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U.S. Marshal Bill Logan, Band 33-40 (Western-Sammelband - 1000 Seiten Spannung)
U.S. Marshal Bill Logan, Band 33-40 (Western-Sammelband - 1000 Seiten Spannung)
U.S. Marshal Bill Logan, Band 33-40 (Western-Sammelband - 1000 Seiten Spannung)
eBook880 Seiten12 Stunden

U.S. Marshal Bill Logan, Band 33-40 (Western-Sammelband - 1000 Seiten Spannung)

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Über dieses E-Book

Sammelband 5 (Band 33-40) U.S. Marshal Bill Logan von Pete Hackett Pete Hackett Western - Deutschlands größte E-Book-Western-Reihe mit Pete Hackett's Stand-Alone-Western sowie den Pete Hackett Serien "Der Kopfgeldjäger", "Weg des Unheils", "Chiricahua" und "U.S. Marshal Bill Logan". U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Über den Autor Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen. Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung." Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum12. Apr. 2014
ISBN9783956170904
U.S. Marshal Bill Logan, Band 33-40 (Western-Sammelband - 1000 Seiten Spannung)

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    Buchvorschau

    U.S. Marshal Bill Logan, Band 33-40 (Western-Sammelband - 1000 Seiten Spannung) - Pete Hackett

    U.S. Marshal Bill Logan

    Sammelband 5 (Band 33-40)

    von Pete Hackett

    Pete Hackett Western – Deutschlands größte E-Book-Western-Reihe mit Pete Hackett's Stand-Alone-Western sowie den Pete Hackett Serien Der Kopfgeldjäger, Weg des Unheils, Chiricahua und U.S. Marshal Bill Logan.

    U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.

    Ein CassiopeiaPress E-Book

    © by Author www.Haberl-Peter.de

    © der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    www.AlfredBekker.de

    1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

    ISBN 9783956170904

    Inhalt

    Cover

    Titel

    Impressum

    Über den Autor

    Band 33 Der Sohn des Shakopee

    Band 34 Sein letzter Trumpf

    Band 35 Gefährliche Erbschaft

    Band 36 Jim Garretts tödlicher Schwur

    Band 37 Verdammt am Rio Bravo

    Band 38 Claim Wölfe

    Band 39 Rustler am Sweetwater Creek

    Band 40 Rache für Everett Gaines

    Über den Autor

    Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

    Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie Texas-Marshal und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung.

    Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie Der Kopfgeldjäger. Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

    Band 33

    Der Sohn des Shakopee

    Eine schreckliche Sekunde lang schien Mankatos Wille inmitten des Geschreis, der krachenden Schüsse, des wogenden Pulverqualms gelähmt zu sein.

    Die Kavalleristen stürmten durch die Nacht heran. Der Hufschlag ließ die Erde erbeben. Mündungslichter zerstießen die Dunkelheit wie gierige Glutzungen. Cheyennekrieger wurden von den schweren Kugeln getroffen, herumgewirbelt und geschüttelt. Sie brachen tot und sterbend zusammen.

    Mankato spürte den Gluthauch des Bleis, das haarscharf an seinem Kopf vorbeizischte. Er packte sein Gewehr und rannte eine Hügelflanke hinauf. Gestrüpp und Dunkelheit schützten ihn. Ein Stakkato von Schüssen folgte ihm. Blätter und Zweige wurden neben ihm zerfetzt, Staubfontänen spritzten auf, wo sich die Projektile in den Boden bohrten …

    Mankato warf sich auf den Bauch. Wie eine Eidechse arbeitete er sich zwischen einige Felsen, die aus dem Hang ragten. Hinter einem mannshohen Felsen richtete er sich auf.

    Ihr verdammten weißen Hunde, brach es aus seiner trockenen Kehle. Ich werde euch töten – alle werde ich euch töten. Rache für Buffalo Chief, Rache für Shakopee, meinen Vater, Rache dafür, dass ihr uns wieder belogen und betrogen habt …

    Sein Atem rasselte. Seine Brust hob und senkte sich unter keuchenden Atemzügen.

    Mankato konnte nicht wissen, dass Shakopee tot war. Aber er ahnte es, nachdem die Soldaten völlig unvermutet aufgetaucht waren. Aber selbst wenn Shakopee noch lebte – er befand sich in der Hand der Weißen, und das bedeutete, dass er so gut wie tot war.

    Darum schwor der junge Cheyenne auch Rache für ihn.

    Neuer Hass war geboren. Unausrottbar verwurzelte er sich in Mankato. Sein Herz war kalt und tot. Er kannte nur noch ein Ziel: blutige Rache!

    Das Land sollte im Blut seiner Bewohner ertrinken.

    Als er etwas zu Atem gekommen war, begann Mankato zu feuern. Er schoss wild und blindwütig. Nicht eine einzige Kugel traf, aber Mankato feuerte weiter. Er konnte nicht anders. Der aufgestaute Hass musste sich entladen.

    Im Tal rollte das Echo der Schüsse, stieß gegen die Bergflanken und verebbte in fernen Schluchten und Passagen. Querschläger wimmerten durchdringend …

    Einige Reiter jagten den Hügel empor. Mankato repetierte und drückte ab. Aber der vor einiger Zeit erbeutete Springfield-Karabiner war leergeschossen. Der junge Cheyenne schleuderte ihn fort und lief wie ein Hase in Zickzacklinie auf die dürren Büsche zu, die ihm als einzige Schutz versprachen. Mit einem Hechtsprung warf er sich dahinter. Schüsse krachten. Die Kugeln peitschten durchs Gebüsch, konnten ihm aber nichts anhaben, denn er war in eine kleine Mulde gerutscht, in der er von den Geschossen nicht erreicht werden konnte.

    Die Reiter suchten kurze Zeit nach ihm, dann gaben sie auf und kehrten um. In der Ebene schwiegen jetzt die Gewehre. Es war vorbei. Aufgewirbelter Staub senkte sich. Pulverdampf zerflatterte. Der Tod zog die knöcherne Hand, die er schon nach Mankato ausgestreckt hatte, wieder zurück. Ansonsten war er wieder einmal unersättlich gewesen in seiner Gier.

    Die Stille, die den Schüssen folgte, war tief und unwirklich. Kein Lüftchen bewegte die Blätter. Mankato hoffte, dass außer ihm noch vielen Kriegern die Flucht gelungen war.

    Er konnte nur noch an Rache denken. Er spürte das Feuer der tödlichen Leidenschaft in seiner Seele, den brennenden, unversöhnlichen Hass in seinem Herzen. Es packte ihn wie tödliches Fieber und ließ sein breitflächiges Gesicht fast tierische Züge annehmen …

    *

    Joe Hawk, Duncan O'Leary und ich waren zum Ort des Überfalles gekommen, als alles schon vorbei war. Nachdem der Halbblut-Scout James Lawyer im Auftrag Major Whitemans Shakopee, den Cheyennehäuptling, ermordet hatte, nahmen wir den Major fest. Wir wollten ihn nach Amarillo bringen, um ihn dort wegen der Anstiftung zum Mord vor Gericht zu bringen.

    Shakopee und die Cheyenne hatten vor einigen Wochen die Indianeragentur bei Fort Cobb überfallen und John Clumm, den betrügerischen Agenten, ermordet. Gejagt von der Armee hatten sie Raubzüge bis nach Texas unternommen, was uns, die U.S. Marshals, auf den Plan rief.

    Uns war es gelungen, den Schlupfwinkel der Cheyenne ausfindig zu machen. Wir befreiten insgesamt 19 Mädchen und Frauen, deren Männer, Väter und Brüder ermordet und deren Farmen niedergebrannt worden waren.

    Zuletzt war Shakopee bereit gewesen, mit seinen Kriegern in die Reservation zurückzukehren. Ich hatte ihm zugesagt, ihn nicht der Armee, sondern dem Beauftragten der Regierung für Indianerangelegenheiten auszuliefern.

    Und in diesem Stadium, als sich alles zum Guten zu wenden schien, ließ Major Thomas Whiteman, ein fanatischer Indianerhasser, den Häuptling ermorden.

    In mir nagte und fraß die Wut wie ein unersättliches Tier. Denn damit stürzte der verdammte Major das Land erneut ins Chaos. Wir hatten Mankato, den jungen Cheyenne, kennengelernt. Er war vernünftig und dafür gewesen, in die Reservation zurückzukehren. Jetzt aber …

    Mankato war nicht unter den Toten.

    Schätzungsweise waren ein Dutzend Krieger den Gewehren, Revolvern und Säbeln der Soldaten entkommen.

    Als wir in unser Lager zurückkehrten, erwartete uns die zweite böse Überraschung. James Lawyer, das Halbblut, das Wolf nach dem Mord an Shakopee gestellt hatte, war fort. Wir hatten ihn mit einer Hand an den unterarmdicken Ast eines Strauches gefesselt. Der Ast war mit einem Messer abgeschlagen worden. Nur noch das blutbesudelte Halstuch des Scouts war da.

    Eine der Frauen, die wir aus der Gewalt der Cheyenne befreit hatten, sagte fast vorwurfsvoll: Er hatte einen Dolch in seinem Stiefel-Mokassin versteckt. Ihr hättet ihn vielleicht besser durchsuchen sollen, ehe ihr verschwunden seid. Wir wagten nicht, uns ihm in den Weg zu stellen. Er verschwand in der Dunkelheit, ehe er aber verschwand, drohte er, euch umzubringen.

    Und wie ich Lawyer kenne, wird er sein Versprechen einlösen, höhnte Thomas Whiteman, der Major, der fast ein ganzes Dorf ausrotten ließ und der eigenhändig Buffalo Chief, den Vater Shakopees, erschossen hatte.

