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8 Wilde Western Großband 1004
8 Wilde Western Großband 1004
8 Wilde Western Großband 1004
eBook899 Seiten13 Stunden

8 Wilde Western Großband 1004

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Western

aus der Serie US Marshal Bill Logan:

 

 

Band 65 Handlanger des Teufels

Band 66 Der Sohn des Comancheros

Band 67 Pulverfass Amarillo

Band 68 Partner des Todes

Band 69 Gnadenlose Jagd

Band 70 Hexenkessel am Ende des Schienenstrangs

Band 71 Mit eisernem Besen

Band 72 Ich bring den Mörder … 

 

Panhandle, Texas, im Sommer 1858. Fünf Reiter näherten sich der kleinen Station John Walkers. Er lebte hier mit seiner indianischen Frau Yanomi und seinem zweijährigen Jungen Jesse. John Walker handelte mit Comanchen und Cheyenne, die zu dieser Zeit den Pfannenstiel von Texas besiedelten.

Walker sah die fünf Kerle langsam näher reiten. Er griff nach seinem Gewehr, einer Volcanic, und repetierte. Seine Lippen waren zusammengepresst. Weiße Reiter mitten im Indianerland bedeuteten nichts Gutes. Meistens waren sie vor dem Gesetz auf der Flucht und wollten hinauf nach Kansas oder Wyoming.

Mit den Indianern hatte der Comanchero ein gutes Verhältnis. Den Weißen misstraute er. Was er sah, gefiel ihm nicht. Fünf bärtige, verwegene Gestalten, deren Gesichter von einem unsteten Leben geprägt waren...

 

SpracheDeutsch
HerausgeberBEKKERpublishing
Erscheinungsdatum17. Okt. 2023
ISBN9798223843788
8 Wilde Western Großband 1004

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    Buchvorschau

    8 Wilde Western Großband 1004 - Pete Hackett

    Pete Hackett

    8 Wilde Western Großband 1004

    UUID: 6db42e89-490c-40ea-9a14-8c35dd4e0a35

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    8 Wilde Western Großband 1004

    Copyright

    U.S. Marshal Bill Logan

    Band 65 Handlanger des Teufels

    Band 66 Der Sohn des Comancheros

    Band 67 Pulverfass Amarillo

    Band 68 Partner des Todes

    Band 69 Gnadenlose Jagd

    Band 70 Hexenkessel am Ende des Schienenstrangs

    Band 71 Mit eisernem Besen

    Band 72 Ich bring den Mörder...

    8 Wilde Western Großband 1004

    Pete Hackett

    Dieser Band enthält folgende Western

    aus der Serie US Marshal Bill Logan:

    Band 65 Handlanger des Teufels

    Band 66 Der Sohn des Comancheros

    Band 67 Pulverfass Amarillo

    Band 68 Partner des Todes

    Band 69 Gnadenlose Jagd

    Band 70 Hexenkessel am Ende des Schienenstrangs

    Band 71 Mit eisernem Besen

    Band 72 Ich bring den Mörder …

    Panhandle, Texas, im Sommer 1858. Fünf Reiter näherten sich der kleinen Station John Walkers. Er lebte hier mit seiner indianischen Frau Yanomi und seinem zweijährigen Jungen Jesse. John Walker handelte mit Comanchen und Cheyenne, die zu dieser Zeit den Pfannenstiel von Texas besiedelten.

    Walker sah die fünf Kerle langsam näher reiten. Er griff nach seinem Gewehr, einer Volcanic, und repetierte. Seine Lippen waren zusammengepresst. Weiße Reiter mitten im Indianerland bedeuteten nichts Gutes. Meistens waren sie vor dem Gesetz auf der Flucht und wollten hinauf nach Kansas oder Wyoming.

    Mit den Indianern hatte der Comanchero ein gutes Verhältnis. Den Weißen misstraute er. Was er sah, gefiel ihm nicht. Fünf bärtige, verwegene Gestalten, deren Gesichter von einem unsteten Leben geprägt waren...

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    Cover Edward Martin

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    U.S. Marshal Bill Logan

    von Pete Hackett

    Pete Hackett Western - Deutschlands größte E-Book-Western-Reihe mit Pete Hackett's Stand-Alone-Western sowie den Pete Hackett Serien Der Kopfgeldjäger, Weg des Unheils, Chiricahua und U.S. Marshal Bill Logan.

    U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.

    Über den Autor

    Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

    Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie Texas-Marshal und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung.

    Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie Der Kopfgeldjäger. Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

    Ein CassiopeiaPress E-Book

    © by Author

    © der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Band 65 Handlanger des Teufels

    Pete Hackett

    Teil 2 von 2

    Neben dem Ufergebüsch des Red Deer Creek brannte ein niedriges Lagerfeuer. Lichtreflexe huschten über den Boden. Das monotone Murmeln, das der schmale Fluss verursachte, erfüllte die Dunkelheit.

    Ein Mann saß bei dem Feuer am Boden. Er rauchte. Sein Pferd war an den Ast eines Busches gebunden. Der Mann war hager und dunkel gekleidet. Er war mit einer Herde Schafe ins Land gekommen. Die Frau, die er liebte, hatte ihm rückhaltlos erklärt, dass sie seine Gefühle nicht erwiderte. Das nagte und fraß in ihm.

    Er war schmählich verprügelt und aus dem Camp der Schafzüchter vertrieben worden. Sein Hass und die Rachsucht hatten ihn alle Skrupel über Bord werfen lassen. Er hatte Scott Sheldon, den Mann der Frau, die er liebte, und der ihn zusammengeschlagen hatte, aus dem Hinterhalt erschossen.

    Er war ein niederträchtiger Mörder geworden.

    Jetzt drang Hufschlag an sein Gehör. In ihm schlugen die Alarmglocken an. In diesem Landstrich hatte er keine Freunde. Er dachte an die beiden Marshals, die mit der Schafherde bis zum North Fork gezogen waren. Dort hatte eine Mannschaft der Triangle-S Ranch die Schafherde in alle Winde zerstreut. Vom Palmer-Clan waren nur noch die beiden Brüder Amos und Jim und die Frauen übrig geblieben. Er, Stewart Battey, hatte beobachtet, wie sie Pampa verlassen hatten. Sie waren mit den vier Prärieschonern nach Westen gezogen. Jede der Frauen musste eines der Fuhrwerke lenken.

    Battey erhob sich, trat das Feuer aus und zog sich ins Ufergebüsch zurück. Er schien in der Dunkelheit damit zu verschmelzen. Misstrauen war dem Revolvermann zur zweiten Natur geworden. Die Hufschläge brachen ab. Und dann rief eine raue Stimme: »He, Feuer, darf man näher kommen?«

    Der Ankömmling hatte ihn also schon bemerkt, ehe er das Feuer ausgetreten hatte.

    »Wer sind Sie?« Battey hatte den Revolver gezogen. Nun spannte er den Hahn. Leises Knacken erklang. Der Revolvermann hatte die Hand mit dem Eisen erhoben. Die Mündung deutete zum Himmel.

    »Mein Name ist Jeff Douglas. Ich ritt für die Triangle-S. Weiter westlich ist es zu einem Kampf mit einem Schafzüchterclan gekommen. Jetzt, da die Schafzüchter vernichtend geschlagen worden sind, benötigt man meinen Revolver nicht mehr.«

    »Komm näher!«, rief Battey.

    Die Hufschläge kamen wieder auf. Dann schälte sich der Reiterschemen aus der Dunkelheit. Im Mond- und Sternenlicht funkelten die Nieten an Sattel- und Zaumzeug. Das Pferd prustete. Vor den glimmenden Holzstücken am Boden wurde das Tier angehalten.

    Stewart Battey hatte den Revolver jetzt auf den Mann angeschlagen. Hoch loderte in ihm der Argwohn. »Steig ab und leg Holz ins Feuer. Ich will dein Gesicht sehen. In diesem Landstrich jemand blind zu vertrauen kann tödlich sein. Also tu, was ich dir sage.«

    Der Reiter saß ab, bückte sich, nahm Reisig und einige Stücke Holz, die Battey gesammelt und neben dem Feuer auf den Boden gelegt hatte, legte alles in die Glut und blies hinein. Sofort loderten kleine Flammen in die Höhe. Das Reisig brannte, und gleich darauf fingen die Holzstücke Feuer. Der Feuerschein breitete sich aus und zerrte den Ankömmling aus der Nacht.

