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Am großen Wasser: Wyatt Earp 157 – Western
Am großen Wasser: Wyatt Earp 157 – Western
Am großen Wasser: Wyatt Earp 157 – Western
eBook150 Seiten1 Stunde

Am großen Wasser: Wyatt Earp 157 – Western

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Über dieses E-Book

"Vor seinem Colt hatte selbst der Teufel Respekt!" (Mark Twain) Der Lieblingssatz des berühmten US Marshals: "Abenteuer? Ich habe sie nie gesucht. Weiß der Teufel wie es kam, dass sie immer dort waren, wohin ich ritt." Diese Romane müssen Sie als Western-Fan einfach lesen!

Siebzehn entbehrungsreiche, bittere Jahre lang hatte Jeff Carson gespart, um einmal ein eigenes Boardinghouse auf die Beine stellen zu können. Er war von Freunden und Bekannten oft wegen seines »Spleens« gehänselt worden. Wohlmeinende Leute hatten ihm abgeraten. Zu teuer war ein solches Haus, denn es mußte wenigstens zehn Zimmer haben, wenn es sich rentieren sollte. Zehn Zimmer, die eingerichtet werden mußten, wenn auch nur mit Bett und Stuhl, Nachttisch, einem Tisch und einem Kleiderschrank, mit Vorhängen und Bettzeug.


Jeff Carson hatte sich das alles ausgerechnet. Aber die Summe kam und kam nicht zusammen. Als der Zimmermann nach Dodge City kam, zählte er bereits einundfünfzig Jahre, jetzt war er acht­undsechzig. Obgleich zu jener Zeit die Menschen in diesem Alter bereits stark verbraucht und müde waren, konnte man das von dem Graukopf Carson nicht behaupten. Es war die Hoffnung auf das eigene Boardinghouse, die ihn gesund und lebensfroh hielt.


Aber am 29. Oktober 1884 fehlten ihm immer noch etwa gute vier- bis fünfhundert Dollar zu dem Kauf. Und das war damals ein ungeheures Stück Geld. Da aber der zähe Jeffrey Carson bereits zweitausendsiebenhundert Dollar zusammengekratzt hatte, mochte sich auch für den Achtundsechzigjährigen das weitere Sparen noch lohnen. Vor allem, da er vielerlei Aufträge in der Stadt hatte und mit seiner sauberen Zimmermannsarbeit gut verdiente.


Es gab kaum jemanden in der Dodger Frontstreet, der den Alten und seinen Traum vom eigenen Boardinghouse nicht gekannt hätte.


In der Nacht zum 29. Oktober kam Carson auf dem Heimweg von einer schweren Arbeit durch die Frontstreet und schlenderte am Long
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum20. Okt. 2017
ISBN9783740922962
Am großen Wasser: Wyatt Earp 157 – Western

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    Buchvorschau

    Am großen Wasser - William Mark

    Wyatt Earp – 157 – Am großen Wasser

    Wyatt Earp

    – 157–

    Am großen Wasser

    William Mark

    Siebzehn entbehrungsreiche, bittere Jahre lang hatte Jeff Carson gespart, um einmal ein eigenes Boardinghouse auf die Beine stellen zu können. Er war von Freunden und Bekannten oft wegen seines »Spleens« gehänselt worden. Wohlmeinende Leute hatten ihm abgeraten. Zu teuer war ein solches Haus, denn es mußte wenigstens zehn Zimmer haben, wenn es sich rentieren sollte. Zehn Zimmer, die eingerichtet werden mußten, wenn auch nur mit Bett und Stuhl, Nachttisch, einem Tisch und einem Kleiderschrank, mit Vorhängen und Bettzeug.

    Jeff Carson hatte sich das alles ausgerechnet. Aber die Summe kam und kam nicht zusammen. Als der Zimmermann nach Dodge City kam, zählte er bereits einundfünfzig Jahre, jetzt war er acht­undsechzig. Obgleich zu jener Zeit die Menschen in diesem Alter bereits stark verbraucht und müde waren, konnte man das von dem Graukopf Carson nicht behaupten. Es war die Hoffnung auf das eigene Boardinghouse, die ihn gesund und lebensfroh hielt.

