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4 Marshal Western Januar 2023
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eBook520 Seiten6 Stunden

4 Marshal Western Januar 2023

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Über dieses E-Book

4 Marshal Western Januar 2023

Alfred Bekker, Thomas West & Pete Hackett

 

 

Diese Buch enthält folgende Romane:

Pete Hackett: Verdammt in Perico

Alfred Bekker: Nugget-Jäger

Thomas West: Warrington – Ein Mann aus Granit

Pete Hackett: Marshal Logan und der gefährliche Auftrag

 

 

Der Mann beobachtete die Mallory-Mine. Er kauerte hinter dichtem Gestrüpp. Es war Nacht. Mond- und Sternenlicht reichten nicht aus, um den Grund der Senke auszuleuchten, in der der Zugang zu dem riesigen Stollen lag. Zwei Männer bewachten die Mine. Einer der beiden war am Stolleneingang postiert, der andere patrouillierte vor dem Schuppen mit den Sprengstoffvorräten auf und ab.

Vorsichtig bewegte sich der Bursche. Die Dunkelheit hüllte ihn ein wie ein schwarzer Mantel. Er verursachte nicht das geringste Geräusch. In der Nähe des Mannes, der den Stollen bewachte, ging er hinter einem Felsen in Deckung. Er zog sein Messer aus dem Stiefelschaft. Schritte näherten sich ihm...

Der Posten war arglos. Leise summte er eine Melodie vor sich hin. Ein Arm legte sich von hinten um seinen Hals. Der Schreck lähmte ihn. Und dann kam der glühende Schmerz, als sich ihm der blanke Stahl in den Rücken bohrte. Er röchelte, dann riss sein Denken.

Die Gestalt des Wachpostens erschlaffte. Der Mörder schleifte den Leichnam hinter einen Felsbrocken. Als er ihn zu Boden gleiten ließ, waren seine Gedanken schon bei dem anderen Posten, der das Sprengstoffmagazin bewachte.

SpracheDeutsch
HerausgeberAlfred Bekker
Erscheinungsdatum1. Jan. 2023
ISBN9798215022993
4 Marshal Western Januar 2023
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    4 Marshal Western Januar 2023 - Alfred Bekker

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author 

    COVER EDWARD MARTIN

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen 

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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    4 Marshal Western Januar 2023

    Alfred Bekker,  Thomas West & Pete Hackett

    ––––––––

    Diese Buch enthält folgende  Romane:

    Pete Hackett: Verdammt in Perico

    Alfred Bekker: Nugget-Jäger

    Thomas West: Warrington – Ein Mann aus Granit

    Pete Hackett: Marshal Logan und der gefährliche Auftrag

    ––––––––

    Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

    Verdammt in Perico

    Western von Pete Hackett

    U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.

    Über den Autor

    Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

    Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie Texas-Marshal und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung.

    Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie Der Kopfgeldjäger. Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

    ––––––––

    Ein CassiopeiaPress E-Book

    © by Author  www.Haberl-Peter.de

    © 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    www.AlfredBekker.de

    ––––––––

    Der Mann beobachtete die Mallory-Mine. Er kauerte hinter dichtem Gestrüpp. Es war Nacht. Mond- und Sternenlicht reichten nicht aus, um den Grund der Senke auszuleuchten, in der der Zugang zu dem riesigen Stollen lag. Zwei Männer bewachten die Mine. Einer der beiden war am Stolleneingang postiert, der andere patrouillierte vor dem Schuppen mit den Sprengstoffvorräten auf und ab.

    Vorsichtig bewegte sich der Bursche. Die Dunkelheit hüllte ihn ein wie ein schwarzer Mantel. Er verursachte nicht das geringste Geräusch. In der Nähe des Mannes, der den Stollen bewachte, ging er hinter einem Felsen in Deckung. Er zog sein Messer aus dem Stiefelschaft. Schritte näherten sich ihm...

    Der Posten war arglos. Leise summte er eine Melodie vor sich hin. Ein Arm legte sich von hinten um seinen Hals. Der Schreck lähmte ihn. Und dann kam der glühende Schmerz, als sich ihm der blanke Stahl in den Rücken bohrte. Er röchelte, dann riss sein Denken.

    Die Gestalt des Wachpostens erschlaffte. Der Mörder schleifte den Leichnam hinter einen Felsbrocken. Als er ihn zu Boden gleiten ließ, waren seine Gedanken schon bei dem anderen Posten, der das Sprengstoffmagazin bewachte.

    In einem weiten Boden umrundete er die Hütte. Er huschte von der Rückseite an sie heran und arbeitete sich an der Längswand entlang. Seine Nerven waren angespannt. Er atmete nur ganz flach. Schwach schimmerte der mörderische Stahl, der bereits den Lebensfaden eines Mannes durchtrennt hatte. Um den Killer herum war nur das Säuseln des Nachtwindes, der sich an den Felsen fing. Als er um die Hüttenecke äugte, sah er den Schemen des Postens ein Stück entfernt vor sich in der Finsternis.

    Der Wächter stand still da. Ein Schwefelholz flammte auf, als er sich eine Zigarette anzündete. Die kleine Flamme erlosch, als er das Hölzchen achtlos fallen ließ. Nur noch der gleißende Glutpunkt der Zigarette war zu sehen.

