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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 1: Der Freibeuter aus Cornwall
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 1: Der Freibeuter aus Cornwall
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 1: Der Freibeuter aus Cornwall
eBook150 Seiten1 Stunde

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 1: Der Freibeuter aus Cornwall

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Über dieses E-Book

Die Männer vom Preßkommando der "Marygold" merkten zu spät, auf was sie sich eingelassen hatten, als sie den Mann aus Cornwall vor der Hafenkneipe einkreisten. Und als sie es merkten, war bereits der Teufel los - denn Philip Hasard Killigrew, genannt der Seewolf, war noch wilder als der Sturm, der gerade über Plymouth hinwegfegte...
SpracheDeutsch
HerausgeberPabel eBooks
Erscheinungsdatum1. Nov. 2012
ISBN9783954390892
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    Buchvorschau

    Seewölfe - Piraten der Weltmeere 1 - Davis J. Harbord

    info@vpm.de

    1.

    Der Wind orgelte von Süden heran. Er hatte Sturmstärke und stieß die Wassermassen in den Plymouth Sound, jagte sie vor sich her und schmetterte sie mit ungeheurer Wucht gegen die Hafenbollwerke. Sie ächzten und stöhnten, als litten sie Folterqualen.

    Es war eine gespenstische kalte Nacht — eine jener rauhen Nächte im Oktober 1576, in denen die Herbststürme wie entfesselte Reiterscharen über den Atlantik tobten. Und es schien, als hätten sie zum Ziel, diesen lächerlichen Zipfel Cornwall an der südwestlichsten Ecke Englands wie ein dünnes Hemd zu zerfetzen.

    Die Leute von Plymouth kannten das. Die Ängstlichen unter ihnen zogen sich die Bettdecke über die Ohren, beteten, bereuten ihre Sünden und lauschten dem Fauchen des Sturms, der durch die engen Häuserzeilen mit den vorgekragten Dächern fegte. Sie kannten diese Stürme — und doch zuckten sie jedesmal zusammen, wenn mit peitschenartigem Knall ein Fensterladen aufsprang und gegen eine Hauswand krachte.

    Doch nicht alle zitterten um ihr Leben, nicht alle beteten zu Gott oder verkrochen sich im Bett. Zumindest nicht jene, die dem Teufel schon einige Male ein Ohr abgesegelt hatten und gegen den Wind spuckten, wenn er ihnen zu mickrig erschien.

    Philip Hasard Killigrew betete nicht. Im Gegenteil, es war eine Nacht ganz nach seinem Geschmack, und er ließ sich vom Sturm keineswegs in die „Bloody Mary" wehen.

    Diese Kneipe stand unmittelbar an der Ecke Millbay Road und St. Mary Street, die direkt vor den Great Western Docks zusammenstießen. Natürlich hätte die Schenke auch „St. Mary heißen können, denn mit ihrer einen Hälfte bildete sie das südliche Ende der St. Mary Street. Indes war der Großvater von Nathaniel Plymson, dem Wirt der „Bloody Mary, alles andere als ein frommer Mann gewesen. Böse Zungen behaupteten, der Alte habe an der Küste von Cornwall die Strandräuberei betrieben und mit dem solchermaßen „verdienten Geld die „Bloody Mary aus der Taufe gehoben.

    Sein Enkel Nathaniel hütete das Erbe, das ihm in den feisten Schoß gefallen war. Er scherte sich einen Dreck darum, daß die scheinheiligen Bürger von Plymouth die „Bloody Mary als Sündenpfuhl und Lasterhöhle bezeichneten. Für ihn war die „Bloody Mary eine wahre Goldgrube.

    Hier versoffen die Seeleute ihren letzten Penny samt Hemd und Hose. Und wenn sie wieder aufwachten, war Plymouth samt seiner „Bloody Mary nur noch ein ferner Traum hinter der Kimm, und der fette Plymson war wieder einmal um zwei Pfund reicher. Der Jahreslohn eines Zimmermanns, der sich redlich mühte, betrug gerade sieben Pfund. So gesehen kassierte Plymson für den „Verkauf eines betrunkenen Seemanns eine horrende Summe. Dazu kamen noch Erlöse für bestimmte Beutewaren, die über oder unter der Theke der „Bloody Mary" ihren Besitzer wechselten und dank Plymsons Beziehungen über allerlei dunkle Kanäle weiterbefördert und in klingende Münzen verwandelt wurden.

    Der Sturmstoß, mit dem Philip Hasard Killigrew in die „Bloody Mary" platzte, wirkte wie ein brettharter Scheuerlappen, der den Zechern um die jäh geduckten Köpfe geschlagen wurde.

    „Tür zu!" schrie Plymson.

    „Ist zu."