    Aber am 29. Oktober 1884 fehlten ihm immer noch etwa gute vier- bis fünfhundert Dollar zu dem Kauf. Und das war damals ein ungeheures Stück Geld. Da aber der zähe Jeffrey Carson bereits zweitausendsiebenhundert Dollar zusammengekratzt hatte, mochte sich auch für den Achtundsechzigjährigen das weitere Sparen noch lohnen. Vor allem, da er vielerlei Aufträge in der Stadt hatte und mit seiner sauberen Zimmermannsarbeit gut verdiente.

    Es gab kaum jemanden in der Dodger Frontstreet, der den Alten und seinen Traum vom eigenen Boardinghouse nicht gekannt hätte.

    In der Nacht zum 29. Oktober kam Carson auf dem Heimweg von einer schweren Arbeit durch die Frontstreet und schlenderte am Long Branch Saloon vorbei. Die Schenken hier kannte er von innen nur durch einige Geburtstagsfeiern seiner Bekannten, die ihn eingeladen hatten. Sonst gönnte sich der Zimmermann keinen Alkohol, obwohl er ganz sicher hin und wieder gern mal ein Gläschen genommen hätte, um die allmählich müder werdenden Geister ab und zu aufzumuntern.

    Es war gegen neun Uhr. Er hatte bis vor einer Viertelstunde drüben am Anbau von Baxters Bäckerei, gleich neben dem Marshals Office gearbeitet. Mrs. Baxter gab für »Überstunden« allerdings keinen Nickel extra, man betrachtete es damals als selbstverständlich, daß die Handwerker bis in die Nacht hinein an der Arbeit blieben und zusahen, daß sie so schnell wie möglich fertig wurden.

    Als Carson den hellerleuchteten Sa­loon passierte, warf er durch das große Fenster einen Blick in den Innenraum und sah hinten an einem der grünbezogenen Tische eine Menschentraube stehen.

    Er war nur einen Augenblick stehengeblieben, und dennoch sollte ihm dieser Augenblick zum Verhängnis werden.

    »Da ist wieder etwas los«, hörte er eine näselnde Stimme hinter sich, wandte sich um und blickte in das spitze Gesicht des Fellhändlers Gerrison.

    »Doc Holliday spielt«, fügte Gerrison hinzu.

    Mehr brauchte er auch nicht zu sagen. Jeder wußte, daß die Luft in den Spielsalons zum Schneiden dick war, wenn der große Gambler aus Georgia am samtgrünen Pokertisch saß.

    »Ist er denn überhaupt in der Stadt?« meinte Carson. »Ich dachte, er wäre mit dem Marshal in St. Louis?«

    »Das war er. Aber seit gestern sind sie zurück.«

    »Stimmt ja«, fiel es dem Zimmermann plötzlich ein. Er hatte am Vormittag gehört, daß der Marshal den Frauenmörder Trigger in St. Louis gegriffen hatte.

    Gedankenvoll blickte der alte Zimmermann noch einen Moment in den Schankraum, wollte dann weiter, hörte aber den Fellhändler hinter sich sagen:

    »Kommen Sie mit auf einen Drink?«

    »Eigentlich…«

    »Nichts da. Sie sind natürlich eingeladen.«

    Carson wollte noch eine Einwendung machen, aber er wußte genau, daß man einen Drink niemandem abschlagen durfte, ohne ihn zu beleidigen. Er nickte.

    Der Fellhändler stieß die bastgeflochtenen Schwingarme der Pendeltür aneinander und bahnte sich einen Weg durch die Tische. Aber Carson blieb einen Moment geblendet im Eingang stehen.

    Von den raffiniert mit Spiegelsplittern bedeckten Säulen glitzerte ihm hundertfältiges Licht entgegen. Die vier Kerosinlampen über der Theke, die sieben Wandleuchter und die drei großen Deckenlampen erhellten den Saloon mehr als ausreichend, und die zahlreichen Spiegel und Spiegelstücke verstärkten das Licht, daß ein Mann, der aus der Dunkelheit kam, dieses grelle Licht schmerzhaft empfinden mußte.

