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Meister des Horrors Februar 2023: 3 Romane
Meister des Horrors Februar 2023: 3 Romane
Meister des Horrors Februar 2023: 3 Romane
eBook361 Seiten4 Stunden

Meister des Horrors Februar 2023: 3 Romane

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Über dieses E-Book

Alfred Bekker & Frank Rehfeld

Meister des Horrors Februar 2023: 3 Romane

Dieses Buch enthält folgende Romane:


 

Frank Rehfeld: Das unheimliche Glasauge

Alfred Bekker: Blutige Tränen

Alfred Bekker: Biss zur Unsterblichkeit


 

Grauenhafte Kreaturen der Finsternis, Widergänger aus dem Totenreich und übernatürliche Bedrohungen – darum geht es in den Horror-Geschichten dieses Buches.

SpracheDeutsch
HerausgeberAlfred Bekker
Erscheinungsdatum24. Feb. 2023
ISBN9798215235256
Meister des Horrors Februar 2023: 3 Romane
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Meister des Horrors Februar 2023 - Alfred Bekker

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author 

    COVER A.PANADERO

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen 

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    Alfred Bekker & Frank Rehfeld

    Meister des Horrors Februar 2023: 3 Romane

    Dieses Buch enthält folgende Romane:

    Frank Rehfeld: Das unheimliche Glasauge

    Alfred Bekker: Blutige Tränen

    Alfred Bekker: Biss zur Unsterblichkeit

    Grauenhafte Kreaturen der Finsternis, Widergänger aus dem Totenreich und übernatürliche Bedrohungen – darum geht es in den Horror-Geschichten dieses Buches.

    Das unheimliche Glasauge: Grusel-Krimi

    Frank Rehfeld

    Spinnweben hingen von der Decke des Gewölbes. Zahlreiche Schränke standen an den Wänden, die mit alten Büchern vollgestopft waren. Ein Mann saß an einem wackligen Schreibtisch. Seine schwarzen Haare waren zerzaust. Seine braunen Augen blickten müde auf das Schreibpapier, das vor ihm lag. In der Hand hielt er eine Schreibfeder. Im flackernden Schein einer auf dem Tisch stehenden Kerze begann er zu schreiben: Wenn jemand diese Zeilen liest, werde ich bereits tot sein, ich will versuchen, einen Bericht über das Unheimliche aufzuschreiben, das mir widerfahren ist. Die Welt muß vor dem Grauen und der Gefahr gewarnt werden...

    *

    Silbern übergoß das Licht des Vollmondes die Kreuze und Grabsteine des alten Friedhofes. Wie stumme Wächter reckten die mächtigen Bäume ihre blattlosen Kronen in den klaren, kalten Nachthimmel. Aus Hampstead klang das Schlagen einer Kirchturmglocke herüber. Es war genau zwölfmal. Klagend schrie irgendwo ein Käuzchen.

    Die Glockenschläge waren jedoch nicht ungehört verhallt. Sie drangen durch die Erde und trafen die Ohren des Wesens, das seit hundert Jahren auf diese Glockenschläge wartete.

    Langsam begann sich das Ding zu rühren.

    Es hatte den Impuls empfangen, der seine Lebensgeister wieder weckte.

    Gleichzeitig erwachte sein Heißhunger. Mit leisem Stöhnen richtete sich das Wesen auf. Es erinnerte sich, daß es als Wächter hier lebte.

    Seine Augen suchten nach der Kugel. Sie schwebte an der gleichen Stelle wie vor hundert Jahren, als sie das Wesen zuletzt gesehen hatte.

    Im Dunkeln schimmerte ihre Oberfläche leicht grün. Das war der einzige Impuls, den die Kugel von sich gab.

    Das Wesen wandte sich ab.

    Der Hunger war stärker geworden. Es brauchte ein Opfer.

    Seine dämonischen Augen fanden sich auch in der Finsternis zurecht. Gefräßig wie ein Raubtier verließ er den kleinen Raum.

