Die großen Western 167: Fort Bliss in Flammen
Von U.H. Wilken
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Über dieses E-Book
Ich sah die fremden Gesichter und dachte, sie können mich auch nicht aufhalten. Sie standen in breiter Front auf der Paßstraße, und ihre Pferde versperrten meinen Weg. Hinter ihnen, im Dunst des Tages, sah ich die kleine
Gemeinde, den hellgetünchten Kirchturm und das Zwiebeldach, an das ich mich noch aus meiner Jugend erinnern konnte.
Hutch Sander Carson City.
Mein Großvater hatte in diesem weiten Tal nahe dem Rio Grande den ersten Zaunpfahl in die Erde getrieben und so seinen Besitz legitimiert. Er war es auch gewesen, der den Grundstein für diese Stadt gelegt hatte, die fortan seinen Namen trug. Das war in jener Zeit, als Texas noch zu Mexiko gehörte und die Comanchen seine Freunde wurden.
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Buchvorschau
Die großen Western 167 - U.H. Wilken
Die grossen Western –167–
Fort Bliss in Flammen
Roman von U. H. Wilken
Sehnige dunkle Körper glitten durch das weite öde Tal und duckten sich wie wilde Tiere hinter den staubigen abgestorbenen Sträuchern. In schwarzen Augen glühte unsterblicher Haß.
Aus der einsam gelegenen Adobehütte tönte das Klappern von Blechgeschirr. Gesättigt und zufrieden legte der Mann den Löffel in den blechernen Teller zurück und blickte durch die offene Tür hinaus. Staubwirbel tanzten im Wind. Sengende Hitze füllte das gewaltig große Tal. In rauchiger Ferne stießen die zerklüfteten Talränder in den blaßblauen Himmel empor.
Der Mann erhob sich, rülpste verhalten und bewegte sich auf die Tür zu. Langsam trat er auf die Türschwelle hinaus. Das große Sonnenlicht traf sein verkniffenes Gesicht und blendete ihn, er sah nicht, wie hinter der Strauchgruppe Metall aufblitzte und das Sonnenlicht reflektierte.
Jäh peitschten die Schüsse durch das Tal. Heißes Blei klatschte gegen die Lehmwand der Hütte. Bösartig brüllte das Echo der Schüsse. Ächzend bäumte der Mann sich auf, faßte mit zuckenden Händen an die Brust und lief schwankend in die Hütte zurück.
Stöhnend rollte er über den erdenen Boden, während der Schmerz seine Brust zerreißen wollte.
Draußen gellten die Schreie der Apachen und überschlugen sich. Kugeln fauchten herein, durchschlugen den Topf auf dem kleinen Herd, rissen den Blechteller vom Tisch.
Vor Schmerzen geschüttelt, kroch der Mann unter dem Tisch hindurch und zog sein Gewehr vom Hocker.
Die Apachen kamen näher.
Er hatte nicht viel Zeit. Er wußte, daß sein Leben jeden Moment zu Ende gehen konnte. Aber er wollte nicht kampflos sterben, er wollte zurückschießen.
Langsam erhob er sich über den Boden und stierte hinaus. Mühsam hob er die Waffe an.
Zwei Apachen zeigten sich zwischen den trockenen Sträuchern. In der hitzeflimmernden Luft verzerrten sich die Konturen.
»Ihr – Hunde«, flüsterte er, dann jagte er die Schüsse aus dem Lauf.
Sie zuckten zusammen, drehten sich und sanken in den heißen Sand.
Andere tauchten auf.
Wieder schoß er und riß mit dem Blei drei Apachen von den Beinen. Die anderen schnellten in ihre Deckung zurück. Er kniff die Augen noch mehr zusammen. Tiefe Furchen durchzogen sein Gesicht, es war grau geworden. Die Hemdbrust rötete sich immer mehr. Er atmete schwer und starrte hinaus.