    Gerrison stand schon an der Theke und sah sich nach dem Zimmermann um.

    Carson stand immer noch vor der Tür, direkt an der grünen schweren Portiere.

    »Kommen Sie, Jeff!« rief ihm der Fellhändler zu.

    Carson kam langsam bis zur großen Theke, nickte dem schnauzbärtigen Saloo­ner zu und zwängte sich zwischen Gerrison und einen anderen Mann, so daß er wenigstens einen Ellbogen auf die Schanktischkante bringen konnte.

    Der Salooner Chalk Beeson grinste Gerrison zu und sah den Zimmermann erstaunt an.

    »Nanu, Carson, was ist denn heute los, daß Sie meine Lasterhöhle beehren? Jubiläum?«

    »Ja«, krächzte der Fellhändler, »ich habe zum siebtenmal in diesem Jahr Ebbe in meiner Geldbörse, deshalb habe ich ihn auf einen Drink eingeladen.«

    »Und dann ausgerechnet in diesen teuren Laden!« hetzte der feiste Inhaber des Barbarshops, der neben Gerrison stand.

    »Geh doch zu Webster oder besser noch zu Morrison«, knurrte ihn der Saloo­ner an. »Für so fette Burschen ist im Long Branch Saloon ohnehin kein Platz. Wenn sieben Kerle von deiner Fasson hier nebeneinanderstünden, wäre kein Platz mehr. Sonst bringe ich mühelos fünfzehn Gäste an der Theke unter.«

    »Hört euch diesen Geldverdiener an!« kläffte der Barbier.

    Gerrison und Carson hatten inzwischen ihren Whisky bekommen. Während der Fellhändler ihn gewohnheitsmäßig wie etwas Alltägliches hinunterkippte, ließ ihn der Zimmermann genießerisch wie eine Kostbarkeit auf der Zunge zerfließen.

    Als er sich dann bei Gerrison bedankt hatte und verabschieden wollte, goß Chalk Beeson, der ihn beobachtet hatte und ein gutes Herz besaß, sein Glas noch einmal zu einem Drittel voll und meinte:

    »Und den nehmen Sie noch auf mein Wohl, Jeff. Damit das Boardinghouse wachsen und gedeihen kann.«

    Der Zimmermann dankte und nahm auch diesen Drink.

    Der Whisky wärmte ihn ordentlich auf. Höllisch kalt war es drüben bei Bakers in dem Anbau gewesen, wo anderthalb Yard tief in die Erde ausgeschachtet worden war, da man einen Raum brauchte, der im Sommer die Waren kalt hielt.

    Seitlich hinter Carson stand ein mittelgroßer Mann mit hagerem Gesicht, scharf hervortretenden Backenknochen und halb weggeschlagener Nase. Diese Nase war keineswegs eine Erinnerung an ein Gefecht, sondern das sichtbare Zeichen einer bösartigen Krankheit, die damals allerdings niemand sonderlich ernst nahm, und diese Verletzung hatte ihm den Namen Halfsniffer (Halbriecher) eingetragen, nicht eben eine angenehme und respektvolle Bezeichnung, aber auch nicht hämisch gemeint.

    Doch Lewton Cheeser, wie Halbriecher wirklich hieß, war ein Bursche, den der Teufel besser gleich bei seiner Geburt in die Hölle gerissen hätte. Denn dieser Mann darf als der schleimigste Bursche und allerschmierigste Streetslinker (Gassenschleicher) der Geschichte Dodge Citys gelten. Allerdings wußte das in jener Oktobernacht noch niemand.

    Cheeser war Tagelöhner, unverheiratet, hauste mal hier mal dort, arbeitete, wo sich gerade eine Gelegenheit ergab, und schien eben eines jener Gewächse zu sein, die am Rande einer solchen Stadt unvermeidlich waren. In Wahrheit war Halfsniffer unter dieser nur grauen Oberfläche einer der skrupellosesten und gemeinsten Verbrecher, die dieses Land je gesehen hatte.

