Ein Silberdollar für den Tod: Die neuen großen Western 7
Von Roscoe Hollister
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Die neuen großen Western sind von unverwechselbarer Action und Spannung. Sie handeln von den großen Gestalten, die für Freiheit und Gerechtigkeit kämpften, von legendären Revolverhelden, die nicht bereit waren, sich dem Bösen zu beugen – und die den Outlaw vernichteten, der Dörfer und ganze Gegenden tyrannisierte. Diese Westernhelden sind hart, unbezwingbar und in den Waffenarsenalen jener Pionierzeit ganz zu Hause.
Was erst heute mit voller Schärfe entdeckt wurde: Diese charismatischen Gunmen haben die Wehrlosen und Schwachen beispielhaft beschützt!
Der Tod kommt auf leisen Sohlen. So heißt es zumindest. Doch nicht immer stimmt es. Und auch nicht an diesem frühen Morgen! Denn da preschte der Sensenmann auf seinem Gaul mit trommelndem Hufschlag, so laut wie der Donner eines Sommergewitters, durch das Morgengrauen. Selbst der Ruf der Falken, hoch oben am Himmel, wo sie kreisend auf ihre Beute lauerten, verstummte. Es schien gerade so, als ob die Natur angesichts des Unheils, das sich auf dem großen, knochigen Pferd näherte, ehrfurchtsvoll den Atem anhalten würde. Auch der hagere, schnauzbärtige Mann, der in einer windgeschützten Senke neben einem erloschenen Lagerfeuer ruhte, erwachte durch den sich rasch nähernden Hufschlag. Hastig rappelte er sich auf und versuchte, die Schlaftrunkenheit, die ihn noch umfangen hielt, abzuschütteln. Als der Fremde sein vor Schweiß dampfendes Pferd vor ihm zügelte, wurde ihm schlagartig bewusst, dass sein Revolvergurt einige Yards entfernt neben der Feuerstelle lag. Ken Duskin, so hieß der Weidereiter am erkalteten Lagerfeuer, blickte zu dem Reiter auf, dessen Statur ein pechschwarzer Staubmantel einhüllte. Unter der breiten Krempe seines Stetsons funkelten hasserfüllte Augen. Der Rest des Gesichts war durch ein vor Dreck starrendes Halstuch verdeckt. Von dem schwarz gekleideten Fremden ging eine Eiseskälte aus, die durch das Grau des Morgens direkt auf ihn überzugehen schien. Der Weidereiter schluckte, obwohl er kein ängstlicher Mann war. Aber instinktiv ahnte er die unmittelbare Todesgefahr, in der er plötzlich schwebte, ohne den blassesten Schimmer davon zu haben, weshalb, oder wer dieser Kerl war und von ihm wollte. Duskin setzte an, um ihn danach zu fragen. Doch die Worte erstarben auf seinen Lippen! Denn schnell wie der Blitz hatte der Reiter seine großkalibrige Bleispritze aus dem Holster gezogen. Für einen Sekundenbruchteil starrte der hagere Cowboy die schwarze Mündung an, wie die Eingangspforte zur Hölle.
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Die neuen großen Western
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Ein Silberdollar für den Tod - Roscoe Hollister
Die neuen großen Western
– 7 –
Ein Silberdollar für den Tod
Roscoe Hollister
Der Tod kommt auf leisen Sohlen. So heißt es zumindest. Doch nicht immer stimmt es. Und auch nicht an diesem frühen Morgen! Denn da preschte der Sensenmann auf seinem Gaul mit trommelndem Hufschlag, so laut wie der Donner eines Sommergewitters, durch das Morgengrauen. Selbst der Ruf der Falken, hoch oben am Himmel, wo sie kreisend auf ihre Beute lauerten, verstummte. Es schien gerade so, als ob die Natur angesichts des Unheils, das sich auf dem großen, knochigen Pferd näherte, ehrfurchtsvoll den Atem anhalten würde.
Auch der hagere, schnauzbärtige Mann, der in einer windgeschützten Senke neben einem erloschenen Lagerfeuer ruhte, erwachte durch den sich rasch nähernden Hufschlag. Hastig rappelte er sich auf und versuchte, die Schlaftrunkenheit, die ihn noch umfangen hielt, abzuschütteln.
Als der Fremde sein vor Schweiß dampfendes Pferd vor ihm zügelte, wurde ihm schlagartig bewusst, dass sein Revolvergurt einige Yards entfernt neben der Feuerstelle lag.
Ken Duskin, so hieß der Weidereiter am erkalteten Lagerfeuer, blickte zu dem Reiter auf, dessen Statur ein pechschwarzer Staubmantel einhüllte. Unter der breiten Krempe seines Stetsons funkelten hasserfüllte Augen. Der Rest des Gesichts war durch ein vor Dreck starrendes Halstuch verdeckt. Von dem schwarz gekleideten Fremden ging eine Eiseskälte aus, die durch das Grau des Morgens direkt auf ihn überzugehen schien.
