Diamanten am Abend
Von Lucy Ellis
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Über dieses E-Book
Bitte trag das Collier heute Abend. Clementine starrt auf Sergejs Karte. Sie hatte eine heiße Nacht mit ihm, doch dieser Satz lässt sie frösteln. Hält der attraktive Hüne sie etwa für käuflich? Oder verschenken reiche Russen Diamanten statt Rosen? Sie muss es herausfinden …
Lucy Ellis
Früher hätte Lucy Ellis es nie für möglich gehalten, einmal selbst Liebesromane zu schreiben, wie ihre Großmutter es ihr vorschlug. Heute tut sie genau das mit großer Freude. Das Beste für sie am Autorendasein: Ihre Protagonistinnen sind genauso wie die Frauen, über die Lucy schon als junges Mädchen gerne gelesen hat: selbstbewusst und attraktiv, während sie den Helden um den Finger wickeln und ihn vor der Einsamkeit retten. Lucy lebt in einem kleinen Cottage in der Nähe von Melbourne, Australien.
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Buchvorschau
Diamanten am Abend - Lucy Ellis
IMPRESSUM
Diamanten am Abend erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2012 by Lucy Ellis
Originaltitel: „Untouched by His Diamonds"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA, Band 359
Übersetzung: Marietta Schröder
Umschlagsmotive: Naddya / shutterstock
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2022
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751514453
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Clementine traute ihren Augen nicht. Sie trat näher an die Schaufensterscheibe, bis sie fast mit der Nasenspitze dagegen stieß.
Begierde – unverhüllte Begierde erfüllte sie.
In der Auslage prangte ein russisches Wintermärchen in der Gestalt von schenkelhohen pelzgefütterten Wildlederstiefeln!
Ich bin nur noch einen Tag in St. Petersburg, sagte sie sich. Irgendein Andenken sollte ich mir wirklich gönnen, außerdem habe ich eine Belohnung verdient.
Sekunden später schritt sie über die himbeerrote Auslegeware des Ladens. Andächtig schlüpfte sie erst in den einen, dann in den anderen Stiefel. Sie fühlte sich wie Cinderella, die in ihre Pantöffelchen steigt. Die eigentliche Herausforderung stand ihr jedoch noch bevor, denn die Frage war, ob der Reißverschluss sich tatsächlich bis über die Knie hochziehen lassen würde. Immerhin betrug ihre Körpergröße eins achtzig, und ihre wohlgeformten Beine nahmen einen Großteil davon ein.
Beinahe hätte sie einen Freudenschrei ausgestoßen, als sie es tatsächlich schaffte. Die Verkäuferin, die vor ihr auf dem Boden kauerte, lächelte anerkennend und schlug die Stulpen um.
„Das verlängert den Stiefelschaft noch um einiges", meinte sie in perfektem Englisch, wie alle Verkäuferinnen in diesen Luxusboutiquen es sprachen.
Ohne zu zögern zog Clementine den Saum ihres burgunderroten Lederrocks hoch, um die Stiefel uneingeschränkt bewundern zu können. Sie kam sich äußerst verwegen vor, das mitten in einem Laden zu tun, noch dazu, weil man nun ihre Strapse sah. Bewundernd strich sie über einen der Stiefelschäfte, die bis zur Mitte ihrer Oberschenkel reichten. Der weiche Pelz fühlte sich auf ihrer Haut an wie eine Liebkosung.
Fasziniert betrachtete sie sich im Spiegel. Ihre Beine schienen gar nicht enden zu wollen. Sie streckte erst das eine, dann das andere vor und drehte sich ein wenig. Dabei bemerkte sie im Spiegel eine Bewegung hinter sich, und ihr Blick traf den eines Mannes. Er beobachtete sie von der Tür aus, und zwar nicht verstohlen, sondern ganz demonstrativ.
Mit seiner Präsenz füllte er nicht nur den Türrahmen, er nahm auch den Laden für sich ein, als würde der ihm gehören, und er schaute ihr geradewegs in die Augen.
