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Vier Killer kommen nicht davon! Vier Krimis
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eBook449 Seiten4 Stunden

Vier Killer kommen nicht davon! Vier Krimis

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Über dieses E-Book

Vier Killer kommen nicht davon! Vier Krimis

von Alfred Bekker, Pete Hackett, Peter Dubina

 
 

 

 

 
 

Dieses Buch enthält folgende Romane:

 

Pete Hackett: Eine blutige Rechnung

Pete Hackett: Skrupellos

Alfred Bekker: Die Waffe des Skorpions

Thomas West: Jesse Trevellian und der Grausame

 

Der bekannte Filmstar Laramie Stone bittet den FBI-Agenten Jesse Trevellian um Hilfe - um ein Haar wäre er Opfer eines Mordanschlags geworden und in einer perfiden Nagelfalle regelrecht krepiert. Kurz darauf wird der G-Man zum Mord an Eric Johnson, einem New Yorker Richter, gerufen, der auf ähnlich brutale Weise starb, als er in eine Grube mit Eisenspießen fiel. Der Special-Agent glaubt an einen Zusammenhang, zumindest weist die grausame Art der Tötung, nach Vietcong-Manier, darauf hin. Ein neun Jahre zurückliegender Vergewaltigungsfall scheint der gemeinsame Nenner zu sein. Damals wurden die Angeklagten freigesprochen – und zwar von Richter Johnson. Möglicherweise befindet sich jemand auf einem Rachefeldzug ...

SpracheDeutsch
HerausgeberAlfred Bekker
Erscheinungsdatum12. März 2022
ISBN9798201380076
Vier Killer kommen nicht davon! Vier Krimis
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Vier Killer kommen nicht davon! Vier Krimis - Alfred Bekker

    Vier Killer kommen nicht davon! Vier Krimis

    von Alfred Bekker, Pete Hackett, Thomas West

    Dieses Buch enthält folgende Romane:

    Pete Hackett: Eine blutige Rechnung

    Pete Hackett: Skrupellos

    Alfred Bekker: Die Waffe des Skorpions

    Thomas West: Jesse Trevellian und der Grausame

    Der bekannte Filmstar Laramie Stone bittet den FBI-Agenten Jesse Trevellian um Hilfe - um ein Haar wäre er Opfer eines Mordanschlags geworden und in einer perfiden Nagelfalle regelrecht krepiert. Kurz darauf wird der G-Man zum Mord an Eric Johnson, einem New Yorker Richter, gerufen, der auf ähnlich brutale Weise starb, als er in eine Grube mit Eisenspießen fiel. Der Special-Agent glaubt an einen Zusammenhang, zumindest weist die grausame Art der Tötung, nach Vietcong-Manier, darauf hin. Ein neun Jahre zurückliegender Vergewaltigungsfall scheint der gemeinsame Nenner zu sein. Damals wurden die Angeklagten freigesprochen – und zwar von Richter Johnson. Möglicherweise befindet sich jemand auf einem Rachefeldzug ...

    Eine blutige Rechnung

    Special Agent Owen Burke

    Krimi von Pete Hackett

    1

    Der Assistant Director hatte die Special Agents Owen Burke und Ron Harris zu sich ins Büro gebeten. Nachdem er jeden der Agents per Handschlag begrüßt hatte, bot er ihnen Sitzplätze an dem runden Konferenztisch an, um den einige bequeme Stühle gruppiert waren. Auf dem Tisch stand ein Laptop. Er war mit einem Router verbunden, von dem aus ein Kabel zur Telefondose in der Wand führte.

    »Ich erhielt heute Morgen diese – hm, Nachricht, Agents«, eröffnete der AD das Gespräch, klappte einen roten Aktendeckel auf und entnahm ihm ein Blatt Papier. Er reichte es Owen Burke. Der las. Dann schaute er seinen Vorgesetzten an und sagte: »Das ist eine Internetadresse, Sir.«

    Der AD nickte. »Sie können mit dem Laptop ins World Wide Web gehen. Bitte, sehen Sie sich an, was die Adresse zu bieten hat.«

    Owen Burke ließ sich nicht zweimal bitten. Er begann die Tastatur zu bearbeiten. Nachdem er die Entertaste gedrückt hatte, öffnete sich eine Seite. Leise, gediegene Musik ertönte. Eine Klaviersonate. Burke tippte auf Haydn oder Mozart. Dann erschien ein Wort. Zahltag! So lautete es. Das Bild wechselte und zeigte einen Mann, der auf einen Stuhl gefesselt war.

