Lieb mich, bis der Morgen kommt
Von Maisey Yates
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Über dieses E-Book
„Schläfst du lieber unter Sternen oder in einer Luxussuite?“ Rachel weiß, dass ihre Frage provokant ist. Schließlich kennt sie Alex erst wenige Stunden. Aber eine letzte Nacht will sie sinnlich genießen, bevor sie heiratet. Sie ahnt nicht: Alex ist der Erzfeind ihres Verlobten …
Maisey Yates
Schon von klein auf wusste Maisey Yates ganz genau, was sie einmal werden wollte: Autorin. Sobald sie mit einem Stift umgehen und ihre erste Worte zu Papier bringen konnte, wurde sie von der Leidenschaft fürs Schreiben gepackt und bis heute nicht mehr losgelassen. Von da an konnte nichts und niemand Maisey mehr vom Schreiben abhalten. Niemand? Als Maisey ihren absoluten Traummann und späteren Ehemann traf, eroberte dieser ihr Herz im Sturm und die schriftstellerischen Ambitionen rückten ein wenig in den Hintergrund. Doch als Maisey schwanger mit ihrem zweiten Kind war, las sie ihren allerersten Liebesroman – dies veränderte alles. Wusste Maisey schon immer, dass sie Autorin werden wollte, so war sie doch bisher ziemlich ratlos, was und über welche Themen sie schreiben sollte. Aber jetzt verliebte Maisey sich auf Anhieb in das Genre Romance. Sofort wusste sie, das ist es, was sie schreiben will. Zu ihren Lieblingsautorinnen zählen Penny Jordan, Miranda Lee und Lynne Graham.Ihr Lebensmotto, das sowohl in der Liebe wie auch im Leben eine Portion Humor unverzichtbar ist, spiegelt sich auch in ihren Romanen wider. Maisey Yates liebt es, wenn sich ihre Helden lustige Wortgeplänkel liefern. Zusammen mit ihrem Mann – der sich im Übrigen nicht davor scheut, Windeln zu wechseln – und den drei gemeinsamen Kindern lebt Maisey Yates in Oregon.
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Buchvorschau
Lieb mich, bis der Morgen kommt - Maisey Yates
IMPRESSUM
Lieb mich, bis der Morgen kommt erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2014 by Maisey Yates
Originaltitel: „One Night to Risk it All"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 2187
Übersetzung: Helga Meckes-Sayeban
Umschlagsmotive: Getty Images / SHansche
Veröffentlicht im ePub Format in 11/2021
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751513272
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Wie magnetisch wurde Rachels Blick zum Nachttisch gezogen. Zu dem Ring, der im Schein der Nachttischlampe schimmerte. Langsam hob sie die Hand und blickte auf den Finger, an dem er noch vor wenigen Stunden gesteckt hatte.
Komisch, wie nackt er wirkte, nachdem sie den Ring so lange getragen hatte!
Aber irgendwie war es ihr nicht richtig erschienen, ihn aufzubehalten.
Rachel tastete danach und hielt ihn hoch, sodass er im Lampenlicht funkelte. Dann drehte sie sich zu dem Mann um, der neben ihr schlief. Er hatte einen Arm halb übers Gesicht gelegt, die dunklen Locken fielen ihm in die Stirn. Wie ein Engel sah er aus.
Ein gefallener Engel, der sie himmlisch sündige Dinge gelehrt hatte.
Aber er war nicht der Mann, der ihr den Ring an den Finger gesteckt hatte. Nächsten Monat sollte sie ihren Verlobten heiraten …
Das war das Problem.
Doch ihr Bettgefährte sah so fantastisch aus, dass es ihr schwerfiel, ihn als Problem zu sehen: Alex mit den elektrisierenden blauen Augen und der gebräunten Haut, den sie am Nachmittag kennengelernt hatte. Im Hafen. Meine Güte, sie kannte diesen Traummann noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden!
Rachel blickte auf die Uhr. Genau genommen sogar erst acht! Acht Stunden, in denen sie alle Hemmungen bedenkenlos über Bord geworfen und den Verlobungsring abgelegt hatte, um ihrem … Herzen zu folgen. Na ja, mit Herz hatte es wohl weniger zu tun. Mit ihr waren schlichtweg die Hormone durchgegangen.
