Ihre Herzen standen in Flammen: Fürstenkrone Classic 46 – Adelsroman
Von Jutta von Kampen
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Über dieses E-Book
In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt.
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
Die ersten Regentropfen fielen auf die kleinen runden Tische, die vor dem Schaufenster des kleinen Buchladens zum Verweilen einluden. Eine Idylle, die Ruhe und Gelassenheit in der Straße mit dem Kopfsteinpflaster ausstrahlte. Unter den Tischen suchten ein paar Taubendamen nach Futter. Ein Täuberich stolzierte gravitätisch und leise gurrend zwischen ihnen hin und her und machte ihnen eifrig den Hof. Als die Tür des Buchladens auf ging, flatterten sie davon. Melanie Komtesse von Hornberg, die Besitzerin, beeilte sich, die Tische und Stühle näher an die Hauswand zu ziehen, um sie vor der Nässe zu schützen. »Soll ich dir helfen?«, hörte man eine Stimme aus dem Inneren des Ladens. Olga von Libschitz, Melanies Freundin aus der Klosterschule, steckte ihren Wuschelkopf aus der Tür. Mit gerunzelter Stirn sah sie in den grauen Himmel und krauste die Nase. »Pfui!«, murmelte sie. »Bleib wo du bist, es reicht, wenn ich nass werde!« Melanie beeilte sich, wieder ins Trockene zu kommen. Die beiden Frauen blieben in der Tür stehen und sahen noch einmal zum trüben Himmel hinauf und zu der riesigen Schlossruine, die beschützend über der Stadt am Neckar stand. Danach gingen sie wieder an ihre Arbeit. Melanie wischte mit einem Federwedel den Staub aus den Regalen mit den unzähligen Büchern, während Olga den Teppichboden absaugte. »Du könntest doch jetzt dein Kleid aus der Reinigung holen. Bei dem Wetter kommen doch sowieso keine Kunden!« Olga stellte den Staubsauger hinter ein Bücherregal.
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Fürstenkrone Classic
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Buchvorschau
Ihre Herzen standen in Flammen - Jutta von Kampen
Fürstenkrone Classic
– 46 –
Ihre Herzen standen in Flammen
… doch die Affäre des Kronprinzen durfte nicht sein
Jutta von Kampen
Die ersten Regentropfen fielen auf die kleinen runden Tische, die vor dem Schaufenster des kleinen Buchladens zum Verweilen einluden. Eine Idylle, die Ruhe und Gelassenheit in der Straße mit dem Kopfsteinpflaster ausstrahlte. Unter den Tischen suchten ein paar Taubendamen nach Futter. Ein Täuberich stolzierte gravitätisch und leise gurrend zwischen ihnen hin und her und machte ihnen eifrig den Hof. Als die Tür des Buchladens auf ging, flatterten sie davon.
Melanie Komtesse von Hornberg, die Besitzerin, beeilte sich, die Tische und Stühle näher an die Hauswand zu ziehen, um sie vor der Nässe zu schützen.
»Soll ich dir helfen?«, hörte man eine Stimme aus dem Inneren des Ladens. Olga von Libschitz, Melanies Freundin aus der Klosterschule, steckte ihren Wuschelkopf aus der Tür. Mit gerunzelter Stirn sah sie in den grauen Himmel und krauste die Nase. »Pfui!«, murmelte sie.
»Bleib wo du bist, es reicht, wenn ich nass werde!« Melanie beeilte sich, wieder ins Trockene zu kommen.
Die beiden Frauen blieben in der Tür stehen und sahen noch einmal zum trüben Himmel hinauf und zu der riesigen Schlossruine, die beschützend über der Stadt am Neckar stand. Danach gingen sie wieder an ihre Arbeit.
Melanie wischte mit einem Federwedel den Staub aus den Regalen mit den unzähligen Büchern, während Olga den Teppichboden absaugte.
