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U.S. Marshal Bill Logan, Band 25-32 (Western-Sammelband - 1000 Seiten Spannung)
U.S. Marshal Bill Logan, Band 25-32 (Western-Sammelband - 1000 Seiten Spannung)
U.S. Marshal Bill Logan, Band 25-32 (Western-Sammelband - 1000 Seiten Spannung)
eBook892 Seiten12 Stunden

U.S. Marshal Bill Logan, Band 25-32 (Western-Sammelband - 1000 Seiten Spannung)

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Über dieses E-Book

Sammelband 4 (Band 25-32) U.S. Marshal Bill Logan von Pete Hackett U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Über den Autor Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen. Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung." Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum12. Apr. 2014
ISBN9783956170898
U.S. Marshal Bill Logan, Band 25-32 (Western-Sammelband - 1000 Seiten Spannung)

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    Buchvorschau

    U.S. Marshal Bill Logan, Band 25-32 (Western-Sammelband - 1000 Seiten Spannung) - Pete Hackett

    U.S. Marshal Bill Logan

    Sammelband 4 (Band 25-32)

    von Pete Hackett

    U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.

    Ein CassiopeiaPress E-Book

    © by Author www.Haberl-Peter.de

    © der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    www.AlfredBekker.de

    1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

    ISBN 9783956170898

    Inhalt

    Cover

    Titel

    Impressum

    Über den Autor

    Band 25 Verdammt sei Carol Thompson

    Band 26 Am Ende siegt das Recht

    Band 27 Mit ihnen war das Gesetz des Todes

    Band 28 40 Meilen durch die Hölle

    Band 29 Panhandle Express

    Band 30 Camp der Verlorenen

    Band 31 One Eye Jim Tucker

    Band 32 Shakopee - der rote Rächer

    Über den Autor

    Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

    Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie Texas-Marshal und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung.

    Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie Der Kopfgeldjäger. Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

    Band 25

    Verdammt sei Carol Thompson

    Die Peitschenschnur ringelte sich im Staub wie der Leib einer Schlange. Stan Turner, der Ranchboss, stand breitbeinig im Hof. Seine Rechte hatte sich um den Stiel der Peitsche verkrampft. Weiß traten die Knöchel unter der Haut hervor.

    Drei Schritte vor Stan Turner kniete Jack Shaugnessy im Staub. Ein blutiger Striemen zog sich über seine Wange. Shaugnessy war bleich. Seine Lippen zuckten, aus seinen Augen brüllte die Angst, die Hände, die er wie zur Abwehr erhoben hatte, zitterten.

    Die Mannschaft der Wayside Ranch stand im Kreis herum. Zwei der Männer hielten eine rothaarige Frau fest. Sie war ausgesprochen schön und von besonderer Rasse. Jeder Zug ihres gleichmäßigen Gesichts drückte das Entsetzen aus, das sie beherrschte.

    Turner riss den Arm mit der Peitsche hoch. Die dünne Lederschnur zischte durch die Luft …

    Jack Shaugnessy brüllte gequält auf. Er versuchte, sein Gesicht mit beiden Händen zu schützen. Grässliches Klatschen war zu vernehmen. Dann grollte Turners mitleidlose Stimme: Ich habe dich zu meinem Vormann gemacht, Shaugnessy. Ich habe dir vertraut. Du warst meine rechte Hand hier auf der Ranch … Turner ließ seine Worte wirken. Erst nach einer ganzen Weile sprach er weiter; schleppend, jedem Wort eine besondere Betonung verleihend, mit herausgepresstem Atem: Und zum Dank hast du mich mit meiner Frau betrogen. Großer Gott, Shaugnessy, ich hätte gute Lust und ließe dich am Lasso hinter einem Pferd her aus dem Land schleifen.

    Mit dem letzten Wort schlug der Ranchboss erneut zu. Wieder traf er Jack Shaugnessy empfindlich. Shaugnessy kippte röchelnd zur Seite. Staub wallte auseinander, als er aufschlug.

    Ungerührt schauten die Cowboy und Ranchhelfer zu.

    In den grünlichen Augen der rothaarigen, rassigen Frau spiegelten sich die Erschütterung, das Grauen und all die anderen Gefühle wider, die in ihr wühlten. Aufhören, Stan!, brach es über ihre bebenden Lippen. Hör auf. Ich bitte dich …

    Aufhören?, echote Turner. Seine Stimme sank herab zu einem unheilvollen Grollen. Ich hab eben erst angefangen, Carol. Du und Jack, ihr habt mich schmählich hintergangen. Ihr habt mich betrogen, meinen Stolz verletzt und meine Ehre gekränkt. Ich habe mein Gesicht verloren. Und darum werde ich ihm mit der Peitsche das Fleisch von den Knochen schlagen. Was ich von ihm übrig lasse, wirst du mit dem Handbesen zusammenfegen und an die Schweine verfüttern können.

    Er zog auf. Die Peitschenschnur pfiff durch die Luft.

    Mit einem Ruck riss Carol sich los. Die Kerle, die sie festgehalten hatten, griffen nach ihr, aber sie rannte schon mit wehendem Rock auf Stan Turner zu und fiel ihm in den Arm. Aufhören!, gellte ihre Stimme fast hysterisch. Bei Gott, hör auf. Das – das ist unmenschlich. Du …

    Stan Turner versetzte ihr einen derben Stoß. Carol klammerte sich jedoch an seinem Arm fest. Er schleuderte sie wütend herum. Die Frau konnte sich nicht mehr halten. Sein Arm entglitt ihr, sie taumelte einige Schritte zur Seite, stolperte und stürzte. Wirr hingen ihr die Haare in die Stirn. Ihre Lippen klafften auseinander wie zu einem stummen Schrei. Sie wollte aufspringen.

    Doch da waren schon die beiden Kerle bei ihr, aus deren brutalem Griff sie sich vorhin befreit hatte. Carol wurde von harten Fäusten gepackt und hochgerissen. Im stählernen Griff der Kerle konnte sie sich kaum noch bewegen. Sie warf den Kopf in den Nacken. Ein trockenes Schluchzen entrang sich ihr.

    Stan Turner kannte keine Gnade, kein Erbarmen, kein Mitleid. Er fühlte sich gedemütigt und war voll Hass – ein Hass, der keine Zugeständnisse und kein Entgegenkommen kannte. Bald erstarben Shaugnessys gepeinigte Schreie. Einige Zeit war noch sein klägliches Wimmern zu hören. Turner schwang unbeirrt die Peitsche. Er hörte erst auf zu schlagen, als Jack Shaugnessy sich nicht mehr rührte.

    Das Hemd hing in Fetzen vom Körper Shaugnessys. Blutende Striemen zeichneten seinen Körper. Er lag auf dem Gesicht. Seine Finger hatten sich im Staub verkrampft.

    Achtlos ließ Stan Turner die Peitsche fallen. Er trat vor seine Frau hin, seine Hand zuckte zu ihrem Kopf und verkrallte sich in ihren Haaren. Lasst sie los!, gebot er den beiden Cowboys.

    Brutal zerrte er Carol zu der reglosen Gestalt Jack Shaugnessys hin. Neben dem Besinnungslosen schleuderte er sie in den Staub. Turners heiseres Organ rasselte: Da hast du ihn, deinen Liebhaber, Lady! In einer halben Stunde will ich euch beide nicht mehr auf der Ranch sehen. Hast du verstanden? 30 Minuten! Solltet ihr nach Ablauf der Zeit noch hier sein, sind die Prügel, die ich Shaugnessy verpasst habe, ein Zuckerschlecken gegen das, was ich dann mit euch beiden anstelle.

    Stan Turner spuckte verächtlich vor Carol in den Staub, dann wandte er sich um und rief: Geht wieder an eure Arbeit, Leute. Hier gibt es nichts mehr zu sehen. Und dass keinem einfällt, der Hure und ihrem Lover zu helfen. Vorwärts, ihr werdet nicht fürs Herumstehen bezahlt.

    In die Rotte der Umstehenden kam Bewegung.

    Ohne Carol oder Jack Shaugnessy noch eines Blickes zu würdigen, stapfte Turner quer durch den Hof hinüber zum Haupthaus. Seine Schritte dröhnten auf den Stufen und gleich darauf über die Veranda, dann fiel die Haustür mit einem dumpfen Schlag hinter ihm ins Schloss.

    Carol kniete neben Jack Shaugnessy. Staub klebte in ihrem Gesicht. Staub puderte ihren schwarzen Rock, die weiße Bluse und die grüne Weste. Die Panik, die Verzweiflung und die Angst wichen anderen Empfindungen. Erst waren es Verbitterung und Enttäuschung, dann kam die Wut, und schließlich wurde Carol nur noch vom leidenschaftlichen Hass beherrscht.

    Du Schwein!, knirschte sie. Du elendes, gottverdammtes Schwein …

    Sie erhob sich und drehte Jack Shaugnessy auf den Rücken. Sein Gesicht war trotz der gnädigen Bewusstlosigkeit, die ihn umfing, qualvoll verzerrt. Blut, Staub und Schweiß bildeten eine Schmutzschicht auf seiner Haut.

    Carols Blick wanderte hinüber zum Haupthaus. Hinter dem Fenster der Wohnstube stand Stan Turner und beobachtete sie ungerührt, ohne Gemütsregung. Sein Gesicht mutete an wie aus Granit gemeißelt. Dieser Mann war unerbittlich, unduldsam und von kompromissloser Härte.

