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8 Wilde Western Großband 1003
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8 Wilde Western Großband 1003
eBook893 Seiten12 Stunden

8 Wilde Western Großband 1003

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Über dieses E-Book

Im Banditencamp wurden die Marimbas vom verwehenden Klang einer Gitarre begleitet. Pablo Santacruz und seine Bravados feierten ein Fest. Ein riesiges Feuer brannte auf dem großen Platz zwischen Zweighütten, Zelten und einigen festen Behausungen. Es gab einige Señoritas, mit denen die Banditen tanzten oder sich auf andere Art und Weise vergnügten. Der Pulque floss in Strömen. Die meisten der Banditen waren schon ziemlich angetrunken.

Die Kavalleristen waren rund um das Lager in Stellung gegangen. Niemand hatte sie bemerkt. Pablo Santacruz fühlte sich sicher hier am Mesquiro Creek, in der Einöde der Sierra Negras. An Verrat verschwendete er nicht einen Gedanken. Darum hatte er keine Wachen aufgestellt. Ein Fehler, wie sich an diesem Abend auf schreckliche Weise herausstellten sollte. Ein tödlicher Fehler ...

8 Wilde Western Großband 1003


 

U.S. Marshal Bill Logan  (Band 41-48)

 

von Pete Hackett 

 

Band 41    Gewehre für Lone Wolf 

Band 42    Das Spiel ist aus, Sheriff

Band 43    Der Tod ritt mit 

Band 44    Panhandle Smith 

Band 45    Pakt mit der Hölle 

Band 46    Keine Chance für Cliff Randall  

Band 47    Wölfe kennen keine Gnade 

Band 48    Am Coldwater Creek lauert der Tod 

 

 

 

 

SpracheDeutsch
HerausgeberBEKKERpublishing
Erscheinungsdatum4. Okt. 2023
ISBN9798223224624
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    Buchvorschau

    8 Wilde Western Großband 1003 - Pete Hackett

    8 Wilde Western Großband 1003

    U.S. Marshal Bill Logan  (Band 41-48)

    von Pete Hackett

    Pete Hackett Western - Deutschlands größte E-Book-Western-Reihe mit Pete Hackett's Stand-Alone-Western sowie den Pete Hackett Serien Der Kopfgeldjäger, Weg des Unheils, Chiricahua und U.S. Marshal Bill Logan.

    U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.

    Über den Autor

    Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

    Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie Texas-Marshal und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung.

    Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie Der Kopfgeldjäger. Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

    ––––––––

    Ein CassiopeiaPress E-Book

    © by Author  www.Haberl-Peter.de

    © der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    www.AlfredBekker.de

    INHALT

    Band 41  Gewehre für Lone Wolf

    Band 42  Das Spiel ist aus, Sheriff

    Band 43  Der Tod ritt mit

    Band 44  Panhandle Smith

    Band 45  Pakt mit der Hölle

    Band 46  Keine Chance für Cliff Randall 

    Band 47  Wölfe kennen keine Gnade

    Band 48  Am Coldwater Creek lauert der Tod  xxx

    Band 41

    Gewehre für Lone Wolf

    Im Banditencamp wurden die Marimbas vom verwehenden Klang einer Gitarre begleitet. Pablo Santacruz und seine Bravados feierten ein Fest. Ein riesiges Feuer brannte auf dem großen Platz zwischen Zweighütten, Zelten und einigen festen Behausungen. Es gab einige Señoritas, mit denen die Banditen tanzten oder sich auf andere Art und Weise vergnügten. Der Pulque floss in Strömen. Die meisten der Banditen waren schon ziemlich angetrunken.

    Die Kavalleristen waren rund um das Lager in Stellung gegangen. Niemand hatte sie bemerkt. Pablo Santacruz fühlte sich sicher hier am Mesquiro Creek, in der Einöde der Sierra Negras. An Verrat verschwendete er nicht einen Gedanken. Darum hatte er keine Wachen aufgestellt. Ein Fehler, wie sich an diesem Abend auf schreckliche Weise herausstellten sollte. Ein tödlicher Fehler ...

    Einige der Banditen klatschten zum Klang der Marimbas in die rauen Hände. Santacruz' Augen leuchteten. In der Linken hielt er eine Flasche Pulque, sein rechter Arm lag um die Schultern einer schwarzhaarigen, rassigen Schönheit. Jetzt riss Santacruz die Frau an sich und küsste sie wild. Sie drängte sich an ihn und lachte. Er spürte ihre festen Brüste. Komm, Conchita, stieß er heiser vor Verlangen hervor. Gehen wir in meine Hütte.

    Ich werde dir den Himmel auf Erden bereiten, Pablo, flötete die Señorita und lachte.

    Santacruz zerrte sie mit sich ...

    Captain Hendrik Henderson hielt seinen Säbel in der Hand. Er war zufrieden. Die Bravados, die über die Grenze gekommen waren und von hier aus ihre Raubzüge starteten, feierten ausgelassen. Seine Leute hatten das Lager umstellt. Er brauchte nur noch den Befehl zum Angriff zu geben.

    Er nickte Lieutenant Dexter zu. Und dann krachten die Gewehre. Alle anderen Geräusche gingen unter im Donnern der Schüsse. Schritte trampelten, Männer brüllten. Bravados brachen tot und sterbend zusammen.

    Die Kavalleristen feuerten auf alles, was sich bewegte. Es gab keine Gnade und kein Erbarmen – es gab nur die tödliche Leidenschaft. Pferde stampften und wieherten. Die Soldaten trieben ihre Tiere über am Boden liegende Banditen hinweg. Einigen der Bravados war es noch gelungen, sich zu bewaffnen. Sie feuerten auf die Soldaten. Andere flüchteten kopflos in die Nacht hinein.

    Die Soldaten trieben ihre Pferde hin und her. Mündungslichter zuckten. Säbelklingen blitzten. Der Tod hielt grausame Ernte. Er war wieder einmal unersättlich in seiner Gier.

    Schließlich waren die Mexikaner überwältigt. Der Widerstand erstarb. Die Soldaten trieben die Banditen und Frauen, die noch lebten, in der Mitte des Lagerplatzes zusammen. Holz wurde in das Feuer geworfen. Es loderte hoch und warf zuckende Lichtreflexe auf das Szenarium. Es waren noch ein halbes Dutzend Bravados, die zum Teil verwundet waren, und etwa zehn Huren. Die Kavalleristen hielten sie mit Gewehren und Revolvern in Schach. Ringsum war Wimmern und Stöhnen zu vernehmen. Andere Kavalleristen durchstöberten mit Fackeln in den Händen Hütten und Zelte nach Banditen, die sich dort vielleicht verkrochen hatten.

    Sir, meldete etwas später ein Sergeant dem Captain, wir haben das Lager in der Hand. Elf Banditen sind tot, drei sind schwerverwundet und sterben sicherlich noch innerhalb der nächsten Stunde. Sechs haben wir gefangen. Pablo Santacruz und sein Stellvertreter sind allerdings weder unter den Toten noch unter den Gefangenen. Wie es aussieht, sind die beiden Schufte entkommen.

    Verdammt!, entfuhr es Captain Henderson. Wie konnte das geschehen?

    Darauf wusste der Sergeant auch keine Antwort.

    Fesselt die Gefangenen, ordnete der Captain an. Und dann machen wir uns auf die Suche nach Pablo Santacruz. Lassen Sie Fernandez herbringen.

    Der Sergeant salutierte, schwang herum und marschierte davon.

    Gleich darauf führten zwei Soldaten Rizo Fernandez heran. Der Bandit war nicht gefesselt. Der Captain wandte sich ihm zu. Du hast garantiert, dass sich Santacruz im Camp befindet. Wie es scheint, hast du zuviel versprochen. Zumindest haben wir ihn nicht erwischt.

    Er war da, Señor Capitan, sagte der Verräter. Wenn ihr ihn habt entkommen lassen, ist das nicht meine Schuld. Fragen Sie seine Leute, die noch reden können. Santacruz war da.

    Ich habe dir 200 Silberdollar versprochen, wenn wir Santacruz fangen. Wir haben ihn nicht erwischt. Verschwinde, Fernandez. Du hast dir deinen Lohn nicht verdient. Du bekommst nichts. Danke Gott, dass ich dich am Leben lasse.

    Das ist Betrug!, erregte sich Rizo Fernandez. Maldito, Capitan, Sie wollen mich betrügen. Ich habe Ihnen niemals garantiert, dass Sie Santacruz schnappen. Ich habe mich lediglich verpflichtet, Ihnen die Lage des Camps ...

    Fort mit ihm!, schnarrte der Captain und fuchtelte wild mit dem Säbel durch die Luft.

    Zwei Trooper packten Rizo Fernandez und zerrten ihn fort. Der Mexikaner fluchte und zeterte, er verdammte Captain Henderson und wünschte ihm die Pest an den Hals.

    Am Rand des Banditencamps schlug ihm einer der Soldaten die Faust ins Gesicht und stieß hervor: Verschwinde, Fernandez, und lass dich nie wieder auf dieser Seite der Grenze blicken. Wenn doch, ziert sehr schnell eine Hanfkrawatte deinen Hals.

    Er schlug Fernandez brutal zu Boden. Der andere der beiden Trooper versetzte ihm noch einen derben Tritt. Rizo Fernandez knirschte mit den Zähnen ...

    Die Suche nach Pablo Santacruz und seinem Vertreter José Alvarez blieb erfolglos. Es war, als hätte die Anführer der Bravados die Erde verschluckt.

    Im Camp erschallten Befehle. Die Kavalleristen sammelten sich. Die überlebenden Banditen waren gefesselt worden. Sie sollten nach Roswell geschafft werden. Sie und die Huren wurden wie Tiere davongetrieben. Auch die Pferde der Banditen nahmen die Kavalleristen mit.

