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Kassandra
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eBook172 Seiten2 Stunden

Kassandra

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Über dieses E-Book

Space-Dystopie! Zusammenbruch der Zivilisation auf dem Planeten Wormss W4-Benus. Maskierte Bewaffnete machen Jagd auf Mensch und Tier; auf alles, was sich bewegt und nicht schnell genug flüchtet. Was nicht niet- und nagelfest ist, wird gestohlen. Wer sich nicht rechtzeitig versteckt, wird ermordet. Brutale Banden beherrschen das Tagesgeschehen. Bald schon schart sich eine kleine Gruppe wehr- und hilfloser Menschen um einen Mann, auf den sie alle Hoffnungen setzen: Owen Richter, Spacereisender, der das Pech hatte, zur Unzeit hier zu landen. Hat die kleine Gruppe eine Chance, zu überleben? Eine Chance, den Planeten je wieder zu verlassen? Und gibt es in diesen gefährlichen Zeiten noch Raum für Liebe und Wärme?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum14. Dez. 2021
ISBN9783754178935
Kassandra

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    Buchvorschau

    Kassandra - Logan Kenison

    Impressum

    © 11/2021 by Logan Kenison

    Lektorat: Carola Lee-Altrichter

    Abdruck auch auszugsweise

    nur mit Genehmigung des Autors.

    Coverart: »The Wait« by Paddy, 2017

    https://www.deviantart.com/psk-photo

    Dieser Roman ist ein Produkt der Fantasie. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen ist unbeabsichtigt und wäre reiner Zufall.

    In diesem E-Book können sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter befinden. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich mir die Inhalte Dritter nicht zu eigen mache, für die Inhalte nicht verantwortlich bin und keine Haftung übernehme.

    Logan Kenison

    KASSANDRA

    Erster Teil

    Karen Blacknell konnte durchaus als hübsches Mädchen durchgehen, doch sie »schön« zu nennen, wäre etwas zu weit gegriffen. Sie war schwarzhaarig, schlank bis zur Hagerkeit und wirkte wie eine normale 19-Jährige. Sie besaß ein etwas kantiges Kinn und einen Kirschmund. Ihre Augen waren groß und gletscherblau; es waren Augen, in die ein Junge sich problemlos verlieben konnte. Und wenn ihr das Haar wild ins Gesicht fiel, die Augen aufleuchteten und der Mund verwegen-fordernd nach vorn zuckte, war das vielleicht schon ein Vorgeschmack darauf, welch heiße Liebesnächte ihrem zukünftigen Ehemann bevorstanden.

    Die Menschen in der Satyr Street kannten Karen als aufgeschlossenes junges Ding. Sie war stets hilfsbereit (trug Einkäufe, mähte den Rasen, rechte das Laub, fegte den Hof und so weiter), grüßte jeden freundlich und hatte immer ein nettes Wort auf den Lippen.

    Karen Blacknell traf das Ereignis, das später als »der Zusammenbruch« bekannt wurde, mit unvermittelter Härte, wie so viele auf dem Planeten Wormss W4-Benus.

    Es war kurz vor Mitternacht. Ihr Vater war wie schon häufig zuvor immer noch bei der Arbeit und überließ seine Kinder notgedrungen sich selbst. Ihre Mutter war vor fünf Jahren unter Umständen verstorben, die man Karen nie genau mitgeteilt hatte. Es interessierte sie brennend, was mit ihrer Mutter gewesen war, was zu ihrem Tod geführt hatte – aber sie wagte nicht, ihren Vater danach zu befragen, weil sie (zurecht) vermutete, damit eine schmerzliche Wunde in ihm aufzureißen und ihn unsagbar traurig zu machen. (Alton Blacknell hatte seine Frau zutiefst geliebt und sprach mit niemandem über ihren Tod.)

    Karen und ihr Bruder Corey saßen zuhause am Spacerefractor und sahen sich HUNT FOR THE QOSHI TREASURE an, einen interaktiven 4D-Film, in dem die Zuschauer mitagieren und Entscheidungen treffen konnten, als plötzlich, nachdem einige Detonationen von der Innenstadt herübergeklungen waren, der Strom ausfiel, was sie nicht nur in einem pechschwarzen Wohnzimmer zurückließ, sondern auch die gesamte Straße in Finsternis tauchte.