    Der Mörder bei der Hüttenwand wartete. Der Posten würde irgendwann in seine Nähe kommen. Vorhin war er noch vor der Hütte auf und ab patrouilliert. Weshalb sollte er dies plötzlich ändern?

    Doch der Mann blieb stehen. Immer wieder glühte die Zigarette auf, wenn er daran zog. Die Geduld des Mörders wurde auf eine ziemliche Probe gestellt. „O verdammt, komm endlich, Amigo!" Er stöhnte diese wenigen Worte regelrecht in seinen Gedanken.

    Schließlich schnippte der Wachposten die Zigarettenkippe fort. Die Glut beschrieb eine Leuchtspur, ehe sie zwischen Geröll landete und verschwand. Der Posten seufzte und setzte sich wieder in Bewegung. Er entfernte sich noch ein Stück von der Hütte und seine Gestalt versank nahezu in der Nacht. Doch dann machte er kehrt. Zunächst war er wieder schemenhaft auszumachen. Dann nahm seine Gestalt klarere Formen an, und schließlich konnte der heimtückische Mörder seine Konturen deutlich erkennen. Er hatte sich die Winchester auf die Schulter gelegt und hielt sie am Kolbenhals fest.

    Der Hombre an der Hüttenwand duckte sich noch mehr. Er verschmolz regelrecht mit dem Schlagschatten. Seine Rechte saugte sich um den Messergriff fest. Der Wachmann war jetzt auf seiner Höhe. Er stieß sich ab und flog auf den ahnungslosen Mann zu. Dieser kam nicht mehr dazu, zu begreifen. Schon gar nicht war er in der Lage, zu reagieren. Der Killer rammte ihm den Dolch in den Leib. Ein Gurgeln brach aus der Kehle des Wachmannes, er wankte und sperrte den Mund auf zu einem Schrei. Doch er brachte nur noch ein verlöschendes Ächzen zu Stande und brach zusammen.

    Der Mörder verharrte geduckt und sicherte in die Runde. Seine Instinkte arbeiteten mit doppelter Schärfe. Doch in der breiten Senke herrschte Stille – tödliche Stille. Einige hundert Yards entfernt schliefen die Bergwerkarbeiter in der flachen, lang gezogenen Mannschaftsunterkunft. Im Haus Sid Mallorys auf dem Hügel noch ein ganzes Stück weiter entfernt schliefen die Bewohner ebenfalls.

    Die Luft war rein.

    Der Killer stieg über den Leichnam hinweg. Er untersuchte das Türschloss. Es war nur ein einfaches Vorhängeschloss, das er mit dem Dolch knackte.

    Die Hüttentür knarrte rostig in den Angeln. Der geheimnisvolle, tödliche Mister stand im Innern. Im spärlichen Licht eines Streichholzes schaute er sich um. An der rechten Wand waren fein säuberlich die Kisten mit dem Dynamit aufgestapelt. An langen Nägeln, die in die Hüttenwand geschlagen waren, hingen Zündschnurrollen.

    Die Mundwinkel des Kerls kerbten sich zufrieden nach unten. Er knickte das Hölzchen und ließ es fallen. Es verlosch. Der Mann fand sich nun im Finstern zurecht.

    Er klemmte sich eine der Kisten unter den Arm, nahm eine der Luntenrollen vom Nagel und hängte sie sich über die Schulter. So verließ er die Hütte. Er schlich zum Minenstollen. Im Eingang, der mit dicken Balken abgesichert war, sprengte er mit der Dolchklinge, an der das Blut zweier Männer klebte, den Deckel von der Kiste. Matt schimmerten die beiden Stahlbänder der Gleise, auf denen die Loren liefen, die das herausgebrochene, erzhaltige Gestein aus dem Stollen beförderten. Sie verloren sich nach etwa zwanzig Schritten in der Dunkelheit. Tatsächlich aber setzten sie sich fort bis zu der Zerkleinerungsanlage, dem Stampfwerk also.

    Der Saboteur verband die Lunten mehrerer Dynamitstangen miteinander und verknüpfte sie mit dem einen Ende der Zündschnur. Das andere Ende in der Hand lief er ins Freie. Als er der Meinung war, dass sie Lunte lang genug war, ließ er die Zündschnur zu Boden fallen.

    Er merkte sich die Stelle.

    Dann kehrte er in die Hütte zurück und holte eine weitere Kiste voll Dynamit und eine weitere Lunte. Er lief geduckt zum Stampfwerk. Das zerkleinerte, erzhaltige Gestein wurde hier auf Frachtwagen verladen und zu den Schmelzöfen gefahren. Über eine Rutsche gelangte das zerstampfte Material auf die Ladeflächen der Fuhrwerke. Das Stampfwerk befand sich in einem riesigen Schuppen, der sogar über ein Stockwerk verfügte. Auf einer Rampe standen sechs Loren. Sie waren voll beladen. Keile unter den Rädern verhinderten, dass sie zurückrollten.

    An der Wand des Schuppens und an den Stempeln der Rutsche deponierte der Saboteur jeweils drei Dynamitpatronen, die er mit der Zündschnur verband. Dann rannte er mit dem Ende der Lunte von dem Gebäude weg. 