»Du könntest doch jetzt dein Kleid aus der Reinigung holen. Bei dem Wetter kommen doch sowieso keine Kunden!« Olga stellte den Staubsauger hinter ein Bücherregal. »Es wird nicht viel los sein. Wer geht schon bei Regen einkaufen. Und ehe der Regen aufhört, bist du längst wieder hier. Es wäre das erste Mal, dass ich nicht allein fertig würde. Wichtig ist dein Kleid!« Olga strahlte. »Ich freu’ mich riesig auf den Ehemaligenball unserer Uni. Endlich sieht man die alten Semester mal wieder.«
Sie machte mit geschlossenen Augen und einem Lächeln ein paar Tanzschritte.
Melanie zuckte mit den Schultern. »Am liebsten würde ich daheim bleiben.« Sie strich eine Haarsträhne hinters Ohr.
Ihr langes Haar war hell wie gekämmter Flachs und unterstrichen das dunkle Blau ihrer Augen mit den schwarzen Wimpern. Ein Kontrast, der ohne kosmetische Hilfe selten ist.
»Unsinn! Vielleicht siehst du unseren Professor Tausendsassa wieder.« Olga verdrehte die Augen. »In den warst du doch auch mal so richtig verknallt!« Sie lächelte. »Aber du warst nicht die einzige, die ihn angehimmelt hat.«
»Du übertreibst wieder mal!« Melanie legte den Staubwedel weg. »Ich mochte ihn, stimmt, aber verliebt war ich nicht.«
»Natürlich warst du verliebt in ihn, gib’s doch zu!« Die Freundin lächelte mit einem Grübchen in der rechten Wange. Aber Melanie überhörte die Worte und öffnete die Ladentür.
»Es hat aufgehört zu regnen. Ich geh’ jetzt mein Kleid aus der Reinigung holen. Mal sehen, ob die Weinflecken rausgegangen sind, sonst kann ich gleich daheim bleiben. Papa kauft mir kein neues Kleid für den Ball! Da müsste schon in der näheren Bekanntschaft eine Hochzeit anstehen.«
»Wird schon klappen! Und jetzt mach, dass du raus kommst.«
»Gut! Ich bin dann mal weg.«
Melanie verließ ihr Geschäft und ging mit aufgespanntem Schirm über das regennasse Kopfsteinpflaster durch die Straßen der Altstadt. In einer kleinen Grünanlage stand das Denkmal eines betagten Herren aus weißem Marmor. Vielleicht einer der Dichterfürsten, aber Schiller oder Goethe waren es nicht. Vielleicht Johann Gottfried von Herder, der Goethe stark beeinflusst hatte. In diesem Augenblick benutzte eine Taube den Kopf des Denkmals als Landeplatz, und ihre Hinterlassenschaft tropfte dem Würdenträger auf die steinerne Nase. Melanie lächelte und ging dann vorbei. So ein freches Vieh, wo bleibt die Ehrfurcht vor diesem ehrwürdigen Denker, dachte sie belustigt, als sie im selben Moment etwas Interessantes in einem der Schaufenster entdeckte.
Melanie blieb andächtig stehen, denn da lag ganz allein und einsam, aber sehr dekorativ ausgebreitet, ein Kleid aus rotem Samt. Es war blau, fast schwarz wie ein Nachthimmel, und hatte auf dem langen weiten Tüll-Rock eine wundervolle Stickerei aus tausend glitzernden Steinen, die wie Sterne funkelten. Der Preis war gigantisch.
Melanie seuftzte. Wenn ich in diesem Kleid in der Uni erscheinen würde, ich wäre der Hingucker, dachte sie und atmete einmal tief durch. Papa würde sagen: Du hast es nicht nötig, dich herauszuputzen wie ein Pfingstochse. Was bei einem Menschen zählt, sind die inneren Werte.
Aber leider kann man innere Werte nicht sehen, dachte Melanie. Im gleichen Moment sagte eine Männerstimme hinter ihr: »Ja, ja! Das Leben ist nicht einfach für eine schöne Frau.«
Sie hielt kurz den Atem an, und auch der Sprecher machte eine kleine Pause. Dann sagte er leise:
»Wussten Sie, dass eine Frau drei Tiere in ihrem Leben braucht?«
Wieder eine Pause und dann: »Sie braucht einen Jaguar – einen Nerz – und einen Esel, der alles bezahlt.«
Einen Moment lang hielt Melanie die Luft an. Dieser Flegel stand so nahe hinter ihr, dass sie ihn atmen hörte. Aber sie drehte sich nicht um. Er wollte provozieren. Und sie war so erstarrt von seiner Frechheit, dass sie nicht sofort reagieren konnte. Freche Menschen übersieht eine Dame, hatte Großmama immer gesagt, und Melanie dachte: Du kannst lange warten, bis ich dich überhaupt zur Kenntnis nehme, du Flegel.
