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Ein Schicksalsweg durch Dornen: Leni Behrendt Bestseller 31 – Liebesroman
Ein Schicksalsweg durch Dornen: Leni Behrendt Bestseller 31 – Liebesroman
Ein Schicksalsweg durch Dornen: Leni Behrendt Bestseller 31 – Liebesroman
eBook182 Seiten2 Stunden

Ein Schicksalsweg durch Dornen: Leni Behrendt Bestseller 31 – Liebesroman

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Über dieses E-Book

Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können.

Ein Lied vergnügt vor sich hin trällernd, hastete ein junges Mädchen die Treppen eines großen Mietshauses zum zweiten Stockwerk empor und klingelte an der linken Etagentür Sturm, worauf diese schleunigst geöffnet wurde. »Tag, Mutti!« »Guten Tag, mein Kind. Nun, bist du versetzt?« »Wie man's nimmt.« Die Büchertasche flog mit kühnem Schwung auf einen Haken in der Flurgarderobe, Mantel nebst Mütze folgten nach; und dann wurden vor dem Spiegel die hellen Locken sorgfältig geordnet. So wenig Zeit sich die hübsche Kleine genommen hatte, Mappe sowie Kleidungsstücke an Ort und Stelle zu bringen, um so mehr verschwendete sie auf ihre kecke Frisur. Erst als jedes Löckchen gefällig lag, gab sie sich zufrieden. Bügel und sah dann ungeduldig zu dem eitlen Töchterlein hinüber. »Laß schon ab, Ebba, das ist doch jetzt nicht so wichtig. Gib mir lieber dein Zeugnis.« »Nimm es doch«, war die patzige Antwort. »Oben in der Tasche liegt es.« Einen Seufzer unterdrückend, griff die Mutter nach dem weißen Blatt und trat damit aus dem dämmerigen Korridor in das Wohnzimmer, das von der Frühlingssonne überflutet war. Dort faltete sie den nachlässig geknickten Bogen auseinander und sah dann betroffen auf die fettgedruckten Lettern. »Ebba, komm doch einmal her.« Die Gerufene geruhte zu erscheinen, warf sich in einen Sessel und sah die Mutter kampfbereit an. »Ich lese hier Abgangszeugnis – was hat das zu bedeuten?« »Daß ich der abscheulichen Schule Valet gesagt habe«
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum12. Apr. 2022
ISBN9783740992194
Ein Schicksalsweg durch Dornen: Leni Behrendt Bestseller 31 – Liebesroman

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    Buchvorschau

    Ein Schicksalsweg durch Dornen - Leni Behrendt

    Leni Behrendt Bestseller

    – 31 –

    Ein Schicksalsweg durch Dornen

    Leni Behrendt

    Ein Lied vergnügt vor sich hin trällernd, hastete ein junges Mädchen die Treppen eines großen Mietshauses zum zweiten Stockwerk empor und klingelte an der linken Etagentür Sturm, worauf diese schleunigst geöffnet wurde.

    »Tag, Mutti!«

    »Guten Tag, mein Kind. Nun, bist du versetzt?«

    »Wie man’s nimmt.«

    Die Büchertasche flog mit kühnem Schwung auf einen Haken in der Flurgarderobe, Mantel nebst Mütze folgten nach; und dann wurden vor dem Spiegel die hellen Locken sorgfältig geordnet. So wenig Zeit sich die hübsche Kleine genommen hatte, Mappe sowie Kleidungsstücke an Ort und Stelle zu bringen, um so mehr verschwendete sie auf ihre kecke Frisur. Erst als jedes Löckchen gefällig lag, gab sie sich zufrieden.

    Währenddessen tat die Mutter den Mantel über einen

    Bügel und sah dann ungeduldig zu dem eitlen Töchterlein hinüber.

