Zieht die Eisen, Revolvermänner! Western Sammelband 4 Romane
Von Alfred Bekker und Pete Hackett
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(499XE)
Alfred Bekker: Der lange Schatten des Jake McCann
Pete Hackett: Marshal Logan und die höllischen Sechs
Pete Hackett: McQuade - Auf Gedeih und Verderb
Pete Hackett: McQuade und der Satan von Maricopa
Ich stand vor den kreuz und quer liegenden, verkohlten Balken und Brettern der Freeman Farm und war erschüttert. Der heiße Südwind wirbelte Asche und Staubspiralen über den Hof. Bei Gott, hier hatte sich eine Tragödie abgespielt, die mit Worten kaum zu beschreiben war. Vor drei Tagen waren mitten in der Nacht maskierte Reiter auf der Farm erschienen, hatten zunächst den Hund niedergeknallt, und als John Freeman mit einer Winchester in den Händen das Haus verließ, wurde auch er von den Nachtreitern erschossen. Sie waren mit einer Brutalität sondergleichen vorgegangen.
Das Bild, das sich mir bot, sprang mir mit geradezu erschreckender Intensität in die Augen. Etwas Beklemmendes schien in der Luft zu liegen. Der Eindruck von Zerstörungswut und sinnloser Gewalt traf mich bis ins Mark.
Alfred Bekker
Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
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Zieht die Eisen, Revolvermänner! Western Sammelband 4 Romane - Alfred Bekker
Zieht die Eisen, Revolvermänner! Western Sammelband 4 Romane
Alfred Bekker, Pete Hackett
Dieses Buch enthält folgende Western:
Alfred Bekker: Der lange Schatten des Jake McCann
Pete Hackett: Marshal Logan und die höllischen Sechs
Pete Hackett: McQuade - Auf Gedeih und Verderb
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DER LANGE SCHATTEN DES JAKE McCANN
Alfred Bekker
Western-Roman
Der Umfang dieses Buchs entspricht 106 Taschenbuchseiten.
US-Marshal Brent Hayes ist im Auftrag des Gouverneurs unterwegs, um Jake McCann festzunehmen. Seinen Marshal-Stern trägt Hayes in der Westentasche, denn in New Mexico kann der ihm nicht helfen. Wird er es überhaupt schaffen, bis zu McCann vorzudringen, denn der hat seine Helfer überall...
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© by Author / COVER FIRUZ ASKIN
© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.
Alle Rechte vorbehalten.
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postmaster@alfredbekker.de
1
US-Marshal Brent Hayes wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und blickte nach Süden - dorthin, wo irgendwo das Hauptquartier von Jake McCann sein musste - jenem Mann, dem er das Handwerk legen sollte. Seinen Stern trug Hayes nicht, schon um länger am Leben zu bleiben. Denn das Land, das vor ihm lag, war das Land, in dem Jake McCann regierte und nicht das Gesetz. Sobald irgendjemand erfuhr, dass er im Auftrag des Gouverneurs hier war, um McCann zu entmachten, würde er eine Zielscheibe sein. Hayes war den ganzen Tag geritten und inzwischen war die Sonne bereits milchig geworden. Vor ihm befand sich eine karge, trockene Einöde soweit das Auge reichte.
Ein Geräusch ließ Hayes dann abrupt hochfahren. Seine Rechte fuhr instinktiv in Richtung Hüfte, wo ein Revolvergriff aus dem Holster ragte.
Schüsse peitschten.
2
Hayes blickte sich nach allen Seiten um, aber zunächst war nirgends etwas zu sehen.
Die Schüsse krachten irgendwo hinter der nächsten Hügelkette gen Süden und mittlerweile war die Sache zu einer ausgewachsenen Schießerei geworden. Ziemlich heftig musste es da hin und her gehen...
Das Geräusch galoppierender Pferde war zu hören. Es wurde zu donnerndem Hufschlag. Ein Reiter, der sich dicht am Rücken seines Gauls hielt, preschte über die Hügel. Er klammerte sich an den Hals seines Schecken. Der Mann war verletzt. Sein Hemdrücken rot. Ein Wunder, dass er sich noch in den Steigbügeln halten konnte.
Der Kerl ritt direkt auf Hayes zu.
Dann kam ein zweiter Reiter über den Hügel. In einem mörderischen Galopp hetzte er mit einem 45er in der Rechten hinter dem Verletzten her. Der Verfolger zielte kurz und feuerte.