    Ein Schwefelholz ratschte über einen Stein. Die Flamme leuchtete auf. Der Bursche hielt sie an die Zündschnur. Zischend und sprühend fraß sich der Funke vorwärts.

    In den Mister kam Leben. Er hetzte zu der Stelle, an der er das Ende der anderen Lunte wusste. Wieder flackerte ein Streichholz auf. Auch hier begann die Zündschnur zu glimmen, dann bewegte sich der grelle Lichtpunkt in Richtung Stolleneingang durch die Finsternis.

    Der Bandit verlor keine Zeit mehr. Er rannte zu seinem Pferd, das er in sicherer Entfernung abgestellt hatte. In dem Moment, als er sich in den Sattel schwingen wollte, schien die Hölle aufzubrechen.

    Ein greller Feuerblitz, der aus dem Stolleneingang stieß wie der feurige Atem eines legendären Drachen, zerfetzte die Nacht und tauchte für den Bruchteil einer Sekunde die gesamte Senke in gleißendes, bläuliches Licht. Im selben Augenblick erfolgte die Explosion. Die Stempel, die den Eingang stützten, wurden geradezu weggeblasen.

    Eine zweite Detonation vermischte sich mit der ersten. Dann ging eine Dynamitladung nach der anderen beim Stampfwerk in die Höhe. Der Weltuntergang schien sich anzukündigen. Der Donner der Explosionen rüttelte an den Bergen zu beiden Seiten der Senke und drohte sie zum Einsturz zu bringen. Brüllendes Getöse rollte durch die Talsohle und wurde hundertfach von den Echos verstärkt.

    Gewaltige Massen von Erdreich, Gestein und Geröll krachten in den Stollen und verschütteten ihn. Das urwelthafte Grollen verklang. Dort, wo der Hügel über dem Stollen eingebrochen war, entstand ein Erdrutsch, aber auch er kam zum Stillstand. Eine dichte Staubwolke trieb auseinander. Der Schuppen, in dem die Zerkleinerungsanlage untergebracht war, brannte. Bretter und Balken, die die Explosionen durch die Luft gewirbelt hatten, lagen kreuz und quer. Das ausgedörrte Holz brannte wie Zunder. Rauch vermischte sich mit dem wogenden Staub. Ätzender Geruch von verbranntem Pulver machte sich breit. Stille senkte sich zwischen die Berge. Nur das Prasseln und Fauchen des Feuers unterbrach sie.

    Der Bandit schwang sich auf das erregt scheuende Pferd und zähmte es mit stählerner Faust. Dann hämmerte er dem Tier die Sporen in die Seiten. Er lenkte es zwischen die Hügel, die von klaffenden Lücken zerschnitten und deren Flanken von tiefen Rinnen zerklüftet waren.

    Zurück blieb ein Werk der sinnlosen Zerstörung...

    *

    Ich befand mich bei Jane auf der Horseshoe-Ranch. Nach unserem Abenteuer am Washita River, das meinem Partner eine Kugel in die Schulter bescherte, hatte mir der Richter 24 Stunden Urlaub gewährt, damit ich Jane besuchen konnte.

    Ich bin Bill Logan. Genannt werde ich von allen nur Logan. Nur Jane benutzt meinen Vornamen. Sie nennt mich liebevoll Bill. Wenn ich von meinem Partner spreche, so ist die Rede von Joe Hawk. Ja, wir sind ein Team. Wir tragen beide den Stern des U.S. Marshals. Und wir sind stolz darauf, diesen Stern zu tragen.

    Nun lag Joe mit einer durchschossenen Schulter im Hotel in White Deer, denn den weiten Ritt nach Amarillo hätte er mit dieser Wunde wohl nicht durchgestanden. Ich aber befand mich bei Jane. Vor den Fenstern hing die Dunkelheit. Seit Jane und ich uns vor einigen Tagen zum ersten Mal geküsst hatten, waren wir so etwas wie ein Paar.

    Lonny, Janes kleiner Sohn, dessen Vater aus dem Hinterhalt ermordet worden war, schlief längst. Und irgendwie schien auch Janes Vater, der grauhaarige Lionel Hastings bemerkt zu haben, dass wir alleine sein wollten. Jedenfalls verabschiedete er sich auch und brabbelte etwas von alten Knochen, die der Ruhe bedürften, und noch ein paar Dinge mehr.

    Dann waren Jane und ich allein.

    Obwohl wir uns heiß und innig geküsst hatten, spürte ich Unsicherheit und Verlegenheit.

    Jane erhob sich von ihrem Stuhl und trat vor mich hin. Wie von Schnüren gezogen kam auch ich hoch. Sie lächelte hoch in mein Gesicht. In der Tiefe ihrer dunklen Augen bemerkte ich etwas, das mir das Blut schneller durch die Adern jagte.

    Ja, bei Gott, ich spürte es ganz deutlich. Jane war bereit, mir alles zu geben. Und ich spürte noch was anderes. Es war ein geradezu beklemmendes Gefühl. In meinem Hals bildete sich ein Kloß. So sehr ich auch schluckte, ich bekam ihn nicht hinunter. Wenn mir heißes Blei um die Ohren flog, fühlte ich mich nicht derart hilflos und unbeweglich.

