Die Goldgeier von Colorado: U.H. Wilken 10 – Western
Von U.H. Wilken
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Über dieses E-Book
Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten.
U. H. Wilken ist zugleich einer der bestinformierten Autoren und kennt sich genau in der Historie des Wilden Westens aus. Was er schreibt, lässt sich hautnah belegen. Ein Meister seines Fachs, der mit Leidenschaft und Herzblut die großen Geschichten nachzeichnet, die sich in der Gründerzeit ereigneten.
Sie kamen immer nachts, wenn der Wind die Schreie der toten Seelen über die zerklüfteten Berge trug. Sie starrten immer wieder in das Tal der Goldsucher und beobachteten mit kalten Augen die ruhenden und die wachenden Männer. Und sie verschwanden immer wieder lautlos wie gespenstische Schatten. Brian Badford und die anderen Männer ahnten nicht, dass sich der Tod ihrem Tal näherte. »Los, kriech schon rein, schwarze Saatkrähe!«, fauchte Badford den Neger an. »Oder ich mach' dich lang, verdammter Nigger!« Schlotternd stand der Neger vor dem dunkel gähnenden Felsloch. Zu seinen Füßen lag das herausgeschlagene Geröll. Der Schweißgeruch der weißen Männer wehte herüber. Angst war in den Augen des Negers – Angst vor dem Reich der Dämonen. »Sam Angst haben, Mastah!«, flüsterte er. »Sam braver, guter Nigger, aber großer Feigling.« »Halt's Maul! Du kriechst jetzt ins Loch, schwarzhäutiger Halunke!« Mit hässlich grauem Gesicht stand der Negersklave in der Sonne. Noch hing der Gesteinsstaub im Tal, noch war das Echo der Sprengung zu hören. Die verwitterten Felsen könnten jeden Augenblick das Loch in der zerklüfteten steilen Talwand verschütten. Wütend kam Brian Badford heran und schlug dem Neger die Faust in den Nacken, trat ihm in die Kniekehlen und stieß ihn brutal vorwärts.
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Die Goldgeier von Colorado - U.H. Wilken
U.H. Wilken
– 10 –
Die Goldgeier von Colorado
U.H. Wilken
Sie kamen immer nachts, wenn der Wind die Schreie der toten Seelen über die zerklüfteten Berge trug. Sie starrten immer wieder in das Tal der Goldsucher und beobachteten mit kalten Augen die ruhenden und die wachenden Männer. Und sie verschwanden immer wieder lautlos wie gespenstische Schatten.
Jetzt kamen sie zum ersten Mal am helllichten Tag, und sie trugen den Mord im Herzen …
Brian Badford und die anderen Männer ahnten nicht, dass sich der Tod ihrem Tal näherte.
»Los, kriech schon rein, schwarze Saatkrähe!«, fauchte Badford den Neger an. »Oder ich mach’ dich lang, verdammter Nigger!«
Schlotternd stand der Neger vor dem dunkel gähnenden Felsloch. Zu seinen Füßen lag das herausgeschlagene Geröll. Der Schweißgeruch der weißen Männer wehte herüber. Angst war in den Augen des Negers – Angst vor dem Reich der Dämonen. »Sam Angst haben, Mastah!«, flüsterte er. »Sam braver, guter Nigger, aber großer Feigling.«
»Halt’s Maul! Du kriechst jetzt ins Loch, schwarzhäutiger Halunke!«
Mit hässlich grauem Gesicht stand der Negersklave in der Sonne. Noch hing der Gesteinsstaub im Tal, noch war das Echo der Sprengung zu hören. Die verwitterten Felsen könnten jeden Augenblick das Loch in der zerklüfteten steilen Talwand verschütten. Wütend kam Brian Badford heran und schlug dem Neger die Faust in den Nacken, trat ihm in die Kniekehlen und stieß ihn brutal vorwärts.
Zitternd kroch der Neger in das Dunkel hinein. Über ihm grollte es dumpf in den Felsmassen, als tobte in der Ferne ein Unwetter. Sand rieselte aus den Felsspalten. Kleine Steine fielen auf seinen Rücken. Die Zähne schlugen klappernd aufeinander. Angst entstellte das Gesicht. Draußen schrie Badford. Auch die anderen Männer wollten wissen, ob der Neger Goldadern im Gestein erkennen konnte. Sie bekamen keine Antwort. Sam kauerte zwischen den Felsbrocken und presste die Hände zu einem Gebet zusammen. Tränen rannen über das dunkle Gesicht …
Das Loch in der Felswand war wie ein Schlund zur Hölle. Keiner der weißen Männer wagte sich hinein, aber sie alle hatten den wehrlosen Neger dazu gezwungen. Sein Leben war ihnen nichts wert.
