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Sallys Job
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eBook133 Seiten1 Stunde

Sallys Job

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Über dieses E-Book

Cole Barner musste verrückt geworden sein. Er hatte einer Banditenbande etwas geklaut, was diese unmöglich auf sich sitzen lassen konnte. Coles Frau Sally war nicht minder verrückt: Sie gab mir einen miesen Job, der direkt in die Hölle führte. Ob wir es zurück schaffen würden, stand in den Sternen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum27. Mai 2020
ISBN9783750238824
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    Buchvorschau

    Sallys Job - Logan Kenison

    Copyright © 2012 by Logan Kenison

    Lektorat: Carola Lee-Altrichter

    Das Cover wurde gestaltet nach Motiven des Films Stadt der Verdammten (USA, 1955). Im Handel auf DVD erhältlich. Mit freundlicher Genehmigung von www.filmjuwelen.de

    Abdruck auch auszugsweise

    nur mit Genehmigung des Verlags oder Autors.

    logan.kenison@gmx.de

    Sallys Job

    Westernroman von Logan Kenison

    An dem Tag, als ich beschloss, alle Brücken abzubrechen und meinen Geschäftspartner zu verlassen, betrat ich den Broken Jar Saloon. Und da sah ich Sally auf mich zukommen. Ich wollte die Theke ansteuern, doch sie schnitt mir den Weg ab und deutete auf einen der runden Tische.

    »Muss mit dir reden«, raunte sie.

    Also ging ich rüber und setzte mich, während sie beim Bartender ein Glas Bier in Auftrag gab. Mit dem Glas in der Hand trat sie an meinen Tisch und stellte es vor mir ab.

    Sally war nicht das, was man eine Schönheit nannte, aber sie war auch nicht gerade hässlich. Letzten Monat war sie vierundzwanzig geworden, wirkte aber wie dreißig. Ihr Mund war zu breit unter den ausladenden Wangenknochen, und sie besaß zu dünne Lippen. Die Augen blickten schläfrig und glanzlos. Ihr Haar war aschblond, dünn und matt. Sie versuchte, mit Makeup und Rosenwasser hübscher und attraktiver zu erscheinen, wirkte dadurch aber nur billiger. Ich wusste, dass die Gäste des Broken Jar sie nicht wegen ihrer Schönheit gern sahen, sondern weil sie nett war und wusste, wie man einem Mann schöne Stunden bereitete.

    Sie war keine Hure, nicht dass Sie das denken. Sie war lediglich ein Animiermädchen. Ihre Aufgabe bestand darin, die Gäste zum Trinken zu anzuhalten, indem sie sich als Gesprächspartnerin für die Zeit ihres Aufenthalts im Saloon anbot, sich zu Drinks einladen ließ und dafür sorgte, dass leere Gläser rasch wieder aufgefüllt wurden. Wenn ich also schreibe, dass sie Männern »schöne Stunden bereitete«, dann bezieht sich das darauf, dass sie sich die Sorgen der Gäste anhörte, sie tröstete und für eine Weile das vergessen ließ, was sie draußen im Alltag belastete.

    Darin war Sally mit ihren halbverheulten Augen ziemlich erfolgreich.

    Das pinkfarbene Samtkleid, das sie meistens trug, war an einigen Stellen ausgebeult und zerschlissen; die Spitzenvolants, die die Ärmel abschlossen, waren schon häufig abgerissen und leicht schief wieder angenäht worden. Die schwarzen Lederschnürschuhe sahen ziemlich abgewetzt aus; sie tat nichts dafür, sie aufzupolieren, was mit ein wenig Schuhwichse schnell erledigt gewesen wäre.

    Sie setzte sich, eine Wolke ihres Parfums hüllte mich ein.

    Ich nahm zuerst einen langen Zug aus dem Bierglas, denn ich besaß den gesegneten Durst eines Zehnmeilenritts.

    »Ich hab’ auf dich gewartet«, sagte sie. »Ich hab’ gehofft und gebetet, dass du in die Stadt kommst.« Sie sprach so leise, dass niemand im Raum außer mir sie verstehen konnte.

