Vertrau mir, Kelly
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Über dieses E-Book
Der attraktive Milliardär Nick Chakaris ist nicht gerade begeistert, als er sein Portrait in einer New Yorker Galerie hängen sieht. Das Bild zeigt einen Mann mit eiskalten Gesichtszügen - so sieht er sich überhaupt nicht! Nick lädt die junge Künstlerin Kelly MacLeod zum Essen ein, um herauszufinden, wieso sie ihn derartig verzerrt gemalt hat. Tatsächlich scheint die hübsche junge Frau Gründe zu haben, ihn so zu verachten: Er soll für den Tod ihres Vaters verantwortlich sein! Nick ist entsetzt über diesen Vorwurf! Er hat sich auf den ersten Blick in Kelly verliebt und will ihr beweisen, dass ihn keine Schuld trifft.
Annette Broadrick
Bis Annette Broadrick mit sechzehn Jahren eine kleine Schwester bekam, wuchs sie als Einzelkind auf. Wahrscheinlich war deshalb das Lesen immer ihre liebste Freizeitbeschäftigung. Mit 18 Jahren, direkt nach ihrem Abschluss an der Highschool, heiratete sie. Zwölf Monate später wurde ihr erster Sohn geboren, und schließlich wurde sie in sieben Jahren vierfache Mutter von prächtigen Jungen. Leserinnnen, die Kinder haben, muss sie nicht erklären, wie ihr Leben in den nächsten zwanzig Jahren aussah. Und Leserinnen ohne Kinder wollen es nicht wissen! Sobald die Kinder aus dem Gröbsten heraus waren, nahm sie eine Stelle als Sekretärin an, um etwas zum Familieneinkommen beizutragen. Später wurde Annette Broadrick Rechtsanwalts- und Notarsgehilfin und arbeitete in verschiedenen Kanzleien in Arizona, Texas, Illinois und Oregon. Ihre Liebe zu Büchern blieb ihr auch während den stressigsten Zeiten erhalten. Und als ihr jüngster Sohn schließlich seinen Schulabschluss in der Tasche hatte, entschloss sie sich, es selbst mit dem Schreiben zu versuchen. Sechs Monate lang machte sie sich in einem Heft Notizen. Dann lieh sie sich eine Schreibmaschine und schrieb alles noch einmal um. Als sie damit fertig war, zeigte sie es einer Freundin, die kreatives Schreiben lehrte. Sie hörte sich aufmerksam die Kritik an und schrieb ihr Buch wieder um. Daraufhin zeigte sie es einer begeisterten Leserin von Romances, akzeptierte deren Änderungsvorschläge, setzte sich hin und veränderte das Manuskript entsprechend. Dann schickte sie ihr Werk an den Verlag Silhouette. Zwei Monate später erhielt sie einen Anruf und wurde gefragt, ob sie sich vorstellen könne, das Buch zu überarbeiten und 100 Seiten zu streichen. Sie sagte Ja. Das war im Januar 1984. Als ihr erstes Buch im November 1984 erschien, kam es Annette Broadrick vor, als hätte sie sechs Bücher geschrieben! Seit Oktober 1984 lebt sie allein und finanziert ihren Lebensunterhalt ausschließlich durch ihre Honorare. Jetzt endlich hat sie die Zeit zu lesen, und sie ist mit ihrem ruhigen, zurückgezogenen Leben in Texas ausgesprochen zufrieden. Kürzlich vollendete sie ihre 51. Romance und arbeitet zur Zeit an zwei weiteren. Sie ist fest entschlossen weiterzuschreiben, solange ihre Bücher den Leserinnen gefallen.
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Buchvorschau
Vertrau mir, Kelly - Annette Broadrick
IMPRESSUM
Vertrau mir, Kelly! erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2003 by Annette Broadrick
Originaltitel: „Too Tough to Tame"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1438 - 2004 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Renate Moreira
Umschlagsmotive: ThinkstockPhotos_nd3000
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733777470
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Oktober 2003
„Sie hat es dir angetan, nicht wahr, Nick?"
Dominic Chakaris sah zu Craig Bonner hinüber. Craig war Vizepräsident von Nicks Konzern und gleichzeitig sein bester Freund.
„So’n Quatsch, nein. Ich habe nur Informationen über sie eingeholt, weil ich herausfinden wollte, wie eine Frau, die ich nie zuvor getroffen habe, die Unverschämtheit besitzen kann, ein Porträt von mir zu malen und es öffentlich auszustellen."