    Vor einer Wand blieb es stehen. Seltsame Worte drangen aus seinem Mund.

    Von einer Sekunde zur anderen war ein Teil der Wand verschwunden. Rasch huschte das Wesen durch die Öffnung, die sich hinter ihm wieder schloß.

    Es gelangte in einen weiteren Raum, der ebenso klein war wie der zuvor. Zwei steinerne Sarkophage standen dort.

    Immer stärker ergriff der Hunger von ihm Besitz. Es warf einen Blick auf die Sarkophage.

    Aber dort gab es nichts, was seinen Hunger befriedigen konnte. Zwar befanden sich dort Knochen, aber sie konnten für es keine Nahrung sein.

    Es brauchte die Knochen eines Lebendigen. Das Wesen stieg die Steintreppe hinauf. Nach wenigen Stufen hatte es die mächtige steinerne Deckenplatte erreicht.

    Mit aller Kraft stemmte es sich von unten dagegen. Stück für Stück wuchtete es den schweren Stein zur Seite. Endlich war die Öffnung groß genug, so daß es hindurch schlüpfen konnte.

    Es kam in einem Steinbau heraus, der über dem Eingang zur Gruft errichtet worden war.

    In der Gruft ruhten die Gebeine einer ehemaligen Fürstenfamilie. Das Häuschen, von außen mit kostbaren Ornamenten versehen, war, auch als der Friedhof im Lauf der Zeit bereits mehrmals eingeebnet worden war, unberührt geblieben.

    Ein kunstvoll bemaltes Fenster war in der Stirnseite des Raumes eingelassen worden. Das Fenster war von außen mit Efeu überwachsen, dennoch fielen einige Strahlen des hellen Vollmondes herein.

    Das Wesen genoß diese Strahlen, auch wenn sie noch so dürftig waren. Immerhin hatte es über hundert Jahre in einem todesähnlichen Schlaf verbracht.

    Die Tür des Steinbaus war verschlossen. Das stellte für das Wesen kein Hindernis dar. Mit kräftigem Ruck zerbrach es die Verriegelung und stieß die Tür auf. Sie kreischte in den Angeln, denn sie war offenbar lange nicht mehr geöffnet worden, so daß sich Rost in den Scharnieren bilden konnte.

    Das Wesen trat ins Freie und wurde im nächsten Moment von Mondlicht überschüttet.

    Es badete förmlich im Lichtschein und sog ihn in sich auf.

    Es erinnerte sich früher mal einen anderen Himmel gekannt zu haben, konnte sich aber nicht mehr dessen Beschaffenheit ins Gedächtnis rufen. Auf alle Fälle stärkte es das Licht des Vollmondes.

    Sicher fand das Wesen seinen Weg zwischen den Grabreihen.

    Seine Sinne hatten die Ausstrahlung eines Menschen wahrgenommen.

    Der Heißhunger trieb es voran.

    *

    Totengräber und Friedhofswärter Peter Cunningham versah seinen Dienst bereits seit sechsundzwanzig Jahren.

    Zum fünfundzwanzigsten Jahrestag seines Amtsantritts hatte ein Beauftragter der Stadt ihm offiziell gratuliert.

    Cunningham legte keinen Wert auf diese Ehrungen. Am wohlsten fühlte er sich, wenn er seine Ruhe hatte.

    Vor sechsundzwanzig Jahren war seine Frau gestorben. Ein betrunkener Autofahrer hatte sie angefahren. Kurze Zeit später war sie im Krankenhaus verschieden. Seit dieser Zeit arbeitete Cunningham auf dem Friedhof.

    Für damalige Verhältnisse war die Bezahlung gut gewesen, mittlerweile waren jedoch Gehaltserhöhungen längst überfällig.

    Aber Cunningham kam mit dem Geld gut hin. Er ging abends nie aus. Miete brauchte er keine zu bezahlen. Die Stadt hatte ihm ein Häuschen am Rand des Friedhofes zur Verfügung gestellt.