    Plymson hielt die ordinäre Schwarzhaarperücke fest, die ihm der Sturmstoß schier von der Glatze gefegt hätte.

    Der mumifizierte Stör über dem Tresen schaukelte sanft hin und her. Er war so lang wie ein kräftiger Männerarm und hatte sein Maul weit aufgerissen.

    An dem rohen Holztisch hinten im Gewölbe kicherte jemand. Plymson starrte den großen, breitschultrigen Mann, der die Tür verdeckte und grinsend zwei Reihen weißer Zähne zeigte, strafend an.

    Philip Hasard Killigrew nahm keine Notiz davon. Sein Gang war wie der einer Wildkatze. Als er an der Theke stand, mußte Plymson den Kopf in den Nacken legen um zu ihm hochzuschauen.

    Er blickte in zwei eisblaue Augen.

    Es waren junge Augen in einem Gesicht, das Härte verriet und bereits unauslöschlich von Wind, Wetter und Sonne gezeichnet war. Ein junges und doch schon altes Gesicht, braungebrannt und wild.

    Über Plymsons Rücken huschte ein kalter Schauer. Aber er hätte nicht Plymson sein dürfen, wenn er nicht bereits im Geist überschlagen hätte, daß dieser gutaussehende Fremde mehr wert war als die üblichen zwei Pfund. Unter Brüdern vielleicht sogar drei Pfund. Seine Finger rückten erregt die schmierige Perücke zurecht.

    „Ein wirklich hübsches Exemplar", sagte Philip Hasard Killigrew.

    „Meine Perücke?" fragte Plymson irritiert.

    Killigrew lächelte.

    „Die natürlich auch, sagte er. „Nein, ich meinte den Stör da oben.

    „Ein Erbstück", sagte Plymson.

    Mit einemmal tanzten tausend Teufel in Killigrews eisblauen Augen.

    „Die Perücke?"

    „Nein, der Stör, erwiderte Plymson gereizt. „Sieht meine Perücke vielleicht nach einem Erbstück aus?

    Der junge Riese hob die breiten Schultern.

    „Ich weiß nicht, wie ein Erbstück aussieht. Mein Alter lebt noch."

    „Wer ist Ihr Alter?"

    „John Killigrew."

    Plymson starrte den jungen Mann an. Zwei Männer, die allein an einem Tisch hinter einem Pfeiler saßen, horchten auf.

    „Sagten Sie John Killigrew, Sir?"

    Der junge Riese nickte gleichgültig.

    „John Killigrew aus Falmouth?" fragte Plymson, der seine Erregung nun kaum noch verbergen konnte. Sein Blick suchte die beiden Männer hinter dem Pfeiler. Er konnte sie sehen, und er wußte, daß ihnen kein Wort der Unterhaltung entging.

    Philip Hasard Killigrew sah sie nicht. Er nickte wieder, auch diesmal gleichgültig. Dennoch fragte er sich, was diesen feisten Wirt so heftig erregte. Daß die Killigrews aus Falmouth – voran Sir John – gewinnträchtig zur See fuhren, sollte auch in Plymouth bekannt sein.

    „Ich habe da einen spanischen Wein, Sir – mhmm! Plymson verdrehte seine wäßrigen Äuglein, die schier im Fett verschwanden, und küßte verzückt die Spitzen seiner kurzen Finger. Dann flüsterte er: „Beuteware. Und umsonst für jeden, der zum erstenmal die ‚Bloody Mary‘ besucht.

    „Süß?" fragte Philip Hasard Killigrew.

    Plymson schien um mindestens zwei Fingerbreiten zu wachsen. Er wischte seine Perückenlocke aus der Stirn und starrte in die eisblauen Augen.

    „Süß? So süß wie die Lippen einer feurigen Andalusierin!"

    Sehr sachlich fragte Philip Hasard Killigrew: „Woher wissen Sie das?"

    „Woher weiß ich was?" fragte Plymson verdutzt.

    „Das mit den feurigen Lippen."

    „Oh, sagte Plymson und drohte mit dem Finger, „Sie sind ja ein Schelm!

    „Bestimmt", sagte Philip Hasard Killigrew.

    „Nun, das werden Sie bald selbst feststellen", sagte Plymson bedeutungsvoll. Dann grinste er, und dieses Grinsen gefiel dem jungen Mann plötzlich überhaupt nicht mehr.

    Hier war ein Spiel im Gange, bei dem er unvermittelt zur Hauptperson ernannt worden war.

    Der Wirt tauchte unter den Tresen und schien in einem Regal herumzugrapschen. Jedenfalls war eine Zeitlang nur sein beschwerliches Ächzen und Schnaufen zu hören. Als er wieder hochkam, schwenkte er eine verstaubte Flasche.

    „Dunkel wie eine andalusische Nacht." Er schenkte den öligen Wein in einen Zinnbecher.

