Stille Tränen – neues Glück?: Dr. Norden Gold 359 – Arztroman
()
Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Grüß Gott, herzlich willkommen in der Pension Stubler. Die Frau Behrens aus München, nehm' ich an?« Ria Stubler schaute die junge Frau lächelnd an. Sie trug Jeans, einen leichten Pulli und bequeme Schuhe. Das dunkle Haar war modisch frisiert. Eine große Reisetasche hatte die Urlauberin neben sich auf den Boden gestellt. »Ja.« Sie nickte und reichte der Wirtin die Hand. »Ich bin Claudia Behrens.« »Schön, daß Sie da sind«, freute sich Ria und nahm den Zimmerschlüssel vom Brett. »Hatten S' eine gute Fahrt?« »Ganz wunderbar«, bestätigte Claudia. »Mit dem Zug ist's ja ein Klacks, und in der Stadt stand auch gleich der Bus hierher am Bahnhof bereit. Auf der Herfahrt konnt' ich schon ein bissel was von der Gegend sehn. Ich muß sagen – einfach herrlich!« »Freut mich, daß es Ihnen gefällt. Sie soll'n mal sehn, wenn S' erst einmal ein paar Tag' hier sind, dann woll'ns gar net mehr wieder fort.« Die beiden Frauen waren die Treppe hinaufgegangen, und Ria schloß die Zimmertür auf.
Mehr von Patricia Vandenberg lesen
Dr. Norden Aktuell
Ähnlich wie Stille Tränen – neues Glück?
Titel in dieser Serie (100)
Neue Hoffnung für Bibianne: Dr. Norden Gold 6 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAm Anfang war es Liebe: Dr. Norden Gold 10 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwischen Lüge und Wahrheit: Dr. Norden Gold 20 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Mädchen richtet Unheil an: Dr. Norden Gold 13 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Leben in deiner Hand: Dr. Norden Gold 15 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Rätsel einer Sommernacht: Dr. Norden Gold 8 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs kam anders, als sie dachten: Dr. Norden Gold 1 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSorgen um Anneka: Dr. Norden Gold 4 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWeil sie einer anderen so ähnlich sah: Dr. Norden Gold 14 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Albtraum ist vorbei: Dr. Norden Gold 18 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen... und es ist doch nicht aussichtslos: Dr. Norden Gold 3 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVergiß die Angst: Dr. Norden Gold 9 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Glück, geliebt zu werden: Dr. Norden Gold 7 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Karriere der schönen Sandra: Dr. Norden Gold 11 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Stimme der Fremden: Dr. Norden Gold 36 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHilf mir auf dem schweren Weg: Dr. Norden Gold 2 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAm Tag, als Carina verschwand: Dr. Norden Gold 12 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Angst vor der Wahrheit: Dr. Norden Gold 19 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFrei für das Leben …: Dr. Norden Gold 41 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchwer war der Weg zu dir: Dr. Norden Gold 5 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter falschem Verdacht: Dr. Norden Gold 16 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Urlaubsliebe: Dr. Norden Gold 25 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWer ist die Mutter?: Dr. Norden Gold 26 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie große Angst der schönen Celia: Dr. Norden Gold 22 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAls Fremde kehrte sie zurück: Dr. Norden Gold 32 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Unbekannte vom Starnberger See: Dr. Norden Gold 42 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoch es kam alles anders …: Dr. Norden Gold 30 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin schwerer Weg für Angelina: Dr. Norden Gold 23 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Außenseiter: Dr. Norden Gold 21 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNie mehr will ich weinen: Dr. Norden Gold 48 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Der Bergpfarrer 78 – Heimatroman: Stille Tränen – neues Glück? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStille Tränen – neues Glück?: Der Bergpfarrer 359 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUrlaub, Liebe und doch kein Glück?: Der Bergpfarrer 308 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWer hat das viele Geld?: Der Bergpfarrer 240 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKatjas schwere Schuld: Der Bergpfarrer 417 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStille Nacht, keiner wacht: Weihnachtskrimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Geheimnis des Gutsherrn Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGehörst du zu enem Anderen? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDu weißt doch, was ich will Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Weg zurück: keiner Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBin ich bei dir endlich zuhaus?: Der Bergpfarrer 408 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen... und sie macht, was sie will! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Liebe findet dich: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Kind der Leidenschaft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenClaras Vater: Drei Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWeil ich zu dir gehör'!: Der Bergpfarrer 380 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer neue Landdoktor 81 – Arztroman: Üble Nachrede Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErsatzmami Annica: Mami Bestseller 19 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Puzzlemörder von Zons Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Gib doch nach, Pia!: Die Klinik am See 31 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schocktherapie: Kurfürstenklinik 76 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNimm den Ring zurück!: Der Bergpfarrer 262 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Atem der Apokalypse Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWarum glaubt mir denn niemand?: Mami 1924 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 377 – Heimatroman: Und immer wieder Chantal Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZum Küssen gehören zwei Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Fürst 101 – Adelsroman: Eine unlösbare Aufgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Freund, der Onkel Doktor: Kinderärztin Dr. Martens Classic 22 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Bekenntnis: Wenn die Liebe drängt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSag Ja zur Liebe: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
Italienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenImmanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Struwwelpeter - ungekürzte Fassung: Der Kinderbuch Klassiker zum Lesen und Vorlesen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Grimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/51984 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeinrich Heine: Gesammelte Werke: Anhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5James Bond 01 - Casino Royale Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Schneewittchen und die sieben Zwerge: Ein Märchenbuch für Kinder Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Griechische Mythologie: Theogonie + Die Götter + Die Heroen: Heldensagen und Heldendichtungen (Herkules + Der Trojanische Krieg + Theseus + Die Argonauten) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSternstunden der Menschheit: Historische Miniaturen. Klassiker der Weltliteratur Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Friedrich Wilhelm Nietzsche – Gesammelte Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Zauberberg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIlias & Odyssee Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Nibelungenlied Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHandbüchlein der Moral Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welle: In Einfacher Sprache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWalter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAna im Kreis: Novela en alemán (nivel A1) Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Denke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Harry Potter und der Stein der Weisen von J K. Rowling (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJugend ohne Gott: - mit Leitfaden zur Interpretation - Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWär mein Klavier doch ein Pferd: Erzählungen aus den Niederlanden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Edda - Nordische Mythologie und Heldengedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCity on Fire: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Stille Tränen – neues Glück?
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Stille Tränen – neues Glück? - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Gold
– 359 –
Stille Tränen – neues Glück?
Claudias Herz sehnt sich nach Liebe
Patricia Vandenberg
»Grüß Gott, herzlich willkommen in der Pension Stubler. Die Frau Behrens aus München, nehm’ ich an?«
Ria Stubler schaute die junge Frau lächelnd an. Sie trug Jeans, einen leichten Pulli und bequeme Schuhe. Das dunkle Haar war modisch frisiert. Eine große Reisetasche hatte die Urlauberin neben sich auf den Boden gestellt.
»Ja.« Sie nickte und reichte der Wirtin die Hand. »Ich bin Claudia Behrens.«
»Schön, daß Sie da sind«, freute sich Ria und nahm den Zimmerschlüssel vom Brett. »Hatten S’ eine gute Fahrt?«
»Ganz wunderbar«, bestätigte Claudia. »Mit dem Zug ist’s ja ein Klacks, und in der Stadt stand auch gleich der Bus hierher am Bahnhof bereit. Auf der Herfahrt konnt’ ich schon ein bissel was von der Gegend sehn. Ich muß sagen – einfach herrlich!«
»Freut mich, daß es Ihnen gefällt. Sie soll’n mal sehn, wenn S’ erst einmal ein paar Tag’ hier sind, dann woll’ns gar net mehr wieder fort.«
Die beiden Frauen waren die Treppe hinaufgegangen, und Ria schloß die Zimmertür auf.