    Freuen Sie sich nur nicht zu früh, Whiteman, knurrte ich. Ich wandte mich an Joe und O'Leary und sagte: Ich versuche, Lawyer wieder einzufangen. Brecht auf, sobald der Morgen graut. Ich hole euch schon ein, keine Sorge.

    Nimm Wolf mit, bot O'Leary an. Er hat den Geruch des Halbbluts in der Nase …

    Wolf hatte James Lawyer das rechte Handgelenk zerbissen, als er ihn stellte. O'Leary hatte recht. Wolf würde mir vielleicht eine große Hilfe sein.

    In welche Richtung ist Lawyer verschwunden?, fragte ich die Frau.

    Sie wies nach Süden.

    Zum Lager der Kavalleristen also, murmelte ich, holte das blutbesudelte Halstuch des Mörders, ging zu Whirlwind und verstaute es in der Satteltasche. Dann kletterte ich in den Sattel und nahm die Zügel auf. Wolf!

    Geh schon!, befahl O'Leary, als der große, graue Wolfshund ihn fast fragend anschaute. Geh mit Logan!

    Wolf jaulte leise auf, ruckte aus seiner liegenden Haltung hoch und folgte mir.

    Ich erreichte den Lagerplatz der Kavalleristen nach einer Viertelstunde etwa. Nur einige Verwundete waren da. Ihre Kameraden befanden sich noch am Schauplatz der Tragödie, die sich in dieser Nacht abgespielt hatte und für die Satan persönlich das Drehbuch geschrieben zu haben schien.

    Ja, sagte einer, der Scout war da. Er hatte eine Handschelle am linken Arm. Wir öffneten sie mit einem Stück Draht und der Sanitäter verband das rechte Handgelenk Lawyers, das aussah, als hätte es ein Wolf zerfleischt.

    Der Mann stutzte und richtete den Blick auf den Hund, der neben den Vorderbeinen Whirlwinds verharrte. War es etwa diese Bestie, die Lawyer so brutal zurichtete?

    Lawyer ist ein dreckiger Mörder, stieß ich grimmig hervor. Er hat Shakopee aus dem Hinterhalt erschossen. Bei den Cheyenne bestand Bereitschaft, ins Reservat zurückzukehren. Nachdem Whiteman aber den Überfall anordnete und die meisten der Krieger getötet wurden, wird aus einer friedlichen Lösung wohl nichts werden. Wenn noch viele eurer Kameraden sterben werden, dann wisst ihr, wem ihr es zu verdanken habt. – Wohin hat sich der Scout gewandt?

    Keine Ahnung. Der Trooper zuckte mit den Achseln. Er bewaffnete sich mit einem Revolver und einem Gewehr, nahm sich ein Pferd und verschwand. Er hat kaum etwas gesprochen.

    Ich saß ab, nahm das Halstuch des Scouts aus der Satteltasche und hielt es Wolf vor die Nase. Der Hund beschnupperte es. Such!, presste ich hervor und verstaute das Tuch wieder.

    Wolf warf den Kopf in den Nacken, heulte leise auf, winselte, leckte einmal über meine Hand und verschwand. Ich rief: Dass mir keiner auf den Hund schießt, weil er ihn vielleicht für einen Wolf oder ein anderes Raubtier hält …

    Der Wolfshund wurde eins mit der Nacht. Auf leisen Pfoten strich er um den Lagerplatz herum und kam nach knapp zehn Minuten zurück, bellte zweimal, warf sich herum und lief wieder davon.

    Ich war aufgesessen und folgte dem Tier.

    Wolf führte mich nach Osten.

    Ich traf auf Captain Edward Jackson. Er hatte die Soldaten ein großes Grab ausheben lassen, in das sie die toten Cheyenne gelegt hatten. Nun waren die Soldaten dabei, dieses Massengrab zuzuschaufeln.

    Der Scout war da, Logan, bestätigte der Captain zögernd, fast widerwillig. Er behandelte mich kühl und reserviert, denn ich hatte ihm prophezeit, dass auch gegen ihn ein Verfahren eingeleitet werden würde.

    … Gewiss werden auch Sie sich verantworten müssen. Denn jetzt wird es im Indianerterritorium erst so richtig rund gehen, denke ich. Und das dürfen unter anderem Sie sich an Ihre Fahne heften.

    Das waren meine Worte gewesen.

    Captain Jackson musste mich also fürchten.

    Er ließ noch einmal seine Stimme erklingen. Mit mir sprach Lawyer aber nicht, lediglich mit einigen Soldaten. Nachdem er erfahren hatte, dass Sie und Ihre Kollegen den Major verhaftet haben, ritt er davon.

    Ich versuchte gar nicht, herauszufinden, welche Richtung der Scout genommen hatte. Auch Wolf gelang es nicht mehr, die Spur des Mörders aufzunehmen. Also kehrte ich in unser Camp zurück.

    Dort war wieder Ruhe eingekehrt.

    Joe hielt Wache.

    Wolf legte sich neben O'Leary auf den Boden. Ich versorgte Whirlwind. Joe kam zu mir: Wir haben beschlossen, Shakopee einfach hier liegen zu lassen, damit ihn Mankato dem Ritual der Cheyenne entsprechend bestatten kann. Was denkst du, Logan-Amigo? Wird Lawyer versuchen, seinen Major zu befreien?

    Ich denke schon, knurrte ich und breitete meine Decke am Boden aus. Außerdem will er uns eine blutige Rechnung präsentieren. – Auch drei der Kopfgeldjäger sind entkommen. Sie haben mich gesehen, und sie werden ebenfalls Rache geschworen haben. Immerhin habe ich ihnen ein lukratives Geschäft zunichte gemacht. Am meisten aber fürchte ich Mankato. Er muss denken, dass wir Shakopee, ihn und die Krieger an die Soldaten verraten haben, und er wird nicht ruhen, bis er entweder tot ist oder unsere Skalps seinen Gürtel zieren.

    Das wird wohl so sein, kam es von Joe, und seine Stimme klang kratzend. Heiliger Rauch, Logan-Amigo, wenn du mich fragst, dann wird dieser Einsatz noch zum Himmelfahrtskommando.

    Er wird? Ich lachte bitter auf. Er ist es schon. Wir brechen im Morgengrauen auf, murmelte ich dann und wickelte mich in die Decke. Wann löst Duncan dich bei der Wache ab?

    Um Mitternacht.

    Gut, bestelle Duncan, dass er mich um drei Uhr wecken soll. Ich übernehme dann die letzte Wache.

    All right. Joe marschierte davon.

    Mein letzter Gedanke war, dass wir noch gut 20, vielleicht sogar 25 Meilen bis Canadian vor uns hatten. Das war die nächste Ansiedlung von dem Punkt aus, an dem wir uns befanden, und dorthin wollten wir die Frauen bringen.

    Dann umnebelte die Müdigkeit meinen Verstand und gleich darauf hatte mich 'der kleine Tod', wie die Indianer den Schlaf nennen, fest im Griff.

    *

    Als mich O'Leary weckte, hatte ich wirklich den Eindruck, von den Toten zu erwachen.

    Der Morgen graute. Duncan O'Leary hatte mich nicht um drei Uhr geweckt, damit ich die Wache übernehmen konnte. Ich fragte ihn nach dem Grund.

    Du hast geschlafen wie ein Engel, kommentierte O'Leary grinsend seinen Entschluss, mich durchschlafen zu lassen. Und da brachte ich es einfach nicht übers Herz …

    Wir brachen auf. Der Trail ging nordwestwärts. Wildnis, so weit das Auge reichte, umgab uns. Hügel, Felsen, dorniges Buschwerk, Kakteen, knorrige Bäume. Es war heiß. Der Südwind brachte keine Linderung. Im Gegenteil, er schien noch mehr Hitze mitzubringen. Feiner Staub überzog das Land wie Puder. Staubwirbel trieben über die Hügelkuppen und Felsränder.

    Dieses Land war geschaffen für Klapperschlangen, Eidechsen und Skorpione. Der Mensch hatte hier auf Dauer keine Chance.

    Die Frauen schleppten sich dahin. Immer zwei ritten auf unseren Pferden. Eine 16-Jährige war zusammengebrochen und wir hatten aus dünnen Stangen, Ästen und Decken eine Schleppbahre gebaut, die Whirlwind zog.

    Meine Füße brannten in den Stiefeln. Ich hatte sie mir schon am Vortag wund gelaufen. Auch Joe und Duncan O'Leary gingen wie auf Eiern. Jeder Schritt war bald eine Tortur, eine Anstrengung, die meinen ganzen Willen erforderte.

    Auch Major Whiteman musste laufen. Wir hatten ihm die Hände vor dem Bauch gefesselt. Er war bald am Ende seiner Kraft. Seine Felsbluse war zwischen den Schulterblättern und unter den Achseln dunkel vom Schweiß. Auch sein Hut zeigte über der Krempe einen zwei Finger breiten Schweißrand. Immer wieder griff der Major nach dem gelben Halstuch, um sich den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen.

    Zwischen meinen Zähnen knirschte Sand. Meine Augen waren entzündet und tränten von Zeit zu Zeit. Wie eine zerfließende Scheibe aus Weißgold stand die Sonne hoch im Zenit. Unbarmherzig glühte sie das Land aus. Die Muskeln arbeiteten nur noch automatisch, von keinem bewussten Willen mehr gesteuert. Unser Wasser war längst verbraucht.

    Immer mehr Frauen machten schlapp.

