Rettung in letzter Sekunde: Der kleine Fürst 154 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Im blauen Salon von Schloss Sternberg war es sehr still, nachdem Baron Friedrich von Kant den Brief vorgelesen hatte, den er in der Hand hielt. Geschrieben worden war er von Eberhard Hagedorn, der schon seit vielen Jahren als Butler seinen Dienst im Schloss versah. Oder musste man sagen versehen hatte? Eberhard Hagedorn war nämlich entführt worden, die Entführer verlangten fünf Millionen Euro für seine Freilassung. Zweimal war eine Übergabe des Geldes gescheitert, nun ging es um den dritten Versuch, unter anderem. Es ging aber auch um das Befinden des alten Butlers, sofern es sich aus seinem Schreiben herauslesen ließ. Die Familie war sich einig in der Einschätzung, dass man ihm vermutlich vorgegeben hatte, was er schreiben sollte.
Außer dem Baron waren noch seine Frau, Baronin Sofia, und ihre drei Kinder Anna, Konrad und Christian anwesend, wobei Christian eigentlich Sofias Neffe war, der Sohn ihrer Schwester Elisabeth. Doch Elisabeth, Fürstin von Sternberg, und ihr Mann, Fürst Leopold, waren im vergangenen Jahr bei einem furchtbaren Hubschrauberunglück ums Leben gekommen. Der fünfzehnjährige Prinz Christian von Sternberg, der bei den Leuten in der Umgebung nur ›der kleine Fürst‹ hieß, war vom Ostflügel des Schlosses zu den Kants in den Westflügel gezogen, und seitdem hatten sie eben drei Kinder. Sie versuchten Christian, so gut es ihnen möglich war, die Eltern zu ersetzen, aber er war trotzdem ernster geworden als andere Jungen seines Alters, und es gab Tage, an denen seine Trauer übermächtig wurde. Doch die Familie fing ihn auf, allein und verlassen musste er sich nicht
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Buchvorschau
Rettung in letzter Sekunde - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 154–
Rettung in letzter Sekunde
… und dann fand Carla die wahre Liebe
Viola Maybach
Im blauen Salon von Schloss Sternberg war es sehr still, nachdem Baron Friedrich von Kant den Brief vorgelesen hatte, den er in der Hand hielt. Geschrieben worden war er von Eberhard Hagedorn, der schon seit vielen Jahren als Butler seinen Dienst im Schloss versah. Oder musste man sagen versehen hatte? Eberhard Hagedorn war nämlich entführt worden, die Entführer verlangten fünf Millionen Euro für seine Freilassung. Zweimal war eine Übergabe des Geldes gescheitert, nun ging es um den dritten Versuch, unter anderem. Es ging aber auch um das Befinden des alten Butlers, sofern es sich aus seinem Schreiben herauslesen ließ. Die Familie war sich einig in der Einschätzung, dass man ihm vermutlich vorgegeben hatte, was er schreiben sollte.
Außer dem Baron waren noch seine Frau, Baronin Sofia, und ihre drei Kinder Anna, Konrad und Christian anwesend, wobei Christian eigentlich Sofias Neffe war, der Sohn ihrer Schwester Elisabeth. Doch Elisabeth, Fürstin von Sternberg, und ihr Mann, Fürst Leopold, waren im vergangenen Jahr bei einem furchtbaren Hubschrauberunglück ums Leben gekommen. Der fünfzehnjährige Prinz Christian von Sternberg, der bei den Leuten in der Umgebung nur ›der kleine Fürst‹ hieß, war vom Ostflügel des Schlosses zu den Kants in den Westflügel gezogen, und seitdem hatten sie eben drei Kinder. Sie versuchten Christian, so gut es ihnen möglich war, die Eltern zu ersetzen, aber er war trotzdem ernster geworden als andere Jungen seines Alters, und es gab Tage, an denen seine Trauer übermächtig wurde. Doch die Familie fing ihn auf, allein und verlassen musste er sich nicht fühlen. Sie alle vermissten Elisabeth und Leopold und trauerten den Zeiten nach, in denen sie glücklich im Schloss zusammengelebt hatten, aber sie versuchten, das Unabänderliche zu akzeptieren und sich wieder dem Leben zuzuwenden.
Außer der Familie war Kriminalrat Volkmar Overbeck mit einem seiner jungen Beamten anwesend, mit Arndt Stöver. Die beiden waren sofort gekommen, nachdem der Baron ihnen von einem Brief mit der Handschrift Eberhard Hagedorns berichtet hatte.
»Kannst du den Brief noch mal vorlesen, Papa?«, bat Anna. »Irgendwas ist da komisch. Und dass du das Geld in Saarbrücken am St. Johanner Markt abstellen sollst, ist auch komisch. Da sind doch bestimmt ganz viele Leute. Ich versteh das nicht. Wieso suchen die sich so einen Platz aus, wo sie ganz leicht beobachtet werden können? Vielleicht ist das eine Falle.«
Die Augen des Kriminalrats leuchteten bei Annas Anmerkungen interessiert auf, aber er stellte noch keine Frage. Er nickte nur zustimmend, und da auch die anderen den Inhalt des Briefs gern noch einmal hören wollten, räusperte sich der Baron und las mit belegter Stimme ein weiteres Mal vor, was Eberhard Hagedorn geschrieben hatte: »Lieber Herr Baron, man hat mich gebeten, Ihnen Zeitpunkt und Ort für die Geldübergabe zu nennen, was ich hiermit tue: Die Übergabe soll in Saarbrücken stattfinden, und zwar am Mittwoch um zweiundzwanzig Uhr am St. Johanner Markt. Packen Sie das Geld in einen blauen Rucksack …«
Es folgte eine genaue Anweisung, das Geld an einer bestimmten Bank abzustellen, auf die sich Baron Friedrich setzen sollte, um präzise zwei Minuten später, ohne den Rucksack, den Platz zügig wieder zu verlassen.