    Battey lachte kehlig. »Jeff Douglas, wie?«

    »Yeah. Das ist mein Name.«

    »Ich kenne dich unter dem Namen Jack Tyler. Soweit ich weiß, bist du ein steckbrieflich gesuchter Mörder und Räuber.«

    Tylers Hand tastete sich zum Colt an seinem rechten Oberschenkel und berührte den Knauf. »Wer bist du?«

    »Stewart Battey.«

    »Der Revolvermann in Diensten des Palmer-Clans?«

    Stewart Battey trat aus dem Gestrüpp. Am Rand des Feuerscheins hielt er an. »Das war mal. Ich habe dem Clan den Rücken gekehrt.«

    »Warst du dabei, als die Palmers und die Mannschaft der Triangle-S aufeinander prallten?«

    »Nein. Ich habe die Palmers verlassen, als wir am North Fork standen. Es gab eine Meinungsverschiedenheit zwischen mir und Scott Sheldon ...«

    Tylers Brauen schoben sich zusammen. »Ich war am North Fork, als Sheldon aus dem Hinterhalt erschossen wurde. Dave Hillerby, der Vormann der Triangle-S, schickte mich zum Creek. Ich sollte die Bürgerwehr aus Pampa anführen. Allerdings sorgten Logan und Hawk dafür, dass das Aufgebot die Stadt erst gar nicht verließ. Hast du Sheldon die heimtückische Kugel verpasst?«

    Battey trat in den Lichtkreis und setzte sich. Den Revolver behielt er in der Hand. Aber er hielt ihn nicht mehr auf Tyler gerichtet. »Die Schmach, die Sheldon mir zugefügt hatte, konnte nur mit Blut abgewaschen werden. – Nachdem ich geschossen hatte, fielen weitere Schüsse. Eine der Kugeln fällte Amos Palmer. War es dein Blei, Tyler?«

    Diese Frage beantwortete der Bandit nicht. Vielmehr fragte er: »Was ist dein Ziel, Battey.«

    Der Revolvermann zuckte mit den Achseln. »In diesem Landstrich kann ich nicht bleiben. Ich habe den zweiten Vormann der Triangle-S niedergeschossen. Wenn mich seine Leute schnappen, werden sie kurzen Prozess mit mir machen. Ich habe beobachtet, dass Liz Palmer mit ihrer Tochter und ihren Schwiegertöchtern in Richtung Westen gefahren ist. Wahrscheinlich werde ich ihnen folgen.«

    »Nach New Mexiko?«

    »Ich weiß nicht, wo sie anhalten werden.«

    »Mir sitzt hier in Texas das Gesetz im Nacken«, gab Jack Tyler zu verstehen. »Was dagegen, wenn ich mich dir anschließe?«

    »Mit dir durchs Land zu reiten dürfte ziemlich gefährlich sein. Vergiss nicht, dass Logan und Hawk auf deiner Fährte ziehen.«

    »Nicht nur auf meiner«, knurrte Tyler. »Als ich auf Seiten der Triangle-S den Schafzüchtern gegenüberstand, erzählte ich den beiden Marshals, dass mir bei Scott Sheldon jemand zuvorgekommen war. Sie können sich an fünf Fingern abzählen, wer, nachdem dich Sheldon verprügelt und aus dem Schafzüchtercamp gejagt hat.«

    »Verdammt!« Battey dachte daran, dass er nach dem Mord den beiden Staatenreitern begegnet war. Er hatte ihnen eine Lügengeschichte erzählt. Die Marshals hatten sie ihm abgenommen und waren weiter nach Süden geritten, um zu den Schafzüchtern zu stoßen. Da wussten die beiden allerdings noch nicht, dass Scott Sheldon ermordet worden war.

    »Reiten wir gemeinsam«, sagte Tyler und seine Stimme hieb wie ein Beil in Batteys Gedanken. Er zuckte zusammen. »Zusammen sind wir Logan und Hawk ebenbürtig«, fügte Tyler hinzu.

    »In Ordnung«, versetzte Battey nach kurzer Überlegung. »Folgen wir Liz Palmer und ihrem Anhang. Allerdings sind wir beide für einen langen Trail nicht ausgerüstet. Wir werden uns in Pampa einige Dinge besorgen müssen ...«

    »Wir brechen morgen früh auf«, murmelte Tyler. »Wenn wir zügig reiten, haben wir die Fuhrwerke bald eingeholt. Die Frauen werden sicher nichts dagegen haben, wenn wir sie auf ihrem Weg nach Westen beschützen.« Jack Tyler lachte rasselnd. »Und jetzt steck deinen Sechsschüsser weg. Du machst mich nervös.«

    Stewart Battey ließ das Schießeisen einmal um seinen Zeigefinger rotieren, dann versenkte er es im Holster.

    Sie waren zwei Handlanger des Teufels. Niedertracht, Skrupellosigkeit, Verworfenheit und Heimtücke hatten sich gefunden. Eine höllische Mischung ...

    *

    Joe Hawk und ich waren zur Triangle-S Ranch geritten. Die Ranch lag zehn Meilen nordöstlich von Pampa am Red Deer Creek. Es war eine große Ranch, die zur Panhandle Cattle Company gehörte.

    Als Silas Smith, der Ranchboss, seine Mannschaft und eine Herde von 2.000 Longhorn ausschickte, um die Schafzüchter auf ihrem Weg zum Dudley Creek zu stoppen, hatte er sich gegen das Gesetz gestellt. Männer waren gestorben. Wir machten Silas Smith und seinen Vormann Dave Hillerby dafür verantwortlich.

    Nun wollten wir Smith und Hillerby verhaften.

    Als wir in den Ranchhof ritten, hielten die Ranchhelfer in ihrer Arbeit inne. Wir wurden angestarrt. Da wir ziemlich zeitig in Pampa aufgebrochen waren, war der Tag noch ziemlich jung. Die Sonne stand im Osten über dem Horizont. Über dem Red Deer Creek hingen noch Nebelschwaden. Es war kühl. Ein leichter Ostwind wehte. Das Windrad auf dem hohen Turm beim Brunnen drehte sich träge.

    Vor dem Haupthaus hielten wir an.

    Aus dem Bunkhouse traten einige Männer. Cowboys. Sie waren fix und fertig angezogen. Unfreundlich musterten sie uns. Sicher ahnten sie, was uns hergeführt hatte.

    Aus dem kleinen Gebäude neben dem Haupthaus, in dem das Ranch Office untergebracht war, kam Dave Hillerby. Er war nur mit Hose, Hemd und Schuhen bekleidet. Seine Haare waren dunkel und streng nach hinten gekämmt. Freudlos fixierte er Joe und mich abwechselnd.

    Wir waren auf unseren Pferden sitzen geblieben. »Sie wissen sicher, was uns hergeführt hat, Hillerby«, rief ich.

    Er nickte. »Ich denke, ich weiß es«, dehnte er. »Aber Sie haben Pech, Marshals. Mr. Smith hat gestern noch die Ranch verlassen und ist auf dem Weg nach Dalhart, um dort in den Zug zu steigen, der ihn nach Chicago befördern wird. Wie Sie sicherlich wissen, hat dort die PCC ihren Sitz. Smith wurde zu einem Meeting eingeladen. Alle Ranchbosse und Gesellschafter der Company treffen sich dort.«

    Ich legte die Hände übereinander auf den Sattelknauf und beugte mich ein wenig vor. Ohne jede Freundlichkeit maß ich den Vormann von oben bis unten. »Sicher wird er irgendwann zurückkehren, Hillerby. Er entkommt uns ganz sicher nicht.« Ich räusperte mich. »Aber wir sind nicht nur wegen Smith gekommen. Auch Ihnen habe ich versprochen, dass wir Sie zur Verantwortung ziehen werden. Ziehen Sie sich eine Jacke an und lassen Sie für sich ein Pferd satteln. Sie sind verhaftet. Wir werden Sie nach Amarillo schaffen, wo Anklage gegen Sie erhoben werden wird.«

    Hillerbys Kiefer mahlten. In seine Augen war ein gefährliches Glitzern getreten. Scharf stieß er die Luft durch die Nase aus. »Angefangen haben die Schafzüchter. Wir haben uns gewehrt. Was werfen Sie mir vor?«

    »Es war das gute Recht der Palmers, mit ihrer Schafherde auf Regierungsland nach Norden zu ziehen und sich am Dudley Creek niederzulassen. Sie haben dieses Recht beschnitten. Es hat Tote und Verwundete gegeben. Das ist mindestens fahrlässige Tötung und gefährliche Körperverletzung. Darauf stehen einige Jahre Gefängnis. Nun sagen Sie bloß nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt.«

    Hillerby schürzte die Lippen. »Wenn ich meinen Männern ein Zeichen gebe, jagen sie Sie in Unterhosen von der Ranch«, grollte er. Er war völlig ruhig und gelassen. Und mir wurde klar, dass dieser Mann von der Richtigkeit und Zulässigkeit seines Handelns überzeugt war. Er gehörte zur Sorte der Unbelehrbaren, zu jenem Menschenschlag, der kein Unrechtsbewusstsein kannte. Dieser Spezies mussten ihre Lektionen auf die raue Tour erteilt werden.

    Ich warf einen Blick in die Runde. Die Cowboys und Helps nahmen eine herausfordernde Haltung ein. Sie starrten uns an wie ein Rudel Wölfe, das jeden Moment über sein Opfer herfallen würde. Die Horde vermittelte einen nicht zu übersehenden Eindruck von Wucht, Stärke und grimmiger Entschlossenheit. Es war schwer, angesichts dieser Übermacht, die keinen Zweifel offen ließ, dass sie notfalls Gewalt anzuwenden bereit war, die Nerven zu bewahren und gelassen zu bleiben.

    Jetzt aber ergriff Joe die Initiative. Unvermittelt zog er seinen Colt und schlug ihn auf Hillerby an. »Wir sind nicht gekommen, um mit Ihnen zu diskutieren«, sagte er mit drohender Ruhe in der Stimme. »Unser Job ist es, Sie vor die Schranken des Gerichts zu bringen. Sie anzuklagen ist Sache des Bezirksanwalts, sie zu verurteilen Sache des Gerichts. Logan, leg ihm Handschellen an. Jeder, der es zu verhindern versucht, bekommt heißes Blei serviert.«

    Die Luft schien unvermittelt vor Spannung zu knistern. Es war wie vor einem schweren Gewitter.

    Derart entschieden und kompromisslos hatte ich Joe bisher nur selten erlebt. Von uns beiden war er eher der zurückhaltende Typ. Jetzt spannte er den Hahn des Revolvers, es klickte metallisch, als die Spannfeder einrastete.

    Ich saß ab, nahm ein Paar Handschellen aus der Satteltasche und ging damit zu Hillerby hin. Er starrte mich finster an und es hatte den Anschein, dass er sich jeden Moment auf mich stürzen wollte. »Hände auf den Rücken!«, gebot ich mit klirrender Stimme.

