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Das Höllenlied vom Wüstentrail: Die großen Western Classic 80 – Western
Das Höllenlied vom Wüstentrail: Die großen Western Classic 80 – Western
Das Höllenlied vom Wüstentrail: Die großen Western Classic 80 – Western
eBook132 Seiten1 Stunde

Das Höllenlied vom Wüstentrail: Die großen Western Classic 80 – Western

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Über dieses E-Book

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Die großen Western Classic
Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen).
Dieser Traditionstitel ist bis heute die "Heimat" erfolgreicher Westernautoren wie G.F. Barner, H.C. Nagel, U.H. Wilken, R.S. Stone und viele mehr.

Der Mann war so breit und knorrig wie eine alte Doughwoodeiche. Sein graues Haar hing weit in den Nacken herab, und sein verwittertes Gesicht mit den tief liegenden Augen schien im fahlen Licht der Petroleumlampe wie aus einem Felsblock gemeißelt. Er sog gierig die kühle Nachtluft in seine Lungen und schloss dann die Fensterflügel. Mondlicht spiegelte sich auf den stumpfen Scheiben. Bedächtig wandte er sich um und ging zu dem rohgezimmerten Tisch in der Mitte des Raumes. Er trug ein verwaschenes Baumwollhemd, eine abgewetzte Levis-Hose und ausgetretene Stiefel. Das Hemd stand über der Brust offen, und deutlich war die fingerbreite rot schimmernde Säbelnarbe zu erkennen, die sich fast über den ganzen Oberkörper hinzog, ein Andenken an den Bürgerkrieg. Am Gürtel des Mannes baumelte in einer von Hand ausgeschnittenen Halfter ein 45er Colt. Sam Lindon strich sich über den sichelförmigen Schnauzbart, dessen Enden weit bis zu den Kinnwinkeln herabhingen. Er warf einen Blick auf die Wanduhr und beobachtete nachdenklich für einige Sekunden die Bewegungen des Pendels. Das Ticken des Uhrwerks war neben den scharfen Atemzügen des Mannes das einzige Geräusch im Raum. Sam Lindon ging zur Tür und trat hinaus. Der leichte Wind, der von den schroff gezackten, zerklüfteten Gila Mountains herunterstrich, kühlte seine kantige Stirn und bewegte leicht einige graue Haarsträhnen. Sam Lindon blickte auf den Schienenstrang, der aus dem Nichts der Dunkelheit in den blassen Schein der Mondsichel eintauchte, silbern blitzte, das Mondlicht reflektierte und dann wieder in undurchdringlicher Finsternis verschwand. Wie zwei nebeneinanderlaufende Metallschlangen, die sich durch das nächtliche Land wanden. Über Sam Lindons Kopf summte ständig der Telegrafendraht, und die massigen Schatten der beiden großen Wassertanks – nur knapp dreißig Yards neben der Blockhütte – ragten drohend in den Nachthimmel, wie zwei Riesen, die jeden Moment beginnen würden, aufeinander einzuschlagen. Mit leisem Quietschen bewegte sich das Wasserrad. In einer Stunde würde der Zug kommen, wie immer. Sam Lindon würde eine Meldung in sein Buch eintragen, den Wassertank der Lokomotive auffüllen und den Lokführer nach den neuesten Nachrichten fragen. Vielleicht hatte er diesmal sogar eine Zeitung für Sam Lindon.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum22. Juni 2021
ISBN9783740981631
Das Höllenlied vom Wüstentrail: Die großen Western Classic 80 – Western

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    Buchvorschau

    Das Höllenlied vom Wüstentrail - John Gray

    Die großen Western Classic

    – 80 –

    Das Höllenlied vom Wüstentrail

    John Gray

    Der Mann war so breit und knorrig wie eine alte Doughwoodeiche. Sein graues Haar hing weit in den Nacken herab, und sein verwittertes Gesicht mit den tief liegenden Augen schien im fahlen Licht der Petroleumlampe wie aus einem Felsblock gemeißelt.

    Er sog gierig die kühle Nachtluft in seine Lungen und schloss dann die Fensterflügel.

    Mondlicht spiegelte sich auf den stumpfen Scheiben. Bedächtig wandte er sich um und ging zu dem rohgezimmerten Tisch in der Mitte des Raumes. Er trug ein verwaschenes Baumwollhemd, eine abgewetzte Levis-Hose und ausgetretene Stiefel. Das Hemd stand über der Brust offen, und deutlich war die fingerbreite rot schimmernde Säbelnarbe zu erkennen, die sich fast über den ganzen Oberkörper hinzog, ein Andenken an den Bürgerkrieg. Am Gürtel des Mannes baumelte in einer von Hand ausgeschnittenen Halfter ein 45er Colt.

    Sam Lindon strich sich über den sichelförmigen Schnauzbart, dessen Enden weit bis zu den Kinnwinkeln herabhingen. Er warf einen Blick auf die Wanduhr und beobachtete nachdenklich für einige Sekunden die Bewegungen des Pendels. Das Ticken des Uhrwerks war neben den scharfen Atemzügen des Mannes das einzige Geräusch im Raum. Sam Lindon ging zur Tür und trat hinaus.

