U.S. Marshal Bill Logan, Band 75: Ein Dutzend Pferde
Von Pete Hackett
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Buchvorschau
U.S. Marshal Bill Logan, Band 75 - Pete Hackett
U.S. Marshal Bill Logan
Band 75
Ein Dutzend Pferde
Western von Pete Hackett
U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author www.Haberl-Peter.de
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956171802
Über den Autor
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie Texas-Marshal
und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung.
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie Der Kopfgeldjäger
. Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Inhalt
Cover
Titel
Impressum
Über den Autor
Ein Dutzend Pferde
Band 75
Ein Dutzend Pferde
Im Westen war Pferdediebstahl neben Mord das übelste aller Verbrechen. Ein Mann war ohne Pferd in dem endlosen Land oft hilflos dem Verhungern, Verdursten, den Wölfen oder den Indianern ausgeliefert. Darum wurde Pferdediebstahl drakonisch bestraft. Zumeist erschoss man den Dieb auf der Stelle, oder man hängte ihn. Wurde er nicht getötet, so schnitt man ihm die obere Hälfte eines Ohres ab oder man drückte ihm ein Brandzeichen auf die Stirn oder die Wange. Derart Gebrandmarkte ließen sich oftmals die Kopfhaare lang wachsen, um das Schandmal zu verdecken. Deshalb waren Cowboys grundsätzlich voreingenommen gegen Männer mit langen Haaren. Weil Pferdediebe vor Gericht oft glimpflich davonkamen, verachteten die Cowboys die staatliche Autorität und griffen in der Regel zur Lynchjustiz …
*
Über fünfzig Pferdehufe wirbelten den Staub auf. Der Hufschlag rollte vor der Herde her die Abhänge hinauf. Zwei Männer trieben das Rudel. Es waren ein Dutzend Zuchtpferde. Jesse Wallace und Cole Bannister hatten sie auf der Broken Arrow Ranch erworben. Jetzt trieben sie die Tiere nach Osten. Ihr Ziel war der Dudley Creek, wo die beiden eine Ranch gegründet hatten, auf der sie Pferde züchten wollten.
Der Boden schien unter den stampfenden Hufen zu erbeben. Manchmal mischte sich Gewieher in den Lärm. Jesse Wallace ritt vor der Herde. Er führte einen rotbraunen Hengst an der Longe. Ein hochbeiniges Tier mit breiter Brust, was kräftige Lungen verriet. Etwa zwanzig Meilen lagen noch vor ihnen. Es war später Nachmittag. An diesem Tag würden sie die Ranch nicht mehr erreichen. Sie trieben, bis die Dunkelheit kam. Dann errichteten sie am White Deer Creek aus Lassos, die sie von Busch zu Busch spannten, einen Seilcorral und trieben die Pferde hinein. Sie ließen den Corral zum Fluss hin offen, so dass die Pferde jederzeit ihren Durst löschen konnten.
Nachdem sie ihren Reitpferden Sattel und Zaumzeug abgenommen hatten und die Tiere versorgt hatten, hobbelten sie sie und gingen daran, sich Staub und Schweiß aus den Gesichtern zu waschen. Das frische Wasser belebte sie. Schließlich hockten sie auf ihren Sätteln. Sie hatten Pemmican gegessen und dazu Wasser getrunken, jetzt rauchten sie.
Es war dunkel geworden. Der Himmel war bewölkt, Mond und Sterne waren hinter den tiefziehenden Wolken verschwunden. Die Pferde lagen im Corral. Die Geräusche der Nacht umgaben die Männer; das Säuseln des Windes in den Büschen, das Zirpen der Grillen, ab und zu das ferne Heulen eines Coyoten. Fledermäuse zogen mit lautlosem Flügelschlag durch die Dunkelheit auf der Suche nach Beute.
Jesse Wallace und Cole Bannister lagen schließlich in ihre Decken gewickelt am Boden. Die Sättel benutzten sie als Kopfkissen. Keiner von ihnen dachte an etwas Böses, an Unheil oder Tod. Als er fernen Hufschlag vernahm, richtete sich Jesse Wallace auf. Er lauschte angespannt. Schon gleich war ihm klar, dass ihm seine Sinne das Pochen nicht vorgegaukelt hatten.
Jesse Wallace war unschlüssig. Das Pochen näherte sich ihnen von Westen. Aus dieser Richtung waren sie gekommen. Er fragte sich, ob jemand auf ihrer Spur ritt. Schließlich beruhigte er sich damit, dass es wahrscheinlich Zufall war, dass die Reiter denselben Weg benutzten wie sie. Er legte sich wieder zurück, konnte aber nicht mehr einschlafen, sondern konzentrierte sich auf die Geräusche, die sich langsam aber stetig näherten.
»Hörst du das auch?«, fragte Cole Bannister leise, fast raunend.