    Die Cowboys und Helps waren in den Schuppen, Scheunen und Ställen verschwunden und machten ihren Job. Dabei beobachteten sie Carol. Sie jedoch beachtete die Kerle nicht. Sie starrte nur auf das Fenster. In der Tiefe ihrer Augen entstand ein Flammen, ein Glühen, ein Irrlichtern. Es war der dämonische Hass, der es erzeugte.

    Dafür wirst du büßen, Stan Turner, flüsterte die Frau. Die Glätte in ihrem Gesicht zerbrach. Du bist so gut wie tot …

    Sie griff unter die Achseln des Bewusstlosen, wuchtete seinen Oberkörper vom Boden weg und schleifte ihn vom Ranchhof.

    Heiß brannte die Sonne auf sie herunter. Carol begann zu schwitzen. Der perlende Schweiß zog helle Spuren in die Staubschicht auf ihren Wangen. Ihr Atem ging rasselnd. Außerhalb der Ranch legte sie Jack Shaugnessy im Schatten eines mannshohen Strauches nieder. Sie setzte sich neben ihn. Das Flackern in ihren Augen war erloschen. Sie starrte hinüber zur Ranch.

    Atmung und Pulsschlag beruhigten sich bei der Frau. Sie kämpfte sich wieder auf die Beine und schleppte den Besinnungslosen zum Fluss.

    Der Buck Creek verschwand im Osten zwischen Hügel und Felswänden. Seine Ufer waren flach. Er führte um diese heiße Jahreszeit nicht viel Wasser. Der Ufersaum bestand aus eingetrockneten, rissigen Fladen zusammengebackenen Schlammes. Das Wasser floss träge dahin und brachte aufgewühlten Schmutz mit sich, wenn weiter westlich die Rinder der Wayside Ranch den Schmutz des Flussgrundes aufwühlten.

    Es gab kaum Schatten. Die glühende Backofenhitze machte jeden Atemzug zu einer Anstrengung. Unter der glühenden Sonne lag das Land wie betäubt.

    Carol nahm Jack Shaugnessy das Halstuch ab, wankte auf weichen Knien zum Fluss und tauchte es hinein. Mit dem nassen Tuch wusch sie sich zunächst den Staub aus dem Gesicht. Obwohl das Wasser lauwarm und brackig war, belebte es die Frau. Sie wusch das Tuch aus, dann ging sie damit zu Jack Shaugnessy …

    Die Lider Shaugnessys flatterten. Dann öffnete er die Augen. Mit dem törichten Ausdruck des Nichtbegreifens starrte er in Carols Gesicht.

    Jack, flüsterte die Frau. O mein Gott, Jack. Ihre Augen schwammen plötzlich in einem See von Tränen. Ihre Psyche versagte. Der Schuft hat uns eine halbe Stunde Zeit gegeben …

    Stück für Stück setzte bei Jack Shaugnessy die Erinnerung wieder ein. Er hob die rechte Hand und tastete damit über sein malträtiertes Gesicht. In seiner Brust entstand ein tiefes Gurgeln, es kämpfte sich hoch. Der Mund öffnete sich, einige Wortbrocken drangen heraus.

    Jack Shaugnessy fühlte sich wie gelähmt, als würde schnell wirkendes Gift durch seine Adern strömen und sein Hirn betäuben. Langsam sanken seine Lider wieder über die Augäpfel. Er trieb in der dämmrigen Halbwelt der Trance.

    Carol rüttelte ihn an der Schulter. Es riss ihn aus der Benommenheit. Wo – wo sind wir?, entrang es sich ihm lahm.

    Am Fluss. Wir müssen auf die andere Seite. Und dann müssen wir zusehen, dass wir Wellington erreichen. In der Stadt wird man uns helfen.

    Shaugnessy richtete stöhnend und röchelnd seinen Oberkörper auf. Sein Kopf wackelte vor Benommenheit, als er saß. Seine Stimme klang heiser, als er fragte: Hat er dich auch mit der Peitsche geschlagen, Carol?

    Nein. Carol wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen. Ein herber Zug kerbte sich in ihre Mundwinkel. Ihr Gesicht nahm einen harten Ausdruck an. Er verachtet mich so sehr, dass er sich wohl die Hände nicht an mir schmutzig machen wollte. Er ist ein herzloser Hundesohn. Aber für den heutigen Tag werde ich ihm eines Tages die Rechnung präsentieren.

    Sie sprach mit spröder Stimme, aber mit Entschiedenheit und Endgültigkeit im Tonfall. Dann half sie Jack Shaugnessy, aufzustehen …

    *

    Zwei Jahre waren seitdem verstrichen.

    Es war eine mondhelle Nacht. Die Abhänge wurden vom Mondlicht mit kaltem Licht überschüttet. Die Herde in der Senke schlief. Leises Pochen von Pferdehufen übertönte die vagen Geräusche, die die ruhende Herde verbreitete. Langsam zog der Herdenwächter seine Runde.

    Walt Jefford dankte dem Himmel dafür, dass es vor einer Stunde zu regnen aufgehört hatte. Die Wolkendecke war aufgerissen, die Luft war frisch und roch würzig. An Banditen dachte der Weidereiter nicht. In den vergangenen Wochen waren zwar immer wieder die Weidegründe der Wayside Ranch von Rustlern heimgesucht worden, aber diese Herde hier stand tief im Süden des riesigen Weidegebietes am Buck Creek, und so weit waren die Viehdiebe noch niemals vorgedrungen.

    Unmutig ritt Walt Jefford seine Runde. Einmal brüllte auf der anderen Seite ein Stier. Dann heulte in den Bergen ein Wolf. Langgezogen und schauerlich. Das Pferd unter dem Cowboy schnaubte nervös. Walt Jefford tätschelte dem Tier den Hals, und es beruhigte sich. Aber das Heulen hatte auch einige Rinder aufgeschreckt. Sie erhoben sich. Und wieder erklang das Heulen des Wolfes. Unruhe geriet in die Herde. Erneut brüllte ein Stier, Kühe muhten, Kälber blökten. Jefford fluchte in sich hinein.

    Wolken zogen vor die Scheibe des Mondes. Der silbrige Schimmer auf den Hügelflanken verschwand, die Dunkelheit verdichtete sich. Walt Jefford fing an zu singen. Der Gesang sollte die Rinder beruhigen. Es war ein altes Cowboylied, das von rauen Trailwegen, von Liebe, Leid und Tränen handelte. Es übertönte das Stampfen, das Klappern von Horn, und der Gesang vermischte sich mit all den anderen Geräuschen, die über dem Weideplatz lagerten.

    Mit dem Wind trieben wieder schwere Regentropfen heran. Der Mond blieb hinter der dunklen Wolke verschwunden. Die Nervosität in der Herde klang ab. Der Lärm ließ nach. Da aber glaubte Walt Jefford etwas anderes zu hören. Er parierte das Pferd, drehte den Kopf nach Norden und lauschte angespannt.

    Er hatte sich nicht getäuscht. Was er vernahm, waren Hufschläge. Sofort dachte Jefford an die Rustler. Er griff unter seinen imprägnierten Regenumhang und zog seinen Colt.

    Der Regen war intensiver geworden. Hart klatschten die Tropfen in Walt Jeffords Gesicht. Ein ideales Wetter, um eine Herde abzutreiben, durchzuckte es den Weidereiter. Hinter seiner Stirn wirbelten die Gedanken. Der Weidereiter verspürte Angst – eine logische, nüchterne Angst. Härter umklammerte seine Faust den Coltknauf.

    Das Hufgetrappel wurde deutlicher. Jefford schaute sich die Augen aus. Aber die Dunkelheit war nach wenigen Schritten schon wie ein schwarzer Vorhang. Das Blut des Cowboys geriet in Wallung. Er trieb das Pferd an. Walt Jefford ritt dem heranrollenden Geräusch entgegen. Den Gedanken, zur Weidehütte am anderen Ende der Senke zu reiten und seine Gefährten aufzuwecken, verwarf er wieder. Fast übergangslos fing es an zu schütten, als hätte der Himmel sämtliche Schleusen geöffnet. Das monotone Rauschen dämpfte den Hufschlag.

    Walt Jefford zog sich den Hut tief in die Stirn, um seine Augen etwas vor dem strömenden Regen zu schützen. Wenige Yards vor dem Cowboy schien die Welt in treibenden Regenwänden zu enden. Er aktivierte alle seine Sinne und verkrampfte innerlich. Und plötzlich schälten sich Reiter aus der Finsternis.

    Es war ein ganzer Pulk, und er war nur schemenhaft und verschwommen wahrzunehmen. Im nächsten Augenblick verteilten sich die Reiter. Raue Rufe ertönten, Treiberpeitschen knallten wie Coltschüsse. Und gleich darauf überwogen die Geräusche der Herde das Rauschen und Prasseln. Da war wieder das unruhige Brüllen, Muhen und Blöken, das Stampfen vieler hundert Hufe, der trockene Klang, wenn die ausladenden Hörner gegeneinander stießen.

    Walt Jefford schluckte hart. Den Kloß jedoch, der sich in seinem Hals gebildet hatte, vermochte er nicht hinunterzuwürgen. Er trieb sein Pferd an. Durch die Dunkelheit nahm er das Gewoge wahr, das durch die Herde ging. Hier und dort brach ein Rind aus dem Durcheinander. Das Rumoren nahm zu und erfüllte bald die ganze Senke. Jefford spornte sein Pferd an. Fast mechanisch spannte er den Hahn seines Colts. Und plötzlich machte er einen Reiter aus. Der Bursche schwang eine Bullenpeitsche und brüllte aus Leibeskräften. Walt Jefford feuerte …

    Die Rustler hatten schon begonnen, die Herde zum Abtrieb zu formieren. Sie arbeiteten sicher und zügig. Rudelweise trieben sie die Longhorns zusammen. Die Spitze der Herde wurde nach Norden ausgerichtet.