    Flammen schlugen aus den Hütten und Zelten. Dichter Rauch zog über den Mesquiro Creek ...

    *

    Dieser verdammte Bastard!, presste Pablo Santacruz zwischen den Zähnen hervor. Der Bravado hatte sich zwischen den Felsen verkrochen und beobachtete, was im Camp vor sich ging. Er sah, wie Rizo Fernandez vor den Captain geführt wurde, wenig später wurde Fernandez zum Rand des Camps geschleppt und von den beiden Soldaten niedergeschlagen.

    Kavalleristen pirschten an seinem Versteck vorüber, auf der Suche nach ihm. Pablo Santacruz wagte kaum zu atmen. Seine Hand umklammerte den Revolverknauf. Keiner schaute hinter das Gestrüpp, hinter dem Santacruz in einem Felsspalt lag. Im Herzen des Bravados wütete der Hass. Hass auf die Kavalleristen, Hass auf Fernandez. Er fraß sich durch sein Gemüt und vergiftete es.

    Santacruz wusste zu deuten, was er gesehen hatte. Die Blauröcke hatten Fernandez zwar niedergeschlagen, aber sie hatten ihm nicht einmal den Revolver abgenommen. Niemand brauchte Santacruz zu sagen, warum das so war.

    Nach einiger Zeit rückten die Kavalleristen ab. Die überlebenden Bravados und die Putas wurden fortgetrieben. Geschrei begleitete ihren Abzug. Pferde stampften und wieherten. Die Hütten und Zelte brannten lichterloh. Funken stoben, Asche wirbelte, brenzliger Geruch erfüllte die Nacht.

    Santacruz kroch aus seinem Versteck. Er reckte und dehnte sich. Finsternis umgab ihn. Der Mond hing nur als dünne Sichel am Südhimmel. Sein Licht reichte nicht aus, um die Dunkelheit nennenswert zu lichten. Irgendwo in der Nähe des Banditen raschelte es im Gebüsch. Sofort duckte sich Santacruz. Er hielt den Atem an, war gespannt wie eine Feder und hielt den Colt angeschlagen. Sein Daumen lag auf der Hammerplatte.

    Es war nichts. Der Bandit atmete durch und schaute hinüber zum Camp. Die Flammen machten dort die Nacht zum Tage. Am Rand des Feuerscheins hatte sich Rizo Fernandez auf die Beine gekämpft. Die Geräusche der davonziehenden Soldaten waren nur noch aus der Ferne zu hören.

    Zwei – drei weitere Banditen traten aus dem Gewirr von Felsen und Büschen. Sie hatten sich ebenso erfolgreich wie Santacruz dem Zugriff der Soldaten entzogen. Unter ihnen war José Alvarez, Santacruz' Vertreter. Sie sammelten sich bei einer der brennenden Hütten. Die Kavalleristen hatten die toten Bravados einfach liegen lassen. Ein Sterbender wimmerte.

    Wir sind verraten worden, presste José Alvarez mit vom Hass verzerrter Stimme hervor. Der Verräter ist dort drüben. Er deutete in die Richtung, in der Rizo Fernandez am Rand des Camps stand und herüberstarrte.

    Plötzlich wandte sich Fernandez ab. Er lief zwischen Felsen und Büsche.

    Schnappen wir uns den verdammten Bastard!, knirschte Santacruz. Er und seine Kumpane rannten los. Ihre Sporen klirrten. Ihre Absätze hämmerten auf steinigem Untergrund.

    Fernandez hatte neben einem Felsen angehalten. Das bittere Gefühl von Verlorenheit griff nach ihm. Vier seiner Kumpane schlichen um ihn herum, um ihn für seinen Verrat zur Rechenschaft zu ziehen. Gnade konnte er nicht erwarten, ebenso wenig wie Verständnis oder Entgegenkommen. Angst hatte sich in Fernandez festgekrallt. Jämmerliche, erbärmliche Angst. Sie ließ keinen anderen Gedanken zu.

    Die Nerven des Verräters vibrierten. Seine Hände zitterten. Gewaltsam versuchte er, sich zur Ruhe zu zwingen. Seine schweißnasse Rechte umklammerte den Revolverknauf. Hart lag sein Zeigefinger um den Abzug. Fernandez stand geduckt und sprungbereit da. Es ging für ihn um Kopf und Kragen.

    In seiner Nähe knackte ein dürrer Ast unter einem Tritt. Ein Stein klackerte. Fernandez drohte das Herz in der Brust zu zerspringen. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass es ihm gelang, seinen ehemaligen Kumpanen zu entkommen.

    Fernandez pirschte los. Geduckt schlich er an einem Felsen entlang. Er wollte hinaus aus der Senke, in der sich das Lager befunden und durch die sich der Mesquiro Creek sein Bett gegraben hatte. Du musst höher hinauf!, durchfuhr es Fernandez' fieberndes Gehirn. Dort oben kannst du dich gegen eine ganze Armee verteidigen ...

    Stiefelleder knarrte, rauer Hosenstoff schabte. Von irgendwo her drang ein Klirren an Fernandez' Gehör. Er hielt an, atmete nur noch ganz flach. Es war nichts mehr zu hören. Hatten ihm seine überreizten Sinne diese Geräusche vorgegaukelt? Er ließ die verbrauchte Luft aus seinen Lungen und schlich weiter.

    Ein Riss in der Felswand öffnete sich. Fernandez zwängte sich hinein. Ein natürlicher Pfad, der steil nach oben führte, lag vor ihm. Er begann ihn zu erklimmen. Geröll löste sich unter seinen Stiefeln. Steine polterten in die Tiefe. Unten erklang eine rasselnde Stimme: Der Bastard ist zwischen die Felsen geflohen. Er will sich nach oben absetzen. Versuchen wir, ihm den Weg abzuschneiden!

    Fernandez beeilte sich. Er legte keinen Wert mehr darauf, leise zu sein. Er hetzte nach oben. Der Pfad machte einen Knick. Die Lungen des Verräters fingen an zu pumpen. Die Anstrengung drückte ihm den Schweiß aus allen Poren. Die Angst vor Santacruz peitschte ihn vorwärts. Das Seitenstechen kam ...

    Rizo Fernandez konnte nicht mehr. Er lehnte sich an den Fels und verharrte schweratmend. Irgendwo zerschellte ein Stein in der Tiefe. Das sagte Fernandez, dass seine ehemaligen Kumpane ebenfalls aufstiegen. Er hob das Gesicht und schaute nach oben. Der Pfad verschwand ein Stück weiter zwischen den Felsen in absoluter Dunkelheit. Unschlüssig stand Fernandez da. Dann fasste er den Entschluss, umzukehren. Sollten seine Häscher doch in der Felswand herumsteigen! Sie würden ihn nicht erwischen. Du bist schlauer als sie!, pochte es durch Fernandez' Verstand.

    Herzschlag und Atmung beruhigten sich bei ihm. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen. Er testete jeden Quadratzoll des Bodens, ehe er seinen Fuß drauf setzte. In seiner Nähe kollerte ein Stein über felsigen Untergrund. Fernandez glaubte den keuchenden Atem eines Mannes zu hören. Dann knirschte Sand unter harten Ledersohlen ...

    Fernandez war davon überzeugt, seinen Jägern ein Schnippchen geschlagen zu haben. Er kam unten an und wollte schon aufatmen. Da sprang ihn eine frostige Stimme an: Du wolltest es besonders schlau anstellen, Companero, wie? Hoh, aber der gute alte Pablo ist schlauer als du. Fahr zur Hölle, Bastard!

    Fernandez streckte abwehrend beide Hände von sich. Er zeigte Santacruz die Handflächen. Bitte, Pablo, hör dir an, was ...

    Eine grelle Mündungsflamme stieß Rizo Fernandez entgegen. Sie blendete ihn. Der Knall des Schusses wurde über ihn hinweggeschleudert. Fernandez spürte den Einschlag. Er fiel auf die Knie nieder. Schwindelgefühl befiel ihn. Und dann stellte sich der Schmerz ein. Er breitete sich in seiner Brust aus wie höllisches Feuer, stieg hoch und tobte bis unter seine Schädeldecke. Dem Schmerz folgte die Schwärze – eine grenzenlose Schwärze, die Fernandez hinwegspülte. Er kippte vornüber und fiel aufs Gesicht. Als er aufschlug, war er tot.

    Santacruz trat vor ihn hin und stieß ihn mit der Stiefelspitze an. Der rechte Arm des Banditen mit dem Colt in der Faust baumelte schlaff nach unten. Es roch nach verbranntem Pulver. Ich habe ihn!, schrie der Bravado. Kommt hierher, Muchachos. Ich habe das Schwein erledigt.

    Santacruz stieß seinen Sechsschüsser ins Holster. Dann bückte er sich und entwand der verkrampften Hand Fernandez' den Revolver. Seine Kumpane trafen nach und nach ein. Er sagte: Eine Kugel war eigentlich viel zu gnädig für das Stinktier. Ich hätte ihn lieber mit meinen Händen erwürgt.

    Was nun?, fragte José Alvarez.

    Wir besorgen uns Pferde und informieren ein paar alte Freunde. Und dann ... Santacruz schnippte mit Daumen und Mittelfinger seiner Linken.

    Und dann?, wollte Alvarez wissen.

    Dann zeigen wir es den verdammten Blaubäuchen, tropfte es voll Hass von den Lippen Santacruz'. Und es klang wie eine höllische Prophezeiung.

    *

    Joe Hawk und ich jagten zwei Banditen. Ihre Namen waren Tom Jefferson und Cole Donegan. Auf den Kopf eines jeden hatte die Regierung 1000 Dollar ausgesetzt. Es waren Mörder und Vergewaltiger. Zuletzt waren sie in der Nähe von Plainview gesehen worden.