Der Flüchtende hatte keine Chance. Die Kugel traf ihn am Hinterkopf. Ein Ruck ließ ihn vorn über den Hals des Pferdes zu Boden fallen. Der Gaul stoppte, stellte sich auf die Hinterbeine und wieherte durchdringend. Der Körper des Getroffenen kam mit einem dumpfen Laut auf dem ausgetrockneten Boden auf.
Hayes' Hand war indessen zur Hüfte gegangen.
Der US-Marshal hatte keine Ahnung, worum es hier ging und was der Hintergrund dieser Fehde war. Eine grausige Mischung aus gellenden Todesschreien und peitschenden Schüssen drang unterdessen über die Hügelkette.
Der fremde Reiter sah Hayes für den Bruchteil eines Augenblicks mit schmalen Augen an. Ein kantiges, brutales Gesicht mit einem gemeinen Grinsen spielte um den dünnlippigen Mund. Seine Nase sah aus, als wäre sie mal gebrochen gewesen.
Der Kerl riss die Waffe hoch und feuerte. Rot züngelte es aus dem langen Lauf des Peacemakers heraus.
Aber Hayes war schnell.
Blitzartig riss er die Waffe aus dem tiefgeschnallten Holster heraus und drückte ab. Schüsse fielen beinahe gleichzeitig.
Hayes erwischte sein Gegenüber an der Schulter. Der Kerl wurde durch die Wucht des Geschosses nach hinten gerissen. Sein eigener Schuss ging haarscharf an Hayes' Hutkrempe vorbei.
Der fremde Reiter riss sein Pferd herum. Er versuchte, noch einmal auf Hayes zu schießen, riss die Waffe hoch und drückte ab.
Hayes duckte sich und schoss um den Bruchteil einer Sekunde früher. Der Kerl hatte ihm keine Wahl gelassen.
Sein Gegner stöhnte auf. Das Pferd preschte davon, während der Reiter schlaff im Sattel hing.
Hayes folgte ihm.
Der Reiter rutschte einen Augenblick später aus dem Sattel und blieb regungslos liegen.
Hayes blickte kurz zu dem Mann hinunter, der im Staub lag.
Dem konnte keiner mehr helfen...
Bevor Hayes seinem Gaul die Sporen gab, langte er noch hinunter zum Scabbard, riss das Winchester-Gewehr heraus und lud die Waffe mit einer energischen Bewegung durch.
Dann preschte er vorwärts - dorthin, wo geschossen wurde.
Hayes hatte nicht die leiseste Ahnung, um was es hier ging oder was ihn hinter der nächsten Hügelkette erwarten würde. Er sah jetzt hinter den Hügeln eine schwarze Rauchsäule in den strahlend blauen Himmel hinaufsteigen.
Unbarmherzig trieb er den Braunen vorwärts und hetzte ihn schließlich einen flachen Hang hinauf. Oben, auf dem Hügelkamm angekommen blickte er sich auf der anderen Seite um.
Noch immer wurde wild hin und her geschossen.
Hier war ohne Zweifel ein erbarmungsloser Kampf im Gange.
Hayes sah eine mittelgroße Ranch, deren Wohnhaus in hellen Flammen stand.
Flammen schlugen bereits auch aus der Scheune und dem Pferdestall.
Einzig und allein ein etwas abseits gelegenes Gebäude, dass wohl als Unterkunft für die Cowboys diente, war bislang noch vom Feuer verschont geblieben, aber wenn es nach den Angreifern ging, dann würde sich auch das bald ändern.
Etwa ein Dutzend Männer schossen wie wild auf die Ranch und dabei vor allem auf die Unterkunftsbaracke, denn dort schien sich der letzte Widerstand zu halten...
Aus zweien der Fenster konnte man in steter Regelmäßigkeit Mündungsblitze zucken sehen, aber was war das schon gegen die Flut der Angreifer?
Hayes sah einige Leichen im braunen, trockenen Gras und beim nahe gelegenen Pferdecorral.
Es war nicht zu sehen, welcher Seite sie angehörten, aber sie zeugten davon, mit was für einer Verbissenheit hier gekämpft worden war.
Die Sache schien klar.
