Das Geheimnis der schönen Susanna: Der kleine Fürst 175 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Wie öde!«, sagte Marie-Luise Falkner, die talentierte junge Köchin von Schloss Sternberg. Ihr Ausruf kam aus tiefster Seele. Die beiden Männer, die ihn hörten, saßen ihr gegenüber am großen Holztisch in der Schlossküche, in der sich um diese Uhrzeit außer ihnen niemand befand. Die Zuhörer waren Eberhard Hagedorn, der schon seit Jahrzehnten Butler im Schloss war und es in dieser Zeit geschafft hatte, zu einer lebenden Legende zu werden, und sein Auszubildender, der erst neunzehnjährige Jannik Weber.
»Es war so schön in der letzten Zeit«, setzte Marie-Luise mit düsterem Gesichtsausdruck hinzu. »Und jetzt reist die Gräfin mit Herrn von Thakhen ab, Herr von Hasselfeld kehrt nach China zurück, um dort seine Sachen zu regeln und sich nach einem neuen Wirkungskreis umzusehen, Frau von Bolanden wird für ihre Prüfungen lernen müssen und auch keine Zeit mehr haben, uns hier zu besuchen – und so kann ich wieder einmal nur für die Familie kochen.«
Eberhard Hagedorn setzte ein strenges Gesicht auf, das seine lächelnden Augen freilich Lügen straften. »Ich habe es Ihnen schon öfter gesagt, Marie, dass das die eigentliche Herausforderung für eine Kochkünstlerin ist: Die Familie jeden Tag mit einer Ihrer wunderbaren Kreationen zu überraschen. Kochen für Gäste ist die Ausnahme, da laufen Sie ohnehin zu Höchstform auf. Aber jeden Tag etwas Außergewöhnliches auf die Teller zu zaubern, das ist die wahre Kunst.«
Jannik, erst seit einigen Monaten im Schloss, und noch immer ein wenig schüchtern, blickte schweigend von einem zum andern. Er bewunderte sowohl Herrn Hagedorn als auch Marie-Luise, für die er heimlich
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Das Geheimnis der schönen Susanna - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 175–
Das Geheimnis der schönen Susanna
Eine dreiste Lüge bedroht ihr Schicksal
Viola Maybach
»Wie öde!«, sagte Marie-Luise Falkner, die talentierte junge Köchin von Schloss Sternberg. Ihr Ausruf kam aus tiefster Seele. Die beiden Männer, die ihn hörten, saßen ihr gegenüber am großen Holztisch in der Schlossküche, in der sich um diese Uhrzeit außer ihnen niemand befand. Die Zuhörer waren Eberhard Hagedorn, der schon seit Jahrzehnten Butler im Schloss war und es in dieser Zeit geschafft hatte, zu einer lebenden Legende zu werden, und sein Auszubildender, der erst neunzehnjährige Jannik Weber.
»Es war so schön in der letzten Zeit«, setzte Marie-Luise mit düsterem Gesichtsausdruck hinzu. »Und jetzt reist die Gräfin mit Herrn von Thakhen ab, Herr von Hasselfeld kehrt nach China zurück, um dort seine Sachen zu regeln und sich nach einem neuen Wirkungskreis umzusehen, Frau von Bolanden wird für ihre Prüfungen lernen müssen und auch keine Zeit mehr haben, uns hier zu besuchen – und so kann ich wieder einmal nur für die Familie kochen.«
Eberhard Hagedorn setzte ein strenges Gesicht auf, das seine lächelnden Augen freilich Lügen straften. »Ich habe es Ihnen schon öfter gesagt, Marie, dass das die eigentliche Herausforderung für eine Kochkünstlerin ist: Die Familie jeden Tag mit einer Ihrer wunderbaren Kreationen zu überraschen. Kochen für Gäste ist die Ausnahme, da laufen Sie ohnehin zu Höchstform auf. Aber jeden Tag etwas Außergewöhnliches auf die Teller zu zaubern, das ist die wahre Kunst.«
Jannik, erst seit einigen Monaten im Schloss, und noch immer ein wenig schüchtern, blickte schweigend von einem zum andern. Er bewunderte sowohl Herrn Hagedorn als auch Marie-Luise, für die er heimlich schwärmte. Beide hatten ihm den Einstieg in seine Arbeit sehr erleichtert, dafür würde er ihnen immer dankbar sein.
»Ich weiß, dass Sie das so sehen, Herr Hagedorn.« Marie-Luise schob sich ungeduldig eine dunkle Locke aus der Stirn. »Aber eine Köchin will möglichst viele, anspruchsvolle Gäste glücklich machen, und dazu hatte ich in letzter Zeit ausreichend Gelegenheit. Wer weiß, wann wir wieder einmal so viel Leben hier im Schloss haben werden wie in den letzten Wochen.«
»Es war nicht nur Zuckerschlecken«, erinnerte der alte Butler sie mit mildem Lächeln. »Als die Gräfin kam, war die Stimmung oft schlecht, denn sie hatte fast täglich Streit mit der Baronin. Das werden Sie doch nicht vergessen haben?«
»Nein«, gab Marie-Luise zu, »aber allzu viel haben wir hier in der Küche davon nicht mitbekommen.« Ihr Gesicht hellte sich auf. »Aber war es nicht toll, wie sich die Geschichte entwickelt hat? Man könnte doch sagen, dass jetzt alle glücklich sind.«
»Fast«, sagte Jannik und schaltete sich damit zum ersten Mal in das Gespräch ein. »Frau von Bolanden muss ja hier noch ihre Prüfungen machen, darüber ist sie bestimmt nicht glücklich. Lieber wäre sie mit ihrer Mutter und ihrem Verlobten nach Peru gereist, glaube ich.«
»Sie reist ja bald hinterher, Jannik. Dann ist sie auch glücklich.«
Eberhard Hagedorn war froh, dass Marie-Luise ihren Kummer über die Abreise der Gäste vergessen zu haben schien.