»Yeah. Wer mag sich da nähern?«
»Vielleicht ein paar Cowboys von der Broken Arrow.«
»Kaum anzunehmen in der Nacht. Die Cowboys sind bei den Herden oder auf der Ranch.«
Cole Bannister schleuderte die Decke von sich und richtete sich auf, nahm sein Gewehr zur Hand und repetierte. Für den Bruchteil einer Sekunde stand das metallische Geräusch in der Nachtluft. Bannister sagte: »Ich sehe mal nach.«
Er verschwand lautlos wie ein Schatten in der Dunkelheit, wurde eins mit ihr.
Jesse Wallace erhob sich. Ihm war plötzlich irgendwie mulmig zumute. Nur Leute, die etwas zu verbergen hatten, die in gesetzeswidriger Mission unterwegs oder auf der Flucht waren, ritten in einer solchen Nacht durch die Wildnis. Dieser Gedanke zog durch seinen Verstand und ließ ihn nicht mehr los. Auch er nahm sein Gewehr und riegelte eine Patrone in die Kammer.
Der Nachtwind streifte sein Gesicht. Das Pochen war deutlicher geworden. Die Pferde im Corral hatten die Witterung ihrer Artgenossen aufgenommen und erhoben sich. Unruhiges Gewoge ging durch das Pferderudel. Schnauben und Prusten erhob sich, helles Wiehern stieg in die Höhe.
Jesse Wallace versuchte mit den Augen die Dunkelheit zu durchdringen. Es gelang ihm nicht. Wie eine Warnung vor drohendem Unheil wehten die Hufgeräusche heran. Dann vernahm Wallace eine Stimme. Was sie sprach, konnte er nicht verstehen. Er vermutete, dass es Cole Bannister war, der gerufen hatte. Die Hufschläge endeten. Und dann krachten Schüsse.
Das Blut drohte Jesse Wallace in den Adern zu gefrieren. Sekundenlang stand er steif und starr, er war zu keiner Reaktion fähig. Die Hufschläge kamen wieder auf und näherten sich. Eine raue Stimme rief etwas.
Die Detonationen waren verhallt. Sie klangen in Jesse Wallaces Ohren nach. Seine schweißnassen Hände hatten sich regelrecht um Kolbenhals und Schaft der Winchester festgesaugt. Sein Atem ging hart und stoßweise, das Herz hämmerte einen wilden Rhythmus gegen seine Rippen.
Und dann sah er einen Reiterschemen, eine zweiten, einen dritten. In Jesse Wallace kam Leben. Er rannte geduckt in den Schutz eines Strauches und ging auf das linke Knie nieder. Das Gewehr nahm er an der Hüfte in Anschlag. Der Kolben war zwischen seiner Seite und dem rechten Oberarm eingeklemmt. Die Pferde im Corral traten auf der Stelle.
»Was wollt ihr?« Jesse Wallaces Stimme trieb von ihm fort und versank in den Geräuschen, die die Pferde verursachten und welche die Nacht erfüllten. Der Pferdezüchter hatte das Gefühl, von einem eiskalten Wind gestreift zu werden. Dem Fegefeuer seiner wühlenden Gedanken ausgesetzt starrte er in die Finsternis hinein.
Die drei Kerle saßen ab. Ein vierter Reiter schälte sich aus der Nacht. Sie liefen auseinander, der Reiter schwang sich vom Pferd. Ein trockenes Knacken ertönte, als er den Hahn seines Revolvers spannte.
Wallace verspürte plötzlich Angst. Sie kam wie ein Schwall eiskaltes Wasser und trocknete seinen Mund und seinen Kehlkopf aus. Würgend schluckte er. Ein eisernes Band schien sich um seine Brust zu legen und sie zuzuschnüren.
Die Kerlen schlichen um ihn herum wie ein Rudel Wölfe, das seine Beute gestellt hatte. Manchmal war das leise Klirren von Sporen zu hören, dann knarrte Stiefelleder, dann schabte rauer Hosenstoff.
»Verdammt, was wollt Ihr?«, presste Jesse Wallace hervor. Seine Stimmbänder waren wie gelähmt und wollten ihm kaum gehorchen. Er schluckte mühsam. Den Kloß, der sich in seinem Hals gebildet hatte, vermochte er jedoch nicht hinunterzuwürgen.
Wallace bekam keine Antwort. Ein Gefühl von Verlorenheit und Einsamkeit beschlich ihn. Er konnte die Kerle nicht sehen, aber die Bedrohung, die von ihnen ausging, berührte ihn wie ein heißer Atem. Er verspürte ein Kribbeln. Die Muskulatur in seinen Beinen verkrampfte und er ging auf beide Knie nieder, bohrte die Augen in die Dunkelheit hinein und merkte, wie sie zu brennen begannen.
Dann nahm er eine huschende Bewegung wahr. Sein Gewehr ruckte herum, er schoss auf die Stelle, an der er die vage Bewegung wahrgenommen zu haben glaubte. Die Mündungsflamme stieß aus dem Lauf der Winchester und ein zuckender Lichtreflex