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Drei Kerben am Lauf: Die neuen großen Western 6
Drei Kerben am Lauf: Die neuen großen Western 6
Drei Kerben am Lauf: Die neuen großen Western 6
eBook122 Seiten1 Stunde

Drei Kerben am Lauf: Die neuen großen Western 6

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Die neuen großen Western

Die neuen großen Western sind von unverwechselbarer Action und Spannung. Sie handeln von den großen Gestalten, die für Freiheit und Gerechtigkeit kämpften, von legendären Revolverhelden, die nicht bereit waren, sich dem Bösen zu beugen – und die den Outlaw vernichteten, der Dörfer und ganze Gegenden tyrannisierte. Diese Westernhelden sind hart, unbezwingbar und in den Waffenarsenalen jener Pionierzeit ganz zu Hause.

Was erst heute mit voller Schärfe entdeckt wurde: Diese charismatischen Gunmen haben die Wehrlosen und Schwachen beispielhaft beschützt!

Er war eine stolze Erscheinung, über welche die Strahlen des hellen Sonnenlichts glitten. Groß, breitschultrig, aufrecht und selbstbewußt. Selbst der schäbige Rock, der zerrissen seinen Brustkorb umschloß, verwischte nicht das Bild eines stolzen Mannes. Dieser Rock, mochte er noch so schäbig aussehen, war kein Makel oder ein Zeichen von Schlampigkeit. Ihn hatte er vier lange Jahre durch die Hölle des Bürgerkrieges getragen, wie ein Jahr als Gefangener der Blauröcke in den Quintinischen Sümpfen. Nun war er aus dem Norden zurückgekehrt, älter, härter, an Erfahrung reicher. Ein Bruderkrieg lag hinter ihm, hatte das Land verwüstet, die Menschen gedemütigt. In dieser hoffnungslosen Zeit war er gekommen, um mitzuhelfen, dieses Land wieder aufzubauen. Er würde, wie so viele Verlierer des Krieges, wieder von vorn beginnen, mit seinem Vater und seiner Mutter. Er wollte ihren Glauben stärken und ihnen beweisen, daß ein neuer Anfang möglich war. Sein Antlitz war schmal und hart geworden, doch seine Augen sprühten den Optimismus eines jungen Mannes, der die Kraft hatte, Berge zu versetzen. Dem selbst ein verlorener Krieg und die Hölle der Gefangenschaft nichts anhaben konnten, der selbst im tiefsten Dreck und Elend seinen Glauben bewahrt hatte. Mit zwanzig Jahren war er als junger, unerfahrener Bursche ausgezogen. Er war vielen Männern begegnet, die Helden waren oder Feiglinge, die dennoch ihr Leben riskierten, wenn das eigene in Gefahr war. Ein schwaches Lächeln umspielte den Mund des einsamen Mannes, der hoch auf der Kuppe eines grünen Hügels am Pecos River stand und auf die kleine Town hinunterblickte, die hinter der Flußbiegung sichtbar geworden war. Heute, fast auf den Tag, waren es fünf Jahre her, daß er von hier fortzog. Bill Graham schüttelte gedankenverloren den Kopf, während er sich auf den Rücken seines Schecken zog. Kein einziges Mal in den langen Jahren war er zu Hause gewesen. Trotzdem wußte er, daß sich in seiner Heimat viel verändert hatte. Er sah es, als er die Wichita Mountains durchquert hatte.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum23. Juli 2019
ISBN9783740952662
Drei Kerben am Lauf: Die neuen großen Western 6

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    Buchvorschau

    Drei Kerben am Lauf - Joe Juhnke

    Die neuen großen Western

    – 6 –

    Drei Kerben am Lauf

    Joe Juhnke

    Er war eine stolze Erscheinung, über welche die Strahlen des hellen Sonnenlichts glitten. Groß, breitschultrig, aufrecht und selbstbewußt. Selbst der schäbige Rock, der zerrissen seinen Brustkorb umschloß, verwischte nicht das Bild eines stolzen Mannes. Dieser Rock, mochte er noch so schäbig aussehen, war kein Makel oder ein Zeichen von Schlampigkeit. Ihn hatte er vier lange Jahre durch die Hölle des Bürgerkrieges getragen, wie ein Jahr als Gefangener der Blauröcke in den Quintinischen Sümpfen.

    Nun war er aus dem Norden zurückgekehrt, älter, härter, an Erfahrung reicher.

    Ein Bruderkrieg lag hinter ihm, hatte das Land verwüstet, die Menschen gedemütigt.

    In dieser hoffnungslosen Zeit war er gekommen, um mitzuhelfen, dieses Land wieder aufzubauen. Er würde, wie so viele Verlierer des Krieges, wieder von vorn beginnen, mit seinem Vater und seiner Mutter. Er wollte ihren Glauben stärken und ihnen beweisen, daß ein neuer Anfang möglich war.