So etwas war ihr noch nie passiert! Jahrelang war sie so vernünftig und brav gewesen und nie in Versuchung geraten, sich von Gefühlen oder gar Leidenschaft zu etwas Unüberlegtem hinreißen zu lassen.
Aber von vernünftig oder brav konnte hier beim besten Willen nicht die Rede sein!
Bei diesem Mann hatte es sie aus heiterem Himmel erwischt … wie er sich bewegt hatte, das Spiel seiner Muskeln beim Deckschrubben …
Rachel schloss die Augen und hatte die wahnwitzigen Augenblicke wieder vor sich. Es fiel ihr nicht schwer, sich zu erinnern, wie sie um den letzten Funken Verstand und ihre Kleidung gekommen war …
Seit der Ankunft auf Korfu hätten die Freundinnen sich kein schöneres Wetter wünschen können. Es war noch nicht zu heiß, und vom Meer her wehte eine sanfte Brise.
Sie hatten zu Mittag gegessen, und Alana musste später zum Flughafen, um nach New York zurückzufliegen. Rachel würde noch länger auf der Insel bleiben, um die Familie Holt auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung zu vertreten.
Der Urlaub war so etwas wie ihr letzter Soloflug vor der Hochzeit, die im kommenden Monat stattfinden sollte. Die letzte Gelegenheit, sich noch einmal auszutoben – natürlich auf anständige Weise –, ehe sie sich für immer an ihren Verlobten band.
„Noch ein Paar High Heels?" Alana deutete zu der kleinen Boutique auf der anderen Seite der kopfsteingepflasterten Straße.
„Ich werde Nein sagen." Geistesabwesend blickte Rachel auf die Schiffe und Jachten, die im Hafen ankerten.
„Bist du krank?" Besorgt betrachtete Alana ihre Freundin.
Rachel trat an die Küstenmauer und stützte sich lachend darauf. „Vielleicht."
„Dir macht die Hochzeit zu schaffen, stimmt’s?"
„Ja … aber das dürfte es eigentlich nicht. Schließlich hatte ich lange genug Zeit, mich darauf einzustellen. Seit sechs Jahren sind wir zusammen und seit einer Ewigkeit verlobt. Vor elf Monaten haben wir den Hochzeitstermin festgesetzt, da …"
„… kannst du es dir immer noch anders überlegen", erinnerte Alana sie.
„Nein. Unvorstellbar! Die Hochzeit ist das gesellschaftliche Ereignis des Jahres. Jax kann endlich Holt übernehmen. Mein Vater will seinem Schwiegersohn die Firma übertragen – wie es sich beide wünschen."
„Und was willst du?"
Das hatte Rachel sich lange nicht mehr gefragt.
„Ich … mag Jax."
„Liebst du ihn?"
Ein Mann auf einer Jacht erregte ihre Aufmerksamkeit. Er schrubbte das Deck, sein Oberkörper war nackt, und er trug nur verwaschene Jeans. Im Schein der Abendsonne konnte Rachel das Muskelspiel seines durchtrainierten Körpers deutlich erkennen.
Der Anblick verschlug ihr den Atem.
Auf einmal verspürte sie Leidenschaft, ein Verlangen, das sie bisher vermisst hatte. Wie eine Brandungswelle riss der Anblick des Mannes sie aus ihrem Langweilerdasein.
„Nein. Sie konnte den Blick nicht von dem Muskelmann abwenden. „Nein, ich liebe Jax nicht. Jedenfalls nicht, wie du denkst. Ich mag ihn, aber mehr ist da nicht.
Hatte sie das nicht längst gewusst? Doch nach der atemberaubenden Entdeckung beunruhigte Rachel die Erkenntnis mehr, als sie wahrhaben wollte.
Irgendwie hatte sie gedacht, es läge an ihr. Oder weil sie und Ajax zu verschieden waren. Er war nun mal kein leidenschaftlicher Mann und bestürmte sie nie. Im Gegenteil. Er rührte sie kaum an. Nach all den Jahren ging er nie weiter, als sie zu küssen. Lieb, gelegentlich auch innig. In seinem Penthaus dauerte ein Kuss auf der Couch manchmal sogar länger. Aber da wurde nichts ausgezogen. Es war keine erderschütternde Angelegenheit. Aufzuhören fiel Ajax nie schwer.
