Der Schlüssel zu Pias Herz: Toni der Hüttenwirt 211 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Eine böse Behauptung macht in Waldkogel die Runde: Anna Baumberger, Ex-Bankerin aus Hamburg, heute Tonis liebevolle Frau, nutzt die Berghütte nur als Tarnung, um Geld in die Schweiz zu schmuggeln. Toni nennt das Gerede über seine Frau hirnrissig, doch der alte Alois weiß gleich, dass es genügend Leute gibt, die diesen Unsinn glauben werden … Toni und Anna müssen herausbekommen: Wer will ihnen schaden? Ist es ihr Dauerfeind Ruppert Schwarzer? Es war Vormittag. Die Hüttengäste waren zu ihren Wanderungen und Klettertouren aufgebrochen. Die erste Morgenarbeit nach dem Frühstück war erledigt. Toni und Anna gönnten sich eine Pause. Sie saßen mit dem alten Alois auf der Terrasse der Berghütte und tranken Kaffee. Alois konnte von seinem Platz den Weg durchs Geröllfeld besser überblicken. Er runzelte die Stirn und wechselte die Brille. »Mei, Toni, da hab ich doch richtig gesehen. Ich dachte erst, ich habe Halluzinationen. Aber er ist es wirklich. Und er ist nicht allein!« »Wer kommt?« Toni und Anna drehten sich um. Jetzt verstanden sie. Graf Tassilo von Teuffen-Thurmann und seine Frau stiegen den Weg hinauf. »Das ist ja der Tassilo mit seiner lieben Ottilie.« Toni stand auf und ging ihnen entgegen.
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Buchvorschau
Der Schlüssel zu Pias Herz - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 211–
Der Schlüssel zu Pias Herz
Wird ausgerechnet Thilo ihn finden?
Friederike von Buchner
Eine böse Behauptung macht in Waldkogel die Runde: Anna Baumberger, Ex-Bankerin aus Hamburg, heute Tonis liebevolle Frau, nutzt die Berghütte nur als Tarnung, um Geld in die Schweiz zu schmuggeln. Toni nennt das Gerede über seine Frau hirnrissig, doch der alte Alois weiß gleich, dass es genügend Leute gibt, die diesen Unsinn glauben werden … Toni und Anna müssen herausbekommen: Wer will ihnen schaden? Ist es ihr Dauerfeind Ruppert Schwarzer?
Es war Vormittag. Die Hüttengäste waren zu ihren Wanderungen und Klettertouren aufgebrochen. Die erste Morgenarbeit nach dem Frühstück war erledigt. Toni und Anna gönnten sich eine Pause. Sie saßen mit dem alten Alois auf der Terrasse der Berghütte und tranken Kaffee. Alois konnte von seinem Platz den Weg durchs Geröllfeld besser überblicken. Er runzelte die Stirn und wechselte die Brille.
»Mei, Toni, da hab ich doch richtig gesehen. Ich dachte erst, ich habe Halluzinationen. Aber er ist es wirklich. Und er ist nicht allein!«
»Wer kommt?«
Toni und Anna drehten sich um. Jetzt verstanden sie. Graf Tassilo von Teuffen-Thurmann und seine Frau stiegen den Weg hinauf.
»Das ist ja der Tassilo mit seiner lieben Ottilie.«
Toni stand auf und ging ihnen entgegen.
»Wenn das nicht eine gelungene Überraschung ist! Willkommen!«
»Grüß Gott, Toni! Ich muss mich gleich hinsetzen. Mei, heute ist es richtig heiß!«
»Geht und setzt euch auf die Terrasse! Ich hole euch zwei schöne kalte Bier.«
Tassilo und Ottilie wehrten ab.
»Kein Bier, Toni, Quellwasser, bitte einen ganzen Krug voll!«, sagte Ottilie.
Sie begrüßten Anna und Alois. Kaum hatten sie Platz genommen, brachte Toni auch schon einen großen Krug mit frischem Quellwasser und zwei Gläser. Sie tranken das Wasser, als wären sie am Verdursten.
»Mei, das tut gut!«, seufzte Ottilie.
»Bei der Hitze ohne Proviant loszugehen, des ist leichtsinnig«, schimpfte der alte Alois.
»Hör auf zu schimpfen, Alois! Wir hatten Getränke mitgenommen. Aber auf dem Parkplatz der Oberländer Alm kamen Hilda und Wenzel gleich zum Auto. Da haben wir geredet. Wir hatten uns lange nimmer gesehen. Wie das so geht, über all dem Reden haben wir den Rucksack im Kofferraum vergessen. Wir haben es erst gemerkt, als wir schon die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten. Es war also ein Rechenexempel. Zurückgehen und den Rucksack holen, war genauso weit wie zur Hütte zu gehen. Außerdem hätten wir dann nochmals aufsteigen müssen«, erklärte Tassilo.
»Da hast du auch wiederum recht. Ich gebe euch für eure Wanderung Proviant mit«, sagte Toni. »Schön, dass ihr mal wieder wandern wollt.«
Tassilo schüttelte den Kopf. Er trocknete sich mit dem Taschentuch die Schweißtropfen von der Stirn.
»Also, ich will ehrlich sein. Wandern wollen wir nicht. Nach einigen schlaflosen Nächten haben Ottilie und ich beschlossen, euch zu besuchen. Warum, des könnt ihr euch denken.«
Anna senkte den Blick.
Tassilo sprach weiter: »Zwar leben wir nimmer in einer Monarchie, in der Adelsfamilien noch etwas zu sagen hätten, das wissen wir alle, aber ich fühle mich trotzdem verantwortlich für das Wohl und Wehe der Waldkogeler. Wenn etwas schwierig ist oder schwierig zu werden droht, dann ist mein Rat gefragt.«
»Des stimmt!«, sagte der alte Alois.