    Walt Jefford krampfte sich der Magen zusammen. Sein überhasteter Schuss hatte den Reiter verfehlt. Der auseinanderplatzende Feuerball zerrte den Weidereiter für einen Sekundenbruchteil aus der Finsternis. Der dünne Klang der Detonation versank im Getöse rundum.

    Der Bursche mit der Bullenpeitsche wandte sich Jefford zu. Tief auf den Pferdehals geduckt jagte er heran. Jefford riss sein Pferd in den Stand und repetierte. Das Tier bockte und scheute ein wenig, und der Cowboy konnte nicht ruhig zielen. Ein zweiter Viehdieb tauchte auf. Er fegte an der Flanke der Herde heran, und der Weidereiter feuerte blindlings. Panik raste durch Walt Jeffords Gemüt, sein Verstand begann zu blockieren.

    Der Bursche mit der Bullenpeitsche war fast heran. Vom anderen Banditen her stieß ein glühender Strahl auf Walt Jefford zu. Sein Pferd bäumte sich plötzlich auf, drehte sich halb auf der Hinterhand und brach im nächsten Moment zusammen. Dem Cowboy gelang es im letzten Augenblick, die Füße aus den Steigbügeln zu reißen und abzuspringen. Da legte sich etwas um seinen Hals und schnürte ihm mit Gewalt die Kehle zu. Jefford verspürte ein Brennen und wurde von den Beinen gerissen. Der Bandit schleifte ihn an der Peitschenschnur ein ganzes Stück hinter sich her. Walt Jefford verlor die Besinnung. Sein Colt lag irgendwo im Gras.

    Jason Banks und Slick Donelly waren in der Weidehütte von dem Lärm aus dem Schlaf gerissen worden. Mit fliegender Hast hatten sie ihre Pferde gesattelt und gezäumt. Nun stoben sie näher und nahmen einige dunkel und drohend anmutende Reiterschemen wahr. Sie zerrten an den Zügeln. Die Gewehrkolben flogen an ihre Schultern. Einer der Banditen verschwand im Gewühle. Die anderen erwiderten das Feuer.

    Jason Banks verspürte einen fürchterlichen Schlag, und sein Denken setzte aus. Er krachte auf den Boden. Slick Donelly sah es, brüllte auf vor ohnmächtiger Wut und feuerte wie von Sinnen. Sein Brauner brach wie vom Blitz getroffen vorne ein, legte sich auf die Seite. Donelly reagierte zu spät. Flammender Schmerz zuckte von seinem rechten Bein in die Höhe und flutete bis unter seine Hirnschale. Das Gewehr hatte er fahrenlassen. Übelkeit, Schmerz und Schwindel machten ihn für die Spanne einiger Herzschläge unfähig, sich zu rühren. Dann aber zwang er sich zu kühler Überlegung und versuchte, sein gebrochenes Bein unter dem toten Pferd hervorzuziehen. Gleichzeitig tasteten seine Hände über den aufgeweichten Boden auf der Suche nach der Winchester.

    Aber da spuckte die Nacht einen Reiter aus. Donellys Bewegungen erlahmten. Er starrte aus verschleierten Augen in die Höhe, die Reitersilhouette mutete ihn riesig und unwirklich an. Und dann schien die Welt vor Slick Donellys Augen zu explodieren. Das Peitschen des Schusses hörte er schon nicht mehr. Die feurige Wand vor seinen Augen war die letzte Wahrnehmung seines Lebens. Sein Kopf fiel zurück, der Cowboy stürzte in eine bodenlose Schwärze …

    Die Herde zog in den Einschnitt zwischen zwei Hügeln im Norden. Der Regen hatte sich in einen wahren Wolkenbruch verwandelt. Die Geräusche entfernten sich. Auf der Weide kehrte Ruhe ein.

    Walt Jefford erwachte aus seiner Bewusstlosigkeit. Sein Hals brannte, als hätte ihn jemand mit einem glühenden Brandeisen bearbeitet. Er röchelte und stöhnte und kam nur mühsam auf die Beine. Der Cowboy griff sich an den Kopf. In seinen Ohren dröhnte das Blut. Benommenheit brandete gegen sein Bewusstsein an. Schlagartig begriff er, und das Begreifen kam mit schmerzhafter Schärfe.

    Die Herde war fort! Sechshundert Tiere. Einfach abgetrieben. Und der verdammte Regen würde wieder sämtliche Spuren verwischen.

    Plötzlich durchfuhr den Cowboy die Frage nach seinen beiden Gefährten. Walt Jefford taumelte vorwärts. Hier und dort kreuzte ein versprengtes Rind seinen Weg. Jeffords Sicht endete nach wenigen Yards. Sein Kehlkopf schmerzte. Er empfand es als ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte. Von unheilvollen Ahnungen getrieben, wankte er in die Richtung, wo er die Weidehütte wusste. Zu Pferde war ihm der Weg noch niemals so weit erschienen. Jetzt mutete er ihn endlos an. Ungeduld, Sorge, Beklemmung und auch namenloses Entsetzen peitschten ihn vorwärts.

    Sein Atem rasselte, als er bei der Hütte ankam. In dem kleinen Corral standen sechs Reservepferde und schnaubten erregt. Jefford betrat die Hütte. Auf einem Brett gleich neben der Tür wusste er Streichhölzer und die Petroleumlampe. Mit zitternden Fingern machte er Licht. Die Flamme rußte und flackerte, als der Cowboy aber den Glaszylinder darüber stülpte, brannte sie ruhig. Der Lichtschein huschte über das kärgliche Mobiliar und in die Ecken. Die Schlafpritschen seiner Gefährten waren leer.

    Walt Jefford stellte die Lampe auf den grobgezimmerten Tisch und setzte sich auf sein Bett. Das Stangengestell ächzte. Der Cowboys griff sich mit beiden Händen an den Kopf.

    Du lieber Himmel, murmelte er, hoffentlich sind die beiden den Halunken nicht in die Quere gekommen.

    Er überwand seine Not, stand auf und griff nach der Laterne. Dann stapfte er wieder durch den strömenden Regen. Überall war die Weide aufgewühlt von den Hufen der Longhorns. Kreuz und quer ging der Cowboy. Er schickte ein Stoßgebet nach dem anderen zum Himmel. Aber sein Flehen wurde nicht erhört.

    Zuerst fand er Slick Donelly. Nur ein kleines Stück von diesem entfernt lag Jason Banks. Keiner von beiden lebte mehr. Ein trockenes Schluchzen erschütterte Walt Jeffords Gestalt.

    Mörder!, knirschte Walt Jefford. Gottverdammte, dreckige Mörder.

    Eine unsichtbare Hand schien den Cowboy zu würgen. Der Hass kam bei ihm in rasenden, giftigen Wogen.

    *

    Ich hatte von Richter Humphrey zwei Tage Urlaub bekommen und war sofort zur Horseshoe Ranch am Mulberry Creek geritten.

    Mein Name ist Bill Logan. Auf der Horseshoe Ranch lebte Jane Carter, die Frau, die ich liebte. Eines Tages – das hatte ich mir vorgenommen –, wollte ich sie fragen, ob sie meine Frau werden würde. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie nur darauf wartete. Aber da war etwas, das mich immer wieder davon abhielt, die entscheidende Frage zu stellen. Es lag nicht an Jane – ganz sicher nicht. Ich liebte sie wirklich, und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass sie meinen Namen trug.

    Es lag an meinem Job.

    Ich war U.S. Marshal, und ich ritt für das 'District Court for the Northern District of Texas', das seinen Sitz in Amarillo hatte. Wir Marshals standen ständig mit einem Bein im Grab. Unser Zuständigkeitsbereich erstreckte sich auf den Panhandle. Hier oben in der nördlichsten Ecke von Texas stand das Gesetz noch auf ziemlich schwachen Beinen.

    Ich wollte es Jane nicht zumuten, mit einem Mann verheiratet zu sein, auf den sie ständig warten musste, weil er irgendwo einen rauchigen Trail ritt, und von dem sie nie wusste, ob er von seinem nächsten Einsatz zurückkehrte oder ob er irgendwo in einem namenlosen Grab verschwunden war.

    Wir saßen beim Mittagessen, als draußen Hufschlag erklang.

    Jane erhob sich und ging zum Fenster. Lonny, der sechsjährige Junge aus ihrer Ehe mit Jim Carter, sprang vom Stuhl und folgte ihr. Lionel Hastings, Janes Vater, hatte lauschend den Kopf gehoben.

    Stimmen waren zu vernehmen.

    Jane schob das Fenster in die Höhe. Was ist los, Dooley?, hörte ich sie fragen.

    Der Mann kommt von der Wayside Ranch und ist auf dem Weg nach Amarillo. Er fragt, ob er sein abgetriebenes Pferd gegen ein frisches eintauschen kann. Er will zu Richter Humphrey.

    Ich vernahm es und erhob mich schnell, trat neben Jane und rief: Was wollen Sie denn vom Richter?

    Ich sah einen Mann, der beim Brunnen von seinem Pferd abgestiegen war und das Tier am Kopfgeschirr festhielt. Schaum tropfte von den Nüstern des grauen Hengstes. Die Flanken des Tieres zitterten. Das Fell war dunkel vom Schweiß.