    Irgendwann ließ sich Whiteman dort, wo er stand, einfach zu Boden sacken. Ich gehe keinen Schritt mehr weiter!, rasselte sein Organ. Die Stimme raschelte trocken wie Papier. Der Major blinzelte durch den Schweiß, der in seine Augen rann und ihm gewiss die Sicht vernebelte.

    Wir lagerten.

    Ich befreite Whirlwind von der Schleppbahre und ritt voraus, um die Gegend zu erkunden und Wasser zu suchen. Einen Bach, einen Creek, eine Tinaja, irgendetwas, das trinkbares Wasser bot. Die Betonung liegt auf trinkbar, denn manche Wasserlöcher in der Wüste waren alkalihaltig und das Wasser war ungenießbar.

    Wir befanden uns zwischen dem Washita River und dem Canadian.

    Ich folgte den Windungen zwischen den Hügeln und Felsen. Die Sonne befand sich links von mir. Die Schatten waren kurz und scharf. Ich zügelte Whirlwind, wischte mir mit dem Handrücken über die brennenden Augen und ließ meinen Blick über die Hügel und Felsen rundum schweifen. Die Konturen zitterten in der Hitze. Die Zweiggeflechte der Coma- und Mesquitesträucher schufen Muster aus Sonnenlicht und Schatten.

    Da sah ich das Blinken vor mir zwischen den Hügeln. Solches Blinken entsteht nur, wenn Sonnenlicht von Metall oder Glas gebrochen wird. Es war wie ein Blitzstrahl. Und mit dem Erkennen reagierte ich. Ich hämmerte dem Schecken die Fersen in die Seite, das Tier streckte sich erschrocken und vollführte einen Satz – und da pfiff auch schon das Blei heran, begleitet vom Peitschen des Schusses.

    Der bösartige Knall zerriss die Grabesstille zwischen den Hügeln. Brüllende Echos antworteten, grollten in den Hügellücken und Felspassagen und zerflatterten wispernd.

    Ich ließ mich seitlich aus dem Sattel kippen und nahm das Gewehr mit. Hart schlug ich am Boden auf, rollte auf den Bauch und repetierte.

    Ein zweiter Schuss krachte. Ich warf mich herum. Dort, wo ich eben noch gelegen hatte, pflügte das Geschoss in den Boden und ließ das Erdreich spritzen. Der Schecke stieg wiehernd auf die Hinterhand.

    Die tödliche Gefahr riss mich hoch. Die Kuppe des Hügels, an dem mein Weg vorbeiführen sollte, mit einer Serie von Schüssen eindeckend, rannte ich zu einem Felsen und ging in Deckung. Ich schob mich seitlich halb um den Felsen herum und spähte hügelaufwärts. Dort oben wucherten Mesquitesträucher und andere Staudenarten. Einem Schützen boten sich tausend Deckungsmöglichkeiten. Zu sehen war nichts.

    Ich entschloss mich, alles auf eine Karte zu setzen. Hier abzuwarten brachte nichts ein. Ich musste den Burschen aus der Reserve locken. Und darum zeigte ich mich. Ich trat hinter dem Felsen hervor. Und sofort begann auf dem Kamm das Gewehr zu sprechen. Aber ich hatte mich sofort wieder abgeduckt und die Kugeln pfiffen, ohne Schaden anzurichten, wie bösartige Hummeln über mich hinweg. Ein Querschläger quarrte grässlich, als ein Stück Blei den Felsen traf. Auf dem Hügel zerflatterte Pulverdampf.

    Ich umrundete auf allen vieren den Felsen auf der dem Heckenschützen abgewandten Seite, und als der letzte Schuss verhallt war, stieß ich mich ab. Im Zickzack rannte ich zu Whirlwind. Das Gewehr begann zu hämmern. Ich überwand einige Yards im Hechtsprung, rollte mich über die Schulter ab, kam, vom eigenen Schwung getragen, wieder hoch und sprang aufs Pferd.

    Whirlwind streckte sich. Ich donnerte zwischen die Hügel und stemmte mich, als ich aus dem Schusssektor war, gegen die Zügel.

    Der Schecke stand schnaubend.

    Ferner Hufschlag erklang. Er entfernte sich. Ich blieb wachsam und misstrauisch. Es konnte ein gemeiner Trick sein. Doch das Pochen verklang. Ich stand unter einer immensen inneren Anspannung. Hart pochte mein Herz gegen die Rippen.

    Ich ließ mich vom Pferd gleiten und schlang die Leine um den Ast eines Strauches. Dann stieg ich den Hang hinauf, hielt die Winchester im Hüftanschlag und hatte den Zeigefinger um den Abzug liegen. Im Lauf befand sich eine Patrone. Ich war bereit, beim Aufbrüllen eines Schusses sofort in die Deckung zu springen. Meine Sinne arbeiteten mit doppelter Schärfe, mein Instinkt für die Gefahr arbeitete unabhängig von meinem Verstand, der mich zu äußerster Vorsicht mahnte.

    Oben ging ich neben einem Strauch zu Boden und schwenkte meinen Blick in alle Richtungen.

    Tot, wie ausgestorben, lag das Terrain nach allen Seiten vor mir.

    Es sah so aus, als hätte sich der hinterhältige Schütze tatsächlich aus dem Staub gemacht. Ich lief zu Whirlwind und schwang mich auf seinen Rücken. Im Trab umrundete ich den Hügel, auf dem der Schütze sich postiert gehabt hatte.

    Das Hufgeräusch hatte sich nach Nordwesten entfernt. Ich folgte dem Schützen in diese Richtung. Als ich nach einiger Zeit den Schecken auf einen Hügel trieb, konnte ich weit nordwestwärts und auch nach Norden und Westen blicken. Und ich sah die Staubfahne, wie sie nur ein Pferd aufwirbeln konnte, das schnell vorwärts gepeitscht wurde.

    Ohne lange zu überlegen nahm ich die Verfolgung auf. Die Hufe des Schecken begannen zu wirbeln.

    Ich glaubte zu wissen, wen ich vor mir hatte.

    James Lawyer, den Mörder Shakopees.

    Wie eine dunkle Linie zog sich die Spur, die er hinterließ, durch das verstaubte Gras.

    Ich kalkulierte einen Hinterhalt ein. Unablässig sicherte ich in die Runde. Und ich achtete auf die Zeichen der Natur.

    Um einen grauen Kalksteinfelsen auf einer der Anhöhen einige hundert Yards vor mir flatterten erregt krächzend einige Vögel. Und ich wusste diese Erscheinung zu deuten. Etwas hatte die Vögel, die dort oben brüteten, aufgeschreckt.

    Ich parierte das Pferd. Der Schecke schnaubte und stampfte mit den Hufen. Die Gebisskette klirrte. Ich saß ab. Deutlich drang das wütende Gezeter der Vögel – es waren wohl Drosseln – an mein Gehör. Die Distanz zwischen mir und dem Felsen war zu weit für einen Schuss. Ich leinte Whirlwind an.

    Sattelsteif setzte ich mich in Bewegung. Das Gewehr hielt ich in beiden Händen. Während ich ritt, hatte ich es nachgeladen. Die Winchester war schussbereit. Meine Gestalt warf einen kurzen Schatten. Mein Blick tastete den Felsen ab. Die Fährte des Reiters führte links an der Erhebung vorbei und verschwand irgendwo in der flirrenden Luft.

    Ich war angespannt bis in die letzte Nervenfaser. Meine Sinne waren aktiviert. Vor mir lauerte der Tod. Ich wusste es, aber ich verspürte keine Furcht. In mir war nur die fiebrige Erregung eines Mannes, der entschlossen war, den Gegner auszuschalten.

    Zweihundert Yards trennten mich noch von dem Hügel. Ich wandte mich nach rechts. Bei einigen Büschen blieb ich stehen. Mein hellwacher Blick tastete sich über die Anhöhe hinweg, bohrte sich in die tiefen Felsrisse und saugte sich an den übereinander getürmten Felsbrocken am Fuß des zerklüfteten Monuments fest.

    Da schien nichts zu sein. Doch die erregten Vögel straften diesen Eindruck Lügen. Ich setzte mich wieder in Bewegung. Jede Deckung ausnutzend huschte ich auf die Basis des Hügels zu. Hinter einem hüfthohen Felsblock, der vor Jahrtausenden schon den Hügel heruntergerollt sein mochte und tief ins Erdreich eingesunken war, kauerte ich nieder. Ich spähte nach oben, schob mich um den Klotz herum – und rannte los.

    In das Mahlen meiner Schritte hinein krachte ein Schuss. Über den Rand eines von Wind und Regen rundgeschliffenen Felsbrockens stieß der ellenlange Mündungsstrahl schräg nach unten und verschmolz mit dem Sonnenlicht. Pulverdampf schwebte an der Felswand in die Höhe und verwehte.

    Ich lag in einer Bodenfalte, die sich quer zur Steigung ein Stück um den Hügel zog. Hart presste ich meinen Körper gegen den halbyardhohen, fast senkrechten Abbruch. Zu dem Schützen befand ich mich im toten Winkel. Ich war etwas außer Atem, meine Lungen pumpten.

    Mein Gegner hielt sich zurück. Die Zeit schien stillzustehen. Wir belauerten uns und jeder wartete darauf, dass der andere einen Fehler machte. Herzschlag und Atmung regulierten sich bei mir wieder. Ich schwitzte. Der Schweißgeruch zog kleine Insekten an, und über der Stelle, an der ich lag, schwebte bald eine dunkle Wolke dieser lästigen, blutsaugenden Stechmücken.

