Etwas fehlte in ihrem Leben: Dr. Laurin 139 – Arztroman
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Leon, hörst du mir überhaupt zu?«, fragte Antonia Laurin mit einem nachsichtigen Lächeln.
Er zuckte leicht zusammen. »Verzeih, ich …, ich habe gerade etwas überlegt. Was hast du gesagt?«
»Dass der alte Zwicker tatsächlich geheiratet hat. Sagtest du nicht, dass er nicht mehr lange zu leben hat?«
»Er ist vierundachtzig und leidet an einer Leberzirrhose im Endstadium. Es ist ein Wunder, dass er überhaupt so alt geworden ist.«
»Und das habt ihr ihm gesagt?«
»Eckart hat es ihm sicher schonend beigebracht, aber man kann sagen, dass Zwicker hart im Nehmen ist.«
»Und er ist reich.«
Leon Laurin warf seiner Frau einen schrägen Blick zu. »Hat er etwa seine Pflegerin geheiratet?«
»Du sagst es. Nun, sie hat ausgesorgt.«
»Sie ist eigentlich eine ganz nette Frau, aber sie muss es schon sehr geschickt angefangen haben, diesen alten Brummbär aufs Standesamt zu schleppen.«
»Und dabei kennen sie sich doch noch gar nicht so lange.«
»Sie hat auch schon vor zwei Jahren seine Frau gepflegt. Uns geht es doch nichts an, mein Schatz. Uns hätte er bestimmt nichts vermacht«, scherzte Leon.
»Aber er hat zwei Kinder, daran denke ich.«
»Die sich nie um ihn gekümmert haben.«
»Ich bin gespannt, wie sie es hinnehmen, wenn er seiner Frau alles vererbt. Marianne Gries kann doch höchstens vierzig sein.«
»Das kann hinkommen, aber wenn er sie geheiratet hat, heißt sie jetzt Zwicker, stimmt's?«
»Ja, es stimmt. Erinnerst du dich noch an Valerie Dorn, Antonia?«
»Hieß nicht mal eine Freundin von dir so? An Valerie kann ich mich erinnern. Bei den Nachnamen hapert es. Es gab damals auch noch eine Isa, eine Anette, und so
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Chefarzt Dr. Norden
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Etwas fehlte in ihrem Leben - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 139 –
Etwas fehlte in ihrem Leben
Valerie hütet sorgsam ein trauriges Geheimnis
Patricia Vandenberg
»Leon, hörst du mir überhaupt zu?«, fragte Antonia Laurin mit einem nachsichtigen Lächeln.
Er zuckte leicht zusammen. »Verzeih, ich …, ich habe gerade etwas überlegt. Was hast du gesagt?«
»Dass der alte Zwicker tatsächlich geheiratet hat. Sagtest du nicht, dass er nicht mehr lange zu leben hat?«
»Er ist vierundachtzig und leidet an einer Leberzirrhose im Endstadium. Es ist ein Wunder, dass er überhaupt so alt geworden ist.«
»Und das habt ihr ihm gesagt?«
»Eckart hat es ihm sicher schonend beigebracht, aber man kann sagen, dass Zwicker hart im Nehmen ist.«
»Und er ist reich.«
Leon Laurin warf seiner Frau einen schrägen Blick zu. »Hat er etwa seine Pflegerin geheiratet?«
»Du sagst es. Nun, sie hat ausgesorgt.«
»Sie ist eigentlich eine ganz nette Frau, aber sie muss es schon sehr geschickt angefangen haben, diesen alten Brummbär aufs Standesamt zu schleppen.«
»Und dabei kennen sie sich doch noch gar nicht so lange.«
»Sie hat auch schon vor zwei Jahren seine Frau gepflegt. Uns geht es doch nichts an, mein Schatz. Uns hätte er bestimmt nichts vermacht«, scherzte Leon.
