Wem gehört der Schladerer-Hof?: Heimat-Heidi 44 – Heimatroman
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»Den alten Hof willst wirklich kaufen?« Heidi sah den jungen Burschen zweifelnd an. Der nickte. »Ja, ich hab' mich vorhin entschlossen und eingeschlagen. Ich kauf' den Schladerer-Hof.« »Übernimmst du dich da net ein bissel?« fragte Heidi. »Er liegt ja einmalig schön, der Hof, aber es muß doch so viel gemacht werden…!« Roland Tauber nickte. »Ja, das stimmt, aber ich freu' mich drauf. Ich arbeit' gern und der alte Lois hilft mir. Er wird weiterhin bei mir auf dem Hof bleiben.« »Du willst den Lois behalten?« fragte Heidi. »Ich mein', das ist echt ehrenswert, aber ein Mannsbild mehr auf dem Hof und dann noch ein altes, das krank werden kann? Der Lois ist ein wirklich liebenswerter Mensch, aber du hast mit dem Hof doch schon Probleme genug, du wirst Arbeit über Arbeit haben, und zahlen mußt auch alles, und…!« »Ich weiß was du mir sagen willst«, erwiderte Roland, »aber der Lois gehört nun einmal zum Schladerer-Hof. Einundachtzig ist er jetzt und als achtzehnjähriger Bursch hat er neunzehnhundertachtunddreißig dort als Jungknecht angefangen. Damals war noch der alte Schladerer der Bauer, vor dem hat er immer viel Respekt gehabt, aber er hat nur gut von ihm geredet.«
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Buchvorschau
Wem gehört der Schladerer-Hof? - Stefanie Valentin
Heimat-Heidi
– 44 –
Wem gehört der Schladerer-Hof?
Ein alter Knecht besitzt den Schlüssel zum Glück
Stefanie Valentin
»Den alten Hof willst wirklich kaufen?« Heidi sah den jungen Burschen zweifelnd an.
Der nickte. »Ja, ich hab’ mich vorhin entschlossen und eingeschlagen. Ich kauf’ den Schladerer-Hof.«
»Übernimmst du dich da net ein bissel?« fragte Heidi. »Er liegt ja einmalig schön, der Hof, aber es muß doch so viel gemacht werden…!«
Roland Tauber nickte. »Ja, das stimmt, aber ich freu’ mich drauf. Ich arbeit’ gern und der alte Lois hilft mir. Er wird weiterhin bei mir auf dem Hof bleiben.«
»Du willst den Lois behalten?« fragte Heidi. »Ich mein’, das ist echt ehrenswert, aber ein Mannsbild mehr auf dem Hof und dann noch ein altes, das krank werden kann? Der Lois ist ein wirklich liebenswerter Mensch, aber du hast mit dem Hof doch schon Probleme genug, du wirst Arbeit über Arbeit haben, und zahlen mußt auch alles, und…!«
»Ich weiß was du mir sagen willst«, erwiderte Roland, »aber der Lois gehört nun einmal zum Schladerer-Hof. Einundachtzig ist er jetzt und als achtzehnjähriger Bursch hat er neunzehnhundertachtunddreißig dort als Jungknecht angefangen. Damals war noch der alte Schladerer der Bauer, vor dem hat er immer viel Respekt gehabt, aber er hat nur gut von ihm geredet.«
»Mar’ und Josef, Bub«, murmelte Heidi daraufhin, »und bald bist du dann der Schladerer-Bauer. Ist dir da net ein bissel bang vor?«
Roland Tauber war ein großgewachsener, fescher Bursche dessen Augen lachten und der bei seinen Spezln wegen seiner offenen Art sehr beliebt war.
Roland schüttelte den Kopf. »Wieso denn? Daß ich net der alte Schladerer bin, wissen die Leut’, an dem dürfen s’ mich net messen. Ich werd’ immer der Tauber-Roland bleiben, auch wenn ich irgendwann einmal der Schladererbauer sein werd’.«
Im gleichen Augenblick betrat Luise die Küche.
»Der neue Schladerer sitzt vor dir«, sagte Heidi, »der Roland hat den Schladerer-Hof gekauft.«
»Noch net«, erwiderte der, »ich hab’ nur zugesagt. Kommenden Dienstag ist Notartermin.«
»Da schau her«, sagte Luise. »Ist der Hof net ziemlich zerfallen?«
»Schon«, antwortete Roland, »aber ich hab’ ja Zimmermann und Schreiner gelernt und ich freu’ mich regelrecht auf das Herrichten und Umbauen.«
»Und den Lois behält er bei sich«, sagte Heidi, »der verliert seine Heimat net.«
Luise stand am Herd und wollte gerade was herrichten. Doch jetzt drehte sie sich um und sah Roland anerkennend an.