    Ich gab diesen Platz auf und kroch die Rinne entlang, und als sie endete, war ich noch einmal gezwungen, das Schicksal herauszufordern. Blitzartig kam ich hoch, kraftvoll schnellte ich ein Stück den Hang hinauf, wo ein Buschgürtel begann, der sich schräg nach oben fortsetzte und auf dem Rücken des Hügels endete. Dazwischen lagen einige kleine Felsklötze.

    Das Gewehr oben zwischen den Felsblöcken setzte wieder ein. Der Bursche feuerte in rasender Folge. Weit wurden die Detonationen ins Land hinausgetragen, in vielfältigen Echos verhallten sie. Aber der Schütze feuerte viel zu hastig und blindlings. Seine Kugeln fetzten Zweige von den Ästen und wirbelten Staubfontänen in die Höhe – das war aber auch der einzige Effekt, außer, dass mir das Peitschen und Jaulen durch Mark und Bein ging.

    Ich kauerte hinter einem Felsklotz auf den Hacken. Mein hinterhältiger Gegner befand sich am anderen Ende des Kalksteingebildes. Schließlich nahm ich mir ein Herz, raffte mich auf und pirschte am Felsen entlang. Doch da kam prasselnder Hufschlag auf. Er steilte auf der anderen Seite des Hügels in die Höhe und ich begriff, dass der Schuft, der es auf mich abgesehen hatte, seine Flucht fortsetzte.

    Ich spurtete los. Als für mich das Blickfeld nach Nordwesten frei war, markierte nur noch aufgewirbelter Staub den Fluchtweg meines Gegners.

    Es hatte keinen Sinn, ihm zu folgen.

    Doch ich war mir sicher, dass es James Lawyer war, der mir hier aufgelauert hatte. Möglicherweise hatte er unseren Zug schon die ganze Zeit über beobachtet, und als ich mich von den übrigen absonderte, überholte er mich und legte mir den Hinterhalt.

    Ich wandte mich nach Norden …

    *

    Vince Logan, der Kopfgeldjäger, hörte die fernen Schüsse, hob den Kopf und lauschte angespannt.

    Auch Barry Fletcher und Jeff Gilmoore hatten das ferne Peitschen vernommen.

    Die drei verwegenen Kerle hockten im Schatten eines Felsens zwischen kniehohem Gestrüpp und rauchten. Ihre Pferde standen etwas abseits und rupften an dem sonnenverbrannten Gras. Die Tiere waren gehobbelt, damit sie nur kleine Schritte machen und nicht fliehen konnten, falls sie etwas erschreckte.

    Das war weiter westlich, stellte Vince Logan fest und erhob sich. Er starrte in die besagte Richtung. Sehen konnte er allerdings nichts.

    Es waren viel zu viele Schüsse, als dass sich jemand sein Mittagessen geschossen hätte, knurrte Barry Fletcher. Wir sollten mal nachsehen. Vielleicht treiben sich ein paar Rothäute da herum. Von den Bastarden ist jeder 100 Bucks wert.

    Seine Worte waren an Brutalität kaum zu übertreffen. Sie ließen Fletchers ganze niedrige Gesinnung zu Tage treten.

    Auch Fletcher drückte sich hoch und reckte die hageren Schultern. Er schnippte die Zigarette fort und hustete einige Male trocken. Als er den Reiz überwunden hatte, atmete er hart und stoßweise. Tränen traten ihm in die Augen. Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Blutiger Speichel netzte seine Hand. Der Bursche war lungenkrank und hatte sein Todesurteil sozusagen in der Tasche.

    Ja, die Armee hatte auf Shakopees Kopf eine Belohnung von 1000 Dollar ausgesetzt. Für jeden seiner Krieger bezahlte sie 100 Dollar. Tot oder lebendig. Die Aussicht, viel Geld zu machen, hatte Vince Logan und seine Banditen ins Indianer-Territorium geführt. Zwei von ihnen waren im Kampf mit den Cheyenne getötet worden.

    Es waren Skalpjäger der übelsten Sorte. Mitleidlos, brutal, unmenschlich. Einem Skalp sah man nicht an, ob er von einem Krieger stammte. Und jeder Indianer, ob Mann, Frau oder Kind, der den Weg dieser Banditen kreuzte, war so gut wie tot. Als die Regierung von Arizona zu Geronimos Zeiten Kopfgeld für Apachenskalps bezahlte, wurden sogar Mexikaner getötet und skalpiert. Denn sie waren in der Regel auch schwarzhaarig …

    Ja, sehen wir nach, sagte Jeff Gilmoore.

    Sie liefen zu ihren Pferden, befreiten sie von den Fesseln und sprangen in die Sättel. Dann ließen sie die Zügel schießen und gaben den Pferden die Köpfe frei. Die Tiere griffen weit aus. Nach einiger Zeit sahen die drei einen Reiter über einen Hügelkamm jagen. Er trug eine blaue Armeehose, der Oberkörper aber steckte in einem braunen Rehlederhemd und auf dem Kopf saß eine schwarze Melone, auf die ein helles Kreuz in Form eines X gepinselt war, das ihn als Armeescout kennzeichnete. An den Füßen trug der Reiter Mokassins, die ihm bis zu den Knien reichten. Es waren so genannte Mokassin-Stiefel, die die Beine vor dornigem Gestrüpp schützen sollten.

    Der Reiter in der malerischen Tracht sah die drei Banditen im selben Moment, in dem sie ihn wahrnahmen. Er riss sein Pferd in den Stand. Dann hob er das Gewehr, beobachtete die drei über Kimme und Korn, feuerte aber nicht.

    James Lawyer war im ersten Moment irritiert. Er dachte an die drei U.S. Marshals. Aber zwei von ihnen waren bei den Frauen und dem gefangenen Major geblieben. Dem dritten hatte er einige Kugeln um die Ohren pfeifen lassen. Lawyer wurmte es gewaltig, dass es ihm nicht gelungen war, den Sternschlepper aus dem Hinterhalt abzuservieren.

    Jetzt befand er sich auf der Flucht.

    Er sagte sich, dass die Schießerei, die er sich mit dem Marshal lieferte, die drei auf den Plan gerufen hatte.

    Lawyer ließ einem jähen Impuls folgend das Gewehr sinken. Die drei interessierten ihn nicht. Und der Marshal klebte möglicherweise auf seiner Spur. Sich hier in einem Kampf mit den dreien zu verzetteln war möglicherweise tödlich.

    Lawyer zerrte das Pferd herum und trieb es auf der den drei Fremden abgewandten Seite den Hügel hinunter.

    Das war ein roter Armeescout!, stieß Vince Logan hervor. Ich habe das X auf seinem Hut gesehen.

    Steht das auf seinem Skalp?, fragte Jeff Gilmoore, ein rattenhafter Hombre mit vorstehenden Zähnen und schräg gestellten Augen grinsend.

    Nein. Logan lachte glucksend. Vorwärts! Holen wir ihn uns.

    Sie gaben ihren Tieren unbarmherzig die Sporen. Der trommelnde Hufschlag rollte die Hügelflanken hinauf und trieb in die Hügellücken. Staubfahnen wurden von den Hufen in die heiße Luft gerissen.

    Die drei Strolche trennten sich. Während Logan direkt den Hügel hinauf sprengte, auf dem sie den Scout gesehen hatten, jagte Fletcher auf der rechten Seite um die Anhöhe herum, Gilmoore auf der linken. Falls sich der Scout also nach Osten oder Westen wenden wollte, würden sie ihm in einem spitzen Winkel den Weg abschneiden. Ihm blieb also nur die Fluchtrichtung nach Norden – zum Canadian.

    Aber James Lawyer hatte nicht im Sinn, sich von den Kerlen bis zum Canadian jagen zu lassen.

    Er hatte sein Pferd pariert und hörte sie kommen. Der Lärm, der vor ihnen her rollte, verschluckte alle anderen Geräusche und nahm schnell an Vehemenz zu.

    Lawyer verharrte hinter einem Felsen auf seinem Pferd. Er hatte das Gewehr geholstert und zog den Colt. Es klickte leise, als er den Hahn spannte. Der Scout hatte die Faust in Gesichtshöhe erhoben, die Mündung des Schießeisens wies zum Himmel.

    Vince Logan erschien auf dem Kamm des Hügels. Er hielt an und blickte den Abhang hinunter, der vor den Hufen seines Pferdes steil abfiel. Unten führte die Fährte des Scouts zwischen die Hügel und Felsen. Feine Staubpartikel, die der Reiter aufgewirbelt hatte, flimmerten noch in der Luft.

    Hüh! Logan berührte die Seiten des Pferdes mit den Sporenrädern. Der Vierbeiner setzte sich schnaubend in Bewegung. Er musste die Vorderbeine gegen den Untergrund stemmen, um ein Abrutschen zu verhindern. Logan nahm ihn schließlich etwas um die linke Hand und ließ ihn schräg zum Hang nach unten gehen. Und immer wieder bohrte der Kopfgeldjäger den Blick in die Lücke zwischen den Hügeln, in die die Spur führte. Das Hufgetrappel, das die Pferde seiner Komplizen verursachten, drang an sein Gehör.

    Er erreichte die Basis des Hügels und trieb das Pferd wieder an. Er kam nicht weit. Als er merkte, dass die Fährte hinter den Felsen führte, war es für ihn zu spät. Er erschrak bis in seinen Kern, als Lawyer plötzlich sein Pferd hinter dem Felsen hervortrieb und den Colt auf ihn anschlug. Wie eine alles verschlingende Flut kam die Erkenntnis, dass er sich wie ein blutiger Anfänger benommen hatte.