    Seit einigen Wochen wurden immer wieder kleine Herden der Wayside Ranch abgetrieben!, rief der Mann heiser. Auch er war verstaubt und verschwitzt. Es hatte weder sein Pferd noch sich geschont. In der Nacht auf gestern haben die Rustler wieder eine Herde von 500 Tieren gestohlen. Dabei wurden zwei Cowboys ermordet. Ich will zum Richter und ihn um Hilfe bitten.

    Ich bin Marshal Logan, gab ich zu verstehen. Die Wayside Ranch liegt am Buck Creek und ist eine Hauptranch der PCC, nicht wahr?

    So ist es, antwortete der Reiter. Sind Sie alleine in der Gegend, Marshal?

    Ja. Ich werde aber zum Buck Creek reiten und dort nach dem Rechten sehen.

    Alleine werden Sie da nicht viel ausrichten können, Marshal. Es ist eine üble Bande, die vor Mord nicht zurückschreckt.

    Kommen Sie herein, rief Jane. Sie sind sicherlich schon seit gestern unterwegs und haben Hunger. – Dooley, kümmere dich um ein frisches Pferd für ihn.

    Wenig später saß der Cowboy von der Wayside Ranch bei uns am Tisch. Sein Name war Clint Dickens. Er aß mit gesundem Appetit. Und während er aß, berichtete Dickens. Er endete mit den Worten: Im Norden, in der Felswildnis, verschwanden die Rinder jedes Mal. Regen und Wind haben die Spuren verwischt. Außerdem meint Edgar Stewart, dass es zu gefährlich sei, im Felsgewirr nach dem Schlupfwinkel der Rustler zu suchen. Er will das Leben seiner Männer nicht riskieren.

    Das ist sehr vernünftig von Stewart, erklärte ich. Denn es ist davon auszugehen, dass die Banditen reagieren wie in die Enge gedrängte Raubtiere, wenn ihnen Verfolger zu nahe kommen.

    Dickens nickte. Das wird wohl so sein. Den Schuften ist nichts heilig.

    Sind auch andere Ranches der PCC von den Viehdiebstählen betroffen?, wollte ich wissen. Die Circle-M im Wheeler County vielleicht?

    Nicht dass ich wüsste, murmelte der Mann von der Wayside Ranch. Zu Ohren ist mir nichts gekommen.

    Okay, sagte ich, reiten Sie nach Amarillo, Dickens, und bestellen Sie dem Richter, dass ich schon zum Buck Creek geritten bin. Sollte Marshal Joe Hawk im Moment keine andere Aufgabe zu erledigen haben, so bitten Sie Humphrey in meinem Namen, ihn mir hinterherzuschicken.

    Mach ich, versprach der Cowboy, schob sich einen Bissen in den Mund und kaute aus vollen Backen.

    Eine halbe Stunde später ritt er weiter. Dooley hatte ihm ein frisches Pferd gesattelt.

    Ich bat Dooley, meinen Schecken reitfertig zu machen. Als Whirlwind gesattelt und gezäumt vor dem Ranchhaus am Holm stand, verabschiedete ich mich von Jane. Unsere Lippen fanden sich zu einem langen und innigen Kuss. Ich versprach ihr, auf mich aufzupassen. Auf dem Grund ihrer Augen konnte ich den Ausdruck von Enttäuschung, Kummer und Sorge wahrnehmen.

    Schließlich kletterte ich aufs Pferd. Vom Sattel aus reichte ich Lionel zum Abschied die Hand, ich winkte Dooley zu, dann trieb ich Whirlwind an.

    Ich ritt nach Osten. Die Horseshoe Ranch verschwand hinter einem Hügel aus meinem Blickfeld. Von Lionel Hastings hatte ich erfahren, dass vor mir ein Trail von gut und gerne 50 Meilen lag. Außerdem hatte mir der Oldtimer erzählt, dass der Name des Verwalters der Wayside Ranch Stan Turner war und dass es sich bei Edgar Stewart um den Vormann der Ranch handelte.

    Die Wayside Ranch war eine Hauptranch der Panhandle Cattle Company. Die PCC war ein Zusammenschluss einer Handvoll schwerreicher Männer zu einer Interessengemeinschaft mit Sitz in Chicago. Repräsentanten der Gesellschaft im Panhandle waren die Ranchverwalter, die die Ranches wie unumschränkte Herrscher regierten. Die Bewohner der Städte, die im Laufe der Zeit entstanden waren, lebten im Schatten der PCC.

    Ich kannte weder Turner noch Stewart. Mir war auch noch nichts Negatives von der Wayside Ranch berichtet worden. Dass die Bosse der Ranch gesetzliche Hilfe in Anspruch nahmen und nicht das Gesetz der freien Weide praktizierten, überraschte mich.

    Meile um Meile schmolz unter den Hufen Whirlwinds dahin. Die Nacht über lagerte ich in einem Wald. Und am Nachmittag des folgenden Tages lag die Ranch vor mir. Sie besaß ein wuchtiges, stöckiges Haupthaus, zu dem in einem rechten Winkel das langgezogene Bunkhouse erbaut worden war. Es gab Ställe, Scheunen, Schuppen und drei große Corrals, in denen sich wohl insgesamt 100 Pferde tummelten.

    Aus der Schmiede erklangen helle Hammerschläge. Ich ritt in den Ranchhof. Einige Cowboys und Ranchhelfer unterbrachen ihre Arbeit und beobachteten mich. Bei der Veranda hielt ich an. Ein Mann trat aus einem Anbau, taxierte mich, ließ seinen Blick etwas länger an dem Stern an meiner Jacke verharren, dann sagte er: Mein Name ist Stewart. Ich bin Vormann auf der Wayside. Kann es sein, dass Sie zufällig auf die Ranch kommen, Marshal, oder haben Sie unterwegs irgendwo den Boten getroffen, den ich nach Amarillo zu Richter Humphrey geschickt habe?

    Ich schwang mich vom Pferd. Ein Help stapfte näher und übernahm Whirlwind, um ihn zu versorgen. Mit knappen Worten klärte ich den Vormann auf.

    Kommen Sie herein, sagte Stewart schließlich und machte kehrt.

    Ich folgte ihm ins Haus. Dieser Edgar Stewart war ein Mann um die 40 mit einem offenen, ehrlichen Gesicht, der ein hohes Maß an natürlicher Autorität verströmte. Zu ihm konnte man auf Anhieb Vertrauen fassen. Dennoch nahm ich mir vor, vorsichtig und misstrauisch zu sein. Mit den Vormännern der PCC hatte ich schon eine Menge schlechter Erfahrungen gemacht. Ein ehrliches Gesicht allein sagt nichts über den Charakter eines Mannes aus. Also wollte ich mich in Zurückhaltung üben …

    Stewart führte mich in das Ranch Office und bot mir einen Platz an. Dann brachte er eine Flasche Bourbon und zwei Gläser und schenkte ein. Schließlich saß mir der Vormann gegenüber. Zwischen uns war der Schreibtisch.

    Es war der sechste Diebstahl innerhalb der vergangenen acht Wochen, klärte mich der Vormann auf, nachdem wir uns zugeprostet und an unseren Gläsern genippt hatten. Der Whisky brannte wie Feuer in meiner Kehle und trieb mir die Tränen in die Augen. Die Herden, die diese Banditen abtreiben, sind zwischen 100 und 500 Tieren stark. Die Longhorns stehen nach meiner Einschätzung irgendwo in der Felswildnis im Norden in einer Senke.

    Sie sind den Banditen gefolgt?

    Natürlich. Eine Herde Longhorns hinterlässt eine Spur, die ein Blinder mit dem Krückstock aufnehmen kann. Aber die Ödnis im Norden bietet tausend Plätze für einen Hinterhalt. Ich wollte nicht riskieren, dass meine Leute den Banditen vor die Mündungen reiten. Zwischenzeitlich hat es außerdem wolkenbruchartigen Regen gegeben, der die Spuren ausgelöscht hat.

    Ich hätte gerne den Mann gesprochen, der den Überfall überlebt hat, sagte ich.

    Walt Jefford. Das ist kein Problem. Er befindet sich auf der Ranch, denn ich habe ihn nach dem Vorfall auf der Südweide aus dem Weidecamp abgezogen.

    Mit dem letzten Wort erhob sich Stewart, ging zum Fenster, schob es hoch und rief: Henderson, heh, such Walt Jefford und schick ihn zu mir ins Büro.

    Er ließ das Fenster geöffnet, kehrte zu seinem Stuhl zurück und ließ sich schwer darauf nieder.

    Haben Sie eine Ahnung, wer hinter den Viehdiebstählen stecken könnte?, fragte ich.

    Nein, nicht die geringste. Anfang hatte ich die Siedler vom Salt Creek in Verdacht. Aber ich kam sehr schnell zu dem Schluss, dass sie damit nichts zu tun haben. Stewart zuckte mit den Achseln. Siedler holen sich vielleicht mal ein verirrtes Rind, um ein saftiges Steak in den Magen zu kriegen. Das war's dann aber auch schon. Sie stehlen keine Herden.

    Wurden von den Weidegründen der Circle-M auch Herden abgetrieben?

    Nein. Bisher wurden nur Wayside-Rinder gestohlen. Stewart schaute mich verblüfft an. Das Aufblitzen in seinen Augen war wie ein Signal. Er presste hervor: Himmel, diese Frage habe ich mir noch gar nicht gestellt. Warum nur Wayside-Rinder?

