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Schritt in die Vergangenheit: Karin Bucha Classic 53 – Liebesroman
Schritt in die Vergangenheit: Karin Bucha Classic 53 – Liebesroman
Schritt in die Vergangenheit: Karin Bucha Classic 53 – Liebesroman
eBook178 Seiten2 Stunden

Schritt in die Vergangenheit: Karin Bucha Classic 53 – Liebesroman

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Über dieses E-Book

Karin Bucha ist eine der erfolgreichsten Volksschriftstellerinnen und hat sich mit ihren ergreifenden Schicksalsromanen in die Herzen von Millionen LeserInnen geschrieben. Dabei stand für diese großartige Schriftstellerin die Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach Fürsorge, Kinderglück und Mutterliebe stets im Mittelpunkt.
Karin Bucha Classic ist eine spannende, einfühlsame geschilderte Liebesromanserie, die in dieser Art ihresgleichen sucht.

Als Käthe Dickhoff aus dem Verwaltungsgebäude der Kerstinschen Fleisch- und Wurstwarenfabriken hinaus in die grelle Sonne tritt, muß sie ein wenig die Augen schließen. Sie ist eine schöne Frau mit dunkelglänzenden Haaren und warmen grauen Augen unter dunklen dichten Wimpern. Ihre Figur gleicht der einer Fünfundzwanzigjährigen, dabei ist Käthe Dickhoff siebenunddreißig Jahre alt und gehört zu dem alten Stamm der Fabrik. Schon als junges Mädchen hat sie in der Fabrik gearbeitet und sich seitdem durch seltenen Fleiß, Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit Ansehen erworben. Sie öffnet die Augen wieder, bleibt sekundenlang in der warmen Sonne stehen und glaubt, die blonden Haare ihres Sohnes Uwe zu erkennen, der beladen den Fabrikhof überquert. Aber sie kann sich auch täuschen. Sie hört das tiefe Brummen eines Wagens und springt schnell zur Seite. Die dunkle Limousine rollt an ihr vorbei, um auf dem weiten Hof zu wenden. Ein Schrei läßt sie herumwirbeln, und dieser Schrei pflanzt sich fort. Aus den Gebäuden kommen die Arbeiter und Arbeiterinnen gelaufen. In Käthe Dickhoffs Ohren schwillt das Kreischen der Bremsen zu einer Lawine an. Sie stürzt vorwärts. Jetzt weiß sie, daß es Uwe war, der diesen Schrei ausgestoßen hat. Der schwere schwarze Wagen steht. Käthe beachtet ihn nicht. Sie stürmt auf die Stelle zu, wo die Arbeiter einen Ring gebildet haben. Man macht ihr beinahe ehrfurchtsvoll Platz. »Uwe!« Sie sinkt neben der reglosen Gestalt auf die Knie. Da liegt ihr Sohn, der Halt ihres Lebens, der einzige Mensch, den sie abgöttisch liebt.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum15. Dez. 2020
ISBN9783740974503
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    Buchvorschau

    Schritt in die Vergangenheit - Karin Bucha

    Karin Bucha Classic

    – 53 –

    Schritt in die Vergangenheit

    Karin Bucha

    Als Käthe Dickhoff aus dem Verwaltungsgebäude der Kerstinschen Fleisch- und Wurstwarenfabriken hinaus in die grelle Sonne tritt, muß sie ein wenig die Augen schließen.

    Sie ist eine schöne Frau mit dunkelglänzenden Haaren und warmen grauen Augen unter dunklen dichten Wimpern. Ihre Figur gleicht der einer Fünfundzwanzigjährigen, dabei ist Käthe Dickhoff siebenunddreißig Jahre alt und gehört zu dem alten Stamm der Fabrik. Schon als junges Mädchen hat sie in der Fabrik gearbeitet und sich seitdem durch seltenen Fleiß, Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit Ansehen erworben.

