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Müde gekämpft: Leni Behrendt Bestseller 71 – Liebesroman
Müde gekämpft: Leni Behrendt Bestseller 71 – Liebesroman
Müde gekämpft: Leni Behrendt Bestseller 71 – Liebesroman
eBook167 Seiten2 Stunden

Müde gekämpft: Leni Behrendt Bestseller 71 – Liebesroman

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Über dieses E-Book

Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können.

Die Schreie wurden immer verzweifelter, immer tiefer kamen sie aus qualzerrissenem Herzen. Die Augen des gepeinigten jungen Weibes erstarrten vor Schmerz und Grauen. Wie lange sollte das noch so weitergehen: War es denn immer, immer noch nicht genug? Die schmerzverdunkelten Augen hingen an dem ernsten Antlitz des Arztes – bettelnd, flehend, hilfeheischend. Schon so viele Stunden hatte er sie vertröstet, auf den sie ihre ganze Hoffnung gesetzt. Jetzt zog der Arzt die Uhr, sah kühl und geschäftsmäßig darauf nieder. Allein das Zittern seiner Hand verriet, daß er nicht so ruhig war, wie er scheinen wollte. Als er sich langsam der Schwester zuwandte, erschien Graf Wildenried im Zimmer. Er trat an das Bett der Gattin, so ruhig und gleichmütig, als wäre er von Sorge unberührt. »Nun, Herr Doktor?« fragte der Mann. Als abermals ein qualvoller Schrei die Stille durchriß, hastete der Graf aus dem Zimmer. Der Arzt folgte ihm. »Herr Graf, lange kann es unmöglich so weitergehen. Die Kräfte der Frau Gräfin sind aufs äußerste erschöpft.« »Was nun?« »Ich muß zur Operation schreiten. Allein – der Fall ist sehr schwierig. Ich weiß nicht, ob das Kind zu retten sein wird.« »Das Kind muß unter allen Umständen lebend zur Welt kommen.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum17. Okt. 2023
ISBN9783989364196
Müde gekämpft: Leni Behrendt Bestseller 71 – Liebesroman

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    Buchvorschau

    Müde gekämpft - Leni Behrendt

    Leni Behrendt Bestseller

    – 71 –

    Müde gekämpft

    Leni Behrendt

    Die Schreie wurden immer verzweifelter, immer tiefer kamen sie aus qualzerrissenem Herzen. Die Augen des gepeinigten jungen Weibes erstarrten vor Schmerz und Grauen. Wie lange sollte das noch so weitergehen: War es denn immer, immer noch nicht genug?

    Die schmerzverdunkelten Augen hingen an dem ernsten Antlitz des Arztes – bettelnd, flehend, hilfeheischend. Schon so viele Stunden hatte er sie vertröstet, auf den sie ihre ganze Hoffnung gesetzt.

    Jetzt zog der Arzt die Uhr, sah kühl und geschäftsmäßig darauf nieder. Allein das Zittern seiner Hand verriet, daß er nicht so ruhig war, wie er scheinen wollte. Als er sich langsam der Schwester zuwandte, erschien Graf Wildenried im Zimmer. Er trat an das Bett der Gattin, so ruhig und gleichmütig, als wäre er von Sorge unberührt.

    »Nun, Herr Doktor?« fragte der Mann. Als abermals ein qualvoller Schrei die Stille durchriß, hastete der Graf aus dem Zimmer. Der Arzt folgte ihm.

    »Herr Graf, lange kann es unmöglich so weitergehen. Die Kräfte der Frau Gräfin sind aufs äußerste erschöpft.«

    »Was nun?«

    »Ich muß zur Operation schreiten. Allein – der Fall ist sehr schwierig. Ich weiß nicht, ob das Kind zu retten sein wird.«

    »Das Kind muß unter allen Umständen lebend zur Welt kommen. Ich will nicht umsonst vier Jahre auf den Erben gewartet haben.«

    »Na ja – und…«

    »Was – und –?« unterbrach der Graf den Arzt unwillig. »Sie müssen eben zusehen, daß alles gut verläuft. Jedenfalls muß das Kind leben.«

    »Ja – soll denn etwa die Mutter dabei geopfert werden?« fragte der Mann ratlos, dem Grafen dabei forschend ins Gesicht sehend, das jedoch auch bei dieser schwerwiegenden Frage finster und undurchdringlich blieb.

    »Das habe ich nicht gesagt«, war die kalte Erwiderung.