Und weil er ein fabelhaft aussehender Mann war, hatte Rachael angenommen, dass sie sich nach den Jahren der Zurückhaltung geändert und nach den wilden Ausrutschern gerade noch rechtzeitig den Absprung geschafft hätte.
Seitdem hatte sie sich eisern gezügelt und sich und Ajax für ein ideales Paar gehalten.
Doch das waren sie nicht. Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
In ihr schlummerte Leidenschaft. Sie war immer noch da. Und sie sehnte sich danach …
„Und was willst du nun tun, Rachel?", fragte Alana besorgt.
Ihr schoss das Blut ins Gesicht. „Tun?"
„Nachdem du erkannt hast, dass du Ajax nicht liebst."
„Ach … Sie wedelte mit der Hand. „Das weiß ich schon lange.
Alana konnte nicht ahnen, dass Rachels Welt soeben von einem nur vierzig Meter entfernten Herkules aus den Angeln gehoben worden war.
„Was blickst du so fasziniert zu dem Typ auf der Jacht da drüben?"
Rachel riss sich zusammen. „Tue ich das?"
„Ja."
„Na ja, er ist …"
„Mm. Ja, das ist er. Geh und sprich ihn an."
Entsetzt wirbelte Rachel herum. „Was? Einfach so?"
„Klar. Ich fliege erst in einigen Stunden. Falls du Rettung brauchst – ich bin da. Natürlich diskret im Hintergrund."
„Aber was soll ich ihm sagen?"
Flirten, gefährlich leben, den Augenblick genießen – das alles lag so weit zurück und gehörte in eine andere Welt. Die Rachel, die fast Schande über sich und ihre Familie gebracht hätte, gab es nicht mehr. Eine neue Rachel war der Asche entstiegen. Mit neuen Regeln. Eine friedliche Rachel, die mit dem Strom schwamm und es allen recht zu machen versuchte. Und aufpasste, dass sie sich nicht zu weit über den Rand des Sicherheitsnetzes wagte, das ihr Vater gespannt hatte.
Doch aus einem ihr selbst nicht erklärlichen Grund fühlte Rachel sich hier im Sonnenschein beim Gedanken an die gesellschaftliche Vorgaben ihres Vaters und die Sicherheit, die Ajax ihr bot, als würde sich ihr eine Schlinge um ihren Hals legen …
Mach kein Theater! ermahnte sie sich. Es ist eine Hochzeit. Niemand will mich aufknüpfen.
Dennoch kam es Rachel so vor. Weil die Heirat so endgültig war. Die Entscheidung für eine Zukunft als Ajax’ Frau. Für die neue Rachel, die keine Wellen mehr machen durfte.
„Geh und rede mit ihm, drängte Alana. „Du bist rot geworden. Es scheint dich erwischt zu haben.
„Blödsinn", wehrte Rachel ab.
„Na gut, ich habe mich zurückgehalten, als du dich mit Ajax verlobt hast. Aber wie du jetzt zugibst, liebst du ihn nicht. Das sieht eigentlich jeder, der Augen im Kopf hat."
„Ich weiß", gab Rachel kleinlaut zu.
„Was sind wir doch für Langweiler geworden! Im College haben wir die verrücktesten Dinger gedreht …"
„Milde ausgedrückt", bemerkte Rachel.
„Aber ich finde, jetzt bist du ein bisschen zu langweilig", hielt Alana ihr vor.
„Die Alternative steht nicht mehr zur Debatte."
„Mag sein. Aber eine brave Zukunft erscheint mir auch nicht verlockend."
„Was bleibt mir anderes übrig? Rachel seufzte. „Mein Dad hat mich oft genug aus der Patsche geholt. An einem Punkt wollte er sogar nichts mehr mit mir zu tun haben. Und jetzt? Ich liebe meinen Dad, endlich ist er stolz auf mich. Und wenn die Heirat mit Ajax der Preis ist, den ich zahlen muss … bin ich einverstanden.