    Die Schwärze war so endgültig, dass Karen nahezu sofort in panikartige Zustände verfiel.

    Corey hingegen lachte.

    »Stromausfall! Keine Sorge, in ein paar Minuten geht alles wieder an.«

    Karen, die bereits in heller Aufregung nach Luft geschnappt hatte, beruhigte sich, nachdem sie ihren Bruder so reden hörte.

    Langsam gewöhnten sich ihre Augen nun auch an die Dunkelheit, und sie stellte fest, dass der Nachthimmel doch nicht so schwarz war, wie sie immer geglaubt hatte; vielmehr leuchtete er in einem tiefdunkeln Blau, gegen das sich die schwarzen Silhouetten der Nachbarsdächer und Bäume der Straße abzeichneten.

    »Meinst du?«, fragte sie; doch die Angst in ihrer Stimme war nicht zu überhören.

    »Bestimmt. Da gibt es Spezialisten, die sich darum zu kümmern haben. Bei denen klingeln jetzt die Kommunikatoren, dann fahren sie los. In spätestens einer Viertelstunde geht das Programm weiter. Wetten?«

    Karen teilte die Zuversicht ihres Bruders nicht. Sie tastete nach dem Kommunikator, nahm das Bedien-Panel in die Hand, stach auf die Tasten ein.

    »Nichts. Auch der Kommunikator ist tot.«

    Corey fummelte sein mobiles C-Gerät aus der Hosentasche und begann das Display zu bearbeiten. Seltsam, er bekam keinerlei Verbindung. Obwohl das Display leuchtete – und dabei sein Gesicht gespenstisch violett anstrahlte – blieben alle Versuche, eine wie auch immer geartete Verbindung herzustellen, erfolglos. Brummend steckte er das C-Gerät wieder weg, nur um dann ein »Ach, ist doch egal!« zu fauchen.

    Corey war 17 und auf dem besten Weg, ein Mann zu werden. Sein Haar war blond und lockig, und alle, die ihre Mutter noch gekannt hatten, sagten, er käme nach Irene, und schade, dass seine Mutter so früh hatte gehen müssen und dass sie nicht mehr miterlebte, was für ein hübscher junger Mann aus ihrem Sohn geworden war. Cory war immer zutiefst gerührt, wenn er solche Dinge hörte; zum einen waren sie ihm unangenehm, weil sie ihn verlegen machten, zum anderen freute es ihn, dass die Leute seine Mutter offensichtlich gemocht hatten – etwas, das in dieser Welt heute nicht mehr selbstverständlich war.

    Er lümmelte sich im Sessel, und Karen hörte, wie er nach den Crackern fischte, einen in den Mund steckte und draufbiss. Das charakteristische Krachen und Knacksen drang zu ihr herüber.

    Sie stand auf und trat ans Fenster.

    »Es ist alles schwarz«, sagte sie.

    »Das ist bei einem Stromausfall meistens so.«

    »Das meine ich nicht, Corey. Selbst auf den Hügelketten brennt kein einziges Licht. Nichts. Der Strom ist nicht nur hier ausgefallen, sondern … ich glaube fast, überall auf dem Planeten.«

    Corey lachte glucksend. »Weißt du wie groß der Planet ist? Und weißt du, wie viel du davon mit deinen Augen sehen kannst? Noch nicht mal 1 Prozent! Ach was, nicht mal 0,1 Prozent!«

    »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es noch irgendwo Energie geben soll, wo es so tiefschwarz da draußen ist. So war es noch nie, Corey. Noch nie.«

    »Lass mal sehen.«

    Sie hörte, wie er aufsprang und zu ihr ans Fenster kam. Dann spürte sie ihn neben sich, wie er sie mit einem Rempler vom Fenster wegschubste.