    Joe und ich waren U.S. Marshals und ritten für das 'District Court for the Northern District of Texas'. Mein Name ist William W. Logan. Jeder nennt mich nur Logan. Unser Boss war Richter Jerome F. Humphrey. Er hatte auch die Haftbefehle für Jefferson und Donegan unterzeichnet.

    Mein Partner und ich kamen nach Plainview. Die Stadt lag im Süden des Panhandle am Running Water Creek. Bis Lubbock waren es nur noch 50 Meilen.

    Wir ritten zum Mietstall, saßen im Wagen- und Abstellhof ab, und führten unsere Pferde in den Stall.

    Es war Abend, eine Laterne über dem Stalltor und eine weitere im Stall sorgten notdürftig für Licht. Wir waren müde. In nicht ganz drei Tagen waren wir mehr als 120 Meilen geritten. Der Stallmann kam uns auf dem festgestampften Mittelgang entgegen. Es war ein bärtiger Bursche um die 40, der in einem zerschlissenen, blauen Overall steckte.

    Bleiben Sie länger?, fragte er, nachdem er unsere Pferde übernommen hatte.

    Das wissen wir noch nicht, erwiderte ich und holte die Steckbriefe von Jefferson und Donegan aus der Innentasche meiner Weste. Ich faltete sie auseinander und hielt sie dem Stallmann hin. Sind die beiden hier in der Stadt aufgetaucht?

    Er starrte auf die Bilder. Dann flüsterte er fast ergriffen: 1000 Dollar auf jeden. Großer Gott, was könnte man mit dem Geld alles anfangen.

    Haben Sie die beiden gesehen?, fragte ich noch einmal, diesmal mit mehr Nachdruck.

    Der Stallmann schaute mich an wie ein Erwachender. Kerle wie diese beiden kommen tagtäglich nach Plainview. Heruntergekommen, mitgenommen, verstaubt und verschwitzt. Er nickte. Zwei von dieser Sorte sind heute in Plainview angekommen. Es könnten die beiden sein. Sicher bin ich mir nicht. Ich kann Ihnen auch nicht sagen, wo sich die beiden im Moment herumtreiben. Ihre Pferde stehen jedenfalls bei mir.

    Ich faltete die Steckbriefe wieder zusammen und steckte sie ein, dann schauten wir uns die Pferde an. Es waren ein Pinto und ein Rehbrauner. Sie trugen uns unbekannte Brandzeichen.

    Ich bedankte mich, Joe und ich verließen den Mietstall. Unsere Gewehre und Satteltaschen nahmen wir mit. Wir gingen in Richtung Hotel ...

    *

    Cole Donegan saß am Pokertisch im Saloon.

    Tom Jefferson lehnte am Tresen und drehte sein Whiskyglas in der Hand. Eine leichtbekleidete Lady befand sich bei ihm. Die Hand des Animiergirls lag auf dem Arm des Banditen. Er und die Kleine waren sich fast handelseinig ...

    Die Einsätze, Gents, forderte Cole Donegan. Er hielt die Bank. Drei weitere Spieler saßen mit ihm am Tisch. Donegan schob eine Zehn-Dollar-Note in den Pott. Die Mitspieler folgten seinem Beispiel. Der Bandit verteilte die Karten, indem er immer eine Karte vor jeden Spieler hinwarf, bis jeder fünf Blätter hatte.

    Der Mann links von Donegan kaufte drei Karten. Der Bursche, der Donegan gegenüber am Tisch saß, kaufte zwei, jener, der rechter Hand von Donegan den Platz einnahm, ebenfalls drei.

    Donegan schaute seine fünf Blätter an. Er hatte zwei Buben, eine Neun, eine Sieben und die Herzdame. Der Bandit behielt die beiden Buben und kaufte einen dritten Buben sowie eine Zehn und einen König hinzu.

    Sie sind mit Setzen dran, forderte Donegan den Burschen links von sich auf.

    Der Mann spitzte die Lippen, wiegte den Kopf, schaute kritisch seine Karten an, schob sie schließlich zusammen und warf sie zu den abgelegten. Ich steige aus. – Du bist dran, Hanford.

    Er meinte den Mann, der Donegan gegenüber am Tisch saß. Hanford nickte und schob zehn Dollar in die Tischmitte. Der andere Spieler ging mit, Donegan erhöhte um 20 Dollar. Hanford wollte sehen. Der Spieler rechts von Donegan stieg aus.

    Donegan zeigte seine drei Buben.

    Hanford zerkaute eine Verwünschung und warf seine Karten verdeckt auf den Tisch.

    Donegan zog den Pott zu sich heran, dann wurde wieder gesetzt. Donegan mischte, ließ abheben und verteilte blitzartig die Karten. Er verfügte über geschickte Hände. Seinen Bewegungen war mit den Augen kaum zu folgen.

    Die Spieler kauften.

    Donegan hielt zwei Damen zurück. Als er das Kartenpäckchen aufhob, sah er, dass zuunterst eine weitere Dame lag. Ein lauernd-tückischer Ausdruck trat in seine Augen. Er ließ den Blick über die Gesichter der Mitspieler gleiten. Sie schienen sich nur für ihre Karten zu interessieren. Aus den Augenwinkeln nahm der Bandit wahr, dass sein Kumpan Tom Jefferson mit der Hure die Treppe nach oben stieg. Und als sich Donegan drei Karten gab, zog er sie blitzschnell unter dem Päckchen hervor.

    Nicht schnell genug!

    Stopp!, zischte der Bursche namens Hanford. Er sprang auf. Polternd fiel sein Stuhl um. Hanford beugte sich weit über den Tisch. Ich habe es genau gesehen, Mister. Du hast die Karten unten vom Päckchen weggezogen. Beim Henker, du bist ein verdammter Falschspieler!

    Mit dem letzten Wort riss Hanford den Tisch hoch. Gläser zerschellten am Boden. Geldscheine und Karten wirbelten durcheinander. Donegan, der zum Revolver greifen wollte, bekam die Tischkante vor den Leib. Und dann knallte Hanfords Faust in sein Gesicht. Er kippte samt seinem Stuhl um.

    Auf der Treppe hatte sich Jefferson umgewandt. Er sah, wie sich Hanford über Donegan beugte und ihn auf die Beine zerrte. Ein Schlag Hanfords traf Donegan in den Magen und ließ seinen Oberkörper nach vorn pendeln. Ein Schwinger richtete ihn wieder auf. Er torkelte in Richtung Tür. Hanford setzte ihm nach. Hanford ließ Donegan nicht die Zeit, zum Colt zu greifen. Seine Schläge kamen schnell und hart, und Donegan hatte zu tun, sein Gesicht zu schützen ...

    *

    Um zum Hotel zu gelangen, mussten Joe und ich den Saloon passieren. Aus den großen Frontfenstern fiel Licht. Am Haltebalken standen einige Pferde. Verworrener Lärm drang auf die Straße. Durch das Stimmengewirr, Gelächter und Gegröle war das Hämmern eines Orchestrions zu hören.

    Wir gingen vorbei.

    Wir hatten den Saloon noch keine zwanzig Schritte hinter uns gelassen, als die Pendeltür krachend aufflog. Schritte dröhnten auf den Vorbauplanken. Ich schaute über die Schulter nach hinten. Ein Mann taumelte rückwärtsgehend über den Vorbau, ruderte haltsuchend mit beiden Armen, fand nichts, woran er sich klammern konnte, stolperte und ging zu Boden.

    Ein zweiter Bursche stürzte ins Freie. Er hatte die Fäuste angehoben. Jetzt kriegst du es, du elender Hurensohn!, brüllte er und war mit zwei Schritten bei dem Kerl am Boden. Er riss ihn hoch und ließ die Rechte fliegen. Er traf den anderen am Kinnwinkel. Dessen Kopf wurde auf die Schulter gedrückt. Ein zweiter Schwinger warf ihn gegen einen Tragebalken des Vorbaudaches. Sein Hinterkopf knallte so sehr dagegen, dass ein Ächzen durch das Vorbaudach ging.

    Joe und ich hatten uns umgedreht. Im Licht, das aus dem Saloon fiel, konnten wir die beiden Streithähne ganz gut sehen. Weitere Menschen drängten aus dem Schankraum. Der Vorbau stand unvermittelt voller Leute. Einer brüllte: Gib's ihm, Hanford! Schlag den Hurensohn windelweich! Treib ihm das Falschspielen für alle Zeit aus.

    Jemand drängte sich durch die Menge. Flüche wurden laut. Gewoge ging durch die Ansammlung der Schaulustigen.

    Ich vermutete, dass Hanford derjenige war, der bis jetzt in diesem Kampf die Oberhand hatte. Jetzt hielt er den anderen mit der Linken am Hemd gepackt. Sein Arm war ausgestreckt. Mit der Rechten nahm er Maß. Ehe er jedoch die Faust auf die Reise schicken konnte, trat ein anderer Mann hinter ihn, legte ihm die Hand auf die Schulter und riss ihn herum.

    Ich konnte den Burschen im Licht, das aus dem Saloon fiel, deutlich erkennen.

    Und die Erkenntnis traf mich wie ein eisiger Guss.

    Es war Tom Jefferson, einer der Kerle, auf deren Fährte wir ritten.

    Hanford ließ von seinem ursprünglichen Gegner ab und wirbelte geduckt herum. Da donnerte ihm Jefferson die Faust ins Gesicht. Hanford wankte einen Schritt zurück. Jefferson setzte nach. Er drosch Hanford einen Schwinger in den Magen. Hanford knickte in der Mitte ein, sein Oberkörper pendelte nach vorn. Jefferson schlug ihm die Faust ins Genick. Hanford fiel auf die Knie. Jefferson packte seinen Kumpan und zerrte ihn die vier Stufen vom Vorbau hinunter auf die Fahrbahn.

    Niemand hatte eingegriffen.

