Liebe kennt kein Vergessen - Unveröffentlichter Roman: Der neue Dr. Laurin 90 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
»Schneiden kann sie ja, das steht fest, und ein hübscher Anblick ist sie noch dazu«, befand Anja Wissing. Sie saß mit ihrer Angestellten Cornelia Ebel, die über die Jahre auch ihre Freundin geworden war, im Hinterzimmer des Friseursalons Wissing, wo die beiden Frauen, wenn ihre Zeit es erlaubte, den Mittagsimbiss zu sich nahmen und anschließend noch einen Kaffee tranken. Oft genug war es die einzige Pause des Tages, die diesen Namen verdiente, und selbst die war in den letzten Wochen immer öfter ausgefallen. »Dass sie so zurückhaltend war bei der Vorstellung, fand ich auch angenehm«, fuhr Anja fort. »Viel Hoffnung habe ich trotzdem nicht, Corny, dass es mit ihr besser läuft als mit den anderen.« »Ich schon«, erwiderte Cornelia ungerührt. »Klar, wir haben keine guten Erfahrungen gemacht in den letzten Jahren, aber irgendwann müssen wir auch mal Glück haben.« Anja warf ihr einen skeptischen Blick zu. »Das ist kein Naturgesetz«, widersprach sie. »Dass man irgendwann Glück hat, meine ich. Und erinnere dich bitte an die vielen hoffnungsvollen Gespräche, die wir geführt haben, an all die eifrigen jungen Frauen und wenigen jungen Männer, die hier vor uns gesessen und beteuert haben, hier zu arbeiten sei genau das, was sie sich immer erträumt hätten. Und dann? Was ist daraus geworden? Die Schnellste war nach drei Tagen weg, die Langsamste hat immerhin sechs Wochen durchgehalten. Bei den Männern waren es, wenn ich mich richtig erinnere, im Schnitt zwei Wochen, bis sie fanden, so hätten sie sich das nicht vorgestellt, die Arbeit hier sei viel zu anstrengend für sie: immer freundlich sein, auf Kundinnen und Kunden eingehen, auch wenn diese vielleicht gerade einen schlechten Tag haben – und so viele alte Leute hier, mit denen sie nicht richtig umzugehen wissen.« Anja seufzte.
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Liebe kennt kein Vergessen - Unveröffentlichter Roman - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 90 –
Liebe kennt kein Vergessen - Unveröffentlichter Roman
Du musst tapfer sein, Elisa!
Viola Maybach
»Schneiden kann sie ja, das steht fest, und ein hübscher Anblick ist sie noch dazu«, befand Anja Wissing.
Sie saß mit ihrer Angestellten Cornelia Ebel, die über die Jahre auch ihre Freundin geworden war, im Hinterzimmer des Friseursalons Wissing, wo die beiden Frauen, wenn ihre Zeit es erlaubte, den Mittagsimbiss zu sich nahmen und anschließend noch einen Kaffee tranken. Oft genug war es die einzige Pause des Tages, die diesen Namen verdiente, und selbst die war in den letzten Wochen immer öfter ausgefallen.
»Dass sie so zurückhaltend war bei der Vorstellung, fand ich auch angenehm«, fuhr Anja fort. »Viel Hoffnung habe ich trotzdem nicht, Corny, dass es mit ihr besser läuft als mit den anderen.«
»Ich schon«, erwiderte Cornelia ungerührt. »Klar, wir haben keine guten Erfahrungen gemacht in den letzten Jahren, aber irgendwann müssen wir auch mal Glück haben.«
Anja warf ihr einen skeptischen Blick zu. »Das ist kein Naturgesetz«, widersprach sie. »Dass man irgendwann Glück hat, meine ich. Und erinnere dich bitte an die vielen hoffnungsvollen Gespräche, die wir geführt haben, an all die eifrigen jungen Frauen und wenigen jungen Männer, die hier vor uns gesessen und beteuert haben, hier zu arbeiten sei genau das, was sie sich immer erträumt hätten. Und dann? Was ist daraus geworden? Die Schnellste war nach drei Tagen weg, die Langsamste hat immerhin sechs Wochen durchgehalten. Bei den Männern waren es, wenn ich mich richtig erinnere, im Schnitt zwei Wochen, bis sie fanden, so hätten sie sich das nicht vorgestellt, die Arbeit hier sei viel zu anstrengend für sie: immer freundlich sein, auf Kundinnen und Kunden eingehen, auch wenn diese vielleicht gerade einen schlechten Tag haben – und so viele alte Leute hier, mit denen sie nicht richtig umzugehen wissen.«
Anja seufzte. »Reich wird man in diesem Beruf natürlich auch nicht, sogar das Trinkgeld ist oft mager und überhaupt … Wie oft haben wir das schon gehört? Ich meine, wenn wir überhaupt etwas gehört haben und unsere neuen jungen Angestellten nicht einfach weggeblieben sind.«
»Das Problem ist, dass sie sich vorher nicht richtig mit dem Beruf auseinandergesetzt haben«, bemerkte Cornelia und griff nach einem weiteren Käsesandwich. »Und sie träumen alle von einem Leben, das sie wahrscheinlich nie führen werden. Für junge Leute heute ist es schwerer als für uns damals. In den sozialen Netzwerken sehen sie doch dauernd Beispiele dafür, wie Menschen ohne besondere Fähigkeiten plötzlich Geld verdienen, nur weil sie hübsch sind und es schaffen, ein paar Produkte in eine Kamera zu halten.«
»Da ist was Wahres dran«, bemerkte Anja grimmig.
