Der Verdacht
Von Logan Kenison
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Buchvorschau
Der Verdacht - Logan Kenison
Logan Kenison
DER VERDACHT
Westernroman
Das Buch
Die Leute im Valley glauben, dass Sam Hannigan ein Mörder ist. Nach dem mysteriösen Tod seiner ersten Frau ist nun auch seine junge zweite Frau spurlos verschwunden, zusammen mit dem Farmhelp Noel Buckner. Sheriff Gil Pearson und Doc Jonathon Sexton versuchen, den Fall zu klären. Doch wenngleich Sams Erklärungen nicht nachprüfbar sind, klingen sie durchaus plausibel. Dann taucht eines Tages ein Fremder in der Stadt auf, und der Verdacht gegen Sam wächst ins Unermessliche …
Der Autor
Logan Kenison ist Autor von Western-, Abenteuer-, Action- und Spaceromanen. Neben seinen Western, die er mit Leidenschaft verfasst, schreibt er seit 2018 die Reihe Spacewestern.
Inhalt
Impressum
Der Verdacht
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Impressum
© 12/2021
by Logan Kenison
Lektorat: Carola Lee-Altrichter
Abdruck auch auszugsweise
nur mit Genehmigung des Autors.
Das Cover wurde gestaltet nach Motiven der Episode »Der Tag der Lanze« (Orig.: »Day of Reckoning«, USA, 1960) der Bonanza-Komplettbox. Im Handel auf DVD erhältlich. Mit freundlicher Genehmigung von www.filmjuwelen.de
Dieser Roman ist ein Produkt der Fantasie. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen ist unbeabsichtigt und wäre reiner Zufall.
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Logan Kenison
DER VERDACHT
SAM HANNIGAN spürte, dass etwas nicht stimmte. Er hatte an jenem Samstagvormittag zu wenig Patronen für die Fasanenjagd eingesteckt, hatte noch einmal umkehren müssen und kam nun unverhofft auf seine Farm zurück. Und da merkte er, dass etwas nicht stimmte.
Gerade wollte er aus dem Gestrüpp treten und zum Farmhaus hinüberstiefeln, als er seine Frau den Heuschober verlassen sah. Sie warf einen kurzen Blick zurück ins Innere, lächelte, dann schloss sie die Tür und lief zum Wohnhaus. Sam bemerkte selbst auf diese Entfernung, wie derangiert sie aussah: Die Kleidung war zerknittert, Strohhalme klebten ihr im Haar, und sie knöpfte, während sie den Farmhof überquerte, die Bluse zu.
Was Sam Hannigan aber am meisten verstörte, war das versonnene Lächeln, das ihre Mundwinkel umspielte.
Jessica Hannigan bemerkte ihren Mann nicht. Er war am frühen Morgen aufgebrochen und hatte mit ein paar Fasanen zurückkommen wollen, die er drei Tage lang in einer Dill-Kümmel-Marinade einzulegen und danach krustig anzubraten gedachte. Sam Hannigans Fasanenbraten war berühmt und berüchtigt im ganzen Valley. Doch jetzt sah es aus, dass es zu diesem Schmaus, zu dem auch immer ein paar Nachbarn eingeladen wurden, nicht mehr kommen würde.
Von seinem Platz aus, versteckt hinter einem Holundergebüsch, das ihn vor fremden Blicken verbarg, sah Hannigan jetzt, wie eine weitere Person aus dem Heuschober trat. Die Person tat es durch die abgewandte Tür, und während sie fortging, steckte sie sich den letzten Zipfel ihres Hemds in die Hose. Es war Noel Buckner, der Farmhand, den Hannigan im Frühling eingestellt hatte.
Buckner war als abgerissener Landstreicher auf der Farm angekommen, hatte ausgesehen wie eine halbverhungerte Katze, die jemand in einen Teich geworfen hatte. Das hatte Sams Mitleid erregt. Sam hatte den jungen Mann in Lohn genommen und ihm einige seiner abgetragenen Sachen überlassen. Jetzt, ein halbes Jahr später, sah Buckner prächtig aus. Er rasierte sich regelmäßig und pflegte sich auf eine Weise, die Hannigan nur noch Staunen abringen konnte. Er war ein hübscher Kerl; einer, auf den die Frauen flogen, und wie es aussah, war genau das mit Jessica geschehen: Sie flog auf ihn.
Als Sam an diesem Samstagvormittag diese beiden Menschen aus der Scheune treten sah, beide in verschiedene Richtungen fortgehend, als ob sie sich nicht kannten, als ob nichts geschehen wäre, und doch mit einen solch intim-versonnenen Ausdruck im Gesicht, wusste er, dass sein bisheriges Leben vorbei war.
Niemand musste Sam Hannigan erzählen oder erklären, was die beiden dort im Heuschober – oder sollte man besser sagen: im Heu – getrieben hatten. Und er wusste, dass er Jessica gar nicht erst danach zu fragen brauchte; sie würde ihm doch nur eine Menge Lügen auftischen.
Auch Buckner würde bestimmt alles ableugnen und so tun, als trübte nichts das Wässerchen zwischen ihnen, rein gar nichts.
Sam taumelte keuchend in die Wildnis zurück. Es fühlte sich an, als hätte er eine gewaltige Maulschelle erhalten. In seinem Schädel klirrte es, in seinen Ohren rauschte das Blut. Ihm war, als dröhnte ein schriller, lauter, dissonanter Posaunenstoß in seinen Gehörgängen, so grell, dass er fast schon die Augen zusammenkneifen und die Hände gegen die Ohren pressen wollte. Er umklammerte das Gewehr, das er bei sich hatte, so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
Er musste erst einmal Abstand gewinnen … Abstand zur Farm, zu seinen Beobachtungen, zu allem.
