Dr. Laurin 118 – Arztroman: Was ist die Wahrheit - was der Traum?
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Dr. Laurin legte den Hörer auf und ließ den Blick zum Fenster hinausschweifen. Der Anruf stimmte ihn nachdenklich.
Was wollte Felix Valerian eigentlich von ihm? Warum hatte er es nicht gleich am Telefon gesagt?
Ein Geräusch rief den Chef der Prof.-Kayser-Klinik in die Gegenwart zurück.
Moni Hillenberg war eingetreten.
»Entschuldigen Sie, dass ich störe, Chef, aber Frau Satorius ist wieder da. Ich wollte es am Telefon nicht sagen, sondern erst hören, ob Sie sie empfangen wollen. Ich finde leichter eine Ausrede, wenn ich in Ihrem Sinne handele.«
Er seufzte.
»Sie kommt zwar ungelegen, aber vielleicht bleiben wir dann mal ein paar Wochen verschont, wenn ich mir anhöre, was sie auf dem Herzen hat.«
Moni machte sich ihre eigenen Gedanken, die sie aber lieber für sich behielt. Vanessa Satorius war nicht irgendwer, sondern eine berühmte Sängerin – und dazu eine außergewöhnlich schöne Frau.
»Wie viel Zeit wollen Sie ihr widmen, Chef?«, fragte Moni zögernd.
Er lächelte hintergründig.
»Sie können Schwester Marie Bescheid sagen, dass sie in zehn Minuten hereinschaut. Und Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen, dass ich mich vernaschen lasse.«
Moni musste lächeln.
»Es muss ja auffallen, wie oft sie kommt«, sagte sie leicht errötend, »und wir wissen auch, dass Sie oft angehimmelt werden. Aber nichts für ungut.«
»Ich bin ja dankbar, dass ihr so um mein Seelenheil besorgt seid«, scherzte er. »Also herein mit der Dame.«
Dr. Laurin kannte Vanessa bereits seit sechs Jahren. Sie hatte in der Prof.-Kayser-Klinik ihren Sohn zur Welt gebracht, und das war schon aufregend genug gewesen.
Sie war eine Primadonna und gewöhnt, dass sich alles um sie drehte.
Sie
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Dr. Laurin 118 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 118 –
Was ist die Wahrheit - was der Traum?
Patricia Vandenberg
Dr. Laurin legte den Hörer auf und ließ den Blick zum Fenster hinausschweifen. Der Anruf stimmte ihn nachdenklich.
Was wollte Felix Valerian eigentlich von ihm? Warum hatte er es nicht gleich am Telefon gesagt?
Ein Geräusch rief den Chef der Prof.-Kayser-Klinik in die Gegenwart zurück.
Moni Hillenberg war eingetreten.
»Entschuldigen Sie, dass ich störe, Chef, aber Frau Satorius ist wieder da. Ich wollte es am Telefon nicht sagen, sondern erst hören, ob Sie sie empfangen wollen. Ich finde leichter eine Ausrede, wenn ich in Ihrem Sinne handele.«
Er seufzte.
»Sie kommt zwar ungelegen, aber vielleicht bleiben wir dann mal ein paar Wochen verschont, wenn ich mir anhöre, was sie auf dem Herzen hat.«
Moni machte sich ihre eigenen Gedanken, die sie aber lieber für sich behielt. Vanessa Satorius war nicht irgendwer, sondern eine berühmte Sängerin – und dazu eine außergewöhnlich schöne Frau.
»Wie viel Zeit wollen Sie ihr widmen, Chef?«, fragte Moni zögernd.
Er lächelte hintergründig.
»Sie können Schwester Marie Bescheid sagen, dass sie in zehn Minuten hereinschaut. Und Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen, dass ich mich vernaschen lasse.«
Moni musste lächeln.
»Es muss ja auffallen, wie oft sie kommt«, sagte sie leicht errötend, »und wir wissen auch, dass Sie oft angehimmelt werden. Aber nichts für ungut.«
»Ich bin ja dankbar, dass ihr so um mein Seelenheil besorgt seid«, scherzte er. »Also herein mit der Dame.«
Dr. Laurin kannte Vanessa bereits seit sechs Jahren. Sie hatte in der Prof.-Kayser-Klinik ihren Sohn zur Welt gebracht, und das war schon aufregend genug gewesen.