    »Es sieht aus, als säße er auf dem elektrischen Stuhl«, entrang es sich Ron Harris, der wie gebannt auf den Monitor starrte.

    Der Mann mochte Mitte fünfzig sein, seine Haare waren grau, seinen Gesichtsausdruck konnte man als verkrampft bezeichnen. Der Stuhl, auf dem er festgebunden war, stand vor einer kahlen, weißen Wand. Und jetzt erschien ein weiterer Mann, der sich eine schwarze Kapuze über den Kopf gezogen hatte, die lediglich zwei Öffnungen für die Augen besaß. Er hielt einen etwa yardlangen Strick in den Händen. Damit trat er hinter den Stuhl, legte dem Gefesselten den Strick um den Hals, und zwar so, dass sich die Strickenden im Nacken des Grauhaarigen kreuzten.

    Schlagartig endete die Musik. »Es ist Zahltag!«, stieß der Mann mit der Kapuze hervor. Seine Stimme klang verzerrt. Und dann zog er mit aller Kraft den Strick um den Hals des Burschen auf dem Stuhl zusammen. Der bäumte sich auf. Sein Mund öffnete sich zu einem Schrei, aber seiner zugepressten Kehle entrang sich kein Laut. Weit traten ihm die Augen aus den Höhlen ...

    »Großer Gott!«, entfuhr es Owen Burke entsetzt. Er schluckte würgend. »Ist dieser Film echt?« Fragend fixierte er den AD. »Wer ist der Mann auf dem Stuhl? Das – das ist ja ...« Der Agent, der beruflich schon eine Reihe schrecklicher Dinge erlebt hatte, war außer sich. Er fand keine Worte.

    Der Chef des FBI New York bedeutete dem Special Agent mit einer Handbewegung, abzuwarten.

    Der Todeskampf des Gefesselten dauerte einige Minuten. Dann fiel er in den Stuhl zurück und sein Kinn sank auf die Brust. Der Mörder ließ den Strick fahren. »Dieses Schwein hat bezahlt!«, rief er, und auch jetzt klang seine Stimme wieder verzerrt. Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Es herrscht Krieg. Ich erledige noch viele von euch.«

    Nach dem letzten Wort verschwand er aus dem Bild und die leise Klaviermusik setzte wieder ein. Das Video hielt an, der Tote auf dem Stuhl bot sich den Blicken der Agents als Standbild dar.

    Jetzt erhob der AD die Stimme, indem er sagte: »Der Mann heißt Carl Swanson. Er war bis vor zwölf Jahren Special Agent beim FBI New York. Swanson ging mit vierundvierzig in den Ruhestand. – Um auf Ihre Frage von eben zurückzukommen, Agent Burke: Ja, der Film ist echt. Daran besteht nicht der geringste Zweifel. Ich habe in dieser Sache bereits mit dem Police Department Kontakt aufgenommen und folgendes herausgefunden: Am späten Nachmittag des 31. August wurde der zehnjährige Enkel Swansons entführt. Man war der Meinung, dass Lösegeld erpresst werden sollte. Am 1. September verschwand dann Carl Swanson spurlos. Und am 2. September, vorgestern also, wurde Jimmy Swanson, der Zehnjährige, im Central Park bei der Statue der Alice im Wunderland völlig verstört aufgefunden.«

    »Man muss also davon ausgehen, dass die Entführung des Zehnjährigen in einem engen Zusammenhang mit dem Verschwinden und der Ermordung Carl Swansons steht«, murmelte Owen Burke.