    »He, du Idiot!«, rief sie. »Das ist mein Platz.«

    »Korrektur: Das war dein Platz. Jetzt ist es meiner. Finde dich damit ab, Bay-bee.«

    »Baby? Na warte, ich zeige dir gleich, wer das Baby ist!«

    Sie boxte ihn seitlich in die Rippen, und er schrie schmerzerfüllt auf. Ihre Fäuste waren zwar dünn und knochig, doch sie konnten ganz schön weh tun, und sie hatte ihn ungeschützt erwischt.

    Dann spürte sie, wie er sich auf sie warf, wie er ihr den Arm um den Hals legte und sie nach hinten zwang. Sie schrie auf, als er mit seinem ganzen Gewicht an ihr hing, sie umkippte und auf dem Boden landete, und plötzlich war er auf ihr und sie rangelten miteinander.

    Sie hörten abrupt auf, verharrten mitten in der Bewegung, als sie eine Männerstimme auf der Straße hörten.

    Jemand schrie, und das nicht zu knapp.

    Sie ließen voneinander ab und eilten zum Fenster zurück.

    In der Finsternis konnten sie kaum etwas sehen. Irgendwelche undeutliche Schemen, die sich auf der Straße hin und her bewegten. Dem Geschrei nach zu urteilen, ging es hoch her.

    »Wer ist das?«, fragte Karen, und wieder war da diese Angst.

    »Wer schon! Das sind ein paar Nachbarn, die kommen aus ihren Häusern, weil sie ihre Lieblingssendungen nicht mehr sehen können.«

    »Es sind auch Kinder dabei. Ich höre Kinderstimmen. Warum haben sie die Kinder aus dem Schlaf gerissen?«

    »Ja, ich finde auch, die hätten die Kleinen pennen lassen können.«

    Irgendwo brummte eine Engine auf, Scheinwerfer gingen an.

    Da sahen sie, dass einige der Männer dort draußen bewaffnet waren. Sie trugen Gewehre in der Hand, einige trugen Faustfeuerwaffen in Gurten bei sich.

    »W-was haben die vor?«, fragte Karen.

    »Tief durchatmen, Schwesterlein«, sagte Corey. »Die tun uns nichts. Das sind unsere Nachbarn, wir kennen sie seit zwei Jahren, seit wir hier eingezogen sind, und sie kennen uns. Ich denke, sie bilden eine Art Miliz oder Bürgerwehr, um Verbrecher abzuschrecken. Jetzt, wo es so dunkel ist, kann man leicht auf die Idee kommen, irgendwo einzusteigen.«

    »Bei uns auch?«

    »Ach was, bei uns doch nicht. Wir haben nichts Wertvolles, was einen Einbruch lohnen würde.«

    »Und der Spacerefractor? Der kostet doch bestimmt 4000 Qubits.«

    »Na, den Idioten möchte ich sehen, der das Ding rausschleppt. Nach zehn Schritten hängt ihm die Zunge am Boden.«

    »Du nimmst alles auf die leichte Schulter, Corey. Aber ich habe Angst.«

    »Das solltest du schön bleibenlassen – Baby.«

    Diesmal reagierte Karen nicht auf das Wort. Corey fragte sich, was seine Schwester so beschäftigte. Es war dunkel, und draußen liefen ein paar Leute auf der Straße herum – na und? Was machte ihr nur so zu schaffen?

    Der Schwebegleiter, dessen Engine angelassen worden war, heulte jetzt auf. Einer der Nachbarn, Mister Goulart, hatte sich im Scheinwerferstrahl aufgebaut und schrie dem Mann auf dem Fahrersitz etwas zu. Dabei hatte er sein Gewehr gehoben und zielte durch die Frontscheibe ins Wageninnere.

    Corey konnte nicht verstehen, was die Männer einander zubrüllten, aber langsam wurde auch ihm mulmig bei der Sache. Was konnte einen solchen Streit auslösen, dass seine Nachbarn glaubten, mit Waffen aufeinander losgehen zu müssen?

    »Ich denke, wir sollten besser verschwinden, Karen«, sagte er ungewöhnlich ernst. Sofort war seine Schwester wieder am Rand einer Panik.