    Fragend schaute er mich an, als könnte er die Antwort von meinen Zügen ablesen.

    Vielleicht hat die Ranch einen Feind, der ihr Schaden zufügen will, murmelte ich.

    Ein grübelnder Ausdruck trat in Stewarts Augen. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Yeah, knurrte er nach einer ganzen Zeit, in der er angestrengt nachgedacht zu haben schien. Es gibt vielleicht einen Feind …

    Er erzählte mir die Geschichte von Carol und ihrem Liebhaber Jack Shaugnessy, die Stan Turner vor etwas mehr als zwei Jahren von der Ranch jagte, weil sie ihn betrogen hatten. Auf der Ranch hörten wir von den beiden in den zwei Jahren nichts. Es gab kein Lebenszeichen von ihnen. Vielleicht sind sie mit einer Banditenbande zurückgekehrt …

    Es klopfte an die Tür.

    Komm rein!, rief Stewart.

    Ein mittelgroßer Mann von knapp 25 Jahren betrat das Office. Er trug Weidereitertracht. Seine Haare waren blond, der Schnurrbart, der seine Oberlippe verdeckte, ebenfalls.

    Walt Jefford, sagte Stewart und wies mit einer Handbewegung auf den Cowboy. Walt, das ist Marshal Logan aus Amarillo. Er wird den Vorfall auf der Südweide untersuchen. Du reitest mit ihm. Zeig ihm den Weg, den die Herde genommen hat. Von der Rancharbeit stelle ich dich frei.

     Walt Jefford trat vor mich hin. Ich erhob mich, wir gaben uns die Hand. Der Cowboy sagte: Es ist ein höllisches Spiel, Marshal, das hier inszeniert wird und in dem der Satan persönlich Regie führt. Ich kann ein Lied davon singen.

    Er griff sich unwillkürlich an den Hals, um den sich rot das Strangulationsmal von der Bullenpeitsche zog.

    Ich nickte. Wann können wir reiten, Walt?

    Von mir aus sofort. Ich brauche nur mein Pferd zu satteln und zu zäumen.

    Dann wollen wir uns nicht länger aufhalten.

    Sollten Sie wider Erwarten den Schlupfwinkel der Höllenhunde aufstöbern, Marshal, meldete sich Stewart zu Wort, dann soll Walt mich informieren. Ich komme dann mit einer großen Mannschaft, um die niederträchtige Brut hochnehmen. Die Boys sind seit dem Tod ihrer Kameraden ganz wild darauf, die Bastarde in Stücke zu reißen.

    Sie werden von mir hören, versprach ich und stiefelte hinter Walt Jefford her zur Tür.

    Der Vormann folgte uns hinaus auf die Veranda.

    Walt Jefford ging in den Stall.

    Hals- und Beinbruch!, rief uns der Vormann hinterher, als wir eine Viertelstunde später vom Ranchhof ritten.

    Die Pferde trugen uns in gerader Linie nach Süden. Der Himmel war bewölkt. Hin und wieder brach die Sonne durch die Wolkendecke und ließ das Land dampfen wie einen Waschkessel.

    *

    Nach zwei Stunden etwa parierten wir am Rande einer Senke die Pferde. Am westlichen Ende der Senke klebte die kleine Weidehütte am Hang. Nur wenige Rinder standen noch auf der Weide und grasten. Die Kadaver der toten Cowboypferde lagen im Gras. Coyoten und Aasgeier hatten bereits ihr schauerliches Mahl begonnen.

    Hier geschah es, sagte Walt Jefford bedrückt und vollführte eine umfassende Armbewegung in die Runde. Es war nur eine kleine Herde, Marshal, und wir erwarteten nicht, dass die Halunken sie sich holen würden. Sie haben uns eines Besseren belehrt. Die Schufte sind schlimmer als die Aasgeier bei den toten Gäulen.

    Walt starrte mit Abscheu auf die Aasgeier, die sich nicht stören ließen, die sich flügelschlagend und durchdringend krächzend um das eine oder andere Beutestück stritten.

    In wenigen Tagen liegen von den Gäulen nur noch die Knochen hier herum, knurrte der Cowboy angewidert.

    Ich löste gewaltsam meine Aufmerksamkeit von dem grässlichen Bild und sagte: Reiten wir hinunter, Walt. Und noch etwas: Wir beide sollten die Formalitäten weglassen. Vielleicht gehen wir zusammen durch die Hölle, und es wäre einfacher, wenn wir wie gute Kameraden miteinander verkehrten. Ich heiße … Nach kurzem Zögern vollendete ich: … Logan. Nenn mich einfach Logan.

    Das ist in Ordnung, Logan, rief der Cowboy und trieb seinen Fuchswallach an.

    Die Weide sah überall gleich aufgerissen und zerstampft aus. Eine konkrete Spur war nicht auszumachen. Der Regen hatte sie ausgelöscht.

    Wir lenkten die Pferde nach Norden. Nach anderthalb Stunden schälten sich die ersten Felsformationen aus dem Dunst. Der Regen hatte Erdreich und Sand in die Niederungen gespült. An den tiefsten Stellen hatten sich richtige kleine Seen gebildet. Weiter westlich zog sich eine Hügelkette nach Süden. Wald bedeckte die Hügelflanke. In halber Höhe jedoch zog sich wie ein breiter Gürtel eine steile Felswand von 15 Yards Höhe fast über die ganze Ausdehnung des Hügels. Oberhalb des steilen Abbruchs wuchsen wieder Bäume und Büsche.

    Er zog Whirlwind um die rechte Hand und erkundete mit den Augen das Gebiet nach Osten. Auch da erhoben sich bewaldete Kuppen, aber sie waren versetzt, und es gab genügend Durchlässe.

    Wir zogen zwischen den Hügeln dahin, die Augen unablässig auf den Boden geheftet. Manchmal mussten wir die weit in die Täler reichende Waldzungen oder Hügel umreiten. Nirgends gab es den Hufabdruck eines Longhorns, keinen Dung als Zeichen dafür, dass hier eine Herde getrailt war. Nicht das Schwanzhaar eines Longhorns war zu finden. Sicher war nur eines: Es war unmöglich, eine Herde durch die Wälder zu treiben. Mit fast ebenso sicherer Wahrscheinlichkeit war auszuschließen, dass die Viehdiebe die Rinder über die Hügel getrieben hatten. Es gab jedoch viele in Frage kommende Wege, die die Herde genommen haben konnte. Nur der Zufall konnte uns auf den richtigen führen.

    Früh kam die Nacht. Wir kampierten zwischen dichtstehenden Bäumen. Walt hatte Campzeug dabei. Wir stellten das kleine Zelt auf. Der Nachtwind ließ die Zeltplane knatternd schlagen. Neben mir schnarchte Walt Jefford. Es war eng in dem Zelt. Aber wir hatten wenigstens ein Dach über dem Kopf.

    Ich spürte die Kälte der Nacht, die aus dem Boden zu kriechen schien und durch meine Kleidung drang. Lange fand ich keinen Schlaf.

    Irgendwann übermannte mich dennoch die Müdigkeit. Als mich Walt am Morgen wachrüttelte, fühlte ich mich wie gerädert. Der Cowboy hatte vor dem Zelt ein kleines Feuer entfacht, und von einem Dreibein aus Astgabeln hing ein Kaffeekessel. Das feuchte Holz qualmte, aber das brennende Reisig, über das der Cowboys es geschichtet hatte, trocknete es.

    Walt Jefford entging nicht meine Verwunderung, er grinste mich an und erklärte: Hinter dem Hügel verläuft ein Bach. Er wird wieder versiegen, wenn die Regenzeit vorüber ist und der Sommer kommt. Ich habe uns einen Kaffee gekocht, Logan, der einen toten Indianer wieder in den Sattel hebt.

    Der Kaffee war in der Tat heiß und stark und belebte mich. Wir aßen etwas von unserem Proviant, dann sattelten und zäumten wir die Pferde. Ich half Walt Jefford, das Camp abzubrechen.

    Ehe wir losritten, streute der Weidereiter noch einmal seine Zweifel aus: Wir brauchen gut und gerne drei Tage, um die Wildnis bis zu ihrem Ende im Norden in gerader Linie zu durchqueren. Dann wissen wir aber immer noch nicht, was sich im Osten oder Westen abspielt. Wollen wir das in Erfahrung bringen, werden wir viele Wochen unterwegs sein.

    Wir werden sehen, versetzte ich. Die Herde kann sich nicht in Luft aufgelöst haben.

    Stunde um Stunde ritten wir. Es ging immer höher hinauf. Der Waldbestand wurde spärlicher. Der Untergrund war teils aus blankem Fels, und nur in den Vertiefungen hatte sich feiner Schwemmsand gesammelt. Wir zogen über ein windiges Plateau, dann ritten wir in einen breiten Canyon, der von Steilhängen, Terrassen und schroffen Wänden begrenzt wurde. Die Vegetation bestand nur noch aus Comas und Mesquitesträuchern. Ich kam zu dem Schluss, dass es trotz aller Unbilden und Strapazen einer erfahrenen Mannschaft möglich war, in diesem Gebiet eine Herde nach Norden zu trailen. Und so ritt ich unverdrossen weiter.