    »Laß schon ab, Ebba, das ist doch jetzt nicht so wichtig. Gib mir lieber dein Zeugnis.«

    »Nimm es doch«, war die patzige Antwort. »Oben in der Tasche liegt es.«

    Einen Seufzer unterdrückend, griff die Mutter nach dem weißen Blatt und trat damit aus dem dämmerigen Korridor in das Wohnzimmer, das von der Frühlingssonne überflutet war. Dort faltete sie den nachlässig geknickten Bogen auseinander und sah dann betroffen auf die fettgedruckten Lettern.

    »Ebba, komm doch einmal her.«

    Die Gerufene geruhte zu erscheinen, warf sich in einen Sessel und sah die Mutter kampfbereit an.

    »Ich lese hier Abgangszeugnis – was hat das zu bedeuten?«

    »Daß ich der abscheulichen Schule Valet gesagt habe«, wurde schnippisch erwidert.

    »Ohne mich vorher gefragt zu haben?«

    »Natürlich. «

    »So natürlich ist das durchaus nicht, mein Kind. Es ist doch nie die Rede gewesen, daß du jetzt schon die Schule verlassen solltest. Wie kannst du nun so eigenmächtig handeln und ohne meine Erlaubnis einfach abgehen?«

    »Weil ich sonst zum zweiten Male sitzengeblieben wäre«, eröffnete die Tochter, von dem ernsten Ton der Mutter ungerührt.

    »Trotz der Nachhilfestunden, Ebba?«

    »Jawohl – trotzdem. Mach bitte ein anderes Gesicht, Mutti. Mit dieser Trauermiene fällst du mir ganz gehörig auf die Nerven. Freue dich lieber mit mir, daß ich der Zwangsanstalt entronnen bin. Nicht mehr auszuhalten war es mit den Paukern! Was willst du überhaupt? Ich habe doch eine abgeschlossene Schulbildung. Das Abgangszeugnis ist gar nicht so schlecht.«

    »Es ist gerade genügend. Willst du nicht doch versuchen, mein Kind, bis zum Abitur weiterzulernen?«

    »Auf keinen Fall!« wehrte sich das Mädchen entschieden. »Das würde noch drei bis vier Jahre dauern. Bis dahin bin ich einundzwanzig. Wozu brauche ich überhaupt das Abitur? Studieren könnte ich sowieso nicht, weil wir das Geld dazu nicht haben. Weißt du, was ich am liebsten werden möchte?«

    »Nun?«

    »Schauspielerin oder Mannequin. Paßt dir das etwa nicht, weil du ein Gesicht machst, als hättest du in eine Zitrone gebissen«, schloß sie ironisch. »Geht das deinen altmodischen Ansichten zuwider?«

    »Ich wüßt nicht, daß ich solche hätte«, entgegnete die Mutter trocken. »Wäre dir das Zeug zu einem der Berufe gegeben, dann würde ich deinen Entschluß gewiß billigen.«

    »Wieso soll ich das nicht haben! Bin ich nicht etwa hübsch genug?«

    »Mit dem Hübschsein allein ist es nicht getan, Ebba, obgleich es in den Berufen eine gute Chance gibt. Aber nebenbei gehört dazu noch Ernst, mühsame Arbeit und große Ausdauer, daß du die nicht besitzt, hast du leider oft genug bewiesen. Daß eine Schülerin zwei Jahre in einer Klasse bleiben muß, das kommt vor. Wenn sie jedoch im zweiten Jahr dasselbe Pensum durchnimmt, außerdem Nachhilfestunden erhält und dennoch sitzenbleibt – dann ist sie entweder dumm oder faul. Da ersteres nicht der Fall ist, steht das andere fest. Deshalb hat es keinen Zweck, daß du weiter zur Schule gehst. Komme mir aber später nicht mit Vorwürfen, wenn du bei der Berufswahl auf Schwierigkeiten stoßen solltest. Mit dem Abitur stände dir jeder Beruf offen, mit diesem Abschluß nur bedingt.«

    »Wenn du bloß nicht immer so unken wolltest, Mutti! Anstatt daß du mir Mut zusprichst, wie es sich für eine Mutter gehört, malst du schwarz auf schwarz. Sei doch froh, daß ich dir von der Tasche komme. Täglich stöhnst du mir vor, wie knapp das Geld bei uns ist. Das habe ich nun satt bis zum Halse. Am besten ist, ich heirate, damit ich endlich aus dieser Misere herauskomme.«

    »Heiraten – mit siebzehn Jahren?« fragte die Mutter recht ironisch.