    Ich glaube, ich wurde in diesen Sekunden, da bei mir das Begreifen kam, rot.

    Jane stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste mich auf den Mund. Heiß durchrieselte es mich. Ich spürte ein Kribbeln zwischen den Schulterblättern. „Bill, ich kann dir nicht sagen, wie sehr ich mich freue, dass du wieder einmal den Weg zur Horseshoe gefunden hast."

    Mit diesen Worten hatte sich mich auch schon empfangen. Empfand sie ähnlich wie ich? O verdammt? Wer kann schon in die Seele einer Frau blicken. Ich war auch nicht der Süßholzraspler, wie es sie zu tausenden gibt und die einer Frau mit dem Mund die Sterne vom Himmel holen. Also griff ich nach Jane, legte ihr meinen rechten Arm um die Taille und zog sie enger an mich heran.

    „Ich konnte es kaum erwarten, dich wiederzusehen."

    Meine Stimme klang belegt und mir selbst fremdartig. Aber ich hatte auch gar nicht vor, viel zu sprechen. Ich beugte mich über ihr Gesicht, über die leicht geöffneten Lippen, zwischen denen die ebenmäßigen Zähne funkelten, und dann küssten wir uns heiß und anhaltend. Jane klammerte sich an mich. Wir entrückten der Realität. Hin und wieder mussten wir Atem holen. Schließlich lösten wir uns voneinander.

    Janes Wangen waren gerötet. In ihren Augen bemerkte ich ein fiebriges Leuchten, ein glückliches Glühen, das nicht verlöschen wollte, das eher mehr und mehr an Intensität gewann. Mein Blut war in Wallung.

    „Ich liebe dich, Logan." Ihre Stimme war wie ein Windhauch.

    „Yeah." Unsere Lippen fanden sich aufs Neue...

    Zeit und Raum schienen sich für uns aufzulösen. Seit jener Nacht weiß ich, was gemeint ist, wenn jemand behauptet, auf einer rosaroten Wolke geschwebt zu sein.

    All right, Leute. Die Nacht war vorbei. Wir frühstückten. Jane, Lonny, Old Lionel und ich. Der Kaffee war stark und heiß, die Sandwichs, die Jane zubereitete, schmeckten hervorragend. Lonny ritt auf meinem Oberschenkel. Old Lionel beobachtete abwechselnd mich und seine Tochter, einen grüblerischen Ausdruck im Blick. Vor allem mich musterte er immer wieder prüfend und forschend, und von seiner Stirn war nicht abzulesen, was er dachte.

    „Darf ich Blacky reiten, Logan?", fragte mich Lonny.

    Ja, auch er nannte mich Logan. Das hatte er wohl von seinem Großvater so abgeguckt. Warum auch nicht?

    „Natürlich, Amigo. Natürlich darfst du Blacky reiten."

    Mein Rappe hatte es ihm angetan, obwohl zig Pferde in den Corrals der Ranch herumstanden. Die Horseshoe war eine Pferderanch. Die Tiere verkaufte Jane auf dem Viehmarkt in Amarillo oder an die Armee-Forts oben an der Grenze zum Indianerterritorium.

    Jane räumte das Geschirr ab. Lionel, Lonny und ich gingen nach draußen. Die Sonne schien hell. Im Staub des Ranchhofes gleißten die Kristalle wie winzige Diamantensplitter. Die Cowboys waren schon bei der Arbeit. Ich sah Dooley bei einem Korral, über dem eine wogende Staubwolke hing. Er und noch zwei Burschen sortierten Pferde für den Verkauf aus und trieben sie in eine kleinere Fence.

    Lonny hielt meine Hand. Halb rechts hinter mir ging Old Lionel. „Während ihr beide euch mit Blacky vergnügt, will ich die Hühner füttern, hörte ich ihn sagen. Ich blickte über die Schulter. „Vorher aber noch ein Wort von Mann zu Mann, Logan.

    Ich war ganz Ohr und wandte mich ihm zu.

    Lonny zog an meinem Arm. Der Boy war ziemlich ungeduldig. Mein Blick traf sich mit dem des Oldtimers. Irgendwie ahnte ich, was er mir zu sagen hatte. „Natürlich. Von Mann zu Mann. Was gibt es, Lionel?"

    Er schaute verkniffen. Seine Augen hatten sich verengt. Zwischen den engen Lidschlitzen konnte ich ein kriegerisches Funkeln wahrnehmen.

    Lionel nickte. „Na schön, Logan. Ich hoffe, du verstehst mich richtig. Jane war bis vor einem Jahr etwa ein ziemlich glückliches Mädchen. Dann begann der Terror. Die Green Belt Ranch unterließ nichts, um uns hier auf der Horseshoe das Leben schwer zu machen. Schließlich wurde Janes Mann aus dem Hinterhalt erschossen. Janes Glück wurde damit sozusagen der Todesstoß versetzt."

    Der Oldtimer schwieg und sah mich viel sagend an, als wollte er kontrollieren, dass ich seinen Ausführungen auch mit dem nötigen Interesse folgte.

    Ich nickte. „Ich verstehe."