Seine hochgewachsene, athletische Gestalt überragte sie mindestens um Haupteslänge. Eigentlich gab es diese Sorte Mann überhaupt nicht mehr. Er schien ein Überbleibsel zu sein aus der Zeit, als die Ernährer mit Musketen in den Krieg zogen, oder als sie noch Knüppel benutzten, um Tiere zu erlegen. Clementine hatte keine Schwierigkeiten, ihn sich im Lederschurz und mit einer Keule in der Hand vorzustellen. Natürlich würden Narben von Säbelzahntigern seine breite Brust zeichnen. Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihn die Steppe durchstreifen.
Heutzutage, in unseren hoch technisierten, von der Frauenbewegung und der Gleichberechtigung bestimmten Zeiten, braucht man Männer wie ihn überhaupt nicht mehr, dachte sie, außer im Bett. Sie biss sich auf die Unterlippe.
Diese Hände auf meinem Körper! Diese Hände, wie sie mir die Stiefel anziehen!
Verstohlen glitt ihr Blick im Spiegel zu ihm hin. Der Kosak hatte sich keinen Millimeter bewegt und starrte sie immer noch an – sie erkannte unverhüllte Faszination, unverhüllte, testosterongesteuerte, maskuline Faszination, die ihr galt. Als befände er sich in einer privaten, nur für ihn bestimmten Peepshow.
Clementine fühlte sich, als hätte sie einen Fieberschub, denn sie spürte, wie sein Blick über ihren Körper kroch. Fast war es, als würde er sie berühren.
Soll er doch, dachte sie. Der Anstand hätte geboten, den Rock hinunterzuziehen, doch nach einem Jahr absoluter Keuschheit genoss sie die Aufmerksamkeit. Das Ganze war letztendlich harmlos. Wenn er schauen wollte – bitte sehr! Viel Spaß, dachte sie. Schließlich konnte nichts passieren mitten in diesem Laden. Sie waren zwei Fremde in einem fremden Land. Sie befand sich in Sicherheit.
Sie bückte sich und krempelte erst den einen Stiefelstulpen um, dann den anderen. Damit bot sie dem Kosaken den unverhüllten Anblick ihrer Schenkel. Als sie fertig war, zog sie Zentimeter für Zentimeter den Rock nach unten, wie sie es unzählige Male bei den Models gesehen hatte.
Okay. Die Show ist vorbei!
Jetzt musste sie die Objekte ihrer Begierde nur noch bezahlen, dann ging es zurück in dieses Rattenloch, in dem man sie untergebracht hatte. Auf dem Weg zur Kasse blickte sie verstohlen zur Tür. Er war immer noch da und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Die Designerjacke spannte über seinen athletischen Schultern.
Wieder beschleunigte sich ihr Herzschlag. Er war ganz einfach ein Traum von einem Mann, die fleischgewordene Fantasie jeder Frau. Allerdings wirkte er auch ein bisschen bedrohlich, nicht nur wegen seiner Größe. Clementine hatte deutlich das Gefühl, er warte auf sie.
Ein Schauer rieselte ihr über den Rücken. Sie schüttelte die Nervosität ab und kramte nach ihrem Geldbeutel. Den Rest der Woche würde sie von Wasser und Brot leben müssen.
„Sie haben einen Bewunderer", flüsterte die Kassiererin ihr zu, wobei sie einen Seitenblick zur Tür warf, und verstaute Clementines alte Schuhe in einer Tüte.
„Wahrscheinlich ein Schuhfetischist", bemerkte Clementine trocken. Auf ihren Lippen lag jedoch ein leichtes Lächeln. Sie holte tief Luft und drehte sich schwungvoll um. Der Kosak war verschwunden.
Sie verließ den Laden, trat auf den Fußweg, schwang betont unbekümmert ihre Designerhandtasche und ging Richtung Metro – da sah sie ihn! Er lehnte an einer Limousine, hatte die Daumen in die Gürtelschlaufen seiner Jeans gehakt und musterte sie ungeniert. Sein Blick verweilte etwas länger auf ihrem Busen und ihren runden Hüften. Plötzlich war ihre Kehle wie zugeschnürt, und ihr Herz fing an zu flattern.
Du gehst ganz ruhig weiter, befahl sie sich. Auf keinen Fall bleibst du stehen! Designerklamotten, Limousine – Kerle wie ihn sollte man tunlichst meiden. Solche Typen kannte sie, leider. Einmal war genug. Das Gewerbe, in dem sie tätig war, verleitete Frauen, den leichten Weg zu wählen und ihre weiblichen Attribute einzusetzen, um sich einen bestimmten Lebensstandard zu sichern. Zu denen hatte sie nie gehört, und sie würde auch jetzt nicht damit anfangen.