    »Sattelt für euren Vormann ein Pferd!«, hörte ich Joe rufen. »Macht schon. Oder wollt ihr, dass er die Strecke bis Pampa läuft?«

    Zähneknirschend legte Hillerby seine Hände auf den Rücken. Ich fesselte ihn. Er hatte aufgegeben. Es nahm der Situation die gefährliche Brisanz. Die Anspannung verlor sich aus den Gesichtern. Zwei Männer gingen in den Stall.

    »Bis Amarillo sind es 80 Meilen«, knirschte Hillerby. »Da kann eine Menge passieren.«

    »Keine Drohungen«, knurrte ich. »Wo befindet sich Jack Tyler?«, fragte ich mit dem nächsten Atemzug. »Er war dabei, als Sie der Schafherde 2.000 Rinder entgegenschickten.«

    »Sie meinen Jeff Douglas«, versetzte Hillerby. »Er ist in dem Chaos, das sich abspielte, spurlos verschwunden, nachdem Sie seine wahre Identität preisgegeben hatten, Logan. Ich nehme an, dass er schon den Canadian überschritten hat und auf dem Weg ins Indianerland ist.«

    Davon ging auch ich aus. Der Bandit hatte hier im Panhandle in den vergangenen Tagen einige Morde begangen. Zumindest Sam und James Palmer gingen auf sein Konto. Auf seiner Spur waren Joe und ich in diesen Landstrich gekommen. Seine drei Kumpane hatten wir aus dem Verkehr gezogen. Ken Hancock und Keith Murray waren tot, Doug Jones lag mit einer zerschossenen Brust in der Krankenstation in Pampa ...

    Ich fragte mich plötzlich, wo wohl Stewart Battey geblieben war. Er war uns am Morgen vor dem Tag begegnet, an dem die Palmer-Herde in alle Winde zerstreut wurde, und hatte uns eine Lügengeschichte aufgetischt, die wir ihm mangels besseren Wissens abgenommen hatten. Seitdem war der Mörder Scott Sheldons spurlos verschwunden.

    Meine Gedanken wurden unterbrochen, als die beiden Ranchhelfer mit einem gesattelten und gezäumten Pferd aus dem Stall kamen. Sie führten es heran und ich half Hillerby in den Sattel. Joe angelte sich den langen Zügel des Tieres. Ich stieg auf mein Pferd.

    »Ich rate keinem, zu versuchen, Hillerby zu befreien!«, rief ich in die Runde. »Wir wären befugt, von der Waffe Gebrauch zu machen. Also überlegt es euch gut, bevor ihr euch auf eure Pferde schwingt.«

    Ich ritt an. Joe folgte. Das Pferd mit dem Gefangenen setzte sich in Bewegung, als sich der Zügel, den Joe hielt, straffte. Wir folgten dem Creek nach Südwesten. Zunächst wollten wir nach Pampa ...

    *

    Wir erreichten die Stadt am späten Vormittag. Die Sonne stand schon hoch am Firmament und ließ die Luft vor Hitze kochen. Es war heiß wie in der Hölle. Über den Dächern flirrte die Luft. Die Konturen verschwammen.

    Wir ritten in den Mietstall. Als wir im Wagen- und Abstellhof absaßen, kam der Stallmann aus der Düsternis des Stallgebäudes. Der Oldtimer schaute verdutzt, als er Dave Hillerby erkannte und wahrnahm, dass dieser gefesselt war. Dann klaffte sein Bartgestrüpp auseinander, er rief: »Heute morgen waren Jeff Douglas und der Schafmann in der Stadt, der Lester Dougherty niedergeschossen hat. Ich weiß ja nicht, ob es für Sie von Interesse ist, Marshals. Aber die beiden kauften im Store einigen Proviant und verließen dann Pampa in westliche Richtung.«

    Ich war verblüfft. Und ein schneller Blick in Joes Gesicht sagte mir, dass auch er vollkommen überrascht war. »Die beiden sind zusammen geritten?«, fragte ich.

    »Ja. Der Teufel hat sich mit dem Beelzebub verbündet. Und es gab niemand, der die beiden aufhielt, obwohl zwischenzeitlich jeder Mann in der Stadt weiß, dass Douglas in Wirklichkeit Jack Tyler heißt und vom Gesetz gesucht wird.« Der Stallmann lachte verächtlich auf. »Die Männer dieser Stadt versuchten einmal in ihrem Leben mutig zu sein. Das war, als sie zum North Fork wollten, um die Schafzüchter aufzuhalten. Nachdem ihr sie zurechtgestutzt habt, Marshals, scheint sie jeglicher Mut wieder verlassen zu haben.«

    Nach Westen, durchfuhr es mich siedend. In diese Richtung haben sich auch Liz Palmer und ihre dezimierte Familie gewandt. Hölle, Stewart Battey ist scharf auf Carry Sheldon. Und Tyler hat den Schafzüchtern Rache geschworen. Sollten die beiden dem Wagenzug folgen?

    In meine Gedanken hinein sagte Joe: »Wir werden uns trennen müssen, Logan-Amigo. Einer von uns muss Hillerby nach Amarillo schaffen, der andere muss die Verfolgung der beiden Mörder aufnehmen. Sie dürfen auf keinen Fall entkommen. Und wenn ich mich nicht täusche, gilt es, Schlimmeres zu verhüten.«

    Ich wusste, was Joe meinte und atmete tief durch. »Ich bin deiner Meinung, Partner. Du bringst Hillerby nach Amarillo. Ich folge Tyler und Battey.« Joe setzte an, um etwas zu sagen, doch ich fiel ihm schon ins Wort, ehe der erste Buchstabe über seine Lippen kam. »Denk jetzt nur nicht, dass ich den gefährlicheren Part übernehme. Die Männer auf der Triangle-S vermittelten nicht den Eindruck, dass sie es einfach so schlucken, dass wir ihren Vormann vor Gericht zerren.«

    Joe seufzte. »Es wird wohl so sein.« Dann grinste er lahm. »Darum will ich auch nicht mit dir streiten. Also machen wir es so. Wir sollten gleich nach dem Mittagessen aufbrechen.«

    »Sie haben es gehört«, so wandte ich mich an den Stallmann. »Wir reiten in einer Stunde weiter. Füttern Sie unsere Pferde. Die Sättel brauchen Sie ihnen nicht abzunehmen.«

    Ich sperrte Hillerbys Handschellen auf. »Keine krummen Gedanken, Hillerby«, warnte ich, dann packte ich den Vormann am Oberarm und zog ihn mit mir. Joe schloss sich uns an.

    »Noch etwas!«, rief der Stallmann hinter uns her. »In der Nacht ist Lester Dougherty gestorben. Wenn die Cowboys der Triangle-S diesen schnellschießenden Schafhirten erwischen, ziehen sie ihm sicher den Hals lang.«

    Wir aßen im Saloon zu Mittag, dann besorgten auch wir uns einigen Proviant, anschließend kehrten wir zum Mietstall zurück. Hillerby wurde wieder gefesselt. Als wir auf den Pferden saßen, reichte ich Joe die Hand. »So long, Partner. Halt die Ohren steif.«

    »Gleichfalls«, grinste Joe. »Hals- und Beinbruch, Logan-Amigo.«

    Dann trieben wir die Pferde an.

    Joe und Hillerby wandten sich nach Südwesten. Bis Amarillo waren es zwei Tagesritte. Mich trug mein Pferd nach Westen. Wie viele Meilen vor mir lagen, konnte ich nicht abschätzen. Ich dachte auch gar nicht darüber nach.

    Ich ließ, während ich ritt, in meiner Wachsamkeit nicht nach. Zunächst wollte ich Borger erreichen. Zwischen Pampa und der Stadt lagen etwa 35 Meilen.

    Das Land um mich herum war hügelig. Hier und dort erhob sich ein Tafelfelsen. Es gab immer wieder Lücken und Einschnitte, durch die ich reiten konnte. Die Vegetation bestand in kniehohem, verstaubtem Gras, hüfthohen Sträuchern sowie vereinzelten Hickorys und Korkeichen. Vögel zwitscherten, im Gras zirpten die Grillen. Das und das Pochen der Hufe meines Pferdes waren die einzigen Geräusche, die mich umgaben.

    Die Sonne wanderte unaufhaltsam nach Westen. Sie glühte das Land aus. Einmal trank ich einen Schluck aus meiner Wasserflasche. Dann schüttete ich etwas Wasser in die Krone meines Hutes und ließ das Pferd saufen. Zwei Stunden später erreichte ich den White Deer Creek. Die Sonne stand jetzt wie eine zerfließende Scheibe aus Gold über dem Horizont im Westen. Der White Deer Creek mündete nach etwa drei Meilen in den Canadian River. Das Wasser war nur knietief. Geröll lag im Flussbett. Die Ufer waren flach. Da der Creek wenig Wasser führte, gab es einen etwa zwei Yard breiten Ufersaum. Er bestand aus rissigen, zusammengebackenen Fladen grauen Schlammes.

    Ich fand die Spur der Conestoga-Schoner. Die schweren Fuhrwerke hatten dort, wo sie in den Creek gefahren waren, tiefe Spurrillen auf dem Ufersaum hinterlassen. Da waren auch Pferdespuren. Ich glaubte daraus entnehmen zu können, dass die beiden Banditen, denen ich folgte, auf der Spur der Schafzüchter ritten.

    Ich war voll Sorge. Als Sam Palmer, der Clanführer, die vier Banditen zum Teufel jagte, nachdem Joe und ich ihn darüber aufgeklärt hatten, dass sie vom Gesetz verfolgt wurden, schwor Tyler Rache. Das wirst du bereuen, hatte Jack Tyler gedroht. Schließlich hatten er und seine Bande sich auf die Seite der Rinderzüchter geschlagen und Sam Palmer sowie seinen Sohn James ermordet.