Und doch, die Neugier saß ihr im Nacken. Sie hätte gern wie eine Stute, die den Hengst verscheuchen will, nach hinten ausgeschlagen. Aber sie hielt sich zurück und dachte daran, dass man ihr schon im Kindergartenalter klar gemacht hatte, dass eine Komtesse sich niemals gehen lässt. Schon gar nicht auf der Straße.
Ihr Herzschlag hatte sich vor Empörung gesteigert. Melanie atmete einmal tief ein, versuchte eine gleichgültige Miene aufzusetzen, und drehte sich dann ganz langsam um … Doch hinter ihr stand niemand!
Einige Fußgänger gingen vorüber, ohne sie auch nur anzusehen. Dieser Frechdachs musste also schon eine ganze Weile verschwunden sein! Feigling, dachte sie und ging irritiert langsam weiter. Wenn jemand solche Sprüche loslässt, müsste er auf eine grobe Antwort gefasst sein. Und schon bereute sie, sich nicht gleich umgedreht zu haben. Dass sie beobachtet wurde, ahnte sie nicht.
Zehn Minuten später kam sie aus der Reinigung, drückte ihr Kleid samt Verpackung fest an sich und lief die schmale Seitenstraße entlang in Richtung Heimat.
Sie eilte an der Statue des Dichters und Denkers vorbei und tauchte dann wieder ins Dämmerlicht ihres Buchladens ein.
Olga stand auf der Leiter und wedelte noch immer mit dem Federbusch den Staub von den oberen Reihen der Bücher. Dabei trällerte sie ein Kinderlied, das die Schwestern im Kloster ihnen im Englischunterricht beigebracht hatten.
»Also, ich würde jetzt gern einen Kaffee trinken«, unterbrach Melanie die Darbietung.
»Kannst du haben!« Olga stieg von der Leiter, und Melanie legte ihr Kleid im Büro über einen Stuhl.
Dann sprudelte das Erlebnis mit dem Unbekannten aus ihr heraus, und sie erzählte ihrer Freundin bei einer Tasse Kaffee in allen Einzelheiten, was ihr der Fremde vor dem Schaufenster mit dem Traumkleid von Escada zugeflüstert hatte.
Olga prustete los. Sie konnte sich kaum halten vor Lachen. »Meine Güte!«, schnaufte sie, »hast du den Kerl nicht gleich gefragt, ob er dein Esel sein möchte?«
»Unsinn! Mama hätte gesagt, solche blöden Sprüche ignoriert man, das hätte auch Großmama bei passender Gelegenheit zu Mama gesagt! Und ich werde es später meiner Tochter sagen – sollte ich mal eine haben!«
»Ach, du, mit deinem Dünkel! Ich bin nur neugierig, wann ihr Hornbergs mal in der Neuzeit ankommt. Dieses Getue, dies darfst du nicht, und das überhört eine Dame! Ist doch heute völlig deplaziert.« Olgas hübsches Gesicht verzog sich, und Melanie lachte.
»Was willst du denn? Du bist ja auch nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen. Habt ihr Gräfinnen und Grafen von Libschitz keine Regeln? Ich finde, deine Eltern sind sehr auf Reputation bedacht. Irgendwie hatte ich bei euch immer Angst, ich könnte irgendetwas falsch machen.«
»Na, hör mal, davon hast du aber nie etwas gesagt. Aber wir gehören schließlich zum Hochadel! Der Ländereien wegen. Früher mal Landadel! Davon spricht man heute nicht mehr. Aber langsam geht sowieso alles den Bach runter. Egal, es wird Zeit, aufzupassen, dass wir