Sergej starrte wie gebannt auf den Schwung ihrer Hüfte und den Streifen Haut, der zwischen Rocksaum und dem Schaft ihrer Stiefel aufblitzte. Er wusste, wodurch ihre Seidenstrümpfe vor dem Rutschen bewahrt wurden, von mitternachtsblauen Spitzenstrapsen.
Er war gerade im „Krassinsky gewesen, dem russischen Äquivalent zu „Tiffanys
, wo er alte Manschettenknöpfe, die einmal seinem Vater gehört hatten, zur Reparatur abgegeben hatte. Als er das glasüberdachte Atrium des Luxuskaufhauses durchquerte, sah er dieses wundervolle Wesen in der Boutique.
Ein junge Frau, die sich trotz der Kürze ihres Lederrocks bückte, als wäre sie allein. Der Rock schmückte äußerst attraktiv gerundete Hüften, die bei ihrem Versuch, in die Stiefel zu schlüpfen, verführerisch hin und her schwangen. Dann war ihm auch noch ein Blick auf den Spitzensaum der Seidenstrümpfe und auf die Strapse vergönnt. Als sie den Reißverschluss der Stiefel hochzog, durchfuhr ihn pure Begierde.
Hätte sie jetzt innegehalten, wäre es ihm vielleicht noch möglich gewesen, einfach weiterzugehen. Unglücklicherweise streckte sie jedoch ein Bein aus, und er sah einen wohlgeformten Oberschenkel. Genau die Stelle, wo der Bund des Seidenstrumpfs sich leicht in das weiße Fleisch drückte und eine kleine Wölbung verursachte. Sergej schluckte schwer. Nur noch ein kleines Stück höher, bat er inständig.
Als hätte sie seine Gedanken gehört, sah sie auf und entdeckte ihn im Spiegel. Sie erstarrte. Ihr herzförmiges Gesicht, der großzügige Mund, das schmale Kinn – all das nahm er im Bruchteil einer Sekunde wahr. Trotz ihrer aufreizenden Kleidung, ihres provozierenden Benehmens und des schweren Make-ups wirkte sie wie die Unschuld vom Land. Voller Spannung wartete er auf ihre Reaktion, jetzt, da sie ihn bemerkt hatte. Prompt wurde er durch ein verstohlenes Lächeln belohnt.
Er sah ihr nach, wie sie sich zur Kasse begab, und seine Erregung verflüchtigte sich. Sie war einfach nur eine Frau, die sich etwas gönnte. Sein Interesse erlosch, und er verließ das Kaufhaus, ging zu seinem Wagen, übergab seinem Chauffeur die Aktentasche und öffnete die Tür des Fonds. Doch dann zögerte er, drehte sich um und beobachtete die Boutique.
Und tatsächlich, sie kam heraus – in diesen unglaublichen Stiefeln! Als wäre das nicht genug, sah sie aus wie ein Pin-up-Girl aus den Fünfzigern. Langes, schimmerndes goldenes Haar, schmale Schultern, volle Brüste, runde Hüften, eine Wespentaille und Beine, die schier nicht enden wollten.
Sein gesunder Menschenverstand riet ihm, das Ganze auf sich beruhen zu lassen. Er hatte schließlich Wichtigeres zu tun. Außerdem war es ja nun nicht so, als könnte er keine Frau finden, die ihn im Bett warmhielt.
Dann sah den er Schwung ihrer Hüfte, und seine Entschlossenheit war dahin.
Er registrierte genau den Moment, in dem sie ihn entdeckte. Sie senkte die Lider, sah zu Boden und beschleunigte ihre Schritte. Wenn er noch lange zögerte, würde der Moloch Stadt sie verschluckt haben.
Als würde sie seine Unentschlossenheit spüren, blickte sie über die Schulter zurück. Ein Lächeln, um das Mona Lisa sie beneidet hätte, umspielte ihre Mundwinkel. Ein verstohlenes, leichtes Kräuseln der Lippen – kaum sichtbar, und trotzdem …
Komm doch, schien es zu locken.
Sie warf mit einer energischen Bewegung ihr Haar in den Nacken