    Auch Battey war voll Zorn auf die Schafzüchter. Dass er Scott Sheldon aus dem Hinterhalt erschossen hatte, würde ihm nicht genügen, um seinen Rachedurst zu stillen. Carry hatte ihm unverblümt erklärt, dass sie von ihm nichts wissen wollte ...

    Ich ließ – ohne abzusitzen – mein Pferd saufen, dann trieb ich es in den Creek hinein. Das Pferd watete auf die andere Uferseite. Am Ende einer schmalen Ebene erhob sich ein langgezogener Hügel. Ich hatte mir den Hut weit in die Stirn gezogen, denn ich ritt der Sonne entgegen und sie blendete mich mit ihrem grellen Licht. Nach kurzer Überlegung entschied ich mich dafür, über den Hügel zu reiten. Von seinem Kamm aus konnte ich weit nach Westen blicken. Ich beschattete die Augen mit der linken Hand. Wie ausgestorben lag das Land vor meinem Blick. Mein Pferd prustete und stampfte auf der Stelle. Eine Wolke von kleinen Stechmücken, angelockt vom Schweißgeruch, hüllte uns ein. Durch die Senke am Fuß des Hügels war deutlich die Spur zu erkennen, die die Planwagen hinterlassen hatten.

    Ich lenkte mein Pferd den Abhang hinunter. Er war ziemlich steil. Das Tier musste die Vorderbeine wie Säulen gegen das Abgleiten stemmen. Um ihm den Abstieg zu erleichtern, ritt ich schräg zum Hang. So kamen wir gut unten an.

    Mir war die Geographie des Landes einigermaßen gut bekannt. Also wusste ich, dass zehn Meilen weiter westlich der Spring Creek floss. Ich konnte ihn vor Einbruch der Nacht nicht mehr erreichen. Dennoch nahm ich mir vor, an diesem Tag noch bis zu dem Fluss zu reiten.

    Ich ritt zwischen den Hügeln. Die Helligkeit ließ nach, und bald wob zwischen den Anhöhen das Dämmergrau der beginnenden Nacht. Die Schatten waren verblasst. Die Hitze ließ die Luft nicht mehr wabern und die Konturen hoben sich scharf und klar gegen den Hintergrund ab.

    Dann kam die Dunkelheit. Ich stieß auf einen Lagerplatz. Das Gras war zu Boden gedrückt. Ein kleiner Haufen erkalteter Asche wurde vom lauen Wind zerstäubt. Hier und dort lag Pferdedung. Es sah ganz so aus, dass die Palmers ebenfalls nach Borger wollten. Ich ritt weiter. Fledermäuse zogen ihre lautlosen Bahnen durch die Dunkelheit. Irgendwo heulte ein Coyote. Schauerlich trieb das Geräusch heran, über mich hinweg und versank schließlich. Die Räuber der Nacht wurden aktiv.

    Der Mond schob sich über den Horizont im Osten. Am Himmel funkelten Myriaden von Sternen. Der Nachtwind brachte etwas Abfrischung. Meine Gedanken arbeiteten nur träge. Und dann erreichte ich den Spring Creek. Das Wasser glitzerte im Licht der Nacht wie verflüssigte Bronze. Ich stieg vom Pferd, schnallte meine Deckenrolle vom Sattel und breitete sie neben dem Ufergebüsch im Gras aus. Dann nahm ich dem Tier den Sattel ab, legte ihn bei der Decke ins Gras – er sollte mir als Kopfkissen dienen – und hobbelte das Tier, damit es mir in der Nacht nicht fortlaufen konnte.

    Wenig später hatte ich mich in die Decke eingewickelt. Es dauerte nicht lange, dann schlief ich ein ...

    *

    Joe benutzte die von Wagenrädern zerfurchte und von Pferdehufen aufgewühlte Straße, die Pampa mit Amarillo verband. Zu beiden Seiten der Straße dehnte sich hügeliges Weideland. Der Marshal und sein Gefangener näherten sich der Ortschaft White Deer. Der Abend dämmerte. Die ersten Häuser des Ortes tauchten vor ihnen auf. Dort, wo die kleine Stadt begann, verbreiterte sich die Fahrstraße zu einer staubigen Main Street. Zu beiden Seiten erhoben sich Häuser und Schuppen. Dazwischen gab es große Lücken. Die Gehsteige waren an diesen Stellen unterbrochen.

    Einige Bürger bewegten sich auf der Straße und den Gehsteigen. Ein Mann zog einen zweirädrigen Karren, der hoch mit Heu beladen war, über die Fahrbahn. Ein großer, schwarzer Hund trottete hinter ihm her. Hinter den Häusern gab es Koppeln mit Kühen, Pferche mit Ziegen und Schafen, einige Koben, in denen sich Schweine suhlten. Scharfer Geruch erfüllte die Luft.

    Ansonsten besaß der Ort alles, was eine Stadt ausmachte. Sogar eine kleine Kirche mit einem spitzen Glockenturm hatten die Bürger errichtet. Saloon und Hotel waren in einem einstöckigen Gebäude untergebracht. Gleich daneben befand sich der Mietstall. Schräg gegenüber war ein Store, drei Häuser weiter der Barber Shop. Auf einem der freien Grundstücke war das Gerüst eines neuen Hauses aufgestellt worden. Bretter und Balken stapelten sich rundherum. Ein Mann stand auf einer Leiter und schwang den Hammer ...

    »Wir bleiben die Nacht über hier«, sagte Joe Hawk zu seinem Gefangenen. »Übermorgen gegen Mittag werden wir Amarillo erreichen.«

    Hillerby lachte höhnisch auf. »Darauf würde ich nicht bauen, Hawk. Irgendwo zwischen hier und der Ortschaft Panhandle werden meine Leute auf uns warten, um mich zu befreien. Das ist so sicher wie das Amen nach dem Gebet. Du hast schlechte Karten. Als dir dein Kollege Logan diesen Part aufs Auge drückte, wusste er genau warum. Deine Chance, mich nach Amarillo zu schaffen, ist die eines Tautropfens im Ozean.«

    »Wir werden sehen«, antwortete Joe unbeeindruckt. Dann fügte er hinzu: »Es würde bedeuten, dass sich deine Männer auf die Stufe von Banditen begeben. Glaubst du, sie tauschen das verhältnismäßig ruhige Leben auf der Triangle-S gegen ein Dasein als Geächtete ein?«

    Joe lenkte sein Pferd in den Hof des Mietstalles. Das Tier mit Hillerby, das er am langen Zügel führte, folgte. Im Hof saß Joe ab. Er half Hillerby aus dem Sattel. Der Stallmann kam aus dem Pferdestall und schaute verwundert drein, als er den Vormann der Triangle-S erkannte. »Hillerby!«, entrang es sich ihm. »Was hat er ausgefressen, Marshal, weil Sie ihn wie einen Verbrecher gefesselt haben?«

    »Ich habe das Weideland der Triangle-S gegen einen Schafzüchterclan verteidigt«, so enthob der Vormann Joe einer Antwort. »Der Marshal ist der Meinung, ich habe mich dadurch gegen das Gesetz vergangen.«

    »Schafzüchter?«, stieß der Stallmann fast entsetzt hervor. Er verzog angeekelt das Gesicht, als hätte man ihn mit Kuhdung gefüttert.

    Joe nickte. »Es hat Tote und Verwundete gegeben. Den Krieg hat die Triangle-S vom Zaun gebrochen. Die Zeit, in denen sie die Gesetze schrieb und praktizierte, ist vorbei. – Wir bleiben die Nacht über in White Deer. Kümmern Sie sich um unsere Pferde. Morgen in aller Frühe brechen wir wieder auf.«

    Der Stallmann kratzte sich hinter dem Ohr. »Silas Smith wird nicht zulassen, dass Sie seinen Vormann vor Gericht stellen, Hawk.«

    »Der Ranchboss hat sich abgesetzt«, erwiderte Joe. »Wenn er sich noch einmal im Panhandle blicken lässt, wird auch er verhaftet und vor den Schranken des Gerichts landen.«

    Der Stallmann schaute verkniffen drein, doch er sagte nichts mehr und nahm von Joe die Zügel entgegen. Joe schloss Hillerbys Handschellen auf und nahm sie ihm ab. Er hängte die Stahlklammern, die mit einer dünnen Kette verbunden waren, an seinen Gürtel. Dann zog er die Winchester aus dem Scabbard. »Gehen wir.«

    Hillerby schritt vor Joe her aus dem Hof.

    »Zum Saloon«, befahl Joe und der Vormann wandte sich nach links. Am Holm vor dem Saloon standen keine Pferde. Einige Passanten hielten an und beobachteten den Marshal und seinen Gefangenen. Joe dirigierte Hillerby die fünf Stufen zum Vorbau hinauf, und gleich darauf betraten sie den Schankraum. Knarrend und quietschend schlugen die Türflügel aus. Im Saloon war es düster. Es gab nur einen Gast. Er saß an einem der runden Tische, vor ihm stand ein Bier.

    Joe wies auf einen Tisch beim Frontfenster. »Setz dich dorthin, Hillerby.«

    Joe ließ sich dem Vormann gegenüber nieder. Er lehnte das Gewehr an den Tisch. »Versuch lieber nichts, Hillerby«, warnte Joe eindringlich. »Ich habe dich von den Fesseln befreit, damit du essen kannst. Solltest du auf dumme Gedanken kommen, werde ich dich füttern, und du wirst wieder gefesselt sein.«

    Hillerbys Mundwinkel bogen sich geringschätzig nach unten. »Es ist nicht nötig, etwas zu unternehmen. Morgen werden mich meine Männer aus deiner Gewalt befreien. Du wirst die Stunde noch bereuen, in der du mit Logan auf die Ranch gekommen bist, um mich festzunehmen.«

    Hillerby grinste siegessicher.