    Logan hielt das Gewehr am Kolbenhals und hatte es auf dem Mähnenkamm seines Pferdes liegen. Es herumzureißen und anzuschlagen würde er nicht die Zeit finden. Es wäre ein tödlicher Fehler gewesen – der letzte Fehler seines Lebens. Sein Verstand holte den hochwallenden Impuls ein. Vince Logan saß wie zu Stein erstarrt auf seinem Pferd.

    Die klirrende Stimme des Scouts sprang ihn an: Weshalb verfolgt ihr mich?

    Jetzt musste sich Logan eine gute Ausrede einfallen lassen. Denn die Wahrheit konnte er schlecht sagen. Die Situation erforderte einen raschen Entschluss. Er sagte: Man muss schließlich wissen, wer einem in diesem Land vor der Nase herumreitet. Meine Freunde und ich sind wegen Shakopee ins Indianer-Territorium gekommen. Allerdings haben die Cheyenne zwei meiner Männer massakriert. Und da waren auch einige Sternschlepper, die mitmischten.

    Logan zeigte ein breites Grinsen. Es entblößte seine Zähne und sollte seine Erleichterung zum Ausdruck bringen. Na schön, jetzt wissen wir, dass von dir keine Gefahr ausgeht. Du bist Angehöriger unserer glorreichen Armee und sicherlich seid ihr auch hinter dem Cheyenne her, der das Land ins Chaos zu stürzen droht. Wir können beruhigt weiter reiten.

    Versonnen starrte Lawyer in das scharflinige, hohlwangige Gesicht Logans, das von stahlblauen, kalten Augen beherrscht wurde. Dann sagte der Scout: Shakopee ist tot. Ich selbst habe ihn erschossen und war Gefangener der U.S. Marshals, die scheinbar auch euch in die Suppe gespuckt haben. Doch es gelang mir, den Hundesöhnen zu entkommen. Mit einem von ihnen hatte ich vorhin eine Schießerei. Normalerweise müsste der Hurensohn tot sein. Es ist wohl so, dass er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat.

    Dann bist du vor den Marshals auf der Flucht?, fragte Logan und musterte den Scout interessiert.

    So ist es. Sie haben Major Whiteman in Gewahrsam. Der Major hat mir den Auftrag erteilt, Shakopee zu töten. Der Häuptling befand sich in den Händen der Staatenreiter. Sie bezeichneten es als Mord. Ich will den Major befreien. Und ich will die drei Marshals tot sehen.

    Dann haben wir ja ähnliche Ziele und Wünsche, Amigo mio, rief Vince Logan. Heh, was hältst du davon, wenn wir gemeinsam ein Stück unseres Weges reiten? Wir helfen dir, deinen Major zu befreien und die Marshals in die Hölle zu schicken.

    Was erwartet ihr als Gegenleistung?, fragte Lawyer misstrauisch.

    Nichts. Es liegt uns nämlich selbst viel daran, dass die drei Sternschlepper in die Hölle sausen. Sie haben uns ziemlich übel mitgespielt. Steck jetzt deinen Sixshooter weg. Es verursacht ein seltsames Kribbeln im Bauch, wenn man längere Zeit in die Mündung blicken muss.

    Ich vertraue dir, knurrte Lawyer. Wie ist dein Name?

    Vince Logan. Und deiner?

    James Lawyer. Der Scout entspannte den Colt, ließ ihn einmal um den Finger rotieren und holsterte ihn. Möglicherweise kommt der Marshal auf meiner Fährte. Wir sollten uns zwischen den Felsen verkriechen und auf ihn warten. Wenn wir mit vier Gewehren auf ihn schießen, ist er chancenlos.

    Der Pakt zwischen den beiden Banditen war perfekt.

    Einträchtig, Steigbügel an Steigbügel, ritten sie aus der Hügellücke. Fletcher und Gilmoore schauten zuerst verständnislos, dann aber klärte Logan sie auf und sie hießen den das neue Mitglied ihrer Bande willkommen.

    *

    Sie warteten vergeblich.

    Ich hatte einen Weg nach Norden zum Canadian River ausfindig gemacht und ritt zurück zu unserem Lagerplatz.

    Es ist ein Umweg von etwa fünf Meilen, meinte Joe. Aber wir können am Fluss entlangziehen, schränkte er sofort ein, und das macht den Umweg mehr als wett. Wie weit ist es bis zum Canadian?

    Vier Meilen etwa. In zwei Stunden können wir am Fluss sein. Und dort können wir ausruhen bis zum Morgen.

    Jetzt erzählte ich von dem Hinterhalt.

    Du bist davon überzeugt, dass es Lawyer war?, fragte Duncan O'Leary.

    100-prozentig, antwortete ich. Es war ein einzelnes Pferd, das ich hörte.

    Wenn er sich in der Nähe herumtreibt, versucht er es wieder, knurrte Duncan. Ab sofort werde ich mit Wolf vorausreiten. Wolf witterte den Schuft wahrscheinlich auf eine halbe Meile, nachdem er schon sein Blut kosten durfte.

    Ich wandte mich an die erschöpften Frauen und erklärte ihnen, was wir vorhatten. Die Schatten der Erschöpfung auf den Gesichtern ließen die Backenknochen stärker hervortreten. Die Augen lagen tief und entzündet in dunklen Höhlen. Diese Frauen und Mädchen waren am Ende; ausgelaugt, entkräftet, halb tot vor Durst.

    Eine der Ladys sagte mit pulvertrockener, staubheiserer Stimme: Vier Meilen bis zum Fluss – vier Meilen, die die Hälfte von uns wohl nicht mehr schaffen wird. Marschier oder krepier. Das ist die Devise. Nun, ich kann nicht mehr. Also werde ich zu denen gehören, die hier krepieren.

    Keiner wird krepieren, grollte mein Organ. Es sollte beruhigend klingen, aber ich hörte selbst, dass meiner Stimme die Überzeugungskraft fehlte. Wir alle schaffen es. Keiner bleibt zurück. Also hoch mit euch, Ladys. Zwei Stunden bis zum Wasser. Und morgen reite ich voraus nach Canadian, damit man Fuhrwerke schickt, die euch den Rest der Strecke befördern werden.

    Die Idee war mir gekommen, während ich gesprochen und versucht hatte, neuen Mut zu vermitteln und die Frauen etwas zu mobilisieren. Sie durften alles – nur sich selbst aufgeben durften sie nicht.

    Mein letzter Satz schien Wunder zu wirken.

    Die Frauen erhoben sich. Stöhnen und Seufzen begleitete den Aufbruch. Die Schwächsten von ihnen wurden auf die Pferde gesetzt. Das Mädchen lag wieder auf der Schleppbahre.

    Duncan O'Leary und Wolf bildeten die Vorhut. Von den beiden war nichts zu sehen. Ich hatte Duncan den Weg zum Canadian, den ich ausgekundschaftet hatte und der am wenigsten beschwerlich war, beschrieben.

    Seit über einer Stunde zogen wir dahin. Die Aussicht auf das Wasser und die Fuhrwerke, die ich in Canadian holen wollte, schien die Ladys in der Tat zu beflügeln. Sicher, wir kamen nur langsam voran und wir mussten oftmals eine Pause einlegen, aber keine der Frauen gab auf.

    Whiteman taumelte dahin. Er führte sein Pferd, auf dem zwei halbwüchsige Girls saßen.

    Dann hatten wir etwa zwei Drittel der Strecke zurückgelegt. Plötzlich erklang Hufschlag – rasender Hufschlag. Und dann kam Duncan O'Leary über einen Bergsattel gesprengt. Die Hufe seines Pferdes schienen kaum den Boden zu berühren. Neben ihm jagte Wolf mit langen Sätzen dahin.

    Indsmen!, brüllte O'Leary. In Deckung!

    Er stob den Hügel herunter.

    Zwischen die Hügel!, brüllte ich mit kippender Stimme. Joe, mir nach!

    Die Frauen und der Major stolperten, wankten in die Lücke zwischen zwei Hügeln und warfen sich im Schutz der Büsche und Felsbrocken, die hier lagen, zu Boden.

    Joe und ich schnappten uns die Gewehre und rannten O'Leary entgegen. Als wir mit ihm zusammentrafen, riss er die Zügelleinen seines Pferdes hoch und zog das Tier auf die Hinterhand zurück. Die bremsenden Hufe des Pferdes zogen tiefe Furchen in den Boden. Es sind etwa ein Dutzend! Sie kommen wie die wilde Jagd hinter mir her …

    Wolf, der ein Stück weitergerannt war, kam zurück. Er hechelte. Seine rosarote Zunge baumelte seitlich aus seinem geöffneten Maul. Ich konnte die zolllangen, gefährlichen Reißzähne sehen.

    Wir rannten den Abhang hoch und warfen uns oben hin. Hartes, metallisches Knacken ertönte, als wir durchluden.

    Der Hufschlag der Indianermustangs schlug heran, schwoll an zu einem unheilvollen Grollen, als würde ein Gewitter heraufziehen, und dann kamen die Cheyenne im stiebenden Galopp über eine Bodenwelle, die sie bis zu dieser Sekunde unseren Blicken entzogen hatte.

    O verdammt! Alles in mir sträubte sich, auf diese Burschen zu schießen. Ich erkannte Mankato, den jungen Häuptlingssohn, der nach dem Tod seines Vaters dessen Platz einnehmen würde und der sicherlich noch intensiver hasste als Shakopee selbst, der das Opfer seiner tödlichen Leidenschaft geworden war.

    Wir versuchen sie zu vertreiben!, rief ich durch das Getrappel, das lauter und lauter unter der heißen Sonne heran brandete. Schießt über ihre Köpfe hinweg! Das bringt sie vielleicht zur Vernunft.