    Die einzigen Kosten verursachten ihm Essen und Trinken. Für letzteres benötigte er den größten Teil seines Geldes.

    Der Alkohol war für Cunningham ein Hilfsmittel, um die langen Abende auszufüllen.

    Mitternacht war bereits vorüber.

    Seufzend stellte er die leere Whiskyflasche auf die Seite. Er stemmte sich aus dem Sessel, um sich aus der Küche eine weitere zu holen.

    Kurz überlegte Cunningham, ob er eine Runde im Friedhof drehen sollte. Früher hatte er diese Kontrollgänge regelmäßig gemacht. Aber in den letzten Jahren verzichtete er darauf.

    Was sollte denn schon geschehen und zu stehlen gab es nichts.

    Die Toten lagen friedlich in ihren Gräbern. Die würden bestimmt nicht nachts Spazierengehen.

    Cunningham lächelte über seine Gedanken. Nein, abergläubisch war er nicht. Sonst hätte er diese Arbeit kaum so lange ausüben können. An Zombies glaubte er ohnehin nicht.

    Plötzlich streifte sein Blick das Fenster. Die Deckenlampe warf ihr Licht nach draußen.

    In ihm erkannte er ein Gesicht.

    Ein abscheulicher Schrumpfkopf starrte herein. Er sah die mumifizierte Haut und hervorquellende Glasaugen.

    Dann war das Gesicht wieder verschwunden, aber Cunningham war überzeugt, daß er sich nicht getäuscht hatte.

    Im nächsten Moment stieß er einen gellenden Schrei aus.

    Seine Gedanken überschlugen sich. Draußen war ein Monster, das bestimmt nicht zum Spaß durch das Fenster gesehen hatte.

    Sein alkoholvernebeltes Gehirn nahm den Schrecken nur langsam auf.

    Plötzlich entfachte Cunningham eine fieberhafte Aktivität. Von der Tür her drang ein Geräusch in sein Zimmer, das sich wie ein leises Schaben anhörte.

    Zwar verschloß er die Tür abends immer, aber dieser Schutz erschien ihm momentan nicht mehr ausreichend.

    Er erreichte die Tür und warf einen schweren Riegel vor. Weiter verrammelte der verängstigte Mann die Tür mit einer stabilen Kommode. Schweißtropfen perlten auf seiner Stirn, als er das schwere Möbelstück endlich vor die Tür geschoben hatte.

    Die Polizei, fiel ihm spontan ein. Er mußte die Polizei rufen.

    Er kam überhaupt nicht auf den Gedanken, daß man ihm vielleicht gar nicht glauben würde. Cunningham griff nach dem Telefon. Zitternd drehte er die Wählscheibe.

    Von der Tür her vernahm er wuchtige Schläge. Etwas splitterte. Langsam wurde die Tür aufgedrückt und die Kommode in den Raum geschoben.

    Sein Herz schlug wie rasend. Warum meldete sich bei der Polizei denn niemand?

    Eine behaarte Pranke schob sich durch den Türspalt. Deutlich konnte er die gewaltigen Krallen erkennen.

    Endlich wurde am anderen Ende der Leitung der Telefonhörer abgenommen. Cunningham ließ den Beamten überhaupt nicht zu Wort kommen, sondern sprudelte sofort los.

    »Hier ist Cunningham, der Totengräber. Ein Monster versucht in mein Haus einzudringen«, stieß er angsterfüllt hervor.

    »Mann, sind Sie betrunken?« klang es aus dem Hörer. Nein, betrunken war Peter Cunningham nicht. Der Schrecken hatte ihn völlig nüchtern werden lassen.

    Deutlich sah er das Monster, das die Tür mittlerweile geöffnet hatte und sich in den Raum schob.

    Der schreckliche Schrumpfkopf saß auf einem behaarten Körper, der an den eines Gorillas erinnerte. Auch die Arme waren so unförmig lang wie die eines Menschenaffen.