    Der AD nickte. »Ein Bote bringt die Akten, die beim Police Department angelegt wurden, im Laufe des Tages vorbei. – Ich betraue Sie beide mit dem Fall. Damit befindet er sich meiner Meinung nach in den besten Händen. Ich darf Sie bitten, mich auf dem Laufenden zu halten.«

    »Kann ich das Blatt Papier mit der Internetadresse haben?«, fragte Owen Burke.

    »Natürlich. Sie müssen es der Akte Carl Swanson hinzufügen.«

    »Dem ersten Augenschein nach handelt es sich um einen Racheakt«, resümierte Owen Burke. »Ich habe in diesem Zusammenhang noch eine Frage, Sir. Wie hieß der Teampartner Swansons?«

    »Jack Coleman. Auch Coleman ist längst aus dem aktiven Dienst ausgeschieden.«

    »Es gibt doch im Archiv sicher noch seine Personalakte.«

    »Das herauszufinden dürfte einfach sein«, erklärte der Direktor des FBI New York.

    Burke und Harris verabschiedeten sich von ihrem Vorgesetzten. Jedem der beiden Agents stand deutlich ins Gesicht geschrieben, wie sehr sie von dem, was sie gesehen hatten, erschüttert waren.

    Es war eine Hinrichtung – es war der Irrsinn brutaler Gewalt. Eine Tat, die Fassungslosigkeit und hilflose Wut auslöste.

    2

    Carl Swanson wohnte in 228 East 115th Street. Er hinterließ eine Frau und einen zweiunddreißigjährigen Sohn. Sein Name war Brad. Er war der Vater von Jimmy, dem zehnjährigen Knaben, der am 31.8. entführt worden war.

    Martha Swanson, die Gattin des ehemaligen FBI-Beamten, war zu Hause. Owen Burke stellte sich und seinen Partner Ron Harris vor, dann fragte er die Frau, ob sie ihnen einige Fragen beantworten würde. Sie sagte: »Es hängt mit dem Verschwinden meines Mannes am 1. September zusammen, nicht wahr?« Fast ängstlich musterte sie Owen Burke. Dann fügte sie mit stockender Stimme hinzu: »Ist – Carl – tot?«

    Owen Burke kniff einen Moment lang die Lippen zusammen, so dass sie nur noch eine dünne, harte Linie bildeten. »Wir wissen es nicht genau«, murmelte er dann.

    »Wie soll ich das verstehen?«, entrang es sich der Frau. »Was heißt, Sie wissen es nicht genau? Es – es ist also nicht auszuschließen.«

    Burke strich sich mit Daumen und Zeigefinger über das Kinn. »Dürfen wir in die Wohnung kommen, Ma'am. Drin spricht es sich gewiss leichter als hier zwischen Tür und Angel.«

    »Oh, Entschuldigung, natürlich ... Kommen Sie herein.«

    Im Wohnzimmer bot die Frau den beiden Agents Sitzplätze an. Ihr banger, erwartungsvoll-fragender Blick wechselte zwischen ihnen hin und her. Sie hatte auf der Couch Platz genommen.

    Martha Swanson war eine zierliche Person von höchstens eins sechzig. Burke wusste, dass sie vierundfünfzig war. Ihre kurz geschnittenen Haare waren dunkel gefärbt. Sie wiesen einen rötlichen Schimmer auf. Die Frau war dezent geschminkt. Sie musste einmal sehr attraktiv gewesen sein.

    Burke entging nicht der verhärmte Zug, der sich in ihren Mundwinkeln festgesetzt hatte. Die Ungewissheit über das Schicksal Ihres Mannes schien ihr vor allem psychisch zuzusetzen. Die dunklen Ringe unter ihren Augen, die nicht zu übersehen waren, verrieten, dass sie seit Tagen keinen richtigen Schlaf mehr gefunden hatte. Nervös knetete sie die Hände, die in ihrem Schoß lagen.

    Owen Burke wusste nicht recht, wie er beginnen sollte. Er schoss Ron Harris einen hilfeheischenden Blick zu. Sein Partner nickte kaum wahrnehmbar. »Es gibt in der Tat Hinweise, dass Ihr Mann nicht mehr am Leben ist, Ma'am«, begann Burke vorsichtig.