    Sein Antlitz war schmal und hart geworden, doch seine Augen sprühten den Optimismus eines jungen Mannes, der die Kraft hatte, Berge zu versetzen. Dem selbst ein verlorener Krieg und die Hölle der Gefangenschaft nichts anhaben konnten, der selbst im tiefsten Dreck und Elend seinen Glauben bewahrt hatte.

    Mit zwanzig Jahren war er als junger, unerfahrener Bursche ausgezogen. Er war vielen Männern begegnet, die Helden waren oder Feiglinge, die dennoch ihr Leben riskierten, wenn das eigene in Gefahr war.

    Ein schwaches Lächeln umspielte den Mund des einsamen Mannes, der hoch auf der Kuppe eines grünen Hügels am Pecos River stand und auf die kleine Town hinunterblickte, die hinter der Flußbiegung sichtbar geworden war.

    Heute, fast auf den Tag, waren es fünf Jahre her, daß er von hier fortzog. Er wußte es genau, denn er hatte Geburtstag gehabt, der gleichzeitig sein Abschied für lange Zeit werden sollte…

    Bill Graham schüttelte gedankenverloren den Kopf, während er sich auf den Rücken seines Schecken zog. Kein einziges Mal in den langen Jahren war er zu Hause gewesen. Trotzdem wußte er, daß sich in seiner Heimat viel verändert hatte. Er sah es, als er die Wichita Mountains durchquert hatte. Die grünenden und blühenden Weiden waren leer. Zerfallen die Hütten. Kreuze und Gräber lagen an seinem Weg. Das Erbe eines gerade beendeten Krieges, die Wunden einer wilden Zeit.

    Bill hatte sich damit abgefunden, daß es zu Hause genauso trostlos aussah. Aber er war gesund, hatte zwei Fäuste, die arbeiten konnten, und einen unbeugsamen Willen, die Zukunft neu und besser zu gestalten.

    Die Narben, die der Krieg in seinen Körper geschlagen hatten, störten ihn ebensowenig wie die Unzen Blei, die er noch unter der Haut trug.

    Ein Souvenir des Krieges, pflegte er spottend zu sagen, wenn er darauf angesprochen wurde, Erinnerung an eine böse, nutzlose Zeit.

    »Na los, Schecke.« Bills sonore Stimme schreckte den Gaul aus seiner Ruhe, und als er ihn mit den großen Sporenrädern kitzelte, setzte er sich gemächlich in Trab.

    Nach einer Weile verschwanden Fluß und Ort hinter einer Erhebung, um schließlich wieder vor ihm aufzutauchen.

    »Der Pecos ist wenigstens der gleiche geblieben, Schecke«, meinte er im Selbstgespräch, und ein säuerliches Lächeln umspielte seinen Mund, als das Wasser unter den Hufen des Gescheckten aufspritzte, »dreckig und braun, wie die Schlammlöcher in der Hölle von Gettysburg in Pennsylvania. Könntest du hier bleiben, Schecke?«

    Er trieb das Pferd die Uferböschung hoch und zügelte es vor einem windschiefen, verwitterten Schild an einer morschen Kiefer, das ihm anzeigte, daß keine Meile entfernt McCamey lag.

    »Go on, Schecke, wir wollen uns das Nest ansehen, Jack Flenner, der Sternträger, wird große Augen machen, wenn Bill Graham zurückkehrt.«

    Während der Schecke in leichten Trab verfiel, da er anscheinend einen nahen Stall witterte, führte Bill sein Selbstgespräch fort. Er hatte sich im Krieg angewöhnt, Selbstgespräche zu führen.

    Er tat es, weil es nicht nur Bedürfnis, sondern auch Notwendigkeit geworden war, denn wenn der Tod den blutigen Acker des Schlachtfeldes umpflügte und man alleine in einem Dreckloch saß, dann schimpfte man über den lieben Gott, der all dieses Übel zuließ, auf den verdammten Bruderkrieg, der ein blutiges Handwerk geworden war. Man sprach dann mit sich selbst und verlor die Angst, weil man sich wenigstens selbst vertrauen konnte. Well, man entdeckte plötzlich, daß im Grunde jeder Feigling ein Held sein konnte.

    Bill Graham hatte es hinter sich gebracht. Vor ihm lag die Zukunft, ein neues Leben. Weshalb also an das Vergangene denken, wenn’s im »Dry Blue« den besten Whisky von Texas gab…

    *

    Seine Hände lagen lässig auf dem kurzen Sattelhorn, und seine Beine hingen fast bis zur Erde hinunter. Ein nachdenklicher Zug hatte sich in Bills Gesicht gegraben. Seine Blicke wanderten mißbilligend über die beiden Häuserfronten, die ihm noch schäbiger und noch verkommener als vor fünf Jahren erschienen.

