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Wo aller Hass endet: U.H. Wilken 6 – Western
Wo aller Hass endet: U.H. Wilken 6 – Western
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eBook126 Seiten1 Stunde

Wo aller Hass endet: U.H. Wilken 6 – Western

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Über dieses E-Book

U. H. Wilken war einer der ganz großen Autoren, die den Western prägten und entscheidend zum Erfolg dieses Genres beitrugen.
Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten.
U. H. Wilken ist zugleich einer der bestinformierten Autoren und kennt sich genau in der Historie des Wilden Westens aus. Was er schreibt, lässt sich hautnah belegen. Ein Meister seines Fachs, der mit Leidenschaft und Herzblut die großen Geschichten nachzeichnet, die sich in der Gründerzeit ereigneten.

Windböen orgelten um die Häuser. Staub wirbelte die Straße hinauf. Zuckende Lichtbahnen fielen über die Gehsteige und auf die nächtliche Straße. Vor dem Saloon lehnte ein Mann mit hochgeschlagenem Kragen am Vordachpfosten und kaute auf einem Zigarillo. Gedämpft kamen die Stimmen aus dem Saloon. Plötzlich tauchte im wallenden Staub ein Reiter auf. Langsam ritt er dicht an den Häusern entlang. Der Mann vor dem Saloon warf das Zigarillo auf den Plankenweg; die Glut wirbelte zur Straße davon. Ohne Eile ging er in den Saloon, umschritt die besetzten Tische und beugte sich über einen jungen schwarzhaarigen Mann, der mit anderen pokerte. »Lance, das Halbblut kommt ...!« Der junge Davis atmete tief ein. In den Augen flackerte es auf. Er warf einen schnellen Blick in die Runde der Spieler. »Geh zur Theke, Sid«, raunte er. »Der Schweinehund darf uns nicht entkommen ...« Sid Brown lächelte eingefroren und nickte lässig. Er wandte sich ab und ging zur Theke, lehnte sich dort an und starrte in den Spiegel, in dem er den verräucherten Raum und die Tür sehen konnte. Draußen lenkte das Halbblut Shinto sein Pferd an die Haltestange, wo schon viele Sattelpferde standen und dem wirbelnden Staub ausgesetzt waren. Er glitt vom Pferd, schlang die Zügelenden um die Stange und näherte sich der Schwingtür.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum24. Jan. 2023
ISBN9783987572791
Wo aller Hass endet: U.H. Wilken 6 – Western

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    Buchvorschau

    Wo aller Hass endet - U.H. Wilken

    U.H. Wilken

    – 6 –

    Wo aller Hass endet

    U.H. Wilken

    Windböen orgelten um die Häuser. Staub wirbelte die Straße hinauf. Zuckende Lichtbahnen fielen über die Gehsteige und auf die nächtliche Straße. Vor dem Saloon lehnte ein Mann mit hochgeschlagenem Kragen am Vordachpfosten und kaute auf einem Zigarillo. Gedämpft kamen die Stimmen aus dem Saloon.

    Plötzlich tauchte im wallenden Staub ein Reiter auf. Langsam ritt er dicht an den Häusern entlang.

    Der Mann vor dem Saloon warf das Zigarillo auf den Plankenweg; die Glut wirbelte zur Straße davon. Ohne Eile ging er in den Saloon, umschritt die besetzten Tische und beugte sich über einen jungen schwarzhaarigen Mann, der mit anderen pokerte.

    »Lance, das Halbblut kommt ...!«

    Der junge Davis atmete tief ein. In den Augen flackerte es auf. Er warf einen schnellen Blick in die Runde der Spieler.

    »Geh zur Theke, Sid«, raunte er. »Der Schweinehund darf uns nicht entkommen ...«

    Sid Brown lächelte eingefroren und nickte lässig. Er wandte sich ab und ging zur Theke, lehnte sich dort an und starrte in den Spiegel, in dem er den verräucherten Raum und die Tür sehen konnte.

    Draußen lenkte das Halbblut Shinto sein Pferd an die Haltestange, wo schon viele Sattelpferde standen und dem wirbelnden Staub ausgesetzt waren. Er glitt vom Pferd, schlang die Zügelenden um die Stange und näherte sich der Schwingtür.

    Rauhes Lachen schallte ihm entgegen. Er sah die Rauchschwaden, die durch die Tür kamen und vom Wind zerfetzt wurden, und er erblickte im trüben Lichtschein der flackernden Petroleumlampen und Talglichter die verschwitzten, bärtigen und bewaffneten Männer.