    »Warum denn nicht? Du warst ja auch erst knapp achtzehn, als du es tatest«, wurde ihr keck vorgehalten, dem die Frau denn auch nicht entgegentreten konnte. Schweigend faltete sie das Zeugnis zusammen, legte es auf den Tisch und ging dann nach der Küche, um das Mittagessen zu bereiten.

    Ebba griff nach einem Apfel, warf sich auf die Couch und verzehrte die Frucht mit Behagen. Endlich hatte sie es geschafft, endlich war sie der verhaßten Schule entronnen! Bei dieser überraschenden Eröffnung hatte sich die Alte vernünftiger angestellt, als zu befürchten war. Keine Tränen, keine Klagen, nur mäßige Vorwürfe. Bloß ein misepetriges Gesicht und wehleidige Seufzer. Na ja, daran war sie gewöhnt, das machte ihr absolut nichts aus.

    Nachdem der Apfel verspeist war, ging Ebba nach ihrem Stübchen, das mit seinen Schleiflackmöbeln und buntseidenen Polstern einen allerliebsten Eindruck machte. Vor den geöffneten Fenstern, durch die die Sonne hineinlachte, blähten sich duftige Gardinen. Der zartfarbene Teppich ergänzte das Bild trauter Behaglichkeit.

    Das alles jedoch sah Ebba nicht, daran war sie gewöhnt.

    »Wie gern möcht ich heute abend zu der Feier gehen, die für die Schulentlassenen veranstaltet wird. Doch die Freude ist mir wieder einmal nicht vergönnt«, seufzte das Mädchen bei Tisch herzzerbrechend.

    »Warum denn?« fragte die Mutter erstaunt.

    »Weil ich nichts Passendes anzuziehen habe.«

    »Du hast doch das neue Kleid.«

    »Das armselige Fähnchen, das du mir zuammengeschneidert hast? Damit würde ich von den eleganten Toiletten gut abstechen. Ach, wenn ich doch das entzückende Festkleidchen haben könnte, das ich heute im Schaufester eines Modenhauses sah! Ich konnte mich von dem duftigen Anblick kaum losreißen, das Herz hat mir armen Aschenbrödel ordentlich weh getan. Das ist aber auch etwas ganz Bezauberndes. Und gar nicht teuer, nur siebzig Mark. Einfach wie geschenkt. Was meinst du, Muttilein, kann ich das Kleid wohl haben?«

    »Ebba, mein liebes Kind, sei doch vernünftig!« bat die Mutter eindringlich. »Du weißt doch, daß wir sparen müssen und …«

    »Sparen – nur immer sparen«, brauste das Mädchen auf. »Wenn ich das schon höre! Du hast doch Geld zurückgelegt.«

    »Das unantastbar ist, Ebba. Du mußt bedenken, daß deine Berufsausbildung viel Geld kosten wird. Außerdem mußt du einen neuen Wintermantel haben und manches andere mehr.«

    »Daß ihr alten Leute das ewige Vorsorgen nicht lassen könnt! Zuerst haben wir einmal Frühling. Bis zum Winter kann ich längst tot sein. Mutti, gib deinem Herzen einen Stoß – ja?«

    Schmeichelnd wurde Mechthild umhalst. Und die Frau, die ihrem geliebten Kinde nur schwer einen Wunsch abschlagen konnte, wurde wankend.