    Martha Swanson schlug die Augen nieder. Ein Laut, der sich anhörte wie trockenes Schluchzen, stieg aus ihrer Kehle. »Ich habe es geahnt«, murmelte sie dann mit erschreckend schwacher Stimme. »Carl war so seltsam, nachdem Jimmy entführt worden war. Er meinte, dass nur er den Jungen retten könne. Am 1. September, es war gegen 15 Uhr, verließ er die Wohnung. Er wollte mir nicht sagen, wohin er geht. Er meinte nur, dass Jimmy das Leben noch vor sich habe. Und er fügte hinzu, dass er alles tun würde, um Jimmys Leben zu retten.«

    »Seitdem gab es nach unserer Erkenntnis kein Lebenszeichen mehr von ihm«, mischte sich Ron Harris ins Gespräch ein. »Ich nehme nicht an, dass er sich in der Zwischenzeit bei Ihnen gemeldet hat.«

    Martha Swanson schüttelte den Kopf. »Am 2. September fanden Spaziergänger und Touristen im Central Park unseren Enkel. Mein Sohn hat mir berichtet, dass ihn der Kidnapper bei der Statue der Alice im Wunderland zurückgelassen hat.« Die Frau brach ab. Nach einem zitternden Atemzug fragte sie: »Welcher Art sind die Hinweise, aus denen möglicherweise der Schluss zu ziehen ist, dass Carl nicht mehr lebt?«

    Wieder wechselte Owen Burke mit seinem Freund und Kollegen einen schnellen Blick. Er wollte die Frau nicht mit der brutalen Wahrheit konfrontieren. Darum antwortete er ausweichend: »Heute ist der 4. September. Seit Ihr Mann verschwunden ist sind drei Tage vergangen. Wir vermuten, dass sein Verschwinden mit der Entführung Ihres Enkelsohnes zusammenhängt. Und es ist wohl so, dass sich Ihr Mann geopfert hat, um den Jungen zu retten.«

    In den Mundwinkeln der Frau zuckte es. Plötzlich schlug sie die Hände vor das Gesicht und begann zu weinen. Ihre Gefühle übermannten sie und sie hatte dem nichts entgegenzusetzen. Owen Burke verspürte Betretenheit und fühlte sich hilflos. Dieselben Empfindungen drückte auch Ron Harris' Blick aus. Die beiden Agents schwiegen. Plötzlich ließ die Frau die Hände wieder sinken. »Aber warum?«, fragte sie mit tränenerstickter Stimme.

    »Wir sind der Meinung, der Grund ist in der Vergangenheit Ihres Mannes als FBI-Agent zu suchen«, murmelte Owen Burke. Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Er hat also mit keinem Wort verlautbart, was er vorhat, als er am Samstag die Wohnung verließ?«

    »Nein. Auf meine Fragen erhielt ich keine befriedigenden Antworten. Er erging sich nur in diesen Andeutungen, wonach nur er Jimmy retten könne. Ich wurde nicht klug daraus. Er ließ sich auch nicht aufhalten. Carl wirkte so entschlossen, so ...« Martha Swanson brach ab und zuckte mit den Achseln. Sie suchte nach einem passenden Wort und stieß schließlich hervor: »Ich – ich kann es nicht beschreiben.«

    »Ihr Sohn wohnt 436 East 85th Street, nicht wahr?«

    »Ja. Zweite Etage.«

    »Haben Sie mit ihm telefoniert, nachdem Ihr Mann am Samstag die Wohnung verlassen hatte?«

    »Natürlich. Vertrau auf Dad, sagte er. Nachdem Jimmy am Sonntag unversehrt wieder auftauchte, Carl aber spurlos verschwunden blieb, macht er sich allerdings allergrößte Sorgen um seinen Vater.«

    Die Agents verabschiedeten sich.