»Also, das rechne ich dir hoch an, Bub«, sagte sie, »ganz hoch sogar. Einem alten Mannsbild, das keiner mehr haben will, die Heimat net nehmen, sondern erhalten und geben, also, das ist aller Ehren wert. Kann ich dir was anbieten? Einen Kaffee oder ein Stamperl?«
Roland schüttelte lachend den Kopf. »Nein, dank’schön, ich muß bald weiter.«
»Ein Stamperl geht auf jeden Fall«, sagte Luise, »und einen Kaffee kriegst auch. Daß der Lois bei dir bleibt, das ist was ganz Großes. Als neuer Eigentümer hättest den Lois net übernehmen brauchen, und die weitaus meisten hätten ihn in ein Heim gegeben. Also, Bub, leiden können hab’ ich dich immer schon, jetzt hast einen ganz besonderen Stein im Brett bei mir.«
»Wer verkauft dir denn jetzt den Hof?« fragte Heidi. »Ich mein’, wem gehört er denn nun? Man hat ihn ja wer weiß wem zugeschrieben.«
»Ich kauf’ ihn vom Laubinger-Lenz«, antwortete Roland, »das Nachlaßgericht hat nach jahrelanger Erbensuche ihm den Hof zugesprochen.«
»Das darf net wahr sein«, erwiderte Luise, »der Laubinger, dieser Dreckskerl, daß man grad’ einem solchen Menschen nachlaßmäßig derart entgegenkommt. Darf man fragen, welchen Betrag er für den Hof einstreicht?«
»Schon einiges«, erwiderte Roland, »ich wollt’ eigentlich net darüber reden, aber der Laubinger wird sicher schon bekanntgegeben haben, was er von mir bekommt.«
»Und?« Luise ließ nicht locker. »Wieviel bekommt er?«
»Vierhundertsiebzigtausend
Mark«, antwortete Roland. »Ich hab’ zwar ein schönes Summerl gespart, aber ich muß auch Geld aufnehmen. Es ist aber bereits alles geregelt.«
»Vierhundersiebzigtausend…!« Luise starrte den jungen Burschen benommen an. »Ja, ist denn der Hof das überhaupt wert?«
»Leicht«, antwortete Roland, »es ist einiges an Wald dabei, die Talweiden, die Alm und auch sonst gehört noch Grundbesitz dazu.«
»Aha, welcher denn?«
»In Vorderstein ein Baugrund, in Fischen ein Wieserl, in Balding eine gar net mal so kleine Parzelle mitten im Ort, und so weiter«, antwortete Roland, »also es rechnet sich schon.«
»Das freut mich für dich, Bub«, sagte Heidi. »Vor allem, daß du endlich ein wirkliches Zuhause hast. Bisher bist ja eher herumgewandert.«
»Nenn’s ruhig wie’s ist«, fügte Luise hinzu, »der Roland ist eher zeitlebens hin und her gestoßen worden. Ich will net näher darauf eingehen, aber so ist es. Um so schöner, daß du dir eine gescheite Bleibe gesucht und sie offenbar auch gefunden hast. Der Hof ist zwar ziemlich heruntergekommen, aber ein Bursch’ wie du, der kann was draus machen, wenn er seine Hände gebrauchen kann. Und daß du die gebrauchen kannst, das hast schon öfter unter Beweis gestellt.«
Heidi brachte Stamperl und Kaffee und stellte beides auf den großen Tisch, den der Vorderegger-Franz einmal mitgebracht hatte.
»So«, sagte sie, »jetzt stoßen wir darauf an, daß dein Bauersein auf dem Schladerer-Hof von Zufriedenheit geprägt ist und daß du auf dem Hof dein Glück findest.«
*
Alois Fährbach lebte tatsächlich ununterbrochen seit über sechzig Jahren auf dem Schladerer-Hof. Zum Militär hatte er nicht gemußt, weil er, als es Zeit gewesen wäre, Probleme mit seiner Gesundheit hatte. Auf dem Hof hatte er Höhen und Tiefen mitgemacht, war immer ein sehr fleißiger und freundlicher Mensch gewesen und als der Hof schließlich zum Verkauf stand, hatte er sich überlegt, was er tun sollte, denn als über Achtzigjähriger noch mal den Wohnsitz wechseln wäre schrecklich für ihn gewesen.
Als er dann mitbekam, daß Roland Tauber sich für den Hof interessierte, stellte er alle weiteren Aktivitäten seine Person betreffend erstmal in den Hintergrund und wartete ab. Denn er kannte den jungen Burschen und er mochte ihn mehr als gut leiden.
Roland tauchte dann bei ihm auf dem Hof auf. Der Lois lebte dort nämlich nach wie vor und zwar in einem kleinen Stübchen, das einigermaßen nutzbar war; aber lieber schlecht auf dem Hof leben als gut woanders war seine Devise.
Roland hatte erzählt, daß er den Hof gern übernehmen würde und hatte wissen wollen, ob der Lois dann bei ihm bleiben würde.
Der Lois war zuerst einmal ganz sprachlos gewesen. So hatte er es sich zwar gewünscht, aber Wünsche und Realität lagen in seinem Leben oft meilenweit auseinander.
Dann war der Laubinger aufgetaucht.
»Raus da mußt«, hatte er mit mißmutig verzogenem Gesicht gesagt. »Der Hof wird verkauft, und der neue Besitzer soll net sehen, daß ein alter Knecht herumhängt, der meint, der dürft auch