»Mir geht es so weit gut«, fuhr Eberhard Hagedorn fort. »Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Ich bedauere es sehr, dass Sie meinetwegen nun noch mehr Kummer haben. Bitte grüßen Sie alle herzlich von mir, vor allem den kleinen Fürsten.«
»Das ist es!«, platzte Anna heraus.
Konrad kam ihr sofort zu Hilfe. »Genau. Das hätte er niemals geschrieben.«
»Was genau?«, erkundigte sich der Kriminalrat.
»Na, ›der kleine Fürst‹. Nie im Leben, das passt nicht zu Herrn Hagedorn. Das sagen vielleicht die Leute unten im Ort oder andere, die uns nicht so gut kennen – aber Herr Hagedorn? Nein. Niemals. Und schreiben würde er es schon gleich gar nicht.«
Christian trug den Beinamen ›der kleine Fürst‹ schon, seit er zwei oder drei Jahre alt gewesen war. Sein Vater, Fürst Leopold, war so stolz auf seinen Sohn gewesen, dass er ihn schon ganz früh mit auf seine Reisen genommen hatte. Bald waren die Leute dazu übergegangen, sie ›der große und der kleine Fürst‹ zu nennen.
»Außerdem«, sagte die Baronin nachdenklich, »ist es seltsam, dass er Christian so hervorhebt. Er lässt uns alle grüßen, aber Christian besonders. Warum?«
»Darf ich den Brief noch einmal sehen, Frau von Kant?«
»Ja, natürlich, bitte sehr.«
Der Kriminalrat studierte die Zeilen mit gerunzelter Stirn. »Ich sehe vielleicht Gespenster, aber es kommt mir so vor, als hätte er bei dem Wort ›kleinen‹ die ersten beiden Buchstaben dicker geschrieben als die anderen.«
Nun ging der Brief reihum, jeder betrachtete die Wörter ›den kleinen Fürsten‹ eingehend. »Das stimmt«, sagte Christian. »Das ›kl‹ ist dicker geschrieben. Was könnte das bedeuten?«
»Seid ihr sicher?«, fragte der Baron. »Also, ich kann da kaum einen Unterschied erkennen, muss ich sagen.«
»Ach, Papa!«, rief Anna. »Wenn Herr Hagedorn es so deutlich gemacht hätte, dass es jeder auf den ersten Blick erkennt, hätten es auch die Entführer gesehen. Ist doch klar, dass er vorsichtig sein musste.«
»Aber was soll es bedeuten?«, fragte die Baronin. »Haben Sie eine Idee, Herr Overbeck?«
Der Kriminalrat wich der Beantwortung der Frage elegant mit einer Gegenfrage aus: »Kommt Ihnen an Herrn Hagedorns Brief sonst noch etwas merkwürdig vor?«
»Ja!«, antwortete Anna mit großer Entschiedenheit. »Wieso schreibt Herr Hagedorn nur an Papa und nicht auch an Mama?«
»Und er hätte, glaube ich, nicht ›lieber Herr Baron‹ geschrieben«, warf Konrad ein.
»Sondern?«, fragte der Kriminalrat.
»Sehr geehrter Herr Baron.«
Christian nickte. »Das stimmt. Herr Hagedorn würde sich eine vertrauliche Anrede niemals herausnehmen, er hätte das als anbiedernd empfunden.«
»Mhm«, machte der Kriminalrat und wechselte einen kurzen Blick mit seinem jungen Kollegen. Arndt Stöver hielt sich zurück, aber er verfolgte das Gespräch mit großer Aufmerksamkeit. Die Bemerkungen der Schlossbewohner waren überaus wichtig für die Arbeit der Polizei.
»Denken Sie denn, dass die Schrift echt ist?«, fragte Volkmar Overbeck.
»Auf jeden Fall«, sagten Anna und Christian wie aus einem Munde. Die anderen schlossen sich an.
»Wir werden das natürlich noch überprüfen lassen. Die Frage ist, haben die Entführer Herrn Hagedorn jedes Wort, das er schreiben sollte, vorgeschrieben, oder hatte er gewisse Freiheiten? Wenn er die nämlich hatte, dann kann er durchaus versucht haben, uns ein paar Hinweise zu geben.«
»Sie haben ihm bestimmt nicht vorgeschrieben, wie er mich anreden soll«, sagte der Baron nachdenklich. »Und die Grüße an den ›kleinen Fürsten‹? Wahrscheinlich wissen sie doch nicht einmal, dass Christian so genannt wird. Nein, ich denke, meine Tochter hat Recht: Herr Hagedorn hat uns etwas sagen wollen.«
Friedrich war aufgestanden und wanderte nun mit auf dem Rücken verschränkten Händen im Salon auf und ab. Baron Friedrich war ein großer, schlanker Mann