    Als sie im Dodge Avenger saßen und Ron Harris das Dienstfahrzeug nach Yorkville steuerte, sagte Owen Burke: »Der Junge hat laut Polizeibericht seinen Entführer nie unmaskiert zu Gesicht bekommen. Er konnte auch nicht sagen, wo er festgehalten wurde. Alles, was wir wissen, ist, dass der Entführer groß und schlank war und dass er sich dem Kind gegenüber ziemlich freundlich darstellte.«

    »Sprechen wir mit Brad Swanson, und dann fahren wir nach Staten Island und unterhalten uns mit Jack Coleman, dem früheren Teampartner von Swanson.«

    In der 85th Street fand Ron Harris einen Parkplatz direkt vor dem Gebäude Nummer 436. Gekonnt rangierte er den Dodge in die Parklücke. Wenig später standen sie vor der Tür des Apartments, an dessen Tür ein Schild mit der Aufschrift B. Swanson angebracht war. Ron Harris legte den Daumen auf den Klingelknopf. Aus dem Lautsprecher der Gegensprechanlage erschallte es: »Wer ist da?« Es war eine männliche Stimme. Wahrscheinlich Brad Swanson selbst.

    »Die Special Agents Burke und Harris vom FBI New York«, stellte Harris sich und seinen Partner vor. »Wir haben einige Fragen an Sie.«

    Gleich darauf wurde die Tür geöffnet und Brad Swanson zeigte sich. Es konnte nur Carl Swansons Sohn sein, dessen Bild die Agents in dem Videofilm gesehen hatten, der seine Ermordung zum Inhalt hatte. Die Ähnlichkeit war frappierend, nur dass Brad Swanson über zwanzig Jahre jünger war.

    Jetzt ließ Owen Burke seine Stimme erklingen. »Ich bin Special Agent Burke«, sagte er und hielt Swanson seinen Dienstausweis hin. »Wir kommen wegen der Entführung Ihres Jungen und des spurlosen Verschwindens Ihres Vaters.«

    Swanson warf einen Blick auf den Ausweis, dann sagte er: »Bitte, kommen Sie herein.« Und als sie im Wohnzimmer Platz genommen hatten, ergriff er erneut das Wort: »Sie können sich denken, dass ich voller Sorge um meinen Vater bin. Nach meiner Überzeugung hat sein Verschwinden etwas mit der Entführung meines Sohnes zu tun. Ich selbst bin Polizist und beim Detective Bureau eingesetzt. - Jimmy geht es gut. Ich habe ihn zusammen mit meiner Frau für ein paar Tage zu meinen Schwiegereltern aufs Land geschickt. Der Junge muss Abstand gewinnen.«

    »Hat sich um ihn ein Psychologe gekümmert?«, fragte Ron Harris.

    »Natürlich. Da aber der Kidnapper freundlich zu ihm war, ist der psychische Schaden nicht erheblich. Jimmy wird die Dinge, die ihm widerfahren sind, verarbeiten und unbeschadet überstehen. Das meint jedenfalls der Fachmann.«

    »Ihre Mutter hat Sie sofort angerufen, nachdem am Samstag Ihr Vater seine Wohnung in der 115th Street verließ«, gab Burke zu verstehen.

    »Ja. Dad äußerte ihr gegenüber, dass er Jimmy retten könne und - dass er Jimmy retten müsse. Mein Vater war FBI-Agent. Er war ein Mann, dem man absolut vertrauen konnte. Ich versuchte Ma zu beruhigen. Einen Reim auf seine Äußerungen konnte ich mir jedoch nicht machen.«

    »Es muss in der Vergangenheit Ihres Vaters einen Vorfall gegeben haben, der jetzt, nach vielen Jahren, einen brutalen Rächer auf den Plan gerufen hat«, gab Burke zu verstehen.