    Der leichte Wind, der von den schroff gezackten, zerklüfteten Gila Mountains herunterstrich, kühlte seine kantige Stirn und bewegte leicht einige graue Haarsträhnen.

    Sam Lindon blickte auf den Schienenstrang, der aus dem Nichts der Dunkelheit in den blassen Schein der Mondsichel eintauchte, silbern blitzte, das Mondlicht reflektierte und dann wieder in undurchdringlicher Finsternis verschwand. Wie zwei nebeneinanderlaufende Metallschlangen, die sich durch das nächtliche Land wanden.

    Der stählerne Trail …

    Über Sam Lindons Kopf summte ständig der Telegrafendraht, und die massigen Schatten der beiden großen Wassertanks – nur knapp dreißig Yards neben der Blockhütte – ragten drohend in den Nachthimmel, wie zwei Riesen, die jeden Moment beginnen würden, aufeinander einzuschlagen. Mit leisem Quietschen bewegte sich das Wasserrad.

    In einer Stunde würde der Zug kommen, wie immer. Sam Lindon würde eine Meldung in sein Buch eintragen, den Wassertank der Lokomotive auffüllen und den Lokführer nach den neuesten Nachrichten fragen. Vielleicht hatte er diesmal sogar eine Zeitung für Sam Lindon. Es würde alles so sein wie immer.

    Sam London beschloss, zu den Wassertanks zu gehen, und setzte sich bedächtig in Bewegung.

    *

    Vance Gard maß in seinen Stiefeln über sechs Fuß. Er war hager wie ein verhungerter Wolf – und auch so gefährlich. Sein knochiges Gesicht lag stets im Schatten der breiten Hutkrempe. Um die Hüfte schlang sich ein breiter Revolvergurt, dessen Schlaufen mit mattschimmernden Patronen gespickt waren. Schwer hing der 44er Frontier Colt in dem Halfter, und sein abgewetzter Kolben bog sich wie ein zupackender Geierschnabel vom Körper des Mannes ab.

    Vance Gard blickte sich nicht nach den anderen Männern um, die abwartend hinter ihm standen. Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und drängte sein Pferd hinter die dichte Buschgruppe zurück, die seinen Partnern schon als Deckung diente.

    Das Tier schnaubte leise. Gard wandte sich erschrocken um und hielt dem Pferd mit beiden Händen das Maul zu. Pfeifend entwich der Atem den Nüstern.

    Vance Gard nickte einem riesigen Mann mit ebenholzfarbener Haut zu. Der Farbige grinste schmal. Die makellos weißen Zähne seines Gebisses schimmerten hell. Dann wandte er sich um und huschte davon.

    Vance Gard ließ sein Pferd los und bewegte sich langsam vorwärts. Wenige Yards vor ihm wuchsen die riesigen Wassertanks aus dem Boden, und ihre Konturen zeichneten sich im blassen Mondlicht scharf gegen den Nachthimmel ab. Es roch nach feuchtem Holz. Über der Strauchgruppe, hinter der die anderen mit den Pferden warteten, ballten sich Mückenschwärme zu schwirrenden und zuckenden Gebilden zusammen.

    Und da war ein Mann, der langsam durch die Dunkelheit heranstampfte. Ein Mann, so groß und breit wie ein Bär, mit eisgrauem Haar und martialischem Schnauzbart.

    Leise knirschte Kies und Schotter unter den Stiefeln des Mannes.

    Vance Gard hatte einen Wassertank erreicht und presste sich hart gegen das kühle Holz. Schweiß perlte dick auf seiner Stirn, denn die Nacht war schwül. Unruhig tasteten seine Hände über das rissige Holz. Er hörte die Schritte des anderen immer deutlicher. Er öffnete den Mund und bemühte sich darum, leise zu atmen. Sam Lindon verhielt vor dem Tank, den er jetzt erreicht hatte, und lehnte sich gegen das Holzgerüst, das aus schenkelstarken Pfählen bestand.

    »Verdammte Hitze!«, fluchte er vor sich hin und wischte sich mit einem ­fadenscheinigen Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Sam Lindon bemerkte den Schatten nicht, der kaum fünf Yards von ihm stand. Er begann, die Kette, die das Rohr hielt, zu lösen.

    Vance Gard presste grimmig die Lippen zusammen und spürte salzig die Schweißtropfen in seinem Mund.

    Jetzt, dachte er. Jetzt ist es soweit.

    Geschmeidig wie eine Schlange stieß er sich vom Gerüst des Tanks ab und huschte fast geräuschlos durch das dichte Gras. Es raschelte nur leise. Doch dann kam der Schotter, der scharfkörnige Sand, der Kies – und am ersten Tank stand der grauhaarige Mann.