»So, da sind wir«, sagte sie. »Ich hoff’, daß Sie mit dem Zimmer zufrieden sind und daß S’ sich bei mir wohl fühlen werden.«
»Bestimmt«, versicherte Claudia. »Wo doch der Empfang schon so herzlich war.«
Sie schaute sich um. Das Zimmer war zwar einfach, aber doch gemütlich eingerichtet. Ein Bett, Schrank, Tisch und Stuhl, am Fenster ein kleiner Sessel.
»Das Bad ist gleich hier.« Ria Stubler deutete auf die Tür neben dem Kleiderschrank.
Früher hatte es in der Pension nur ein Etagenbad gegeben, das die Gäste sich teilen mußten. Vor ein paar Jahren hatte die Wirtin dann einiges Geld investiert, um die Zimmer zu modernisieren. Die immer größer werdende Nachfrage hatte dazu geführt. St. Johann war ein beliebter Urlaubsort geworden, und die Leute, die hierherkamen, verlangten schon einen gewissen Komfort.
»Es ist sehr schön«, sagte Claudia Behrens.
Ria nickte ihr zu.
»Packen S’ erst einmal in aller Ruh’ aus, und dann kommen S’ nachher zu mir herunter. Ich koch’ uns eine schöne Tasse Kaffee.«
Sie schloß die Tür hinter sich, und Claudia trat an das Fenster. Zum Greifen nahe schienen die Berge auf der anderen Seite des Dorfes, bis zu denen sie schauen konnte.
»Himmelspitz« und »Wintermaid« mußten das sein. Claudia hatte darüber in dem Prospekt gelesen, den sie aus dem Reisebüro mitgenommen hatte. Sie seufzte leise und ließ sich in den Sessel sinken. Das malerische Bild verschwamm vor ihren Augen und dafür sah sie das Gesicht, das sie in den letzten Tagen und Wochen immer wieder verfolgte. Das Gesicht des Mannes, der ihr alles bedeutet hatte, das Paradies auf Erden und die Hölle zugleich.
Ja, ihr Fortgang aus München war eine Flucht gewesen. Das mußte Claudia sich ganz klar eingestehen, auch wenn sie bis gestern abend noch der Meinung gewesen war, Tobias Sonninger bedeute ihr nichts mehr, und sie dies sogar gegenüber Klara, ihrer besten Freundin, geäußert hatte. Jetzt, als sie so mitterseelenallein in dem Pensionszimmer saß, da wünschte sie nichts mehr auf der Welt, als daß Tobias bei ihr wäre und sie in seine Arme nähme. In diese starken Arme, in denen sie immer so viel Liebe und Geborgenheit gefunden hatte.
Jetzt spürte sie die Traurigkeit zurückkehren, und Tränen stiegen in ihr auf. Ihr Körper straffte sich, und Claudia richtete sich auf.
Nein, dachte sie, ich will net mehr weinen. Zu viele Tränen waren schon geflossen. Sie hatte nicht diesen Schnitt gemacht, um Tobias hinterherzuweinen.
Der Urlaub sollte ein erster Schritt sein, die endgültige Trennung zu vollziehen. Er sollte ihr helfen, Abstand zu gewinnen und nicht immer wieder in den alten Fehler zu verfallen, doch wieder nachzugeben, wenn er vor ihr stand und sie mit seinen großen, traurigen Augen anschaute.
Allein dieser Blick war Lüge!
Und doch hatte sie ihm nie wiederstehen können, obwohl Claudia wußte, daß Tobias nur mit ihr spielte, daß all seine Liebesschwüre, ja, selbst seine Küsse falsch waren.
Und gleichzeitig wußte sie, daß sie ihn immer noch liebte, und wieder einmal mußte sie es zulassen, daß Tränen flossen.
Stille Tränen, die besser ungeweint blieben.