Ein Rancher und seine Leute verteidigten sich hier mit dem Mut der Verzweiflung gegen eine Bande von Gesindel. Aber ihre Chancen standen schlecht.
Hayes' Augen wurden schmal.
Er wartete einen Moment und ließ seinen Braunen den Hang hinunterstürmen, wobei er Schuss um Schuss aus seiner Winchester krachen ließ.
Schon mit den ersten Kugel holte er zwei der Kerle aus ihrer Deckung heraus.
Hayes konnte nicht genau sagen, wie schwer er sie erwischt hatte. Er hörte nur ihre Schreie. Die Bande wurde jetzt auf den fremden Reiter aufmerksam, der aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schien und sich da so unerwarteter weise eingemischt hatte.
Man hörte sie wild durcheinander rufen und dann pfiffen Hayes die ersten Kugeln um die Ohren, sodass er den Kopf einziehen musste.
Hayes ließ den Braunen einen Haken schlagen und hängte sich seitwärts an den Sattel, sodass der Gaul den größten Teil seines Körpers deckte.
Im vollen Galopp ließ Hayes noch ein paar Mal seine Winchester krachen.
Einer der Kerle schrie auf und stürzte nieder. Es musste ihn schwer erwischt haben, denn er blieb reglos am Boden liegen.
Vermutlich war er tot.
Zur gleichen Zeit kam aber von der anderen Seite ein Schrei. Einer der letzten beiden Verteidiger war getroffen worden, denn fortan wurden nur noch aus einem Fenster Schüsse abgegeben.
Ein Bandit machte sich von hinten an die Baracke heran und legte Feuer.
Bald schon fraßen sich die Flammen empor und begannen hell aufzulodern.
Alle Ranchgebäude waren aus Holz. Wochenlang hatte die Sonne brennend heiß vom Himmel geschienen und das Holz pulvertrocken werden lassen.
Nun brannte es wie Zunder.
Ganz gleich, was jetzt auch noch geschehen mochte: Von der Ranch würde kaum mehr bleiben als verkohlte Ruinen...
Plötzlich spürte Hayes, wie ein Ruck durch den kräftigen Körper des Braunen ging.
Das Tier ließ ein markerschütterndes Wiehern hören und Hayes ahnte, was das zu bedeuten hatte.
Es hatte den Braunen erwischt.
Ein paar Pferdelängen strauchelte der Gaul noch voran, bevor er dann zu Boden kam.
Hayes warf sich gerade noch rechtzeitig aus dem Sattel, um nicht unter dem massigen Tierkörper begraben zu werden. Geschickt rollte er sich am Boden ab, während links und rechts von ihm Sand von den einschlagenden Geschossen zu kleinen Staubfontänen aufgewirbelt wurde.
Es war verdammt knapp.
Hayes drehte sich blitzartig um die eigene Achse, riss den Lauf der Winchester hoch und feuerte. Sein Schuss traf einen Mann, der sich bei der brennenden Scheune verschanzt und gerade auf den fremden Reiter angelegt hatte.
Der Kerl klappte zusammen wie ein Taschenmesser und blieb regungslos liegen, während Hayes wieder hochgeschnellt war.
Eine Bleikugel riss ihm den Hut vom Kopf, während Hayes sich vor dem aufbrausenden Geschosshagel hinter eine Pferdetränke rettete.
Das Blei der Banditen schlug innerhalb weniger Sekunden ein gutes Dutzend Löcher in die Tränke, aus denen das Wasser herauslief.
Hayes presste sich auf den Boden und nutzte die Gelegenheit, um neue Patronen in das Magazin seiner Winchester hinein zu schieben.
Dann wartete er ab, bis das wütende Geballere etwas abgeebbt war, bevor er sich schließlich wieder aufrichtete und hinter der Tränke hervortauchte.
In schneller Folge schoss er sein Winchester-Gewehr ab und aus dem Barackenfester bekam er Unterstützung.
Zwei der Kerle wurden tödlich getroffen, einen dritten erwischte es an der Hand, sodass er fluchend seine Waffe fallenließ.
Los, weg hier, Männer!
, hörte man eine kehlige Stimme.
Die überlebenden Banditen rannten in Richtung ihrer Pferde, wobei sie weiter sporadisch in Hayes' Richtung ballerten.
Dann schwangen sich die ersten von ihnen in die Sättel und preschten davon.