Sie waren in Nicks Büro, von dem man einen atemberaubenden Ausblick auf New York hatte, und während Nick sprach, blickte er auf die Häuserschluchten von Manhattan hinunter.
„Hm-hm", war alles, was Craig erwiderte.
Nick drehte sich um, nahm hinter seinem riesigen Schreibtisch Platz und warf seinem Freund, der es sich ebenfalls in einem Sessel bequem gemacht hatte, einen finsteren Blick zu.
„Was hat der Privatdetektiv über sie herausgefunden?" fragte er kühl.
Craig kannte Nick jetzt seit mehr als zehn Jahren und war nicht im Mindesten von dem scharfen Adlerblick seines allseits geschätzten, aber stets gefürchteten Chefs beeindruckt. Vermutlich war er, Craig, jedoch die einzige Person in ganz Manhattan, die das von sich sagen konnte. Er legte den Ordner, den er bis jetzt in der Hand gehalten hatte, auf den Schreibtisch und schob ihn Nick zu.
„In dem Bericht des Privatdetektivs steht, dass die Künstlerin mit vollem Namen Kelly Anne MacLeod heißt und vierundzwanzig Jahre alt ist. Ihre Eltern sind verstorben, aber sie lebt weiterhin im Haus der Familie in der einundachtzigsten Straße. Allein. Sie hat in Vassar Kunst studiert und zwei Semester an einer italienischen Kunstschule absolviert. Angeblich verdient sie gutes Geld mit den Porträts, die sie malt. Es soll sogar bereits eine Warteliste geben von Leuten, die sich von ihr malen lassen wollen. Er zuckte mit den Schultern und lächelte. „Siehst du, du solltest dich geschmeichelt fühlen.
Nick murmelte etwas Unanständiges, und Craig musste lachen.
„Ist das alles, was du über sie hast?" Nick hatte den Ordner geöffnet, blätterte durch die wenigen Seiten und wies dann mit dem Kopf auf das Foto, das sich an der Innenseite des Ordners befand.
„Es gab nicht viel herauszufinden. Mit Sicherheit spioniert sie dir nicht hinterher oder beobachtet dich. Du kannst also völlig beruhigt sein", erwiderte Craig und amüsierte sich, als Nick erneut einen herzhaften Fluch ausstieß.
„In diesem Bericht findet man nichts über die Gründe, warum sie ausgerechnet mich gemalt und mein Porträt öffentlich ausgestellt hat, beschwerte Nick sich. „Verdammt, Craig, es interessiert mich nicht, ob sie Waise ist oder wie viel Geld sie verdient. Wie es aussieht, ist sie nur eine verwöhnte höhere Tochter der New Yorker Oberschicht.
Eine Gesellschaftsschicht, für die Nick nur sehr wenig übrig hatte. „Und du weißt sehr gut, dass es keinen Grund gibt, warum ich mich geschmeichelt fühlen sollte, denn dieses verflixte Porträt ist alles andere als vorteilhaft für mein Image."
Craig lächelte. „Ich finde, sie hat dich fabelhaft getroffen."
Nick zog eine Augenbraue hoch. „So? Die Times hat anlässlich von Miss MacLeods Ausstellung berichtet, dass das Porträt mich als unbarmherziges Raubtier darstellt, das zum Sprung ansetzt, um sein ahnungsloses Opfer zu reißen."
Craig lachte. „Wie ich schon sagte, sie hat dich gut getroffen. Vielleicht sollte ich bei der nächsten Vorstandssitzung ein paar Fotos von dir machen, um es dir zu beweisen."
Nick sah seinen Stellvertreter scharf an. „Da du nur wenig zu dieser Unterhaltung beizutragen hast, werde ich jetzt lieber weiterarbeiten."
Craig ließ sich nicht beirren. „Weißt du was, Nick? Ich glaube, dass du dich nur ärgerst, weil Miss MacLeod dich durchschaut hat. Sie scheint dich erstaunlich gut zu kennen."
Nick schüttelte den Kopf. „Das ist unmöglich."
„Ich bezweifle, dass man vergessen könnte, sie getroffen zu haben", bemerkte Craig, machte eine Handbewegung zum Gruß und verließ das Büro.