    Nun zog der Arzt die Schultern empor und ließ die Arme schlaff herunterhängen. »Dann gibt es nur noch ein – Entweder – Oder –«

    »Sie sind mir doch als ungewöhnlich geschickter Arzt empfohlen worden, Herr Doktor?«

    Der biß sich bei der Zurechtweisung auf die Lippen.

    »Dieser Sache bin ich nicht gewachsen, Herr Graf. Daher bitte ich, eine Kapazität hinzuziehen zu wollen. Ich bin zwar nicht allwissend, aber soviel erkenne ich, daß die Sache sehr, sehr ernst steht.«

    Einige Male durchschritt Wildenried das Zimmer mit langen Schritten, dann sagte er kurz: »Gut, ich werde den Arzt bestellen.«

    »Der müßte aber bald erscheinen«, bemerkte Wißler frostig. »Denn in zwei Stunden könnte es zu spät sein.«

    Damit fiel die Tür hinter ihm zu.

    Soviel Wildenried sich auch bemühte, es war ihm nicht möglich, in so kurzer Zeit einen Arzt herbeizuschaffen. Als nun die Wartezeit abgelaufen war, übernahm Doktor Wißler allein die Operation, nachdem er den Grafen noch einmal sehr ernst und nachdrücklich auf jede Eventualität aufmerksam gemacht hatte.

    Nach ungefähr einer Stunde stand er dann wieder vor Wildenried. »Ich gratuliere zur Tochter, Herr Graf!«

    »Zur – T – och – ter…???«

    »Ja – ein allerliebstes Komteßchen.«

    Das schadenfrohe Lächeln, mit dem Doktor Wißler sich verbeugte, gab dem nach Fassung ringenden Vater sein Gleichgewicht wieder. Es klang ruhig und kühl, als er sich bedankte. Dann erkundigte er sich nach dem Ergehen seiner Frau, und da erstarb das Lächeln auf den Lippen des Arztes. Er hob wie hilflos die Schulter und schwieg.

    »Darf ich sie sehen?«

    »Noch ist die Frau Gräfin aus der Narkose nicht erwacht. Wenn es soweit ist, werde ich Bescheid sagen lassen.«

    Nachdem der Arzt gegangen war, fiel der Gleichmut von dem Grafen ab. Erregt durchmaß er lange Zeit das Zimmer, bis er sich erschöpft in einen Sessel fallen ließ.

    »Also eine Tochter –!« Er lachte auf, laut und hart. Eine Tochter, statt des so sehnlichst erhofften Sohnes und Erben! Wahrlich, eine niederschmetternde Enttäuschung für ihn. An eine solche Möglichkeit hatte er überhaupt nicht gedacht.

    Damals, als das Majorat ihm so unerwartet zufiel, hatte er zu träumen geglaubt. Doch sehr bald wurde er aus diesen Träumen gerissen. Denn sein kinderloser Onkel hatte über seine Verhältnisse gelebt und sich um das Majorat kaum gekümmert. Also übernahm sein Erbe es in einem unglaublich verwahrlosten Zustand. Wildenried war durch die Entbehrungen einer sorgenvollen Jugend ernst und hart geworden, besaß dazu einen unbeugsamen Willen und einen fast krankhaften Ehrgeiz.

    Er stand nun, aus den bisherigen engen Verhältnissen herausgerissen, als Herr und Gebieter einer großen Herrschaft da. Er sah die Verwahrlosung, und der Ehrgeiz, den Besitz zu einer Musterherrschaft zu machen, stieg gewaltig in ihm auf. Eine harte Schule hatte er ja bereits hinter sich, die des Landwirts ohne Vermögen. Rücksichtslos gab er das Mädchen auf, das ihn liebte und das auch er kurze Zeit zu lieben glaubte.

    Auf die elternlose Komteß Regina fiel seine Wahl, weil sie über große Reichtümer verfügte. Es gelang ihm nur zu gut, das stille, bescheidene Mädchen an sich zu fesseln. Denn seine Persönlichkeit übte einen beinahe unwiderstehlichen Zauber auf Mädchenherzen aus. Wo sein herrlicher Wuchs, wo sein hartes Gesicht mit den zwingenden Augen sichtbar wurden, fiel ihm ohne weiteres der Sieg zu. So nahm denn die zweiundzwanzig­jährige Regina bereitwillig seine Werbung an und stellte ihm ihr Geld zur Verfügung.