»Aber er hat zwei Kinder, daran denke ich.«
»Die sich nie um ihn gekümmert haben.«
»Ich bin gespannt, wie sie es hinnehmen, wenn er seiner Frau alles vererbt. Marianne Gries kann doch höchstens vierzig sein.«
»Das kann hinkommen, aber wenn er sie geheiratet hat, heißt sie jetzt Zwicker, stimmt’s?«
»Ja, es stimmt. Erinnerst du dich noch an Valerie Dorn, Antonia?«
»Hieß nicht mal eine Freundin von dir so? An Valerie kann ich mich erinnern. Bei den Nachnamen hapert es. Es gab damals auch noch eine Isa, eine Anette, und so weiter. Blonde, schwarz-, braun- und rothaarige Damen wechselten sich ab. Valerie war rotblond, wenn ich mich recht erinnere.«
»Jetzt hör aber auf, du tust gerade so, als hätte ich einen Harem gehabt.«
»Na ja, es ist eine Weile her, aber ich gebe zu, dass ich manchmal wütend war.«
»Hättest du es mir gezeigt, wären wir viel früher zusammengekommen, aber das Einzige, was Frau Dr. Kayser mir zeigte, war ihre kalte Schulter.«
»Was ist mit Valerie Dorn?«, lenkte Antonia ab.
»Sie hat sich für morgen einen Termin bei mir geben lassen. Sie heißt jetzt Reckling. Sie wollte mich dringend sprechen, aber ich war im OP.«
»Frau Staller?«, fragte Antonia.
Er nickte. Seine Miene war ernst.
»Deine Befürchtung hat sich also bewahrheitet«, sagte Antonia.
»Ich muss noch den histologischen Befund abwarten, aber es sieht nicht gut aus. Sie ist ein so lieber Mensch.«
Antonia wusste nur zu gut, wie mitfühlend Leon war. Besonders dann, wenn es um eine Patientin ging, die er schon viele Jahre kannte.
»Wenn sie nur gleich zu mir gekommen wäre«, sagte er.
»Sie war ein paar Jahre in Südtirol, wenn ich richtig informiert bin«, meinte Antonia.
»Genau, und sie sagt auch, dass sie keinerlei Schmerzen hatte.«
»Und warum ist sie jetzt zurückgekommen?«
»In der Ehe stimmt es nicht mehr. Ihr Mann hat wohl eine andere. Sie spricht sich nicht aus. Sie leidet stumm.«
»Und ihre Kinder?«
»So rosig scheint es da auch nicht zu sein. Vielleicht bringt Marie mehr aus ihr heraus. Wir müssen sie jetzt psychisch aufrichten.«
Er schwieg nachdenklich, und Antonia störte ihn nicht. Sie las in einem Journal.
Plötzlich stieß sie einen kleinen Schrei aus.
»Was hast du denn jetzt?«, fragte Leon erschrocken.
»Sagtest du nicht Reckling? Valerie Reckling?«, rief Antonia aus.
»Ja, sie soll jetzt Reckling heißen. Moni hat es gesagt und notiert.«
»Dann hör mal zu. Valerie Reckling, die Mitbesitzerin und Managerin des Valre-Kosmetik-Konzerns, hält sich zurzeit in München auf. Es wird vermutet, dass die Firmengruppe erweitert werden soll.
Da hast du auch ihr Foto, mein Schatz. Wenn es neu ist, sieht sie besser aus als früher.«
Er betrachtete das Foto nachdenklich.
»Es ist über zwanzig Jahre her. Sie muss doch mindestens vierzig sein. Damals sah sie älter aus, als sie war, eine flotte Biene, würde Konstantin sagen. Sie wusste genau, was sie wollte.«
»Wollte sie dich?«, fragte Antonia anzüglich.
»Ich wäre ihr bestimmt nicht reich genug gewesen. Es war nicht mal ein Flirt, wenn du es mir auch nicht glaubst. Vielleicht ist es mein Verdienst, dass sie lebt und so erfolgreich werden konnte, ohne mir einen Lorbeerkranz umhängen zu wollen.«
»War sie krank?«, fragte Antonia bestürzt.