    Der Salooner kam zu ihrem Tisch. Joe bestellte für sich und Hillerby ein Abendessen und für jeden von ihnen einen Krug Bier. Dann fragte er nach einem Zimmer für die Nacht. Der Salooner nickte. »Ich lasse ihnen ein Zimmer herrichten, Marshal.« Er warf einen Blick auf Hillerby, dann fragte er: »Was ist mit Ihrem Gefangenen? Wo soll er die Nacht verbringen? Ein Gefängnis haben wir nicht in White Deer.«

    »Ich werde ihn ans Bett ketten«, erwiderte Joe und erntete dafür von Hillerby einen bösen Blick.

    Der Salooner entfernte sich.

    »Du behandelst mich wie einen gemeinen Verbrecher, Hawk!«, erregte sich Hillerby. In seinen Augen glomm eine unheilvolle Glut. Seine Brauen hatten sich zusammengeschoben, er hatte die Zähne zusammengebissen, sein Kinn war eckig geworden. Hart traten die Backenknochen aus seinem Gesicht hervor.

    »Hältst du dich für etwas Besseres?«, dehnte Joe und musterte Hillerby hart. »Auf dein Konto gehen einige Männer. Du hast ihr Blut vergossen. Unseren Worten warst du nicht zugänglich. Das Gesetz kennt dafür nur einen Ausdruck. Aber es kennt auch eine Antwort darauf ...«

    Hillerby wurde von der Wut übermannt. Ruckartig kam er hoch, der Tisch kippte um, fiel gegen Joe, und dieser war einen Moment lang völlig überrumpelt. Als er seine Bestürzung abschüttelte, krachte schon die Faust des Vormannes in sein Gesicht. Joe, der dem Tisch einen Stoß versetzt hatte und im Aufspringen begriffen gewesen war, flog auf seinen Stuhl zurück, dieser kippte nach hinten und Joe lag im nächsten Moment auf den Dielen.

    Der Vormann hatte im Augenblick sämtliche Vorteile auf seiner Seite. Joe begriff mit schmerzlicher Schärfe, dass sich hier etwas entwickelt hatte, das ihm zum Verhängnis werden konnte ...

    *

    Hillerby zögerte nicht. Er war mit einem Schritt bei Joe Hawk, riss das Bein hoch und stieß es mit dem nächsten Atemzug wieder nach unten, trat Joe in den Magen und dem Marshal wurde die Luft aus den Lungen gedrückt. Er japste nach frischem Sauerstoff wie ein Erstickender, seine Augen traten aus den Höhlen, seine Hände verkrampften sich über der Magenpartie. Joe wurde es schwarz vor Augen. Benommenheit überspülte sein Bewusstsein.

    Erneut zuckte das Bein des Vormannes hoch. Er wollte die Sache schnell und auf die brutale Art erledigen. Instinktiv rollte Joe herum. Hillerby konnte seinen erneuten Fußtritt nicht mehr abbremsen. Sein Fuß krachte mit voller Wucht auf den Boden. Er schrie auf, als er sich schmerzhaft das Bein prellte, umfasste sein Knie mit beiden Händen und hinkte zwei Schritte zur Seite.

    Joe gelang es durchzuatmen. Seine Lungen füllten sich mit derartiger Vehemenz, dass ihm fast schwindlig wurde. Die Schleier vor seinen Augen lösten sich auf. Der Schreck, dass es dem Vormann gelungen war, ihn zu überrumpeln, wich der kühlen Überlegung.

    Joe kam hoch. Tränen des Schmerzes von dem gnadenlosen Tritt in den Magen füllten seine Augen. Er wollte zum Revolver greifen, doch da sprang ihn Hillerby schon an, erwischte ihn mit beiden Händen, zog ihn mit einem wilden Ruck zu sich heran und riss das Knie hoch. Stechender Schmerz tobte bis unter Joes Gehirnschale, Übelkeit stieg in ihm in die Höhe, seine Lippen sprangen auseinander, einige unartikulierte Laute drangen aus seiner Kehle.

    Der Vormann war nicht bereit, die Gesetze der Fairness zu achten. Er wollte nur zerschlagen, zerstören, zertrümmern. Seine Wut auf den Marshal war grenzenlos. Er war als Vormann der Triangle-S einer der maßgebenden Männer in diesem Landstrich. Selbstkritik kannte er nicht. Sein Vorgehen gegen die Schafzüchter stufte er als rechtens ein. Dass ihn der Marshal wie einen gemeinen Verbrecher behandelte, verletzte seinen Stolz, kränkte ihn und machte ihn rasend. Er war wie von Sinnen.

    Er ließ seine Fäuste fliegen. Die Linke krachte gegen Joes Kinnwinkel, die Rechte bohrte sich in seinen Leib. Joes Oberkörper pendelte nach vorn, sein Hut fiel zu Boden. Hillerby legte beide Fäuste zusammen und drosch sie Joe in den Nacken. Joe fiel auf das Gesicht. Hillerby trat ihm in die Rippen. Joe krümmte sich am Boden, wurde vom nächsten brutalen Tritt herumgeworfen und lag auf der Seite.

    Als ihn Hillerby mit einem weiteren Tritt attackieren wollte, erwischte Joe mit beiden Händen seinen rechten Fuß. Mit einem kräftigen Ruck drehte er ihn herum und verdrehte Hillerbys Bein bis hinauf zur Hüfte. Der Vormann brüllte wie am Spieß und griff mit beiden Händen nach seinem Oberschenkel.

    Joe überwand seine große Not und drehte das Bein weiter herum. Hillerby konnte dem Druck nicht länger standhalten und ließ sich fallen. Er stieß mit dem linken Bein nach Joes Gesicht, verfehlte es aber. Schmerzhaft radierte sein Absatz über Joes Ohr. Der Marshal ließ den Fuß des Vormannes los und erhob sich schnell. Die Sorge, dass ihn Hillerby fertig machte und die Flucht ergriff, riss ihn geradezu hoch. Er schüttelte den Kopf, als wollte er so seine Benommenheit vertreiben.

    Hillerby rappelte sich in die Höhe. Sein Atem ging pfeifend. Der Hass in ihm war fast wie ein Rausch und ließ keinen klaren Gedanken zu. Mit beiden Händen packte er einen Stuhl, diesen zum Schlag erhoben ging er auf Joe los. Dieser griff zum Revolver. Hillerby warf den Stuhl. Joe konnte nicht mehr ausweichen. Das Möbel traf ihn und prallte an ihm ab. Eines der Stuhlbeine hatte seinen Kopf getroffen. Er wankte.

    Der Vormann war mit zwei Sätzen bei dem Tisch, an dem sie sich niedergelassen hatten. Das Gewehr Joes lag am Boden. Hillerby raffte es an sich, repetierte und richtete es auf Joe. Geduckt, das Gesicht in der Anspannung verzogen, das Gewehr an der Hüfte im Anschlag, stand er da und zielte auf Joe. Dieser hatte den Colt gezogen, den Hahn gespannt und auf Hillerby gerichtet. Sie belauerten und bedrohten sich. Die Distanz zwischen ihnen betrug zwei Schritte und war absolut tödlich. Die Zeit, um noch abzudrücken, würde ein jeder von ihnen finden, selbst wenn er tödlich getroffen war ...

    Plötzlich warf sich der Vormann herum. Die Hände mit dem Gewehr vorgestreckt erreichte er das Frontfenster, er stieß sich ab, mit dem Gewehrkolben zertrümmerte er die große Scheibe, den Rest erledigte sein Körper. Scherben regneten auf den Vorbau. Hillerby landeten mit beiden Beinen gleichzeitig auf dem Vorbau. Drei Schritte brachten ihn an das Geländer heran, er flankte darüber hinweg, strauchelte, als er aufkam, fing sich aber und rannte los.

    Jetzt fiel von Joe die Erstarrung, die ihn bannte. Damit, dass Hillerby durch das Frontfenster sprang, hatte er bei Gott nicht gerechnet. Er rannte los, warf mit seinem Körpergewicht die Pendeltür auf und stürmte hinaus auf den Vorbau. Hillerby hetzte am Fahrbahnrand entlang in Richtung Mietstall. Sein Vorsprung betrug etwa 20 Schritte. »Stehen bleiben, Hillerby!«, rief Joe mit schneidendem Tonfall. Dann feuerte er einen Schuss in die Luft ab. Der Knall stieß durch die Stadt, erhob sich und verebbte über den Dächern. Der Marshal setzte sich in Bewegung ...

    Hillerby ließ sich nicht beirren.

    Ehe er in den Hof des Mietstalles einbog, schleuderte er sich herum, ging auf das linke Knie nieder und feuerte mit dem Gewehr auf Joe. Doch der Marshal konnte im letzten Moment zur Seite springen und der Vormann konnte sich nicht schnell genug auf das so jäh veränderte Ziel einstellen.

    Dann verschwand Hillerby im Hof. Er rannte in den Stall. Der Stallmann hatte eines der Pferde abgesattelt und führte es gerade in eine Box. Das andere Tier stand beim Tor an einem Tränketrog und hielt seine Nase ins Wasser. Mit einem Satz kam Hillerby in den Sattel, er angelte sich die Zügel, zerrte das Tier herum und hämmerte ihm die Absätze in die Seiten. Das Tier streckte sich.