    »Aber wohin sollen wir denn gehen?

    »Keine Ahnung. Erst mal weg von hier. Durch die Hintertür raus, damit wir denen da nicht in die Quere kommen.«

    Er konnte rein gar nichts sehen, was innerhalb der Wohnung vor sich ging, doch an den Geräuschen, die Karen machte, hörte er, dass sie seinen Vorschlag angenommen hatte. Sie bewegte sich durchs Zimmer, direkt in Richtung Hintertür, und Corey folgte ihr.

    Fast hatte er Karen erreicht, als er einen Schuss hörte. Dann noch einen. Und noch einen.

    Corey versteifte. Eine ungekannte Macht trieb ihn, zum Fenster zurückzukehren und nachzusehen … wer da geschossen hatte, auf wen geschossen wurde, warum geschossen wurde, und was damit angerichtet wurde.

    Schon wollte er sich in Bewegung setzen, da spürte er Karens Arme um seinen Hals und fand sich in einer lächerlichen Imitation von Schwitzkasten wieder.

    »Bleib hier«, sagte sie dicht an seinem Ohr, so dicht, dass er ihren warmen Atem spüren konnte. »Bleib hier, Corey!«

    In ihm überschlugen sich die Gedanken. Er könnte Karen leicht abschütteln. Er war schließlich 17, fast schon ein Mann. Er war stärker als sie, das wusste er (und das wusste sie), und er hätte sich problemlos aus ihrem Griff befreien und zum Fenster rübergehen können. Doch wollte er wirklich sehen, was es dort zu sehen gab?

    Den Schüssen war Geschrei gefolgt.

    Ein Aufschrei aus vielen Mündern, noch mehr Streit, der heftige Schrei eines Verletzten, das Wimmern eines Sterbenden … wollte er wirklich sehen, was dort vor sich ging? Wollte er … Blut sehen?

    Nein. Corey traf seine Entscheidung. Er setzte sich in Bewegung und ging weiter Richtung Hintertür, und er spürte, wie Karen ihren Griff lockerte, wie sie ihn schließlich ganz losließ.

    »Das brauchen wir nicht auch noch«, sagte sie in seine Richtung. »Lass uns verschwinden.«

    »Aber wohin?«, fragte er mit weichgewordenen Knien. Das Abenteuer, das die plötzliche Dunkelheit versprochen hatte, war ihm plötzlich mehr als suspekt. Da hatte jemand bestimmt nicht in die Luft geschossen. Es ist auf einen Menschen geschossen worden – und das bedeutete, dass jemand verletzt worden war. Und das bedeutete, dass jemand sterben konnte. Und das bedeutete, dass das alles beileibe kein Spaß mehr war.

    Es war Ernst. Bitterer Ernst.

    Und mit einer solchen ernsten Situation umzugehen, das traute sich Corey dann doch nicht zu. Und so war er ganz froh, als Karen sagte:

    »Zu Dad. Wir gehen zu Dad in die Firma. Er ist dort. Wir gehen zu ihm. Er wird wissen, was zu tun ist.«

    Und ganz leise öffnete sie die Hintertür und huschte hinaus.

    Corey folgte ihr lautlos.

    *

    Sie versuchten, abseits der üblichen Straßen einen Weg ins Industriegebiet zu finden, doch das war schwieriger als gedacht. Es war noch keine Stunde her, seit die Nacht pechschwarz geworden war, als sie schon erste Zusammenrottungen auf den Straßen beobachteten. Bewaffnete Patrouillen hatten Barrikaden errichtet und hielten jeden an, der an ihnen vorbei wollte. Befragten die Leute. Ließen sie passieren – oder verwehrten ihnen den Durchgang.

    Karen und Corey wussten nicht, was diese Bewaffneten von den Passanten wollten, doch sie dachten, es wäre besser, nicht den selbsternannten Milizen in die Hände zu fallen; sich ihnen auf Gedeih und Verderb auszuliefern. So hielten sie sich hinter Hausecken, Vorsprüngen, Müllkübeln, parkenden Fahrzeugen, Mauern,

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