In der Tat: In den letzten Monaten war es auf Sternberg lebhaft zugegangen. Angelika Gräfin Maritz, als Archäologin weltbekannt, war zu Besuch gekommen, um in Deutschland an der Aufklärung eines skandalösen Betrugsfalles in ihrem Arbeitsbereich mitzuwirken. Angelika hatte sich schon als Kind nicht mit ihrer Schwester vertragen, der heutigen Baronin Sofia von Kant, die mit ihrer Familie seit Langem auf Schloss Sternberg lebte. Es hatte heftige Auseinandersetzungen zwischen den Schwestern gegeben, denn Angelika, die es gewohnt war, überall den Ton anzugeben, hatte sich rücksichtslos, egoistisch und so herrisch verhalten, als hätte sie auch auf Sternberg das Sagen.
Doch die Geschichte hatte eine unerwartete Wendung genommen. Eine junge Frau war aufgetaucht, Isabella von Bolanden, von der sich herausgestellt hatte, dass sie Angelikas Tochter war, die sie im Alter von siebzehn Jahren heimlich zur Welt gebracht und bald darauf zur Adoption freigegeben hatte. Für Angelika war das eine furchtbare Zeit gewesen, von der Sofia nicht einmal etwas geahnt hatte, denn sie war damals erst zwölf Jahre alt gewesen. Plötzlich sah sie ihre Schwester in einem völlig neuen Licht, und Angelika konnte endlich auch ihre weichen und liebenswürdigen Seiten zeigen.
Isabella war als neues Mitglied der Familie herzlich aufgenommen worden, und das war noch nicht das Ende der erfreulichen Entwicklungen gewesen: Auch Isabellas Vater, Angelikas damaliger Freund, der schüchterne Clemens von Hasselfeld, war unerwartet wieder aufgetaucht, nachdem er seinerzeit von seinen Eltern nach China ›verbannt‹ worden war, damit er keine weiteren ›Dummheiten‹ machte.
Das Paar, das in sehr jungen Jahren gewaltsam getrennt worden war, hatte sich neu gefunden. Gräfin Angelika und Clemens von Hasselfeld würden heiraten, und auch Isabella war verliebt, in Ulrich von Thakhen, den neuen Assistenten ihrer Mutter.
Ja, dachte Eberhard Hagedorn, das Glück hatte wieder Einzug auf Sternberg gehalten, endlich. Denn das Jahr zuvor war furchtbar gewesen, eine einzige Kette von Unglücken, von denen das schlimmste ohne Zweifel der Hubschrauberabsturz gewesen war, der Fürstin Elisabeth und Fürst Leopold von Sternberg das Leben gekostet hatte.
Seitdem lebte ihr fünfzehnjähriger Sohn Christian, einziger Sohn des Paars, in der Familie seiner Tante Sofia, zu der außer ihrem Mann, Baron Friedrich, noch die beiden Kinder Anna und Konrad gehörten, dreizehn und sechzehn Jahre alt. Die Teenager waren ohnehin wie Geschwister aufgewachsen, der Zusammenhalt der Familie half Christian, an diesem schweren Verlust, der ihn so früh getroffen hatte, nicht zu verzweifeln. Auch Sofia, die sich zwar mit ihrer älteren Schwester Angelika früher nicht verstanden hatte, dafür aber umso enger mit Elisabeth verbunden gewesen war, trauerte noch immer heftig, fand aber Trost darin, dass sie Elisabeths Sohn aufwachsen sehen konnte und wusste, ihn im Sinne ihrer Schwester zu erziehen.
Eberhard Hagedorn erhob sich. »Die Herrschaften werden bald aufbrechen«, sagte er. »Wir sollten bereit sein, Jannik.«
Die Gräfin und Ulrich von Thakhen würden mittags von Stuttgart aus Richtung Peru fliegen, wo Angelikas Team seit ihrer Abreise nach Deutschland allein weiter gearbeitet hatte, während Clemens von Hasselfeld zwei Stunden später in ein Flugzeug nach China steigen würde. Per Wiedemann, der Sternberger Chauffeur, stand bereit, um die Herrschaften mit der Limousine zu fahren, Isabella und die Baronin würden sie begleiten.
Die Teenager waren um diese Zeit in der Schule, sie hatten sich bereits am Abend zuvor verabschiedet, Baron Friedrich musste sich um einen wichtigen Kunden des Sternberger Gestüts kümmern und konnte deshalb nicht mit nach Stuttgart fahren.
Eberhard Hagedorn und Jannik sorgten dafür, dass das Gepäck der Reisenden verladen wurde, sobald Per Wiedemann die Limousine vor das Hauptportal gefahren hatte. Sie hielten sich diskret im Hintergrund, als Baron Friedrich sich von den Gästen verabschiedete, aber weder die Gräfin noch Clemens von Hasselfeld und Ulrich von Thakhen ließen es sich nehmen, sich auch von ihnen mit Handschlag zu verabschieden.
»Und grüßen Sie bitte Frau Falkner von mir, Herr Hagedorn«, bat Angelika. »Nie zuvor habe ich so gut gegessen wie hier auf Sternberg.«
»Ich richte