    Sie öffnet die Augen wieder, bleibt sekundenlang in der warmen Sonne stehen und glaubt, die blonden Haare ihres Sohnes Uwe zu erkennen, der beladen den Fabrikhof überquert. Aber sie kann sich auch täuschen.

    Sie hört das tiefe Brummen eines Wagens und springt schnell zur Seite. Die dunkle Limousine rollt an ihr vorbei, um auf dem weiten Hof zu wenden.

    Ein Schrei läßt sie herumwirbeln, und dieser Schrei pflanzt sich fort. Aus den Gebäuden kommen die Arbeiter und Arbeiterinnen gelaufen. In Käthe Dickhoffs Ohren schwillt das Kreischen der Bremsen zu einer Lawine an. Sie stürzt vorwärts. Jetzt weiß sie, daß es Uwe war, der diesen Schrei ausgestoßen hat.

    Der schwere schwarze Wagen steht. Käthe beachtet ihn nicht. Sie stürmt auf die Stelle zu, wo die Arbeiter einen Ring gebildet haben. Man macht ihr beinahe ehrfurchtsvoll Platz.

    »Uwe!«

    Sie sinkt neben der reglosen Gestalt auf die Knie. Da liegt ihr Sohn, der Halt ihres Lebens, der einzige Mensch, den sie abgöttisch liebt.

    »Uwe!« flüstert sie, und dann hebt sie hilfeflehend den Kopf. Sie sieht in bleiche, entsetzte Gesichter. Vor Schreck über das Unglück vergessen sie zu handeln.

    Kurt von Cleven, Schwiegersohn des alten Kerstin, ist aus dem Wagen gestiegen. Eine wuchtige Gestalt, sehr selbstbewußt, mit einem hochmütigen Zug um den schmalen Mund und trotz seiner Jugend schon recht schütterem Haar.

    Er strebt der Ansammlung zu. Nur widerwillig macht man ihm Platz.

    »Platz da!« herrscht er die Arbeiter an, und langsam öffnet sich eine Gasse. Er sieht die schlanke Frauengestalt neben dem jungen Menschen knien.

    Hilfreiche Hände helfen der verstörten Käthe, den Jungen auf den Rücken zu legen. Säcke werden herbeigezaubert und unter den Kopf des ohnmächtigen Siebzehnjährigen gehoben. Aus der Stirnwunde tropft Blut, langsam rinnt es über die Wangen.

    »Einen Arzt!« ruft einer aus dem Kreis.

    »Wo ist Dr. Herzfeld?« ruft ein anderer, und schon saust einer davon.

    Kurt von Cleven steht ratlos. »Er muß mir in den Wagen gelaufen sein«, murmelt er wie zu sich selbst.

    Der alte Wiechert, der schon ein Menschenleben im Werk arbeitet und den jungen Dickhoff besonders ins Herz geschlossen hat und jetzt mit zitternden Händen den Körper abtastet, fährt herum.

    »Sie irren sich, Herr von Cleven, Sie haben Dickhoff von hinten angefahren. Sie kamen hinter dem Lieferwagen hervorgeschossen, ohne sich zu überzeugen, ob der Hof auch leer ist. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«

    Dann dreht er sich gelassen um und raunt der vor Schreck wie erstarrten Käthe zu:

    »Ich glaube, gebrochen ist nichts. Da kommt schon Dr. Herzfeld.«

    Käthe Dickhoff hört kaum auf diese Worte. Sie hält die leblose Hand ihres Jungen fest umklammert.

    Ihr Einziger, ihr fröhlicher, aufgeschlossener Uwe, für den allein sie gearbeitet hat. Der einzige Lichtblick ihres selbstgewählten einsamen Lebens. Aus Liebe zu diesem Kind ist sie allein geblieben, hat einen Antrag nach dem anderen abgelehnt. Uwe ist das Unterpfand einer großen, einmaligen Liebe.

    »Mein Junge!« flüstert sie. Wenn er ihr genommen würde, ihr Leben wäre ohne Sinn und Zweck.