Sie war eine Primadonna und gewöhnt, dass sich alles um sie drehte.
Sie war mit dem Industriellen Rolf Conradin verheiratet, aber schon damals hatte Dr. Laurin das Gefühl gehabt, dass es mit der Liebe in dieser Ehe nicht weither war.
Freilich spürte er, wenn Frauen ihn mochten, aber er hatte seine eigene Art, diplomatisch darüber hinwegzugehen. Vanessa hatte er diesbezüglich überhaupt nicht ernst genommen, weil sie nicht nur Sängerin, sondern auch eine Schauspielerin von Format war und es zu ihrem Beruf gehörte, die große Liebhaberin zu spielen, die angebetet wurde.
Er begrüßte sie höflich, konnte es aber nicht verhindern, dass sie ihn wie üblich überschwänglich auf beide Wangen küsste.
»Wenn das meine Frau sehen würde«, versuchte er sie scherzend in die Schranken zu weisen.
»Ist sie denn immer noch eifersüchtig? Liebe Güte, Sie sind doch schon so lange verheiratet, dass die Ehe langweilig sein müsste.«
Es war das erste Mal, dass sie einen so gezielten Vorstoß machte, und nun war er ernsthaft gewarnt.
»Das ist sie aber nicht«, erwiderte er. »Wir langweilen uns nie. Und wie ist es bei Ihnen?«
»Ich habe Ihnen ja beim letzten Besuch gesagt, dass es bei uns schon lange kriselt. Die Scheidung steht vor der Tür.«
»Das bedauere ich.«
»Wieso?«
»Ich weiß doch, wie glücklich Ihr Mann über seinen Sohn war und noch ist …«
»Er wird ihn oft genug bei sich haben. Wir haben schon lange keine richtige Ehe mehr geführt. Wir haben uns nichts mehr zu sagen.«
Sie sah ihn mit einem Blick an, der so betörend war, dass es ihm mulmig wurde.
»Und was fehlt Ihnen?«, fragte er nun ganz direkt.
»Was soll mir fehlen – Sie natürlich! Eigentlich sollten Sie wissen, was Sie mir bedeuten, und ich habe auch eine glänzende Idee, wie wir uns noch besser kennenlernen könnten.«
Leon Laurin wurde es heiß und kalt, und er sehnte Schwester Marie herbei. Aber aus unerfindlichen Gründen schien sie ausgerechnet an diesem Tag nicht rechtzeitig zur Stelle zu sein.
Vanessa fuhr schon fort: »Mir wurde eine Filmrolle angeboten. Ich soll eine Sängerin spielen, die schwanger wird und ihre Stimme verliert. Und ich habe gedacht, dass Sie die medizinische Beratung des Teams übernehmen könnten.«
Er war fassungslos.
»Dazu habe ich überhaupt keine Zeit. Wie stellen Sie sich das nur vor?«
»Nun, die wichtigsten Szenen würden hier in der Klinik gespielt werden. Sie bekommen dafür natürlich ein Honorar, das sich sehen lassen kann. Ich sehe da keine Schwierigkeiten.«
Ob Valerian mich deshalb sprechen will?, ging es Leon durch den Sinn.
»Sagen wir – hunderttausend Euro«, meinte sie mit einem viel versprechenden Lächeln.
Hunderttausend Euro dafür, dass in seiner Klinik gedreht wurde? Das war wohl doch der Überlegung wert. Aber er wollte erst hören, was Antonia dazu sagen würde.
»Können Sie das denn allein entscheiden?«, fragte er.
»Ich habe natürlich Mitspracherecht – und ich schwöre Ihnen, mein Wort zählt. Man will mich haben, also wird man auch auf meine Wünsche eingehen müssen.«
Sie ließ es deutlich merken, dass sie sich ihres Wertes bewusst war. Aber überschätzte sie ihren Einfluss nicht? Dr. Laurin war vorsichtig und vor allem auch darauf bedacht, Distanz zu wahren.