    Und jetzt lag in Jeffersons Faust der Colt. Er ließ die Mündung über die Menge pendeln und drohte: Ich erschieße jeden, der auf die Straße kommt. Überlegt es euch. Mag mein Freund auch versucht haben, falsch zu spielen. Es ist ihm nicht geglückt. Also lasst ihn jetzt in Ruhe.

    Hanford, der sich von den Schlägen Jeffersons wieder erholt hatte, erhob sich und trat an das Vorbaugeländer heran. Rasselnd rief er: Verschwindet aus Plainview, ihr beiden Sattelstrolche. Kerle wie euch brauchen wir nicht in der Stadt. Verschwindet ...

    Joe stieß mich an. Jefferson und Donegan. Wird Zeit, dass wir in Aktion treten.

    Warte, sagte ich. Wenn hier die Kugeln fliegen, werden Unbeteiligte gefährdet.

    Cole Donegan stand ziemlich schief neben seinem Kumpan. Er presste die linke Hand gegen seinen Leib. Hanford musste ihn ziemlich empfindlich getroffen haben. Seine Rechte lag auf dem Revolverkolben.

    Jefferson griff mit der Linken nach Donegans Oberarm. Komm. Er zog Donegan mit sich fort. Jefferson forderte nichts heraus. Er ahnte wohl, dass sie hier nur den Kürzeren ziehen konnten. Drohendes Gemurmel erhob sich vor dem Saloon. Die ersten Mutigen unter den Gästen tauchten unter dem Vorbaugeländer hindurch und sprangen auf die Straße.

    Verschwindet!, brüllte einer. Und lasst euch nie wieder hier sehen.

    Jefferson und Donegan stapften schnell die Straße hinunter. Wahrscheinlich wollten sie zum Mietstall. Denn sie entfernten sich genau in die Richtung, aus der wir gekommen waren.

    Joe und ich setzten uns wie auf ein geheimes Kommando in Bewegung. Wir liefen in eine Gasse und rannten hinter den Häusern zum Mietstall.

    Der Stallbursche schaute uns mit großen Augen an. Habt ihr es euch anders überlegt?

    Er bekam keine Antwort auf seine Frage. Ich stieß hervor: Verkriechen Sie sich. Wahrscheinlich wird's hier gleich rauchig. Unsere beiden Kandidaten sind im Anmarsch.

    Der Stallbursche verschwand schnell in einem Verschlag, der ihm wahrscheinlich als Aufenthaltsraum und Stalloffice diente. Ich hörte ihn noch kurz rumoren, dann trat Stille ein.

    Ich hatte meine Satteltaschen über eine Boxenwand geworfen und ging daneben in Deckung. Joe verschwand in einer leeren Box auf der anderen Seite des Ganges.

    Im Hof knirschte Sand unter schnellen Schritten. Dann erschienen die beiden Banditen im Stalltor. Das Licht der Laterne über dem Tor fiel auf sie. Ihre Gestalten warfen kurze Schatten. Ich hörte einen sagen: ... musstest du verdammter Idiot auch falsch spielen. Jetzt können wir zusehen, wo wir die Nacht über bleiben.

    Ich trat hinter der Boxwand hervor, das Gewehr an der Hüfte im Anschlag. In unserem Gewahrsam, Jefferson. Hebt die Hände und versucht lieber nichts.

    O verdammt!

    Auch Joe war aus seiner Deckung getreten.

    Fast automatisch legten sich die Hände der beiden Banditen auf die Revolverknäufe. Sie lüfteten die Eisen etwas in den Holstern. Dann aber erkannten sie, dass wir im Vorteil waren. Ihr Verstand holte den Reflex ein. Sie ließen die Eisen stecken.

    Tom Jefferson schüttelte zuerst seine Fassungslosigkeit ab. Wer seid ihr? Was wollt ihr?

    Wir sind die Marshals Logan und Hawk, sagte Joe. Was wir wollen, könnt ihr euch doch sicher denken. Ihr seid reif für den Galgen. Also nehmt die Hände hoch und dreht euch um.

    Da zog Cole Donegan den Colt. Er machte es nahezu ansatzlos und brachte den Sechsschüsser sogar aus dem Holster. Unsere Gewehre peitschten. Donegan krümmte sich nach vorn, das Eisen entfiel ihm, er verkrampfte beide Hände über dem Leib.

    Tom Jefferson bemerkte, dass unsere Aufmerksamkeit von Donegan abgelenkt wurde. Er ergriff die Gelegenheit eiskalt beim Schopf, sprang zurück und verschwand hinter der Außenwand des Mietstalles. Ich feuerte zwar noch auf ihn, aber meine Kugel richtete keinen Schaden an. Der Kerl hatte sich mit der Geschmeidigkeit einer Katze bewegt.

    Ich rannte zum Tor. Ehe ich ins Freie trat, spähte ich in die Richtung, in die Jefferson verschwunden war. Ich sah ihn im unwirklichen Licht über einen Zaun flanken, und dann verschwand er auch schon in der Dunkelheit. Die Kugel, die ich ihm hinterherschickte, war vergeudet. Jefferson feuerte nicht zurück. Wahrscheinlich fürchtete er, dass das Mündungsfeuer seinen Standort verraten könnte.

    Ich drehte mich um.

    Cole Donegan war zusammengebrochen und lag auf dem Mittelgang. Joe war bei ihm auf das linke Knie niedergegangen.

    Ich ging hin und schaute in das wächserne Gesicht des Banditen. Seine Lider flatterten. Der tagealte Bart ließ sein Gesicht besonders hohlwangig und dunkel erscheinen. Die Augen brannten fiebrig. Die Lippen bewegten sich. Was Donegan sagte, konnte ich nicht verstehen. Es war nur unzusammenhängendes Gestammel.

    Sowohl meine wie auch Joes Kugel hatten den Banditen getroffen. Seine Züge waren bereits vom nahen Tod gezeichnet.

    Der Stallmann wagte sich aus seinem Verschlag.

    Auf dem Hof erklangen Schritte und Stimmen.

    Ich rief dem Stallmann zu: Bringen Sie meine Wasserflasche. Schnell!

    Als ich sie hatte, flößte ich dem Sterbenden etwas Wasser ein. Neugierige standen um uns herum. Die Menschen schwiegen. Donegan schaute mich mit verschwommenem Blick an. In seinen Mundwinkeln zuckte es. Und dann hörte ich ihn mit leiser Stimme sagen: Pablo Santacruz ... Gewehre ... Medicine Mound ...

    Die Stimme war nur ganz schwach gekommen. Die Worte hatte außer Joe und mir niemand verstehen können.

    Der Kopf Donegans rollte zur Seite. Ein rasselnder Atemzug – dann war es aus. Der Bandit war tot.

    Ich drückte mich hoch und verschraubte die Wasserflasche. Auch Joe kam hoch. Unsere Blick kreuzten sich.

    >Pablo Santacruz – Gewehre – Medicine Mound,< hallte es durch meinen Verstand. Ich konnte mir keinen Reim drauf machen.

    Joe sagte: Wir sollten uns um Jefferson kümmern. Der Schuft pirscht sicher durch die Stadt auf der Suche nach einem gesattelten Pferd ...

    Da krachte auch schon beim Saloon ein Colt. Geschrei trieb heran, ein Mann brüllte etwas mit sich überschlagender Stimme. Seine Worte waren nicht zu verstehen.

    Joe und ich spurteten los.

    Prasselnder Hufschlag kam auf. Ein Pferd wurde in wilder Karriere durch die Main Street gejagt. Wir erreichten die Straße und sahen den Reiterschemen am südlichen Stadtrand. Die Hufe des Pferdes schienen kaum den Boden zu berühren.

    Jefferson entkam. Die Finsternis schlug über ihm zusammen. Das Hufgetrappel entfernte sich schnell. Der Bandit floh wie von Furien gehetzt.

    Hast du eine Ahnung, was uns Donegan sagen wollte?, wandte ich mich an Joe, nachdem ich mich damit abgefunden hatte, dass uns Jefferson entkommen war.

    Ich glaube nicht, dass er uns überhaupt etwas sagen wollte, meinte Joe. Er hat fantasiert. Vielleicht waren sie mit einem Pablo Santacruz in Medicine Mound verabredet.

    Er sprach von Gewehren.

    Joe zuckte mit den Achseln. Ich bin ebenso ahnungslos wie du, Logan-Amigo.

    Sicher ist Medicine Mound das Ziel Tom Jeffersons, sagte ich. Wir sollten hinreiten. Vielleicht können wir den Banditen sogar überholen und ihn dort erwarten.

    *

    Mit dem Peitschen des Schusses ließ ich mich seitlich vom Pferd kippen. Geistesgegenwärtig nahm ich das Gewehr mit. Hart landete ich am Boden. Sofort rollte ich herum.

    Die Nacht war sternenklar und auf zweihundert Schritte waren Konturen auszumachen. Der Mond hing im Südosten über den Hügeln und schien höhnisch auf uns herab zu grinsen.

    Hufschläge erklangen. Als ich den Kopf etwas nach links drehte, sah ich Joe auf seinem Falben in Richtung der Hügel jagen. Ein zweiter Schuss peitschte. Joe riss das Pferd herum. Gleich drauf verschwand er zwischen den Anhöhen.

    Ich sprang auf, war mit einem Satz im Sattel und gab Whirlwind die Fersen. Das Gewehr peitschte erneut. Aber im Auf und Ab des Galopps verfehlte mich die Kugel.

    Der Schütze hatte sich auf dem Hügel östlich von uns postiert.

    Ich lenkte Whirlwind in den Schutz einer Buschgruppe und saß ab. Dann pirschte ich mich an den Hügel heran. Es gab nicht besonders viel Schutz. Nur einige Büsche und Bodenunebenheiten. Eine Rinne verlief auf halber Höhe schräg zum Hang. Sie war von niedrigen Büschen gesäumt.