    Dr. Herzfeld, der Werksarzt, faßt selbst mit an, und behutsam wird Uwe Dickhoff in das einstöckige Gebäude getragen, wo Herzfeld seine Praxis hat, wo er Unglücksfälle behandelt und Arbeiter und Angestellte in vorbildlicher Weise betreut.

    Käthe Dickhoff wankt hinter dem traurigen Zug her, etwas unsicher auf den Beinen, aber in aufrechter Haltung. Jede Hilfe hat sie abgelehnt, wie sie überhaupt in persönlichen Dingen

    überaus verschlossen ist.

    Zurück bleibt Kurt von Cleven, mit scheuen Seitenblicken gemessen. Er ist wenig beliebt, dieser Schwiegersohn des alten Kerstin.

    Dickhoff heißt die Frau – geht es ihm durch den Kopf –, die er schon lange mit verlangenden Blicken verfolgt hat, an deren Stolz auch die geringste Annäherung seinerseits abgeprallt ist

    Und dieser hochaufgeschossene Junge mit dem blonden Haar ist ihr Sohn? Hm! Er schaut sich prüfend um. Der Hof hat sich von den herbeigelaufenen Arbeitern wieder geleert. Drüben an der Verladerampe geht der Betrieb weiter, und drinnen in dem Zimmer des Arztes liegt der Sohn jener Frau, die ihm nicht mehr aus dem Sinn geht.

    Unschlüssig verharrt er, dann rafft er sich entschlossen auf und geht mit weithin hallenden Schritten zur Praxis Dr. Herzfelds In der Tür bleibt er stehen und lauscht auf die Worte des Arztes, mit denen er begütigend auf Käthe Dickhoff einredet.

    »Ist noch mal gutgegangen, Frau Dickhoff. Die kleine Platzwunde an der Stirn wird bald heilen. Eine leichte Gehirnerschütterung. Ihr Sohn muß sofort heim und ins Bett. Ich sehe heute noch nach ihm.«

    »Danke!« Das ist nur ein Hauch, aber in ihr soeben noch todblasses Gesicht steigt wieder natürliche Farbe. »Ich bin so glücklich. Er ist –«

    Sie kann nicht weitersprechen. Sie fühlt die Hand des Arztes auf ihrer Schulter. Er vollendet ihren Satz: »Ich weiß, er ist Ihr einziges Kind. Sie sehen aus, als hätten Sie meine Hilfe ebenso nötig wie Ihr Uwe.«

    Geistesabwesend streicht sie sich über Stirn und Augen.

    »Mir geht es sehr gut, Herr Doktor. Kann ich Uwe mit heimnehmen?«

    Ehe Herzfeld antworten kann, läßt Cleven sich von der Tür her vernehmen. »Ich selbst bringe Sie und Ihren Sohn nach Hause.«

    Käthes Kopf fährt herum. Sie erkennt Cleven, und ihr Gesicht nimmt einen abweisenden Ausdruck an. »Danke«, sagt sie hart, so daß sogar der Arzt aufhorcht. »Ich benötige Ihre Hilfe nicht.« Und an den Arzt gewendet fragt sie: »Kann man Uwe nicht mit dem Krankenwagen in unsere Wohnung bringen?«

    »Ich bringe Sie und Ihren Sohn heim«, fällt Cleven gebieterisch ein. »In meinem Wagen liegt er sehr bequem, und ich fahre langsam. Schließlich trage ich die Schuld an dem Unfall.«

    Käthes Augen suchen Hilfe bei dem Arzt, doch dieser wendet sich mit einem Achselzucken ab. Kurt von Cleven kann verdammt unangenehm werden.

    Schwester Elsa, der Arzt und Cleven tragen Uwe hinaus in den Luxuswagen, und Käthe bettet ihn liebevoll. Wohl oder übel muß sie neben Cleven Platz nehmen. Sie tut es mit großem Widerwillen. Etwas warnt sie vor diesem Mann.