    Der Strom der Unversöhnlichkeit und des Vernichtungswillens, der von der näherbrandenden Schar ausging, berührte mich wie ein eisiger Hauch. Der Eindruck von Entschlossenheit und Todesverachtung, den die Dutzend Krieger vermittelten, traf mich bis in den Kern. Was sie in den Herzen trugen, war wahrscheinlich gefährlicher und tödlicher als die Gewehre, die sie schwangen.

    Unsere Waffen krachten.

    Sofort fächerte der Pulk auseinander. Und dann sprangen die Krieger von ihren Mustangs und griffen zu Fuß an. Kein Kampfgeschrei erklang. Diese Burschen verheizten sich nicht selbst, indem sie uns blindwütig auf ihren Pferden attackierten. Dieser Mankato hatte sicherlich aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Der Angriff war überlegt und alles andere als selbstmörderisch.

    Die Krieger arbeiteten sich, jede Deckung ausnutzend, den Hang aufwärts. Hin und wieder feuerten sie einen Schuss ab.

    Ich rief: Mankato, kannst du mich hören?

    Eine gutturale Stimme rief einen Befehl. Die Indianer blieben hinter ihren Deckungen. Dann rief Mankato: Ja, Marshal, ich kann dich hören. Deine Stimme ist in meinen Ohren wie das Kläffen eines Schakals. Ihr habt uns verraten. Shakopee ist tot. Wir haben ihn gefunden. Viele Krieger wurden getötet. Ich, Mankato, habe blutige Rache geschworen.

    Du irrst dich, Mankato. Ein Verbrecher, den wir vor Gericht bringen werden, hat deinen Vater auf dem Gewissen. Er hat auch den Überfall auf euch veranlasst. Wir wussten nichts davon. Major Whiteman hat auch uns hereingelegt. Ja, wir haben Shakopee für dich liegen lassen, damit du ihn eurem Ritual entsprechend beerdigen und Totenklage halten kannst. Wenn du versuchst, uns zu töten, hast du dir die Falschen ausgesucht. Mein Angebot gilt noch immer, Mankato. Shakopee ist tot. Du warst dafür, ins Reservat zurückzukehren. Warum kämpfst du, wissend, dass ihr keine Chance habt? Ich …

    Deine Worte sind in den Wind gesprochen, Marshal!, unterbrach mich der Indianer. Mit Lügen hat man uns lange genug bedient. Wir lassen uns nicht mehr belügen. Und wir töten euch alle.

    Dann werdet ihr enden wie eure Krieger, die gestorben sind. Wenn du der Armee lebend in die Hände fällst, wird man dich aufhängen. Wir haben dich nicht angelogen, Mankato. Ich denke, dass du uns schon seit längerer Zeit beobachten ließest. Dann hat man dir sicher auch berichtet, dass wir einen Offizier bei uns haben, dessen Hände gefesselt sind …

    Wieder fiel mir Mankato ins Wort: Liefere uns diesen Offizier aus, Marshal. Dann wissen wir, dass du ehrlich bist, und wir lassen euch ziehen.

    Das kann ich nicht. Major Whiteman wird vor ein Gericht der Weißen gestellt und nach unserem Gesetz abgeurteilt. Ich kann ihn dir nicht ausliefern, damit du ihn grausam tötest. Das verbietet unser …

    Dann werdet ihr alle sterben!, brüllte Mankato unbeherrscht. Und dann blaffte er in seiner Sprache einen Befehl.

    Der Angriff wurde weitergeführt.

    Sie lassen uns keine andere Chance, als auf sie zu feuern, knirschte neben mir Joe.

    Einer von uns muss hinunter zu den Frauen und zu Whiteman, stieß ich hervor. Wenn uns einige Krieger hier auf dem Hügel festnageln, können die anderen unten ein Schlachtfest veranstalten.

    Ich mache das!, kam es von Duncan O'Leary. Komm, Wolf!

    Der Marshal und sein Wolfshund zogen sich zurück. Dann erhob sich Duncan und rannte den Abhang hinunter. Wolf sprang neben ihm her. Und da hörte ich auch schon Duncans Gewehr krachen. Ich drehte den Kopf und sah zwei Krieger unten in der Senke in Deckung laufen.

    Joe und ich verteidigten uns. Die Cheyenne kamen mit lautloser Verbissenheit immer weiter den Hang herauf.

    Noch hatten wir keinen von ihnen getötet, obwohl wir sicherlich die Gelegenheit gehabt hätten.

    Unten in der Senke peitschten Schüsse. Wolf bellte. Ich drehte mich auf den Rücken und schaute in die Tiefe. Auf der anderen Seite sah ich die Frauen zwischen zwei Steilhängen. Duncan O'Leary kniete am Fuß des Hügels, auf dem wir uns befanden, neben einem Felsen und feuerte auf Gegner, die ich von hier oben aus nicht sehen konnte.

    Wolf war verschwunden.

    Ich robbte ein Stück zurück, erhob mich und lief geduckt nach rechts. Joe feuerte unverdrossen weiter auf die heranschleichenden Cheyenne.

    Dort, wo der Hügel nach Westen abfiel, sah ich zwei Krieger hinter Felsen kauern. Es waren die beiden, die O'Leary mit seinem Feuer in Schach hielt.

    Ich jagte zwei Schüsse hangabwärts. Gesteinsstaub wölkte, Splitter verletzten die Krieger. Schreiend flohen sie. O'Leary winkte mir kurz zu, dann wuchs seine Gestalt in die Höhe und er rannte los. Jetzt sah ich auch Wolf. Er folgte seinem Herrn mit langen Sätzen.

    Und plötzlich verstärkte sich der Lärm.

    Ich kehrte zu Joe zurück.

    Mein Freund und Partner schoss nicht mehr. Er deutete mit der Linken auf die Anhöhe nordöstlich. Ich folgte seiner Geste mit den Augen. Dort wurde geschossen. Pulverdampfwolken erhoben sich. Mündungsblitze verschmolzen mit dem Sonnenlicht. Zwei der Krieger wurden hochgerissen, im nächsten Augenblick brachen sie zusammen.

    Die Kopfgeldjäger!, stieß ich hervor.

    Anzunehmen!

    Mankato!, schrie ich, hier herauf! Wir …

    Meine weiteren Worte gingen unter im Donnern der Schüsse. Sich gegenseitig Feuerschutz gebend rannten die Indianer davon. Einer wurde noch von einer Kugel von den Beinen gerissen. Er überschlug sich, rollte ein Stück hangabwärts, bis er von einem Strauch aufgefangen wurde, und blieb mit ausgebreiteten Armen liegen.

    Dann war der Spuk vorbei.

    Prasselnder Hufschlag kaum auf, schwoll einen Augenblick lang an, dann entfernte er sich mit rasender Geschwindigkeit.

    Auf dem Hügel, von dem aus die Cheyenne unter Feuer genommen worden waren, rührte sich nichts. Der Pulverdampf war zerflattert. Nichts deutete darauf hin, dass sich jemand auf dem Kamm befand.

    Verschwinden wir, sagte ich.

    Joe und ich krochen rückwärts, und erst, als wir uns auf dem Abhang in Sicherheit befanden, erhoben wir uns. Wir liefen in die Senke, durchquerten sie und befanden uns wenig später bei den Frauen und Mädchen und dem Gefangenen. Duncan O'Leary kniete neben einem Strauch und sicherte an uns vorbei hangaufwärts.

    Weiter!, trieb ich an. Wir schaffen es innerhalb der nächsten Stunde. Wenn wir am Canadian sind, ist das Schlimmste vorbei. Vorwärts, ihr Ladys. Ihr schafft es.

    *

    Vince Logan und seine Kumpane holten sich die Skalps der getöteten Cheyenne. Es waren drei. Angewidert schaute James Lawyer zu. Er war ein hartgesottener, heimtückischer und verschlagener Hombre, dem nicht viel heilig war, aber das blutige Handwerk, das die drei Kerle ausübten, denen er sich angeschlossen hatte, war ihm denn doch zu schmutzig.

    Logan sagte: Wenn wir Glück haben, dann machen die roten Heiden jetzt Jagd auf uns. Das heißt, wir brauchen sie nicht zu suchen, sondern nur darauf zu warten, dass sie aufkreuzen. Das wird ein Schützenfest, Leute.

    Er lachte abstoßend.

    James Lawyer verzog das Gesicht.

    Barry Fletcher und Jeff Gilmoore grinsten säuerlich. Das heißt, die Augen offen halten, knurrte Fletcher.

    Vince Logan nickte und säuberte seinen Dolch an einem Büschel Gras.

    Zunächst aber sollten wir versuchen, den Major zu befreien, knurrte James Lawyer. Wenn er erst mal in Canadian im Gefängnis sitzt, sind die Chancen schlechter.

    Keine Sorge, versetzte Logan. Sie müssen ihn nach Amarillo schaffen. Das sind über 100 Meilen. Es werden sich also 1000 Gelegenheiten ergeben, den Major rauszupauken und den Marshals das Tor zur Hölle aufzustoßen.

    Das dauert mir zu lange.

    Vince Logan maß seinen neuen Komplizen mit einem hintergründigen Blick. Niemand hält dich bei uns, knurrte er dann.

    James Lawyer kniff die Augen eng. Er begann es schon zu bereuen, sich mit den drei Skalpjägern zusammengeschlossen zu haben. Ihnen ging es nur um Skalps. Das Schicksal Major Whitemans lag ihnen kaum am Herzen.