    Von Joe war nichts zu sehen. Möglicherweise versuchte er, hinter den Heckenschützen zu gelangen, von dem ich überzeugt war, dass es sich um Tom Jefferson handelte.

    Ich verharrte geduckt im Schutz eines Strauches. Meine Hände hatten sich regelrecht am Gewehr festgesaugt. Die Anspannung brachte meine Nerven zum Schwingen. Einmal vernahm ich Klopfen, wie wenn ein Pferd den Huf aufsetzt.

    Ich drückte mich ab und rannte zum nächsten Busch, der etwa fünf Schritte entfernt war. Sofort peitschte das Gewehr. Hinter dem Strauch kauerte ich nieder. Mit der Linken bog ich das Zweigwerk etwas zur Seite und spähte hangaufwärts. Fahles Mondlicht lag auf dem Kamm des Hügels. Die Büsche zeichneten sich schwarz und scharf ab. Jefferson ließ nicht die Nasenspitze von sich sehen.

    Aber die Dunkelheit war auch unser Verbündeter.

    Ich rannte ein Stück weiter hangaufwärts. Ein Schuss krachte. Der Bandit musste über die Augen eines Nachtfalken verfügen. Der Knall schlug über mir zusammen. Ich warf mich aufjapsend in Deckung. Und ich erwiderte das Feuer. Ich schickte meine Kugeln dorthin, wo ich vorhin die Mündungsflamme sehen konnte.

    Und dann schwiegen die Waffen.

    Trommelnder Hufschlag kam auf. Er entfernte sich schnell. Einmal sah ich den Reiter zwischen dem Buschwerk auftauchen, im nächsten Moment war er wieder verschwunden.

    Ich rannte zu Whirlwind, schwang mich in den Sattel und drehte das Ohr nach Osten, um zu lauschen. Das Hufgetrappel entfernte sich mit rasender Geschwindigkeit. Vorwärts! Ich trieb Whirlwind mit einem Schenkeldruck an.

    Auf dem Kamm des Hügels erschien ein Reiter. Deutlich zeichnete er sich vor dem helleren Hintergrund ab. Es war Joe. Er rief: Der Schuft hat das Weite gesucht, Logan. Er reitet, als säße ihm der Leibhaftige im Nacken.

    Joe trieb sein Pferd den Hang herunter. Wenig später langte er bei mir an.

    Jefferson wusste jetzt, dass wir ihm dicht auf den Fersen saßen. Und er würde reiten wie der Teufel, um den Abstand zwischen sich und uns zu vergrößern. Wir beschlossen daher, zwischen den Hügeln unser Nachtlager aufzuschlagen. Es brachte nichts ein, die Pferde zuschanden zu reiten, nur um vor Jefferson Medicine Mound zu erreichen.

    *

    Der Transport bestand aus drei Wagen und einer Eskorte Kavallerie, die sich aus zwei Dutzend Reitern zusammensetzte. Befehlshaber war Lieutenant Vince Hooker. Ihm zur Seite gestellt war der erfahrene First Sergeant Terence Winslow.

    In einem der Schlutter-Wagen mit geschlossener Plane wurden Gewehre für Fort Sill transportiert. 150 Springfield-Karabiner, und zu jedem Gewehr gehörten 200 Schuss Munition. Auf dem zweiten Gefährt gleicher Bauart befanden sich Proviant, einige Reservesättel, Wasserfässer und andere Dinge, die die Soldaten während des Trails benötigten.

    Bei dem dritten Wagen handelte es sich um einen Viersitzer-Buggy mit einem rechteckigen Sonnendach. Auf dem Bock saß ein Kavallerist. Im Buggy selbst hatten Cora McLowry und ihre Tochter Nancy Platz genommen. Cora McLowry war die Gattin des Kommandanten von Fort Sill, Nancy seine Tochter. Die beiden Frauen trugen lange Röcke, weiße Blusen, dunkle Stoffwesten und Hüte mit schmalen Krempen.

    Cora McLowry war 45 Jahre alt und noch sehr attraktiv. Nancy war 21 und ausgesprochen hübsch. Beide Frauen wirkten ziemlich mitgenommen. Die Hitze setzte ihnen zu.

    Die eisenumreiften Räder mahlten im Staub der Überlandstraße. Die Fuhrwerke holperten und rumpelten. Die Achsen quietschten in den Naben. Der Lieutenant und der First Sergeant ritten voraus. Ihnen folgten zwei Korporals und ein halbes Dutzend Kavalleristen. Der Rest der Eskorte ritt hinter den Fahrzeugen. Die Hufe pochten, die Gebissketten klirrten, die schweren Kavallerie-McClellan-Sättel knarrten.

    Vor 10 Tagen hatte der Zug Lubbock verlassen. Jetzt fuhr er am Pease River entlang. Er bewegte sich auf der Südseite des Flusses. Die Sonne stand hoch. Die Hitze war nahezu unerträglich. Vögel zwitscherten im Ufergebüsch. Bunte Schmetterlinge tanzten durch die Luft. Aufgewirbelter Staub wehte zwischen den Hufen der Pferde.

    Der Captain hob die rechte Hand. Halt! Er wandte sich an den First Sergeant. Wir rasten hier eine Stunde. Ich kümmere mich um die beiden Frauen ...

    Der First Sergeant rief seine Befehle. Die Trooper saßen ab.

    Es war ein guter Platz. Vor allem spendeten hohe Bäume Schatten, und es gab Gras für die Pferde. Ein Seilcorral wurde errichtet, die Pferde wurden zur Tränke gebracht.

    Der Lieutenant war bei Cora und Nancy McLowry abgesessen. Ein Soldat übernahm seinen Vierbeiner. Der Trooper, der den Buggy lenkte, hatte das Pferd ausgeschirrt und versorgte es. Cora McLowry hatte auf einem Felsblock Platz genommen. Ihr Gesicht war gerötet. Tief lagen ihre entzündeten Augen in den Höhlen. Diese Frau war die Strapazen, denen sie seit zehn Tagen ausgesetzt war, nicht gewöhnt. Das war deutlich. Sie tupfte sich mit einem weißen Taschentuch den Schweiß von der Stirn.

    Wie lange noch, Lieutenant?, fragte Cora.

    Noch einmal so lange, Ma'am, erwiderte Vince Hooker.

    Gott bewahre, stöhnte die Frau. Das heißt, noch einmal zehn Tage.

    Wir werden es schaffen, Ma, sagte Nancy und schenkte dem Lieutenant ein blitzenden Lächeln.

    Davon bin ich überzeugt. Der Lieutenant nickte. Dann fuhr er fort: Bei Vernon müssen wir die befestigte Straße verlassen und den Pease River überqueren. Jenseits des Flusses wird es um einiges härter. Dann sind es noch 60 Meilen bis Fort Sill.

    Wenn ich gewusst hätte, dass es derart beschwerlich ist ... Mrs. McLowry brach vielsagend ab.

    Dad hat uns in seinem Brief gewarnt, lachte Nancy. Aber du warst diejenige, die darauf bestand, dass wir zu ihm nach Fort Sill reisen.

    Ich weiß. Cora McLowry seufzte erneut. Hoffentlich sind wenigstens die Indianer jenseits des Red River friedlich, sagte sie dann und blickte den Lieutenant fragend an.

    Normalerweise ja, Ma'am, versetzte Hooker und schaute ernst. Es sei denn, irgendein Indianeragent hat wieder mal einen der Stämme betrogen. Dann gehen die Burschen schon mal auf die Barrikaden. Aber keine Sorge. Es ist nichts bekannt, dass die Comanchen oder Cheyenne verrückt spielen. Außerdem würden sie es sich überlegen, zwei Dutzend gut ausgebildete Kavalleristen anzugreifen.

    Waren Sie schon mal in Fort Sill?, wollte Nancy wissen.

    Ja. Der Lieutenant nickte. Ihm gefiel das Mädchen ausnehmend gut. Er betrachtete es mit wohlgefälligen Augen. Ich kenne Ihren Vater persönlich, Miss.

    Er war dagegen, dass Mutter und ich die beschwerliche Reise auf uns nahmen.

    Das ist verständlich, Miss. Sie sehen es ja selbst. Das Land schenkt einem nichts.

    Der First Sergeant kam heran, legte die Hand an die Feldmütze und schnarrte: Essenausgabe, Sir. Wenn Sie und die beiden Damen ...

    Der Lieutenant bot Cora McLowry seinen Arm. Er war Galan vom Scheitel bis zur Sohle. Nancy ging neben dem First Sergeant zu dem Schlutter-Wagen, auf dem zwei Soldaten standen und Essensrationen ausgaben. Dörrfleisch und Brot ...

    Niemand sah den Reiter, der in sicherer Entfernung dem Zug gefolgt war. Jetzt stellte er sein Pferd zwischen einigen Büschen und Felsen ab, nahm ein Fernglas aus der Satteltasche, und lief auf einen Hügel. Mit einem kleinen Spiegel blinkte er Signale in Richtung Osten. Das Signal wurde erwidert. Der Mann hob das Fernglas vor seine Augen und starrte hinunter in die Senke, in der der Waffentransport lagerte und durch die der Pease River sein Bett gegraben hatte. Sein Gesicht, das von einer grauen Schicht aus Schweiß und Staub überzogen war, verriet nicht, was hinter seiner Stirn vorging. Es war ein von Lasterhaftigkeit gezeichnetes, verwegenes Gesicht mit tagealten Bartstoppeln. Schwarze, speckige Haare lugten unter dem Sombrero hervor.

    Er beobachtete, wie die Soldaten ihre Essensrationen in Empfang nahmen, ihre Wasserflaschen holten und sich irgendwo in den Schatten setzten, um zu essen. Der Bursche auf dem Hügel sah auch die beiden Frauen in den langen Röcken. Er hatte keine Ahnung, um wen es sich handelte.