    Es dauerte nicht lange, da war die Herrschaft Wildenried nicht mehr wiederzuerkennen. Immer wieder erbat er sich große Summen von der Gattin, die sie ihm lächelnd gab. Für seine Person verbrauchte er wenig. In der Beziehung konnte er sich nicht so rasch umstellen. Um so anspruchsvoller jedoch war er in bezug auf seinen Besitz. Darauf arbeitete er wie toll, gönnte sich keine Ruhe. So ging es zwei Jahre, dann hatte er es geschafft. Wildenried stand auf der Höhe. Als er dann ein wenig zur Ruhe kam, da fiel ihm ein, daß er keinen Erben für seinen Prachtbesitz hatte. Regina mußte immer wieder berühmte Ärzte aufsuchen. – Und endlich – endlich war es soweit. Endlich durfte er nach vier Jahren den Erben erwarten.

    Und nun diese Enttäuschung –!

    Zwar war sein Leben von Enttäuschungen reich gewesen – allein, diese war die bitterste und schwerste.

    In dumpfem Grübeln verharrte Wildenried, wie lange, das hätte er wohl selbst nicht zu sagen gewußt. Er schrak zusammen, als es klopfte und die Pflegeschwester eintrat. Zuerst starrte er das hübsche, frische Mädchen wie abwesend an, bis sein Blick sich langsam verfinsterte.

    »Sie wünschen?« fragte er kurz.

    »Ich soll dem Herrn Grafen Bescheid sagen, daß Frau Gräfin aus der Narkose erwacht ist«, meldete das Mädchen so eingeschüchtert, daß er zu Besinnung kam.

    »Danke, Schwester, ich komme sofort«, sagte er freundlich, und das Mädchen hastete davon, von Herzen froh, aus dem Bann dieser finsteren Augen zu kommen.

    Wildenried verharrte noch einige Minuten regungslos. Er mußte sich erst genügend sammeln, um seiner Frau unter die Augen treten zu können. Denn sie sollte seine Enttäuschung über die Tochter nicht spüren, damit mußte er allein fertig werden. Als er dann vor ihrem Bett stand, weiteten sich seine Augen vor Entsetzen. Was war denn das – lebte sie überhaupt noch? Dieses todblasse Antlitz mit den geschlossenen Augen und dem blutleeren, verkrampften Mund – der ganze Körper erschöpft und erschlafft – so müde, so unendlich müde – und bereits so erdenfern. –

    Wie hilfesuchend wandte er sich dem Arzt zu, der neben ihm stand und im tiefsten Mitgefühl auf seine Patientin schaute.

    »Herr Doktor, lebt meine Frau denn noch?« würgte er hervor.

    »Noch ja, Herr Graf – – –«

    »Was soll das denn heißen? Besteht etwa Gefahr, daß –?«

    »Große sogar – – –«

    »Um Gottes willen, Herr Doktor, wie konnte das geschehen? Meine Frau war wohl zart, aber doch gesund. Ich will doch nicht annehmen, daß da etwas...«

    »... verpfuscht worden ist?« vollendete der Arzt kühl den stockenden Satz. »Nein, Herr Graf, ich habe auf Ehre getan, was in Menschenkräften steht. Ein Wunder, daß der äußerst schwierige Fall überhaupt noch so verlaufen ist. Wenn nämlich der Mann bei so ungeheuer komplizierter Geburt ein lebendes Kind verlangt, dann muß ich mich eben danach richten und kann die Mutter nicht so schonen, wie es andersherum der Fall gewesen wäre«, schloß er achselzuckend seine geflüsterte Rede, und etwas wie Mitleid überkam ihn mit diesem rücksichtslosen Mann, als er sah, wie ihm langsam jeder Blutstropfen aus dem Antlitz wich, wie der Schmerz in dessen Augen sichtbar wurde.

    Schwer ließ Wildenried sich auf den Stuhl neben dem Bett fallen, barg aufstöhnend das Gesicht in den Händen. »Herr Doktor, so war das nicht gemeint –«

    *

    »Guntram – oh, Guntram – endlich, endlich –!«

    Graf Wildenried schaute verblüfft auf das kapriziöse Persönchen nieder, das bei seinem Eintritt ins Zimmer sich ihm stürmisch entgegengeworfen und nun lachend und weinend zugleich an seinem Hals hing. Doch gleich machte diese Verblüffung einem tiefen Unmut Platz. Taktvoll versuchte er die Hände von seinem Nacken zu lösen. Doch als sie sich immer fester darum krallten, riß er sie mit rücksichtslosem Griff ab. Nun stand er dem Mädchen gegen­über, das er einst zu lieben geglaubt.