Hayes jagte ihnen noch ein paar Kugeln hinterher, aber sie waren bald schon außerhalb seiner Schußweite. Hayes richtete sich nun zu voller Größe auf und legte sich den Lauf der Winchester über die Schulter.
Es war so, wie er vermutete hatte.
Diese Kerle hatten offenbar mit wenig Gegenwehr gerechnet und sich bei ihrem Überfall dementsprechend sicher gefühlt.
Aber in dem Moment, in dem ihnen jemand entschlossen gegenübertrat, liefen sie davon wie die Hasen.
Hayes ging ein paar Schritte zurück und nahm seinen Hut vom Boden auf. Dann wandte er den Blick zu der Cowboy-Baracke hin, deren Dach nun hell in Flammen stand.
In diesem Moment trat eine junge Frau durch die Tür, in deren zarten Händen sich eine Winchester befand. Sie war wohl die letzte überlebende Verteidigerin dieser Ranch, von der kaum etwas bleiben würde, als das Land selbst.
Ihr eigenes Leben war mit Mühe und Not gerettet worden, aber das war auch schon alles.
Sie trug Männerkleidung, die ihr viel zu groß war und ihre Figur sicherlich nicht betonte.
Aber selbst das Wenige, das die grobe Drillich-Hose und das karierte, sehr weit geschnittene Hemd davon preisgaben, ließ Hayes unwillkürlich schlucken.
Sie war eine aufregende Schönheit.
Ihr Haar war dick und blond und fiel ihr in einem mächtigen Schopf bis weit über die Schultern. Die Züge ihres Gesichts waren feingeschnitten und stolz, während die vollen Lippen ihr etwas Sinnliches gaben.
Sie kam näher heran und dann sah Hayes in ihre meergrünen Augen, in denen ein wildes Feuer loderte.
Ich danke dir, Fremder!
, brachte sie heraus und atmete tief durch. Wie heißt du?
Mein Name ist Hayes.
Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich jetzt wohl auch tot - so wie meine Cowboys!
, sagte sie und in ihrem Tonfall schwangen Bitterkeit und Wut mit.
Hayes sah es in ihren Augen glitzern. Sie weinte still vor sich hin. So stark sie auch zuvor gewesen sein mochte, als ihr die Kugeln nur so um die Ohren geflogen waren, jetzt brachen die Gefühle ungehemmt ihr heraus.
Hayes trat zu ihr, und sie blickte zu dem hoch gewachsenen Mann auf. Dann legte er ihr den Arm um die Schultern, und sie schmiegte sich an seine breite Brust.
Es war furchtbar...
flüsterte sie.
Hayes nickte verständnisvoll.
Ich weiß
, murmelte er. Aber jetzt ist alles vorbei!
Eine ganze Weile lang standen sie einfach nur so da, ohne ein Wort zu sagen.
Sie stand wohl unter einer Art Schock und brauchte ein bisschen Zeit, um sich zu erholen und wieder zu sich zu kommen.
3
Ich bin Rebecca O’Connor
, brachte sie schließlich heraus, während sich mit dem Handrücken über die Augen wischte. Und dies hier war einmal meine Ranch... Drei Cowboys standen bei mir in Lohn und Brot. Die Kerle haben sie einfach niedergeknallt.
Es ist etwas ungewöhnlich, dass eine Frau auf einer Ranch der Boss ist!
, meinte Hayes, während er sie immer noch bei den Schultern hielt.
Sie blickte zu ihm auf.
Glauben Sie etwa, dass eine Frau so etwas nicht kann?
, fragte sie. Hayes sah das Blitzen ihrer grünen Augen und lächelte mild.
Er schüttelte den Kopf.
Nein
, meinte er. Du kannst das bestimmt!
Sie zuckte mit den Achseln.
Ich hatte keine andere Wahl!
, erklärte sie. Vor zwei Jahren bin ich mit meinem Mann in dieses Land gezogen und wir haben versucht, eine Ranch aufzubauen. Aber dann ist er bei einer Schießerei ums Leben gekommen und ich versuchte, die Ranch weiterzuführen. Es ist mir auch ganz gut gelungen. Zumindest bis jetzt!
Ihre letzten Worte klangen sehr bitter, und Hayes konnte nur zu gut verstehen, wie ihr zumute war.
Hast du eine Ahnung, was das für Männer waren?
, fragte er.
Ihr Gesicht wurde zu einer steinernen Maske.