Toni und Anna nickten.
»Also«, Tassilo trank noch einen Schluck Wasser. »Ich will net um den heißen Brei herumreden, getratscht wird drunten in Waldkogel genug. Dort ist eine Epidemie ausgebrochen, die sich auf das Gehirn auswirkt. Die Urteilsfähigkeit scheint völlig verloren gegangen zu sein. Alle sind plötzlich deppert geworden und reden nur Unsinn. Trotzdem, nur der Form halber, frage ich dich, Anna, hast du etwas gemacht, was nicht korrekt ist? Hat Toni dir dabei geholfen, Schwarzgeld über die Berge in die Schweiz zu bringen?«
Toni wollte aufbrausen. Der Graf legte ihm die Hand auf den Unterarm.
»Ruhig Blut, Toni! Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Ich frage lediglich der Form halber.«
»Tassilo, ich kann es schon nimmer hören. Hört des dann nie auf? Wir haben nix Unrechtes getan. Wir haben kein Geld über die Grenze geschafft, weder für uns, noch für andere«, sagte Toni und legte beschützend den Arm um seine Anna.
»Etwas anderes haben meine Ottilie und ich auch gar nicht angenommen, Toni. Ein bisserl Menschenkenntnis habe ich schon.«
»Danke!«, sagte Anna leise.
»Wir dachten, wir besuchen euch und sagen euch, dass wir auf eurer Seite sind.«
»Deswegen seid ihr extra heraufgekommen?«, fragte Anna ungläubig nach.
»Ja!«, sagte Tassilo mit fester Stimme. »Ottilie und mir war es wichtig, es dir und Toni persönlich zu sagen.«
»Wie lieb von euch! Das ist Balsam für meine wunde Seele«, seufzte Anna.
Ottilie erzählte, dass sie es zuerst von der alten Zenzi erfahren hatte. Sie hatte es von Veronika Boller gehört.
»Tassilo wollte es zuerst nicht glauben, als ich es ihm erzählte. Er dachte, ich mache einen Scherz. Aber mit solchen Sachen scherzt man nicht. Dann ging er in die Küche und quetschte die alte Zenzi aus. Das war ihm immer noch nicht genug. Er fuhr zum Marktplatz und klingelte bei den Bollers. Der Laden war schon geschlossen. Veronika und Franz erzählten, was sie gehört hatten.«
Tassilo nickte nachdrücklich.
»Ja, so war es. Das war vorgestern Abend. Man kann über die Veronika Boller sagen, was man will. Sie hat ein loses Mundwerk und redet gern, aber das Gerede jetzt geht sogar ihr zu weit. Sie ist so etwas von ärgerlich, richtig sauer ist sie. Franz hat erzählt, Veronika habe Leute aus dem Laden geworfen, weil sie so über euch hergezogen sind. So wütend war sie. Ich soll Grüße ausrichten, wenn ich euch sehe. Und ich soll euch sagen, wenn ihr etwas braucht, müsst ihr nicht in den Laden kommen, ihr könnt anrufen. Der Franz bringt die Sachen dann rauf zur Oberländer Alm.«
Toni und Anna bedankten sich. Das war wirklich eine nette Geste.
»Dass die alte Zenzi vor Wut kocht, das könnt ihr euch vorstellen. Mei, ist die sauer! Wenn die ins Dorf will, zum Einkaufen, geht Ottilie jetzt immer mit, weil die Gefahr besteht, dass die Zenzi jedem, der über euch herzieht, mit ihrem Gehstock über den Schädel haut.«
Der alte Alois schlug sich auf den Schenkel und lachte laut.
»Ja, ja, die alte Zenzi, die hatte schon immer Temperament. Sie kann kämpfen. Also, wenn wir herausbekommen, auf wessen Mist diese Behauptung gewachsen ist, dann sollte man den Übeltäter der Zenzi ausliefern. Das schlage ich vor«, sagte Alois.
Tassilo grinste.
»Und jeden, der diese Sache nachplappert, ohne Hirn und Verstand, sollte sie auch verprügeln. Aber da müsste sie halb Waldkogel durchhauen.«
»Nur halb?«, fragte Toni. »Außer unseren engsten Freunden ist doch kaum jemand auf unserer Seite und hält zu uns.«
»Stopp!«, wehrte Tassilo ab. »Ganz so ist es nicht. Es sind schon ein paar mehr, die auf eurer Seite sind. Die Arnika und ihr Mann, der Sven, fragen jeden, der bei ihnen im Café Jakob einkehren oder was kaufen will, auf wessen Seite er steht. Hält er nicht zu euch, dann bekommt er nix, weder im Laden, noch draußen im Cafégarten. Ihr Onkel, der alte Jakob Selinger, der hält genauso zu euch. Wisst ihr des net? Es gärt in Waldkogel, wie es noch nie gegärt hat.«
»Wir gehen nimmer runter«, sagte Anna. »Wenn wir etwas brauchen, fahren wir nach Kirchwalden und kaufen dort ein. Tonis Eltern haben des Wirtshaus zugemacht und sind in München, bei Tonis Schwester.«
»Das kann ich sehr gut verstehen. Warum sollten sie den Saufbrüdern auch noch das Bier servieren, wenn sie nur über euch herziehen?«
Tassilo grinste.
»Dass bei deinen Eltern geschlossen ist, das wurmt so einige. Aber sie haben es sich selbst zuzuschreiben. Wie geht es Basti und Franzi? Pfarrer Zandler hat mir erzählt, dass sie in Kirchwalden im Internat der Ordensfrauen sind, bis die Sache vorbei ist.«
Anna traten die Tränen in die Augen.
»Es sind ja bald Ferien.