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Der Stallhelp
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eBook134 Seiten1 Stunde

Der Stallhelp

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Über dieses E-Book

Er ist in Tucker Ridge untergetaucht und arbeitet unerkannt als Stallhelp. Niemand vermutet in dem abgerissenen Arbeiter einen ehemaligen Revolvermann. Doch die Dinge in der Stadt spitzen sich zu. Unaufhaltsam steuert sie auf eine Auseinandersetzung zwischen zwei Ranchern zu, und Revolvermänner kommen in die Stadt. So lange wie möglich, versucht der Stallhelp neutral zu bleiben. Doch als die hübsche Heather Monroe zwischen die Fronten gerät, wird es ihm zuviel - und er greift zur Waffe...
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum21. Mai 2020
ISBN9783750238015
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    Buchvorschau

    Der Stallhelp - Logan Kenison

    Copyright © 08/2018 by Logan Kenison

    Lektorat: Carola Lee-Altrichter

    Coverfoto: mit freundlicher Genehmigung von Edward A. Martin

    Kontakt: logan.kenison@gmx.de

    Abdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Autors.

    Der Stallhelp

    von Logan Kenison

    Der Mann hämmerte kraftvoll gegen die Bretter des Mietstalls, sodass es im Innern klang, als würden Kanonenschläge abgefeuert. Der Stallhelp schreckte von seiner Lagerstatt hoch und rieb sich die Augen. Nein, es war kein Irrtum: Es war tatsächlich mitten in der Nacht. Draußen war es stockdunkel, und hier drinnen, in seinem Verschlag, ebenfalls.

    Einem ersten Impuls folgend wollte er nach der Petroleumlampe greifen und sie entzünden, doch dann hielt er inne. Licht bedeutete nicht nur, dass er den nächtlichen Besucher zu sehen bekam, sondern auch, dass dieser ihn zu sehen bekam. Also stand er auf und taumelte noch leicht benommen und schläfrig durch die Dunkelheit, mit Bewegungen, die erahnen ließen, dass er die Dreißig noch nicht lange überschritten hatte. Da hörte er eine ruppige Stimme durch die dünne Bretterwand dringen.

    »Aufmachen, verdammt noch mal! Du verschlafener Bastard von einem Stallarbeiter, ich mache dir Beine, wenn dieses Tor nicht in fünf Sekunden offen ist!«

    Der Stallhelp tastete voran, erreichte die Frontseite des Stalls und schob den Riegel zur Seite. Dann glitt das große Torblatt auf. Es quietschte in den Angeln.

    »Das wurde aber auch Zeit!«, herrschte der Mann ihn an.

    Im Dunkel der Nacht, das nur von wenigen Sternen erhellt wurde, die dem Himmel eine blauschwarze Färbung gaben, während der Rest – die Straße, die Umrisse der Häuser, das Pferd und der Besucher – in nachtschwarz gehalten war, konnte der Stallhelp nur die Silhouette des Mannes ausmachen, und ihm war sogleich klar, dass es ein sehr großer und sehr breiter Mann sein musste, der an die Tür geklopft hatte.

    »Ich bin den ganzen Tag und die halbe Nacht geritten«, schnauzte der Ankömmling den Stallhelp an, als ob es dessen Schuld wäre, »und jetzt brauche ich einen Platz für mein Pferd und danach ein Bett für mich. Also, Mister, nimm den Gaul und gib ihm alles, was er braucht; er hat mir gute Dienste geleistet. Aber zuvor sag mir, wo ich ein Hotel oder ein Boarding House finden kann.«

    »Wir haben nur ein einziges Hotel«, sagte der Stallhelp, »das Diamond Plaza. Ein paar Schritte die Main Street runter auf der linken Seite.«

    Der Mann warf ihm die Zügel zu, wandte sich ab und stapfte davon, da holte ihn die Stimme des Stallhelps ein:

    »Eine Frage noch, Mister. Wer ist der Eigentümer?«

    Der Fremde blieb stehen und fuhr herum.