    Vance Gard ließ seine Rechte zum Kolben des Revolvers sinken und bewegte sich hastig vorwärts.

    Es knirschte unter seinen Stiefeln, und in seinen Ohren hallte das Geräusch so laut wie Schüsse.

    Der Mann am Tank wandte verstört den Kopf, als die Detonation kam, die die Schienen aufriss. Ehe er begriff, was geschah, sah er die hagere Gestalt, und seine Augen weiteten sich. Vance Gard stieß sich blitzschnell vom Boden ab und federte dem Alten entgegen, der jetzt zum Colt griff.

    Der Schreck durchfuhr Sam Lindon. Doch er reagierte rasch. Er fühlte den kühlen Griff des Revolvers in seiner Hand und wollte die Waffe herausreißen, hochheben, zielen, als der Schatten schon dicht vor ihm stand und ein mörderischer Schlag sein rechtes Handgelenk traf.

    Sam Lindon stöhnte vor Schmerz und fühlte dann schon, wie man ihm den Colt aus dem Halfter riss und die Waffe zu Boden warf. Ein Fausthieb trieb ihn zurück. Er schnappte nach Luft und warf seine mächtigen Fäuste vor. Doch der andere tauchte hinweg, blitzschnell wie ein Schemen.

    Sam Lindon wollte schreien, sich wehren, sich herumwerfen und davonlaufen, doch eine eisige Faust schien nach seinem Herzen zu greifen, und seine Glieder waren mit einem Mal bleischwer. Er blickte dem herankommenden Mann nur aus weit aufgerissenen Augen entgegen. In seinen Augen stand wahnsinnige Angst. Er wollte etwas sagen, doch er bekam keinen Ton heraus. Sein Mund öffnete sich, und er schüttelte nur hastig den Kopf.

    »Nicht, nicht …«

    Strähnig hing ihm sein Haar in die schweißnasse Stirn.

    Das harte Gesicht des anderen kam näher. Vance Gard blickte mit unbarmherzigen Augen auf den Alten, und als dieser plötzlich zusammenzuckte und aufstöhnte, verhielt er im Schritt.

    Der riesige Farbige war von hinten herangehuscht und drückte Sam Lindon den Revolver hart in die Nieren.

    »Bleib still stehen, alter Mann, ganz still, sonst drücke ich ab.«

    Seine tiefe Stimme klang melodisch, aber es schwang auch etwas Bedrohliches darin mit.

    Lindon nickte hastig.

    »Ja, ja …«, presste er hervor. Vance Gard trat heran und durchsuchte ihn nach Waffen.

    »Nichts«, murmelte er. Sein stechender Blick richtete sich auf den Alten, und seine Augen glitzerten so kalt wie Eiskristalle. »Wer ist noch auf der Station?«

    Sam Lindon hörte die schneidende Stimme, und er schüttelte fast willenlos den Kopf. »Niemand. Niemand ist da. Ich bin ganz allein …«

    Vance Gard nickte befriedigt. Er ließ den Revolver in den Halfter zurückgleiten und wandte sich ab.

    »Pass gut auf ihn auf, Isa«, sagte er über die Schulter, und der Dunkelhäutige nickte.

    Vance Gard huschte auf die Station zu. Das Blockhaus lag flach und geduckt in der Dunkelheit. Aus der halbgeöffneten Tür fiel der matte Lichtschein der Petroleumlampe.

    Vance Gard warf seinen Blick durch eines der schmalen Fenster und schaute sich um.

    »Ihr könnt kommen!«

    Sein Ruf hallte weit durch die Nacht. Doch das Land war leer und einsam. Nach wenigen Meilen begann schon die Gila-Wüste.

    Männer und Pferde lösten sich aus der Strauchgruppe und kamen auf die Hütte zu, die aus fast mannsstarken Baumstämmen erbaut worden war. Die Ritzen waren mit Lehm verschmiert und mit Grassoden verstopft worden.

    Der Dunkelhäutige tauchte mit dem gefangenen Stationsmann auf. Er schob den Alten über die Schwelle ins Haus. Seine Hände zitterten. In stummer Furcht schaute er auf den Farbigen, der breitschultrig und fast zwei Yards groß, in den Lichtschein der Petroleumlampe trat und sich den speckigen Stetson vom Kopf nahm. Sein ebenholzfarbenes Gesicht glänzte vor Schweiß.

    Die anderen traten ein. Als Letzter kam Vance Gard. Er schloss die Tür und trat an den eisernen Kanonenofen, auf dessen Platte ein massiver Kessel stand. Gard hob den Deckel und schaute hinein.

    »Kaffee.« Mürrisch fügte er hinzu: »Kalt.«

    Klirrend setzte er den Deckel wieder auf den Kessel und fasste den Stationsmann hart ins Auge.

    »Wie lange dauert es noch, bis der Zug kommt?«

    »In – in einer Stunde etwa«, stammelte der Mann. Nervös krampften sich seine Hände um die Kante der gescheuerten Tischplatte.

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