    Ein kleiner, kläffender Straßenköter flitzte dem Schecken zwischen die Beine hindurch, bellte bösartig, als Bill nach ihm trat, und verschwand jaulend, mit eingezogener Rute in einer Seitengasse zwischen zwei Hütten.

    Bill Graham störte nicht der Dreck und Unrat, der am Wegrand lag. Es waren die neuen Gesichter, die seine Wege kreuzten, und ihm wie stark verwässerter Whisky schmeckten. Yankeevisagen, Blauröcke. Sie grinsten ihn an, als wollten sie sich über ihn lustig machen.

    Er lenkte den Schecken über die ausgewaschene Fahrbahn zum nahen Marshaloffice.

    Jack Flenners Office war, im Gegensatz zu den schäbigen Lehmhütten des Nestes, aus massiven Natursteinen gebaut. Es erschien ihm fremd, zumindest neu, denn er kannte Flenners altes Office, in dem der Gefangene ein und aus gehen konnte, wie er wollte. Dieses hier hatte massive, eisenvergitterte Fenster und eine mit Eisenblech beschlagene, solide Eingangstür.

    Diese Art Beschläge kannte er aus den verfluchten Yankeegefängnissen, die die Sieger aus der guten Überzeugung geschaffen hatten, daß ein Mann aus Texas, Alabama oder Tennessee nur schwer zu halten war. Das breite Schild über dem Eingang war alt, man hatte den Stern nur neu gestrichen.

    Ebenso alt war die knorrige Eiche, deren ausladende Äste einen breiten Schatten auf das Dach des Gebäudes warfen.

    Bill Graham glitt vor dem Treppenaufgang aus dem Sattel und legte die Zügelbänder über den Hitchrack, strich dem Schecken über das staubige Fell und stieg die wenigen Stufen der Treppe hoch.

    »Hay, Jack, du altes Saufbein, du einäugiger Uhu, steh auf und begrüße einen alten Freund!« rief Graham übermütig und stieß mit einem Fußtritt die halb angelehnte Tür auf. »Streck deine mageren Stelzen hoch und begrüße einen Freund, so wie es sich gehört! Eh…« Seine Schritte verharrten. Verblüfft blickte Graham auf den Fettwanst, der, die Fäuste auf die Schreibtischplatte gestemmt, ihn neugierig musterte.

    »Suchst du hier etwas Besonderes, Stranger?« fragte der Mann mit heller, quiekender Stimme, ehe er sich in den breiten Sessel zurückfallen ließ.

    Graham hatte die Überraschung überwunden. Er grinste. »Was ich suche? Sheriff Jack Flenner natürlich. Den Mann, auf dessem Stuhl du dich breitmachst.«

    Der Dicke hing wie ein Mehlsack im Sessel. Seine Schweinsäuglein, in fetten Polstern liegend, betrachteten noch immer den Eindringling.

    Er stieß einige Grunzlaute aus und nickte grinsend. »Du scheinst verdammt fremd in dieser Gegend zu sein, Mann«, meinte er und zog aus der geöffneten Schublade einen Stern, den er sich an die Brust heftete. »Wenn es hier einen Marschal gibt, dann bin ich das. Klar?«

    »Fremd?« Unmutig hob Bill die Brauen. »Fremd bist du in McCamey. Ich würde den letzten Knopf meines Rocks fressen, wenn du nicht aus diesem verdammten Norden kommst.«

    »Du hast es erraten, Stranger.« Der Dicke grinste und stützte die Hände auf den Schreibtisch. »Ich komme von dort, woher du anscheinend kommst. Hat es dir wenigstens in unseren Gefängnissen gefallen?«

    »Wahrscheinlich weniger, als es dir hier gefällt. Sonst hätte ich mir bei den Yankees wahrscheinlich auch solch einen Wanst angefressen.«

    Das war eine bissige Antwort, an der der Dicke eine Weile kaute, ehe er erwiderte: »Mein Name ist John Vorester. Ich bin Inspektor der Vereinigten Staaten. Während der Besetzung dieses Landes bekleidete ich den Rang eines Marshals.«

    »Was ist aus Jack Flenner geworden?« fragte Bill, zum erstenmal lag ein lauernder Unterton in seiner Stimme. »Ich nehme nicht an, daß ihr ihn in Rente geschickt habt, Feht. Eher wäre es möglich, daß ihr einen Strick um seinen Hals gespannt und ihn an der Richteiche hochgezogen habt.«

    »Sag nicht wieder Feth zu mir!« rief Vorester brassig, als Graham noch einmal den Mund öffnen wollte. »Sag Marshal zu mir. Oder Inspektor oder einfach Vorester. Aber nie

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