    Die Kleine hatte ja recht; sie mußte wirklich auf vieles verzichten, was ihren Freundinnen, die durchweg gutsituierte Eltern hatten, selbstverständlich war.

    »Ist gut«, entschied sie rasch. »Du kannst dir das Kleid holen.«

    »Na also, Mutti, das ist doch ein Wort! Solltest mal sehen, wie schön deine Tochter heute sein wird. Ach, was werde ich tanzen! Das tue ich doch für mein Leben gern! Am liebsten möchte ich ja Tänzerin werden, aber dazu hätte ich schon längst mit der Ausbildung beginnen müssen. Aber macht nichts, ich werde auch so auf meine Kosten kommen. Nun ich die greuliche Schule hinter mir habe, fängt für mich das Leben an. Und das werde ich genießen, darauf kannst du dich verlassen.«

    O ja, davon war die Mutter überzeugt. Oftmals wurde ihr bange um ihr Kind, in dem ein so gieriger Lebenshunger steckte.

    Von ihr hatte sie den bestimmt nicht. Sie war in dem Alter ganz anders gewesen.

    »Nun rück raus mit dem Mammon«, unterbrach die Tochter ihre Betrachtungen. »Ich will mich jetzt in Trab setzen. Bis das Geschäft geöffnet wird, bummele ich noch ein wenig durch die Frühlingssonne. Ich will den ersten Tag meiner Freiheit nach Herzenslust genießen.«

    Gleich darauf hielt sie einen Hunderter in der Hand, den sie nonchalant, als ob sie über Millionen verfügte, in die Manteltasche steckte.

    »Verliere das Geld nur nicht«, mahnte die Mutter ängstlich. »Dreißig Mark bekomme ich davon wieder.«

    »Wird gemacht, Mutsch. Gehab dich wohl.«

    Die Korridortür krachte hinter ihr zu, und ebenso vergnügt vor sich hin trällernd, wie sie vor einigen Stunden die Treppe hinaufgestürmt war, so sprang sie diese jetzt hinunter, während die Mutter sich daran machte, das Mittagsgeschirr abzuwaschen und die kleine Küche blitzblank zu kriegen. Daß dieses eigentlich der Tochter zukam, daran dachte sie nicht, weil sie nicht daran gewöhnt war, daß diese ihr im Haushalt half.

    Daß die Tochter ihr für so viel rührende Liebe und Nachsicht keinen Dank wußte, nahm Mechthild als selbstverständlich hin. Auch für deren freche, rücksichtslose Art hatte sie erstens eine Entschuldigung. Lieber Himmel, das siebzehnjährige Kind war eben noch unbedacht, das durfte man als Mutter nicht tragisch nehmen.

    *

    Es war schon um die Abendbrotzeit, als Ebba endlich von ihrem Einkauf zurückkehrte.

    »Denk mal, Mutti, ich habe das Kleid für sechzig Mark bekommen«, sprudelte sie, kaum daß sie das Zimmer betreten hatte, hervor. »Dafür bin ich gleich beim Friseur gewesen und habe mir Dauerwellen legen lassen; denn zu einem Kleid gehört auch ein gutfrisierter Kopf, nicht wahr? – Und schau mal die süßen Schuhchen. Die habe ich mir auch gekauft. Schick, was?«

    »Dann hast du mir kein Geld mehr zurückgebracht?« fragte die Mutter erschrocken.

    »Woher denn?« Das Mädchen warf die Lippen trotzig auf. »Ich habe sowieso schon alles halb geschenkt gekriegt, sonst hätte der lumpige Hunderter bestimmt nicht gereicht.«

    Diese Unverfrorenheit war denn doch selbst dieser nachsichtigen Mutter zuviel. Es klang recht willig, als sie sagte: »Ich habe dir nur siebzig Mark bewilligt, Ebba. Du weißt ganz genau, wie schwer es mir fiel, dir diese zu

    geben. Ich muß mich sowieso schon

    einrichten an allen Ecken und Enden…«

    »Um Himmels willen, fang bloß nicht wieder an zu jaulen!« Ebba hielt sich ungezogen die Ohren zu. »Es ist fürchterlich, daß du mir jede Freude verderben mußt!«

    Damit ergriff sie die gekauften Sachen und rannte nach ihrem Zimmer, um sich für das Fest zu schmücken.