    Als er durch das Hoftor auf die Straße donnerte, kam Joe angerannt. Hillerby ritt direkt auf ihn zu und hätte ihn über den Haufen geritten, wenn sich Joe nicht im letzten Moment zur Seite geworfen hätte. Die Hufe rissen Staubwolken in die Abendluft. Joe wirbelte herum, hob die Hand mit dem Revolver hoch, aber da bog Hillerby schon um eine Gebäudeecke und verschwand aus seinem Blickfeld. Joe ließ die Waffe sinken und richtete sich auf. Trommelnde Hufschläge entfernten sich mit rasender Geschwindigkeit. Hillerby war die Flucht gelungen. Der Marshal zerkaute eine lästerliche Verwünschung.

    Menschen kamen auf die Straße. Auf dem Vorbau des Saloons zeigten sich der Salooner und der einzelne Gast, der den Schankraum bevölkert hatte. Joe presste die Lippen zusammen, stieß in einem jähen Impuls den Revolver ins Holster und ging in den Mietstall.

    »Was war das denn?«, empfing ihn der Stallbursche. »Ist Ihnen Ihr Gefangener entkommen?«

    »Sieht ganz so aus«, knurrte Joe mit galligem Unterton. »Satteln Sie das Pferd wieder, schnell. Haben Sie ein Gewehr, das Sie mir leihen können?«

    »Nein«, antwortete der Stallmann. »Eine Waffe besitze ich nicht. Wozu auch?«

    »Satteln Sie das Pferd.« Joe stieß es hervor und rannte auf die Straße. Sein Ziel war der Saloon. Der Salooner stand noch auf dem Vorbau. Auf der Straße hatte sich eine Menschenrotte gebildet, Fragen wurden gestellt, der Salooner stand Rede und Antwort.

    »Sie besitzen sicher ein Gewehr«, rief Joe, als er den Saloon erreichte. »Ich brauche es.«

    »Es ist eine Henry Rifle«, antwortete der Salooner. »Modell 1860. Ich habe auch einige Schachteln Munition ...«

    »Holen Sie die Waffe und die Munition.«

    Der Salooner schwang herum und lief in den Schankraum.

    Wenig später kehrte Joe in den Mietstall zurück. Er trug die Henrygun und einige Schachteln voll Patronen. Die Dunkelheit hatte zugenommen. Das Rot im Westen hatte sich in dunkles Violett verwandelt. Die zerklüfteten Berggrate im Westen stießen spitz und bizarr in den Himmel – wie verwitterte Grabsteine in einem weiten, wilden Land.

    Der Stallmann hatte dem Pferd den Sattel bereits aufgelegt. Joe verstaute die Munition in den Satteltaschen und schob das Gewehr in den Scabbard.

    Satteln und Zäumen nahmen noch etwa fünf Minuten in Anspruch. Dann schwang sich Joe in den Sattel und ritt auf die Main Street. Dort standen die Menschen noch in Gruppen zusammen, um die jüngsten Ereignisse zu diskutieren.

    Die Stadt stand voll und ganz im Banne dessen, was geschehen war.

    Joe ließ das Pferd laufen. Er benutzte wieder die ausgefahrene Straße, die nach Pampa führte. Sein Ziel war die Triangle-S Ranch, wo er Hillerby abfangen wollte ...

    *

    Westlich von Borger, an einem namenlosen Creek, der zum Canadian floss, hatten die vier Frauen die Prärieschoner zu einem Viereck zusammengefahren. Zunächst versorgten sie die Pferde. Dann sammelten Mary, die Witwe von James Palmer, und Carry, Liz' Tochter, Feuerholz. Wenig später brannte zwischen den Fuhrwerken ein Feuer. Ein eisernes Dreibein wurde aufgestellt, eine Pfanne wurde über das Feuer gehängt, Liz Palmer gab Fett hinein ...

    Sie hatten sich in Borger mit einigen Vorräten versorgt. Auch Frischfleisch. Bevor es verdarb, musste es gebraten werden. Die Arbeit des Kochens übernahmen Liz und Jenny, die Frau von Amos Palmer. Vier Kinder zwischen vier und acht Jahren etwa spielten vor der Wagenburg Fangen.

    Die beiden Verwundeten lagen auf einem der Fuhrwerke. Jim Palmer hatte eine Kugel in die Schulter bekommen, Amos Palmer war das Blei, das Jack Tyler aus dem Hinterhalt verfeuerte, in die rechte Brustseite gefahren. Am vergangenen Tag hatte ihnen der Arzt in Borger die Kugeln herausoperiert. Und obwohl es Amos' Zustand kaum zuließ, waren sie weitergefahren, bis die Dunkelheit sie zwang, zu campieren.

    Mary war auf das Fuhrwerk gestiegen und gab den Verwundeten zu trinken. Sie hatte eine Laterne angezündet, die unter der Plane für Licht sorgte. Amos' Gesicht war eingefallen und krankhaft bleich. Er hatte viel Blut verloren und dämmerte so dahin. Jim Palmer hingegen war voll bei Bewusstsein. »Wo sind wir?«, fragte er.

    »An einem kleinen Fluss, der nach Norden fließt«, versetzte Mary, »etwa drei Meilen westlich von Borger.«

    »Morgen stehe ich auf«, erklärte Jim. Er war 25 Jahre alt. »Die Verletzung ist nicht so schlimm, dass ich nicht eines der Fuhrwerke lenken könnte. Hat Mutter geäußert, wohin wir überhaupt wollen?«

    »Nein. Sie ist ausgesprochen schweigsam. Das alles geht ihr sehr nahe. Sie hat alles verloren, wofür sie und Sam jahrelang gekämpft hatten. Und nicht nur das. Sam und James wurden getötet, ebenso Scott Sheldon und einige der anderen Männer. Jede andere Frau wäre daran zerbrochen. Es ist bewundernswert, wie sie alles trägt.«

    »Mutter war schon immer eine starke Frau«, murmelte Jim.

    »Ja. Ihr Beispiel macht Mut. Es sorgt dafür, dass wir nicht resignieren.« Mary sprach es und stieg vom Fuhrwerk. »Kommt zwischen die Wagen, Kinder!«, hörte sie Carry rufen. Der Duft bratenden Fleisches zog durch das Lager. Auf dem Boden rings um das Feuer wechselten Licht und Schatten. Die Pferde standen in einem Seilcorral, der zu dem kleinen Creek hin offen war.

    Mary ging zum Feuer. Da standen Jenny und Liz. Sie hörte Liz sagen: »Es war unmöglich, einen Teil der Schafherde wieder einzusammeln und mit auf den Trail nach Westen zu nehmen. Wer hätte die Herde treiben sollen? Mel, der letzte der Männer, der nicht verwundet oder tot war, hat uns verlassen, nachdem klar war, dass wir verloren hatten. Außerdem hätten uns die Leute von der Triangle-S sicher nicht die Zeit gelassen, die Herde wieder zu formieren.«

    Liz Palmer machte eine Pause und wendete mit einer Gabel das Fleisch auf der Pfanne. Das heiße Fett zischte. Dann fuhr sie fort: »Es war verrückt, zu glauben, dass wir mit der riesigen Schafherde mitten im Rinderland Fuß fassen könnten. Unsere Sache war von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Wir wollten es nur nicht wahrhaben.«

    Mary trat an das Feuer heran. Die Flammen zeichneten zuckende Reflexe in die Gesichter der Frauen, die ein herber und verbitterter Ausdruck prägte. Sie hatten alle Höhen und Tiefen des Lebens durchgemacht. Das hatte sie geformt und Spuren in den Gesichtern hinterlassen. Mary fragte: »Wohin wollen wir überhaupt, Liz? Du musst doch eine Vorstellung haben, wohin wir ziehen. Jim hat mich danach gefragt. Ich konnte ihm keine Antwort geben.«

    »Wir werden die Wagen an einem Platz anhalten, an dem es niemand gibt, der etwas dagegen einzuwenden hat. Ich habe genug davon, zu kämpfen und mich zu behaupten. Die Kinder sollen in Ruhe und Frieden aufwachsen. Außerdem will ich nicht, dass Jim und Amos auch noch getötet werden.«

    Da erklang Hufschlag. Dumpf rollte er durch die Dunkelheit heran. Liz hob den Kopf und lauschte. Dann stieß sie hervor: »Holt die Gewehre und schafft die Kinder in die Fuhrwerke. Wir wissen nicht wer naht. Und in diesem verdammten Land muss man mit dem Schlimmsten rechnen.«

    Die Lektionen, die ihr das Leben erteilte, hatten sie nicht nur verbittert, sondern auch misstrauisch gemacht.

    Irgendwo in der Dunkelheit wieherte ein Pferd.

    Mary und Jenny rannten zu den Fuhrwerken und schnappten sich die Gewehre, die auf den Trittbrettern der Wagenböcke lagen oder gegen die Sitzbank gelehnt waren.

    Carry sorgte dafür, dass die Kinder auf der Ladefläche eines der Fuhrwerke verschwanden und sich flach auf den Boden legten. Die Kleineren überließ sie der Obhut der Größeren, und diesen schärfte sie ein, sich auf keinen Fall zu erheben oder das Fuhrwerk zu verlassen.

    Liz Palmer war aus dem Lichtkreis des Feuers getreten. Mary kam mit zwei Gewehren und reichte ihr eines davon. Carry nahm eine Winchester von Jenny in Empfang.

    Das Pferd näherte sich von Osten. Carry und Jenny repetierten und krochen unter das Fuhrwerk, das die Wagenburg in diese Richtung begrenzte. Liz Palmer stellte sich in den Schatten beim vorderen Teil des Planwagens, Mary postierte sich bei der hinteren Bordwand.