    Der Abend kam. Und mit der einsetzenden Dämmerung fing es wieder an zu regnen. Als es stockfinster war, beschlossen wir zu lagern. Hier oben war es empfindlich kalt. Unter der Scheibe des Mondes pfiff ein schneidender Wind dahin. In einer Schlucht schlugen wir das Zelt auf. Der Regen prasselte auf die Zeltplane. Bald schon strömten Rinnsale die leicht abfallende Sohle der Schlucht hinunter. Wasser drang unter den Zeltwänden ins Innere. Vom Rand des überhängenden Felsens, an dessen Basis wir lagerten, schoss das Wasser in Bächen. Unsere Decken saugten sich voll. Die Pferde waren schutzlos der entfesselten Naturgewalt ausgeliefert.

    Hier können wir nicht bleiben!, röhrte Walt Jeffords Organ. Wenn es noch eine Stunde so regnet, verwandelt sich die Schlucht in einen reißenden Fluss.

    Wir brachen mitten in der Nacht das Camp ab und führten die Pferde aus der Schlucht. Es war finster wie im Vorhof der Hölle. Wir ritten, als wir die Schlucht verlassen hatten, nach Osten, wo wir am Tag bewaldete Hügel gesehen hatten. Durchnässt und frierend schlugen wir eine Stunde später unser Nachtlager zwischen den Bäumen auf.

    Ich denke, wir sollten morgen umkehren, meinte Walt Jefford.

    Nein!, lehnte ich ab. Wir suchen weiter.

    Und meine Unbeirrbarkeit wurde belohnt. Zwischen den Hügeln nahmen wir am folgenden Tag die Spur der Herde auf. Die Bande hatte sie durch die Felswildnis getrieben und war dann nach Osten eingeschwenkt. Die Longhorns hatten eine richtige Schneise in das knöchelhohe, junge Gras getreten.

    Wir folgten der Fährte. Nach drei Stunden etwa schälten sich die ersten bewaldeten Buckel aus dem Dunst. Weiter nördlich zog sich eine Hügelkette mit steilen Hängen von Osten nach Westen. Turmhohe Felsgebilde überragten die Baumwipfel, dichter, dunkler Wald bedeckte auch die Abhänge und stieß weit in die Senken und Täler hinein.

    Ich hielt an, zog Whirlwind um die linke Hand und erkundete mit meinem Blick das Terrain nach Norden. Auch da wuchteten bewaldete Kuppen empor. Sie waren versetzt, und es gab genügend Durchlässe.

    Wir zogen zwischen den Hügeln dahin.

    Weit vor uns erhob sich eine Felswand. Einige Schluchten zerteilten sie. Wir ritten an der Wand entlang ein Stück nach Norden und drangen dann in eine der Klüfte ein. Der Hufschlag wurde von den Echos verzerrt. Die Schlucht endete, und bewaldetes Hügelland schloss sich an. Wir folgten der Talsohle …

    *

    Drei eiskalte Augenpaare beobachteten seit einiger Zeit vom Waldrand im Osten aus die beiden Reiter. Einer der Kerle knurrte: Das sind keine harmlosen Pilger, sage ich euch. Ich fresse meinen Hut, wenn das nicht zwei Schnüffler sind, die uns Stan Turner oder Edgar Stewart hinterhergeschickt hat.

    Was denken wir lange darüber nach?, dehnte ein anderer. Legen wir sie einfach um. Ob sie nun von der Wayside Ranch kommen oder nicht: wenn sie noch einige Meilen in dieser Richtung reiten, stoßen sie auf das Camp. – Heh, verdammt, der eine der beiden trägt einen Stern an der Jacke. Das ist ein Sheriff oder Marshal. Der hat uns gerade noch gefehlt.

    Kein Hahn wird nach den beiden Dummköpfen krähen, stieß ein dunkelgesichtiger Mister hervor, repetierte und zog den Gewehrkolben an seine Schulter. Er drückte das linke Auge zu und zielte sorgfältig. Auch die beiden anderen Kerle legten die Waffen an. Fast gleichzeitig brüllten die Gewehre auf.

    Der Knall stieß über uns hinweg. Ich warf mich instinktiv auf den Pferdehals, heiß fuhr es mir über den Rücken. Geistesgegenwärtig hämmerte ich Whirlwind die Fersen in die Seiten. Der Schecke schnellte erschreckt nach vorn.

    Walt Jefford stürzte vom Pferd. Das Tier brach wiehernd zur Seite aus.

    Ich warf mich aus dem Sattel und schnappte die Winchester aus dem Scabbard. Hart schlug ich auf, rollte mich einige Male herum, gelangte in eine Mulde, federte hoch und erreichte den Schutz eines Felsbrockens. Die Kugeln, die mir galten, ließen Sand und Gesteinssplitter fliegen. Ein Querschläger jaulte grässlich.

    Sie belauerten mich. Sehen ließen die hinterhältigen Kerle nicht mal ihre Nasenspitzen. Als ich meinen Kopf über den Felsen schob, drückten sie ab, und ich zog ihn schnell wieder zurück.

    Sicher versuchten sie, mich zwischen sich zu bekommen. Hier konnte ich also nicht bleiben und darauf warten, dass ihnen das gelang. Ich musste die Initiative ergreifen und den Spieß umdrehen. Nicht sie sollten Jagd auf mich machen, sondern ich auf sie.

    Ich schnellte hinter dem Felsen hervor und setzte alles auf eine Karte. Ehe die Banditen durchgeladen hatten, landete ich im Sattel. Whirlwind streckte sich.

    Mit dem Peitschen der Schüsse riss ich Whirlwind zur Seite. Ich jagte den Schecken den Abhang hinauf, und als die nächsten Schüsse krachten, war ich zwischen den uralten Stämmen in Deckung.

    Die Halunken ballerten eine ganze Salve in den Wald hinein, aber die Bleistücke klatschten lediglich in die Baumriesen oder fetzten die Rinde auf. Ich schwang mich aus dem Sattel, ein greller Stich von der Streifschusswunde auf meinem Rücken zuckte bis unter meine Gehirnschale, aber ich ließ mich nicht beirren. Getrieben von dem unabänderlichen Entschluss, den niederträchtigen Kerlen eine höllische Rechnung zu präsentieren, huschte ich von Baum zu Baum. Lautlos wie ein Indianer glitt ich von Deckung zu Deckung und kam den Banditen immer näher …

    Ich beobachtete aus sicherer Deckung die Kerle und sah sie an verschiedenen Stellen zwischen die Bäume hasten. Sie verschwanden derart schnell, dass ich gar nicht dazu kam, das Gewehr zu heben und auf einen von ihnen zu schießen. Ihre Absicht war leicht zu durchschauen.

    Ich zog mich weiter nach oben zurück und konzentrierte mich mit aller Kraft auf meine momentane Situation. Im Schutz des Waldes und einiger bemooster, oftmals haushoher Felsen erreichte ich den Kamm des Hügels. Dort postierte ich mich hinter einem yardhohen, vom Zahn der Zeit rundgeschliffenen Felsen, witterte nach unten und verhielt mich still.

    Ich bemerkte einen der huschenden Schatten. Auch ein ganzes Stück weiter links sah ich einen der Kerle von einem Baum zum nächsten hetzen und dahinter verschwinden.

    Ich kroch nach rückwärts davon. Als ich mich ein Stück unterhalb des Hügelkammes auf der den Banditen abgewandten Seite der Erhebung befand, richtete ich mich auf und lief in nördliche Richtung. Nach etwa dreihundert Yards lenkte ich meine Schritte, jede Deckung ausnutzend, hügelabwärts.

    Ich musste nicht befürchten, einem der Schufte in die Quere zu kommen. Sie schlichen ein ganzes Stück weiter östlich den Abhang hinauf und ihr ganzes Augenmerk war nach oben gerichtet, wo sie mich wohl vermuteten. Auf halber Höhe des Hanges wandte ich mich wieder nach rechts, und wenige Minuten später befand er sich unterhalb der Banditen. Ununterbrochen sicherte ich um mich.

    Zwischen den Stämmen hindurch nahm ich wahr, dass die Kerle sich auf dem Kamm trafen. Ich hob das Gewehr. Die Detonation staute sich unter den Baumkronen und stieß dröhnend durch das Gehölz. Einer der Schufte kippte um, als hätte ihn die Faust des Satans niedergestreckt. Die beiden anderen sprangen in Deckung. Vor meinem Gesicht trieb der Pulverqualm auseinander, die Detonation verebbte mit geisterhaftem Geraune.

    Wilde Genugtuung beherrschte mich. Es stand nur noch zwei gegen einen.

    Du Hund hast Ron umgelegt!, brüllte einer überschnappend. Fang an zu beten, Mister …

    Der Rufer jagte drei Schüsse in rasender Folge in die Tiefe. Sein Kumpan hetzte einige Schritte abwärts, warf sich in Deckung und begann nun seinerseits zu feuern. Der andere glitt unter seinem Feuerschutz von Baum zu Baum.

    Ihre Kugeln wurden mir jedoch nicht gefährlich. Ich pirschte nach unten, erreichte die Sohle des Hügeleinschnitts und kroch in die Büsche. Hinter dem Stumpf eines Busches mit armdicken Ästen legte ich mich auf die Lauer. Ich grinste spöttisch in mich hinein, weil immer wieder die Gewehre der Banditen krachten, als sie sich gegenseitig Feuerschutz gaben. Und als nach einigen Minuten der erste der Strolche bei den Pferden ankam, befand ich mich halblinks hinter ihm. Die Distanz betrug allenfalls fünf Schritte.

    Ich erhob mich auf die Knie, drückte den Kolben der Winchester fest an die Seite, meine frostige, klirrende Stimme sprang den Banditen an. Ich bin hier, Mister!

