Das Liebesleben der Habsburger: Eine Zeitreise
Von Walter Brendel
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Buchvorschau
Das Liebesleben der Habsburger - Walter Brendel
Einführung
Vorbilder sollten die Kaiser und ihre Familien sein, vom Volk respektiert, Träger des Gottes-gnadentums. Die Ansprüche an ihre Lebensführung waren dementsprechend unerfüllbar hoch.
Doch nicht jeder fand im Ehebett allein das Ziel seiner Lust. Nicht jeder und nicht jede war dem jeweils anderen Geschlecht zugetan. Zwischen äußerem Anschein und gelebter Wirklichkeit taten sich bisweilen Welten auf, die, wenn sie ruchbar wurden, mit allen Mitteln verborgen und totgeschwiegen wurden. Erzherzog Ludwig Viktor war mit seinen homosexuellen Eskapaden ein solcher Fall, aber auch von den Prostituiertenbesuchen Josephs II. und von den lesbischen Anwandlungen einer seiner Ehefrauen sollte die Welt niemals erfahren. Eine Dokumentation über die Leidenschaften der Habsburger, die niemals publik werden sollten.
Eheliche Liebe war bei den Habsburgern eher ein reines Zufallsprodukt. Viel wichtiger waren von langer Hand geplante dynastische Verbindungen zum Wohl des Reiches. Quer über den Kontinent wurden Kinder, die sich nie gesehen hatten, einander versprochen – wen wunderte es, wenn viele dieser Verbindungen später zum Ehekerker wurden.
Einige wenige setzten sich über dieses unmenschliche System hinweg, etwa Erzherzog Johann, der eine Postmeisterstochter ehelichte, oder Franz Ferdinand, der für seine Ehe mit der Gräfin Chotek seine Nachfahren vom Thron ausschließen musste. Es brauchte viel Mut und Überzeugung, um sich über den über Jahrhunderte perfektionierten Standesdünkel dieser Familie hinweg zu setzen.
Der Name Habsburg geht auf das Dorf und die Burg Habsburg im schweizerischen Aargau zurück. Hier hatten die Habsburger im 12. und 13. Jahrhundert ihren Stammsitz und führten den Familiennamen Habsburg seit dem Jahr 1108.
Es dauerte nur wenige Generationen, bis die habsburgische Familie ihr Territorium entscheidend ausweiten und sich die deutsche Königswürde im Bund mit der römischen Kaiserwürde sichern konnte.
Im Jahr 1379 teilte sich die habsburgische Dynastie in zwei Linien, in das österreichische (albertinische) Haus und in die steierische (leopoldinische) Linie. Der österreichischen Linie entstammte Albrecht II., der als deutscher König von 1438 bis 1439 regierte. Ihm folgte 1440 Friedrich III. aus der steierischen Linie auf den Thron.
Friedrich III. gelang eine erhebliche Ausweitung der habsburgischen Hausmacht. Durch seine geschickte und subtile Politik sowie die 43 Jahre lang währende Regierungszeit erwarb er für das Haus Habsburg ganz Österreich, bekräftigte seine Ansprüche auf Böhmen und Ungarn und erlangte neben der deutsche Königskrone auch die Kaiserwürde. 1452 wurde er in Rom zum Kaiser gesalbt.
Seinen Sohn Maximilian I. vermählte Friedrich III. mit Maria von Burgund. Auf diese Weise sicherte er dem Haus Habsburg die burgundischen Erblande, einschließlich der reichen Niederlande.
Dadurch war der Streit mit dem französischen Haus Valois vorprogrammiert, das ebenfalls Anspruch auf Burgund erhob. Mit Kaiser Maximilian I. (1459-1519) begann der eigentliche Aufstieg der Habsburger zur Großmacht. Maximilian war der Sohn Friedrichs III. und einer portugiesischen Prinzessin. Er heiratete Maria von Burgund, die reichste Erbin ihrer Zeit, und später in zweiter Ehe Bianca Maria Sforza von Mailand. Im Jahr 1493 übertrug er seinem Sohn Philipp dem Schönen (1478-1506) die Regierung über Burgund und die Niederlande.
Als Haupt des Hauses Habsburg war Maximilian auf eine politisch möglichst vorteilhafte Heirat seines Sohnes bedacht. Zu Spanien bestanden seit langem Handelsbeziehungen, so dass eine Verbindung zwischen Habsburg und Spanien nahelag. Philipp der Schöne heiratete die Infantin Johanna die Wahnsinnige (1479-1555), Erbin von Aragón und Kastilien.
Durch sie gelangte das spanische Reich in habsburgischen Besitz. „Bella gerant alii, tu felix Austria nube! – Kriege mögen andere führen. Du, glückliches Austria, Heirate!"
Gemäß diesem berühmt gewordenen Leitsatz konnte sich das Haus Habsburg im 16. Jahrhundert endgültig etablierten. Dank Maximilians geschickter Heiratspolitik sowie dynastischer Glücksfälle für die Familie dehnten sich die habsburgischen Lande bald zu einem weltumspannnenden Reich aus.
Im Jahr 1500 kam Philipps Sohn Karl (1500-1558) im flandrischen Gent zur Welt. Er erbte nach dem Tod seines Vaters mit sechs Jahren die Niederlande und Burgund. Im Jahr 1516 wurde er König von Spanien. Mit 19 Jahren erbte er nach dem Tod seines Großvaters Maximilian im Jahr 1519 die Ländereien Habsburgs in Österreich.
Karl regierte außerdem über Kastilien und Aragón, Navarra, Granada, Neapel, Sizilien, Sardinien und die neuentdeckten spanischen Lande in Amerika. Er war der mächtigste Habsburger aller Zeiten, Herr über ein Reich, in dem die Sonne nie unterging.
Karl konkurrierte mit Franz I. von Frankreich und Heinrich VIII. von England um die Nachfolge seines Großvaters Maximilian als Deutscher Kaiser und König. Argwöhnisch beobachteten die europäischen Mächte die enorme Machtkonzentration in den Händen der Habsburger.
Der Papst, der sich durch die Einkreisung des Kirchenstaates durch das Deutsche Reich im Norden und die Spanier im Süden bedroht sah, unterstützte die Kandidatur des französischen Königs. Doch mit Hilfe seines politisch versierten Kanzlers Gattinara und finanziell abgesichert durch das Haus Fugger gelang es Karl, die deutschen Kurfürsten zu seinen Gunsten zu bewegen. Karl wurde zum deutschen Kaiser gewählt und am 23. Oktober 1519 feierlich in Aachen als Kaiser Karl V. gekrönt.
Die Idee des Weltreichs stellt sich eindrucksvoll in den Titeln dar, die Karl nach seinem Vorschlag in Deutschland führte: „Römischer König, zukünftiger Kaiser, immer Augustus, König von Spanien, Sizilien, Jerusalem, der Balearen, der kanarischen