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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 8: Im Kugelhagel
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 8: Im Kugelhagel
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 8: Im Kugelhagel
eBook145 Seiten1 Stunde

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 8: Im Kugelhagel

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Über dieses E-Book

Nur ein Soldat hat den sinnlosen Angriff des verrückten Hauptmanns Isaac Henry Burton auf den Landeplatz der fünf spanischen Karavellen in der Dungarvanbai überlebt: Jake Tinkler. Er weiß als einziger, welches Schicksal Philip Hasard Killigrew und den drei englischen Galeonen droht - aber Tinkler ist am Ende seiner Kräfte. Er kann den Seewolf nicht mehr warnen. Und wenige Stunden später tobt über Dungarvan die Hölle. Hasard muss die schlimmste Niederlage seines Lebens einstecken...
SpracheDeutsch
HerausgeberPabel eBooks
Erscheinungsdatum11. Jan. 2013
ISBN9783954391462
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    Buchvorschau

    Seewölfe - Piraten der Weltmeere 8 - William Garnett

    info@vpm.de

    1.

    Der Soldat Jake Tinkler stolperte durch das nächtliche Dunkel. Nasse Zweige peitschten ihm ins Gesicht, von der Irischen See wehte ein eisiger Wind.

    Seine Zähne schlugen aufeinander, wenn eine Bö in seine nassen Kleider fuhr. Am liebsten hätte er sich irgendwo verkrochen wie ein verwundetes Tier, das die Sicherheit und Wärme seiner Höhle sucht. Aber er wußte, daß er nicht schlappmachen durfte, daß er weiter mußte, zu der kleinen Bucht im Nordosten der Dungarvanbai, in der die drei britischen Galeonen lagen.

    Er stieß mit der Stirn gegen einen Ast, den er in der Dunkelheit nicht bemerkt hatte. Die harte Borke riß den dünnen Schorf von der langen Messerwunde, und der plötzliche Schmerz ließ ihn stöhnend zusammenbrechen.

    Jake Tinkler blieb liegen und schloß die Augen. In dieser momentanen Schwächeperiode spürte er auch wieder die brennenden Schmerzen der anderen Wunden, des tiefen Messerstichs im rechten Oberschenkel und der angeschwollenen Platzwunde auf dem Kopf, die ihm ein irischer Musketenkolben geschlagen hatte.

    Deutlich sah er die Szene des Kampfes am Bootsanleger wieder vor sich. Nach einem sinn- und planlosen Angriff auf den Landekopf der Iren und Spanier waren er und drei Kameraden von einer Übermacht auf die Bootspier abgedrängt worden. Sie hatten sich verzweifelt gewehrt und sechs oder sieben ihrer Gegner erledigt, bis einer nach dem anderen gefallen war.

    Deutlich sah er die beiden riesigen, bärtigen Iren vor sich, die ihn immer wieder auf die morschen Bohlen des Anlegers hinausgetrieben hatten. Seine Muskete hatte er längst verloren. Er wehrte sich mit dem kurzen Entersäbel gegen die beiden Männer und wußte, daß er ihnen nicht entkommen konnte. Dort, wo die Pier zu Ende war, würde auch sein Leben zu Ende gehen. Spätestens am Ende der Pier. Und wenn er dennoch verbissen und mit aller Kraft weiterkämpfte, so nur, weil sein Überlebensinstinkt stärker war als die Erkenntnis des unvermeidbaren Endes, und um wenigstens einen der beiden in die Ewigkeit mitzunehmen.

    Und das hatte er auch geschafft. Einer der beiden Iren war mit einer spanischen Muskete bewaffnet, gewesen, der andere mit einem langen, gekrümmten Messer. Jake Tinkler wußte, daß der Mann mit dem Messer der gefährlichere der beiden war. Die Muskete war leergeschossen, und der Mann schwang die schwere, plumpe Waffe wie eine Keule. Den langen, weitausholenden Schlägen konnte er ausweichen, wenn er aufpaßte, nicht aber den raschen, kurzen Stichen des Messers. Einmal hatte der Ire ihn schon erwischt. Der Stich hatte ihn zwar nicht in die Halsgrube getroffen, wie es beabsichtigt gewesen war, aber seine Ausweichbewegung war zu langsam gewesen, um ihn ganz fehlgehen zu lassen. Die scharfe Klinge hatte seine Stirn getroffen und eine lange, tiefe Wunde gerissen.