    Der Outlaw wirbelte herum, erfasste mich und brachte die Mündung ins Ziel …

    Ich feuerte ohne lange zu fackeln. Der Kopf des Burschen wurde in den Nacken geschleudert. Das Gewehr entglitt seinen Händen. Ein kleines, schwarzgerändertes Loch zeigte sich auf seiner Stirn, ein dünner Blutfaden sickerte auf seinen Nasenrücken. Ohne einen Laut von sich zu geben, kippte der Bandit über seine Absätze nach hinten um. Sein Körper durchbrach das Zweiggespinst. Eine Erschütterung ging durch den Busch. Der leblose Körper blieb zwischen den dicken Ästen hängen.

    Sofort verschwand ich im Strauchwerk. Eine kratzende Stimme brüllte, als die Detonation verklungen war: Lane, he, hast du ihn erwischt? Und als sich nichts rührte, schrie der Bursche noch einmal: Lane, beim Henker! Gib Antwort! Hast du den Bastard umgelegt?

    Sehen konnte ich nichts von dem letzten der drei Banditen. Ich hatte mich auf die Hacken niedergelassen und wartete.

    Ein Stück von mir entfernt erklang trockenes Knacken. Dann glaubte ich das leise Klirren von Sporenrädern zu vernehmen. Die Pferde auf der kleinen Lichtung zwischen den Büschen spielten mit den Ohren und schnaubten mit geblähten Nüstern, als witterten sie die tödliche Gefahr, die durch die Büsche zog.

    *

    Das Herz des Banditen hämmerte wie verrückt. In seinem aufgepeitschten Bewusstsein tobte die Angst wie ein eisiger Blizzard. Tonnenschwer lag auf seinem Gemüt die Beklemmung. Der Tod Ron Coulters hatte ihm den ersten Schock versetzt. Und die Erkenntnis, dass auch Lane Duncan tot war, drohte ihn zu erdrücken.

    Der Halunke wusste, dass sein unerbittlicher, gnadenloser Gegner in der Nähe ihrer Pferde war. Er fühlte sich beobachtet, stockte im Schritt, in seinen Augen flackerte wilde Panik. Seine überreizten Sinne ließen ihn Geräusche wahrnehmen, die es nicht gab. Angestrengt lauschte er. Er spürte den Pulsschlag der tödlichen Gefahr, und die Atmosphäre, die ihn umgab, war kaum noch zu ertragen.

    Obwohl der sich fast die Augen ausschaute – das Pferd seines Gegners konnte er nirgends entdecken.

    Ich schieße diese elende Ratte in Stücke!, hechelte er, aber er konnte sich damit keinen Mut machen. Er ging nieder und robbte in die Richtung der Pferde.

    Am Rand der Lichtung angelangt zischte er eine lästerliche Verwünschung. Nur wenige Schritte von ihm entfernt hing Lane Duncan schlaff im Geäst eines Strauches. Die Pferde schnaubten prustend und drängten sich nervös zusammen. Ihre Hufe stampften. Die Gebissketten klirrten.

    Der Hombre verlor die Beherrschung. Wo bist du, verdammter Hund?, kreischte er fast hysterisch. Zeig dich!

    Ich bin hier!, antwortete ich. Du solltest aufgeben, Bandit.

    Das Gewehr in den schweißnassen Händen des Burschen zuckte herum, er ballerte blindlings los. Die Angst raubte ihm den Verstand.

    Die Pferde gerieten außer Rand und Band, stiegen, keilten aus, warfen sich herum und stoben mit trompetendem Gewieher davon.

    Und plötzlich schlug der Bolzen in eine leere Kammer. Der Outlaw warf das Gewehr zur Seite und griff nach dem Colt.

    Schluss jetzt, Bandit, du hast verloren!

    Ich befand mich hinter dem Rücken des Outlaws. Während dieser sein Blei ziellos zwischen die Büsche schickte, hatte ich die Position gewechselt.

    Bei dem Banditen holte der Verstand den Impuls nicht mehr ein, der ihn herumwerfen und den Colt hochreißen ließ. Als aber dicht neben seinem Kopf ein Stück heißes Blei durch die Luft zischte, erstarrte er.

    Ich hielt die Winchester fest in den Händen, die Mündung wies bedrohlich auf den Kopf des Burschen.

    Ein Schwall verbrauchter Atemluft entwich seinen Lungen. Er ließ die Hand mit dem Colt sinken und rief würgend: Nicht schießen! Ich – ich gebe auf!

    Wirf die Waffe weg!, befahl ich schroff und ungeduldig.

    Der Bandit schleuderte das Eisen von sich. Er durchlebte grässliche, entsetzliche Augenblicke. Seine Hände zitterten wie die eines Schwerkranken. Sein Gesicht war entstellt, und die Schatten in seinen Augen verrieten, wie tief die Angst in ihm saß.

    Ich bin U.S. Marshal Bill Logan, sagte ich. Du bist verhaftet. Ich bringe dich nach Wellington, und von dort aus wirst du nach Amarillo überführt, wo du vor Gericht gestellt wirst.

    Der Bandit zog den Kopf zwischen die Schultern.

    Wie heißt du?, fragte ich.

    Milton Granger, entrang es sich dem Banditen. Er schielte mit heimtückischem Ausdruck auf das Gewehr in meinen Fäusten. Obwohl er sich fürchtete, überlegte er sicher fieberhaft, wie er mich überlisten konnte. Ich glaubte, Grangers Gedanken erraten zu können und sagte mit stählernem Klang in der Stimme: Wenn du hier sterben willst, dann versuch's, mein Freund. Für mich bist du ein skrupelloser Mörder, und ich habe sicherlich nicht die geringsten Hemmungen und Gewissenbisse, dich über den Jordan zu schicken.

    Bis Wellington sind es an die zehn Meilen. Unsere Pferde sind durchgegangen.

    Wenn es sein muss, schleppe ich dich am Lasso in die Stadt. – Dreh dich um!

    Was – hast – du – vor?, ächzte Granger.

    Du sollst dich umdrehen, verdammt!, presste ich ungeduldig und warnend hervor und winkte mit dem Gewehr.

    Nur zögernd folgte Granger dem Befehl. Als er mir den Rücken zuwandte, schlug ich zu. Der Gewehrlauf knallte auf den Kopf des Banditen, und mit einem verlöschenden Seufzen brach er zusammen.

    Ich wollte kein Risiko eingehen. Diese Sorte war unberechenbar. Um ihren Hals aus der Schlinge zu ziehen wuchsen Kerle wie Granger über sich hinaus.

    Ich holte ein Paar Handschellen aus meiner Satteltasche und fesselte Granger die Hände auf den Rücken. Dann zog ich ihm unter den Armen ein Lasso hindurch und zurrte die Schlinge zusammen.

    Der Bandit erlangte das Bewusstsein zurück und zerrte an den Handschellen. Sein Atem ging keuchend und stoßweise. Und obwohl es kühl war, perlte auf seiner Stirn der Schweiß.

    Es ist zwecklos, Granger!, gab ich kalt und ungerührt zu verstehen. Steh auf!

    Ich war abgestiegen, nahm das Ende des Lassos, das um Grangers Brust lag, und kletterte wieder in den Sattel.

    Du willst mich tatsächlich am Lasso hinter dir herschleppen?, schnappte der Bandit voller Entsetzen. O verdammt, Logan, du hast mir fast den Schädel eingeschlagen, in meinem Kopf dreht sich alles. Mir ist übel, und es ist wohl so, dass ich eine Gehirnerschütterung davongetragen habe. Du wirst am Ende einen Leichnam am Lasso hängen haben.

    Wenn es um dein Fell geht, scheinst du ja ziemlich zimperlich zu sein. Ich grinste verächtlich. Meine Mundwinkel bogen sich nach unten. Wenn du aus dem Hinterhalt auf arglose Reiter schießt und sie tötest, dann geht dir das nicht so nahe, wie?

    Ich ritt an. Das Lasso spannte sich und riss den Banditen fast von den Beinen. Er hatte Mühe, sein Gleichgewicht zu bewahren. Aber ich ließ den Schecken lediglich im Schritt gehen, und so konnte Granger den Rhythmus seiner Schritte leicht dem Tempo des Tieres anpassen.

    Wir erreichten den Platz, an dem Walt Jefford lag. Sein Pferd stand bei ihm und hatte den Kopf über ihn gesenkt. Ich saß ab. Ein eisiger Hauch schien mich zu streifen, als ich feststellte, dass Walt tot war. Er lag auf dem Gesicht. Ich drehte ihn auf den Rücken. Walts Züge waren eingefallen und erstarrt, sein Mund war halb geöffnet, wie zu einem Schrei, den ihm jedoch der Tod in der Kehle ersticken ließ. Er hatte zwei Projektile seitlich in die Brust bekommen.

    Mein Zahnschmelz knirschte.

    Granger duckte sich, schaute gehetzt und erschauderte. Wahrscheinlich verströmte ich etwas, das ihm Angst einflößte.

    Du wirst dir das Pferd mit dem Toten teilen, Bandit, erklärte ich düster und entledigte Granger der Handschellen, nachdem ich ihm das Lasso abgenommen hatte. Leg Jefford aufs Pferd, ordnete ich an, nahm aus dem Scabbard des Cowboys die Winchester und schob sie in meine Deckenrolle. Walts Colt war beim Sturz vom Pferd aus dem Holster gerutscht und lag im Gras. Ich verstaute ihn in meiner Satteltasche.