Hinter einem der Sträucher bewegte sich was. Er schickte das Blei in den Strauch hinein. Ein lebloser Körper rollte hervor. Schwarze lange Haare und die Fransen an den Beinkleidern flatterten im Wind.
Das Echo dröhnte und hallte. Immer wieder warfen die fernen hohen Talränder den Knall der Schüsse zurück.
Noch war Leben in ihm.
Er lud stöhnend nach, kroch zurück und warf den Tisch um, nahm dahinter Deckung und blickte aus der Hütte.
Tot lagen die Apachen vor der Hütte. Treibender Flugsand fiel auf sie. Vor seinen Augen verschwammen die Umrisse immer mehr. Dennoch bemerkte er die Bewegung und die schattenhaft verwischten Gestalten. Verbissen feuerte er. Die Schatten schmolzen zusammen und lösten sich am Boden auf.
Wutgeheul folgte seinen Schüssen. Die Apachen hatten wohl geglaubt, den einsamen Mann schnell fertigmachen zu können, doch er wehrte sich selbst in der Stunde des Sterbens noch wie ein Gigant. Er wollte einfach nicht aufgeben, wollte den Tod besiegen, und wenn es nur für Minuten wäre.
Sie kamen nicht in die Hütte hinein.
Draußen wurde es still.
Seine Hände wollten ihm nicht mehr so schnell gehorchen. Patronen entfielen ihm. Mit der Kraft der Verzweiflung schaffte er es schließlich, nachzuladen.
Trocken raschelte es draußen. Ein Apache näherte sich von der Seite her der Hütte. Weiche Mokassins tasteten durch den Sand. Sehnige Hände hielten eine Spencer. Mordlust brannte in den Augen und verharrte an der Lehmwand. Scharf fiel sein Schatten gegen die Wand. Die anderen warteten. Lautlos bewegte er sich auf die Tür zu.
In der Hütte kauerte der Mann hinter dem umgestoßenen Tisch und hielt sein Gewehr bereit.
Es lag auf der Tischkante, und der Lauf zeigte zur Tür, hinaus in das glühende Tal.
Schwer sank sein Kinn auf die Brust. Er hatte Mühe, zu atmen. Bleierne Schwere breitete sich in seinem Körper aus. Flatternd griff er an die Brust, stierte auf die Hand, sie war rot von seinem Blut.
Urplötzlich erschien der Apache in der Tür. In der Hütte wurde es dunkler, der Indianer fing das Tageslicht auf, stand schwarz vor dem Weißen und schoß. Die Kugel blieb in der dicken Tischplatte stecken.
Der Mann drückte ab. Feuer und Blei erreichten die Brust des Apachen. Die Kugel durchschlug ihn und schleuderte ihn zurück. Tot lag er auf der Türschwelle.
Das Gewehr rutschte dem Sterbenden aus den Händen. Er sackte zusammen und hörte das schrille Wutgeheul der Apachen wie aus weiter Ferne.
Im Tal bellte eine Winchester scharf und durchdringend.
Schritte hasteten um die Sträucher. Ein röchelnder Schrei tönte herüber und erstickte.
Der Mann wollte nicht liegend sterben. Aufrecht stehend und mit dem Colt in der Hand wollte er kämpfend untergehen.
Stöhnend schob er sich durch die Hütte, zog sich mit letzter Kraft hoch und fiel mit dem Rücken gegen die Wand, spreizte die Beine, stemmte sie gegen den Boden.
Langsam kam der große hagere Fremde herein, stieg über den toten Apachen hinweg und fing den Sterbenden auf. Vorsichtig legte er ihn zu Boden.
Im kantigen Gesicht des Fremden bewegte sich kein Muskel. Nur in den grauen Augen war Leben. Düster blickte er auf das eingefallene blasse Gesicht des Mannes am Boden.