    Jake Tinkler hatte den Musketenmann ständig im Auge behalten und die weitausgeholten Schläge der Waffe durch Abducken und rasche Sprünge zur Seite vermieden. Gleichzeitig mußte er die Klinge des anderen Gegners durch Ausweichen und Paraden mit seinem Entersäbel abwehren und nach einer Gelegenheit suchen, ihn zu erledigen.

    Sie war gekommen, als er das Ende der Pier fast erreicht und kaum noch Raum zum Ausweichen hatte. Der Mann hatte wieder einen von oben geführten Stich in die offene, vom Brustpanzer ungeschützte Halsgrube führen wollen. Dabei war er für den Bruchteil einer Sekunde ohne Deckung, und Tinkler nutzte die Gelegenheit, um ihm den Entersäbel bis zum Heft unter die Rippen zu stoßen. Der Mann war tot, als er auf die Planken der Pier sank. Das hatte ihn für einen Augenblick von dem Mann mit der Muskete abgelenkt. Er spürte einen harten Schlag auf dem Hinterkopf, und dann versank seine Welt in einem tiefen, weichen Dunkel.

    Der Schock des eisigen Wassers und Atemnot hatten ihn Sekunden später wieder aus der Bewußtlosigkeit erwachen lassen. Zu seinem Glück hatte ihn die Strömung unter die Holzpier getrieben. Ohne den Halt an den dicken, halb verrotteten Pfeilern und Querverstrebungen wäre er nie wieder an die Wasseroberfläche gelangt. Und außerdem hätten ihn die Iren und Spanier sonst auch sofort entdeckt und mit ihren Musketen erschossen.

    Er hatte sich an eine der glitschigen Querstreben geklammert und völlig ruhig verhalten, bis sein Kopf wieder einigermaßen klar war. Er hörte den verebbenden Kampflärm und wußte, daß jetzt auch die letzten seiner Kameraden hingemetzelt wurden. Sie waren alle tot, bis auf ihn. Und bis auf den Bastard, der fünfzig Männer sinnlos geopfert hatte, nur um seinen Willen gegen den Seewolf, Philip Hasard Killigrew, durchzusetzen.

    Seine Schmerzen, die eisige Kälte des Wassers und seine Benommenheit waren vergessen, als er an Captain Isaac Henry Burton dachte, der ihn und die anderen in den Tod gehetzt und sich dann, zusammen mit dem Profos, feige verdrückt hatte.

    Burton würde für dieses Verbrechen bezahlen, nahm Tinkler sich vor, und wenn er selbst daran zugrunde gehen sollte. Und der Haß auf Burton gab ihm die Kraft, durchzuhalten. Sein Verstand funktionierte wieder mit der gewohnten Klarheit des erfahrenen Soldaten, der seit elf Jahren, seit seinem siebzehnten Lebensjahr, gegen Spanier und Iren gekämpft hatte.

    Zunächst einmal mußte er seinen Brustharnisch ablegen, überlegte er, der ihn jetzt nur behinderte. Es kostete ihn erhebliche Mühe, die vom Wasser aufgequollenen Riemen zu lösen, und dabei auch möglichst kein Geräusch zu verursachen. Er atmete erleichtert auf, als er den Harnisch endlich frei hatte und ihn im flachen Wasser versinken ließ. Aber damit versank auch der letzte Teil seiner Ausrüstung. Er trug jetzt nur noch Hose und Hemd, und als einzige Waffe ein Messer im Gürtel.

    Er duckte sich unwillkürlich zusammen, als er über sich schwere Schritte auf den Bohlen der Pier hörte. Durch die Ritzen sah er die Schatten der Männer, die jetzt zum Kopfende der Pier gingen, hörte spanische und irische Flüche, und dann das Schleifgeräusch, als sie die Toten an Land zogen. Wenn nur einer auf den Gedanken verfallen wäre, durch die breiten Ritzen zwischen den Bohlen unter die Pier zu blicken, wäre er erledigt gewesen. Aber es sah keiner hinunter. Sie waren überzeugt, daß er durch den Kolbenhieb erledigt worden oder ertrunken war.

    Jake Tinkler spürte, wie die Kälte in ihm emporkroch, und er wußte, daß er es nicht mehr lange aushalten würde. Aber solange es hell war, bestand nicht die geringste Aussicht, ungesehen von hier zu entwischen. Er mußte warten, bis es dunkel war, aber er bezweifelte, ob er es so lange aushalten würde.