Der Weidereiter schluckte, obwohl er kein ängstlicher Mann war. Aber instinktiv ahnte er die unmittelbare Todesgefahr, in der er plötzlich schwebte, ohne den blassesten Schimmer davon zu haben, weshalb, oder wer dieser Kerl war und von ihm wollte.
Duskin setzte an, um ihn danach zu fragen. Doch die Worte erstarben auf seinen Lippen! Denn schnell wie der Blitz hatte der Reiter seine großkalibrige Bleispritze aus dem Holster gezogen. Für einen Sekundenbruchteil starrte der hagere Cowboy die schwarze Mündung an, wie die Eingangspforte zur Hölle. Und gleich darauf kam auch das Fegefeuer, verkündet in der zuckenden Mündungsflamme, begleitet von einem ohrenbetäubenden Krachen.
Etwas schlug dumpf in Ken Duskins Brust, raubte ihm jäh Atem und Sinne. Noch bevor er auf dem Boden neben der Feuerstelle aufschlug, war er bereits tot.
Asche zu Asche.
Der Schwarzgekleidete steckte den rauchenden Colt ins Holster zurück. Dann holte er einen Silberdollar aus der Tasche seines Staubmantels.
»Endlich schmorst du in der Hölle, du verfluchter Bastard!« Noch während er diese Worte ausspie, warf er der Leiche die Münze auf den blutenden Leib. Dann gab er seinem Gaul die Sporen und ritt denselben Weg zurück, den er gekommen war. Begleitet von beißendem Pulverdampf und dem Pestilenzgestank des Todes.
*
Howe Chusack hatte nicht die geringste Ahnung, dass er in weniger als einer Minute sterben würde.
Sorgfältig fegte der glatzköpfige Mann den Boden seines Ladengeschäfts für Eisenwaren. Durch den aufgewirbelten Staub war die Luft stickig und schal. Das Atmen fiel schwer, aber das schien den Storebesitzer nicht sonderlich zu stören. Er freute sich schon auf ein saftiges Steak und eine Flasche Whiskey, die in den oberen Räumen, die er bewohnte, auf ihn warteten.
Als er mit dem Ausfegen fertig war, lehnte er den Besen neben die geschlossene Ladentür. Er wandte sich um – und erschrak bis ins Mark! Das Herz hämmerte wild in seiner Brust.
Neben der Trennwand zwischen dem Verkaufsraum und dem Office stand ein Schatten. Reglos, wie eine Spinne im Netz musste er dort schon seit Minuten ausgeharrt und ihn beobachtet haben. Doch wie war der verfluchte Hundesohn hier hereingekommen? Hatte er die Hintertür aufgebrochen?
Weiter kam Howe Chusack mit seinen Überlegungen nicht. Denn jetzt bewegte sich der Schatten rasch auf ihn zu. In der rechten Faust schimmerte der Stahl einer großkalibrigen Kanone.
Der Storebesitzer zuckte zurück, als hätte er eine Tarantel angefasst.
»Was zum Henker …?«
Der Schatten drückte kurz hintereinander ab. Gnadenlos und präzise.
Die Einschläge wirbelten Chusacks Körper um die eigene Achse, als wäre er eine Marionette, die ein unsichtbarer Puppenspieler ins Aus dirigierte. Schwer krachte er gegen ein Regal mit Tierfutter, rutschte langsam daran herab auf den frischgefegten Boden. In seinen gebrochenen Augen spiegelte sich das flackernde Licht der Petroleumlampe.
Mit schweren Stiefelschritten trat der Schatten an den Toten heran und schnippte ihm mit Daumen und Zeigefinger einen Silberdollar auf die Brust.
»Du hättest schon viel früher krepieren sollen, du Hurensohn!«
*
Unbarmherzig brannte die Sonne vom stahlblauen Himmel, sodass Ned Buchanan froh war, endlich die Häuserschatten der kleinen Stadt zu erreichen. Auch wenn Smokey Bend nicht mehr als ein Furz auf der Landkarte von Texas war. Gerade so groß, dass es neben einem Mietstall, in dem er sein staubbedecktes und schweißnasses Pferd unterbrachte, noch einen Saloon mit sechs Zimmern gab. Zum Glück war eines davon noch frei.
Der hünenhafte Mann mit den breiten Schultern und der schmalen Taille, an dessen Erscheinung nichts Weiches war, wollte nur eine Nacht bleiben. Dann musste er weiterziehen. Sein Ziel, die Grenzstadt Laredo am Rio Grande, lag noch etwa hundert Meilen von hier entfernt. Zu weit für ihn und seinen völlig erschöpften Gaul an diesem Tag. Denn das Tier und sein Herr hatten bereits einen langen, anstrengenden Ritt von El Paso hinter sich.