Nick beobachtete, wie sein Freund die Tür hinter sich schloss, und schüttelte den Kopf. Warum hatte diese Frau ausgerechnet ihn gemalt? Er hatte so viele Anrufe wegen dieses verflixten Porträts erhalten und es waren so viele Bemerkungen darüber gemacht worden, dass er die Galerie persönlich besucht hatte, um sich das Bild anzusehen.
Und er hatte den Schock seines Lebens erhalten.
Ohne Zweifel war das Bild vom künstlerischen Standpunkt aus betrachtet ein Meisterwerk, aber er fand einfach keine Erklärung dafür, warum die Künstlerin ausgerechnet ihn gemalt haben sollte, noch dazu auf solch herausfordernde Art und Weise. Es gab auch keine Fotografie von ihm, die als Vorlage für dieses Bild gedient haben könnte. Nick musste allerdings zugeben, dass das Porträt ihn unglaublich ärgerte; er hatte das Gefühl, man wäre in sein Privatleben eingedrungen.
In der Hoffnung auf irgendeinen Anhaltspunkt guckte er sich das Foto der jungen Frau genauer an. Sie hatte hellblondes Haar und trug es streng aus dem Gesicht gekämmt. Nur wenigen Frauen stand dieser schmucklose Stil. Kelly war eine der Ausnahmen. In ihren großen blauen Augen lag Humor, der Anflug eines Lächelns spielte um ihren Mund.
Während er sie näher betrachtete, wurde ihm plötzlich klar, dass er sie tatsächlich schon mal gesehen hatte. Er lehnte sich in den Schreibtischsessel zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und erinnerte sich an den Abend, als sie ihm aufgefallen war.
Normalerweise mied er große Gesellschaften, aber in dem Fall war er gezwungen gewesen, an solch einem Fest teilzunehmen. Ein wichtiger Geschäftspartner hatte zu einem Ball eingeladen, auf dem die Verlobung seiner Tochter bekannt gegeben werden sollte.
Meistens nutzte Nick solche gesellschaftlichen Anlässe, um etwas über die Gerüchte zu erfahren, die momentan in der Geschäftswelt umgingen. Wenn er dann genug gehört und – wie es die Höflichkeit erforderte – auch noch mit dem Gastgeber geplaudert hatte, verließ er das Fest meistens bald wieder, dankbar, dass er eine unangenehme Pflicht erfüllt hatte und nach Hause gehen konnte.
An jenem Abend hatte er von einer der breiten Flügeltüren aus die Menge betrachtet, als er die Frau bemerkte. Sie tanzte, und im Licht der Kronleuchter wirkte ihr Haar wie flüssiges Gold. Da er ihren Tänzer nicht kannte, hielt er Ausschau nach dem Gastgeber, um ihn zu fragen, wer diese Frau war. Der Tanz endete jedoch genau in jenem Moment, und die junge Frau war in der Menge verschwunden, bevor er etwas über sie herausfinden konnte. Erst als er die Party etwas später verlassen wollte, ging sie mit ein paar anderen Frauen an ihm vorbei. Sie lachte über eine Bemerkung, die eine ihrer Begleiterinnen gemacht hatte. Er nahm ihr leichtes, blumiges Parfüm wahr und stellte fest, dass sie kleiner war, als er angenommen hatte. Obwohl sie sehr jung aussah, gingen ein Selbstbewusstsein und eine Eleganz von ihr aus, die ihn faszinierten.
Nun, jetzt wusste er, wer sie war. Ihr Name war Kelly MacLeod. Was für ein Zufall, dass ausgerechnet sie die Künstlerin war, die dieses verflixte Porträt gemalt hatte.
Einem Impuls folgend, wählte er die Telefonnummer, die im Bericht des Privatdetektivs stand. Nach einigen Freizeichen meldete sich eine weibliche Stimme, die sehr verführerisch klang. „Hallo, hier ist Kelly. Ich werde im Moment von der Muse geküsst und kann leider nicht ans Telefon kommen. Bitte hinterlassen Sie mir Ihren Namen, Ihre Telefonnummer und Ihr Anliegen. Ich werde zurückrufen, sobald die Muse mich wieder aus ihren sanften Armen entlässt."
„Hier ist Dominic Chakaris, sprach er nach dem Piepton auf das Band. „Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir uns kennen lernen. Rufen Sie mich bitte unter 5-5-5-9-6-6 an.
Er legte auf und trommelte nervös mit den Fingern auf den Armlehnen seines exklusiven Schreibtischsessels herum.