    *

    Wir erreichten den Canadian. Die Frauen wankten in das flache Wasser am Ufer und ließen sich einfach fallen. Einige weinten. Wir ließen unsere Pferde trinken, dann tranken auch wir. Der Tag floh nach Westen. Von Osten her schob sich grau die Abenddämmerung ins Land. Die Schatten wuchsen schnell und wurden schwächer. Die Bäume und Büsche des Ufergebüsches filterten das letzte Sonnenlicht.

    Ich reite morgen früh nach Canadian, erklärte ich, als wir bei einem kleinen Feuer saßen, über dem ein Wildhase an einem Stock aufgespießt war. Die Frauen hatten mehrere kleine Gruppen gebildet, die ebenfalls um niedrig flackernde Feuer herumsaßen und das Wildbret brieten, das wir geschossen hatten. Ich kann dann bis zum Mittag mit einigen Fuhrwerken zurück sein.

    Werden wir einen oder zwei Tage in Canadian ausruhen, oder reiten wir gleich weiter in Richtung Amarillo?, fragte Joe.

    Wir werden vor allem Whiteman einen Tag Pause gönnen müssen, versetzte O'Leary an meiner Stelle. Er hatte die Beine angezogen und die Absätze seiner Stiefel in den Boden gebohrt. Neben ihm lag Wolf, den mächtigen, zottigen Schädel zwischen den beiden Vorderpfoten. In den gelben Wolfslichtern spiegelte sich das Feuer wider.

    Joe drehte den Spieß, damit der Hase gleichmäßig durch wurde.

    Ich legte einige Stücke Holz in die Glut. Die Flammen züngelten wieder höher.

    Plötzlich erhob sich Wolf, drehte den Kopf nach Südosten und spitzte die Ohren. Ein leises Grollen stieg aus seiner Kehle, dann blaffte er einmal und rannte los.

    Was hat er denn?, fragte Joe.

    Keine Ahnung, erwiderte O'Leary. Scheint irgendetwas gehört zu haben …

    O'Leary und ich erhoben uns fast gleichzeitig. Wir folgten dem Tier ein Stück.

    Wolf glitt schon zwischen den Büschen dahin in südöstliche Richtung. Er verschwand aus unserem Blickfeld.

    Es hat keinen Sinn, murmelte O'Leary. Satteln wir unsere Pferde und warten wir, dass Wolf zurückkehrt. Etwas ist da, und zwar weit genug entfernt, so dass wir es nicht hören können. Bei Wolf ist das was anderes. Das Gehör des Hundes ist um ein Vielfaches schärfer als unseres …

    Duncan O'Leary wusste, wovon der sprach.

    Wir liefen in unser Camp zurück, legten unseren Pferden die Sättel auf und zäumten sie. Joe klärte ich mit wenigen Worten auf.

    Ja, sagte mein Freund und Partner, ich werde hier die Stellung halten und den Hasen braten. Eigentlich ist es traurig. Da sitzen 19 Frauen um uns herum, und wir müssen selbst dafür sorgen, dass wir was in die Mägen kriegen.

    Eine Art von demütigem, ergebenem Sarkasmus lag im Tonfall seiner Stimme.

    Whiteman hockte am Boden, hatte das Kinn auf die Brust gesenkt und gab sich, als döste er. Daran, dass sich unter den fast gänzlich gesenkten Lidern seine Augen bewegten, erkannte ich, dass er hellwach war. Und mir blieb auch das Glitzern zwischen seinen engen Lidschlitzen nicht verborgen.

    Die Minuten verstrichen in zäher Langsamkeit. Dann kam Wolf zurück. 20 Minuten mochten verstrichen sein. Es war jetzt schon ziemlich düster. Die Sonne war hinter dem Horizont verschwunden. Die Natur begann ihre Farben zu verlieren. Das Summen der Bienen und Hummeln im Ufergebüsch war verstummt. Lediglich Vogelgezwitscher war noch zu hören.

    Wolf bellte einige Male, warf sich herum, rannte ein Stück weg, schaute O'Leary an und bellte aufs Neue.

    All right, stieß O'Leary hervor und griff nach dem Sattelhorn. Reiten wir. Wolf will uns was zeigen.

    Er schwang sich mit dem letzten Wort aufs Pferd.

    Auch ich saß auf.

    Wir folgten dem Wolfshund. Er führte uns fast zwei Meilen weit. Und dann bellte er.

    Was ich sah, drehte mir fast den Magen um. Im letzten Licht des Tages fanden wir drei tote Cheyennekrieger, denen die Skalps fehlten.

    Hier hatte ein Kampf stattgefunden – ein Kampf zwischen Mankato und seinen Leuten und den Kopfgeldjägern.

    Diese verdammten Schufte! Großer Gott!

    Mich würgte eine unsichtbare Faust. Ich hörte O'Leary sagen: Das sind Bestien. Aber scheinbar ist das so gewollt. Wie sonst könnte die Armee Kopfgelder auf die Indianer aussetzen? Himmlischer Herr, das ist der Wahnsinn brutaler, unmenschlicher Gewalt.

    Ich saß ab und untersuchte einen der Krieger. Er hatte eine Kugel in die Brust bekommen. Auch die beiden anderen waren von vorne erschossen worden. Aber das ließ keinen besonderen Schluss zu. Auch von vorne konnten die Kugeln aus dem Hinterhalt verschossen worden sein.

    Reiten wir zurück, murmelte ich. Meine eigene Stimme kam mir fremd vor. In mir war eine hilflose Ohnmacht. Aber ich konnte nichts tun. Die Kopfgeldjäger konnten für ihre schmutzige, himmelschreiende Arbeit nicht einmal belangt werden. Das brachte in mir eine Saite zum Schwingen, die mein Blut rebellisch machte und mein Denken nicht zur Ruhe kommen ließ.

    Wir ließen uns Zeit. Jeder ritt in sich versunken, seinen bitteren Gedanken nachhängend.

    Wolf lief zwischen den beiden Pferden. Es war jetzt finster.

    Die nächste Überraschung erwartete uns in unserem Camp. Aufregung herrschte bei den Frauen, die uns entgegengelaufen kamen. Ihre Stimmen schwirrten durcheinander. Überfall – Major Whiteman befreit – zwei Geiseln – Hawk verwundet …, hörte ich aus dem verworrenen Durcheinander.

    Mein Herz übersprang einen Schlag.

    Ich gab Whirlwind die Fersen. Bei unserem Feuer sprang ich ab. Da lag Joe am Boden. Zwei Frauen kümmerten sich um ihn. Sie hatten ihm das Hemd ausgezogen und einen Verband um Brust und Schulter angelegt. Einige andere Frauen standen herum.

    Ich sprang vom Pferd und ging neben Joe auf das linke Knie nieder.

    Joe war bei Bewusstsein. Aber sein Blick war trüb, als läge ein milchiger Schleier auf seinen Augen. Er versuchte zu grinsen, doch das Grinsen verrutschte und Joe brachte nur eine klägliche Maske zustande. Sie schossen, ehe sie sich blicken ließen, Logan-Amigo, kam seine Stimme. Sie klang matt und schwach. Ehe ich mich versah, traf es mich. Es waren Lawyer und drei der Kopfgeldjäger. Sie haben den Major befreit. O verdammt, Amigo, mit der Kugel in der Brust werde ich wohl in der nächsten Zeit ausfallen.

    Eine der Frauen wandte sich an mich und sagte: Die Kugel kam von schräg vorne und hat ihn in die rechte Brustseite getroffen. Die Banditen waren davon überzeugt, dass er daran stirbt. Wenn die Kugel aber innerhalb der nächsten Stunden herausgeschnitten wird, hat er gute Chancen. Dann ist er in zwei – drei Wochen wieder der Alte.

    Ich reite sofort nach Canadian, sagte Duncan O'Leary. Wirst du die Verfolgung der Banditen aufnehmen, Logan?

    Yeah.

    Gut. Nimm Wolf mit. Ich warte in Canadian auf euch.

    In Ordnung, Duncan. Danke …

    Die Lady mischte sich wieder ein. Die Schufte haben die beiden Pferde mitgenommen und Eliza Hanchett sowie Amelia Bowden gekidnappt. Eliza hat ihren Vater und ihre drei Brüder verloren, als die Cheyenne ihre Farm überfielen. Amelia Bowden verlor ihren Mann. Sie waren erst zwei Jahre verheiratet. Die Hundesöhne werden die Frauen töten, wenn Sie und O'Leary nicht innerhalb der nächsten 48 Stunden in Lipscomb aufkreuzen, Logan.

    Es war heraus.

    Im Schein des Feuers musterte die Frau uns unbehaglich.

    Lipscomb, murmelte ich. 30 Meilen weiter nördlich …

    Ich reite nach Canadian, stieß O'Leary unbeirrt hervor. Joe braucht einen Doc. Logan, kümmere du dich um die Schufte. Reite nach Lipscomb und nimm Wolf mit.

    Ich brach sofort auf.

    Wolf lief neben Whirlwind her wie ein Schatten. Die Banditen hatten keinen allzu großen Vorsprung. Wenn ich Whirlwind nicht schonte, konnte ich vor ihnen in der Stadt am Wolf Creek sein, und ich würde das Überraschungsmoment auf meiner Seite haben …

    *

    Als der Morgen graute, lag Lipscomb vor mir. In diesem Nest hatten Joe und ich uns von den anderen Marshals getrennt, als Joe auf die Idee kam, in Perryton seine Geliebte zu besuchen.

    In Lipscomb endete die Poststraße, die von Amarillo herauf über Pampa und Canadian führte. Shotgun Larry, Deadlock, Scott Baldwin und Santana waren von Lipscomb aus die Grenze entlang hinunter bis zum Elm Fork geritten und hatten dann in Wheeler, südlich des Sweetwater Creek, Stellung bezogen. Und während Joe und ich und natürlich auch Duncan O'Leary uns mit den renitenten Rothäuten und einer ganzen Reihe anderer Unbilden mehr herumschlagen mussten, waren die Kollegen in Wheeler wahrscheinlich arbeitslos geblieben und zum Daumendrehen verurteilt.