    Nach einer Stunde wurden die Pferde wieder angeschirrt. Es ging weiter. Der Mann auf dem Hügel setzte noch einmal Blinkzeichen nach Osten ab, dann lief er hangabwärts zu seinem Pferd und warf sich in den Sattel ...

    *

    Wir ritten zwei Tage, dann gelangten wir nach Medicine Mound. Es handelte sich um ein Nest mitten in den Bergen, das aus zwei Dutzend Häusern und Hütten bestand. Die nächste größere Stadt war Vernon. Die Entfernung dorthin betrug 12 Meilen. Am Ortsrand von Medicine Mound waren einige Pferche mit Schafen und Ziegen. Es roch nach Tierkot und Urin.

    Wir ritten nicht sofort in die Ortschaft, sondern beobachteten sie. Dass Medicine Mound das Ziel Tom Jeffersons und Cole Donegans gewesen war, davon mussten wir ausgehen. Und sollte sich Jefferson in dem Ort befinden, musste er uns zwangsläufig sehen, sobald wir ihn betraten.

    Wir ließen die gebotene Vorsicht nicht außer Acht.

    Nichts deutete darauf hin, dass sich in Medicine Mound etwas tat. Einmal sahen wir einen Mann, der einen zweirädrigen Karren zog. Er verschwand durch einen Torbogen in einen Hof.

    Ein schwarzer Hund strich über die Straße. Es war die Zeit vor der Abenddämmerung, die Viertelstunde, in der sich die Sonne hinter den Horizont im Westen senkte und den Himmel glutrot färbte.

    Ich sagte: Warte du hier, Joe. Ich reite mal hin und sehe nach, ob die Luft rein ist. Ich traue dem Frieden nicht.

    Nimm dein Abzeichen ab, erwiderte Joe. Und reite nicht von Westen her in die Town.

    Ich schob meinen Stern in die Westentasche und trieb Whirlwind mit einem Schenkeldruck an. Roter Abendsonnenschein lag noch auf den Dächern der Behausungen, Schuppen und Scheunen. Die Schatten waren lang und schwach. Ich ritt einen weiten Bogen und näherte mich der Ortschaft von Süden. Schließlich passierte ich die ersten Häuser.

    Es gab einen Saloon. Ich saß davor ab und schlang die Leine lose um den Querbalken des Hitchrack. Dann zog ich die Winchester aus dem Scabbard und ging hinein. Fünf Männer saßen an den Tischen. Hinter dem Tresen sah ich den Salooner. Er war über eine Zeitung gebeugt. Auf seiner Nase saß ein Zwicker. Die Gläser funkelten im letzten Licht des Tages.

    Ich erregte Aufmerksamkeit. Meine Schritte dröhnten über die Dielen, als ich zur Theke ging. Ich spürte die argwöhnischen Blicke die mich belauerten. In dieser Stadt hatte man scheinbar keine guten Erfahrungen mit verstaubten und verschwitzten Fremden gemacht.

    Good evening, grüßte ich und legte das Gewehr vor mir auf den Schanktisch. Kann ich ein Bier haben?

    Natürlich können Sie ein Bier haben, Fremder, versetzte der Salooner. Er hatte sich aufgerichtet. Vorausgesetzt, Sie können es bezahlen.

    Keine Sorge.

    Jetzt ging der Salooner zu dem Fass, das in einer Halterung auf der Theke lag. Er nahm ein Glas und schenkte es voll.

    Ich ließ meinen Blick über die Männer an den Tischen schweifen. An einem der Tische waren es drei, am anderen zwei. Ihre Blicke irrten unbehaglich ab, sobald ich sie anschaute.

    Ich bekam das Bier und trank einen Schluck. Dann wandte ich mich an den Salooner: Ich suche einen Mann. Er ist möglicherweise gestern oder heute nach Medicine Mound gekommen. Er ist etwas über sechs Fuß groß und bärtig. Sein Name ist Tom Jefferson.

    In letzter Zeit sind einige Männer nach Medicine Mound gekommen, Fremder, kam es gedehnt von dem Salooner. Ein Bursche namens Pablo Santacruz hat sie hergerufen. Der Halunke ...

    Der Mann brach erschreckt ab, verschluckte sich, hüstelte. Die Augen traten ihm aus den Höhlen. Ich meine ...

    Ich gehöre nicht dazu, sagte ich und zog Tom Jeffersons Steckbrief aus der Tasche. Ich rede von diesem Burschen.

    Sind Sie ein Sheriff oder Marshal?, fragte der Salooner und griff nach dem Fahndungsblatt, studierte es ausgiebig, nickte und sagte: Der ist heute am Mittag angekommen. Er scheint der letzte der Kerle gewesen zu sein, auf die dieser dreimal verfluchte Mexikaner wartete. Die ganze Bande hat eine Stunde später den Ort verlassen.

    Natürlich war mein Interesse geweckt. Von diesem Santacruz hatte ich noch nichts gehört. Wenn er sich aber mit Kerlen wie Jefferson umgab, stimmte mit ihm etwas nicht. Ich holte mein Abzeichen aus der Tasche und steckte es mir an die Weste. Ich glaubte die Männer im Saloon regelrecht aufatmen zu hören.

    Sie sind ein U.S. Deputy Marshal, sagte er Salooner erleichtert. Dem Himmel sei Dank. Wir befürchteten schon, dass mit Ihnen noch einer von der üblen Sorte aufgetaucht ist, die in der vergangenen Woche den Ort unsicher gemacht hat. Die Hundesöhne haben gefressen und gesoffen, ohne einen Cent dafür zu bezahlen. Sally Hunter, die Tochter des Schmiedes, haben sie vergewaltigt. Wir konnten nichts tun. Jeff Heller wollte nach Vernon reiten, um Hilfe zu holen. Sie schnappten ihn und schlugen ihn halb tot.

    Haben die Kerle verlautbart, wohin sie sich wenden wollten?

    Die Hundesöhne ließen niemand in ihre Nähe. Sie haben den Ort in östliche Richtung verlassen. Jeder hier hat aufgeatmet.

    Wie viele Männer waren es?

    Über ein Dutzend. Sattelstrolche, zweibeinige Wölfe. Dieser Pablo Santacruz ist ihr Anführer. Er – scheint mir –, ist der Schlimmste von allen.

    Draußen wurde es düster. Der Salooner griff nach einer Laterne, die an einer dünnen Kette von der Decke hing, klappte den Glaszylinder zurück, riss ein Streichholz an und setzte den Docht in Brand. Die Flamme brannte ruhig, als er den Glaszylinder wieder darüber stülpte. Vager Lichtschein breitete sich aus.

    Ich trank noch einmal von meinem Bier. Gibt es eine Übernachtungsmöglichkeit im Ort?

    Hier im Saloon habe ich drei Zimmer, die ich vermiete.

    Ich warf fünf Cent für das Bier auf die Theke und verließ den Schankraum.

    Draußen löste ich die Leine, schwang mich in den Sattel und ritt zu Joe. Der Vogel war da, sagte ich, ist aber zwischenzeitlich schon wieder davongeflattert. –  Er wurde erwartet, fuhr ich nach einer kurzen Pause fort. Eine Bande von mehr als einem Dutzend Kerlen. Ein gewisser Pablo Santacruz befehligt den Haufen.

    Santacruz, wiederholte Joe versonnen. Von dem hab ich schon gehört. Soll immer wieder mal das Grenzgebiet in New Mexiko unsicher machen. In Texas ist der Bravado bisher noch nicht aufgetreten.

    Ich zuckte mit den Schultern. Vielleicht hat er sein Jagdgebiet verlegt. Möglicherweise handelt es sich auch um einen anderen Burschen gleichen Namens. Wer weiß das schon.

    Wir ritten in den Ort und brachten die Pferde in den Stall, der zum Saloon gehörte. Einen eigenständigen Mietstall gab es nicht in Medicine Mound.

    Dann aßen wir im Saloon zu Abend.

    Guter Rat war teuer. Wir hatten nur zwei Möglichkeiten. Entweder der Bande, in der Tom Jefferson ritt, zu folgen, oder aufzugeben und nach Amarillo zurückzureiten.

    Sie sind nach Osten geritten, sagte ich kauend.

    Da liegt Vernon. Wahrscheinlicher ist, dass sich die Bande ins Indianer-Territorium abgesetzt hat. Und nur der Satan weiß, was sie dort zu suchen hat.

    Vielleicht wollen sie nach Arkansas und durchqueren das Indianerland nur, gab ich zu bedenken. Das würde für uns bedeuten, dass wir umkehren müssten. Wir können nicht wochenlang auf Jeffersons Fährte reiten.

    Tags darauf ritten wir weiter nach Vernon. Die Bande war dort nicht gesehen worden. Wir waren am Ende der Fährte Jeffersons angelangt. Joe sprach aus, was durch unsere Köpfe spukte:

    Jefferson hat uns abgehängt. Es hat keinen Sinn, aufs Geratewohl durchs Land zu reiten und zu hoffen, irgendwo seine Spur wieder aufzunehmen. Reiten wir nach Amarillo, Logan-Amigo. Jefferson kommt eines Tages sicher wieder zurück nach Texas. Seine Sorte stirbt keines natürlichen Todes.

    Wir ritten zurück. Einen Teilerfolg hatten wir vorzuweisen. Cole Donegan war aus dem Verkehr gezogen. Über ihn hatte der Totengräber von Plainview sechs Fuß Erde gehäuft ...

    *

    Lieutenant Vince Hooker ließ anhalten. Es war die Zeit der Abenddämmerung. Die Sonne war untergegangen. Das Land verlor seine Farben. Der rötliche Schein verblasste. Am Westhimmel glitzerte der Abendstern.

    Nancy McLowry ging zum Fluss. Das Mädchen wusch sich den Schweiß aus dem Gesicht, dann setzte es sich auf einen Felsklotz und ließ seinen Blick in die Runde schweifen.