Er lief eine ganze Weile durchs Gelände, ohne zu wissen, wo er eigentlich war. Links und rechts von ihm flatterten erschreckt Fasane auf, doch er bemerkte sie nicht.
In ihm wirbelten Gedanken und Gefühle, die er nie gekannt hatte, von denen er nicht einmal wusste, dass es sie gab. Und irgendwann an diesem Morgen wurde ihm klar, dass in seinem Herzen die Hölle tobte.
Er hatte Geschichten von untreuen Ehefrauen gelesen. Hatte sich darüber amüsiert und sich davon unterhalten lassen. Niemals hatte er sich auch nur im Entferntesten vorstellen können, dass ihn einmal genau dasselbe Geschick treffen könnte.
Nun aber war es so gekommen.
Nun stand er vor einer Weggabelung, nun musste er sich entscheiden.
Was würde er tun?
Wie würde er, Sam Hannigan, mit dieser Entdeckung und der daraus resultierenden Erkenntnis umgehen?
Welche Konsequenzen würden sich für ihn daraus ergeben?
Wenn er nun hinging, und sie beide über den Haufen schoss?
Es wäre das Beste. Ja, verdammt, es wäre einfach das Beste!
Die aufgewühlte Hölle in seinem Innern verlangte danach.
Oder sollte er sich nur an Jessica halten? Sie büßen und leiden lassen für das, was sie ihm angetan hatte?
Er würde dabei alles verlieren. Alles.
Sein ganzes verpfuschtes Leben würde dabei auf der Waagschale stehen.
Aber stand es das nicht bereits jetzt?
O yeah, selbst jetzt, da er noch gar nichts unternommen hatte, wo er nur wusste, was zwischen den beiden lief, aber noch nicht darauf reagiert hatte, war das Leben, das er bisher gekannt hatte, zu Ende.
Er wusste, er konnte nicht wieder zur Farm zurückkehren und so tun, als wäre nichts gewesen. Als wüsste er von nichts. Als würde er sie nach wie vor lieben und ihm ein Arbeitgeber sein wollen. Nein! Sam Hannigan würde sein Leben nicht weiterführen können. Nicht so. Nicht mit diesen beiden Menschen um sich.
Der Vertrauensbruch war da, und er war ein tiefer Riss, ein sehr tiefer Abgrund, der nicht wieder gekittet werden konnte.
Niemals mehr.
Diese beiden Menschen hatten ihn auf die abscheulichste Weise hintergangen, die ein Mann sich vorstellen konnte. Wie lange ging das schon so? Hatte Jessica ihm nicht erst gestern Abend noch ins Gesicht gelacht, als könnte sie kein Wässerchen trüben? Ihn auf die Wange geküsst. Seinen Arm gestreichelt. Seine Hand gehalten. Wer konnte sagen, wie lange sie ihn da schon betrogen hatte!
Selbst wenn er nur Noel Buckner erledigte und es mit Jessica noch einmal versuchte, hätte es überhaupt noch einen Sinn? Würde er ihr jemals wieder vertrauen können? Würde sie nicht bei der nächstbesten, sich ihr bietenden Gelegenheit wieder fremdgehen? Doch selbst wenn nicht – würde er nicht genau dies annehmen müssen? Jedes Mal, wenn er die Farm verließ und sie allein zurückblieb, würde er von Gedanken dieser Art gepeinigt und zerfressen werden. Er würde sich ihrer nie wieder sicher sein können. Niemals wieder, in seinem ganzen Leben.
Nein, es gab keine andere Lösung.
Sie mussten beide sterben.
Sam setzte sich auf einen umgefallenen, moosbewachsenen Baumstamm und starrte lange Zeit auf seine Schrotflinte. Auf den langen, zerkratzten Lauf. Den Schlüsselkasten. Den Abzugshebel. Den glatten, glänzenden hölzernen Schaft.
Irgendwann, nach Stunden des Nachdenkens, wusste er, was er zu tun hatte. Er machte sich auf den Weg zurück zur Farm.
*
Sheriff Gil Pearson zügelte sein Pferd und blickte zur Farm von Sam Hannigan hinab. Der Sheriff war 52, ein Hüne von Mann, und wirkte viel zu groß für sein Pferd. Zudem hatte er ein paar Pfund zuviel auf den Rippen; das arme Tier hatte schwer an ihm zu tragen. Doch Pearson war gütig und mutete ihm nur selten lange Ritte zu.
Dennoch … diesmal hatte er keine Wahl gehabt. Er hatte die zwölf Meilen zur Farm von Sam Hannigan herausreiten müssen. Schließlich war er als Sheriff für den gesamten Bezirk zuständig, und wenn es Klärungsbedarf gab, dann war es seine Aufgabe, für das Nötige zu sorgen. Diesmal war eine Befragung unabdingbar, und er wollte sie selbst durchführen. Er konnte nicht zulassen, dass weitere Gerüchte sich ausbreiteten. Was bereits durch die Stadt und über die Gehöfte geisterte, war schlimm genug.
Schlimm für Sam Hannigan, wenn es nicht stimmte.
Noch schlimmer, wenn es stimmte.
Pearson gab dem Gaul die Fersen und dirigierte ihn in den Farmhof, direkt auf die Pferdetränke zu. Das Tier atmete erleichtert auf, als der Sheriff aus dem Sattel stieg. Sofort begann es zu saufen. Der Weg war lang und staubig gewesen.
Sheriff Pearson trat an die Haustür und pochte laut dagegen.
Er hatte gehofft, Sam zuhause anzutreffen, und der Geruch nach Mittagessen, der in der Luft lag, stimmte ihn zuversichtlich. Es war ein