    Granger wuchtete die schlaffe Gestalt quer über den Widerrist des Pferdes. Ich saß schon wieder im Sattel. Granger blickte zu mir in die Höhe. Was hältst du davon, Logan, wenn ich dir verrate, wo sich unser Camp befindet?

    Was ist der Preis?

    Du lässt mich laufen.

    Ich schüttelte den Kopf. Nein. Ich kann – wenn du redest –, bei Richter Humphrey allenfalls ein gutes Wort für dich einlegen. Ob es dir allerdings den Strick erspart, weiß ich nicht.

    Darauf pfeife ich. Granger schob seinen linken Fuß in den Steigbügel und griff nach dem Sattelhorn, hielt aber inne, als ich sagte: Nachdem ihr drei Figuren euch hier herumgetrieben habt, nehme ich an, dass das Banditencamp im Umkreis weniger Meilen zu finden ist. Ich finde euren Schlupfwinkel. Darauf kannst du Gift nehmen, Amigo.

    Sein Mienenspiel verriet den Outlaw. Ich konnte in seinem Gesicht lesen wie in einem aufgeschlagenen Buch und wusste, dass ich den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.

    *

    Granger saß auf. Vor ihm, über dem Widerrist des Tieres, hing der Leichnam Walt Jeffords. Schlaff baumelten die Arme von den Schultern des Toten.

    Ich dirigierte den Banditen nach Südosten. Als der Abend zu dämmern begann, hielten wir an einem kleinen Creek, mehr ein Bach, der irgendwo in den Buck Creek mündete.

    Granger blieb im Sattel, während sein Pferd trank. Ich kniete am Ufer und wusch mir das Gesicht. Die Schramme auf meinem Rücken war verharscht. Ich spürte nur noch ein schwaches, pulsierendes Stechen in der Wunde.

    Sekundenlang achtete ich nicht auf Milton Granger. Und der Bandit nahm die Chance eiskalt wahr, die sich ihm bot. Vom Sattel aus warf er sich auf mich.

    Als der Körper mit ungebremster Wucht auf mich prallte, kippte ich vornüber und fiel mit dem Gesicht in das seichte Wasser. Ich spürte einen schmerzhaften Stich, als die Furche auf meinem Rücken wieder aufriss. Im jähen Schmerz sprangen meine Lippen auseinander, und ein Schwall Wasser drang in meinen Mund. Ich hustete, und die Luft wurde mir aus den Lungen gedrückt.

    Granger kniete über mir, presste mich mit unwiderstehlicher Gewalt auf den Boden, mit beiden Händen drückte er meinen Kopf unter Wasser. Ich wand mich, versuchte mich unter dem Banditen zu drehen, stemmte mich gegen den Druck der Hände in meinem Genick und auf meinem Hinterkopf. Aufgewühlter Sand drang mir in Nase und Mundhöhle.

    Granger schien der vernichtende, grenzenlose Hass mit übermenschlichen Kräften auszustatten.

    In meinen Lungen war bald kein Sauerstoff mehr. Sie fingen an zu stechen. Schwindel erfasste mich. Ich bot allen Willen auf und es gelang mir, meine Arme in den schmierigen Untergrund zu stemmen und all meine Kraft zu mobilisieren. Ruckhaft kam ich soweit hoch, dass ich Granger etwas aus dem Gleichgewicht brachte. Der unbarmherzige Druck, der meinen Kopf unter Wasser hielt, ließ nach.

    Gierig sog ich frische Luft in mich hinein, und schlagartig schienen neue Reserven in meine Muskeln und Sehnen zurückzukehren. Und als ich die Hände des Banditen wieder in meinem Nacken spürte, warf ich mich herum. Die Hände Grangers rutschen ab, Granger verlor das Gleichgewicht und kippte über mich.

    Ich lag jetzt auf dem Rücken, drückte meinen Oberkörper in die Höhe, und der Atem Grangers streifte mein nasses Gesicht. Von der Seite ließ ich meine Faust gegen den Schädel des Banditen krachen, und dessen Kopf flog auf die rechte Schulter. Ein bestürztes Gurgeln entrang sich ihm. Im nächsten Moment aber hatte er den Schlag verdaut, sein Oberkörper schwang hoch, und er kniete wieder über mir.

    Grangers gespreizte Finger zielten nach meinem Hals, doch ich bäumte mich unvermittelt auf, und Granger wurde erneut nach vorne geworfen. Reflexartig stützte er sich mit beiden Armen ab. Und wieder knallte ich ihm die Faust gegen den Kopf. Granger krümmte sich zur Seite, und als er einen zweiten, eisenharten Schlag aufs Ohr einstecken musste, brüllte er gequält auf.

    Ich brachte meinen linken Arm zwischen mich und Granger. Meine Finger verkrallten sich im Kehlkopf des Outlaws, und Grangers Augen quollen aus den Höhlen, sein Mund klaffte auf, er japste, und als meine Rechte ein drittes Mal gegen seinen Schädel krachte, entrang sich ihm nur ein ersticktes Röcheln. Er verdrehte die Augen, versuchte, sich mit den Armen abzustoßen und aufzurichten, da aber löste sich mein unerbittlicher Griff von seinem Hals, und mit beiden Armen schleuderte ich den Banditen von mir herunter.

    Fast gleichzeitig kamen wir hoch. Ansatzlos hechtete Granger auf mich zu, erwischte mich mit beiden Händen, kassierte einen Schwinger in den Leib, und wir stürzten beide in das etwa fußtiefe Wasser am Ufer. Ehe mich aber Granger erneut unter die Oberfläche drücken konnte, entwand ich mich seinem brutalen Griff und schickte eine gerade Rechte auf die Reise, die mitten im Gesicht Grangers landete. Der Bandit taumelte mit rudernden Armen zurück, ich setzte nach.

    Das Wasser spritzte. Dort, wo unsere Stiefel den Schlamm aufwühlten, nahm es eine schmutzigbraune Färbung an. Verzehrende Wut regierte mein Denken und Handeln. Schwer hing die nasse Kleidung an mir. Sie klebte auf meiner Haut und schränkte meine Bewegungsfreiheit ein.

    Gegen dieses Handicap hatte aber auch Granger anzukämpfen. Außerdem hatte ich ihn mit einer ganzen Reihe wuchtiger Haken ziemlich angeschlagen. Blut sickerte aus der Nase des Banditen und aus seiner aufgeplatzten Unterlippe. Und jetzt bohrte sich mein weit aus der Schulter gezogener Schwinger in seinen Leib. Ich legte alle Leidenschaft, die in mir steckte, in den Schlag. Er nahm Granger die Luft und ließ ihn in der Mitte einknicken. Der nächste Haken warf ihn um.

    Granger schluckte Wasser, wollte hoch, doch mein Fuß stellte sich schwer zwischen seine Schulterblätter und seine Arme knickten in den Ellenbogen ein. Er fiel auf den Bauch und begann wild mit den Armen zu schlagen, denn jetzt durchlebte er dieselben entsetzlichen und verzweifelten Augenblicke wie ich zu Beginn dieses Kampfes. Im Gegensatz zu mir jedoch reagierte er panisch. Schon bald erlahmte seine Kraft. Und schließlich rührte er sich nicht mehr.

    Ich packte ihn am Jackenkragen und schleifte ihn ans Ufer. Dort beugte ich mich über Granger, schob meine Arme unter seinen Leib und hob ihn in der Mitte an.

    Aus dem Mund des Banditen lief Flusswasser. Schließlich hüstelte er, schnappte nach Luft, erbrach noch einen Schwall Wasser, und als ich ihn losließ, fiel er kraftlos auf die Erde und keuchte rasselnd.

    Okay, Bandit!, stieß ich ziemlich atemlos und voll Zorn hervor. Du hast es versucht und dir die Zähne an mir ausgebissen. Von nun an reitest du mit gefesselten Händen. Und solltest du noch immer nicht aufstecken, wirst du wie mein toter Freund quer über dem Pferderücken Wellington erreichen.

    Granger musste aufsitzen, und ich verknüpfte unter dem Pferdeleib die Beine des Banditen mit einer Lederschnur, die ich in der Satteltasche Walt Jeffords fand. Das Pferd führte ich an der Longe.

    Zwei Stunden später erreichten wir Wellington.

    Ich war nie vorher hier gewesen. Die Häuser reihten sich zu beiden Seiten der Main Street aneinander. Zwischen ihnen gab es große Lücken, in denen hüfthohes Unkraut wucherte, Gassen und enge Durchlässe. Hinter den Wohngebäuden waren Schuppen und Scheunen errichtet, Obst- und Gemüsegärten, kleine Corrals und Pferche. Auf ein Schild am Ortseingang war auf eine Holztafel der Name des Ortes gepinselt.

    In der Mitte der Ortschaft machte die Main Street einen Knick. Die Town vermittelte Ruhe und Frieden. Auf den Gehsteigen blieben Männer und Frauen stehen und beobachteten uns. In einer Gassenmündung spielten lärmend einige Kinder. Ein Hund lag neben dem Gehsteig im Straßenschmutz und döste vor sich hin. Der Regen der vergangenen Tage hatte den knöcheltiefen Staub in Morast verwandelt. Von irgendwo schallten die dumpfen Schläge einer Axt heran.

    Ich hielt auf ein älteres Paar zu, das soeben den Store verließ und auf dem Gehsteig stehenblieb. Vor den beiden zügelte ich Whirlwind. Guten Tag, Ma'am, sagte ich und griff an die Krempe meines Hutes. Guten Tag, Mister … Ich nickte und

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