    „Heute Morgen machte Jane wieder einen sehr, sehr glücklichen Eindruck, Logan. Ja, es ist mir nicht entgangen. Sie ist überhaupt, seit sie dich getroffen hat, wie ausgewechselt. Ich bin froh darüber. Es brach mir das Herz, wenn ich sie leiden sah. Jetzt hat sich das geändert. Jane verdient es, glücklich zu sein. Yeah, sie verdient es. Darum solltest du sie nicht enttäuschen, Logan. Du musst ehrlich zu ihr sein. Du darfst ihr nichts versprechen, weder durch Wort noch durch Tat, was du nicht halten willst oder kannst."

    Ein klares Wort. Ich wich seinem ernsten, zwingenden Blick nicht aus. „Mein Wort drauf, Lionel, dass ich alles tun werde, damit Jane wieder die Frau ist, die sie bis vor einem Jahr war. Mein Wort auch darauf, dass ich sie von mir aus nicht enttäuschen werde. Ich habe ihr nichts versprochen, was ich nicht in der Lage bin zu halten. Und ich werde ihr auch nichts Derartiges versprechen – weder durch Wort, noch durch Tat. Ich habe mir auch nichts genommen, was Jane nicht absolut freiwillig bereit war zu geben. Ich liebe deine Tochter, Lionel."

    Wieder erforschte er sekundenlang meine Züge, wieder hatte ich den Eindruck, dass er meine geheimsten Gedanken zu ergründen und zu analysieren versuchte. Lonny zerrte an meinem Arm. Ihn interessierte nicht, was Lionel und ich sprachen. Er wollte auf Blacky sitzen.

    Plötzlich spielte ein zufriedenes Lächeln um den Mund des Oldtimers. „Ich sehe es, Logan, du meinst es ehrlich. Yeah, davon bin ich überzeugt. Wäre es anders, wären deine Worte lediglich Lippenbekenntnisse, würde ich es auch spüren. Es ist in Ordnung. Mach Jane niemals unglücklich. Du hast in ihr wieder etwas zum Leben erweckt. Lass es nie wieder absterben."

    Lionel schwang herum und ging zum Hühnerstall.

    Ich blickte ihm hinterher. Lionel war ein Bursche nach meinem Geschmack. Er sagte, was ihm auf den Lippen brannte. Ich werde weder dich noch deine Tochter enttäuschen, Oldman, versprach ich noch einmal in Gedanken, und es sollte für mich sein wie ein Schwur. „All right, Kleiner, sagte ich dann und grinste Lonny an. „Reiten wir eine Runde. Aber dann muss ich zusehen, nach Amarillo zurückzukommen. Denn heute Mittag endet mein Urlaub.

    Ich sattelte und zäumte Blacky, meinen schwarzen Rappen, mit dem ich schon in den Panhandle gekommen war, nachdem ich 13 Jahre lang auf der Suche nach meinem Bruder Robin über die Hügel ritt und schließlich seinen Mörder hierher verfolgte.

    Blacky schäumte fast über vor Feuer. Er tänzelte und schnaubte und konnte es kaum erwarten, aus dem Stall geführt zu werden. Als ich Lonny in den Sattel hob, wieherte Blacky ungeduldig. Ich tätschelte ihm den Hals, dann führte ich ihn ins Freie. Lonny lachte hell auf. Seine blauen Augen glänzten. Auch er war glücklich. Warm durchflutete es mich.

    Gerade als ich meinen linken Fuß in den Steigbügel stellte, um hinter Lonny aufzusitzen, sah ich den Reiter auf dem schmalen Reit- und Fahrweg, der am Mulberry Creek entlang führte, näher kommen.

    Ich traute meinen Augen nicht.

    Es war Simon Calispel, der Sekretär des Richters.

    Er musste mitten in der Nacht in Amarillo aufgebrochen sein.

    Meine jähe, bohrende Frage nach dem Grund hierfür blieb unbeantwortet. Aber es musste etwas vorgefallen sein, das dem Richter wichtig genug erschien, seinen Sekretär zu mir zu schicken, um mich unverzüglich zurückzuholen.

    Langsam näherte sich Calispel. Er sah fast Mitleid erregend aus. Es war schließlich kein Katzensprung von Amarillo bis zur Horseshoe Ranch. Und für einen Mann, der seine Tage am Schreibtisch verbrachte, war der Ritt hierher sicherlich eine Tortur.

    Simon Calispel lenkte seinen lehmgelben Wallach in den Ranchhof. Vor mir hielt er an. Aus der Nähe sah er noch viel mitgenommener, um nicht zu sagen elend aus. Er seufzte, nahm seine Melone ab und wischte mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn. Seine Augen waren entzündet, seine Lider gerötet, seine Lippen trocken.

    Ich ließ die Zügel fallen und trat von Blacky weg. Das konnte ich beruhigt tun, denn solange Lonny auf seinem Rücken saß würde sich der Rappe nicht von der Stelle bewegen. Aus den Augenwinkeln sah ich Jane aus dem Ranchhaus treten. Old Lionel verließ mit einer Schwinge voll Hühnerfutter den Schuppen mit dem Hühnerstall, blieb vor der Tür stehen und starrte aus engen Augenschlitzen auf Simon Calispel.