»Sie war drogengefährdet. O ja, ich erinnere mich ziemlich gut an sie. Wir reden darüber weiter, wenn ich sie gesprochen habe.«
»Sei wachsam und gegen jede Verführung gefeit, sonst lernt Valerie mich kennen«, scherzte Antonia.
Leon schwelgte wieder in Erinnerungen, und manches kam ihm in den Sinn, was jetzt keine Bedeutung mehr zu haben schien, wie an jenem Tag, als er Valerie sagte, dass sie schwanger sei.
Antonia äußerte sich nicht mehr. Sie war eine kluge Frau und wusste, dass sie ihrem Mann vertrauen konnte. Morgen würde Valerie zu ihm kommen, und abends würde er von ihr erzählen.
Antonia hatte mit diplomatischem Geschick schon mehrere von Leons früheren »Freundinnen« eingeladen, wenn sie sich in Erinnerung bringen wollten, und wenn Leon darüber auch alles andere als erfreut gewesen war, so hatte er doch immer klare Grenzen gesetzt.
Kaja kam jetzt von der Jazz-Gymnastik nach Hause, für die sie sich neuerdings begeistert zeigte. Aber sie machte keinen frohen Eindruck.
»Ich muss mit euch reden«, sagte sie überstürzt.
»Ist was passiert?«, fragte Antonia.
»Mir nicht. Katja ist einfach umgefallen. Es war überhaupt nicht anstrengend, und sie plumpste um.«
»Habt ihr einen Arzt gerufen?«, fragte Leon.
»Ich wollte euch anrufen, aber da kam sie wieder zu sich und sagte, dass das nicht nötig wäre. Ich bin mit ihr ins Café gegangen und habe mit ihr geredet.« Sie machte eine Pause. »Ihr versprecht mir, dass ihr es für euch behaltet, ja?«
»Natürlich, aber erst musst du sagen, worum es geht.«
»Katja fürchtet, dass sie schwanger ist.«
»Soll schon mal vorkommen«, murmelte Leon.
»Euch würde es auch nicht gefallen, wenn es mir passieren würde«, sagte Kaja. »Katjas Mutter hat ganz verstaubte Ansichten. Sie macht Katja zur Schnecke, wenn sie es erfährt.«
»Katja ist doch älter als du«, sagte Antonia. »Hat sie einen festen Freund?«
»Über den Mann hat sie nichts gesagt. Ich habe ihr zugeredet, dass sie dich mal aufsucht, Papi. Vielleicht stimmt es gar nicht. Man ist doch nicht gleich schwanger, wenn man ab und zu mal ohnmächtig wird.«
»Passiert ihr das öfter?«
»Sie sagt, dass es ihr in letzter Zeit mehrmals passiert ist.«
»Sie kann gern zu mir kommen, aber du kannst sie nicht zwingen, Kaja.«
»Von sich aus würde sie nie zu einem Gynäkologen gehen. Sie hat auch altmodische Ansichten. Deshalb kann ich auch gar nicht glauben, dass sie schwanger ist.«
»Das passiert besonders häufig Mädchen, die nicht aufgeklärt sind und keine Verhütungsmittel nehmen, weil sie nicht wagen, sich welche zu besorgen.«
»Eigentlich weiß doch jeder Bescheid«, meinte Kaja. »Ich finde, dass die Mädchen vorsichtiger geworden sind. Es gab eine Zeit, da fanden sie es toll, über diverse Erlebnisse zu reden. Jetzt reden sie über Grundsätze.«
Leon warf Antonia einen Seitenblick zu, und ein verschmitzter Ausdruck war in seinen Augen.
»Welche weisen Erkenntnisse unsere Kaja schon hat«, sagte er.
»Mit euch kann man doch reden, aber ihr ahnt sicher gar nicht, wie verklemmt manche Eltern sind. Als ob sie nie jung gewesen wären.«
»Die Erfahrung