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Der Stationer
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eBook139 Seiten1 Stunde

Der Stationer

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Über dieses E-Book

Sie verspotteten ihn und bedrohten seine Familie. Sie schlugen ihn zusammen und vertrieben ihn von seinem Land. Doch sie rechneten nicht damit, dass ein seltsames Geschick ihn eines Tages zurück in ihr Land führen könnte. Und der Stationer griff zur Waffe…
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum3. Juni 2020
ISBN9783752900897
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    Buchvorschau

    Der Stationer - Logan Kenison

    Ungekürzte Ausgabe 08/2014

    Copyright © 2020 by Logan Kenison.

    Lektorat: Carola Lee-Altrichter

    Das Cover wurde gestaltet nach Motiven der Episode »Candy unter Verdacht« (Orig.: »The Silence At Stillwater«, USA, 1969) der Bonanza-Komplettbox. Im Handel auf DVD erhältlich. Mit freundlicher Genehmigung von www.fernsehjuwelen.de

    E-Mail: logan.kenison@gmx.de

    Abdruck auch auszugsweise nur mit Genehmigung des Autors.

    Der Stationer

    Western von Logan Kenison

    Sie warten hinter der Hügelkuppe, bis es völlig dunkel geworden ist. Niemand im Haus ahnt etwas, niemand bemerkt sie. Als der letzte Lichtschein verschwunden ist, geben sie noch eine Stunde zu, denn sie wollen sichergehen, dass die ganze Familie tief und fest schläft. Der Schreck wird doppelt so groß und die Gegenwehr sehr viel geringer ausfallen, wenn sie sie im Schlaf überraschen.

    Dann kommen sie. Nicht auf ihren Pferden, nicht schreiend und schießend im Galopp, sondern zu Fuß. Schweigend marschieren sie zum Farmhaus hinab, zwanzig Männer mit Zuckersäcken über den Köpfen, in die sie Augenlöcher geschnitten haben. Im kalten Licht des Mondes werfen sie lange Schatten. Gewehrläufe blitzen silbern. Steine knirschen unter ihren Stiefeln, und hin und wieder knackt ein alter Zweig. Dies und das Rascheln ihrer Hosen, Westen und Hemden sind die einzigen Geräusche, die zu hören sind.

    Keiner sagt ein Wort, denn sie kennen ihren Auftrag.

    Einer hält das Lasso im Arm – das Mordwerkzeug.

    Im Hof steht eine vierhundert Jahre alte Burreiche mit starken Ästen; diese haben sie in ihr Vorhaben miteinbezogen.

    Sie erreichen das Haus.

    Fackeln flammen auf und fliegen auf die Dächer des Hauses, des Stalls und der Scheune. Schüsse donnern in den Himmel und durchschlagen Glasscheiben, töten die zwei Wellington-Schweine im Koben.

    Schwere Stiefeltritte brechen die Haustür auf.

    Drei Männer stürmen hinein, schießen in die Decke, brüllen, zerren und stoßen die erschrockenen und von der schweren Tagesarbeit zerschlagenen Einwohner heraus: Einen Mann, eine Frau und ein Mädchen.

    Ihre Strategie geht auf. Niemand kann einen Gedanken an Gegenwehr verschwenden; dazu ist keine Zeit. Die Bewohner haben Mühe, all das zu erfassen, was um sie herum geschieht, denn sie denken, dass die Hölle losgebrochen ist.

    Draußen fliegt dem Farmer eine Schlinge um den Hals. Sie wird sofort zugezogen und beginnt, ihm die Luft abzuschnüren. Er gurgelt und greift mit beiden Händen nach dem Seil, schafft es jedoch nicht, die Schlinge zu lösen.

    Sie schleifen, boxen und stoßen ihn zur Burreiche hinüber.

    Die Frau kreischt, denn sie erkennt, wo das enden wird. Das brennende Haus und der Stall, die wiehernden und sterbenden Tiere – all das ist nicht mehr wichtig. Das Schlimmste ist das, was sich bei der Burreiche abspielt.

    Einer der Vermummten wirft das Seilende über einen Ast in drei Metern Höhe. Sofort kommen zwei andere Männer und helfen ihm, daran zu ziehen.