    Brad Swanson starrte sekundenlang versonnen vor sich hin. Er schien angestrengt nachzudenken. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich kann mich nicht erinnern, dass Dad auch nur ein einziges Mal von seiner Arbeit erzählte.« Er schaute Owen Burke an, als versuchte er in dessen Zügen zu lesen. Dann stieß er hervor: »Wissen Sie etwas über das Schicksal meines Vaters? Gibt es irgendwelche neuen Erkenntnisse?«

    »Wir sind davon überzeugt, dass Ihr Vater tot ist«, antwortete Owen Burke ohne Umschweife. »Es ist wohl so, dass er sein Leben in die Waagschale geworfen hat, um das Leben seines Enkels zu retten.«

    Brad Swansons stieß die verbrauchte Atemluft durch die Nase aus. »Wie kommen Sie zu diesem Schluss?«

    »Besitzen Sie einen Computer mit Internetanschluss?«

    »Natürlich.«

    3

    Brad Swanson war schockiert. Jeder Zug seines Gesichts drückte aus, was sich an Gefühlen in ihm abspielte. Er wollte etwas sagen, aber seine Stimmbänder versagten ihm den Dienst. Mit dem Ausdruck des Grauens starrte er auf den Monitor. Der Mann auf dem Stuhl war sein Vater. Leise Klaviermusik erklang. Der Kopf des Strangulierten hing vor der Brust.

    Eine unsichtbare Hand schien Brad Swanson zu würgen. Er erschauerte. Zweimal, dreimal setzte er an, aber er brachte keinen Ton über die Lippen. Sein Atem ging stoßweise. In der Tiefe seiner Augen wob das Grauen. Entsetzen und Verzweiflung stiegen wie ein Schrei in ihm auf. Und schließlich brach es über seine bebenden Lippen: »Wer ist der Maskierte? Das - das kann kein Mensch sein! Das ist – ein reißendes Tier! Nein! Kein Tier ist zu einer derartigen Grausamkeit fähig. Es – es ist eine Bestie. O mein Gott! Warum? Ich frage mich, warum mein Vater auf eine derart brutale und unmenschliche Art und Weise sterben musste.«

    »Wir wissen es nicht«, versetzte Owen Burke. »Vielleicht kann uns der ehemalige Kollege Ihres Vaters weiterhelfen.« Forschend schaute er in Swansons Gesicht. »Wir hätten Ihnen das Video nicht gezeigt, wenn Sie nicht behauptet hätten, stark genug zu sein. Sie ...«

    »Keine Sorge«, unterbrach Swanson den Agent. Er sprach mit gefestigter Stimme. »Ich wurde nur für den Moment von meinen Empfindungen überwältigt.« Er fuhr sich mit fahriger Geste über das Gesicht und gab sich einen Ruck. »Es bleibt dabei. Meine Mutter darf nichts von diesem Video erfahren. Sie würde es nicht verkraften.« Swanson atmete tief durch. »Mein Vater hat einen verdammt hohen Preis bezahlt, um Jimmys Leben zu retten. Gebe Gott, dass Sie seinen Mörder entlarven und der gerechten Strafe zuführen, Agents.«

    »Wir werden nicht ruhen«, versicherte Owen Burke. »Wir wollen heute noch mit Jack Coleman sprechen. Möglicherweise bringen wir ein wenig Licht in das Dunkel, in dem dieser Fall noch liegt.«

    »Gibt es einen Hinweis auf den Ort, an dem mein Vater starb?«, fragte Swanson.

    »Nein. Nur der Mörder selbst oder der Zufall kann uns zu seinem Leichnam führen. Nun, es ist wohl so, dass die Sache noch nicht ausgestanden ist. Der Mörder hat den Krieg erklärt. Seine Äußerung, 'ich erledige noch viele von euch', lässt darauf schließen, dass seine Kriegserklärung dem FBI New York gilt. Irgendwann in nächster Zeit werden wir wohl erneut das Vergnügen mit dem Killer haben.«

    4

    Um nach Staten Island zu gelangen mussten die Agents nach Queens hinüberwechseln. Dort wandten sie sich nach Süden, durchquerten Brooklyn und benutzten schließlich die Verrazano Narrows Bridge. In Staten Island mussten sie wieder ein ganzes Stück nach Norden. Die Forest Avenue, in der Coleman wohnte, begrenzt die Nordseite des Silver Lake Parks. Ohne das Navigationsgerät hätten die Agents wohl nicht so einfach zu Colemans Wohnung gefunden. Es handelte sich um ein Einfamilienhaus mit einem schmalen, gepflegten Vorgarten. Coleman stand bei einem Beet mit Rosen und sprengte es. Er war glatzköpfig. Ein großer, hagerer Mann Ende der fünfzig, der den Agents den Rücken zuwandte und vollkommen in seine Arbeit vertieft war.