    Langsam kamen die Hufschläge näher. Dann gab die Dunkelheit einen Reiter frei. Mit jedem Schritt seines Pferdes wurden die Konturen klarer. Leises Klirren mischte sich in das Pochen der Hufe. Das Pferd prustete.

    »Anhalten!«, peitschte Liz Palmers Stimme. Sie lud durch. Das scharfe Schnappen des Gewehrschlosses durchdrang die Finsternis.

    Die Hufschläge verstummten.

    »Wer sind Sie und was wollen Sie?«

    »Ich bin es, Liz. Stewart Battey. Ich will mich euch wieder anschließen und euch sicher nach Westen geleiten. Ich habe einen Fehler gemacht. Das sehe ich jetzt ein. Ich habe Carrys Freundlichkeit mit Interesse verwechselt.«

    »Woher weißt du, dass wir in den Westen wollen?«, fragte Liz Palmer.

    »Ich erfuhr es in Pampa, wo euer viertes Fuhrwerk stand. Ihr habt den Kampf um das Land am Dudley Creek verloren. Die Herde ist futsch. Ihr müsst von vorne beginnen. Ich fühle mich verpflichtet euch beizustehen.«

    »Mein Mann wurde aus dem Hinterhalt ermordet, Battey!«, schrie Carry mit hassverzerrter Stimme. »Marshal Logan ist überzeugt davon, dass du der Mörder bist. Und ich glaube das auch. Du hast dich für die Tracht Prügel gerächt, die Scott dir verabreichte. Verschwinde, du dreckiger Mörder, oder ich vergesse mich.«

    »Ich habe deinen Mann nicht erschossen, Carry. Wenn Logan das annimmt, dann täuscht er sich. Mein Wort drauf. Glaubst du wirklich, dass ich es nötig habe, einen Mann aus dem Hinterhalt abzuknallen?«

    »Verschwinde, Battey!«, rief Carry ungnädig. »Ich bin überzeugt davon, dass du der Mörder Scotts bist. Wende dein Pferd und hau ab. Ich zähle bis drei.«

    »Willst du zulassen, Liz, dass sie auf mich schießt? Ich will meinen Fehler wieder gutmachen.«

    »Selbst wenn du nicht auf Scott geschossen hast, Stewart«, kam es von Liz Palmer, »ein bitterer Beigeschmack bleibt. Du wolltest ihm die Frau wegnehmen. Nach Logans Überzeugung bist du der Mörder. Einen Beweis dafür gibt es allerdings nicht. Warum hast du die Marshals belogen, als du ihnen auf deinem Weg nach Norden begegnet bist? Wieso bist du überhaupt noch in der Gegend?«

    »Ich war drauf und dran fortzureiten. Irgendwohin. Nachdem ich fünf Jahre mit euch gezogen bin, hatte ich keine Ahnung, wohin ich mich wenden sollte. Da habe ich beschlossen, euch zu folgen und euch mein Angebot zu unterbreiten.«

    Liz Palmer schien nachzudenken. Dann sagte sie: »Er hat immer loyal hinter unserer Sache gestanden, Carry. Warum sollten wir ihm nicht noch eine Chance geben?«

    Die Worte Liz Palmers versanken in der Stille. Sekundenlang schwieg Carry. In ihr war ein tiefer Zwiespalt aufgerissen. Gefühl und Verstand lagen in zäher Zwietracht. Das Gefühl sagte ihr, dass Battey ein falsches Spiel trieb. Der Verstand hämmerte ihr ein, dass sie irgendwo im Westen vielleicht auf seinen Revolver angewiesen sein würden. Den Glauben an ein Leben in Ruhe und Frieden hatte sie längst verloren. Schließlich siegte das Gefühl. Sie rief mit brechender Stimme: »Er soll verschwinden. Wir brauchen ihn nicht.«

    »Hoffentlich bereust du deine Worte eines Tages nicht, Carry. Aber du hast eine Entscheidung getroffen. Ich muss sie akzeptieren. Vielleicht seid ihr noch einmal auf einen Mann wie mich bitter angewiesen.«

    Seine letzten Worte hatten wie ein böses Omen geklungen.

    Stewart Battey zog sein Pferd herum und ritt davon. Die Finsternis schien Pferd und Reiter aufzusaugen. Die Hufschläge waren bald nicht mehr zu hören.

    »Es war ein Fehler, Carry, ihn fortzuschicken«, kam es von Liz Palmer. »Ich glaube, er meinte es ehrlich. Für mich ist es kaum vorstellbar, dass er Scott erschossen hat. Das war jemand von der Triangle-S. Im Grunde seines Herzens ist Stewart kein schlechter Mann.«

    Carry schwieg. Sie wusste selbst nicht mehr, was richtig war.

    Die Frauen versammelten sich wieder beim Feuer. Im Planwagen rief Jim Palmer: »Was war los? Hat es Ärger gegeben?«

    »Stewart Battey wollte sich uns wieder anschließen«, antwortete Liz laut. »Carry wollte es nicht.«

    »Es ist sicher nicht gut, ihn zum Feind zu haben«, rief Jim.

    »Ich könnte seine Nähe nicht ertragen«, erwiderte Carry mit spröder Stimme.

    »Du hast deinen Willen durchgesetzt«, sagte Liz Palmer. Es gelang ihr nicht, den leisen Vorwurf, der in ihrer Stimme lag, zu unterdrücken.

    Die Fleischstücke waren fertig gebraten. Blechteller wurden aus einem der Wagen geholt, die Bratenstücke portioniert. Mary schnitt Brot. Liz und Jenny stiegen jeweils mit einem Teller voll Brot und Fleisch in das Fuhrwerk mit den Verwundeten. Jenny musste ihren Mann füttern. Seine Augen glitzerten fiebrig. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Er war zu schwach, um zu kauen. Die junge Frau zerfaserte mit einem Messer das Fleisch und fütterte ihn mit kleinen Portionen. Jim hingegen aß mit gesundem Appetit. Die Kinder wurden abgefüttert, und dann erst dachten die Frauen an sich.

    Schließlich war das Feuer heruntergebrannt. Im Camp kehrte Ruhe ein. Mary Palmer hielt die erste Wache ...

    *

    Jack Tyler trat aus der Gruppe von Büschen, als sich der Reiter aus der Dunkelheit schälte. Im Mundwinkel des Banditen klemmte eine Zigarette. Wenn er anzog, leuchtete der Glutpunkt hell auf und rötlicher Schein legte sich in sein Gesicht.

    »Sie haben dich zum Teufel gejagt, nicht wahr?«

    Battey saß ab. »Ja. Carry ist fest davon überzeugt, dass ich ihren Mann in die Hölle geschickt habe. Liz hätte mich wieder aufgenommen. Sie aber ...«

    »Carry liegt mit ihrer Überzeugung völlig richtig«, erwiderte Tyler und lachte. »Was jetzt? Dein Plan ist nicht aufgegangen. Hast du eine andere Idee, wie wir an das Geld herankommen?«

    »Wir werden es uns mit Gewalt holen müssen.» Battey spuckte aus. »Diese verdammten Weiber haben es sich selber zuzuschreiben.«

    »Und du denkst, dass es mehr als 10.000 Dollar sind, die Sam Palmer in den vergangenen Jahren auf die Seite gelegt hat?«

    »Du glaubst mir wohl nicht?«

    »Ich will nicht, dass wir wegen einer Hand voll Dollars Kopf und Kragen riskieren.«

    »Ich weiß es ganz sicher, Jack. Sam hat einmal mit mir darüber gesprochen. Das Geld wollte er in seine Schafzucht investieren, die er am Dudley Creek groß aufzuziehen gedachte. Es sind mehr als 10.000 Bucks, die die Weiber durch die Gegend fahren.«

    »Dafür würde ich die Seele meiner Großmutter dem Teufel verkaufen«, sagte Jack Tyler auflachend. »All right, mein Freund. Es ist dir nicht gelungen, dich in das Vertrauen der Weibsbilder zu schleichen. Dein Plan, sie in Sicherheit zu wiegen, die Herausgabe des Geldes von Liz Palmer zu erzwingen und mit Carry als Geisel aus dem Land zu verschwinden, ist nicht aufgegangen. Also holen wir uns das Geld auf meine Weise. Damit hatte ich bisher immer Erfolg.«

    »Wann?«, fragte Stewart Battey.

    »Ich denke, wir erledigen das noch in dieser Nacht. Und dann reiten wir schnurstracks nach Norden und verschwinden ins Indianerland.«

    »Ich will Carry mitnehmen.«

    »Sie ist uns nur ein Klotz am Bein. Was willst du mit ihr? Sie wird dich immer hassen. Mit ihr an der Seite wirst du keine ruhige Minute mehr im Leben haben.«

    »Ich werde sie einbrechen wie ein wildes Pferd«, versprach Battey. »Und eines Tages wird sie mir aus der Hand fressen. Sie wird merken, dass ich ihr viel mehr bieten kann als ein Leben in einem Conestoga-Schoner oder auf einer Schaffarm. Und sie wird Gefallen an diesem Leben finden.«

    »Träume weiter, Narr. Aber wundere dich nicht, wenn es ein böses Erwachen gibt.«

    Battey winkte ab. »Sie lagern an einem kleinen Creek etwa eine Meile von hier. Schleichen wir uns an. Sicher haben sie eine Wache aufgestellt.«

    Tyler holte sein Pferd aus der Gruppe von Büschen und kletterte in den Sattel. Die beiden Banditen ritten bis auf eine Viertelmeile an das Camp heran. Dort herrschte Stille. Wo das Kochfeuer gebrannt hatte, war nur noch leichtes Glimmen erkennbar. Die Pferde im Corral ruhten.