    »Was soll das heißen? Glaubst du, ich habe ihn gestohlen? Ich?«

    »Nein, Mister. Ich kann Sie bei Dunkelheit nicht sehr gut sehen, und wir möchten doch beide nicht, dass ich das Tier morgen früh an eine falsche Person aushändige.«

    Der Mann überlegte, und das, was der Stallbursche sagte, machte Sinn. Daher brummte er: »Burl Langdon. Ja, ich heiße Burl Langdon. Aber behalt’s für dich, Kerl. Muss keiner wissen, dass ich in Tucker Ridge angekommen bin. Kapiert? Zumindest jetzt noch nicht.«

    »Kapiert«, sagte der Stallhelp und nahm das Tier bei der Trense, um es in den Mietstall zu führen.

    Der Fremde sah dem Stallhelp noch ein paar Sekunden lang zu, dann setzte er seinen Marsch zum Hotel fort. Der Mann trug einen langen Staubmantel, der im Nachtwind wallte, und er hatte nach Schweiß gerochen. Der Stallhelp wusste, ohne dass er es gesehen hatte, dass er seinen Colt tief am Schenkel trug, nicht hoch an der Hüfte, wie die Cowboys draußen auf der Weide. Dieser Mann war ein Revolverschwinger. Der Name hatte dem Stallhelp alles gesagt.

    Er führte das Pferd in eine Box, entzündete dann eine Petroleumlampe, nahm dem Tier im Lichtschein den Sattel ab und hängte ihm einen Sack mit Hafer ums Maul. Gierig stürzte sich das Tier auf die kraftvolle Nahrung. Nach dem langen und kräftezehrenden Ritt war dies genau das, was es brauchte.

    Dann striegelte der Stallhelp das Fell, bis es glänzte. Es war ein schönes Pferd mit einer prächtig gemusterten Decke. Ein Apfelschimmel mit verschiedenen Grautönen und verschieden großen Flecken und Punkten. Solch ein Tier sah man nicht sehr häufig, es war bestimmt wertvoll und als Zuchthengst geeignet. Der Stallhelp schätzte seinen Kaufpreis auf vierhundert Dollar.

    Er ließ sich Zeit und sprach mit dem Tier, während er ihm immer wieder mit der Bürste durch sein Fell strich. Das Tier gewann Zutrauen, und es bekam alles, was es brauchte, Futter, Wasser, und dann leckte es am Salzstein.

    Als der Stallhelp mit seiner Arbeit fertig war, nahm er die Petroleumlampe auf und stiefelte in seinen Verschlag zurück. Bett konnte man diesen Verhau hinter einigen dünnen Latten, der mit Stroh ausgelegt war, eigentlich kaum nennen. Doch es war sein Ort, sein Reich. Hier bewahrte er auch in einer kleinen Holzkiste die wenigen Dinge auf, die ihm gehörten. Und niemand, auch nicht der Eigentümer des Stalls, konnte ihm hier reinreden. Er schlief bei den Tieren, die die Leute hierherbrachten, um sie versorgt zu wissen, und kümmerte sich um sie. So hatte er genug zu tun und am Ende der Woche ein paar wenige Dollar. Doch dafür hatte er seine Ruhe vor den Menschen. Niemand scherte sich um den Stallhelp, denn er war ja bloß der Pferdebursche, der Kerl, der im Stall all die anfallenden Arbeiten erledigte, und nie etwas von Bedeutung sagte. Niemand würde in einem Mietstall nach einem Mann suchen. Niemand.

    Und so legte sich der Stallhelp wieder auf seine Lagerstatt, blies die Lampe aus und versuchte wieder einzuschlafen.

    Doch bevor es soweit war, kreisten seine Gedanken noch ein paar Mal um Burl Langdon.

    Dieser Revolvermann war nicht ohne Grund nach Tucker Ridge gekommen. Er hatte einen langen und strapaziösen Ritt auf sich genommen, und war die halbe Nacht hindurch geritten.

    Was gab es in Tucker Ridge, das für ihn diesen Aufwand lohnte?