    »Es ist selbstverständlich, daß ich für alles aufkomme«, hört sie ihn sagen, als sie das Gelände des Werkes verlassen haben und er im langsamen Tempo den Wagen über die Straßen lenkt, hinaus zu der Siedlung, wo auch Käthe Dickhoff ein kleines Haus besitzt. Vor Jahren hat der alte Kerstin die Siedlung für seine Leute bauen lassen. Käthe Dickhoff hat es abgearbeitet. Es ist ihr Eigentum geworden, und es soll einmal ihrem Uwe gehören.

    »Ist nicht nötig«, erwidert sie ablehnend. »Das zahlt die Krankenkasse. Hauptsache, mein Junge wird wieder gesund.«

    Nie würde sie von diesem Mann etwas annehmen.

    »Sie sind sehr stolz«, knirscht Cleven zwischen den Zähnen. »Können Sie sich das in Ihrer Lage überhaupt erlauben?«

    Sie ruckt auf ihrem Sitz herum. Ihre Augen flammen. »Was gehen Sie meine Verhältnisse an.«

    Die Röte der Wut steigt ihm bis unter das dünne Haar, das einen kantigen Schädel wie ein Kranz umgibt. Er schweigt verbissen.

    Mit Sicherheit findet er ihr Haus mit dem kleinen liebevoll gepflegten Vorgarten, den grüngestrichenen Fensterläden und dem roten, weithin leuchtenden Dach. Wie kann sie wissen, daß er nicht nur einmal dieses Haus umschlichen hat. Er weiß selbst nicht, was in ihn gefahren ist. Die Frau sitzt ihm im Blut. Ihre herbe Schönheit ihre auffallende Zurückhaltung, ihr Stolz reizen ihn

    »Wir sind da«, reißt ihre Stimme ihn aus seinen Gedanken. Langsam läßt er den Wagen ausrollen, und gemeinsam tragen sie Uwe ins Haus. Unter dem Dach hat er sein eigenes kleines Reich.

    Ein selbstgewebter Teppich bedeckt die Dielen. Alles atmet Sauberkeit und Frische. Die Blumenvase an der Wand mit dem hängenden Blattgewächs, die Bilder an der Wand, alles zeugt von einer glücklichen Hand, die dieses Zimmer eingerichtet hat, in dem ein junger Mensch sich wohl fühlen kann.

    Sekundenlang vergleicht Cleven damit die prunkvollen Räume seiner Villa.

    Uwe Dickhoff liegt in seinem Bett. Mit flinken Händen hat Käthe ihrem Sohn das Lager bereitet. Die Anwesenheit Clevens scheint sie völlig vergessen zu haben.

    Sie fährt zusammen, als sie seine Stimme vernimmt.

    »Was kann ich für Sie tun?«

    »Nichts, danke«, erwidert sie kurz, beinahe unhöflich. Er soll sie endlich mit ihrem Kind allein lassen.

    »Sie werden mir hoffentlich gestatten, den Patienten einmal zu besuchen.«

    Käthe zieht die Brauen zusammen. »Über den Verlauf der Krankheit können Sie sich bei Doktor Herzfeld erkundigen. Es ist unnötig, daß Sie sich persönlich hierher bemühen.«

    Langsam kommt er auf sie zu. Seine schweren Hände – besitzergreifende, zerstörende Hände muß sie denken – legen sich auf ihre Schultern. Er fühlt die weiche Haut und muß sich beherrschen, sie nicht an sich zu ziehen.

    »Ich glaube, Sie gehen zu weit in Ihrem Haß«, stößt er erregt hervor.

    Ihre großen grauen Augen sehen hilflos zu ihm auf. »Ich hasse Sie nicht. Aber, bitte, gehen Sie jetzt.«

    Da wendet er sich wortlos um. Sie hört seine Schritte auf der Holztreppe poltern. Sie lauscht mit angehaltenem Atem, bis das Brummen des Motors sich verliert und es still um sie wird.

    Sie zieht sich den Sessel herbei und nimmt neben dem Bett ihres Sohnes Platz.