    Ein Grinsen verzog das Gesicht des Monsters. Es entblößte zwei schreckenerregende Zahnreihen. Zähne, die wie Stahlstifte aussahen und einen Menschen mühelos zerreißen konnten.

    Tappend kam das Monster auf den Totengräber zu.

    »Nein, ich bin nicht betrunken«, schrie Cunningham in den Telefonhörer. »Das Monster ist hier. Es sieht aus wie ein riesiger Gorilla mit einem Schrumpfkopf. Helfen Sie mir!«

    Cunningham mußte, den Hörer loslassen. Bis auf wenige Schritte war das Monster herangekommen. Schon streckte es seine Pranken nach ihm aus.

    Schreiend wich Cunningham zurück. Der Telefonapparat fiel zu Boden, aber das registrierte der Totengräber nicht mehr.

    Er war bis in die äußerste Ecke des Zimmers zurückgewichen. Weiter ging es nicht.

    »Nein, bitte nicht«, flüsterte er mit krächzender Stimme und streckte dem Monster abwehrend die Hände entgegen.

    »Ich bin Koyr«, grollte das Wesen mit dumpfer Stimme.

    Cunninghams Nerven versagten. Alles begann sich um ihn herum zu drehen. Haltlos rutschte er zu Boden.

    Er war bewußtlos geworden. So erlebte er es nicht mehr mit, als ihn das Monster packte und ihm das Genick brach.

    *

    »Melden Sie sich!« brüllte Inspektor Steve Burns in den Telefonhörer. Der Anruf hatte ihn aus einem leichten Schlummer gerissen.

    Es gab nichts Langweiligeres als nächtlichen Telefondienst, das war bislang seine Überzeugung gewesen. Und nun dies...

    Zwar glaubte er nicht an Ungeheuer, aber daß etwas passiert war, schien ihm plötzlich mehr als wahrscheinlich.

    Deutlich hörte er durchs Telefon das Geräusch umstürzender Möbel und das Poltern, mit dem der Hörer auf der anderen Seite auf den Boden schlug.

    Er zögerte nicht länger. Über Funk rief er einen Streifenwagen an.

    Nachts patrouillierten zahlreiche Streifenwagen durch London, deshalb war es auch nicht verwunderlich, daß einer sich gar nicht so weit vom Hampsteader Friedhof entfernt aufhielt.

    Er wurde von Andrew Bangs, einem Streifenpolizisten gefahren. Neben ihm saß Sergeant Peter Pratcher.

    Gelangweilt griff dieser nach dem Funkgerät.

    »Hier Sergeant Pratcher, Wagen 27«, meldete er sich.

    Die Stimme von Inspektor Burns klang aus dem Lautsprecher und konnte auch von Bangs gehört werden. »Ich habe gerade einen Anruf vom alten Cunningham bekommen, dem Friedhofswärter. Es hörte sich ganz so an, als hätte er Schwierigkeiten. Er erzählte etwas von einem Monster, aber das ist natürlich Unsinn, trotzdem solltet ihr mal nachsehen.«

    »In Ordnung«, gab Pratcher zurück. »Wir sind gleich dort.« Er unterbrach das Funkgespräch und wandte sich zu seinem Kollegen. »Hast du das gehört?« fragte er grinsend. »Ein Monster. Der Alte fängt zu spinnen an. Das ist auch kein Wunder, wenn man sein ganzes Leben auf einem Friedhof verbringt.«

    »Natürlich habe ich es gehört. Ich bin schließlich nicht taub. Der Alte ist doch selber schon fast eine Mumie. Wahrscheinlich hat er wieder zu tief ins Glas geschaut.«

    »Das sage ich dir, wenn der uns zum Narren hält, drehe ich ihm den Hals um.«

    Es dauerte nicht lange, bis sie den Wagen vor dem großen, schmiedeeisernen Friedhofstor parken konnten. Aus dem Handschuhfach angelte sich Pratcher eine Taschenlampe. Dann stiegen sie aus.

