut abgeblitzt, Gino! Kannst wohl doch nicht bei jedem Rock landen?«
»Hört auf zu spotten! Trinkt lieber noch etwas. Wie wäre es mit Champagner?«
»Für mich nicht, Gino!« sagte Cliff, der lässig dabeigestanden hatte. »Ich habe gleich wieder einen Schüler.«
Cliff Jordan war Tennislehrer am Sportinstitut und hatte auch Trainerfunktion bei einigen hoffnungsvollen Nachwuchstalenten übernommen. Katja kannte Cliff schon viele Jahre. Er war sechs Jahre älter als sie und hatte irgendwie im Laufe der Jahre die Rolle des älteren Bruders übernommen. Er hatte Katja auch mit Gino Koppermann und der Clique bekanntgemacht.
*
Es war spät in der Nacht. Isebert und Lola Koppermann saßen in der Hausbar ihres schönen Bungalows und genehmigten sich noch einen Schlaftrunk.
Gino kam herein. Er küßte seine Mutter flüchtig auf die Wange.
»Hallo, gut daß du kommst. Deine Mutter und ich haben gerade über dich gesprochen. Wir hatten heute abend Besuch. Mein alter Freund Albert Weißgerber hat mal wieder reingeschaut.«
»Was treibt denn der Gute so? Ist er immer noch so eifrig mit seinem Sägewerk beschäftigt?«
Ginos Vater ging auf die Frage nicht ein.
»Albert hat auch nach dir gefragt. Das war uns peinlich. Du kennst ja Albert, der nimmt kein Blatt vor den Mund. Jedenfalls hat er mir von Freund zu Freund einiges gesagt. Recht hat er! Manchmal bedarf es ja eines Schubs von außen, damit man seinen Blick mal wieder nach innen richtet und die eigene Familie betrachtet.«
Isebert Koppermann zog an seiner dicken Zigarre.
»Du bist jetzt dreißig Jahre alt, Gino. Bis jetzt hast du nichts erreicht. Du hast drei Mal das Fach an der Uni gewechselt. Man sieht dich kaum. Was machst du eigentlich, außer auf unsere Kosten leben? In deinem Alter war ich schon verheiratet und hatte mir bereits etwas aufgebaut! Du lebst statt dessen ins Blaue hinein.«
»Vater, laß das! Ich mach schon. Ich habe im letzten Semester einen Schein gemacht.«
»Einen!« brüllte sein Vater los. »Einen! Wie gnädig von meinem Sohn. Hast du das gehört, Lola? Andere haben ihr Studium bereits abgeschlossen, wo möglich einen Titel erworben und konzentrieren sich auf ihre Karriere.«
»Aber Vater! Du hast es doch immer selbst gesagt, daß du willst, daß ich es einmal besser haben sollte als du. Ich sollte mein junges Leben genießen. Das waren deine Worte!«
»Jetzt soll ich an deinem Schlendrianleben noch schuld sein, wie? Nein, mein Lieber, das lasse ich mir nicht bieten. Es ist aus! Deine Mutter und ich werden auch älter. Wir hatten keine Ausbildung. Deshalb war es besonders schwer#, das alles hier zu schaffen. Irgendwann wollen wir auch mal kürzer treten. Aber wenn ich daran denke, wird es mir angst und bange. Du bist doch nicht fähig, in meine Fußstapfen zu treten. Eine Frau hast du auch noch nicht. Und ich gehe davon aus, daß du in einer Ehe ebensowenig Beständigkeit zeigen wirst wie in deinem Studium. Ständig hast du neue Freundinnen, und du bist unfähig, Aufgaben zu Ende zu führen! Ich weiß nicht, wo das noch hinführen soll.«
Er stöhnte und sah seine Frau an. Lola, die Italiener#in war, schaute ihren Sohn liebevoll an. Sie strich ihm über das Haar.
»Mein Großer, dein Vater hat recht. Wir haben dir genug Freiheit gelassen. Jetzt mußt du dein Leben in die Hand nehmen. Wenn du nicht studieren willst, dann verlasse die Uni. Steige bei deinem Vater ein. Vielleicht lernst du ja auch eine nette, junge Frau kennen, die vom Fach ist. Gemeinsamkeiten im Beruf sind immer gut. Das war bei deinem Vater und mir auch so. Außerdem will ich noch etwas von meinen Enkelkindern haben!«
Isebert Koppermann sah seinen Sohn streng an.
»Gino, ich will von dir innerhalb der nächsten Tage eine Entscheidung. Sonst ergreife ich Maßnahmen! Drastische Maßnahmen! Ich habe es geschafft, aus dem Nichts eine Hotelkette aufzubauen. Ich habe als Hilfskellner angefangen. Tag und Nacht habe ich gearbeitet. Mit fünfundzwanzig Jahren hatte ich schon mein erstes kleines Lokal. – Also, wie gesagt: Der Monat geht zu Ende. Ich streiche dir alles! Kein Geld mehr ab dem Ersten, wenn ich nicht von dir höre, daß du etwas Sinnvolles machst! Ich will Ergebnisse sehen. Das war mein letztes Wort!«
Gino sah, daß es zwecklos war mit seinem Vater zu sprechen. Er nahm das Gespräch auch nicht allzu ernst. Er kannte ihn nur zu gut. Dann und wann hielt er ihm eine Standpauke. Das war es auch schon wieder.
»Gut, Vater!« sagte Gino leise.
Er trank sein Glas aus, sagte Gute Nacht und küßte seine Mutter auf die Wange. Seine Mamamia, wie er sie nannte, würde mit ihrem Charme seinen Vater schon beruhigen, so wie sie es immer getan hatte. Da war Gino sich sicher.
*
Als Gino am nächsten Tag gegen Mittag aufstand, war er sich nicht mehr so sicher. Irgendwie beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Er dachte an seine Clique. Ja, es stimmte. Alle waren erfolgreicher als er. Sie waren auch teilweise schon verlobt, einige sogar verheiratet. Hatte sein Freund Cliff ihn deshalb vor einiger Zeit mit Katja Mehring bekanntgemacht? Gino dachte an Katja. Sie reizte ihn. Sie gefiel ihm. Sie sah gut aus, besonders gut sogar. Es störte