Wieder hörte Sam dieses dumpfe Grollen über sich.
Er schlug die Hände vors Gesicht und stöhnte.
In diesen Sekunden peitschten mörderische Schüsse durch das Tal und riefen ein röhrendes Echo wach. Blei klatschte gegen Felsen, Kugeln jaulten bösartig umher.
Draußen vor dem Felsloch zuckten die Goldsucher zusammen. Entsetzt stierte Sam hinaus. Vor ihm im grellen Sonnenschein bäumten sich die Goldsucher auf. Deutlich sah Sam, wie Blei die Gesichter zerriss, wie Kugeln die Körper schüttelten, wie es überall rot vom Blut wurde. Leblos sanken die Männer zu Boden. Zuckend fiel Brian Badford auf den heißen Boden. Die Hände krallten sich in den Gesteinsstaub hinein. Das bärtige Gesicht wurde grau wie kalte Asche und schien zu vereisen. Schwach bewegte er die Lippen und stierte in die Höhle hinein, als könnte er Sam erkennen.
Der Knall der Schüsse verhallte und verlor sich in den fernen Tälern. Totenstille trat ein. Wie Bündel lagen die Goldsucher unter der heißen Sonne.
Sam konnte nicht schreien; die Todesangst krallte die knochigen Hände um seinen Hals und würgte ihn. Der ganze Körper bebte wie im wilden Fieber.
Irgendwo am Talrand wurden Gewehre durchgeladen.
Brian Badfords Augenlider flatterten. Er öffnete die Augen und glotzte in das dunkle Loch hinein.
»Sam …«
Seine Stimme war nur mehr ein Hauch, ein Stöhnen um Hilfe.
Und Sam, der Neger, hörte ihn. Er sah, wie das Gesicht des Weißen immer grauer wurde, wie der Tod den Körper zu besiegen begann – und er wollte Badford helfen. Er hatte vergessen, wie schlimm Badford ihn geschlagen und gequält, misshandelt und erniedrigt hatte.
»Ich kommen, Mastah«, stöhnte Sam. »Ich ganz fix sein. Mastah warten, ich gleich bei ihm sein …«
Im Tal brüllten die Maultiere der Goldsucher. Hufschlag wurde laut. Pferde stampfen über die Pfannen der Goldsucher hinweg. Eisen klirrten über die Felsen.
»Sam!«, wimmerte Badford. »Hilf mir doch, Sam! Bitte, hilf mir!«
Er hatte Sam wie ein Tier behandelt. Sam war sein Sklave. Er hatte ihn ausgepeitscht und getreten, als wäre Sam weniger wert als ein Hund. Jetzt flehte er seinen Sklaven an, und Sam war viel zu gut, um die Bitte eines Sterbenden ablehnen zu können. Doch die fremden Reiter kamen schnell heran. Als Sam loskriechen wollte, tauchten sie unterhalb der Goldsuchercamps auf, trieben die keuchenden Pferde über das Lager hinweg und warfen sich aus dem Sattel.
Sam konnte nicht mehr helfen.
Lähmende Angst erstickte jeden Willen. Er war nicht imstande, sich zu bewegen.
Die Fremden hielten noch immer die Gewehre feuerbereit. Lauernd kamen sie heran. Ihre Schatten wischten über den Felsboden. Derbe Stiefel stießen gegen Gestein. Alte, verschmutzte Hüte warfen Schatten auf die schweißnassen Gesichter.
Zuckend rutschten die Hände des sterbenden Badford über den Boden. Noch immer starrte er zu Sam in die Höhle. Er bewegte die Lippen, doch er hatte schon nicht mehr die Kraft, um rufen und sprechen zu können.
Langsam gingen die Fremden von einem toten Goldsucher zum anderen.
Der Neger rührte sich nicht. Er hatte keine Waffe. Er besaß nur sein Leben.
»He, Deadlock!«, tönte die heisere Stimme eines Fremden zu Sam herein. »Da lebt noch einer!«
»Ja, Buckeye hat recht, Deadlock!«, rief ein anderer. »Da vor dem Loch liegt er!«
Sam krümmte sich zusammen. Er hob die flatternden Hände an und presste sie an das Gesicht. Die Fingernägel gruben sich in die schwarze Haut hinein.