    »Verdammt kalt«, kommentierte Bangs, während er sich aus dem Wagen schälte und aufrichtete. Eisig fuhr der Nachtwind durch sein strohblondes Haar.

    »Ich habe gehört, je höher man kommt, desto kälter ist es«, konnte sich Peter Pratcher nicht verkneifen zu bemerken.

    »Na, du bist ja gut gepolstert, du kannst ruhig lästern«, konterte Bangs und spielte damit auf die füllige Figur seines Kollegen an. Dieser war das genaue Gegenteil von ihm. Klein, dicklich und dunkelhaarig.

    Das Friedhofstor war nur angelehnt, das Schloß funktionierte schon lange nicht mehr. Die Angeln quietschten leise, als es Pratcher aufstieß.

    Der Lichtkegel der Taschenlampe huschte über die Grabreihen. Vor kurzer Zeit hatte es geregnet. Die Wege waren aufgeweicht. Bei jedem Schritt schwappte das Wasser unter ihren Füßen.

    Cunninghams Häuschen lag nicht weit vom Eingang entfernt. Aus den Fenstern schimmerte Licht. Nach wenigen Minuten hatten sie den Bau erreicht.

    »Die Tür ist nur angelehnt«, stellte Bangs fest und stieß sie auf. Pratcher wurde es unbehaglich zumute. Offenbar war wirklich etwas passiert. Nervös spielte er an seiner Pistolenhalfter herum.

    Auf den ersten Blick war zu sehen, daß wirklich etwas geschehen war. Einige Möbelstücke waren umgestoßen worden. Der Telefonhörer baumelte noch am Kabel.

    »Verdammter Mist«, preßte Pratcher hervor. Er schaute in der Küche und im Schlafraum nach. Von Cunningham fehlte jede Spur.

    Jetzt erst besah der Sergeant sich das Türschloß genauer. Er stellte fest, daß die Tür gewaltsam geöffnet worden war. Ein zusätzlich vorgelegter schwerer Riegel war glatt aus der Halterung gerissen worden.

    »Du, Andrew, sieh dir das mal an!« Er machte seinen Kollegen auf seine Entdeckung aufmerksam. »Da war jemand mit Riesenkräften am Werk.«

    Stumm starrte Bangs auf den zerstörten Riegel. Pratcher ahnte, welche Gedanken jetzt durch dessen Kopf gingen.

    »Unsinn«, erklärte er mit rauer Stimme. »Es gibt keine Monster.«

    »Aber solche Kräfte hat doch kein Mensch!« Auch Bangs' Stimme klang rau.

    »Da hat eben jemand ein Brecheisen oder sonst was verwendet. Wir sollten lieber nach Cunningham suchen, anstatt uns hier verrückt zu machen.«

    Pratcher richtete den Schein der Taschenlampe auf den Boden vor der Tür. Was er sah, nahm ihm den Atem. Auf dem Hinweg hatte er gar nicht darauf geachtet, um so deutlicher wurde es ihm jetzt bewußt.

    Klar waren ihre Fußspuren auf dem aufgeweichten Boden zu erkennen. Doch da war noch eine weitere Spur.

    »Siehst du das?« hörte er Bangs fragen. Natürlich sah er es. Diese Spur rührte von keinem menschlichen Fuß her. Sie sah aus, als stamme sie von einem riesigen Raubtier mit gewaltigen Krallen.

    Pratcher besaß von Natur aus ein ruhiges Gemüt. So schnell konnte ihn nichts aus der Fassung bringen. Aber dieser Anblick verschlug ihm für einige Sekunden die Sprache.

    Zugleich war er jedoch auch ein nüchtern denkender Mensch. »Vielleicht ist ein Raubtier aus dem Zoo ausgebrochen«, versuchte er eine Erklärung. Bangs schwieg.

    »Deshalb hat Cunningham wohl auch von einem Monster gesprochen. Es könnte ein Menschenaffe gewesen sein. Los komm, wir müssen der Spur folgen! Offenbar hat das Untier den Alten mitgeschleppt.«

    Zum Glück war die Spur so deutlich, daß es ihnen keinerlei Schwierigkeiten bereitete, ihr zu folgen.

