Dämonen des Blutes
Von Pete Hackett
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Buchvorschau
Dämonen des Blutes - Pete Hackett
Dämonen des Blutes
Horrorroman von Pete Hackett
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author www.Haberl-Peter.de
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956172885
Inhalt
Cover
Titel
Impressum
Dämonen des Blutes
Dämonen des Blutes
Das Böse ging in London um.
Ein Mann war auf bestialische Weise getötet worden. Der Tote wurde im Keller des Hauses gefunden, in dem er wohnte. Der Name des Toten war Jim Spacey. Er war 36 Jahre alt geworden. Von Beruf war er Reporter beim Daily Mirror.
Der Leichnam war bleich. In dem toten Körper war kein Tropfen Blut mehr. Der Hals des Getöteten war zerfleischt, als hätte ihn ein wildes Tier mit seinem Fang aufgefetzt. Scotland Yard stand vor einem Rätsel.
Jetzt befand sich der Leichnam in der Kühlkammer der pathologischen Abteilung des gerichtsmedizinischen Instituts.
Es war Mitternacht, als Jim Spacey zu unheilvollem Leben erwachte.
Zuerst begann der Tote rasselnd zu atmen. Dann bewegte er die Hände. Fahrig glitten sie über das Laken, das die Gestalt bedeckte. Plötzlich richtete Spacey seinen Oberkörper auf. Das weiße Laken, mit dem er zugedeckt war, rutschte nach unten. Finsternis umgab ihn. Aber er konnte sie mit den Augen durchdringen. Ja, er konnte sehen. Alles war ganz klar. Er konnte auch riechen. Es war der Geruch von Desinfektionsmittel, der in der Luft hing.
Ruhe herrschte in dem Gebäude. Absolute Ruhe. Die Ruhe des Todes.
Jim Spacey bewegte den Kopf. Da war eine weiß gestrichene Tür. Das helle Rechteck zeichnete sich deutlich durch die Dunkelheit ab. Sie war verschlossen.
Der Untote erhob sich. Sekundenlang stand er starr und nur das Rasseln seiner Bronchien war zu hören. Plötzlich setzte er sich in Bewegung. Er verspürte quälenden Durst. Es war kein Durst, wie ihn Menschen und Tiere verspürten, die trinken mussten, um zu überleben. Es war eine besondere Art von Durst. Es war der Durst nach Blut...
Jim Spaceys Geist befand sich in der Schattenwelt des Todes. An seine menschliche Existenz erinnerte er sich nicht mehr. Er wurde gesteuert wie eine Marionette. Seine kalte Hand legte sich auf den Drehknauf der Tür. Die Tür schwang auf und der Untote trat auf den Flur. Der Boden war weiß gekachelt. Die nackten Füße klatschten leise. Die Kälte, die aus den Fliesen in seine Beine kroch, spürte die Kreatur nicht. An der Wand stand eine Bank. Türen zweigten ab.
Jim Spacey fletschte die Zähne.
Der Untote setzte wie mechanisch einen Fuß vor den anderen. Es war eine höhere Macht, die ihn leitete, die sich ihm unterworfen hatte. Aber das wusste er nicht. Er brauchte Nahrung. Blut! Fleisch! Es war für ihn überlebensnotwendig, wie für Menschen und Tiere das Wasser und das Brot.
Jim Spacey öffnete am Ende des Flurs die weiß gestrichene Doppeltür.
Vor ihm lag eine Halle. Hinter der Rezeption saß ein Mann um die fünfzig. Er trug eine blaue Uniform. Die Schildmütze hatte er abgenommen. Es war der Nachtwächter. Er blätterte in einer Zeitschrift.
Als er ein Geräusch hörte, hob er den Kopf. Seine Augen weiteten sich im ungläubigen Staunen. Seine Lippen sprangen auseinander, aber der Laut, der sich in seiner Brust hochkämpfte, erstickte in der Kehle. Was er sah, konnte er nicht glauben. Da stand der Tote, der am Nachmittag hier eingeliefert worden war. Bleich, eine schreckliche Wunde am Hals, die Zähne gefletscht wie ein Raubtier, in den Augen ein gieriges, unheilvolles Glimmen.
Wie von Schnüren gezogen erhob sich der Security-Mann.
Im Spaß hatte der Mann, den er am Abend abgelöst hatte, gesagt: Am Nachmittag haben sie einen eingeliefert, den hat wahrscheinlich ein Vampir oder Werwolf umgebracht. Pass nur auf, Matt, dass er nicht über dich herfällt.
Aus dem Spaß war plötzlich bitterer Ernst geworden.