Die Fremden kamen näher. Deutlich konnte er jetzt die zynischen Gesichter erkennen. In den Augen der Fremden war ein furchtbarer Ausdruck von grenzenloser Brutalität erkennbar geworden. Sie erreichten Brian Badford und blickten auf ihn. Einer riss Badford herum und warf ihn auf den Rücken.
Sie grinsten teuflisch.
Badford hatte die Augen halb geöffnet. Der schwere Atem floh über die blutleeren Lippen. Er wollte sprechen, doch er konnte es nicht mehr. Mehrere Gewehre waren auf ihn gerichtet. Das Metall gleißte in der Sonne. Helle Reflexe zuckten in die dunkle Höhle hinein und blendeten Sam.
»Wir wollen nur euer Gold«, sagte einer der Fremden mitleidlos. »Wir haben euch lange genug beobachtet.«
Dann schossen sie.
Brian Badford lag tot in der Sonne …
Lachen folgte den Schüssen und hallte durch das Tal. Das Echo verzerrte das Gelächter. Skrupellos durchwühlten die Fremden die Taschen der Goldsucher, rissen das Gepäck auseinander, öffneten die blechernen Wasserflaschen, fluchten und suchten.
Tote Augen stierten zu Sam hinüber. Der Wind spielte in den Haaren der Toten.
Sam sah und hörte die Fremden. Sie würden auch ihn umbringen, wenn sie ihn entdeckten. Tränen verschleierten seinen Blick.
Er war ein großer und starker Neger, doch er hatte das Gemüt eines Kindes.
Über ihm arbeiteten die Felsmassen. Wieder rieselte feiner Sand aus den Felsspalten hervor und in seinen Nacken. Er schloss die Augen und betete stumm um sein Leben.
Draußen wurden die Flüche lauter. Noch immer nicht hatten die Fremden das Gold gefunden.
Plötzlich kamen zwei Fremde heran und verharrten dicht vor dem dunklen Loch.
»Sie müssen es erst vor Kurzem herausgesprengt haben«, sagte einer. »Wir haben die Explosion gehört.«
»Da kriecht doch kein Mensch hinein, Shannon! Oder bist du lebensmüde? Hörst du, wie die Felsen knacken?«
»Aber vielleicht haben sie das Gold in dieses Loch geworfen!«, ächzte der andere. »Wir müssen es riskieren! Nimm dein Lasso. Ich werde mich festbinden. Wenn was passiert, dann ziehst du mich raus.«
Die Gier nach dem Gold war größer als die Furcht, von den Gesteinsmassen erschlagen zu werden.
Sam sah, wie der eine das Lasso vom Pferd holte und es um seinen Komplizen schlang. Dann ließ der Bandit sich nieder und kroch näher. Deutlich vernahm Sam die rasselnden Atemzüge.
Die Angst ließ ihn zurückweichen. Er schob sich noch tiefer in die Dunkelheit hinein. Vor ihm keuchte der Bandit. Jetzt hatte er den Eingang erreicht und schob sich auf allen vieren über das Geröll hinweg.
Hart stieß Sam gegen die Felswand und konnte nicht mehr weiter. Flach lag er am Boden und wagte nicht, sich zu bewegen. Er hielt den Atem an und stierte zur dunklen Gestalt, die sich vor dem hellen Ausgang abzeichnete.
»Siehst du was?«, krächzte der Bandit draußen.
»Nein, noch nicht.«
Dumpf klang die Stimme in der Felsenhöhle. Tastend griff der Bandit umher. Dabei kroch er weiter. Behutsam räumte er das Gestein beiseite. Heiseres Flüstern kam über seine Lippen. Die Worte waren nicht zu verstehen.
Sam hatte ihn dicht vor sich. Er brauchte sich nur um ein paar Yard zu bewegen, dann könnte er den Banditen berühren. Doch er blieb wie tot liegen und hielt den Atem an.
Wie die Saugnäpfe eines Untiers griffen die Hände des Banditen im Dunkeln umher und suchten. Die Fingerkuppen der rechten Hand berührten Sams Schulter ganz schwach. Sofort wich Sam lautlos um wenige Zentimeter zurück. Wieder griff der Bandit umher. Geistesgegenwärtig hob Sam einen Felsbrocken hoch und legte ihn vor sich nieder. Das Keuchen des Banditen übertönte das leise Geräusch. Dicht vor Sams Gesicht