    Eine Wolke schob sich vor den Mond und verdunkelte ihn. Die Nacht war der Verbündete der beiden Banditen. Sie schlichen sich an die Wagenburg heran, nutzten jede Deckung, die sich ihnen bot, Tyler erreichte eines der Fuhrwerke und kroch darunter. Von seinem Komplizen konnte er nichts sehen.

    Die Wolke hatte den Mond wieder freigegeben. Tyler vernahm leise Schritte. Eine zierliche Gestalt näherte sich dem Fuhrwerk, unter dem er lag. Sie hielt das Gewehr mit beiden Händen schräg vor der Brust. Die Metallteile glitzerten im Mondlicht matt.

    Jack Tyler atmete ganz flach. Die Wache schritt an ihm vorbei, nichts ahnend, dass das in dem Banditen personifizierte Unheil nur eine Armlänge entfernt unter dem Planwagen lag.

    Der Bandit kroch unter dem Wagen hervor und richtete sich auf. Das geschah absolut lautlos. Mit einem langen Schritt holte er Mary ein, die Wache hielt. Sein linker Arm legte sich von hinten um den Hals der jungen Frau, ihr entrang sich ein versiegender Ton, sie wand sich in dem brutalen Griff, der ihr die Luft abschnürte, versuchte zu schreien, doch aus ihrer zugepressten Kehle löste sich nur ein ersticktes Ächzen.

    Dennoch gab Mary nicht auf. Sie trat nach hinten und traf mit ihrem Absatz das Schienbein des Banditen. Der Schmerz ließ ihn japsen. Sein Griff um den Hals Marys lockerte sich. Sie rammte ihren Ellenbogen in Tylers Magenpartie. Ein Keuchton platzte über die Lippen des Banditen. In Mary stieg ein Schrei hoch, löste sich aus ihrer Kehle und gellte durch die Nacht.

    Der Bandit schlug mit seinem Revolver zu. Es gab einen dumpfen Laut, als der Stahl gegen Marys Kopf prallte. Die Frau erschlaffte. Tyler ließ sie einfach fallen. Bewusstlos sank sie zu Boden.

    Irgendwo in der Dunkelheit wurde ein Revolverhahn gespannt.

    Die Pferde im Corral waren hochgeschreckt. Das Stampfen der Hufe und erregtes Prusten überlagerten alle anderen Geräusche. Eines der Tiere wieherte schrill.

    »Was ist los?« Liz Palmer war von dem Schrei geweckt worden. Sie hatte sich aus ihrer Decke geschält und war zum offenen Ende des Prärieschoners gekrochen.

    »Besuch!«, rief eine heisere Stimme. »Wir haben eine von euch. Wenn ihr nicht augenblicklich aus den Fuhrwerken kommt, schneide ich ihr den Hals durch.«

    »Mary!«, rief Liz Palmer.

    Mary antwortete nicht.

    Aus einem der anderen Fuhrwerke klang eine verschlafene Frauenstimme: »Wer ist da? Wer hat geschrien?« Jetzt schien sich bei der Sprecherin das Begreifen einzustellen, denn sie rief: »Himmel, Battey ist zurückgekehrt ...«

    Es war Carry. Es war ihr Wagen, auf dem sie geschlafen hatte. Er barg die wenigen Habseligkeiten, die sie und ihr Mann auf ihrer unsteten Wanderung benötigt hatten. Sie schnappte sich das Gewehr, das neben ihr lag, repetierte und kroch zum Ende des Fuhrwerks.

    Da rief Liz Palmer: »Schon gut. Ich komme hinaus.» Ihre Stimme hob sich. »Carry, Jenny, kommt ins Freie. Sie haben Mary in ihrer Gewalt.« Die 50-Jährige stieg vom Fuhrwerk und trat ins Mondlicht. Bei einem der Fuhrwerke erkannte sie eine schemenhafte Gestalt. Linkerhand nahm sie in der Dunkelheit eine Bewegung wahr. Ein hohnvolles Lachen ertönte, dann eine spöttische Stimme: »Dass ich zurückkomme, damit hast du nicht gerechnet, Liz, wie?«

    Carry und Jenny kletterten aus ihren Fuhrwerken und gesellten sich zu Liz. Von dort, wo die Stimme aus der Finsternis gekommen war, erklangen leise Schritte. Dann löste sich die hohe Gestalt des Mannes aus der Dunkelheit.

    »Bist du es, Stewart?«, fragte Liz Palmer.

    »Ja. Ihr habt mich zweimal weggejagt wie einen räudigen Straßenköter. Jetzt rechnen wir ab, Liz. Ich weiß von Sam, dass er mehr als 10.000 Dollar zusammengekratzt hat, um genügend Kapital zu besitzen für den Fall, dass er eine Schaffarm gründet. Hol das Geld aus dem Wagen, Liz, und gib es mir. Es ist ganz einfach. Wir nehmen das Geld und verschwinden.«

    »Du verdammter Halsabschneider!«, kam es wütend von Liz Palmer. »Du bist doch vorhin schon mit der Absicht gekommen, uns um das Geld zu erleichtern. Hast du gedacht, es wäre einfacher, wenn du dich erneut in unser Vertrauen schleichst?«

    »Du solltest nicht so viel reden, Lady!«, rief Jack Tyler. Zu seinen Füßen regte sich Mary. Sie röchelte.

    »Wer begleitet dich, Stewart?«, fragte Liz. Das Herz schlug ihr bis zum Hals hinauf und sie bemühte sich, ihrer Stimme einen ruhigen, gleichmütigen Klang zu verleihen, doch es gelang ihr nicht. Der Schreck hatte ihre Stimmbänder belegt, die Angst vor den Banditen würgte sie mit unsichtbarer Hand.

    »Jack Tyler, den ihr ebenso übel behandelt habt. Er ist noch immer wütend, weil dein Mann ihn und seine Freunde um 500 Dollar Lohn betrogen hat.«

    »Sie haben sich das Geld nicht verdient.«

    Jack Tyler spannte den Revolverhahn und richtete die Waffe auf Mary. »Hol das Geld aus dem Fuhrwerk, Lady!«, gebot er mit kalter, klirrender Stimme. »Oder ich erschieße die Kleine, die vor mir am Boden liegt.«

    »Nicht schießen«, presste Liz Palmer hervor. »Ich gebe euch das Geld.«

    »Sehr vernünftig«, lobte Stewart Battey. »Carry, du wirst uns begleiten. Ich werde dir kleinen Wildkatze die Krallen ziehen. Sattle ein Pferd für dich. Mach schon. Denk nur nicht, dass ich besonders viel Geduld mit dir habe.«

    »Nehmt das Geld und verschwindet!«, rief Liz Palmer mit dem Ausdruck des blanken Entsetzens im Tonfall. Sie überwand ihre Angst. »Bitte, Stewart, lass Carry in ...«

    »Schweig!«, herrschte der Bandit sie an. »Sie hat meinen Stolz verletzt, ich bin ihretwegen gedemütigt worden, ihr laste ich es an, dass ich ins Banditentum abgerutscht bin. Ich war ein stolzer und selbstbewusster Mann. Viel davon wurde zerstört. Das kann ich nicht einfach so schlucken. Darum nehme ich Carry mit. Ich werde sie brechen. Sie wird mir aus der Hand fressen ...«

    Liz Palmers Schultern sanken nach unten. Zum Entsetzen gesellte sich die Verzweiflung. Ihr war klar, dass sie den Banditen nicht umstimmen konnte. In ihr war die Ohnmacht der Hilflosen. Sie waren den beiden Banditen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

    Liz kletterte in den Wagen. Ein Streichholz flammte auf, sie hob den Glaszylinder einer Petroleumlampe. Leises Scheppern war vernehmbar. Dann brannte der Docht und auf dem Fuhrwerk breitete sich Licht aus. Die Brieftasche mit dem Geld war auf dem Boden einer Truhe unter Wäsche versteckt. Es sollte für einen Neuanfang dienen. Wenn sie das Geld verloren, waren sie Bettler. Liz Palmer stand unvermittelt vor den Scherben einer Illusion, die sie und Sam Palmer vor vielen Jahren bewogen hatte, Schafe zu züchten und durchs Land zu ziehen, bis sie einen Platz finden würden, an dem sie in Ruhe und Frieden leben konnten. Etwas in der Frau zerbrach. Ihre Psyche drohte nicht mehr mitzuspielen. Sie merkte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Ihr Hals war wie ausgetrocknet.

    »Wo bleibst du denn, Liz? Verdammt! Wir wollen hier keine Wurzeln schlagen.« Es war Stewart Battey, der zur Eile drängte.

    Liz Palmer stieg aus dem Fuhrwerk. In der Linken hielt sie die Laterne, in der Rechten die Brieftasche mit dem Geld.

    Carry war zum Corral gegangen und sattelte ein Pferd. Jenny stand auf dem Platz zwischen den Planwagen.

    Licht fiel auf Stewart Battey, als Liz an ihn herantrat. Noch einmal besiegte sie den Aufruhr der Gefühle, der in ihr tobte, und stieß hervor: »Wie tief bist du bloß gesunken, Stewart? Ich glaubte, dich zu kennen und dich einschätzen zu können. Das war ein Trugschluss. Du bist verdorben bis in deinen Kern. Es ist nur all die Jahre über nicht zum Ausbruch gekommen.«

    Stewart griff nach der Brieftasche. »Ja, Liz, so etwas schlummert manchmal in einem«, dehnte er, und es klang ausgesprochen zynisch. »In jedem von uns steckt ein Verbrecher.«

    »Du dreckiger Hurensohn!«, erklang es plötzlich von einem der Fuhrwerke. Ein Revolver wurde gespannt. »Die Hölle verschlinge dich!«

    »Jim!« Der Name kam

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