    Simon blieb auf dem Pferd sitzen. „Grundgütiger, Logan, wie kann ein Mensch diesen Weg freiwillig auf sich nehmen? Er brachte nur ein heiseres Gekrächze zustande. „Ich spüre mein Sitzfleisch nicht mehr. Wenn ich jetzt vom Pferd steige, breche ich wahrscheinlich zusammen.

    „Dann sollten Sie vorsichtshalber oben bleiben, Simon. Ob ich wollte oder nicht – ich musste grinsen. „Wo brennt es? Ich stellte diese Frage, als ich den Anflug von Heiterkeit überwunden hatte und mir in den Sinn holte, dass der Richter seinen Sekretär nicht ohne Grund in den Sattel gejagt hatte.

    Simon stülpte sich den Hut wieder auf den Kopf und verstaute das Tuch in der Jackentasche. „In der Nähe von Perico, Logan. Dort hat jemand die Mallory-Mine und die Zerkleinerungsanlage in die Luft gejagt."

    „Perico?" Ich schaute Simon fragend an.

    „Dallam County. Ein Steinwurf von New Mexiko entfernt. Da oben wird Eisenerz abgebaut. – Zwei Männer, die die Mine und das Pulvermagazin bewachten, wurden kaltblütig erstochen. Der Richter hat mich beauftragt, Sie unverzüglich auf den Trail ins Dallam County zu schicken, Logan."

    Jane war näher gekommen und hatte die letzten Worte Simons wohl vernommen. Denn ich konnte erkennen, dass sie ziemlich freudlos drein schaute. Aber sie schien auch total gefasst zu sein. Sicherlich waren ihre Empfindungen ziemlich zweigeteilt. Einerseits wollte sie mich bei sich haben, davon war ich zumindest überzeugt, andererseits wusste sie, dass ich U.S. Marshal war und dass dieser Job mich zwang, zu reiten und zu kämpfen.

    Schon einmal hatte sie einen Mann verloren, den sie liebte.

    Ich nagte kurze Zeit an der Unterlippe, dann fragte ich: „Ich soll also gleich von hier aus ins Dallam County reiten, Simon?"

    „Ja. Der Boss befürchtet, dass derjenige, der dort oben Terror macht, keine unnütze Zeit verstreichen lässt und schon den nächsten Schlag vorbereitet."

    „Was denkt der Richter? Wer steckt hinter dem Anschlag?"

    Calispel zuckte mit den Achseln. „Das herauszufinden ist Ihr Job, Logan."

    Damit war alles gesagt.

    Ich bemerkte, dass Jane enttäuscht war. Ich würde auch Lonny enttäuschen müssen. Aus unserer Runde auf Blacky wurde nun nichts mehr. Denn da war die Pflicht, die mir der Stern an der Weste auferlegte...

    *

    Ich war auf dem Trail. Janes Abschiedskuss brannte noch auf meinen Lippen. Old Lionels viel sagender, bedeutungsvoller Blick stand noch vor meinem geistigen Auge. Ebenso Lonnys enttäuschter Gesichtsausdruck, als ich ihn vom Pferd hob und ihm erklärte, dass ich unverzüglich fortreiten musste. An meinem Sattel hing ein Leinensack voll Proviant, den mir Jane eingepackt hatte.

    Simon Calispel war auf der Ranch geblieben. Er bedurfte einiger Stunden Ruhe. So fertig hatte ich noch selten einen Mann von seinem Pferd steigen sehen.

    Blacky trug mich nach Norden. Der Rappe war ausgeruht und temperamentvoll. Ich ließ ihn das Tempo bestimmen. Meile um Meile ging es über Hügel, durch Senken, zwischen Felsen hindurch, durch tiefe Schluchten und Canyons und über ödes, von der Sonne versengtes Terrain. Die Hitze setzte dem Pferd und mir zu. Sie füllte beim Atmen die Lungen wie mit Feuer.

    Am McClellan Creek im Süden des Gray County rastete ich. Mit dem klaren Flusswasser wusch ich mir Staub und Schweiß aus dem Gesicht. Blacky löschte seinen Durst. Ich goss das brackige, abgestandene Wasser aus der Canteen und füllte sie mit frischem Wasser. Blacky graste, ich aß etwas von dem Proviant, den mir Jane mit auf den Weg gegeben hatte.

    Dann ging es weiter. Gegend Abend erreichte ich Panhandle, eine Town an der Überlandstraße, die von Amarillo herauf nach Canadian führte und von dort aus ins Indianerterritorium. Spurrinnen und Pferdespuren zerklüfteten die Straße. Strauchwerk säumte sie. Die Sonne stand schon weit im Westen und die Schatten wuchsen schnell. Staub wirbelte unter Blackys Hufen.

    Ich hielt mich nicht auf in der Stadt. Ich wollte nach White Deer, um zu sehen, wie weit Joes Genesung vorangeschritten war. Joe war ein hart gesottener Hombre, und vielleicht war er schon in der Lage, mich nach Perico zu begleiten.

    Meine Hoffnung war nicht sehr groß. Dennoch sollte er wissen, wo ich operierte. Es war mir ein inneres Bedürfnis. Dafür nahm ich den Umweg gerne in Kauf.