    »Margot, was soll das?« herrschte er die augenblicklich Fassungslose an. »Was hast du hier in meinem Arbeitszimmer überhaupt zu suchen?«

    Wieder wollte sie sich ihm an die Brust werfen, doch er trat rasch einige Schritte zurück, bis sein Rücken am Fenster lehnte. Um seine Abwehr noch zu unterstreichen, verschränkte er die Arme über der Brust und musterte finsteren Blickes das Mädchen, das nun ein Schmollmäulchen zog.

    »Ach, Guntram! Freust du dich denn gar nicht, daß ich hier bin?«

    »Nein! Ich frage dich noch einmal, was du hier willst.«

    Es blitzte gefährlich in Margots Augen auf, doch noch behielt sie die kindliche Pose bei. »Ich will dir doch nur sagen, wie entsetzlich leid du mir tust, du Armer.«

    »Ich dir leid tun? Warum denn, um alles in der Welt!«

    »Weil der sehnlichst erwartete Erbe nun ein Mädchen ist. Diese Enttäuschung muß dich doch furchtbar getroffen haben.«

    »Worüber du dir den Kopf zerbrichst«, lächelte er ironisch. »Aber beruhige dich, es kann sich zu meinem kleinen Mädchen sehr gut noch ein Junge gesellen.«

    »Regina wird kein Kind mehr bekommen.«

    »Woher weißt du das denn so genau? Stehst du denn etwa mit unserm Herrgott in so gutem Einvernehmen, daß du es so kühn behaupten kannst?«

    »Guntram, hast du denn alles vergessen – wirklich alles vergessen, was einst zwischen uns war?«

    »Diese harmlose Liebelei? Ja, die habe ich allerdings vergessen – schon längst.«

    Nun hob sie die verschlungenen Hände zu ihm auf, der da noch immer starr und unerschütterlich wie ein Fels vor ihr verharrte. Ihre Augen flackerten, die Stimme bebte vor Erregung.

    »Guntram, wüte doch nicht gegen dich selbst. Gib doch deinem Herzen endlich nach, das du vier Jahre hindurch so unbarmherzig geknechtet hast. Ich weiß ganz genau, daß du Regina nur geheiratet hast, weil du ihr Geld brauchtest, um Wildenried wieder hochbringen zu können. Mit solch einer Frau kannst du doch unmöglich glücklich sein. Du frierst doch an ihrer Seite, entbehrst alles das, was das Glück eines Mannes ist. Deinem Ehrgeiz ist doch voll Genüge getan. Wildenried steht auf der Höhe. Laß es nun endlich genug sein. Löse dich doch von Regina –«

    »Und jage sie von ihrem Eigentum«, unterbrach seine Stimme sie in grausamer Ironie. »Sage ihr tiefgefühlten Dank für ihre Hilfe, ihre Treue, schüttele sie ab wie einen wertlos gewordenen Fetzen – und nimm dir eine andere. Das wolltest du doch wohl sagen, nicht wahr? Für was für einen Schurken hältst du mich eigentlich, Margot?«

    »Das hat mit Schurkerei nichts zu tun. Ein jeder ist bekanntlich sich selbst der Nächste.«

    »Siehst du, das ist doch endlich ein vernünftiges Wort. Weil ich mir eben der Nächste bin, so muß ich dich bitten, diese tragikomische Unterredung nun endlich zu beenden.«

    Jetzt blitzte es gefährlich in ihren Augen auf. Sie schillerten grünlich wie die einer bösen Wildkatze.

    »So einfach gedenkst du mich abzuschütteln?« bebte ihre Stimme in unterdrückter Wut.

    »Abschütteln? Welch ein häßliches Wort. Das habe ich gar nicht nötig gehabt, mein Kind. Denn mit der kleinen Liebelei zu dir war ich nach wenigen Wochen fertig.«

    Er zuckte mit keiner Wimper, als ihre geballten Fäuste ihm unter die Nase fuhren. Er hatte nur ein verächtliches Lächeln für das Mädchen, das vor ihm stand, so jeder Beherrschung bar.

    »Ich warne dich«, stieß sie zwischen den Zähnen hervor.

    »Ich dich auch. Und nun Schluß mit der lächerlichen Komödie! So etwas widert mich an. Fahre nach Hause und denke darüber nach, wie sehr du dich – bloßgestellt hast.«

    Damit gab er seine unnahbare Haltung auf und bot ihr höflich den Arm, auf

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