    Im flackernden Feuerschein spannen die Männer das Lasso, der Farmer schreit und würgt in Todesangst. Seine Frau hat das Mädchen gepackt und drückt es an ihre Brust, verdeckt den kleinen Kopf mit ihren Händen. Das Mädchen weint und schreit; sie spürt, dass etwas Schlimmes vor sich geht.

    Drei Männer ziehen das Seil an, dann springt ein vierter herbei, der ihnen hilft. Der Farmer steht noch auf den Zehenspitzen, als sie innehalten. Alle Vermummten stellen sich im Kreis um die Burreiche auf.

    Gelächter und Schreie dröhnen durch die Nacht, Schüsse bellen.

    Dann gibt der Anführer ein Zeichen, und die vier Männer ziehen das Seil mit Schwung und Kraft nach unten.

    Der Farmer schwingt in die Höhe.

    Seine Frau schreit und fleht.

    Doch die Vermummten kennen keine Gnade. Sie sehen die zappelnden Beine des Mannes einen Meter über dem Erdboden, die hilflosen Versuche, das Seil über dem Kopf zu ergreifen und sich daran in die Höhe zu ziehen, damit sein Gewicht nicht auf der Halsschlinge lastet …

    Und sie lachen.

    Dann erlahmt das Zappeln, die Arme sinken herab, der Körper des Farmers erschlafft.

    Auf ein Zeichen des Anführers hin lassen die vier Männer das Seil los.

    Schwer schlägt der Körper am Boden auf, er sackt bewusstlos in sich zusammen.

    Seine Frau stößt das Kind weg, befiehlt ihm, fernzubleiben, läuft zu ihrem Mann, zerrt seinen Oberkörper hoch, versucht, die Schlinge zu lösen und abzumachen, doch es gelingt ihr nicht. Sie drückt seinen Kopf an ihre Brust, streicht über seine Wange. Immer noch ist der Mann ohne Bewusstsein, jedoch nicht tot. Seine geschwollene Halsschlagader pocht, und sie spürt seinen Herzschlag.

    Die johlenden Männer verstummen, ihr Anführer tritt vor.

    Wenn ihr morgen noch hier seid, kommen wir wieder, verkündet er. Dann halten wir nicht im letzten Moment inne. Dann werden wir zu Ende führen, was wir heute begonnen haben. Also verschwindet! Verschwindet aus dem Land. Lasst euch nie wieder hier blicken! Denn sonst wird es euch übel ergehen. Das heute war nur der Vorgeschmack. Lauft fort, ohne euch umzudrehen, und kommt nie wieder!

    Dann wenden sie sich ab und gehen fort, und im flackernden Licht sehen sie grausam aus mit ihren Zuckersäcken mit den hineingeschnittenen Löchern, den Gewehren und den harten, breiten Rücken.

    Und zurück bleiben die Frau, der bewusstlose Mann in ihrem Arm und das Mädchen, das in fünf Meter Entfernung steht und weint und schreit. Und hinter diesen Dreien brennen das Wohnhaus und der Stall und die Scheune ab, und all die Arbeit, die sie in den vergangenen drei Jahren hineingesteckt haben, ist umsonst gewesen.

    *

    Im Morgengrauen kommt er zu sich. Sein ganzer Körper pulsiert und brodelt; er glaubt, jeden einzelnen Schlag und Tritt noch zu spüren, jeder Atemzug schmerzt. Wenn er spricht, klingt es heiser und röchelnd. Das Mädchen hat Angst, als sie ihren Vater so reden hört. Sie hält sich die Ohren zu und sitzt weit von der Burreiche entfernt auf dem Boden und weint.

    Der Farmer kauert im Hof vor den Trümmern seiner niedergebrannten Gebäude und unterhält sich gedämpft mit seiner Frau. Sie möchten nicht, dass ihre Tochter mitbekommt, was sie besprechen.

    Die Frau ist verstört. Sie möchte nicht in die Stadt gehen und dem Sheriff alles erzählen, doch ihr Mann besteht darauf.

    Der Sheriff gehört zu denen, sagt die Frau. Wir erreichen gar nichts, wenn wir zu ihm gehen. Außer, dass sie wiederkommen und dich töten.

    Und dann weint sie wieder, denn der Schock steckt ihr noch in allen Knochen.