    Sie liefen los. Wenn es sich wirklich um einen entlaufenen Menschenaffen handelte, befand sich Cunningham in Lebensgefahr. Es bereitete Pratcher einige Probleme, mit seinem Kollegen Schritt zu halten. Sein Körpergewicht und seine kurzen Beine behinderten ihn stark.

    Mehrere Minuten lang rannten sie keuchend über den Friedhof. Schließlich erhob sich ein mächtiger schwarzer Schatten vor ihnen. Es war ein kleiner Steinbau, der nur im ersten Moment so groß ausgesehen hatte.

    Pratcher ließ während des Laufens den Schein der Taschenlampe kurz über die mit Ornamenten verzierte Wand gleiten.

    Plötzlich stießen seine Füße auf Widerstand. Pratcher ruderte mit den Armen, und es gelang ihm, das Gleichgewicht zu halten.

    Er richtete die Taschenlampe auf das Hindernis.

    Vor ihm lag ein blutiger Körper.

    Pratcher wurde es für einen Moment schwarz vor Augen. Er fühlte, wie sein Magen rebellierte.

    Entsetzt wandten sich Pratcher und Bangs ab.

    *

    In der gleichen Nacht noch lief der Fahndungsapparat der Polizei auf Hochtouren. Scotland Yard wurde eingeschaltet.

    Aus keinem Zoo war ein Tier ausgebrochen, wie Sergeant Pratcher zuerst vermutet hatte.

    Die Spuren endeten vor dem Gedenkhäuschen über der Gruft. Dieses wurde geöffnet. Beamte stiegen sogar in die Gruft hinunter. Sie fanden nicht die geringste Spur von einem unheimlichen Mörder.

    *

    Mit Cunninghams Leiche über der Schulter stapfte das Wesen über den Friedhof. Vor dem Eingang zu dem Bau über der Gruft ließ es den Toten fallen. Es konnte sich nicht länger zurückhalten.

    Plötzlich wurde es jedoch gestört. Es sah einen Lichtkegel auf sich zukommen.

    Zweifelsohne näherten sich da Menschen. Es konnte ihre Ausstrahlung wahrnehmen. Neue Opfer?

    Es durfte aber nur ein Opfer reißen. Mehr war ihm verboten. Es wäre etwas anderes gewesen, wenn die Menschen in sein Versteck eingedrungen wären.

    So aber mußte er sich vor ihnen verbergen. Es erreichte die Tür und wartete, bis sie scheinbar von selbst aufschwang.

    Sein brennendster Hunger war gestillt. Hinter ihm schloß sich die Tür wieder. Das Wesen kehrte in sein Versteck zurück.

    Sein Blick streifte kurz die matt schimmernde Kugel, die es bewachen mußte. Dann legte er sich auf seinem Lager nieder, um weitere hundert Jahre im Tiefschlaf zu verbringen.

    Diesmal jedoch dauerte sein Schlaf nicht so lange. Als es den Impuls empfing, der es aus dem Schlaf riß, wußte es sofort, daß etwas Ungeheuerliches geschehen war.

    Jemand war in sein Versteck eingedrungen...

    *

    Mordendes Monster!

    Die Schlagzeile sprang Paul Atkins an. Er überflog den Artikel. Da auch andere Zeitungen ähnlich über den Fall berichteten, schien etwas dahinterzustecken.

    Sofort war Atkins' Interesse geweckt. Dies hing mit seinem Hobby zusammen, der Parapsychologie und Magie. Der Magie und allen verwandten okkulten Phänomenen galt sein Interesse. Sie waren fast zum Beruf für ihn geworden, denn von Zeit zu Zeit veröffentlichte er Artikel in Fachzeitschriften über seine Forschungen.

    Finanziell war er unabhängig, was er der Erbschaft von Seiten seiner jung verstorbenen Frau zu verdanken hatte.