    Es war ein schönes Land durch das ich zog, aber auch ein wildes und gefährliches Land. Aber mit der Gefahr war ich auf du und du. Sie hatte mich in all den Jahren ständig begleitet, in denen ich meinen Bruder suchte. Dennoch ritt ich wachsam und sicherte ständig um mich.

    Der Tag floh nach Westen. Glutrot ging die Sonne unter. Von Osten kam die Dämmerung. Als nur noch der rote Widerschein den Himmel im Westen färbte und der Abendstern blinkte, las ich auf einem verwitterten Holzschild, dass mich noch 8 Meilen von White Deer trennten.

    „Na schön, Alter, murmelte ich und klopfte gegen Blackys Hals. „Das packen wir auch noch. Dann gibt’s goldenen Hafer für dich und ein saftiges Steak für mich. Go on, Amigo mio.

    Blacky schnaubte prustend und warf den Kopf hoch.

    Das Land verlor seine Farben. Der rötliche Schein, der auf allem lagerte, war verblasst. Es war noch immer höllisch warm, aber wir waren nicht mehr unmittelbar der sengenden Sonne ausgesetzt. Schnell kam die Dunkelheit. Blacky ging im Schritt. Dumpf pochten die Hufe auf dem harten Untergrund.

    Es war stockfinster, als ich die Lichter von White Deer vor mir sah. Die Town war mir aus jüngster Vergangenheit noch gut in Erinnerung. Wir hatten oben, in der Nähe von Codman, den Lynchmord an einem Farmer aufzuklären. Dabei war ziemlich Blut geflossen.

    Ich brachte Blacky in den Mietstall. Der Stallmann kannte mich. „Ihr Partner unternimmt schon stundenlange Spaziergänge, klärte er mich auf. „Der ist wohl nicht so leicht totzukriegen, wie?

    „Joe gehört zur eisernen Sorte. Wo finde ich ihn. Im Hotel, oder verbringt er seinen Abend im Saloon?"

    „Nun, ich meinte nicht, dass er sich nicht schont. Er sagte mir, als er heute nach seinem Pferd schaute, dass er alles tun will, um so schnell wie möglich wieder in den Sattel steigen zu können."

    Ich half dem Burschen, Blacky zu versorgen. Als ein Eimer voll Hafer vor seiner Nase stand, die Futterraufe voll Heu war und das Pferd frisches Wasser in einem zweiten Eimer in der Box hatte, warf ich mir die Satteltaschen über die Schultern, nahm die Winchester und stapfte hinüber zum Hotel. Vom Clerk erfuhr ich, dass Joe in seinem Zimmer war.

    Ich stieg die Treppe hinauf.

    „Hereinspaziert!", rief Joe, nachdem ich einmal geklopft hatte.

    Im Zimmer brannte eine Lampe. Joe lag auf dem Bett. Er war mit Hose und Hemd bekleidet. Das Hemd stand über der Brust weit offen, so dass ich den dicken, weißen Verband sehen konnte, der sich um seine Brust wand. Mein Freund und Partner wirkte trotz des gelben Lichtscheins ziemlich blass. Seine Augen lagen tief in den Höhlen.

    „Hallo, Joe."

    Er richtete vorsichtig seinen Oberkörper auf. Seine Züge verzerrten sich ein wenig. Und obwohl er offensichtlich Schmerzen hatte, grinste er blitzend. „Howdy, Partner. Ist das ein Krankenbesuch, oder hast du’s nicht ausgehalten ohne mich? Oder kommst du, um mich abzuholen?"

    Er hatte die Beine vom Bett geschwungen und nun richtete er sich auf. Dabei entfuhr ihm ein schmerzgepresstes Ächzen.

    Wir schüttelten uns die Hand. Ich war dabei recht vorsichtig. „Nichts von alledem, Joe, gab ich zu verstehen und schwang die Satteltaschen von der Schulter. Ich warf sie auf den Tisch und setzte mich auf einen der Stühle. Auch Joe ließ sich wieder auf die Bettkante nieder. Ich schaute ihn voll an. „In der Nähe von Perico wurde eine Mine samt Stampfwerk in die Luft gejagt. Die beiden Männer, die die Mine bewachten, wurden brutal erstochen. Als der Boss es erfuhr, schickte er mir sofort Simon auf die Horseshoe hinterher und ich ritt sofort los.

    Mit Boss meinte ich Jerome F. Humphrey, den obersten Richter des ‚District Court for the Northern District of Texas‘.

    Joe pfiff zwischen den Zähnen. „Du hast einen ziemlichen Umweg unter Blackys Hufe genommen, Logan-Amigo. Perico liegt im Nordwesten des Panhandle."

    „Du solltest Bescheid wissen. Dass du nicht mit mir reiten kannst, ist mir klar."

    Joe schaute bekümmert. „Ich glaube nicht, dass ich dir eine besondere Hilfe wäre. Dennoch..."

    Ich winkte ab. „Vergiss es, Amigo. Du kurierst deine Wunde aus und erholst dich. Sollte ich längere Zeit da oben zu tun haben, kannst du ja nachkommen. Ansonsten reite ich auf dem Rückweg hier vorbei und nehme dich mit nach Amarillo."

    „Ich werde mit dem Doc reden."