    »Mister Coleman!«, rief Owen Burke.

    Jetzt drehte sich der Mann im Garten um. Das Wasser, das aus dem Sprenger kam, versiegte. »Ich bin Jack Coleman«, erklärte der Glatzköpfige. »Was kann ich für Sie tun?«

    Burke zeigte seine Dienstmarke und nannte seinen Namen. Dann sagte er: »Es geht um Ihren ehemaligen Partner Carl Swanson, Mr. Coleman.«

    Erol Coleman legte den Gartenschlauch auf den Boden und kam näher. Die Brauen des ehemaligen FBI-Mannes hatten sich zusammengeschoben, was seinem Gesicht einen düsteren Ausdruck verlieh. »Was ist mit Carl? Ich habe schon seit ewigen Zeiten nichts mehr von ihm gehört.«

    »Wir müssen davon ausgehen, dass er ermordet wurde!«

    Owen Burkes Worte waren wie Hammerschläge gefallen.

    »Ermordet!«, echote Coleman mit allen Anzeichen des Entsetzens in der Stimme. Ungläubig und fassungslos starrte er Burke an. »Sagten Sie – ermordet!« In seinem Gesicht begannen die Muskeln zu zucken.

    »Ja. Zugleich hat jemand dem FBI den Krieg erklärt. Wir vermuten, dass nach einer Reihe von Jahren ein Rächer auftritt, der mit dem FBI im Allgemeinen und mit Carl Swanson im Besonderen eine alte Rechnung zu begleichen hat. Sie, Mr. Coleman, waren Swansons Teampartner. Ich schließe nicht aus, dass es der Mörder auch auf Sie abgesehen hat.«

    Coleman fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Nachdenklich starrte er auf einen unbestimmten Punkt irgendwo in der Ferne. Dann stieß er hervor: »Es kann sich nur um Erol Chambers handeln.« Er schaute Burke an wie ein Erwachender. »Was heißt das, wenn Sie sagen, dass Sie davon ausgehen müssen, dass Carl tot ist?«

    »Der Killer hat ein Video, das die Ermordung Swanson minutiös zeigt, ins Internet gestellt. Noch wissen wir nicht mit allerletzter Sicherheit, ob die Szene nicht nur gestellt ist. Allerdings gehen wir davon nicht aus. Wir sind dran, den Betreiber der Plattform, der das Video veröffentlicht hat, herauszufinden und über ihn gegebenenfalls den Mörder zu entlarven. Aber ich rechne mir keine allzu großen Chancen aus, auf diesem Weg den Täter zu schnappen.«

    »Sie haben also keine Leiche«, konstatierte Coleman.

    »Nein. - Wer ist Erol Chambers?«

    Es dauerte sekundenlang, bis Coleman antwortete. »Chambers war ein rechtsgerichteter Terrorist, der es auf Afroamerikaner abgesehen hatte. Er stammte aus Texas und soll dort unten einer Organisation angehört haben, für die der Ku Klux Klan Pate gestanden hat. Ziel war die Bekämpfung schwarzer Kirchengemeinden. Nachdem er nach New York umgesiedelt ist, hat Chambers weitergemacht. Er gründete eine rechtsradikale Gruppe. Während einer Messe hat er Molotowcocktails in eine Kirche oben in Harlem geworfen. Fazit waren vier tote Schwarze und eine ganze Reihe Verletzter.«

    »Wann war das?«, fragte Ron Harris interessiert.