Endlich gab sich Claudia Behrens einen Ruck und stand auf. Sie öffnete die Reisetasche und ordnete ihre Kleidungsstücke in den alten, mit Bauernmalerei verzierten Schrank. Dann ging sie in das kleine Bad und ließ sich kaltes Wasser über das Gesicht laufen, bis sie glaubte, daß die Spuren ihrer Tränen verwischt wären. Nachdem sie das Haar geordnet hatte, nickte die junge Frau zufrieden und ging nach unten. Ria Stubler erwartete sie schon.
»Setzen S’ sich«, sagte die Pensionswirtin mit einem freundlichen Lächeln. »Sie schau’n g’rad’ so aus, als könnten S’ einen Kaffee gebrauchen.«
Da hatte sie nicht ganz unrecht, mußte Claudia zugeben. Im Zug hatte es leider keinen Speisewagen gegeben. Auf der relativ kurzen Strecke zwischen München und St. Johann lohnte der sich für die Bahn wohl auch nicht.
Und als sie in der Kreisstadt angekommen war, wartete bereits der Bus ins Alpendorf, so daß keine Zeit geblieben war, dort noch einen Kaffee zu trinken.
Mit einem dankbaren Nicken nahm die junge Frau das heiße Getränk entgegen, und schon der erste Schluck weckte ihre Lebensgeister.
»Stammen S’ aus München?« begann Ria Stubler das Gespräch.
Claudia bejahte. Sie war ein echtes Münchner Kindl, aufgewachsen in einem behüteten Elternhaus. Nach der Schule, das Abitur bestand sie mit einer guten Note, studierte sie Pharmazie. Nach dem Studium arbeitete sie für drei Jahre in einer Apotheke. Während dieser Zeit lernte sie Tobias Sonninger kennen, dessen Vater der Inhaber eines großen pharmazeutischen Unternehmens war.
Die beiden jungen Menschen verliebten sich ineinander, und es dauerte nicht einmal ein halbes Jahr, bis sie schon von Hochzeit sprachen. Allerdings wurde dieses Vorhaben nie realisiert.
Heute wußte Claudia nicht zu sagen, ob sie darüber traurig oder froh sein sollte.
Indes sprach sie jetzt nicht davon, sondern erzählte nur von den Eltern, die in einen kleinen Ort in der Nähe der bayerischen Landeshauptstadt gezogen waren und dort ihren Lebensabend verbrachten. Nur wenig erzählte Claudia von ihrem eigenen Leben, dem Beruf, den Träumen für die Zukunft, ob es eventuell jemanden gab, mit dem sie diese Zukunft teilen wollte.
Ria Stubler besaß allerdings die Gabe, zwischen den Zeilen lesen zu können. Ihr mütterlicher Instinkt sagte ihr, daß da eine junge Frau vor ihr saß, die nicht ganz so glücklich war, wie es auf den ersten Blick schien. Da war etwas in den schönen dunklen Augen, das die Wirtin aufmerksam werden ließ.
Doch vorerst sagte sie nichts weiter zu ihrer Vermutung. Claudia Behrens war ihr sympathisch, und wer über dieses Glück verfügte, der hatte es in der Pension Stubler besonders gut, kam er doch in den Genuß, mehr als nur ein umsorgter Feriengast zu sein. Schon öfter hatte Ria Menschen, für die sie eine besondere Sympathie empfand, zu sich in ihre Privaträume eingeladen, mit ihnen gegessen und geplaudert. Und meistens war es ihnen nicht schwergefallen, Ria ihr Herz auszuschütten. In diesem Punkt ähnelte die Wirtin Sebastian Trenker, der das gleiche Gespür für Menschen besaß, die in Not waren und der Hilfe bedurften. Der gute Hirte von St. Johann und Ria Stubler hatten sich da schon oft ergänzt, und immer war es ihnen gelungen, die Probleme zu lösen und zu einem guten Ende zu führen.
Noch war es allerdings nicht soweit, daß Claudia sich ihr voll und ganz anvertraut hätte. Aber sie war ja auch erst kurze Zeit hier, und Ria war sicher, daß aus