    Von dem Lieutenant hatte Nancy erfahren, dass sie am folgenden Tag den Pease River und den Red River überqueren würden, wobei die Überquerung des Pease River die einfachere sein würde, weil die Bewohner von Vernon eine Furt aufgeschüttet hatten.

    Der Abendwind raschelte im Laubwerk der Büsche. Der Westhimmel spiegelte sich auf dem Fluss und ließ die Wasseroberfläche wie flüssige Bronze anmuten. Monotones Rauschen erfüllte die Luft.

    Sobald sie den Red River überquert hatten, würde die Reise noch sechs Tage dauern.

    Nancy spürte die Strapazen bis in die Knochen. Zwei Wochen wollten sie in Fort Sill bleiben. Ihr graute schon vor dem Rückweg. Sonne, Staub und Wildnis. Sobald sie Vernon hinter sich gelassen haben würden, ließen sie auch die Zivilisation hinter sich zurück. Jenseits des Red River begann das Indianerland.

    First Sergeant Terence Winslow näherte sich Nancy. Er brachte ihr das Abendessen. Es waren ein Teller voll Pökelfleisch und eine Scheibe Maisbrot. Nancy drehte sich der Magen um. Aber sie griff nach dem Teller und bedankte sich. Dann begann sie, in dem Fleisch herumzustochern.

    Der First Sergeant tippte mit dem Zeigefinger lässig gegen das Schild seiner Mütze, schwang herum und stapfte dorthin, wo die Kavalleristen ihr Lager aufgeschlagen hatten.

    Nancy schaute ihm hinterher. Sie konnte ihre Mutter sehen. Sie saß auf einem Feldklappstuhl. Bei ihr stand Lieutenant Hooker. Er redete auf sie ein.

    Lustlos kaute Nancy Brot und Fleisch ...

    Die beiden Frauen verbrachten die Nacht in einem Zelt. Am Morgen, als die Flussnebel wallten, ging es weiter. Die Stadt Vernon blieb östlich liegen. Die Fuhrwerke rollten über die Furt. Soweit das Auge reichte, dehnten sich Hügel und Wälder. In den Senken wucherte kniehohes Gras. Büsche und Bäume wuchsen überall. Rinder weideten auf dieser Seite des Pease River. Eine Straße gab es nicht mehr. Nur einen schmalen Reitweg mitten durch das Grasland, den die Cowboys benutzten, die für die Rinder hier zuständig waren.

    Der Zug kam nur langsam vorwärts. Hügel und Wälder mussten umfahren werden, was oftmals große Umwege bedeutete.

    Nancy war beeindruckt von der Weite des Landes. Neben ihr stöhnte und seufzte unablässig ihre Mutter. Jede Bodenunebenheit erschütterte den Buggy und schüttelte die Frauen durch und durch. Und es wurde wieder heiß. Die Sonne verwandelte das Land in einen Glutofen. Das Sonnendach, das sich über dem Buggy spannte, spendete zwar Schatten, konnte aber die Hitze nicht abhalten. Es war, als leckten glühende Zungen über die erhitzten Gesichter ...

    *

    Der Red River war tief und reißend. Die Wasserfässer wurden entleert und an dem Fuhrwerk, das die Gewehre beförderte, befestigt. Sie sollten Auftrieb geben. Ein Trupp Kavalleristen hatte schon den Fluss überquert. Lassos wurden zusammengebunden und am Wagen befestigt. Sie spannten sich über den Fluss und endeten bei den Pferden der Kavalleristen, die den Gespanntieren helfen sollten, den Wagen durch den Fluss zu ziehen.

    Der Soldat auf dem Wagenbock schwang die Peitsche. Das Leder knallte in der Luft wie ein Revolverschuss. Ein Ruck ging durch das Fuhrwerk. Die Räder fingen an zu mahlen. Sie sanken tief in den Schwemmsand am Ufer ein.

    Lauft!, brüllte der Kutscher. Lauft, ihr Ziegenböcke! Vorwärts! Er ließ die langen Leinen auf die Rücken der Gespannpferde klatschen. Wasser umspülte die Räder. Auf der anderen Seite des Flusses trieben die Soldaten ihre Pferde an. Die Lassos blieben gespannt. Schließlich verloren die Gespannpferde den Boden unter den Hufen. Sie schwammen. Das Fuhrwerk schaukelte in den Fluten. Die Pferde am jenseitigen Ufer zogen. Die Kavalleristen feuerten sie mit rauen Rufen an.

    Und dann hatte der Wagen wieder Boden unter den Rädern. Die Gespannpferde stampften ans Ufer. Das Fuhrwerk rollte noch ein Stück weiter und wurde angehalten. Die Soldaten schnürten die Fässer los, banden sie zusammen und schafften sie zurück über den Fluss. Als nächstes sollte der Buggy auf die andere Seite befördert werden.

    Sie werden nasse Füße bekommen, Ladys, sagte First Sergeant Terence Winslow. Also ziehen Sie die Beine an, auch wenn es nicht gerade ladylike aussieht. Er grinste. Winzige Falten hatten sich in seinen Augenwinkeln gebildet.

    Sie schafften es, und auch das dritte Fuhrwerk wurde über den Fluss gebracht.

    Als alle drüben waren, war es Abend. Die Soldaten biwakierten. Ein Corral für die Pferde wurde errichtet. Zelte wurden aufgeschlagen, Feuer angezündet.

    Und dann saßen die Soldaten um die Feuer und aßen. Zwei Mann bewachten das Camp. Sie umschritten den Lagerplatz in entgegengesetzter Richtung. Die Dunkelheit senkte sich über das Land und hüllte es ein wie mit einem schwarzen Mantel. Lichtreflexe von den Feuern zuckten über die Soldaten hinweg. Die Pferde im Corral hatten sich zur Ruhe begeben.

    Plötzlich sprengte ein schriller Schrei die Beschaulichkeit. Es war der Todesschrei eines der Wachposten. Blanker Stahl hatte seinem Leben ein Ende gesetzt. Jäh brach der Schrei ab. Und dann hämmerten mehr als ein Dutzend Gewehre ein höllisches Crescendo. Die Soldaten an den Feuern wurden von den Treffern herumgerissen und geschüttelt. Tot und sterbend brachen sie zusammen. Sie kamen nicht zur Gegenwehr. Das Verderben brach über sie herein, ehe sie zum Denken kamen.

    Die beiden Frauen waren fassungslos. Sie waren nicht fähig, einen Gedanken zu fassen. Es überstieg ihren Verstand, ihr Begriffsvermögen ...

    Ebenso jäh, wie der Lärm eingesetzt hatte, brach er wieder ab.

    Im Corral hatten sich die Pferde erhoben. Sie schnaubten erregt und traten auf der Stelle. Ihr Stampfen und Schnauben erfüllte die Nacht.

    Aus den Büschen ringsum traten Männer, die Waffen im Anschlag. Langsam kamen sie näher ...

    Lieutenant Hooker lag am Boden. Eine Kugel hatte ihn in die Brust getroffen. Der Schmerz drohte ihn zu verzehren. Verschwommen sah er einige Gestalten. Verbissen stemmte er sich gegen die Nebel der Benommenheit, die auf ihn zuzukriechen schienen. Seine Hand tastete sich zur Revolvertasche. Es kostete Hooker allen Willen, sie zu öffnen und den schweren Armeecolt zu ziehen.

    In der Nähe peitschte ein Schuss. Gnadenlos war das Leben eines Kavalleristen ausgelöscht worden, der sich noch geregt hatte.

    Mörder!, entrang es sich kaum hörbar dem Lieutenant. Sein Atem rasselte. Mit jedem Herzschlag wurde Blut aus der schrecklichen Wunde gedrückt. Die Schwäche kam schnell. Hooker biss die Zähne zusammen und spannte den Revolver.

    Ein Schemen näherte sich dem Captain. Er hob die Faust mit dem Colt und feuerte. Der Schemen sackte zusammen. Ein Fluch erschallte, und dann brüllten einige Waffen auf. Der letzte Eindruck seines Lebens waren die Einschläge der Kugeln in seinen Körper, dann wurde es um Hooker absolut finster. Es war eine Finsternis, aus der es kein Zurück mehr gab.

    Eine heisere Stimme rief: Der Hurensohn hat Lester niedergeknallt. O verdammt! Die Hölle verschlinge ihn.

    Sie hat ihn schon, rief Pablo Santacruz ohne besondere Gemütsregung. Er und einige Männer bildeten einen Kreis um die beiden Frauen. Santacruz trat vor sie hin. Er zeigte die Zähne. Es erinnerte an das Zähnefletschen eines Wolfes.

    Was haben wir denn da?, grunzte Santacruz. Feuerschein ergoss sich über die Szene, Licht und Schatten wechselten. In diesem Wechselspiel mutete der mexikanische Bandit besonders düster und verwegen an.

    Cora McLowry fand zuerst die Sprache wieder. Mein Mann wird Sie zur Rechenschaft ziehen, drohte sie. Sie – Sie sind ein Mörder! Großer Gott, warum haben Sie das getan?

    Der Bandit grinste. Seine Zähne blitzten. Er warf sich in die Brust, über der sich zwei Patronengurte kreuzten. Warum wohl, Señora? Ich will die Gewehre. Ich werde sie sehr gewinnbringend an den Mann bringen. Heh, du sagst, dein Mann wird mich zur Rechenschaft ziehen. Ist dein Mann mächtig und einflussreich? Wer ist dein Mann?

    Es ist James McLowry, der Kommandant von Fort Sill. Er wird nicht ruhen ...

    Der Bravado lachte wiehernd auf. Und dieses Täubchen ist seine Tochter, wie? Er wies auf Nancy, die völlig fassungslos dabeistand und keinen Gedanken fassen konnte. Sie ist dir wie aus dem Gesicht geschnitten, Señora. Sie ist doch deine Tochter, nicht wahr?