In der angenehmen Kühle des angemieteten Zimmers gönnte sich Buchanan eine Rasur. Als er damit fertig war, blickte ihn aus dem fleckigen Spiegel das glatte, schmale und hartknochige Gesicht eines Steppenreiters an, umrahmt von einem Wust rabenschwarzer Haare. Die rauchgrauen Augen waren leicht schräggestellt. Jeder, der in sie hineinblickte, bekam einen Vorgeschmack auf die Unnachgiebigkeit eines zähen Kämpfers. In die Augenwinkel hatten sich dünne Fältchen gegraben. Ein Zeichen dafür, dass dieser Mann zwischen Jugend und Alter stand. Die etwas hervorstehenden Wangenknochen bildeten eine Einheit mit dem scharfen Kinn. Der Mund unter der geraden Nase, war breit und selbst wenn er nicht lächelte, verlieh er ihm einen ironischen Ausdruck.
Als der Mann schließlich auf dem Bett mit den quietschenden, ausrangierten Federn lag und seine geschundenen Knochen ausstreckte, fiel ihm das Telegramm wieder ein. Adressiert an Ned Buchanan, Sergeant der Texas Rangers. Absender war Chief Captain Mike O’Toole. Dieser hatte nicht nur den Oberbefehl über alle Bataillone inne, sondern besaß nach dem Adjutant General des Staates Texas den zweithöchsten Rang der Polizeitruppe.
Die wenigen Zeilen der Depesche formulierten einen neuen Auftrag für Buchanan. In Rio Bravo war der Store-Besitzer Howe Chusack erschossen worden. In der Nähe von Laredo der Weidereiter Ken Duskin, ein ehemaliges Mitglied der Texas Rangers, der jedoch wegen Unregelmäßigkeiten unehrenhaft entlassen worden war. Auf den Körpern der Leichen wurde – vermutlich vom Täter – jeweils ein Silberdollar abgelegt. Dieses mysteriöse Indiz verband die beiden Morde. Buchanan sollte die Verbrechen aufklären, den oder die Schuldigen finden und dem Gesetz ausliefern. Den örtlichen Gesetzesbeamten traute der Chief Captain dies wohl nicht zu. Zumal eines der Opfer ein Ex-Texas Ranger war, wollte O’Toole die Sache in die eigene Hand nehmen. Im letzten Satz des Telegramms riet er Buchanan, bei seinen Ermittlungen inkognito vorzugehen. Auch gegenüber dem Bezirkssheriff und dem Town Marshals. Dieser Auftrag war es also, der den Sergeant nach Laredo führte.
Es dauerte nicht lange und er fiel in einen tiefen, aber nicht traumlosen Schlaf. Die Geister der Vergangenheit suchten ihn regelmäßig heim, sorgten dafür, dass sein Körper im Traum schweißgebadet zuckte.
Buchanan ist dabei gewesen, als die Texas Rangers unter der Führung von Captain L. H. McNelly die mexikanische Grenze überschritten und einen regelrechten Krieg gegen die Bandoleros führten. Das Ziel der Polizeitruppe war es, gestohlene Vieh- und Pferdeherden nach Texas zurückzubringen. Ein Jahr später drangen die Texas Rangers erneut in Mexiko ein, dieses Mal unter Major S. P. Heintzelman und Major John S. Ford. Mit nur etwas über zweihundert Männern vernichteten sie in einer blutigen Schlacht die Bande des Revolutionsgenerals Juan N. Cortinas.
Bei den überlebenden Teilnehmern dieses legendären Kampfes hatten sich tiefe Spuren eingebrannt. Auch bei Buchanan. Jede Nacht suchten ihn deshalb Albträume von dem Schlachtfeld heim. Viele sind gestorben, zu viele. Bei den Toten handelte es sich überwiegend um blutjunge Männer, wie er damals selbst einer war. Mit Stoßgebeten auf den Lippen, dass ihnen niemand eine Kugel in den Kopf jagen möge, waren sie losgeritten. Doch genau das passierte. Immer und immer wieder. Denn der Gegner griff nicht nur auf offenem Feld an, sondern verkroch sich, wartete in aller Ruhe ab und hatte nur eines im Sinn: Den amerikanischen Eindringlingen den Tod zu bringen oder ihnen zumindest schlimme Wunden zuzufügen. Körperlich und geistig. Mit Schießeisen, mit Messern und Beilen.
In diesen Jahren hatte Ned Buchanan gelernt, sich selbst zu beherrschen, kaltblütig zu sein, wo immer es angebracht war.
Der Texas Ranger stöhnte im Schlaf laut auf. Aber niemand hörte ihn in dieser Nacht in seinem Hotelzimmer in Smokey Bend.
Er war nicht nur im Fegefeuer der Hölle geschmiedet