Sie und Cornelia hätten unterschiedlicher nicht sein können, nicht nur äußerlich, sondern auch von ihrem Charakter her. Anja war eine große, stattliche Blondine, die gerne mit verschiedenen Haarfarben experimentierte. Sie war munter, herzlich und laut, sechsundfünfzig Jahre alt, verheiratet und sehr stolz auf ihren Salon, den sie als junge Frau von dreißig Jahren eröffnet hatte.
Schon zwei Jahre später war Cornelia gekommen, acht Jahre jünger als Anja, klein, rund, brünett von Natur aus. Bis heute hatte sie ihre Haarfarbe noch nie geändert, und sie würde es, daran ließ sie keinen Zweifel, auch in Zukunft nicht tun, mochten sich auch ein paar Silberfäden ins Braun mischen. Sie war ebenfalls verheiratet, mit einem hageren, wortkargen Mann, der sie ›auf Händen trug‹, wie sie selbst sagte. Cornelia ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen, sie war ausgleichend, auf Harmonie bedacht und selbst schlecht gelaunte oder unwillige Kundinnen und Kunden ertrug sie mit einer Gelassenheit, die Anja nur bewundern konnte.
Sie taten einander gut, und das wussten sie beide. Was der einen fehlte, hatte die andere – und umgekehrt. Sie stritten nie, nicht einmal, wenn sie unterschiedlicher Ansicht waren, und deshalb herrschte im Salon Wissing auch fast immer gute Laune, die sich auf die Kundschaft übertrug, von ein paar wenigen Ausnahmen abgesehen.
Gelegentlich gingen sie abends zusammen essen, ohne ihre Männer, und an dieser Gewohnheit hielten sie fest. Da wurde in der Regel nicht übers Geschäft gesprochen, sondern über die Dinge, die sie privat beschäftigten. Anja ärgerte sich gerade sehr über ihren Sohn, der, wie sie es ausdrückte, ›nicht aus dem Quark‹ kam. Er war fertig mit der Schule, hatte aber noch immer keinen Plan, was er mit seinem Leben anfangen sollte. Cornelia hingegen sorgte sich um ihren Mann, der gesundheitliche Probleme hatte. Es war für beide wichtig, sich über solche Themen in aller Ruhe an einem Ort außerhalb des Salons austauschen zu können.
»Warten wir doch einfach ab, wie es morgen läuft«, schlug Cornelia vor, da absehbar war, dass sie sich nicht würden einigen können. Anja konnte einfach nicht an einen möglichen Glücksgriff glauben, und sie selbst würde sich weiterhin weigern, von vornherein ein abermaliges Scheitern mit ihrer neuen Angestellten anzunehmen. Elisa Römer, fünfundzwanzig Jahre alt, würde am kommenden Tag bei ihnen anfangen, zu arbeiten, und erst, wenn dieser Tag vorüber war, konnten sie beide die Lage ein wenig genauer einschätzen. So lange würden sie sich in Geduld üben müssen.
Anja zuckte mit den Schultern. »Wird uns ja auch nicht viel anderes übrig bleiben«, sagte sie.
Sie hörten, wie sich die Eingangstür öffnete. Cornelia schielte um die Ecke. »Das ist Frau Neuländer«, sagte sie mit gedämpfter Stimme.
»Ja, sie kommt zum Färben«, bemerkte Anja.
»Dass du ihr diesen Unsinn immer noch nicht ausgeredet hast!«, schimpfte Cornelia leise.
»Ich hab’s versucht, wie du weißt, aber die Kundin ist Königin. Sie geht auf die achtzig zu, will aber ihre knallschwarzen Haare behalten. Was willst du da machen?«
»Es immer wieder versuchen«, erwiderte Cornelia.
Anja war schon an der Tür zum Salon. »Guten Tag, Frau Neuländer!«, rief sie, denn die alte Dame war nicht nur starrköpfig, sondern auch schwerhörig.
Cornelia räumte in aller Ruhe die Reste ihrer Mahlzeit weg, während sie der sehr laut geführten Unterhaltung nebenan zerstreut folgte. Tatsächlich, Anja brachte ihr Anliegen, die Haare von Frau Neuländer nicht mehr zu färben, noch einmal vor, aber sie tat es ungewohnt zaghaft, dabei war das überhaupt nicht ihre Art.
So wird das nie was, dachte Cornelia, und mit dieser Vermutung behielt sie recht. Wenig später schoss Anja an ihr vorbei, um die Farbe anzurühren. Als sie Cornelias Gesichtsausdruck sah, knurrte sie: »Sag kein Wort!«
Cornelia lächelte und schwieg.
*
Leon Laurin untersuchte das Sprunggelenk seines jungen Patienten sorgfältig. »Das sieht ganz gut aus, Herr Falke, aber Sie werden sich noch weiter in Geduld fassen müssen und Schiene und Krücken noch eine Weile brauchen. Der Fuß darf noch nicht belastet werden.«
»Die Schiene geht ja, aber diese blöden Krücken nerven mich!«, stöhnte David Falke. »Und ich will wieder arbeiten, Herr Dr. Laurin!«
Leon persönlich hatte den jungen Mann versorgt, als dieser mit gebrochenem Sprunggelenk in der Notaufnahme der Kayser-Klinik erschienen war. Dort arbeitete Leon in unregelmäßigen Abständen, vor allem, wenn Timo Felsenstein, der Leiter der Notaufnahme, ihm signalisierte, dass sie wieder einmal überlastet waren. Es kam auch vor, dass er Leon ganz direkt