    „Ich weiß, was er dir sagen wird. Ich lehnte mich zurück und streckte die Beine weit von mir. „Morgen früh reite ich weiter. Jetzt aber ist mir nach einem Steak und einem Bier zumute. Ich hörte vom Stallburschen, dass du schon stundenlang durch die Gegend spazierst. Begleitest du mich in den Saloon?

    „Nichts lieber als das. Sinnlos herumzuliegen bringt mich fast um. Gehen wir."

    Ehe wir das Hotel verließen, mietete ich ein Zimmer für die Nacht. Schon bald darauf stürzte ich mich das Steak. Während ich aß, fragte Joe: „Welche Mine wurde hochgejagt? Die Mallory-Mine oder die Mine Todhunter Jenkins‘?"

    „Die Mallory-Mine. Ich wusste bisher gar nicht, dass es auch eine Jenkins-Mine gibt. Sollte etwa dieser Todhunter Jenkins seine Konkurrenz ausschalten wollen?"

    Joe spitzte die Lippen und wiegte den Kopf. „Bisher hat es noch keinen Hinweis gegeben, dass die beiden sich nicht grün wären. Nein, sie betrieben ihre Unternehmen in ziemlicher Eintracht. Es gibt genug Erz da oben, und über Abnehmer braucht sich keiner der beiden zu beklagen. Es gibt aber auch die M-im-Kreis Ranch in der Nähe von Perico. Sie ist der Bar-H untergeordnet. Die M-im-Kreis gehörte mal Jeff Meeker. Sie wurde von der Panhandle Cattle Company geschluckt, und Meeker verwaltet sie nur noch."

    Ich verstand.

    Die PCC war ein Syndikat reicher Männer, die fast das gesamte Weideland im Panhandle ihr Eigen nannten. Sie hatten vor Jahren die Gesellschaft ins Leben gerufen, viele Haupt- und Unterranches gegründet und sie in die Hände von Verwaltern gegeben. Diese Verwalter waren ungekrönte Könige. Die Vormänner, denen sie im Regelfall die Arbeit machen ließen, waren wie Ritter, die treu und manchmal mit üblen Machenschaften die Interessen ihrer Herren durchsetzten.

    Davon konnte ich schon ein Lied singen, obwohl ich noch gar nicht so lange für das Gesetz im Panhandle ritt.

    Ich war etwas verwundert. „Wenn die PCC Meekers Besitz geschluckt hat, sollte man meinen, er würde für die Company keinen Finger krumm machen. Dennoch ist er als Verwalter seiner eigenen Ranch tätig?"

    „Er stand vor dem Ruin. Als die Bar-H seinen Besitz übernahm, war das für ihn sozusagen die Rettung. Er musste dankbar dafür sein, dass Hancock ihm die Chance bot, weiterhin als Verwalter bleiben zu dürfen. Er hätte ihn auch davonjagen können wie einen räudigen Hund."

    „Er steht also loyal zu Hancock und Bar-H?"

    „Ich nehme es an. Gegenteiliges habe ich nie gehört."

    „Kann er hinter dem Anschlag auf die Mallory-Mine stecken?" Gespannt musterte ich Joe nach dieser Frage.

    „Die Erzgruben liegen an der Grenze des M-im-Kreis-Landes. Ob er dahintersteckt, ob vielleicht sogar die Bar-H ihre Finger im Spiel hat, oder ob tatsächlich Todhunter Jenkins plötzlich die Konkurrenz loswerden möchte – wer weiß das schon. Es wird an dir liegen, es herauszufinden, Logan-Amigo."

    Ich spülte den letzten Bissen mit einem Schluck Bier hinunter, wischte mir den Mund ab und setzte mich aufrecht hin. Den Bierkrug in der Hand drehend gab ich zu verstehen: „Und ich werde alles daran setzen, es herauszufinden, Partner."

    Joe schaute mich verschwörerisch an. „Mallory hat eine verdammt hübsche Tochter, Logan. Heather ihr Name. Lass dich nicht allzu sehr ablenken von ihrer blendenden Erscheinung. Egal, wer hinter dem Terror steckt: Er wird deine 100-prozentige Konzentration erfordern."

    Mein Freund und Partner grinste anzüglich.

    Ich winkte ab. „Ich habe mich mit Jane verlobt, Amigo. Und ich gehöre zu der Sorte, die treu ist bis in den Tod."

    „Gelegenheit macht Diebe, Logan-Amigo." Joe grinste wie ein Faun.

    „Ich werde mich wappnen, knurrte ich. Dann setzte ich hinzu: „Wenn wir ausgetrunken haben sollten wir uns flachlegen. Du musst gesund werden, und nichts ist heilsamer als Schlaf. Ich muss morgen früh ziemlich bald aus den Federn...

    „Wo warst du denn in der vergangenen Nacht?"

    „Auf der Horseshoe."

    „Aha. Daher der Nachholbedarf. – Heh, Amigo, weshalb dieser vernichtende Blick. Sagtest du nicht selbst, du seist mit Jane verlobt. Du warst es noch nicht, als wir uns vor einigen Tagen hier trennten."

    „War nicht so gemeint." Ich trank einen kräftigen Schluck. Ich wollte tatsächlich ins Bett. Nicht, weil ich Nachholbedarf hatte, wie es Joe in seiner direkten Art

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