    Na schön! Warum nicht? Ich gönnte es ihnen.

    Ich hatte keine Ahnung, ob ich die Banditen mit ihren Geiseln überholt hatte, wenn ich mir auch einzureden versuchte, dass sie mit den beiden Frauen nicht besonders schnell vorwärts gekommen waren.

    Ich ließ Whirlwind in einer Buschgruppe einige hundert Yards vom Stadtrand entfernt zurück, nahm mein Gewehr, hebelte eine Patrone in den Lauf und machte mich zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Wolf strich neben mir her.

    Zwischen den Gebäuden lagerte die Dunkelheit. Aber im Osten zeigte sich schon ein schwefliger Schein am Himmel, der den baldigen Sonnenaufgang ankündigte.

    Ich suchte den Mietstall auf.

    Mach Platz und pass auf!, sagte ich im Hof zu Wolf. Das kluge Tier verstand mich, fiepte und legte sich im Schatten eines Schuppens auf den Boden.

    Ich betrat den Stall, riss ein Streichholz an, sah die Lampe an einem der Tragebalken hängen und zündete sie an. Lichtschein kroch auseinander, als ich den Docht höher drehte. Ich schaute mich um. Abgetriebene Pferde konnte ich nirgends entdecken. Doch das war kein Grund, unvorsichtig zu werden. Wenn die Banditen mit ihren Geiseln vor mir angekommen waren, dann konnten sie ihre Pferde auch in einem anderen Stall untergestellt haben.

    Ich ging zu dem Verschlag, in dem sich das Stall Office und der Aufenthaltsraum des Stallmannes befanden. Die Tür ließ sich öffnen. Der Raum war verwaist.

    Ich drehte den Docht wieder herunter. Die Laterne erlosch. Ich verließ den Stall und lief zum Hotel. Es lag in totaler Dunkelheit. Auch hier schlich ich in den Stall, aber auch hier waren keine abgetriebenen Pferde abgestellt worden. Blieb nur noch der Stall beim Saloon. Ich setzte mich in Bewegung.

    Fehlanzeige!

    Es sah ganz so aus, als wäre ich vor den Banditen in der Town angelangt. Ich registrierte es mit einer gewissen Genugtuung. Wenig später brachte ich Whirlwind in den Mietstall. Ich versorgte ihn mit Wasser. Hafer und Heu würde er am Morgen erhalten, wenn der Stallmann auftauchte …

    Mit der Winchester in der Hand und Wolf an der Seite postierte ich mich zwischen den ersten Häusern am südlichen Stadtrand. Geduldig wartete ich. Die Helligkeit über dem östlichen Horizont verstärkte sich und lichtete die Dunkelheit. Die Sterne verblassten. Das Dämmergrau ließ die Konturen undeutlich werden. Die Stadt erwachte nach und nach zum Leben. Lichter gingen in den Häusern an, ich hörte Türen schlagen, das Knirschen von Fenstern in den Führungen, Rauch stieg aus den Schornsteinen. Hunde bellten. Irgendwo weinte ein Kind. Eine Frau schimpfte hysterisch. Alltägliche Geräusche …

    Wolfs feuchte, kalte Nase berührte meine Hand. Der Hund winselte leise. Ich kraulte ihm den Kopf.

    Und dann war das Pochen von Hufen zu hören.

    Ich hielt inne, um Wolf zu kraulen. Der Hund drängte seinen schweren Körper gegen mein Bein und fiepte. Ich tätschelte ihm die Seite. Schon gut, Alter, schon gut. Geduld …

    Das Pochen und Stampfen wurde deutlicher. Und schließlich zogen die Reiter in mein Blickfeld.

    Ich konnte sie deutlich erkennen. Von Joe wusste ich ja, dass sich der Scout mit den Kopfgeldjägern verbündet hatte. Ich sah also James Lawyer und die drei verwegenen Gesellen, und ich sah Major Whiteman in seiner abgerissenen Uniform. Die beiden Frauen saßen auf Joes Pferd und sahen aus, als würden sie jeden Moment vor Erschöpfung vom Pferderücken fallen.

    Es waren noch junge Frauen, beide unter 25 Jahre. Die eine war blondhaarig, die andere hatte braune Haare. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen. Die Erschöpfung hatte ihre Gesichtsmuskeln erschlaffen lassen. Der Kopf einer jeden baumelte vor der Brust.

    Ich trat hinter dem Gebäude hervor, das mir bisher als Schutz vor den Blicken der Ankömmlinge gedient hatte.

    Vince Logan sah und erkannte mich auf Anhieb. Er stieß eine Verwünschung aus und griff nach dem Colt.

    Meine Kugel riss ihn aus dem Sattel. Der Knall stieß durch die Stadt und holte wahrscheinlich den letzten Schläfer aus seinem Bett.

    Whiteman drosch seinem Pferd die Sporen in die Weichen. Ich sah, wie die beiden anderen Kopfgeldjäger nach ihren Waffen griffen, und feuerte blitzschnell. Der eine stürzte vom Pferd. Das Tier stieg auf die Hinterhand. Der andere machte das Kreuz hohl, brachte den Colt in die Waagrechte – aber dann holte ihn meine nächste Kugel aus dem Sattel.

    Die Town war voll vom Krachen der Schüsse. Der Schusslärm staute sich auf der Main Street. Staub schlug in die Höhe. Ein Pferd wieherte schrill.

    Wolf schnellte auf Lawyer zu, der sich sein Gewehr geschnappt und es durchgeladen hatte. Kraftvoll stieß sich das Tier ab. Ehe der verbrecherische Scout zum Schuss kam, flog er vom Pferd. Wolf landete auf allen Vieren, federte mit zwei Sprüngen zurück, machte aber sofort wieder kehrt und schoss dann schnurgerade auf den Scout zu, der sich auf die Beine rappeln wollte.

    Mit einem urgewaltigen Satz drückte der Hund sich vom Boden ab und flog dem Banditen direkt an die Kehle. Dicht vor dem Hals Lawyers schlugen die Zähne des Wolfshundes zusammen. Der schale Atem des Tieres schlug dem Banditen ins Gesicht. Das Gewicht des Tieres drückte ihn zu Boden …

    Thomas Whiteman war auf seinem Pferd ein Stück die Main Street hinunter galoppiert und hatte dann den Vierbeiner in eine Gasse gerissen. Der Hufschlag wurde schnell leiser …

    Ich sah, wie sich einer der Kopfgeldjäger aufzurichten versuchte. Der Bursche kam auf die Knie. Er sah mich und riss den Revolver hoch.

    Ich feuerte aus der Hüfte. Der Hombre kippte nach hinten um, als hätte ihn eine gigantische Faust getroffen. Mit abgewinkelten Beinen blieb er auf der Seite liegen.

    Ich sicherte mit angeschlagenem Gewehr.

    Das Hufgetrappel, das das Pferd des fliehenden Majors verursacht hatte, war verklungen.

    Menschen kamen auf die Straße gelaufen und scharten sich um uns herum zusammen.

    Vince Logan und seine beiden Kumpane waren tot. Nun, ich denke, sie hatten den Tod verdient. Sie waren eiskalte Indianerkiller und skrupellose Skalpjäger gewesen, und ich empfand für sie nicht die Spur von Mitleid.

    Ich pfiff Wolf zurück, entwaffnete Lawyer und fesselte ihn mit Handschellen. Du entgehst dem Strick nicht, Lawyer, mein Wort drauf, versprach ich, dann kümmerte ich mich um die beiden Frauen, die völlig apathisch auf dem Pferd Joes hockten.

    Fragen wurden laut. Ich beantwortete sie mit knappen Worten. Die drei toten Banditen überließ ich dem Bestatter von Lipscomb. Für die Bestattungskosten sollte er die Pferde, Sättel und Waffen der drei behalten.

    Um Eliza Hanchett und Amelia Bowden kümmerten sich jetzt einige Frauen aus der Stadt.

    Einige der Männer nahmen mir den Gefangenen ab und versprachen, ihn sicher zu verwahren, bis ich zurückkehrte.

    Ich schwang mich auf Whirlwind, um Major Whiteman zu folgen.

    Die Spur führte von Lipscomb aus nordwärts.

    Der Wolf Creek lag hinter mir. Vor mir zog sich die Fährte durch das verstaubte Gras. Die Sonne war aufgegangen. Das Land lag im gleißenden Lichtschein. Und von Stunde zu Stunde wurde es heißer.

    Ich war etwa zwei Meilen geritten, als ich Schusslärm vernahm. Lauf! Mit den Fersen trieb ich Whirlwind in stiebenden Galopp. Die Umgebung schien an mir vorbeizufliegen …

    *

    Der Major war wie von Furien gehetzt aus der Stadt geflohen. Als Vince Logan vom Pferd stürzte und er den Marshal erkannte, der hinter dem Haus hervorgetreten war, sah Whiteman seine Felle schlagartig davonschwimmen.

    Er wusste, dass man ihn verurteilen würde, sollte es dem Marshal gelingen, ihn nach Amarillo zu bringen. Eine Verurteilung aber würde Degradierung und unehrenhafte Entlassung aus der Armee bedeuten.

    Das alles raste innerhalb eines Augenblicks durch den Kopf des Majors. Er sah seine einzige Chance in der Flucht. Was aus den anderen wurde, war ihm egal. In diesem Fall war er sich selbst der

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