    Durch die eisige Kälte des Wassers wurden auch die Schmerzen seiner Wunden stärker spürbar. Mehrere Male war er nahe daran, wieder bewußtlos zu werden. Sein dunkles Haar war blutverklebt. Wie eine steife Perücke hatte das trocknende Blut es ihm an den Schädel geklatscht. Vorsichtig tastete er nach der Beinwunde. Er wußte nicht, ob die Feuchtigkeit, die er fühlte, Wasser oder Blut war. Der Stich im Oberschenkel bereitete ihm am meisten Sorge. Wenn er nicht mehr gehen konnte, würde er nie …

    Er entdeckte die Kiste erst, als sie die Pier fast erreicht hatte. Es war eine alte, roh zusammengehämmerte Holzkiste, wie man sie auf den Schiffen für Zwiebeln und Gemüse verwendete. Der Ebbstrom trieb sie in knapp drei Yards Entfernung am Kopf der Pier vorbei.

    Bevor Jake noch richtig bewußt wurde, daß ihm das Schicksal hier eine Möglichkeit des Entkommens bot, hatte er schon tief Luft geholt und schwamm mit ein paar Stößen unter Wasser auf die treibende Kiste zu. Sekunden später tauchte sein Kopf wieder aus dem Wasser – innerhalb der Kiste, die vom Ebbstrom langsam zum anderen Ufer der Dungarvanbai getrieben wurde.

    Der Soldat Jake Tinkler erhob sich stöhnend und ging weiter. Ein leichter Nieselregen hatte eingesetzt, und es fror ihn noch mehr als vorher. Aber die Kälte half ihm auch, wach zu bleiben. Er mußte in dieser Nacht wach bleiben, hellwach, wenn er sein Ziel erreichen wollte: die Ankerbucht der drei englischen Galeonen.

    Voraus sah er plötzlich einige matte Lichter durch das Dunkel schimmern. Er blieb stehen und lehnte sich an einen Baum, um zu überlegen und sich zu orientieren. Er war hier am Westrand der Dungarvanbai. Das Dorf, das da nur eine knappe halbe Meile entfernt vor ihm lag, mußte Dungarvan sein.

    Jake Tinkler ging weiter, vorsichtiger und noch wacher als zuvor. Als er sich den Lichtern auf zwei-, dreihundert Yards genähert hatte und schon die Umrisse der Häuser erkennen konnte, verhielt er wieder. Wie ein sicherndes Wild starrte er zu der kleinen Ansammlung der Häuser hinüber. Häuser in Irland bedeuteten Menschen, Gefahr.

    Ich sollte das Dorf in weitem Bogen umgehen, dachte er, und hinter ihm wieder zum Ufer der Bucht zurückkehren. Aber er wußte, daß er am Ende seiner Kräfte war, daß jedes Mehr ihm die letzten Reserven rauben würde, die ohnehin eigentlich überhaupt nicht mehr vorhanden waren. Außerdem bedeutete ein Dorf Wasser, einen Brunnen. Fünfzehn Stunden waren seit dem Kampf auf der Bootspier vergangen, fünfzehn Stunden ohne einen Tropfen Wasser. Der Blutverlust steigerte seinen Durst ins Unerträgliche, sein Körper schrie nach Flüssigkeit.

    Noch ein paar Sekunden zögerte er, dann wurde der brennende Durst stärker als die warnende Stimme. Wer sollte um diese Stunde denn noch auf sein? dachte er. Es war jetzt schließlich elf Uhr nachts oder sogar noch später. Die meisten Häuser waren dunkel, und die paar Menschen, die jetzt noch wach waren, hatten anderes zu tun, als draußen herumzulaufen.

    Eine knappe Viertelstunde später hatte er den Ortsrand von Dungarvan erreicht. Ein typisches irisches Fischerdorf, stellte er mit einem Blick fest. Zumindest einfache, schon etwas windschief wirkende Holzhäuser, nur die Kirche und ein Haus in der Nähe der Bootspier waren aus Stein erbaut. Vor dem Steinhaus befand sich der kleine Dorfplatz mit dem Brunnen.

    Jake Tinkler blickte sich um. Kein Mensch war zu sehen, nirgendwo vernahm er einen Laut. Nur aus der Ferne hörte er das Jaulen eines Hundes, und von der Bai her ertönte der heisere Schrei einer Möwe. Geduckt ging er auf den Brunnen zu. Gott sei Dank, der Trog war noch halb gefüllt. Er brauchte das Wasser nicht heraufzuziehen. Jake sank am Brunnenrand in die Knie und trank. Nein, er trank

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