    »Vor ungefähr siebzehn Jahren«, antwortete Coleman. »Es dauerte eine ganze Weile, bis wir Chambers auf die Spur kamen. Schließlich aber hatten wir eindeutige Beweise. Kurz und gut, Carl und ich stürmten, begleitet von einen Gruppe Männern des Hostage Rescue Teams, die Wohnung Chambers in Queens. Dabei kam es zu einer Schießerei. Es gab fünf Tote.«

    »Wer starb?«, fragte Owen Burke.

    Coleman vermied es, Burke anzusehen. Mit gesenktem Blick antwortete er: »Chambers Bruder, seine Frau, sein Schwiegervater, ein Freund und – Chambers fünfzehnjähriger Sohn.«

    »Was geschah mit Erol Chambers?«, erkundigte sich Ron Harris.

    »Er befand sich nicht in der Wohnung. Die Fahndung nach ihm brachte keinerlei Ergebnis. Auch Interpol wurde eingeschaltet. Die CIA mischte mit. Chambers blieb verschwunden. Doch nun ...«

    Coleman brach ab. Jetzt schaute er zuerst Harris, dann Burke an. Es war ein geradezu verzweifelter Blick. Eine grausam kalte Hand aus der Vergangenheit schien nach Coleman gegriffen zu haben. Er erhob noch einmal die Stimme: »Bei mir war die Sache längst in Vergessenheit geraten. Es war so, dass Chambers Bruder Herb und sein Schwiegervater sowie der Freund, der sich in der Wohnung befand, ebenso rechtsradikal waren wie Chambers selbst. Sie eröffneten das Feuer auf unsere Leute. Der Freund Chambers, der sein Leben ließ, gehörte ebenfalls zu den Terroristen.«

    »Auch Chambers Frau und sein Sohn?«, fragte Ron Harris.

    »Wir vermuteten damals, dass die Frau über Chambers Aktivitäten Bescheid wusste. Dafür, dass sie in der Gruppierung aktiv war, gab es keine Beweise. Der Junge ...« Coleman zuckte mit den Achseln. »Es war ein Unglücksfall. Es gab auch eine Untersuchung. Disziplinarverfahren wurden allerdings nie eröffnet.«

    »Haben Sie Familie?«, wollte Burke wissen.

    »Ja. Hier wohne ich mit meiner Frau. Einer meiner Söhne lebt mit seiner Frau und zwei Kindern ebenfalls in Staten Island. Meine Tochter ist mit einem Arzt verheiratet, sie wohnt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Long Island. Warum fragen Sie?«

    »Ich denke, dass sowohl Sie als auch ihre Familie gefährdet sind, Mr. Coleman. Daher werden wir veranlassen, dass Sie, Ihre Frau und Ihr Sohn sowie Ihre Tochter und deren Familien unter Polizeischutz gestellt werden, bis wir den Mörder gefasst haben.«

    »Wenn Chambers der Mörder ist, dann will er mich und nicht meine Familie«, knurrte Coleman.

    »Täuschen Sie sich nicht. Der Killer benutzte Swansons Enkel, um an Carl Swanson heranzukommen. Er entführte den Jungen. Wir nehmen an, dass er drohte, das Kind umzubringen, wenn sich ihm Swanson nicht ausliefert.«

    »Was für eine perverse Vorgehensweise«, murmelte Jack Coleman erschüttert. Sein Gesicht war Spiegelbild seiner Empfindungen.

    5

    Am folgenden Morgen rief Owen Burke bei der SRD an. SRD steht für Scientific Research Division. Hierbei handelt es sich um den zentralen Erkennungsdienst aller New Yorker Polizeidienststellen. Burke hatte am Tag zuvor das Blatt Papier mit der Internetadresse, das dem Assistant Director zugespielt worden war, unter der das Video aufzurufen werden konnte, das die 'Hinrichtung' Carl Swansons zeigte, an die SRD zur Auswertung abgegeben.

    Der Beamte, den Burke an der Strippe hatte, sagte: »Tut mir leid, Kollege. Es gibt weder Fingerabdrücke noch auswertbares, genetisches Material.«

    Owen Burke bedankte sich und legte auf. Fast im selben Moment läutete Ron Harris' Telefon. Der Agent schnappte sich den Hörer und meldete sich, lauschte sekundenlang

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