    »Wieso? Was ist los?«

    »Cole ist tot.«

    Sie musterte mich, um zu sehen, welche Reaktion die Nachricht bei mir hervorrief. Ich konnte die Bestürzung kaum verbergen. Cole war ein Jahr jünger als ich. Er und Sally hatten vor drei Jahren in Pawnee geheiratet. Cole Barner war für mich nicht das, was man einen Freund nannte, aber ich war immer gut mit ihm ausgekommen. Dass er nun tot sein sollte, dass wir nie wieder einen Whisky gemeinsam kippen sollten, machte mir zu schaffen.

    »Teufel, was ist passiert?«

    »Er wurde erschossen.«

    »Hat er ein Ding gedreht?«

    Cole hatte eine gefährliche Eigenschaft, für die er in der ganzen Stadt bekannt war: Er betrog beim Kartenspiel.

    Auch dass er drauf und dran war, etwas Größeres zu planen, hatte er im Suff schon ein paar Mal herumposaunt. Sally wusste, in welchem Ruf ihr Mann stand, und nahm mir die Frage nicht übel.

    »Ach, er war so unreif für seine siebenundzwanzig«, nahm sie Coles augenfällige Schwächen in Schutz. »Seine Entschuldigung war, dass er mir etwas Besseres bieten wollte. – Aber ich wollte nie etwas Besseres, Jake. Das musst du mir glauben. Ich war immer zufrieden mit dem Wenigen, was wir hatten. Es war ehrlich verdient, und ich bin ja bereit zu arbeiten.«

    »Ich glaube dir, Sally. Aber an Cole nagte wohl stets das Gefühl, dich zu verlieren, wenn er dir nicht mehr bot.«

    »Völlig zu unrecht. Ich liebte ihn. Wirklich, Jake! Unsere Liebe war so stark, dass ich ihn niemals verlassen hätte. Er war der beste Mann, den ein Mädchen wie ich sich wünschen konnte.«

    Die Einschränkung, die sie machte, gefiel mir: ein Mädchen wie ich. Ihr war anscheinend bewusst, dass Cole nicht jedes Mädchen glücklich gemacht hätte.

    »Cole war ein Getriebener«, sagte ich. »Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Dinge manchmal anders lagen, als wie er sie sich vorstellte; dass sie hie und da über seinen Erfahrungsschatz hinausgehen mochten.«

    Sally nickte heftig, ihr abstehendes Haar flatterte im Luftzug. »Das hat ihn umgebracht!« Ihre Stimme klang rau und in ihren Augen lag ein bitterer Zug. Plötzlich wurden Falten sichtbar, die sie zu einer alten Frau machten.

    »Wie kam es dazu?«, frage ich. »Wer hat ihn erschossen?«

    »Ach, das ist eine lange Geschichte. Ich muss von vorne beginnen.«

    Ich hob einladend die Hand. »Wir haben alle Zeit der Welt.«

    Am Klavier begann ein Bursche namens Larry Wabnitz zu klimpern und ein paar Gäste stimmten ein Trinklied mit neunundneunzig Strophen an. Ihre gute Laune erreichte uns nicht, denn über uns hing eine Glocke aus Bekümmernis. Ich lauschte Sally, die zu erzählen begann.

    Im Folgenden schildere ich Sallys Bericht, ergänzt durch Informationen, die ich später noch von anderen Leuten zu den Vorfällen erhalten habe.

    Demnach hatte Cole Barner vor etwa einem Monat drüben in Albaville ein paar Burschen kennengelernt und mit ihnen eine Nacht durchgepokert. Der Whisky floss in Strömen, und Cole schnappte ein paar Bemerkungen auf, die ihn schlussfolgern ließen, dass die Kerle einen Banküberfall planten. Sein unverhülltes Angebot, dabei mitmachen zu wollen, ignorierten die Burschen, und am Ende des Abends standen sie kurz davor, Cole aus der Bar zu werfen. Cole zog brummend ab.