    Der Farmer ist ein mutiger Mann, der nicht so schnell aufgeben möchte. Er weiß, dass er nicht viele Möglichkeiten und kaum eine Chance gegen die Revolverreiter hat. Und er glaubt auch zu wissen, wer sie geschickt hat. Doch er hat das Land besiedelt, bearbeitet und beackert, hat die Hütten und Gebäude gebaut und literweise Schweiß in diesen Erdboden vergossen. Er liebt dieses Land. Alles in ihm widerstrebt es einfach, dies aufzugeben und fortzugehen.

    Er überlegt, was zu tun ist und was er tun kann. Und er kommt zu dem Schluss: Gar nichts. Denn seine Frau hat Recht. Sheriff Lowell Wilson gehört zu der Bande, die das Land terrorisiert und jeden fortjagt, der südlich des Snake River siedeln möchte. Sheriff Lowell Wilson wird regelmäßig von Adair Feudinger bestochen, dem Besitzer der großen Kingdom Ranch, und jeder in der Stadt weiß es.

    Doch keiner tut etwas dagegen.

    Denn der ganze Bezirk lebt im Schatten dieser Ranch, die hunderten Menschen Arbeit gibt und Aufträge erteilt. Wer sich gegen Adair Feudinger stellt, hat bald nichts mehr zu lachen. Er bekommt keine Aufträge mehr, und jeden, der ihm einen Auftrag erteilt, ereilt dasselbe Schicksal.

    Die Menschen im Pima County im Arizona-Territory haben eine schwere Zeit hinter sich. Der Krieg und die karge Zeit danach haben viele von ihnen an den Rand des Verhungerns getrieben. Einige Familien leben schon seit hundert Jahren hier, doch die meisten sind erst im Sommer 1859 hergezogen mit dem großen Wagentreck aus Fort Lauderdale, Texas. Unter ihnen waren Deutsche, Iren, Schotten, Polen und Holländer. Sie haben versucht, das Land urbar zu machen, ihm ihren Lebensunterhalt abzuringen.

    Das Land ist kümmerlich; außer Gras, Gestrüpp und Kakteen scheint hier nicht viel wachsen zu wollen. Und so haben sich viele winzige Ranches und Farmen gebildet, deren Besitzer versuchen, nicht zu verhungern. Die gewaltigste Ranch jedoch ist die Kingdom Ranch, und sie ist von King Wilhelm Feudinger 1818 gegründet worden, als das hier noch Indianerland gewesen ist.

    Wilhelm Feudinger war 1809 von Koblenz, Deutschland, nach Amerika ausgewandert und hatte dort sechs Jahre lang für eine Siedlungsgesellschaft gearbeitet, welche deutsche Adlige in Texas gegründet hatten, um Auswanderern den Start in der Neuen Welt zu erleichtern. Feudinger hatte viele Auswanderer übers Ohr gehauen und horrende Summen von ihnen kassiert für Dienstleistungen, die die Gesellschaft nie erbrachte.

    Dass diese Siedler Landsleute von ihm waren, die am Ziel einer dreitausend Meilen langen Überlandreise vor dem Nichts standen und ums pure Überleben kämpfen mussten, war ihm egal.

    Nach dem Bankrott der Gesellschaft 1815 war Feudinger ein reicher Mann gewesen. Er besaß über eine Viertelmillion Dollars, die er auf die Seite geschafft hatte. Dieses Geld nahm er nun, um im Territorium Arizona, das damals noch zu Mexiko gehörte, ein gewaltiges Stück freien Lands in Besitz zu nehmen und zu besiedeln. Er leistete sich eine kleine Privatarmee, die die Indianer und Mexikaner in der Gegend abknallte und ihn vor allem schützte, was ihn oder sein Reich bedrohte.

    In diese Zeit fiel seine Manie, sich King nennen zu lassen, und er stellte sich jedem als King Wilhelm Feudinger vor. Kleine Gehöfte in der Umgebung, meist von Mexikanern bewirtschaftet, verleibte er seinem Imperium ein, die Menschen bezeichnete er fortan als sein Volk; sie waren nichts anderes als Sklaven.

    Diese Denkweise gab er an seinen Sohn William weiter, erzog ihn im Glauben, nach europäischer Tradition Alleinherrscher zu sein, der sein Königreich gegen alle fremden

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