»Ich stelle es mir wundervoll vor, mit Ihnen zu arbeiten«, sagte sie euphorisch. »Sie werden doch ja sagen?«
»Das habe ich nicht allein zu bestimmen. Ich muss mit meiner Frau und meinem Schwiegervater sprechen, die ja Mitbesitzer der Klinik sind.«
Ihre Miene verdüsterte sich.
»Sind Sie deshalb abhängig von Ihrer Frau?«, fragte sie.
»Abhängig nicht. Ich habe eine Familie, Frau Satorius.«
In ihren Augen blitzte es unwillig auf.
»Nun, Sie werden es sich überlegen.«
In diesem Augenblick klopfte es, und Marie kam endlich.
»Entschuldigen Sie die Störung, Chef, aber Sie werden dringend gebraucht. Sie haben bitte Verständnis, Frau Satorius?«
»Ich weiß ja, wie es in der Klinik zugeht«, sagte Vanessa mit ihrem süßesten Lächeln. »Sie geben mir bald Bescheid, lieber Dr. Laurin?«
»Uff«, sagte er, als sie fort war, und dann ging er mit Marie ins Schwesternzimmer, um nicht zu riskieren, dass Vanessa nochmals zurückkam.
»Sie ist sehr anhänglich«, stellte Marie fest. »Was fehlt ihr eigentlich, dass sie dauernd kommt?«
»Ein Mann, der sie gehörig in Trab hält«, erwiderte er ironisch.
»Da wäre sie ja bei Ihnen an der richtigen Adresse«, meinte Marie neckend.
»Freilich, wir sind ja auch für die Psyche zuständig«, ging er auf ihren Ton ein. »Sie wissen doch, wie viele Frauenkrankheiten durch ein gestörtes Seelenleben entstehen.«
»Nach Freud, durch ein gestörtes Sexualleben«, witzelte Schwester Marie.
Dr. Laurin tätschelte ihre Wange. »Sie lernen fleißig dazu, Marie«, meinte er lachend.
»Gewusst habe ich es schon immer, nur geniert habe ich mich früher, darüber zu sprechen«, sagte sie verschmitzt. »Sie haben mich enthemmt, Herr Doktor.«
Er lachte schallend auf.
»Das lassen Sie bloß nicht die Satorius hören, sonst wird sie noch deutlicher. Aber heute war sie hier, um mir ein Angebot zu machen.«
»So weit ist es schon gekommen«, seufzte Marie. Sie war schon so lange an der Prof.-Kayser-Klinik, dass sie sich manche Freiheiten nehmen durfte. Für Leon Laurin war sie in jeder Beziehung eine unschätzbare Hilfe.
»Sie will in der Klinik filmen, und dafür würden wir hunderttausend Euro Honorar bekommen.«
Marie riss die Augen auf. »Hunderttausend Euro, das wäre nicht zu verachten. Aber hoffentlich sollen Sie damit nicht mit Haut und Haar gekauft werden. Das würde Antonia nicht gefallen.«
»Mir auch nicht, Marie. Aber ich denke, dass ich mich meiner Haut erwehren kann.«
Marie sah ihn jetzt ernst an.
»Frauen wie die Satorius können viel Unheil stiften«, sagte sie gedankenvoll.
*
Beim Mittagessen mit der Familie erwähnte Leon Laurin nichts von Vanessas Besuch. Die Kinder brauchten das nicht mitzubekommen, denn sie waren schon sehr hellhörig und hatten ihre eigenen Ansichten. Und er wollte auch noch Felix Valerians Besuch abwarten, der sich für den Nachmittag angesagt hatte. Erst dann wollte er Antonia ausführlich Bericht erstatten.
Warum wendet sie sich eigentlich nicht an Lars Petersen mit diesem Filmprojekt?, ging es ihm durch den Sinn, denn er wusste ja, dass dessen Schwiegervater Clemens Bennet Aufnahmen mit Vanessa gemacht hatte und wahrscheinlich auch an der Filmproduktion beteiligt