Verdammt, er hatte keine Zeit für solche Spielchen. Er war schon fast zu spät dran für ein Meeting, in dem sich herausstellen sollte, ob er nun für mehr als drei Millionen Dollar eine fast bankrotte Firma aufkaufen würde oder nicht.
Die Gegensprachanlage klingelte, und er wusste, dass seine Sekretärin ihn an die Besprechung erinnern wollte. Hastig erhob er sich, zog sein Jackett an, rückte seine Krawatte zurecht und verdrängte Kelly MacLeod aus seinen Gedanken.
„Ich mache keinen Spaß, sagte Kelly beim Mittagessen zu ihrem Begleiter. „Ich habe den Mann noch nie getroffen, ich kann dir also leider nicht helfen.
Sie nahm eine Gabel voll von ihrem Salat und sah sich dabei in dem gut besuchten Restaurant um. Trotz der gepfefferten Preise herrschte hier immer Betrieb. Wahrscheinlich waren die Gäste – genau wie sie selbst auch – von den exzellenten Kochkünsten des Küchenchefs angetan.
Als sie ihr Gegenüber ansah, wusste sie, dass Harold Covington nicht so schnell aufgeben würde.
„Ich kenne dich schon von Geburt an, Kelly, erwiderte er, „versuch also nicht, mich hereinzulegen. Du hättest niemals ein Porträt malen können, das die Persönlichkeit dieses Mannes so brillant einfängt, wenn du ihn nicht gut kennen würdest.
Kelly sah ihn unverwandt an. „Ich habe keine vernünftige Erklärung dafür, Hal. Ich habe den Mann wirklich nie kennen gelernt, aber man kann ja weder die Gesellschaftsseite noch den Wirtschaftsteil lesen, ohne über ihn zu stolpern. Außerdem habe ich ihn in den letzten Jahren ab und zu bei gesellschaftlichen Anlässen gesehen und schon immer gedacht, was für ein faszinierendes Modell er abgeben würde. Mehr nicht. Als ich dann entdeckte, dass er hinter der Übernahme unseres Familienunternehmens stand, ging mir dieser Chakaris einfach nicht mehr aus dem Kopf."
Sie aß einen weiteren Bissen und seufzte dann aufgebracht. „Wenn ich daran denke, dass ich ihn früher sogar bewundert habe. Pah! Seinem kaltblütigen Vorgehen ist es zu verdanken, dass Dad die Firma verloren und sich so gegrämt hat, bis er schließlich einen Herzinfarkt erlitt. Und darüber hat dann auch Mutter ihren Lebenswillen verloren. Sie schüttelte den Kopf. „Um meine Wut und meine Trauer zu verarbeiten, habe ich mich irgendwann entschlossen, das Porträt des Mannes zu malen, der meine Familie zerstört hat. Und dem Feedback nach zu urteilen, das ich erhalte, habe ich gute Arbeit geleistet.
Hal senkte den Blick. „Du warst meine einzige Hoffnung. Ich weiß, dass sich jemand für Covington & Son interessiert, sagte er. „Irgendeiner möchte die Firma möglichst billig an sich reißen.
Kelly, die gerade die Gabel hob, hielt inne und legte sie auf den Teller zurück. „Und du glaubst, dass ich einfach so zu Chakaris hingehen und ihn fragen könnte, ob er deine Firma aufkaufen will?"
Als Hal nicht antwortete, griff sie zu ihrem Glas und nahm einen Schluck von dem Eistee. „Soweit ich über diesen Mr. Chakaris unterrichtet bin, fuhr Kelly schließlich fort, „sind nur seine engsten Mitarbeiter in seine Pläne eingeweiht, bis er eine Firma im Netz hat.
„Ich weiß. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn du ihn kennen würdest und mir hättest helfen können."
Sie hatten bereits ihren Salat gegessen, als Kelly das Thema erneut aufgriff. „Glaubst du wirklich, dass er derjenige ist, der Informationen über Covington & Son einholt?"
Bevor Hal antworten konnte, erschien der Kellner mit den Hauptspeisen.
„Ich weiß nur, dass irgendjemand an uns interessiert ist", antwortete Hal, nachdem der Kellner serviert und sich wieder entfernt hatte. „Weißt du, viele Firmen haben unter der schlechten Wirtschaftslage gelitten. Auch wir sind angeschlagen. Ich tue, was ich kann, um mein Unternehmen über Wasser zu halten, aber irgendjemand muss erfahren haben,