    Er war nur mittelgroß, hager und ausgemergelt, hatte eine gelbliche Gesichtshaut und farblose helle Augen, die in tiefen Höhlen lagen. Sein schütteres Haar schien ebenso farblos zu sein und wuchs ihm hinten in das kragenlose Hemd. Sein grauer Hut war vorn und hinten derart verbogen, daß von einer Krempe kaum noch die Rede sein konnte, und außerdem war er so mit dunklen Schweißflecken besät, daß man meinen konnte, er müsse ihn von seinem Urgroßvater geerbt haben. Schmierig war auch das mißfarbene Halstuch und die viel zu weite Jacke, die um seinen eingefallenen Brustkasten schlotterte. Die graugestreifte Hose war auch nicht gerade sauber und verriet durch ihr geschundenes Aussehen, daß ihr Besitzer sie wahrscheinlich auch nachts nur selten auszog. Die Stiefel endlich, spotteten jeder Beschreibung, so daß man sich fragen mußte, wie ein Mensch mit solchen zerlatschten Tretern überhaupt noch umherlaufen konnte.

    Nur eines an dem Halbriecher war blank und schien nagelneu zu sein: der Waffengurt mit den Patronenschlaufen, dem ledernen Halfter und dem 38er Revolver.

    Allerdings fiel eine solche Gestalt im Dodge City von 1884 kaum auf. Obgleich die Stadt die ärgsten Zeiten hinter sich hatte und sich für fortschrittlich hielt, gab es noch viele ähnliche Kerle, wie sie sich selbst in Chicagos dunkelster Ecke nicht mehr hätten sehen lassen können.

    Niemals wäre der grauhaarige, fleißige, saubere und ehrbare Zimmermann Jeffrey Carson diesem Mann begegnet, mit ihm zusammengeraten, wenn er nicht die Schenke aufgesucht hätte! So jedenfalls warf es sich Carson späterhin vor. Aber wenn das Geschick es wollte, so hätte es den Zimmermann auch an jedem anderen Ort mit seinem Unstern zusammenprallen lassen.

    Über die Vorgeschichte des Banditen Lewton Cheeser war nie allzuviel herauszubekommen. Es hieß, daß er am 19. November 1853 in der Arbeitersiedlung Thibodaux, etwa fünfunddreißig Meilen westlich von der Hafenstadt New Orleans, im Staate Louisiana geboren worden sei. Sein Vater soll Hafenarbeiter gewesen sein und seine Mutter Näherin. Das Leben, das er vor seinem Auftauchen in Dodge City geführt hatte, blieb wie hinter Nebelschleiern verborgen, denn obgleich einige Leute behaupteten, Cheeser müsse sowohl in der Spielerstadt Quincy als auch in Oklahoma City gewohnt haben, ließ sich nie genaues ermitteln.

    Jedenfalls hatte ihn sein Unstern im Spätherbst 1883 nach Dodge City geführt.

    Ausgerechnet dorthin!

    Vielleicht wäre es dem Verbrecher noch viele Jahre länger gelungen, sein Schattendasein zu führen, wenn er nicht ausgerechnet in die Stadt des großen Wyatt Earp gekommen wäre.

    An diesem Abend hatte Cheeser den Long Branch Saloon schon eine Dreiviertelstunde vor Gerrison und Carson aufgesucht.

    Der Streetslinker hatte den rechten Stiefel über die Messingstange geschoben, die der Salooner eigens für seine Gäste unten vor der Theke hatte anbringen lassen, damit sie von der Gewohnheit abkamen, die großen Sternradsporen über das Bordholz seiner Thekenbordwand zu ziehen. Der Halbriecher kaute an einer Zigarette herum, die er sich aus braunem Kentucky-Papier gedreht hatte.

    Cheeser machte sich seine eigenen Gedanken über die beiden anderen Thekengäste.

    Wer war eigentlich dieser Jeff Carson, der Abend für abend mit seinem Arbeitsgerät nach Hause ging, wenn andere Leute längst das Abendbrot eingenommen und den Feierabend begonnen hatten? Was trieb ihn zu so zäher Arbeit? Der Mann mußte doch eine Menge Geld

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