    Reglos verharrte er an der Tür. Das Licht traf sein dunkles, etwas knochiges Gesicht, das ganz deutlich verriet, dass er ein Halbblut war – der Sohn eines weißen Mannes und einer Indianerin vom Stamm der Cheyenne. In seinen dunklen Augen war ein weicher Glanz; staunend blickte er in den Raum, in dem so viele Menschen waren ...

    Doch je länger er hineinblickte, umso unruhiger wurde er. Diese Stadt war ihm fremd; nur ein paarmal war er hier gewesen. Seine Welt waren die Berge und Täler, die unberührten Pfade der Wildnis. Er traute sich nicht hinein.

    Langsam wich er aus der Lichtbahn und blieb im Schatten des Vordaches stehen. Die Mähnen der Pferde flatterten im Wind, und drüben schlug eine Luke. Bleiches Mondlicht fiel sekundenlang auf die Dächer der Häuser, dann war der Himmel wieder wolkenverhangen.

    Sid Brown drückte sich von der Theke ab. Er schob den Stetson aufs blonde Haar und durchquerte den Raum. An der Schwingtür blieb er stehen und starrte hinaus.

    Shinto war weitergegangen.

    Drüben am Tisch legte Lance Davis die Karten nieder und sagte irgendetwas zu den Spielern. Sie begehrten nicht auf, als er ihren Tisch verließ.

    Brown sah ihn kommen und ging hinaus. Schon kam der Rancherssohn ins Freie. Beide blieben dicht an der Hauswand stehen.

    »Da geht er!« raunte Sid Brown. »Er sieht sich alles an wie ein Kind, das noch niemals eine Stadt gesehen hat.«

    Hass zerriss Lance Davis’ Gesicht. Er legte die Hand auf den Arm des Freundes und sagte mit spröder Stimme: »Dieser Bastard muss sterben, Sid! Sein Alter und dieses Indianerweib haben sich irgendwo in den Bergen eingenistet. Sie holen uns immer wieder Rinder weg. Der Hundesohn ist bestimmt auf eigene Faust in die Stadt gekommen. Der Alte weiß doch genau, wie gefährlich das für seinen Sohn ist ...«

    Sid Brown betrachtete forschend das schweißglänzende Gesicht des Freundes.

    »Dir geht es gar nicht um die paar Rinder, Lance. Du hasst ihn einfach, weil er anders ist.«

    »Halt deine Klappe, Sid!« fuhr Lance Davis auf. »Ich leg’ ihn um! Dann wird sein Alter endlich aus den Bergen kommen. Er muss über unser Land, wenn er zur Stadt will – und dann schieß’ ich ihn aus dem Sattel!«

    Brown deutete zum erleuchteten Marshals Office hinüber.

    »Nicht hier, Lance ...«

    Der junge Davis grinste zynisch und nickte.

    »Komm!«

    Sie verließen den Gehsteig, stapften durch den treibenden Staub und saßen auf, zogen die Pferde herum und ritten aus der Stadt. Dort, wo der letzte Hof endete, wo eine halb zerfallene Hütte stand, zügelten sie die Pferde und starrten lauernd zum Saloon zurück.

    Der Tod wartete auf Shinto!

    Ahnungslos schritt das Halbblut über den Gehsteig und kehrte schließlich um. Der junge Mann hatte auf einmal Sehnsucht nach den Bergen seines Vaters. Schnell ging er zurück und zog sich auf sein Pferd. Schon ritt er an, durch die Lichtbahn und aus der Stadt.

    Er sah nicht die beiden Reiter, die ihn vorbeiziehen ließen. Vor ihm dehnte sich das wellige Grasland aus. Er trieb das Pferd durch die Mulden und über die Bodenwellen und beugte sich weit nach vorn. Der Wind kam ihm entgegen, heulte über die Ebene und brachte Sand und Staub heran.

    Dumpfer Hufschlag folgte ihm, doch er hörte ihn nicht; zu heftig orgelte der Wind. Abgestorbene Sträucher kamen ihm entgegengesprungen. Über ihm war der dunkle Himmel ohne Sterne. Er starrte voraus, aber er konnte die Bergzüge nicht erkennen.

    Urplötzlich tauchte rechts und links von ihm ein Reiter auf. Er riss unwillkürlich am Zügel und verhielt. Sie drängten an ihn heran. Zu spät erkannte er das Unheil. Ihre Gesichter verrieten alles ...