„Bekommst du bei ihm Herzklopfen?"
Rachel blickte wieder zu dem Muskelmann auf der Jacht. „Nein, musste sie zugeben. „Das nicht.
„Dann solltest du dir ein Erdbeben mit einem Mann gönnen, bei dem das der Fall ist."
„Meinst du?"
„Ja."
„Ich soll ihn einfach ansprechen? Und wenn er mich mit einer Flut griechischer Schimpfwörter überschüttet und wieder an die Arbeit geht?"
Erheitert lachte Alana. „Das tut er bestimmt nicht, Rachel."
„Woher willst du das wissen? Vielleicht steht er nicht auf Blondinen."
„Auf dich bestimmt. Du machst die Männer verrückt."
„Jetzt nicht mehr." Vor elf Jahren war es für sie mit Flirts, Spielchen und Anmachen vorbei gewesen. Und Ajax hatte nie den Eindruck erweckt, als würde sie ihn verrückt machen.
„Mich kannst du nicht täuschen, winkte Alana ab. „Lebe ein bisschen gefährlich, Schätzchen. Ehe du dich ins Eheleben verabschiedest.
Rachel blickte immer noch gebannt zu dem Fremden hinüber und gönnte ihrer Freundin nicht mal einen bösen Blick. „Hast du das aus einem Glückskeks?"
„Hattest du noch nie einen Orgasmus bei einem richtigen Mann? Ich schon. Also …?"
Rachels Wangen brannten. Nein, da musste sie passen. Einigen Männern hatte sie einen beschert, aber selbst nie einen gehabt. „Na gut. Ich spreche ihn an. Sprechen, betonte sie. „Kein Orgasmus. Also spar dir den bedeutsamen Blick, Alana.
„Okay. Ich bleibe in der Nähe. Falls du … na, du weißt schon … Hilfe brauchst, schick eine SMS."
„Ich habe Pfefferspray dabei. Ajax bestand darauf."
Bei der Erwähnung ihres Verlobten wand Rachel sich innerlich. Aber sie würde ja nichts Unanständiges tun. Nicht wirklich. Sie wollte sich mit dem halbnackten Matrosen nur unterhalten.
Nur einen Moment. Um zu beweisen, dass sie Abenteuergeist besaß. Alana zeigen, dass sie ein falsches Bild von ihr hatte. Etwas tun, das andere ihr nicht zutrauten.
Nur einen Moment. Mit dem Herkules reden, den sie schlichtweg atemberaubend fand.
Rachel atmete tief durch und warf das Haar zurück. „Wünsch mir … hm … Glück wohl besser nicht."
Alana zwinkerte ihr zu. „Es wird schon klappen."
„Nein – nein! Ich werde Jax nicht betrügen."
„Okay", sagte Alana nur.
„Ich betrüge ihn nicht." Die bloße Vorstellung war lachhaft.
Manche mochten so sein. Draufgänger, leichtlebige Mädchen, die mitnahmen, was sich ihnen bot. Sie nicht! Nicht mehr. Die Rachel von damals gab es nicht mehr. Ihre rebellischen Jahre waren nur das gewesen: Rebellion. Kein Ausdruck von Freiheitsdurst, eher der Wunsch, ihre Grenzen zu testen. Irgendwann war ihr bewusst geworden, wie das auf andere wirkte. Und auf sie zurückfiel. Nicht nur momentan, sondern langfristig.
Aber was war schon dabei, einfach hallo zu sagen? Es konnte doch nicht schaden, sich einen Augenblick in der glutvollen Aura dieses Fremden zu sonnen.
„Neiin!", tönte Alana.
„Sscht!" Rachel drehte sich um und ging bebend auf die Anlegestelle zu. Ihre Handflächen waren feucht, ihr Herz jagte, und sie hatte das Gefühl, ohnmächtig zu werden. Ja, alle Signale schrillten warnend und standen auf Flucht.
Rachel ignorierte sie.
Ein letztes Mal drehte sie sich zu Alana um, die reglos an der Mauer stand und ihr nachblickte, dann wandte Rachel sich ihrem Opfer zu.
Sie würde einfach hallo sagen. Und vielleicht ein bisschen flirten. Es