Solange die Liebe uns trägt: Dr. Norden Extra 104 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Du lieber Himmel, Maggie!«, rief Anja Brehm erschrocken aus und warf einen schockierten Blick auf ihre kleine Tochter. Dann besann sie sich eines Besseren, holte tief Luft und flüsterte beinahe, als sie fortfuhr, ohne sich jedoch vom Fleck zu bewegen. »Du bist jetzt eine ganz liebe, süße, kleine Margarethe und stellst das Marmeladenglas wieder zurück auf den Tisch. Ja, mein Liebling, tust du das?« »Nein!« »Nein? Aber warum denn nicht?« »Weil ich ein Marmeladebrot essen will«, kam die entschlossene Antwort. »Aber wir haben doch gerade eben erst gefrühstückt. Mama will dich jetzt in den Kindergarten bringen«, redete Anja mit Engelszungen auf ihre kleine Tochter ein, die das Glas Erdbeermarmelade mit beiden Händen fest umklammerte und einen Schmollmund zog. »Komm schon, sei ein liebes Mädchen und stell das Glas hin. Du hast eine schöne Brotzeit dabei. Die wird dir schmecken.« Anja warf einen verstohlenen Blick auf ihre Armbanduhr, während sie einen vorsichtigen Schritt auf Maggie zu tat. Die ahnte, was ihre Mutter vorhatte und kletterte behände auf den Stuhl, stellte das Glas auf den Tisch und öffnete den Deckel. Noch ehe Anja sie erreichen konnte, hatte das Kind mit einem triumphierenden Blick einen Löffel in die rote Köstlichkeit getaucht. »Maggie, ich habe Nein gesagt.
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Chefarzt Dr. Norden
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Buchvorschau
Solange die Liebe uns trägt - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 104 –
Solange die Liebe uns trägt
Unveröffentlichter Roman
Patricia Vandenberg
»Du lieber Himmel, Maggie!«, rief Anja Brehm erschrocken aus und warf einen schockierten Blick auf ihre kleine Tochter. Dann besann sie sich eines Besseren, holte tief Luft und flüsterte beinahe, als sie fortfuhr, ohne sich jedoch vom Fleck zu bewegen. »Du bist jetzt eine ganz liebe, süße, kleine Margarethe und stellst das Marmeladenglas wieder zurück auf den Tisch. Ja, mein Liebling, tust du das?«
»Nein!«
»Nein? Aber warum denn nicht?«
»Weil ich ein Marmeladebrot essen will«, kam die entschlossene Antwort.
»Aber wir haben doch gerade eben erst gefrühstückt. Mama will dich jetzt in den Kindergarten bringen«, redete Anja mit Engelszungen auf ihre kleine Tochter ein, die das Glas Erdbeermarmelade mit beiden Händen fest umklammerte und einen Schmollmund zog. »Komm schon, sei ein liebes Mädchen und stell das Glas hin. Du hast eine schöne Brotzeit dabei. Die wird dir schmecken.« Anja warf einen verstohlenen Blick auf ihre Armbanduhr, während sie einen vorsichtigen Schritt auf Maggie zu tat. Die ahnte, was ihre Mutter vorhatte und kletterte behände auf den Stuhl, stellte das Glas auf den Tisch und öffnete den Deckel. Noch ehe Anja sie erreichen konnte, hatte das Kind mit einem triumphierenden Blick einen Löffel in die rote Köstlichkeit getaucht.
»Maggie, ich habe Nein gesagt. Mama hat heute keine Zeit für solche Spielchen. Ich muss in die Klinik zu einer wichtigen Besprechung.«
»Papa kann mich doch in den Kindergarten bringen«, antwortete die Kleine altklug und ließ die Marmelade auf eine Scheibe Brot tropfen. Mit schreckgeweiteten Augen beobachtete Anja ihre rebellische kleine Tochter. In Sekundenschnelle schätzte sie ihre Möglichkeiten ab. Wenn sie Maggie das Glas wegnahm, würde die sich tobend von oben bis unten mit Marmelade bekleckern und musste umgezogen werden. Wenn sie sie gewähren ließ, hatte sie einen Minuspunkt auf dem Erziehungskonto zu verbuchen und kam zudem zu spät zur Arbeit. Schon hatte Anja sich dazu entschlossen, sich durchzusetzen, als ihr Blick auf die glückselige, selbstvergessene Miene ihrer Tochter fiel. Die verteilte die Marmelade mit einer großzügigen Bewegung auf dem Brot, legte den Löffel beiseite und biss herzhaft hinein. Nicht der Hauch von Herausforderung lag in den babyblauen Augen des Kindes. Seufzend ließ sich Anja auf den Stuhl neben Maggie fallen und ergab sich in ihr Schicksal.
»Papa bringt heute Finn in die Schule. Deshalb bist du mir heute auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Oder besser gesagt, ich dir.«
»Was heißt das? Gädai un Fadärb?«, fragte Maggie mit dicken Backen, den Mund über und über mit roter Marmelade beschmiert.
»Das kann ich dir jetzt beim besten Willen nicht erklären. Bist du endlich satt? Ich muss wirklich los. Wenn auch nur ein bisschen Verkehr ist, komme ich zu spät. Komm, ich putz dir den Mund ab.« Entschlossen griff Anja zu einer der Servietten, die noch auf dem Frühstückstisch lagen, und wollte ihrer Tochter den Mund sauber machen. Aber Maggie war ihr schon zuvorgekommen. Strahlend wischte sie sich mit dem Ärmel des hellrosa Pullovers über den Mund.