    Jetzt erst spürt sie, daß sie an allen Gliedern bebt. Die furchtbare Angst, der ausgestandene Schock und dieser widerliche Cleven haben ihren Nerven arg zugesetzt.

    Ein Tränenstrom bringt ihr Erleichterung, dann eilt sie hinunter in die blitzsaubere Küche und sucht alles zusammen, was sie zur Pflege ihres Jungen nötig hat.

    *

    Im kleinen Sitzungssaal des Werkes sitzen die Schwiegersöhne des alten Kerstin zu einer Besprechung zusammen. Sie warten nur noch auf Kurt von Cleven.

    Direktor Ernst Glaser und der Prokurist Hans Helmer sind ebenfalls dazu aufgefordert. Beide sind Freunde der Schwiegersöhne und haben im Werk Schlüsselstellungen inne.

    »Niemals kann Kurt pünktlich sein«, murrt Fredy Manner, Ursula Kerstins Mann, und sucht in seiner Zigarrentasche nach etwas Rauchbarem.

    »Sicher hat er wieder die Nacht durchgesoffen«, erwidert Egon Berger, Monika Kerstins Mann, und schiebt dem Schwager den Aschenbecher zu. Er ist Nichtraucher, dafür angelt er sich die Kognakflasche herbei und gießt sich ein Glas voll.

    Fredy Manner, der eigentlich Alfred heißt, aber den Namen Fredy schicker findet, wirft dem Schwager einen lä­chelnden Seitenblick zu. »Darüber brauchen wir zwei uns nicht zu unterhalten, mein Lieber«, sagt er nicht ohne Spott. »Wir haben uns in letzter Zeit die Nächte geradezu genügend vollgegossen – ohne Kurt. Also wollen wir nicht mit Steinen werfen, wenn wir selbst im Glashaus sitzen.«

    Erstaunt mißt der Angesprochene Fredy mit einem Seitenblick. »Seit wann bist du so einsichtsvoll?« Dann macht er eine lässige Handbewegung. »Na ja, stimmt schon. Warten wir noch ein paar Minuten.«

    Er wendet sich an Direktor Glaser. »Haben Sie Fühlung mit der Darfler AG genommen?«

    Dieser nickt und antwortet: »Wollen wir nicht warten, bis Kurt da ist?«

    »Meinetwegen.«

    Sie beginnen eine leise geführte Unterhaltung, und als endlich Kurt von Cleven erscheint, ein wenig abgehetzt und ärgerlich, atmen die Teilnehmer auf.

    »Entschuldigung«, murmelt er und nimmt neben Direktor Glaser Platz, der sein spezieller Freund ist, und den er auch ins Werk gebracht hat. »Hatte einen kleinen Unfall –«

    »Unfall?«

    Cleven winkt ab. »War nicht schlimm, passierte mir hier im Hof, hielt es aber für meine Pflicht, den Verletzten heimzufahren«

    »Wie konnte der Unfall denn passieren?« mischt Hans Helmer sich erstmals ins Gespräch. Wieder winkt Cleven ab.

    »Sprechen wir von den nächstliegenden Dingen. Ich habe die Sache schon in Ordnung gebracht.«

    Egon Berger, der so etwas Ähnliches wie den Vorsitz führt, denn er ist der Älteste im Kreise, beginnt zu sprechen.

    »Das Werk ist so heruntergewirtschaftet, daß wir einen Verkauf an die Darfler AG. anstreben. Auf diese Weise könnten wir für uns persönlich noch retten, was zu retten ist. Ich habe keine Lust, als Bettler aus dem Werk zu gehen. Schließlich habe ich ein paar Jahre geschuftet.«

    Er merkt wohl selbst, wie theatralisch er seine Worte setzt und erntet auch nur ein schiefes Lächeln. Aber es steht den Anwesenden förmlich auf der Stirn geschrieben, daß sie auch ihr Schäfchen ins Trockene bringen möchten.

    »Das Werk

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