    Zwei Tage später kam er ganz aufgeregt bei Sally an und erzählte ihr von der Sache. Er hatte einen Plan ausgeheckt, den Kerlen nach dem Überfall die Beute wegzuschnappen.

    Sally flehte Cole an, es bleiben zu lassen. Das werden die sich nicht gefallen lassen, rief sie. Wer eine Bank ausraubt, schießt auch. Sie fiel ihm in den Arm, wollte verhindern, dass er das Haus verlässt, zog seinen Colt aus dem Holster und rannte fort. Er holte sie natürlich mit Leichtigkeit ein und nahm ihr die Waffe ab. Er warf sie aufs Bett und drohte, sie grün und blau zu schlagen, wenn sie so etwas jemals wieder versuchen würde.

    Als Cole die Hauptstraße hinabritt, heulte Sally Rotz und Wasser.

    Er machte sich auf den Weg zurück nach Albaville und bezog Beobachtungsposten. Die Kerle bemerkten ihn nicht. Cole behielt sie die ganze Zeit über im Auge. Als sie ihren Plan schließlich in die Tat umsetzten und die Bank überfielen, saß Cole auf seinem Gaul, bereit, ihnen zu folgen, wohin immer sie auch fliehen mochten.

    Als es knallte, zogen die Bürger von Albaville ihre Köpfe ein. Die Banditen rannten aus der Bank und sprangen auf ihre Pferde. Sie sprengten nach Süden davon, in Richtung Adams. Wahrscheinlich, so glaubte Cole, wollten sie die Grenze nach Kansas überqueren.

    Cole folgte ihnen auf einer parallelen Fährte. Er ritt über die Prärie, während sie die Straße entlang preschten. Er konnte sehen, wie sie immer wieder nach Verfolgern Ausschau hielten, aber sie kamen nicht auf den Gedanken, nach links oder rechts zu spähen. Er schaffte es, ihnen unbemerkt zu folgen, bis sie lange nach Einbruch der Dunkelheit am 32-Meilen-Creek ihr Nachtlager aufschlugen.

    Mitternacht war bereits vorüber, als Cole in ihr Lager schlich. Er betäubte den bereits vor sich hindämmernden Wachtposten mit dem Coltgriff und schnappte sich die Satteltasche, in der die Beute steckte. Dann schlich er zu seinem Pferd zurück und jagte davon.

    Zwei Tage später kam er bei Sally an. In aller Ruhe zählte er das Geld und bildete Stapel zu je tausend Dollar auf dem Küchentisch und der Anrichte. Am Ende waren es fünfzig Stapel. Sie hatten die Lohngelder für die nächste Auszahlung in der Bank gehabt, und zwei Rancher hatten Überweisungen für den Verkauf ihrer Rinderherden erhalten, deswegen war es so viel.

    Sally flehte Cole an, das Geld dem Sheriff zu übergeben; dieser würde es der Bank zurückgeben. Doch Cole lachte ihr ins Gesicht. Er packte das Geld in die Satteltasche zurück, steckte Sally vierhundert Dollar in den Ausschnitt und sagte, sie solle sich etwas Schönes zum Anziehen davon kaufen. Überhaupt würde er ihr jetzt jeden Wunsch erfüllen, den sie hätte, sie brauche nur zu sagen, was sie wolle.

    Sally rief, dass sie nur ihn wolle, ihn allein, und zwar nicht als gesuchten Verbrecher, sondern als den Mann, der er immer schon gewesen war. Sie fischte die vierhundert Dollar heraus, warf sie zu Boden und versuchte erneut, ihn zur Übergabe des Geldes zu bewegen. Er hätte Großartiges geleistet, als er den Banditen die Beute abnahm, sagte sie, jetzt käme es darauf an, das Richtige zu tun. Bestimmt wäre die Bank hocherfreut über die Rückgabe des Geldes, sodass sie ihm einen großzügigen Finderlohn …

    Cole fiel ihr ins Wort. Finderlohn? Pah, der Finderlohn war ihm nicht genug! Sally merkte, dass er habgierig geworden war.

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