    Cora McLowry nickte. Wenn Sie uns auch nur ein Haar krümmen ...

    Wieder unterbrach sie der Bandit. Er machte eine wegwerfende Handbewegung und stieß hervor: Drohe mir nicht, Weib! Deinen Mann fürchte ich nicht. Als Fortkommandant hat er sicher Geld. Er wird bezahlen müssen, wenn er dich und die schöne Chica gesund wiedersehen will. Zahlt er nicht, werden wir euch die Hälse durchschneiden. Pablo Santacruz wandte sich ab und schrie: Spannt Pferde vor die Fuhrwerke, Muchachos. Wir verschwinden. Macht schon! Presto, presto!

    Eine Viertelstunde später zogen die Banditen ab. Sie nahmen die Fuhrwerke mit. Den Buggy ließen sie zurück. Cora und Nancy McLowry mussten auf dem Fuhrwerk mit den Vorräten Platz nehmen.

    Zurück blieben Tod und Verderben. Habgier und Rachsucht waren die Auslöser gewesen. Pablo Santacruz war eine den niedrigsten Trieben gehorchende Bestie ...

    Drei Cowboys, die zwischen dem Pease River und dem Red River Kühe gehütet hatten, waren dem Klang der Schüsse gefolgt. Nachdem die Bande abgezogen war, überquerten sie den Red River.

    Die Männer fühlten sich nicht wohl in ihrer Haut. Sie befanden sich auf Indianer-Territorium. Die Schüsse konnten auch streunende Rothäute hergelockt haben. Und auf eine Begegnung mit Indianern legten die Cowboys keinen Wert. Man konnte nie wissen, wie die Rothäute reagierten.

    Mein Gott, flüsterte einer der Reiter ergriffen, als er die vielen reglosen Männer in den blauen Uniformen verstreut herumliegen sah. Das war ja das reinste Massaker ...

    Sie saßen ab. Stöhnen erreichte ihr Gehör.

    Ob das Indsmen waren?, fragte einer heiser und abgehackt.

    Er erhielt keine Antwort. Die Stimmbänder versagten angesichts der vielen Toten.

    Um sich sichernd folgten die Cowboys dem Stöhnen. Es kam von einem Weißen, der keine Uniform trug. Sein Körper steckte in einem gelben, zerschlissenen Staubmantel. Er war bärtig, verstaubt und verschwitzt.

    Auch von einer anderen Stelle erklang Röcheln. Einer der Cowboys trennte sich von seinen Gefährten und ging hin. Es war einer der Trooper.

    Der Mann in dem zerschlissenen Staubmantel keuchte: Wasser, gebt mir Wasser. Ich – ich verbrenne innerlich. Wasser ...

    Es klang zuletzt richtig kläglich.

    Der Cowboy holte seine Feldflasche vom Sattel und gab dem Verwundeten zu trinken. Einer der anderen Cowboys kniete auf der anderen Seite des Sterbenden nieder. Im letzten Licht der niederbrennenden Feuer glitzerten die Augen des Verwundeten wie Glasstücke. Seine Lider zuckten, seine Lippen bebten. Blutiger Schaum hatte sich auf ihnen gebildet.

    Was ist hier geschehen?, fragte einer der Cowboys. Seine Stimme klang drängend. Der Tod griff bereits nach dem Burschen im gelben Staubmantel. Sein Blick war starr auf einen unbestimmten Punkt in der Dunkelheit gerichtet. Der Cowboy flößte dem Verwundeten noch etwas Wasser ein. Der verschluckte sich, hüstelte, dann keuchte er: Zur Hölle mit Pablo Santacruz. Er hat – mich – schmählich – im – Stich – gelassen. Die Stimme war mehr und mehr zerronnen. Jetzt setzte der Sterbende noch einmal an. Das Sprechen bereitete ihm Mühe, aber er schaffte es, zu sagen: Die Gewehre – für Lone Wolf. Elk Hill – Washita Range ... Der Teufel – hole – Santacruz. Mit dieser Verwünschung auf den Lippen starb der Bandit.

    Die Cowboys gingen von einer der reglosen Gestalten zu nächsten. Zwei der Trooper lebten noch. Die Cowboys versorgten sie.  Dann brach einer auf, um aus Vernon Hilfe zu holen.

    *

    Ein Reiter kam nach Fort Sill. Sein Name war Tom Jefferson. Er verlangte Colonel James McLowry zu sprechen. Er wurde in die Kommandantur gebeten. Der Colonel forderte ihn auf, Platz zu nehmen.

    Zwischen den beiden Männern war der Schreibtisch des Colonels. Hinter dem Colonel war an der Wand eine Karte des Gebietes befestigt, das von Fort Sill aus betreut wurde. Außerdem war das Sternenbanner aufgehängt, daneben die Regimentsstandarte und ein gegerbtes Wolfsfell sowie eine Reihe indianischer Waffen und Handarbeiten.

    Der Colonel musterte den Besucher unter halb gesenkten Lidern hervor. Der Bursche gefiel ihm nicht. Er gehörte zur Sorte der Sattelstrolche, zur Gattung der Langreiter, die keinen festen Platz hatten, die sich mit der Schnelligkeit ihrer Revolver über Wasser hielten und die ihren schnellen Colt an den Meistbietenden vermieteten.

    Tom Jefferson trug einen heruntergekommenen Staubmantel. Sein Gesicht war stoppelbärtig. Über den Mantel hatte er den Revolvergurt geschnallt. Stumpfe, blonde Haare fielen unter dem Stetson hervor bis auf die Schultern des Burschen.

    Was kann ich für Sie tun?, dehnte der Fortkommandant. Sein Blick schien Jefferson zu durchbohren. Er zeigte sich kühl und reserviert.

    Jefferson grinste herablassend. Er hatte die besseren Karten in der Hand. Davon war er überzeugt. Und aus dieser Überzeugung rührte seine Sicherheit. Dir wird die Arroganz gleich vergehen, Hombre, durchzuckte es grimmig das Gehirn des Banditen. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und streckte die Beine weit von sich.

    McLowrys Brauen hoben sich. In seinem glatten Gesicht zuckte jedoch kein Muskel.

    Dann ließ Jefferson seine heiser-rasselnde Stimme erklingen: Ich komme als Bote zu Ihnen, Colonel. Pablo Santacruz schickt mich.

    Wer ist Pablo Santacruz? Über der Nasenwurzel des Colonels erschienen zwei steile Falten, die fast bis zu seinem Haaransatz reichten. Welche Botschaft bringen Sie?

    Botschaft von Ihrer Frau und Ihrer Tochter, Colonel. Das niederträchtige Grinsen Jeffersons wurde breiter. Die Schicht aus Staub und Schweiß in seinem Gesicht zersprang.

    Die Brauen des Colonels schoben sich noch mehr zusammen. Die Nachricht von dem Überfall auf den Waffentransport war noch nicht bis Fort Sill durchgedrungen. Sie sprechen in Rätseln, knurrte der Fortkommandant. Drücken Sie sich gefälligst deutlicher aus.

    Jefferson nickte. Na schön, Colonel. Wir haben Ihre Frau und Ihre Tochter. In einer Woche komme ich wieder. Und dann zahlen Sie für die beiden Ladys entweder 50.000 Dollar Lösegeld, oder wir schneiden ihnen die Kehlen durch.

    Der Colonel fuhr wie von einer Tarantel gebissen hoch. Schwer stemmte er sich mit beiden Armen auf den Schreibtisch. Sein Gesicht hatte sich gerötet. Seine Lippen sprangen auseinander. Was sagen Sie da?, dröhnte sein dunkles Organ. Ungläubigkeit und Fassungslosigkeit standen ihm ins Gesicht geschrieben.

    Wir haben Ihre Frau und Ihre Tochter, wiederholte Jefferson seelenruhig. Er fühlte sich absolut sicher. Den beiden geschieht nichts, wenn Sie bezahlen. 50.000 Bucks! Zahlen Sie nicht, haben die Ladys ein gewaltiges Problem am Hals.

    Jedes Wort traf den Colonel wie ein Peitschenhieb. Er zuckte zusammen. Sein Verstand musste das Gehörte erst einmal verarbeiten. Die Worte klangen in ihm nach wie höllisches Geläut. Schließlich ächzte er: Cora und Nancy sollten mit dem Waffentransport nach Fort Sill kommen. Wie – wie ...

    Jefferson schnitt ihm das Wort ab. Die Gewehre haben wir, Colonel. Sie brauchen auf den Transport nicht mehr zu warten. Und sollten Sie auf die Idee kommen, mich hier festzuhalten, wird es Ihre Tochter auszubaden haben. Immerhin haben wir dann noch Ihre Frau. Dann kostet eben sie alleine 50.000.

    Sie haben den Waffentransport überfallen, röchelte der Colonel. Schwer fiel er zurück auf seinen Stuhl. In seinem Gesicht zuckten die Nerven. Fahrig strichen seine Hände über die Tischplatte. Er war erschüttert. Das war deutlich. Bei allen Heiligen ...

    Jefferson erhob sich und schürzte die Lippen. In einer Woche komme ich wieder, Colonel. Dann will ich Geld sehen. Zahlen Sie nicht, wird es für Ihre Frau und Ihre Tochter verdammt ernst. Wir spaßen nicht. Die Soldaten, die den Waffentransport begleiteten, können ein Lied davon singen.

    Jefferson bewegte sich rückwärtsgehend zur Tür.

    Der Colonel saß wie ein Häufchen Elend hinter seinem Schreibtisch. Sein Atem ging stoßweise. Er bekam die Rebellion seiner Gefühle nicht in den Griff. Der Magen krampfte sich ihm zusammen. Er spürte Gänsehaut.

    Wo – wo werden Cora und Nancy festgehalten?

    "Das werde ich Ihnen natürlich nicht auf die Nase binden, Colonel. Ich

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