    Der Stallhelp hatte keine Ahnung, denn ihm entging mitunter, wer hierherkam, wie lange wer blieb, und wer abreiste. Die Stagecoach kam, die Stagecoach fuhr ab. Planwagen mit Siedlern passierten allenthalben die Stadt. Er bekam kaum mit, wenn neue Einwohner hinzuzogen und sich neue Häuser und Gärten und Koppeln bildeten. Er blieb bei »seinen« Pferden, und hier hatte er genug zu tun.

    Hin und wieder ging er nach Einbruch der Dunkelheit zum Saloon hinüber, wo er an der Hintertür klopfte, bis der Barmann Albert Heesen ihm öffnete. Für zwei Dollar reichte er ihm eine Flasche Whisky heraus, die der Stallhelp dann mit in seinen Verschlag nahm.

    Er teilte sich die Rationen ein. Nie zu viel. Nie sank er betrunken zu Bett. Doch der Whisky half ihm, über all das wegzukommen, was seit ein paar Jahren unablässig seine Gedanken beherrschte.

    Er half ihm einzuschlafen und nicht zu sehr über all die Dinge nachzugrübeln, die ihn beschäftigten.

    Schon wollte er sich nochmals aufsetzen und die Flasche holen, um sich noch ein paar Schlucke zu genehmigen, da überwältigte ihn doch noch der Schlaf. Burl Langdon entschwand seinen Gedankenkreisen, und die weite Prärie trat an dessen Stelle. Der Himmel war strahlend blau, die Sonne brannte herab, der Wind wehte über die Ebene heran. Der Stallhelp saß auf dem Rücken eines Pferdes und ließ es in vollem Galopp laufen. Mit raumgreifenden Sprüngen bewegte das Tier sich vorwärts. Es war prachtvoll, dessen Kraft zu spüren und sich den Wüstenwind um die Ohren blasen zu lassen.

    Der Stallhelp liebte diese Ausritte, hatte sie immer genossen, und würde dies bestimmt in vielen Jahren immer noch tun. Doch er besaß kein eigenes Pferd. Das Tier in seinem Traum stammte aus dem Mietstall. Er hatte es einfach gesattelt, sich auf dessen Rücken gesetzt und war losgeritten.

    Als er jetzt nach unten blickte, sah er, dass es der Apfelschimmel war.

    Burl Langdons Tier.

    Ein jäher Schreck fuhr dem Stallhelp durch alle Glieder.

    Der Mann war Revolverkämpfer – er würde kein Verständnis dafür aufbringen, wenn man ihm den Gaul abspenstig machte, zumal das Tier außergewöhnlich und vierhundert Dollar wert war. Mit einem Pferdedieb würde er bestimmt kein Erbarmen kennen.

    Und richtig – da trat Burl Langdon aus dem Nichts dem Stallhelp in den Weg.

    Der Reiter riss am Zügel und konnte das Pferd gerade noch zum Stehen bringen, während Burl Langdons wasserblaue Augen ihn finster anfunkelten. Er schob sein kantiges Kinn nach vorn.

    »Du verdammter Pferdedieb! Dir zeige ich’s!«

    Und schon zog er seinen 44er Walker Colt.

    Der Stallhelp stand in diesem Sekundenbruchteil plötzlich neben dem Apfelschimmel und griff seinerseits nach der Waffe. Wie durch Zauberei war sie in seinem Traum aufgetaucht, und sie hing ihm genauso tief am Schenkel wie dort drüben bei Burl Langdon.

    Er schnappte nach seinem Colt und zog, und alles ging sauber und glatt – und sehr viel schneller als bei Burl Langdon. Doch obwohl der Stallhelp in seinem Traum gedacht hatte, den Revolvermann zu schlagen, blitzte bei diesem drüben bereits das Mündungsfeuer auf.

    Der Stallhelp spürte, wie die Kugel in seinen Körper einschlug.

    Es war ein heftiger Schlag, der eine Schockwelle in alle Glieder aussandte und ihn lähmte.

    Er selbst kam gar nicht mehr dazu, den Revolver abzufeuern.

    Er blickte an sich hinab, entdeckte das Loch in seinem Hemd und dass sich seine Brust rot färbte.

    Und drüben, wenige Schritte von ihm entfernt, stand Langdon breitbeinig da und lachte. Das Lachen war höhnisch, und es gellte

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