    Als sie das getan, drehte sie sich vor dem Spiegel und berauschte sich an ihrem Anblick. Sie war sehr mit sich zufrieden und konnte es auch.

    Die lichte Seide des Kleides umbauschte den schmiegsamen Körper. Blütenzart hoben sich Hals und Arme aus dem Spitzengeriesel. Die Augen blitzten in dem bildhübschen, kecken Gesicht, das die hellen Locken kokett umrahmte. Die Friseuse, die diese hervorgezaubert, hatte außerdem für geschminkte Lippen und rotlackierte Fingernägel gesorgt.

    Nachdem sie sich genügend an ihrem Anblick berauscht, ging sie in das Wohnzimmer, wo die Mutter mit dem Abendessen auf sie wartete. Doch dafür hatte Ebba jetzt keinen Sinn.

    »Nun, Mutti, bin ich schön?« Sie drehte sich wie ein geübtes Mannequin und sah mit Genugtuung, wie es in den Mutteraugen stolz aufleuchtete. »Du mußt doch wohl sagen, daß dieses Gewand mit den Fähnchen, die du mir zum Teil zurechtgeschneidert hast, nicht zu vergleichen ist. Endlich habe ich mal etwas Fesches auf dem Leibe. Und schau mal die Schuhe…«.

    Die Mutter kam zu keiner Antwort, denn die Flurglocke schlug an. Neugierig lugte Ebba durch den Türspalt und sah einen hochgewachsenen Herrn, der sich soeben über die Hand ihrer »alten Dame« neigte. Hörte eine sonore Stimme sagen: »So sehr überrascht Sie mein Anblick, Mechthild, daß Sie völlig verstummt sind?«

    »Ist das ein Wunder, wenn ich Sie irgendwo in der Weltgeschichte glaubte und Sie plötzlich vor mir stehen? Kommen Sie bitte weiter.«

    Mit großen Augen sah das Mädchen auf den Herrn, der sich vor ihr verbeugte und dann Mechthild fragend ansah. – »Ist das etwa die kleine Ebba?«

    »Ganz recht.«

    »Potz Blitz, Mädchen, wie hast du dich verändert! Ich glaubte einen ungelenken Backfisch vorzufinden und stehe statt dessen einer entzückenden jungen Dame gegenüber. Kennst du mich noch?«

    »Natürlich.« Die Augen blitzten ihn kokett an.

    »Muß ich noch Onkel sagen, Holger?«

    »Darauf lege ich keinen Wert«, schmunzelte der Mann.

    »Ich bin wie manches eitle Fräulein, das sein Alter ängstlich verschweigt. Doch wo willst du hin, daß du dich so in Gala geworfen hast?«

    »Zum Fest.«

    »Ohne Mutti?«

    »Natürlich. Alte Damen haben da nichts zu suchen.«

    »So – deine Mutter ist eine alte Dame?« fragte er amüsiert, worauf sie ihn erstaunt ansah.

    »Was denn sonst? Mütter von erwachsenen Töchtern sind immer alt. Doch schau mich mal an – bin ich nicht schön?« Sie drehte sich kokett vor ihm, in dessen Mundwinkeln es verräterisch zuckte, während seine Augen todernst blieben.

    »Sehr schön. Da werden die Herren wohl ihr Herz festhalten müssen, damit sie es nicht an so viel Schönheit verlieren.«

    »Dann halte das deine nur auch fest.« Sie lächelte vielsagend. »Du kommst mir nämlich ganz wie

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