    Außerdem hatte sie ihm eine Tochter hinterlassen, die mittlerweile zu einer jungen Frau von siebzehn Jahren herangewachsen war. Sie führte ihm den Haushalt, so daß er sich ganz seinen Forschungen widmen konnte.

    Er kaufte sich mehrere Zeitungen und kehrte nach Hause zurück. Er bewohnte mit seiner Tochter ein Haus außerhalb Londons.

    Es dauerte nicht lange, dann hatte er die für ihn wesentlichen Fakten herausgefiltert. Der Fall interessierte ihn.

    Während die offiziellen Stellen jede übernatürliche Erklärung von vorneherein ausschlossen, zog er sie durchaus in Erwägung. Besonders der Steinbau über der Gruft, vor der die Spuren endeten und wo die Leiche gefunden worden war, weckte seine Neugier.

    Paul Atkins beschloß, dem Friedhof noch an diesem Vormittag einen Besuch abzustatten. Da er die Möglichkeit nicht ausschloß, daß es sich bei dem geheimnisvollen Mörder um einen Dämon handeln könnte, erforderte diese Untersuchung besondere Hilfsmittel.

    Er trug immer ein geweihtes Kruzifix um den Hals, jedoch wollte er sich nicht allein auf diesen Schutz verlassen. Im Lauf der Zeit hatte er zahlreiche magische Hilfsmittel gesammelt.

    Er suchte sich einen weißmagischen Talisman heraus. Es war ein unscheinbarer kleiner Lederbeutel, dem jedoch ein starker Zauber innewohnen sollte. Zusätzlich bewaffnete er sich mit einem silbernen alten Zeremoniendolch.

    So ausgerüstet fühlte er sich auch einem starken Dämon gewachsen. Paul hoffte nur, daß seine Vermutungen auch tatsächlich der Wirklichkeit entsprachen. Er selbst war noch keinem Dämon begegnet. Insofern wußte er nicht, ob diese Waffen ihm wirklich helfen würden.

    Aber die Idee, hier eine Möglichkeit gefunden zu haben, seine Forschungen in die Praxis umzusetzen, ließ ihn nicht mehr los.

    Etwa eine halbe Stunde später stand er vor dem Steinbau. Über der Tür war die Inschrift »Per aspera ad astra« angebracht.

    Vorsichtig blickte sich Paul Atkins um. Erst als er überzeugt war| daß sich niemand in der Nähe befand, zog er einen Dietrich aus der Tasche. Er konnte zwar nicht gut damit umgehen, aber zum Glück handelte es sich um ein einfaches Schloß. Schließlich konnte er die Tür öffnen.

    Er huschte durch die Öffnung und schloß die Tür sofort wieder. Schummriges Halbdunkel umfing ihn. Zwar gab es ein Fenster, aber dies war auf der Außenseite mit Efeu überwachsen, so daß nur wenig Licht hereinfiel.

    Er hatte sich jedoch auch in dieser Beziehung gewappnet und vorsorglich eine Taschenlampe sowie eine Brechstange eingesteckt.

    Er ließ den Lichtkegel der Lampe über die Wände gleiten. Sie waren völlig kahl, lediglich an der Stirnwand des Raumes war eine Gedenktafel angebracht.

    Der Eingang zur Gruft war mit einer Steinplatte verschlossen, wie er es erwartet hatte.

    Er setzte die Brechstange zwischen die Fugen und stemmte sie nach unten. Knirschend bewegte sich der Stein. Paul verstärkte seine Anstrengungen. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Er glaubte, seine Muskeln würden zerreißen, aber schließlich schaffte er es, die schwere Platte soweit zur Seite zu wuchten, daß er durch die Öffnung schlüpfen konnte.

    Muffiger Geruch schlug ihm entgegen. Das Licht der Lampe streifte grob behauene Felswände. Die Stufen waren feucht und glitschig. Vermutlich sickerte Wasser durch. Er mußte aufpassen, daß er nicht ausrutschte.