Matt Donegan stand starr wie ein Pfahl. Er hatte keine Chance. Obwohl der Untote schwach war, obwohl der Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten, packte er den Nachtwächter. Matt Donegan war wie gelähmt und nicht in der Lage, zu reagieren. Er stöhnte, als ihm der Vampir die Zähne in den Hals schlug...
*
Es begann in London, im Jahre 1503.
Um den kleinen, aber sehr tiefen und unergründlichen See am Rand der Stadt hatten sich viele Menschen versammelt. Sie warteten voll Sensationslust und voll Ungeduld. Vertreter des Inquisitionsgerichts in roten Mänteln und mit weißen Perücken waren anwesend. Sie saßen hinter einem schmalen Tisch, auf dem eine dicke Bibel lag. In Ihren Gesichtern zuckte kein Muskel.
Der Schandkarren holperte näher. Zwei Pferde zogen ihn, Kaltblüter, die die Hufe schwer aufsetzten.
Der Henker wartete auf Amanda Anderson. Sie war zum Tod durch Ertränken verurteilt worden, nachdem man sie der Hexerei und der Buhlerei mit dem Satan für schuldig befunden hatte.
Das Mädchen war gefesselt. Bekleidet war es mit einem knöchellangen, weißen Hemd. Die schwarzen Haare waren offen und fielen Amanda in weichen Wellen über die Schultern und auf den Rücken.
Ein Knecht führte die Pferde. Der Wagen rumpelte und holperte. Flüstern und Raunen ging durch die Menge der Schaulustigen. Dann wurden Schimpfworte laut. Sie galten der Delinquentin. Faule Äpfel und Birnen flogen durch die Luft und trafen Amanda. Schnell war das weiße Hemd beschmutzt. Die dunklen Augen des Mädchens glitten ausdruckslos über die Meute hinweg. Satansbuhlin!
brüllte jemand.
Amanda hörte das Gebet, das der Priester sprach, der dem Schandkarren folgte. Sie vernahm das Geschrei, das der Menge entstieg. Sie sah den Henker und seine beiden Knechte auf dem hölzernen Steg, der einige Meter in den kleinen See ragte. Und sie sah den eisernen Käfig, der auf dem Landungssteg stand und von einem hohen Galgen überragt wurde.
Ihr werdet es büßen
, flüsterte das Mädchen für sich und bewegte dabei die Lippen kaum. Vor allem du, Lukas Jefferson, wirst büßen müssen.
Das Mädchen heftete den Blick auf den Mann, der beim Tisch mit den Vertretern des Gerichts stand. Er trug einen schwarzen Wams und eine blaue Strumpfhose. Seine Füße steckten in Stiefeln, die bis zu den Waden reichten. Der Mann hatte dunkle, schulterlange Haare, sein Kinn zierte ein dunkler Knebelbart.
Der Schandkarren hielt an. Amanda wurde von der Ladefläche gezerrt und vor den Tisch mit den Dominikanern bugsiert. Einer der Kirchenmänner sagte: In dir wohnt der Satan, Amanda Anderson. Weil das so ist, hat dich dieses Gericht zum Tod durch Ertränken verurteilt. Du bist schlecht und verdorben. Du bist die Geliebte des Satans. Wir übergeben dich...
Ihr seid verblendet!
, unterbrach ihn das Mädchen mit fester, klingender Stimme. Auf die Anschuldigung dieses Mannes dort -
sie wies mit dem Kinn auf Lukas Jefferson, um dessen Mund ein spöttisches Grinsen spielte, - habt ihr mich zum Tode verurteilt. Seid verflucht dafür.
Ihre Stimme hob sich, grenzenloser Hass verzerrte sie. Vor allem aber verfluche ich dich, Lukas Jefferson. Nie sollst du Ruhe finden. Dein Geist soll nach deinem Tod zwischen den Welten wandeln. Nie - niemals sollst du Ruhe finden.
Jenen, die die Stimme hörte, rann eine Gänsehaut über den Rücken hinunter.
Die Augen Amanda Anderson irrlichterten. Es war, als lauerte hinter ihnen ein Dämon. Ihr Gesicht hatte sich in eine bleiche, zuckende Maske des Hasses verwandelt. Ein Hass, der den Tod überdauern sollte.
Henker, walte deines Amtes!
, rief der Dominikaner in der Mitte und sein harter, ungnädiger Blick verkrallte sich an Amanda. Du bist nicht mehr zu retten, Amanda Anderson. Ich wusste es. Darum haben wir dich nicht der reinigenden Kraft des Feuers übergeben. Du wirst jämmerlich ertrinken, und deine Seele wird in der Hölle brennen.
Die beiden Scharfrichtergehilfen