Chad Everett - wie eine Ladung Dynamit: Ein Cassiopeiapress Western
Von Pete Hackett
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Über dieses E-Book
Es war die Zeit, als die Sonne hinter den Bergen versunken war und der Himmel in ihrem Widerschein purpurn leuchtete, als würde er in Flammen stehen. Chad Everett führte den Hengst, den er soeben zugeritten hatte, in den Corral zu den anderen Pferden, die aneinanderdrängten und schnaubend zurückwichen. Es war eine Herde von zwanzig Tieren. Wildpferde, die Feuer im Blut hatten, die von Chad zwar eingebrochen worden waren, in deren Augen aber immer noch die Wildheit leuchtete.
Chad wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und aus den Augenhöhlen, verschloss den Corral und blickte Jennifer entgegen, die langsam herankam. Sie lächelte und bewunderte ihn. Es gab wohl keinen besseren Mustangjäger und Bronco Breaker als ihn, als Chad Everett, ihren Mann. Und sie lebten nicht schlecht von seiner knochenbrechenden Arbeit.
Cover: Klaus Dill
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Buchvorschau
Chad Everett - wie eine Ladung Dynamit - Pete Hackett
Chad Everett – wie eine Ladung Dynamit
Western von Pete Hackett
Über den Autor
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie Texas-Marshal
und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung.
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie Der Kopfgeldjäger
. Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress
www.AlfredBekker.de
Es war die Zeit, als die Sonne hinter den Bergen versunken war und der Himmel in ihrem Widerschein purpurn leuchtete, als würde er in Flammen stehen. Chad Everett führte den Hengst, den er soeben zugeritten hatte, in den Corral zu den anderen Pferden, die aneinanderdrängten und schnaubend zurückwichen. Es war eine Herde von zwanzig Tieren. Wildpferde, die Feuer im Blut hatten, die von Chad zwar eingebrochen worden waren, in deren Augen aber immer noch die Wildheit leuchtete.
Chad wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und aus den Augenhöhlen, verschloss den Corral und blickte Jennifer entgegen, die langsam herankam. Sie lächelte und bewunderte ihn. Es gab wohl keinen besseren Mustangjäger und Bronco Breaker als ihn, als Chad Everett, ihren Mann. Und sie lebten nicht schlecht von seiner knochenbrechenden Arbeit.
»Fertig!«, rief Chad, ein großer, geschmeidiger Mann mit schmalen Hüften und breiten Schultern, einem kantigen Gesicht, das von einem stahlblauen Augenpaar beherrscht wurde, und semmelblonden Haaren, die ihm bis in den Nacken hingen. »Das war der letzte und wildeste Gaul. Morgen treibe ich die Herde nach Fort Mohave. Und auf dem Rückweg kaufe ich dir in Kingman das schönste und teuerste Kleid, das ich auftreiben kann.«
»Darauf freue ich mich«, erwiderte sie und ließ sich von ihm in die Arme nehmen. Sie sah in sein erhitztes Gesicht. Er konnte auf dem Grund ihrer grünbraunen Augen Liebe und Wärme erkennen. »Allerdings werde ich das Kleid hier draußen nicht tragen können«, gab sie lachend zu bedenken.
Er küsste sie flüchtig. »Dann lassen wir, wenn ich wieder zurückkehre, für eine Woche die Ranch einfach Ranch sein und machen in Kingman Urlaub. Und in der Stadt führe ich dich jeden Abend aus.«
Sie lachten vergnügt und gingen Arm in Arm hinüber zu dem flachen Ranchhaus, das Chad aus Baumstämmen selbst gebaut hatte. Ja, sie waren guter Dinge. Aber das Schicksal hielt für sie bereits Tod und Verderben bereit. Es näherte sich in stiebendem Galopp, und das Dröhnen der wirbelnden Hufe mutete wie ein furchtbares Gewitter an.
Sie vernahmen es in dem Moment, als sie das Haus betreten wollten. Chads Stirn legte sich in Falten.
»Wer mag das sein?«, fragte Jennifer ein wenig nervös.
Chad antwortete mit einem Achselzucken. »Keine Ahnung. Aber es scheint sich um eine ziemliche Schar zu handeln«, murmelte er nachdenklich. »Und sie reitet wie der Teufel. Das bedeutet sicher nichts Gutes. Schnell, ins Haus, Jenny. Sie werden jeden Augenblick aus dem Canyon kommen. Und …« Er brach ab, drängte Jennifer in den düsteren Flur, folgte ihr und verriegelte hinter sich die Tür. »Geh in die Küche und zeig dich nicht.«
Er lief in die Wohnstube und holte sein Gewehr, hebelte eine Patrone in den Lauf und trat ans Fenster, schob es mit einem Ruck in die Höhe. Der Vorhang bewegte sich träge im Luftzug. In Chads Miene arbeitete es. Nur selten kam jemand in dieses Hochtal, in dem er seine Pferderanch aufgebaut hatte. Und wenn, dann hatten er und Jennifer nichts zu befürchten. Aber dieser Horde, die da herandonnerte, eilten die Schatten des Unheils voraus. Chad fühlte es instinktiv, konnte aber nicht sagen, woher er diese seltsame, nicht zu deutende Ahnung hatte.
Schließlich jagte die Kavalkade aus der Schlucht, die einen der drei Zugänge zu dem weitläufigen Tal, das idyllisch zwischen den bewaldeten Hängen und nackten Felsbastionen eingebettet lag, bildete. Es waren, sechs Reiter, und sie fielen ihren abgehetzten, schwitzenden und verstaubten Pferden abrupt in die Zügel.