    Von der St.-Andrew-Kirche hallten Glockenschläge durch die Sturmnacht. Im Schankraum war es kühl und so finster, daß man nur wenige Schritte weit sehen konnte.

    „Probieren Sie mal, Sir."

    Plymson schob den Zinnbecher über den Schanktisch.

    Philip Hasard Killigrew stand ganz still und starrte auf den Becher mit dem rubinroten Wein. Er schien zu überlegen.

    „Da fehlt noch ein Becher, sagte er schließlich, ohne den Kopf zu heben. „Ich möchte mit Ihnen anstoßen.

    Plymson kicherte. „Denken Sie ..."

    „Ja, sagte Philip Hasard Killigrew hart. „Genau das denke ich.

    „Sie sind wirklich ein Schelm, Sir Killigrew."

    „Und was für einer. Den ‚Sir‘ können Sie sich von mir aus sparen."

    Plymson lächelte wie ein Faun und schenkte einen zweiten Zinnbecher voll. Er hob ihn an die Lippen.

    „Zum Wohl, Killigrew. Bis zur Neige!"

    „Bis zur Neige."

    Sie leerten die Becher, und Plymson schenkte sofort nach. Er blickte nun wieder recht zufrieden drein.

    „Ein sehr guter Wein, sagte Killigrew, „fast zu gut ...

    „Zu gut? Für was zu gut?"

    „Für einen Schelm wie mich."

    „Nicht doch, widersprach Plymson. „Sie sind mein Gast, und es ist mir eine Ehre, meinen besten Wein einem Killigrew anbieten zu dürfen. Setzen Sie sich, und genießen Sie Plymsons ‚Andalusische Nächte‘. Ich habe noch ein paar Flaschen.

    „Vorsichtig, sagte Philip Hasard Killigrew, „im Saufen war ich noch allemal besser als der alte John.

    „Nur im Saufen?"

    „Nein, auch im Entern", sagte Killigrew, nahm die Flasche und den Becher und tigerte auf einen leerstehenden Tisch in einer Mauernische zu.

    Hinter seinem Rücken warf Plymson einen schnellen Blick zu den beiden Männern hinüber, die bei dem Pfeiler saßen. Er nickte ihnen kaum merklich zu und winkte in einer drängenden Geste zur Tür hin. Als sich Killigrew mit dem Rücken zur Wand setzte und zu ihm hinüberschaute, widmete Plymson sich intensiv seiner Nase.

    Eine graue Katze strich schnurrend um Killigrews Beine. Er nahm sie auf und streichelte sie. Ihr linkes Ohr war von wilden Kämpfen auf den Dächern von Plymouth zerfleddert und zernarbt. Als er den Zinnbecher vollschenkte, setzte sie mit einem eleganten Sprung auf den Tisch. Sie schnupperte, stellte den Schwanz hoch und tunkte das Mäulchen in den Wein.

    „He, he!" protestierte Philip Hasard Killigrew verblüfft.

    Die Katze schlabberte, leckte sich die Barthaare und starrte ihn mit einem rätselhaften Blick an.

    „Noch ein Schelm", sagte Philip Hasard Killigrew.

    Sie tranken abwechselnd – die Katze und er. Sie immer nur, wenn er wieder vollgeschenkt hatte.

    Plymson hantierte mit Bechern und Flaschen und wischte geschäftig mit einem Lappen über den Schanktisch. Draußen jammerte der Sturm sein Lied. Ganz so wild klang es nicht mehr.

    Zwei Männer tauchten hinter einem Pfeiler auf und schlenderten zum Tresen. Der eine hatte einen Ring im linken Ohrläppchen und blickte scheinbar gleichgültig weg, als Philip Hasard Killigrew ihn angrinste. Sie tuschelten mit dem dicken Plymson. Der redete gestenreich mit den Händen, verdrehte die Augen und schob seine Perücke auf der Glatze hin und her. Er schüttelte ein paarmal den Kopf, blies die dicken Backen auf, pochte auf die Theke und deutete auf seinen Bizeps, auf seine Schultern und tippte sich schließlich mit dem Zeigefinger an die Stirn.

    Verrückt, dachte Philip Hasard Killigrew.

    Der Mann neben dem Kerl mit dem Ohrring zog einen Ledersack aus dem Wams und stellte ihn auf den Schanktisch. Dort blieb der Beutel nur ein paar Sekunden stehen, dann hatte ihn der dicke Plymson weggezaubert. Nur ein bißchen geklingelt hatte es – so wie Münzen klingelten.

    Die beiden Männer marschierten hintereinander zur Tür, schauten weder nach rechts noch nach links und schon gar nicht zu dem einsamen Zecher mit der Katze. Die Tür prallte ihnen entgegen, und wieder fegte ein Sturmstoß

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