»Schon fertig. Wir können gehen, Mama.«
»Jetzt muss ich dich erst umziehen«, stöhnte Anja gequält auf. Schon sah sie sich als letzte in den Besprechungsraum treten, alle Augenpaare auf sich gerichtet. Sie konnte auch die Gedanken hinter den spöttischen Mienen der Kollegen lesen. Ja, ja, das kommt davon, wenn man seiner Rolle als Mutter und Ärztin nicht gewachsen ist, würde auf den Stirnen geschrieben stehen. So schnell es Anjas hohe Absätze erlaubten, sprang sie die Treppe nach oben, holte einen sauberen Pullover aus der Kommode und war wenige Minuten später wieder neben Maggie.
Die starrte entsetzt auf das Kleidungsstück.
»Deeeen?«, fragte sie gedehnt und ihre Miene verriet deutlich, was sie von Anjas Wahl dachte.
»Natürlich den. Und jetzt ist Schluss mit diesem Theater. Ich habe dir gesagt, ich habe es eilig. Und wenn du nicht sofort diesen Pullover anziehst, kannst du meinetwegen nackt in den Kindergarten gehen«, rief Anja gereizt. Ihre Geduld war am Ende. Sie spürte deutlich, wie Maggie nach ihren Grenzen suchte und sie auch fand. Das Kind maß seine Mutter mit einem Blick und wusste, dass Anja es ernst meinte. Ohne ein weiteres Wort zog sie folgsam den Pullover über. Anja fasste sie an der Hand, griff mit der anderen nach der Kindergartentasche und zog Margarethe hinter sich zur Tür hinaus.
»Aber Mama, wir haben Zähneputzen vergessen. Du sagst doch immer, nach Süßigkeiten muss man Zähneputzen.«
»Schon gut, heute machen wir mal eine Ausnahme«, erklärte Anja erbarmungslos und schnallte das vorwitzige Kind auf dem Kindersitz am Rücksitz fest. Hastig lief sie um den Wagen herum, setzte sich ans Steuer und seufzte erleichtert auf, als sie sich in den locker fließenden Verkehr auf der nahe gelegenen Hauptstraße einordnete. Wenn jetzt nichts mehr dazwischenkam, würde sie trotz Maggies Verzögerungstaktik doch noch pünktlich in der Behnisch-Klinik eintreffen.
*
Dagegen verlief der Morgen von Timo Brehm angenehm ruhig. Nach dem immer etwas hektischen Frühstück im Kreise der ganzen Familie genoss er es jetzt, mit seinem Sohn Finn auf dem Beifahrersitz auf dem Weg zur Schule zu sein. In aller Ruhe führten die beiden ein Männergespräch, wie Finn die Unterhaltungen mit seinem Vater zu nennen pflegte.
»Wie hat dir denn das Fußballspiel gestern im Fernsehen gefallen?«
»Super. Und das neue Stadion schaut schon toll aus.«
»Hast du Lust, mal mit mir dahin zu gehen?«, erkundigte sich Timo und warf einen kurzen Seitenblick auf das Gesicht seines Sohnes, das augenblicklich zu strahlen begann.
»Nur wir zwei ganz alleine? Ohne Frauen?«
»Nur wir beide. Ganz ohne Frauen«, lächelte Timo, der wusste, wie sehr Finn manchmal unter den Attacken seiner kleinen Schwester litt.
»Na ja, Mama dürfte schon mitgehen. Aber Maggie auf keinen Fall. Und irgendwer muss ja auf sie aufpassen.«
»Mama hat bestimmt keine Lust, mit in ein Fußballstadion zu gehen, keine Sorge.«
»Ich würde sie aber schon gerne mitnehmen. Warum musstet ihr euch noch diese kleine Nervensäge Maggie anschaffen? Ich versteh das nicht«, seufzte Finn mit verächtlicher Miene. »Ich meine, das Risiko muss euch doch bewusst gewesen sein.«
»Welches Risiko?«, fragte Timo verwundert.
»Na ja, dass ein Mädchen dabei herauskommt.«
Timo brach in amüsiertes Gelächter aus. Er hatte selbst eine ältere und eine jüngere Schwester und konnte sich zu genau an die Qualen erinnern, die er als Junge in Finns Alter gelitten hatte.
»Irgendwie ist es schon beruhigend, dass sich manche Dinge niemals ändern. Wenn ich daran denke, wie mich deine Tante Angela geärgert hat. Manchmal hätte ich sie auf den Mond wünschen können. Und heute sind wir die besten Freunde.«
»Dann seid Ihr eine Ausnahme. Maggie und ich werden niemals Freunde«, zischte Finn. »Was ist denn das hier?« Mit angeekeltem Gesicht betrachtete er einen Seitenreißverschluss seiner Schultasche. Dort klebte eine undefinierbare, rosa Masse. »Igitt, Maggie hat ihren Kaugummi an meine Tasche geschmiert. Warum darf so ein kleines Kind überhaupt Kaugummi kauen? Ich würde das niemals erlauben.«
»Das tun wir doch auch nicht. Den muss sie irgendwoher gebettelt haben. Du kennst sie doch, wie sie bei den Nachbarn von Haus zu Haus geht und mit ihren Kulleraugen um Süßigkeiten bettelt. Als hätten wir selbst nicht genug daheim.«
»Mama sollte lieber zu Hause bleiben und dieses Kind anständig erziehen. Es ist schrecklich peinlich, wenn sie betteln geht.«
»Das würde deine Schwester auch tun, wenn Mama hinter ihr stehen würde. Du kennst Maggie doch. Sie kümmert sich um gar nichts. Außerdem tut deiner Mutter die Arbeit gut. Es ist wichtig für ihr Selbstbewusstsein.«
»Sind zwei gut erzogene Kinder nicht genug Selbstbestätigung?«, fragte Finn altklug.
Timo runzelte die Stirn.
»Woher kommen denn solche Fragen? Bisher fandest du es doch immer toll, dass Mama arbeiten geht, und keine