    »Da ist ja der Bastard!« höhnte Lance Davis. »Erkennst du ihn nicht, Sid?«

    »Sicher«, grinste Sid Brown, »das ist der Hundesohn aus den Bergen. Er stinkt ganz mächtig – wie eine Ratte, sag’ ich dir.«

    »Yeah – und Ratten soll man totschlagen!« fauchte der junge Davis. »Mein Alter hat alle Indianer ausgerottet. Er ist ein halber Indianer, aber wir wollen nicht so kleinlich sein, wie?«

    Shinto kauerte im Sattel. In den dunklen Augen glühte es auf.

    Arbeit und Jagd in den einsamen Bergen hatten seine Muskeln gestählt. Er würde niemals aufgeben. Zur Waffe greifen konnte er nicht; der Colt befand sich unter der langen Felljacke.

    »Ich hab’ ihn ganz selten in der Stadt gesehen«, kläffte Lance Davis durch das Wimmern des Windes. »Er muss doch auch mal ein Mädchen haben. Nicht nur dreckige Indianerweiber, was, Sid?« Er lachte gehässig und schmutzig auf und spannte den Hahn des Colts. »Sag uns doch mal, wie das ist, Bastard! Mein Freund und ich haben genug Weiber – aber du?«

    Sie steigerten sich in den unseligen Rausch des Hasses hinein. Sie fieberten im Gefühl ihrer Macht über sein Leben. Er hatte ihnen nichts getan, doch er war ein Halbblut aus den Bergen, nicht Cowboy, nicht Trapper, Händler oder Spieler. Im Unterbewusstsein spürten sie, dass er besser war als sie, dass er die wahre Freiheit hatte. Doch nüchtern konnten sie es nicht begreifen. Er war eben anders, und alles andere mussten sie hassen.

    »Lasst mich weiterreiten«, sagte Shinto; es klang nicht nach einer Bitte. Er war stolz auf seine Herkunft.

    Lance Davis stierte ihn an, als könne er nicht begreifen.

    »Du willst weiter, Bastard? Wohin denn?«

    »In die Hölle!« lachte Sid Brown auf. »Wohin denn sonst, Lance?«

    In dieser Sekunde warf Shinto sich vom Pferd und prallte gegen Sid Brown. Der Stoß war so hart, dass Brown aus dem Sattel stürzte. Beide fielen zu Boden. Schon wollte Shinto sich auf Browns Pferd werfen, um davonzureiten – da schoss Lance Davis mit einem heiseren Aufschrei. Die Kugel durchdrang die schwere Felljacke und schlug in Shintos Körper ein. Er kippte nach hinten weg und sackte in das harte, trockene Gras. Riesengroß erschien ihm Lance Davis’ Pferd. Er sah das verwüstete Gesicht des Rancherssohnes und die grelle Stichflamme, die aus dem langen Lauf des Coltrevolvers schlug. Wieder traf es ihn. Die Kugel schien ihn am Boden festzunageln. Er erschlaffte, lag mit ausgebreiteten Armen im Gras und rührte sich nicht mehr ...

    Ohne Echo waren die Schüsse auf der stürmischen Ebene verhallt. Sand wirbelte heran und über Shinto hinweg.

    Sid Brown stand gebeugt in der weiten Senke und stierte auf das Halbblut.

    »Du hast ihn erschossen, Lance«, krächzte er ernüchtert, kniff die Augen zusammen und blickte zu Lance Davis empor. »Das wollten wir doch nicht ...«

    »Du Narr, was sagst du da?« fauchte Davis. »Natürlich wollten wir ihn umlegen, was denn sonst?« Er stieß die Hülsen aus der Trommel und lud den Colt nach. »Was ist denn los mit dir, he? Der Bastard ist tot! Nach dem schreit kein Mensch, nur dieses alte Tier in den Bergen und die dreckige Squaw. Der Flugsand wird alle Spuren verwischen. Los, steig auf, wir reiten zur Ranch.«

    Brown straffte sich. Die Worte des Freundes beruhigten ihn. Er griff zum Zügel und schwang sich in den Sattel.

    Der Hufschlag der Pferde verlor sich auf der Ebene. Tief trieben die Wolken über das Land. Klagend wieherte Shintos Pferd in den heulenden Wind hinein.

    Shintos Hände zuckten. Er öffnete die Augen, bewegte sich. Sand fiel von seinem grauen Gesicht. Zitternd wälzte er sich auf die Seite. Die Felljacke war zweimal durchlöchert. Darunter war das Blut, sickerte durch das

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