So etwas kann nur jemand fragen, der nicht aus der Gegend ist!
Hayes nickte.
Ich bin tatsächlich nicht aus der Gegend
, gab er zu.
Das waren die Männer von Jake McCann! Diese mordgierigen Bastarde!
Hayes horchte auf.
Wegen Jake McCann war er schließlich hier her, in die Gegend um Columbus, New Mexico gekommen. Aber von seinem Auftrag würde Hayes Rebecca nichts sagen. Und auch nicht von dem Marshal-Stern, der sich in seiner Westentasche befand. Hayes wollte auf Nummer sicher gehen. Einen Fehler konnte er sich nicht erlauben.
Was hatten McCann und seine Männer für einen Anlass, deine Ranch niederzubrennen?
Hayes musste den Unwissenden spielen, um nicht Rebeccas Argwohn zu erregen.
Fremder, das verstehst du nicht!
Warum versuchst du nicht, es mir zu erklären, Rebecca?
Ihre meergrünen Augen unterzogen Hayes einer kritischen Musterung. Dann schien Rebecca O’Connor einen Moment lang mit sich ringen zu müssen, bevor sich schließlich doch ihre Lippen bewegten.
Okay
, meinte sie. Die ganze Gegend zahlt an diesen McCann dafür, dass er sie in Ruhe lässt. Jeder Rancher und auch die Leute in der Stadt.
Hayes nickte.
Und du wolltest nicht mehr zahlen, nicht wahr?
Ich konnte nicht mehr, Hayes! Wir hatten eine Seuche bei unseren Rindern, unsere Einnahmen waren schlecht. Ich habe ein bisschen Geld auf der Bank von Columbus, aber diese Rücklagen hätte ich gebraucht, um über dieses Jahr hinwegzukommen! Ich bat um Aufschub, aber sie wollten ihn mir nicht geben.
Sie barg ihr Gesicht mit den Händen. Was hätte ich denn tun sollen?
, rief sie. Wenn ich gezahlt hätte, wäre das das Ende der Ranch gewesen!
Sie blickte wieder auf und fügte noch bitter hinzu: Es war wohl ziemlich dumm, zu glauben, dass wir allein gegen diese Banditen eine Chance haben könnten!
Hayes wandte sich um und blickte zu den Toten, die überall auf dem Boden verstreut lagen.
Rebeccas Cowboys waren ebenso darunter, wie ungefähr die Hälfte des Banditentruppe.
Aber nach allem, was Hayes über Jake McCanns Meute erfahren hatte, konnte dies nur eine kleine Abteilung seiner Bande gewesen sein...
Vielleicht waren es fünfzig, vielleicht auch hundert Mann, die unter dem Befehl dieses Mannes standen.
Niemand wusste das so genau, aber Hayes schätzte, dass man mindestens so viele Schießer brauchte, um ein derart großes Gebiet wirksam zu kontrollieren. So wirksam, dass es bisher offenbar niemandem gelungen war, sich mit Erfolg dagegen aufzulehnen.
Ein ganzer Landstrich unter der Knute eines einzigen, machtgierigen Mannes, der sich einen Dreck um das Gesetz scherte. So war die Situation.
Und Brent Hayes war hier, um das zu ändern.
Hayes!
, hörte er dann plötzlich Rebeccas Stimme.
Er wandte sich zu ihr herum.
Ja?
Was hast du vor?
Hayes war klar, dass er sich etwas um Rebecca würde kümmern müssen.
Er deutete zum Horizont, wo die Sonne im Begriff war unterzugehen.
Bevor es dunkel wird, will ich die Toten begraben haben!
, meinte er.
Und dann?
Mein Ziel ist Columbus. Wenn du willst, nehme ich dich bis dorthin mit, Rebecca!
Sie nickte.
Okay!
4
Es war schon fast Mitternacht, als Hayes und Rebecca die ersten Häuser der Stadt Columbus als dunkle Schemen aus der Dunkelheit auftauchen sahen.
Hayes hatte dem Pferd eines erschossenen Banditen seinen Sattel aufgelegt, und auch Rebecca ritt auf einem dieser Pferde, denn ihre eigenen Tiere hatten die Kerle schon vorher aus dem Corral getrieben.
Der Ritt durch die Dunkelheit war nicht einfach gewesen, aber Rebecca kannte