»Ich habe einige von ihnen in die Hölle gejagt«, murmelte er düster. »Du hast dich tapfer gehalten. Vor der Hütte liegen etliche Indsmen.«
»Wer bist du?«
»Daniel Crook, Scout von Fort Bliss. Sprich jetzt nicht. Ich kümmere mich um dich.«
»Danke«, hauchte der Sterbende, »begrabe mich – hier im Tal.«
»Ja, mach ich.«
Das Gesicht des Todgeweihten wurde erschreckend leer. Das Licht in seinen Augen erlosch.
»Ich – geh jetzt. Ich…«
Sein Atem verwehte. Frieden war in seinem Gesicht. Er spürte nicht mehr die Schmerzen.
Daniel Crook schloß ihm die Augen und richtete sich auf. In seinen grauen Augen war ein kaltes Flirren. Er ging zur Tür, riß den leblosen Apachen weg und trat hinaus.
Niemand schoß zurück.
Die Apachen waren verschwunden, sie hatten ihre Toten zurückgelassen. Über dem bizarren fernen Talrand im Westen sank die Sonne. Weite Schattenfelder fielen in das Tal.
Neben der Hütte begrub er den Mann mitsamt seiner ganzen Habe.
Er hatte Ehrfurcht vor diesem Mann, der so tapfer ausgehalten hatte. Still stand er vor seinem Grab und hörte die Sträucher im Wind trocken rascheln.
Dann ging er umher und betrachtete ausdruckslos die Apachen.
»Keine Mescaleros-Apachen«, sagte er, »keine Tontos, Aravaipas und Chiricahuas.«
Er suchte nach Zeichen der Stammeszugehörigkeit, und als er nichts fand, wußte er, daß es Abtrünnige der Stämme waren, ausgestoßene Apachen, die mit den Weißen keinen Frieden machen wollten.
Diese Apachen waren Coyoteros.
Blutrünstige Apachen, die raubend und mordend das weite Land heimsuchten, die sich wie Ratten in ihren Schlupfwinkeln in den scheinbar unwegsamen Bergen und Wüstentälern verbargen und erst wieder hervorkamen, wenn der Gegner ihnen den Rücken kehrte.
Mit einem Ruck zog er sich in den Sattel und ritt durch das Tal. Hoch am Himmel kreisten die ersten Geier. Das heitere Geschrei der Totenvögel schallte hohl und unheimlich durch die Wildnis.
*
Anheimelnd gelber Lichtschein sickerte durch die verhangenen Fenster des Farmhauses. Hufschlag tönte durch die sternenklare Nacht. Am Rande der Felder tauchte ein Reiter auf, lenkte sein Pferd durch die Dunstschwaden, die vom Rio Grande herüberzogen, und näherte sich der Farm.
Als er den Hof erreichte, knarrte die Tür des kleinen Schlafhauses neben dem Stall. Zwei Männer in derber Farmerkleidung traten hervor und richteten ihre Gewehre auf ihn.
»Bleiben Sie im Sattel, Mister!« rief einer von ihnen scharf. »Was wollen Sie hier? Wir…« Er verstummte und sah Daniel Crook überrascht an. »Mann, Bing, das ist Dan«, stieß er hervor und senkte das Gewehr.
»Ja, der alte Dan«, antwortete Bing und lief heran. »Du bist es wirklich, Dan. Wir haben alle schon lange auf dich gewartet.«
Daniel Crook lächelte und rutschte vom Pferd. Staub wallte aus seiner Kleidung. Er drückte Bing und Hank, den beiden Farmhelfern, herzlich die Hand.
In diesem Moment kam sein Bruder aus dem Haus. Der Lichtschein fiel über die Türschwelle. Er hastete heran, und die Brüder umarmten sich.
»Teufel«, strahlte Johnny Crook, »komm ins Haus, Dan. Asa und die Kinder werden sich freuen. Großer Gott, das ist eine Freude, dich mal wiederzusehen, alter Junge.«
Er zog Daniel,