    Es waren nur wenige Stufen, die er hinuntersteigen mußte, der Modergestank nahm jedoch mit jedem Schritt zu.

    Die Gruft war klein, sie enthielt lediglich zwei steinerne Sarkophage. Paul trat an einen von ihnen heran und leuchtete mit der Lampe hinein.

    Ein Skelett grinste ihm entgegen.

    Im ersten Moment wollte Paul Atkins zurückweichen, aber dann fing er sich wieder. Was hätte er auch anderes in einem Sarkophag finden sollen?

    Aus leeren Augenhöhlen schien ihn der Knochenmann anzugrinsen. Wie hatte es in den Zeitungen geheißen? Der alte Cunningham sollte von einem zottigen Monster gesprochen haben?

    In der betreffenden Nacht war Vollmond gewesen. Atkins wußte, daß er oft eine Wirkung auf dämonische Mächte hatte. Es war denkbar, daß sich das Skelett in dieses Monster verwandelt hatte.

    Er war gekommen, um dies zu untersuchen. Rasch nahm er das Kruzifix ab und ließ es über dem Gerippe hin und her schwingen. Behutsam ließ er es tiefer sinken.

    Wenn in dem Skelett magische Kräfte wirken sollten, dann würde dies das heilige Symbol anzeigen.

    Nichts regte sich. Paul Atkins berührte die Knochen mit dem Kruzifix, aber nichts geschah.

    Der Mann trat an den anderen Sarkophag, in dem ebenfalls ein Skelett ruhte. An dem Knochenbau erkannte er, daß es eine Frau gewesen sein mußte.

    Auch hier machte er die Probe mit dem Kruzifix.

    Fehlanzeige.

    Die Skelette konnten mit dem Mord nichts zu tun haben. Es wohnte keinerlei magische Kraft in ihnen.

    Damit stand Paul Atkins wieder am Anfang. Aber so einfach wollte er noch nicht aufgeben.

    Er registrierte die Ausstrahlung von etwas Bösem in dieser Gruft. Es war zwar nur ein vages Gefühl, aber er war sicher, sich nicht getäuscht zu haben. Von irgendwoher mußte diese Ausstrahlung kommen.

    Systematisch begann er, die Gruft zu untersuchen. Er prüfte, ob sich irgendwo noch ein versteckter Zugang befand. Er klopfte die Wände Stück für Stück ab. Dazu nahm er die Brechstange.

    Die Arbeit zerrte an seinen Nerven. Es war schließlich auch für ihn keine alltägliche Situation, sich gemeinsam mit zwei Skeletten in einer Gruft aufzuhalten.

    In einer Ecke fielen Wassertropfen. Monoton hallte das Geräusch durch den Raum, wenn sie auf den Boden prallten. Jedes mal zuckte er zusammen.

    War da nicht eine Bewegung hinter ihm gewesen? Er fuhr nervös herum, aber seine Nerven gaukelten ihm nur etwas vor.

    Die Untersuchung der Wände erwies sich ebenfalls als ergebnislos. Dennoch hatte Paul Atkins die ganze Zeit über das Gefühl, als verstärke sich die Ausstrahlung des Bösen.

    Er befühlte das Kruzifix und stellte überrascht fest, daß es sich leicht erwärmt hatte. Fast unmerklich nur, aber es bestärkte sein Gefühl.

    Mit dem Kruzifix in der Hand ging er mehrmals in der Gruft auf und ab. Enttäuscht hängte er es sich anschließend wieder um. Wenn es reagierte, sobald es sich der Ausstrahlung näherte, dann war die. Reaktion so gering, daß er sie nicht registrieren konnte.

    Dennoch wollte Atkins nicht aufgeben, ohne nicht auch einen letzten Versuch unternommen zu haben. Er zog den magischen Talisman aus der Tasche.

    Bedächtig wog er den Lederbeutel in der Hand. Er wußte, daß er magische Ingredienzien enthielt, die

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