Überrascht starrten sie zwischen engen Lidschlitzen hervor auf die Ranchgebäude, auf deren Dächern das rote Licht des schwindenden Tages allmählich zu verblassen begann.
Chad schluckte trocken. Nur undeutlich konnte er auf die Entfernung ihre Gesichter erkennen, die überdies im Schatten der Hutkrempen lagen. Aber der Strom von Wildheit und Härte, der von ihnen ausging, blieb ihm nicht verborgen. Unbehaglich reckte er die Schultern. Seine Hände legten sich fester um die Winchester. Ihm wurde schnell klar, dass diese bis an die Zähne bewaffneten Satteltramps Verdruss in sein Tal brachten. Und es wurde zur Gewissheit, als sie, nachdem sie sich von ihrer Überraschung erholt hatten, ihre Revolver herausrissen und ihre Pferde antrieben.
Der Pulk zog sich auf einen staubheiseren Befehl hin auseinander. Dumpf und drohend pochte der Hufschlag heran.
Chads Gedanken drehten sich wie ein Karussell. Eine nachdenkliche Falte zog sich von seiner Nasenwurzel bis unter seinen Haaransatz. Furchtbare, quälende Ahnungen ließen sein Herz hart hämmern, jagten ihm das Blut wie im Fieber durch die Adern. Dann je näher sie kamen, desto deutlicher wurde das Fluidum von Unerbittlichkeit und Brutalität, das sie zu umgeben schien.
»Heh, Ranch!«, platzte es rau in das chaotische Durcheinander seiner Empfindungen. »Ist da jemand?«
Ein Ruck durchlief Chad. Die Reiter waren auf dreißig Schritte herangekommen und hielten erneut an. Misstrauisch sprangen ihre Blicke in die Runde, tasteten jeden Winkel, jeden Quadratzoll zwischen den Ranchgebäuden ab. Die Metallteile ihrer Waffen schimmerten matt. Die Mündungen gähnten schwarz und Unheil verkündend.
»Was wollt ihr?«, rief Chad.
Einer der Reiter stieß sich mit einer knappen Geste den breitrandigen Stetson aus der Stirn. Chad sah ein stoppelbärtiges, hohlwangiges Gesicht, in dem ein lasterhaftes, unstetes Leben tiefe Spuren eingegraben hatte. Und ihm entging nicht die helle Narbe, die sich über die linke Wange des Fremden zog und von einem Messer herrühren mochte. Alles an diesem dunklen, indianerhaften Burschen wirkte raubtierhaft.
Die Stimme des Burschen mit der Narbe prallte heran. »Wir haben es ziemlich eilig, Mister. Unsere Gäule sind am Ende. Und in deinem Corral sehe ich ein Rudel prächtiger, ausgeruhter Pferde. Was dagegen, wenn wir unsere Klepper gegen ein halbes Dutzend von deinen Klassegäulen eintauschen?«
Gegen diesen Vorschlag hatte Chad eine ganze Menge. Die Pferde waren das Ergebnis wochenlanger, härtester Sattelarbeit. Sie bedeuteten eine Menge Geld. Und er war nicht bereit, auch nur ein einziges dieser Tiere herzugeben. Andererseits aber schrillte alles in ihm Alarm. Sie würden sich die Pferde einfach nehmen und ihn und Jenny nicht ungeschoren lassen. Jenny! Alles in ihm wehrte sich gegen den Gedanken, dass sie diesen zweibeinigen, ausgehungert wirkenden Sattelwölfen in die Hände fallen könnte. Er erschauderte.
»Die Pferde sind für die Armee bestimmt, der Kaufvertrag ist längst unterzeichnet. Wenn ich denen statt meiner Pferde eure Gäule liefere, kriege ich den größten Ärger an den Hals und bin für alle Zeit aus dem Rennen. Tut mir leid, Leute, aber ihr werdet euch anderswo frische Tiere besorgen müssen.«
»Gib sie ihnen!«, raunte von der Tür her Jennifer, und ihr Tonfall war drängend und eindringlich. »Sie sehen aus, als nähmen sie sich, was sie wollen. Es sind Banditen.«
Chad atmete gepresst. Er wog seine Chance ab. Draußen lachte der Narbige kalt auf. Sein Lachen traf Chad bis ins Mark.
»Wenn du uns die Gäule nicht freiwillig gibst, Mister, dann nehmen wir sie uns einfach. Wie ich schon sagte: Wir haben es höllisch eilig. Und ich habe nicht die Absicht, mit dir zu feilschen.« Er drehte den Kopf. »Holt die Tiere aus der Fence, Leute. Und wenn der Bursche Zicken macht, dann pumpen wir ihn voll Blei.«
Chad dachte wieder an Jenny. Es stieg heiß in ihm auf. Er sagte laut und spröde. »All right, nehmt euch die Pferde …« Er verschluckte den Rest. Er wollte hinzufügen: »Und dann verschwindet schleunigst wieder!« Aber ihm fiel ein, dass sie es ohnehin höllisch eilig zu haben schienen.
Die Begleiter des Narbigen warfen sich aus den Sätteln, schnappten ihre Lassos und rannten zum Corral. Die Lassoschlingen kreisten in der Luft, flogen und senkten sich über den Köpfen der unruhigen Pferde. Ein heilloses Durcheinander entstand in der Fence. Staub wölkte dicht und undurchdringlich. Schrilles Wiehern erhob sich, unbeschlagene Hufe lösten ein rumorendes Dröhnen aus.
Der Narbige sprang vom Pferd.